Posts Tagged ‘Fernsehen’

Olympia 1972: Buchtipp Augenzeuge in Olympia

3. September 2022

Über den technischen Aufwand zur Übertragung der Olympischen Spiele 1972 habe ich ja bereits gebloggt. Jetzt ist mir ein Weihnachtsgeschenk des ZDF aus dem Jahre 1972 in die Hände gefallen. Das Buch heißt Augenzeuge in Olympia und beinhaltet Reflexionen über ein Fernsehereignis. Für mich als Medienfuzzi höchst interessant.

Es enthält viele Fotos von Kameramännern, Besprechungen, BTS-Fotos und auch einige Sportlerbilder – und natürlich das Attentat. Das Buch zeigt deutlich, welcher technische Aufwand damals gefahren wurde. Zum einen wurde noch klassisch auf 16mm Film gedreht, der dann schnell entwickelt und kopiert wurde, bevor er gesendet werden konnte. Zum anderen gab es Live-Übertragungen der Sportveranstaltungen, die dann im Sendestudio geschnitten wurden.

Für mich auch sehr interessant, war eine Dokumentation über die Zeitplanung. Wann wurde welche Entscheidung von wem gefällt und wer damals alles mitgeschnabelt hat.
Und wir sind ja in den siebziger Jahren. Da darf die klassische Mediendiskussion nicht fehlen. Mir hat am besten ein Beitrag von Manfred Delling gefallen, der am 17. Juni 2018 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Er war Dozent für den Bereich Fernsehen an der Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, war Lektor beim Rowohlt Verlag, hatte eine Fernsehkolumne im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt und betätigte sich als Publizist. Sein Buch „Bonanza & Co.“ war 1976 eine kritische Bestandsaufnahme des Fernsehens als Unterhaltung und Politik. 1995 erschien in der Reihe „Trouvaillen“ ein Band mit über 100 ausgewählten Fernsehkritiken aus der Zeit von 1964 bis 1993: „Engagement für ein neues Medium“. Manfred Delling hat die Veränderungen des Fernsehens über alle Jahrzehnte kritisch verfolgt und immer versucht, dagegen zu halten. Und so war es auch im Buch „Augenzeuge in Olympia“, wo Delling sich mit der Live-Berichterstattung auseinandersetzte. Kritisch hinterfragte er, wie sich Fernsehen veränderte, warum es vielleicht einfacher gewesen wäre, die Spiele mit all der Zeitlupenaufnahmen und Wiederholungen auf der Mattscheibe anzuschauen anstatt im Münchner Olympiastadion. Diskussionen, die man heute in Live-Streamings genauso führen könnte. Alles in allem ein interessantes Zeitdokument zu Olympia, das ich 50 Jahre später gerne aus dem Archiv entnommen habe.

Olympia 1972: Ein technischer Mammutprojekt der Medien

15. August 2022

Die Olympischen Spiele von 1972 waren auch ein medialer Höhepunkt. Presse, Funk und Fernsehen (online gab es ja noch nicht) berichteten aus München – erst vom Sport, dann vom Terror.

Als gelernter Redakteur interessiert mich das Medienaufgebot der damaligen Zeit. Es gab ja nur öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen sowie Zeitungen und Zeitschriften.
Hauptquartier der Rundfunk- und Fernseh- Journalisten war das Deutsche Olympia- Zentrum (DOZ) mitten im Olympiapark in München. Für das Übertragen der Olvmischen Spiele standen 27 Farbfernseh-Ü-Wagen, 130 Farbfernsehkameras – die Betonung liegt auf Farbe. 80 Filmkameras, ein Post-Richtfunknetz mit über 300 Fernmeldetürmen, bewegliche Richtfunkanlagen, darunter 45 Post-Übertragungswagen und mobile Antennenmasten, die bis zu 40 Metern Höhe ausgefahren werden konnten, zur Verfügung. Das war ein wahrhaft technischer Overkill zu dieser Zeit, eine richtige Materialschlacht. Die Generation meiner Eltern schaffte sich zu diesem Zweck den ersten Farbfernseher an, es war ein Grundig mit Fernbedienung.

Es gibt leider nicht viele Dokumentationen über die Technik der Spiele. Ich habe mich mit ein paar Journalisten der damaligen Zeit unterhalten, wie denn die ihre Arbeit mit Bleistift, Schreibblock und Schreibmaschine war.

Es gab ja auch allerhand zu berichten. Das Medienereignis Olympische Spiele 1972 verschaffte der Stadt München eine perfekte Bühne, um sich als Gastgeberin zu präsentieren und der Bundesrepublik nach der NS-Zeit ein neues demokratisches Image zu verleihen. Die im Wettbewerb 1967 prämierte schwebende Zeltdachkonstruktion war letztlich auch ein gezielt gewähltes Zeichen, mit dem der Welt das Bild eines neuen Deutschland vermittelt werden sollte. Nach der Vergabe im April 1966 war die Presse im Westen zunächst durchaus verhalten, der Osten versuchte sogar mit dem Slogan „36+36=72“ die Bundesrepublik zu diskreditieren. Um das Deutschlandbild zu korrigieren, wurden weltweite PR-Kampagnen in Gang gesetzt.

12.000 Vertreter der Weltpresse wurden mit Material versorgt und über die Olympia-Baustellen geführt. Zuerst monatlich und dann 14-tägig erschiender auf sattgrünem Papier gedruckter Newsletter „Olympia-Press“, der in 126 Länder per Post verschickt wurde, und auf allen fünf Kontinenten fanden Pressekonferenzen statt. Aufwendig gestaltete Bulletins über die XX. Olympiade sowie die Imagefilme „Eine Stadt bereitet sich vor“ und „Eine Stadt lädt ein“ warben für die Offenheit, Toleranz und Internationalität Münchens.

Im Vorfeld wurde dann aber ausgerechnet das Zeltdach als eine „Zurschaustellung wirtschaftlicher Potenz“ kritisiert und „alte Klischees des Größenwahns“ heraufbeschworen, die zu innenpolitischen Unstimmigkeiten führten. Die Los Angeles Times schrieb 1972: „German Efficiency Hits its Peak in Olympic Games Installations“, und der Christian Science Monitor titelte: „An Affluent West Germany Seeks Acceptance“. Nach der Eröffnungsfeier, die etwa eine Milliarde Menschen – ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung – an ihren Fernsehgeräten verfolgte, belegte allerdings ein überragendes Echo aus Presse und Politik die nationale und internationale Anerkennung der Inszenierung Deutschlands. Der westdeutsche Sportinformationsdienst schrieb von einer „Überraschung und Entzückung“, zu der auch der Mut „zum Bau des verrückten Daches“ gehört habe, „denn man weiß ja – wir tun uns ein bißchen schwer mit der Leichtigkeit“.

Dann der Terror im Fernsehen. Der palästinensische Terroranschlag am 5. September fand vor laufenden Fernsehkameras statt, doch ein Imageverlust für die Gastgeber blieb weitgehend aus. Gleichwohl legte sich über die Wahrnehmung der heiteren Spiele und die Erinnerung an München ’72 ein langer Schatten.

Immer mehr Fernsehgeräte surfen im Netz

4. Oktober 2019

31 Prozent der deutschsprachigen Haushalte zwischen 14 und 69 Jahren haben bereits einen Fernseher an das Internet angeschlossen. Das ist das Ergebnis der CONVERGENCE MONITOR 2019, einer von Kantar durchgeführten Gemeinschaftsstudie von ARD-Werbung SALES & SERVICES, Discovery und Mediengruppe RTL Deutschland.

So war Fernsehen früher – wer erinnert sich noch?

Ich vergleich es mal mit unserem Haushalt. Bei uns ist die Glotze auch ans Netz angeschlossen, aber im Grunde nutzen wir Apple TV als Plattform für Netflix und Amazon Prime Video. Eine Anime-Streaming-Plattform wird vom Smartphone aufs Apple TV gestreamt und von dort auf die Mattscheibe übertragen.

Die CONVERGENCE MONITOR-Studie sagt aus: Internetfähige Geräte sind zu einem noch größeren Anteil in deutschen Haushalten vorhanden als im Jahr 2018. Die Gerätelandschaft wird durch die Variation an onlinefähigen Geräten diversifizierter, der Fernseher ist aber nach wie vor mit Abstand das wichtigste Gerät für Bewegtbild. Der „Big Screen“ wird dabei zunehmend nicht mehr nur für lineares Fernsehen verwendet, sondern geht online. Bei uns zu Hause gibt es kaum noch lineares Fernsehen.

Für das laufende Jahr 2019 zeigt sich, dass auch in diesem Jahr der Fernseher die Gerätelandschaft in deutschen Haushalten dominiert. 95 Prozent der Haushalte sind mit mindestens einem Fernsehgerät ausgestattet. An zweiter Stelle rangiert das Smartphone, das in 88 Prozent aller Haushalte vorhanden ist. Ferner besitzen 84 Prozent der Haushalte einen Computer, wobei ein Trend vom stationären PC zum Laptop erkennbar ist. Auch das Tablet ist auf Wachstumskurs und nun in 41 Prozent aller Haushalte vertreten.

Während der Anteil der Onliner im Jahresvergleich stabil bleibt, zeigt sich eine veränderte Verteilung der Internetnutzung auf die verschiedenen Gerätetypen: Das Smartphone ist inzwischen das beliebteste Endgerät zur Internetnutzung mit zunehmender Bedeutung und setzt sich deutlich von PC oder Laptop ab. Das TV-Gerät entwickelt sich ebenfalls zunehmend zu einem beliebten Screen für Internetnutzung. Mittlerweile verfügen laut eigener Aussage 44 Prozent der Haushalte über ein Fernsehgerät, mit dem sie ins Internet gehen können. 31 Prozent der Smart TV-Geräte sind auch tatsächlich an das Internet angeschlossen.

Dauer von TV-Geräte

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Internetnutzungsdauer wider: 14- bis 69-Jährige nutzen Smart TV-Geräte für Internetangebote im Durchschnitt fast eine halbe Stunde pro Tag. Das ist mir allerdings völlig unverständlich, denn bei 30 Minuten schaffe ich nicht mal eine klassische Netflix-Folge. Da Zweifel ich noch mit der Studie.

Aber auch mit dem Smartphone surfen die 14- bis 69-Jährigen deutlich länger als noch vor einem Jahr: 109 Minuten sind die 14- bis 69-Jährigen mit ihren Smartphones online, das entspricht einem Plus von 20 Minuten pro Tag.

Ultra HD wächst langsam

Neben der Konvergenz zwischen Fernsehen und Internet gibt es noch eine weitere maßgebliche Entwicklung im deutschen Fernsehmarkt: Die Verbreitung von Ultra HD. 21 Prozent der deutschsprachigen Haushalte verfügen inzwischen über mindestens ein solches Ultra HD fähiges Fernsehgerät. 2018 waren es erst 13 Prozent. Bei uns gibt es bereits einige Ultra HD-Schreiben, aber (noch) kein Fernseher, dafür einen Beamer.

Sack Reis: DVB-T2 kommt und mich interessiert es nicht

29. März 2017

Heute kommt das neue TV, aber nicht zu uns. DVB-T2 ist uns egal.

Heute kommt das neue TV, aber nicht zu uns. DVB-T2 ist uns egal.

Heute ist also der Tag der Tage: DVB-T wird abgeschaltet und Zug um Zug durch DVB-T2 ersetzt. Und wisst ihr was? Es ist mir egal. Während ich damals bei der Einführung des „Überall Fernsehens“ von DVB-T noch interessiert, vielleicht ein bisschen nervös war, ist es mir heute schlichtweg egal. Die neue Technik soll neben mehr Programmen auch eine bessere Bildqualität bieten.
Zwar bombardiert mich die Werbung auf allen Kanälen, aber ich muss zugeben: Lineares Fernsehen ist mir schnuppe – DVB-T2 kann gerne kommen und gehen, ich werde das Zeug nicht nutzen.

Gründe gegen DVB-T2
Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste Grund ist: Wir empfangen unsere TV-Programme über Satellit. Wir haben eine Schüssel auf dem Dach und könnten mehrere Hundert TV-Sender empfangen. Könnten – wenn ich die Sender in die Programmplatzliste einprogrammieren würde. Ich habe 70 Sendeplätze mit Sender gefüllt, dann hatte ich keine Lust mehr.
Interessant ist, welche Reihenfolge wir bei den Sender haben. Meine Eltern haben: Platz1: Das Erste/ARD, Platz 2: ZDF, Platz 3: BR, Platz 4: ARTE, Platz 5: RTL, Platz 6: SAT 1, Platz 7: Pro7 usw. Mit einer solchen Senderplatzwahl wurde ich sozialisiert. Ich habe damit gebrochen: Bei uns startet es mit: Platz 1: ARTE, Platz 2: BBC, Platz 3: CNN, Platz 4: ZDF info, Platz 5: n24, Platz 6: Das Erste/ARD, Platz 7 ZDF.

Lineares Fernsehen ist out – und damit DVB-T2
Der zweite Grund ist ein viel wichtiger. Ich komme mir jetzt ein bisschen so vor, wie diese Typen aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die missionarisch unterwegs waren mit den Worten: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Mann, oh Mann gingen mir diese Typen damals auf den Senkel. Bei jeder Party, wenn meine Kumpels und ich über TV-Serien diskutierten, kam so einer daher und sagte mit einem Vorwurf in der Stimme seinen Satz: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Ich wollte über Judy aus Colt für alle Fälle reden und er kam mit der Verblödung durch die Medien. Ich glaube, jeder kannte so einen Typen. Ich habe als Kind und Jugendlicher gerne fernsehen geschaut. TV war einstmals Kulturgut und wenn es auch nur Trash-TV war. Fernsehserien prägten uns, formten uns, nahmen Einfluss auf uns – Fernsehen verband uns.
Heute muss ich feststellen: Das Thema lineares Fernsehen hat sich bei uns in der Familie erledigt. Es gibt im Grunde nur noch drei Sachen, die ich live sehen möchte: EM wenn die Deutschen spielen, WM wenn die Deutschen spielen und die 24 Stunden von LeMans. Der Rest ist mir egal. Ich möchte heute nicht in der Haut von Programmmachern stecken, die ein Programmschema zusammenbasteln müssen. Mich interessiert der Inhalt des lineares Fernsehens nur noch bedingt. Amazon, Netflix, Apple TV, die Mediatheken und vor allem YouTube haben dem klassischen TV den Rang abgelaufen. Meine Kinder schauen kein klassisches Fernsehen mehr und wenn sie ans TV-Gerät gehen, dann nur dann, um die Playstation 3/4 oder Nintendo-Konsolen anzuschalten. TV ist tot – und heute könnte ich wie diese nervigen Typen aus den Achtzigern sagen: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Stimmt aber auch nicht, denn es wäre gelogen. Es kommt nur bedingt etwas, was mich interessiert. Und K1 hat es wunderbar ausgedrückt: „Papa, ich muss nicht dann fernseh schauen, wenn die Leute vom Fernsehen es wollen.“

K1/2 schalten die Glotze nur noch zum Spielen ein.

K1/2 schalten die Glotze nur noch zum Spielen ein.

Und in so eine Zeit fällt die Einführung von DVB-T2. Ich habe noch ein paar Antennen für Überall-TV in der Schublade gehabt. Damit hätte ich – theoretisch DVB-T unterwegs bei meinen Seminaren usw. schauen können. Hab ich aber kaum gemacht. Diese Antennen, Software und Kabel fliegen einfach jetzt in den Elektroschrott. Es interessiert mich einfach nicht mehr. Das Nutzungsverhalten unserer Familie hat sich komplett geändert.

Private Sender wollen Geld für DVB-T2
Wir zahlen die Rundfunkgebühr als Zwangsabgabe. Ich murre und habe aber grundsätzlich kein Problem, wenn ich für freien, unabhängigen Journalismus im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen eine Abgabe zahlen muss. Ich bin mit der journalistischen TV-Berichterstattung im Großen und Ganzen zufrieden, habe aber ein Problem damit, wenn ich mir gebührenfinanzierte Serien im TV anschauen soll. Darauf kann ich komplett verzichten. Informations- und Bildungsauftrag ja, Unterhaltungsauftrag nein. Ich finde die Apps der TV-Sender sehr, sehr gut. Aber das ist ein anderes Thema.

Werbung bietet mir neue Geräte an. Mir egal.

Werbung bietet mir neue Geräte an. Mir egal.

Jetzt lese ich, dass einige private TV-Sender eine Jahresgebühr für DVB-T2 haben wollen. Sagt mal, geht es euch noch gut? Privatfernsehen sollte doch werbefinanziert sein. Jetzt wollen die Herrschaften eine Art Abo für ihren Programminhalt haben. Keine Zwangsgebühr wie bei den Öffentichrechtlichen, sondern eine Art Abo – was im Grunde das Gleiche ist. Für was denn? Der Schrott, der über die Mattscheibe (nein LED-Bildschirm) flimmert, der interessiert mich nicht. Ich schaue kaum Unterschichtenfernsehen, wie diese Privatsender einstmals genannt wurden. Die Programminhalte interessieren mich nicht die Bohne. Die Versorgung über die öffentich-rechtlichen Sender reicht mir völlig aus.
Die neuen Receiver-Geräte kosten etwa 30 Euro. Rund 40 Programme kann man empfangen, davon 16 öffentlich-rechtliche kostenfrei. Die Privatsender strahlen über den Anbieter Freenet aus, der dafür 69 Euro im Jahr berechnet.
Ich kann die Argumente für DVB-T2 durchaus verstehen: Die neue Technik soll neben mehr Programmen auch eine bessere Bildqualität bieten. Alles nachvollziehbar und dennoch bleibt die Tatsache: Der Inhalt interessiert mich nicht mehr. Hier liegt doch das Problem. DVB-T2 ist mir egal. Jetzt kann ich endlich sagen. „Wir haben keinen DVB-T2, wir haben bewusst darauf verzichtet.“

Der Schöpfer des Königlich Bayerischen Amtsgerichts ist tot

21. Januar 2015

Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Georg Lohmeier ist tot und viele werden den königstreuen, bayerischen Dramatiker nicht kennen. Ich kannte im Grunde auch nur ein Werk von ihm und das habe ich als Kind genossen: Das Königlich Bayerische Amtsgericht
Es war für mich eine schöne Fernsehzeit, wenn ich es mir als Kind mit meinen Eltern vor dem Grundig-Fernseher bequem machte und diese harmlose Serie aus der guten alten Zeit verfolgte. Ich glaube, die Serie lief am Sonntag nach 18 Uhr. Es war die Zeit, als wir zu Hause fünf Fernsehprogramme empfingen: ARD, ZDF, drittes Programm, ORF 1 und 2. Bei gutem Wetter hatten wir das Schweizer Fernsehen, aber das haben eher reinbekommen. Fernsehen begann in meiner Jugend am Nachmittag, eine der ersten Sendungen des Tages war die Drehscheibe im ZDF. Gegen 0:00 Uhr kam Nationalhymne mit Deutschlandfahne, dann Testbild, dann kam der Sendeschluss mit Bildrauschen.
Für mich war es im Großen und Ganzen eine harmlose Fernsehzeit. Und dazu gehörte auch das Königlich Bayerische Amtsgericht. Als ich vom Tod von Georg Lohmeier erfuhr, kam mir der Claim der Serie sofort wieder in den Sinn. Und genau so wie ich die einführenden Worte beim Raumschiff Enterprise auswendig kenne, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich die einführenden Sätze des Königlich Bayerischen Amtsgerichts genauso konnte. „In Bayern war sie besonders gut, diese Zeit. Damals regierte seine königliche Hoheit, der Prinzregent, das Bier war noch dunkel, und die Menschen noch typisch. Die Burschen schneidig und die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisschen vornehmen und ein bisschen leger. Es war halt vieles noch in Ordnung damals. Denn für Ruhe und geordnete Verhältnisse sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das königliche Amtsgericht“. – na, wer von euch konnte diese Zeilen mit aufsagen?
Im Mittelpunkt der Serie stammt natürlich Amtsgerichtsrat August Stierhammer. Am liebsten mochte ich als Kind den Gerichtsdiener. Er war schön dämlich und ich konnte als Kind vortrefflich über ihn lachen. Als er Zeugen in den Gerichtssaal bringen musste, ging das immer nach gleichen Schema ab, ein früher Running Gag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Gerichtsdiener stand auf, rückte sich seine Schirmmütze zurecht und wiederholte die Worte des Rates: Zeuge XY, jawohl!
Die Darsteller waren allesamt erste Sahne – viele große bayerische Volksschauspieler. Vielleicht kam diese Serie in Norddeutschlandnicht gut an, bei uns in Bayern war sie ein Gassenfeger. Georg Lohmeier zeichnete die Personen wunderbar. Die Bauernschlauen Leute, die Naiven, die Aufbrausenden und die Grattler und Gantler. Der Autor hatte wunderbar dem Volk aufs Maul geschaut. Sie waren so schön skurril übertrieben, dass es als Kind ein Genuss war, sie anzuschauen.
Als die Serie in irgendeinem privaten TV-Programm wiederholt wurde, zappte ich hinein und blieb ein paar Minuten in meiner eigenen Fernsehvergangenheit hängen. Schön war es. Für heutige Sehgewohnheiten ist die Serie zu ruhig, es war ja im Grunde nichts anderes als abgefilmtes Theater ohne große Schnitte und Einstellungen. Georg Lohmeier nahm die Gerichtsserien der achtziger und neunziger Jahre vortrefflichen hinweg und packte sie in die Zeit des bayerischen Prinzregenten. So eine Art Ally McBeal des frühen 20. Jahrhunderts. Das gefiel den Leuten, und auch meine Eltern haben sich irgendwann eine Sonderausgabe mit allen Verhandlungen in einen Band gekauft.
Nun ist Georg Lohmeier im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Übrigens, bei YouTube sind einige Folgen zu sehen. Ach ja, Amazon verkauft die Folgen Königlich Bayerisches Amtsgericht für wenig Geld.

Mein TV-Auftritt zu Medienkompetenz bei doschauher.tv

20. März 2014

Schon vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit im Fernsehen aufzutreten. Es war bei Doschauher TV. Dies ist ein erfolgreicher Studentensender der Hochschule Deggendorf (THD) in Niederbayern und wer Doschauher richtig ausspricht, der versteht auch den Wortwitz. Die Sendungen sind live im hauseigenen Studio oder aber im Internet per Livestream zu sehen. Die Aufzeichnungen gibt es dann natürlich bei YouTube.

In Studio durfte ich mich den Fragen des Moderatorenteams Inka und Kevin stellen.

In Studio durfte ich mich den Fragen des Moderatorenteams Inka und Kevin stellen.

Die vortreffliche Studentin Rebecca Hoffmann hatte mich auf einem meiner Vorträge über Medienkompetenz gesehen und bat mich um einen Auftritt im Studio.  Ja, da hab ich doch gleich zugesagt und bin nach Deggendorf angereist.

Rebecca Hoffmann hat mich eingeladen.

Rebecca Hoffmann hat mich eingeladen.

Hochprofessionell wurde die ganze Sache organisiert, von der Kontaktaufnahme, über die Betreuung und die Sendeabwicklung. Ich darf ja ab und zu mit dem Thema Medienkompetenz vor der Kamera stehen, aber dieses Mal hat es mir besonders viel Spaß gemacht. Schließlich ist Doschauher TV Deutschlands einzige studentische Livesendung. Und sie hat Power. Hier die komplette Folge:

Und hier nur mein Auftritt:

Der ganze Ablauf zeigte mir, wie hoch professionell und praxisnah die Studenten ausgebildet werden. Und der Erfolg gibt der ganzen Idee von Prof. Ernst Jürgens recht. Chapeat Herr Professor – eine super Truppe haben Sie da herangezogen. Doschauher.tv ist der erste und bis dato einzige Internetfernsehsender, den eine Hochschule produziert und regelmäßig live im Internet sendet. Dabei werden alle Funktionen vor und hinter der Kamera, in Redaktion und Technik von Studenten des Studiengangs Medientechnik der Hochschule Deggendorf übernommen. Und mein Eindruck war, die Studenten hatten es im Griff, auch wenn ich mal mit Sonderwünschen daherkam.

Pano

Das Konzept der Hochschule geht voll auf. In zwei Semestern wird den Studenten anschaulich im Fach Film-Video-Design gezeigt, wie Film und Fernsehen gemacht wird. Das alles findet im vierten und fünften Semester bei doschauher.tv statt. Das Sendekonzept ist durchdacht. Zwei Moderatoren, Studio-Talkgäste und eine Live-Band. Als Band war in meiner Sendung die Flashbeat. Dazu Außenschaltungen via Google Hangout ins nahe Deggendorf – wenn das LTE Funknetz mitmacht.

Bei der Sendung mit mir steuerte ich wohl den seriösen Part bei. Die beiden Moderatoren befragten mich im Umgang mit Facebook und Co. Ich war etwas gemein, denn ich wollte prüfen, ob mich die Moderatoren Inka und Kevin in meinem Redefluss bremsen würden. Taten sie nicht, also nutze ich die Chance und redete, redete und redete. Ok, ich entschuldige mich an dieser Stelle für mein Verhalten. Aber auch Moderatorentraining gehört dazu und dem Labersack von einem Gast das Wort abzudrehen.

Das Online TV Projekt steht unter der Leitung von Prof. Ernst Jürgens, der die “Redaktionsgruppe” konzeptionell-redaktionell betreut. Die “Technikgruppe” von doschauher.tv wird von M.Eng. Dipl.-Ing.(FH) Oliver Bauer wissenschaftlich-technisch betreut. Durch das Konzept “doschauher.tv” bekommen die Medientechnikstudenten einen praktischen Eindruck und können ihr Wissen aus allen Teilbereichen ihres Studiums anwenden.

Dramaturgisch und technisch war die Truppe hervorragend vorbereitet. Ein Einheizer pushte das zumeist studentische Publikum vor der Sendung auf. Ich durfte die Show auf einem Sofa vor der Bühne beobachten und wurde dann auf die Bühne geholt. Da wirkte ich ein wenig wie ein Fremdkörper: mit meinem Outfit Fliege, Einstecktuch und Sakko sowie bunte Schuhe sah mich der klassische Student etwas misstrauisch an. Aber ich baute Vertrauen auf und fühlte mich richtig wohl.

Foto 1

Doschauher.tv ist inhaltlich eine unterhaltsame, unberechenbare und überraschende Webshow mit dem Schwerpunktthema “Medien”. Durch die Sendung führt ein, von Semester zu Semester wechselndes, Moderatoren-Paar. Sie unterhalten sich mit den Studiogästen, die aus den verschiedensten Bereichen stammen, interviewen die Liveband und kündigen die Einspieler (Kurzreportagen, humorvolle Clips, Parodien, journalistische Beiträge) an. Als Highlights waren die Woidboyz zu Gast. Diese Herrschaften entstammten der Hochschule und sind mittlerweile echte TV-Stars und sie sind wunderbar köstlich.

Verbindung zwischen QR-Code und Fernsehen

19. Juni 2013

Kochsendung mit QR-Code.

Kochsendung mit QR-Code.

Eine interessante Verbindung zwischen Online und Fernsehen praktiziert praktiziert derzeit die ARD. Eigentlich wollte ich mir den Livestream von Obama ansehen, aber der US-Präsident ließ sich noch ein wenig Zeit. Stattdessen kam ARD Buffet, eine leichte Boulevard-Sendung im Ersten. Dort gab welchen Jacqueline Amirfallh Rezepte von Pfannkuchenwraps.

Natürlich kamen wie immer der Satz: „Das Rezept dazu finden Sie bei uns im Internet!“ Aber wie sonst üblich im Fernsehen eine URL einzublenden, kam ein QR-Code auf dem Schirm. Der Code führte mich zur entsprechenden Rezeptseite.

Rezept für Pfannkuchenwraps

Rezept für Pfannkuchenwraps

Ich weiß ja nicht wie viele Leute der gewünschten Zielgruppe mit Ihrem Smartphone vor dem Fernseher sitzen, aber die Idee finde ich nicht schlecht. Vor allem zeigt sich hier, dass die Theorien des Second-Screen mittlerweile Realität geworden ist. Der First-Screen ist der Fernseher auf dem irgendetwas stattfindet, der Second-Screen ist mein Smartphone oder Tablet, mit dem ich in sozialen Netzwerken das gesehene kommentiere oder Wie in meinem Fall den QR-Code ausprobieren.

tv2

Online-Werbung hinkt hinterher

13. Juni 2013

Amazon-Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

Amazon-Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

Die klassischen Werbekanäle werden von den Konsumenten in Deutschland gegenüber Online-Werbung klar bevorzugt: So erklären beispielsweise zwei Drittel der Deutschen, dass TV-Werbung wichtiger für sie ist als Online-Anzeigen. Das ergab die aktuelle Studie „Click Here: State of Online Advertising“ von Adobe, für die jeweils etwa 1.250 Konsumenten und Marketer in Deutschland, Großbritannien und Frankreich befragt wurden. Unter den Top Drei der bevorzugten Werbekanäle tauchen Webseiten hierzulande sowie in Frankreich nicht auf, lediglich in Großbritannien landen sie laut der Studie auf dem dritten Platz. Hier das Ranking der drei Länder im Überblick:

  • Deutschland: Zeitschriften – 28 Prozent, Plakate – 23 Prozent, Schaufenster – 21 Prozent
  • Großbritannien: Zeitschriften – 39 Prozent, Fernsehen – 23 Prozent, Webseiten – 12 Prozent
  • Frankreich: Zeitschriften – 31 Prozent, Plakate – 24 Prozent, Fernsehen – 23 Prozent

Aus dieser Studie hat Amazon wohl die richtigen Schlüsse gezogen. Auf zahlreichen Bahnhöfen in Deutschland macht das größte Internet-Kaufhaus der Welt Werbung für den Kindle. Aber Amazon macht nicht Werbung im Netz, sondern hat riesige Plakate und Aufsteller im Einsatz. Ich konnte Plakate in den Hauptbahnhöfen in Frankfurt und München antreffen. Zum Teil waren die Kindle-Plakate in Sichtweite von Buchläden, was die Auseinandersetzung zwischen klassischem Buchhandel und Amazon sicherlich nicht entschärfen wird.

Riesige Aufsteller im Frankfurter Hauptbahnhof.

Riesige Aufsteller im Frankfurter Hauptbahnhof.

Trotz des digitalen Zeitalters und der Tatsache, dass laut BITKOM fast zwei Drittel der Deutschen online shoppen, empfinden 62 Prozent der Befragten Werbung im WorldWideWeb als ärgerlich, 34 Prozent als überall verteilt oder 31 Prozent als störend. Die Computerwebsite Golem beispielsweise schaltete gegen Adblocker einen Aufruf. Nur wenn Werbung ausgliefert werden kann, dann kann ein journalistischer Service erhalten bleiben.

Golem: Bitte keine Adblocker.

Golem: Bitte keine Adblocker.

Nur eine kleine Gruppe sagt, dass Online-Anzeigen überzeugend (7 Prozent), intelligent (18 Prozent) oder auffällig (22 Prozent) sind. „Kreative Agenturen haben in den vergangenen Jahrzehnten traditionelle Werbung perfektioniert. Sie ist ein großer Bestandteil unseres täglichen Lebens und wir sind alle mit Fernseh-, Zeitschriften- und Radiowerbung aufgewachsen. Es ist nicht ganz überraschend, dass Online- und Digitalkanäle nicht gleichermaßen erfolgreich sind. Sie bestehen erst seit relativ kurzer Zeit. Aber die digitale Landschaft und die damit einhergehenden Möglichkeiten für Marken ändern sich ständig. Derzeit müssen sie herausfinden, was funktioniert und was nicht. Trotzdem wird aus unserer Studie klar, dass Marken eine Menge tun müssen, um die Aufmerksamkeit des Konsumenten in der digitalen Welt zu erhalten“, kommentiert Mark Phibbs, Vice President EMEA Marketing bei Adobe.

In der Werbung haben Inhalte immer noch die größte Überzeugungskraft. Dabei spielt der Kanal keine Rolle. Marken sollten beachten, was Konsumenten ansprechend finden:

  • 73 Prozent der Deutschen sagen, dass Anzeigen eine einzigartige Geschichte erzählen sollen, statt nur das Produkt zu verkaufen, ebenso beliebt ist nur noch ein schönes Werbemotiv.
  • Humor spielt ebenso eine große Rolle: für 82 Prozent sind lustige Anzeigen effektiver als „sexy“ Motive.
  • 47 Prozent meinen, dass professionell gestaltete Werbung am effektivsten ist.
  • 20 Prozent sehen durch Nutzer erzeugte Inhalte als effektivstes Werbetool.

Klassische Plakatwerbung von Amazon in der S-Bahn.

Klassische Plakatwerbung von Amazon in der S-Bahn. 

Digital denken

Obwohl Konsumenten anscheinend immer noch nicht an Soziale Medien als Werbekanal gewöhnt sind, zeigt die Studie von Adobe weitere Möglichkeiten für Marken, um Konsumenten über diese Kanäle einzubinden:

  • Von 49 Prozent der Teilnehmer aus Deutschland, die bereits Social Media genutzt haben, deutet ein Drittel an, dass sie schon etwas im Namen einer Marke mit „Gefällt mir“ markiert haben.
  • 45 Prozent „liken“ Marken, deren Produkte sie regelmäßig kaufen.
  • Die wichtigsten Gründe, warum Menschen Marken oder Produkte „liken“, ist die Information über ihre Vorlieben und Interessen (60 Prozent), das Verfassen eines positiven Testberichts (33  Prozent) sowie die Empfehlung der Produkte für Freunde (33 Prozent).
  • Marken sollten aber bedenken, dass 40 Prozent der Nutzer einen „Gefällt mir nicht“-Button möchten.

Und der Buchhandel wird wieder sauer sein.

Und der Buchhandel wird wieder sauer sein.

Persönliche Ansprache

In Bezug auf Konsumerisierung haben deutsche Anwender eine neutrale (46 Prozent) oder positive (44 Prozent) Haltung zu Webseiten, die eine Kaufhistorie nutzen, um personalisierte Produkt- und Service-Empfehlungen zu geben. Besonders gut machen dies vor allem Online-Marken wie Amazon, Google oder Zalando. Es gibt jedoch eine schmale Grenze bei der Konsumerisierung: Die Studie belegt, dass Nutzer weiterhin über die Menge an Daten besorgt sind, die über ihr Online-Verhalten gesammelt wird. 64 Prozent sagen, dass sie bei gezielter Werbung, die auf diese Informationen zurückzuführen ist, ein gruseliges Gefühl haben.

 

Der Siegeszug von Blu-ray

28. Februar 2010
Kein Tag vergeht, an dem mich Amazon nicht auf die Neuerscheinung von Blu-rays hinweist. Und dank der Sony Playstation 3 verfüge ich über einen geeigneten Player, um die Disks der neuen Generation abzuspielen. Ton und Bild in Bestform.
Aber ich bin mir auch sicher, die Blu-ray wird das letzte optische Speichermedium sein, das ich mir gekauft habe. Künftig werden die Filme rein digital vertrieben. Die Strukturen dazu entstehen gerade und etablieren sich.
Leider hat sich meine Lieblingsfirma Apple noch nicht durchringen können, auf Blu-ray zu setzen. Ich habe zwar einen LG Brenner für Kundenprojekte, aber einen Player am Mac gibt es ich nicht und das ist schade. Steve Jobs will wohl seinen iTunes Store mit Filmen etablieren, doch ich will eine Blu-ray auch mal unterwegs im Zug schauen und nicht vorher laden.
Ich greife derzeit gerne zu den blauen Scheiben. Blu rays werden billiger. Die Zahl der verkauften Blu-ray Discs hat sich 2009 im Vergleich zum Vorjahr fast vervierfacht. Dazu wurden vier Mal so viele Blu-ray Player verkauft wie im Jahr zuvor. Das sagt auch Thilo Röhrig, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland. Bei Preisen von 100 Euro pro Player ist dies kein Wunder. Und wenn man sich herkömmliche DVDs am Blu-ray-Player ansieht, wird man auch hier eine Qualitätsverbesserung feststellen.
Leider gibt es nicht alle Filme auf Blu-ray. So hätte ich gerne Barry Lyndon auf dem neuen Medium und zahlreiche Horrorfilme der siebziger Jahre fehlen mir auch noch. Trash-Filme brauchen wohl noch eine Zeit, bis sie auf Blu-ray erscheinen. Dennoch versuche ich, neue Filme ausschließlich auf Blu-ray zu kaufen.
Jetzt muss ich nur noch Fernsehtechnisch nachrüsten. Derzeit hängt die PS3 an einem HD-fähigen Monitor, nachdem wir kein TV-Gerät mehr zu Hause haben. Der Mac streamt über Elgato das Fernsehbild ins Wohnzimmer. Aber die 42-Zoll-Fernseher sind schon verlockend. Allein dieses Jahr sollen in Deutschland 8,2 Millionen Flach-TVs verkauft werden. „Wer deren Potenzial ausschöpfen will, braucht Blu-ray“, sagt Thilo Röhrig und er hat recht. Darüber hinaus wird die HDTV-Übertragung das Interesse an hochauflösenden Bildern und damit auch an Blu-ray fördern. Blöd ist nur, dass mich nichts interessiert, was im Fernsehen läuft.

Neue Rahmenbedingungen für Printverlage

22. Januar 2010
Kollegen und ich haben uns ein paar Gedanken gemacht, in welcher Situation sich Printverlage befinden. Diese Gedanken sind eine Sammlung von verschiedenen Thesen und Folgerungen, die ich gerne zur Diskussion stellen würde.
Die wichtigste Rahmenbedingung ist natürlich die derzeitige Weltwirtschaftskrise zu nennen. Es kommt einfach weniger Geld hinein. Die Verkäufe, die Abos und die Anzeigeneinnahmen sinken. Die nächsten Schritte sind klar. Die Verantwortlichen in der Medienindustrie schrauben auch dann an den Personal-, Druck- und Marketingkosten.
Der zweite große Herausforderung ist sicher die Globalisierung. Wir haben es mit einer Konzentration von Budgets bei gleichzeitiger Vergrößerung von Märkten zu tun. Die Kunden müssen nicht mehr die Printanzeige in einer lokalen Printpublikation schalten. Sie haben Alternativen im internationalen Printbereich und natürlich im Internet. Hohe deutsche Anzeigenpreise müssen mit niedrigen ausländischen konkurrieren. Es kommen neue Anbieter im Spiel, die um die knappen Marketingbudgets kämpfen. Marketingentscheider haben wesentlich mehr Möglichkeiten ihr Geld auszugeben.
Ihr klares Ziel ist es, Leads zu generieren, statt klassische Markenarbeit in Form von Branding zu leisten. Verkäufe und Umsätze sind die Währung. Google spielt in diesem Spiel groß mit und kassiert. Google bündelt durch seine Angebote die Verkaufskontakte. Das System von AdWords ist genial. Das gilt mehr denn je, kleiner die Nischen für die Verlage sind.
Verlage greifen in den Kampf um Marktanteile direkt ein und kaufen in Krisenzeiten zu oder werden gekauft. Die großen kaufen die Kleinen. Eine Verlagskonzentration ist die Folge. Die konkrete Folgen für die Verlage sind: neue stärkere Konkurrenten und internationale Konkurrenz. Nationale Verlage haben mit geringerem Marketingbudgets in der Heimat zu kämpfen. Gleichzeitig beginnen die Rabattschlachten mit den Anzeigenkunden. Sie wollen mehr fürs Geld, mehr Service und es werden neue Angebotsformen gewünscht.
Neben den Folgen für die Verlage gibt es natürlich auch Folgen für die Leser. Der Leser steht einer enormen Informationsüberflutung gegenüber. Der Leser steht unter den Zwang der Entscheidung. Seine Finanzen und noch viel wichtiger, das zur Verfügung stehende Zeitbudget sind begrenzt. Die Verlage müssen künftig noch mehr darauf achten, dass ihre Publikationen im Lesestapel beim Leser ganz oben liegen. Der Leser stellt sich immer die Frage: Lohnt es sich diese Zeitschrift zu lesen?
Die Zapping-Kultur des Fernsehens überträgt sich auf das Lesen. Wir haben heute neue Gewohnheiten, eine neue Lesekultur. Fachleute sprechen hier von einem szenischen Lesen. Texte müssen modular aufgebaut werden, damit ein Einstieg an verschiedenen Stellen möglich ist. Mancher Leser hat schließlich Schwierigkeiten lange Texte zu lesen. Gekauft wird eine Zeitschrift nur deren Nutzen.
Klare Folgen für ein Printprodukt. Es braucht ein klares Alleinstellungsmerkmal, einen USP. Ist kein USP vorhanden, dann hat die Marke keine Überlebenschancen.
Durch das Internet geht der Trend zur Kostenloskultur mithin. Informationen gelten als kostenlos. Für nur Informationen sind immer weniger Leser bereit zu bezahlen, außer die Informationen sind hochexklusiv.
Die Folge ist der Trend zu User generted Content. Dieser ist kostenlos und scheinbar objektiv. Dies hat natürlich auch Folgen für die Journalisten. Journalisten der nahen Zukunft werden Organisatoren und Moderatoren vom Content. Sie werden Wissenshersteller. Die Aufgabe der Zukunft ist es, Inhalte zu konzentrieren. Das reine Schreiben von Artikeln wird weniger, obwohl es Edelfedern immer geben wird.
Diese Gedanken haben auch Folgen für das Management in Verlagen. Wir müssen uns einerseits mit einem verschärften Konkurrenzkampf abfinden. Andererseits werden höhere Leistungsanforderungen an Mitarbeiter gestellt. Klar ist auch, dass die Umsätze zurückgehen werden. Für den gleichen oder für weniger Erfolg als bisher, muss mehr aufgewendet werden. Die Folge sind in der Regel weniger Erfolgserlebnisse. Interne Verteilungskämpfe in Verlage und der Veränderungsdruck von oben und von unten werden ebenfalls zunehmen. Die Verlage holen jetzt die Erfahrungen der Industrie nach. Einem Automobilzulieferer geht es ähnlich wie einen Verlag für Cooperate Publishing. Direkte Abhängigkeit von Kunden werden eine große Rolle spielen. Damit wächst die Unzufriedenheit in den Verlagen.
Viele Redaktionen müssen ihre internen Prozesse ändern, ihren Workflow den neuen Gegebenheiten anpassen. Es kommt zu einer neuen Standardisierung von Prozessen. Verfahren und neue Methoden der Redaktionsarbeit müssen etabliert werden. Am  Ende der Planung steht natürlich die Operationalisierung.