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Mein Vortrtag über Nosferatu – Kino ist mehr als Filme abspielen

8. März 2022

In zweifacher Hinsicht war ich etwas angespannt als ich einen Einführungsvortrag zum Meisterwerk Nosferatu – eine Symphonie des Grauens als Matinee halten durfte. Zum einen bin ich es als Dozent und Rampensau zwar gewöhnt vor Publikum zu sprechen, aber dies war das erste Mal in meinem Lieblingskino dem Scala Fürstenfeldbruck. Zum anderen spreche ich über ein 100jähriges Meisterwerk der Filmkunst, wie es kein zweites gibt.

Im Großen und Ganzen verlief mein Vortrag zu meiner Zufriedenheit, ein paar kleine Zahlendreher waren aufgrund der Nervosität dennoch enthalten, die man mir verzeihen möge. Das Publikum und der Veranstalter waren sehr zufrieden und jetzt geht es daran, weitere Filme dort vorzustellen, wohin sie gehören: Ins Kino – denn auch Kino muss sich nach Corona verändern. Ich habe euch meinen Vortrag als Video angefügt.

Bei der Bewerbung des Vortrags testeten wir verschiedene Wege aus: Klassisch analog und digital. Markus Schmölz, der engagierte Geschäftsführer des Scala-Kino nahm die Matinee in die Plakatvorschau des Kinos auf und hängte sie im Kino und an verschiedenen Plätzen in de Umgebung auf. Er nahm ein paar Euro in die Hand und schaltete Instagram-Werbung, setzte den Vortrag auf die Website des Kinos und postete die Matinee in soziale Netzwerke. Ich nahm den 100. Geburtstag von Nosferatu zum Anlass und bloggte über den Film, berichtete viral in verschiedenen Facebook-Gruppen und verschickte einen Newsletter, der einmal wöchentlich erscheint.

In der Kombination waren unsere Bemühungen ein schöner Erfolg. Das Publikum kam und der Saal 5 des Scala-Kinos füllte sich. Uns wurde klar: Es gibt ein Publikum abseits vom Mainstream-Kino, das wir erreichen können. Und ich hab selbst viel gelernt über Kinotechnik, nachdem ich aus einer Zeit stamme, als es noch klassische Filmprojektoren im Kino gab und nicht Hochleistungsbeamer, die via Computer gesteuert wurden.
Wenn das Kino zustimmt, dann mache ich gerne weiter. Im Moment arbeite ich an einer Verfeinerung des Formats. Ideen hab ich so einige, denn für mich ist es wichtig, dass Kino weiterlebt, sich verändert und ein Ort der Community wird. Vielleicht irgendwann eine Convention, vielleicht eine Ausstellung – da geht noch mehr. Der Anfang ist gemacht, jetzt gehen wir (hoffentlich) den nächsten Schritt.

James Bond 007 – noch immer ein gutes Geschäft – auch bei Sky

20. November 2015

Spectre heißt der neue Bond und bis Star Wars in die Kinos kommt, wird James Bond 007 das fette Geschäft sein. Kaum ein Film ist so mit Product Placement vollgestopft wie die 007-Filme, die ich persönlich sehr gerne habe. Und bevor die Fragerei beginnt: Sean Connery war der beste Bond und Daniel Craig ist einfach nur ein Bauer (jetzt ist es raus).
Aber nicht nur Spectre lässt die Fans ins Kino strömen. Auch im Bezahlfernsehen lockt Bond die Zuschauer vor die Bildschirme und dies obwohl die Figur von Ian Fleming schon mehrmals über die Mattscheibe oder TFT flimmerten. Bestes Beispiel ist der Bezahlsender Sky Deutschland. Bereits seit einem Monat schreibt Sky mit dem Pop-up-Channel Sky 007 HD seine eigene Erfolgsgeschichte: Seit dem Start am 5. Oktober erreichte die Sonderprogrammierung eine Kontaktsumme von 11,67 Millionen Kontakten. Pro Sendetag wurde Sky 007 HD von rund 500.000 verschiedenen Zuschauern eingeschaltet. Insgesamt 2,65 Millionen unterschiedliche Zuschauer (Z3+) sahen die Bond-Filme, davon 2,25 Millionen Zuschauer bzw. 85 Prozent in der für die Werbewirtschaft relevanten Zielgruppe der 14-59-jährigen.
In der Zeit vom 5. Oktober bis zum 6. Dezember ist der Sky Sender Sky Hits der Pop-up-Channel Sky 007 HD. Sky präsentiert während dieser Zeit rund um die Uhr nonstop 23 Filme des Kult-Franchise. Gesehen wurden die bisherigen Bond-Filme zu 96 Prozent live linear zu Hause, zu zwei Prozent „Playback“ und weitere zwei Prozent nonlinear via Sky Go.

23 Bond Filme lassen sich bei Sky Deutschland anschauen.

23 Bond Filme lassen sich bei Sky Deutschland anschauen.

Liebesgrüße aus Moskau
Der reichweitenstärkste Film bislang war „Liebesgrüße aus Moskau“ mit insgesamt 810.000 Kontakten. Liebesgrüße ist einer meiner Lieblingsbonds, weil er die Atmosphäre des Kalten Krieges wunderbar einfängt. Dann folgt bei Sky „Moonraker – streng geheim“ (740.000 Kontakte) sowie „Der Morgen stirbt nie“ (670.000 Kontakte). Täglich wurde in der Primetime-Ausstrahlung um 20:15 Uhr in chronologischer Reihenfolge einer der 23 Bond-Filme gezeigt.
Marcus Ammon, Senior Vice President Fiction Sky Deutschland AG, zieht nach einem Monat Sendezeit des Pop-up-Channels ein positives Zwischenfazit: „Sky 007 HD ist ein Riesenerfolg und wird sicher die beliebteste Sonderprogrammierung in der Sendergeschichte werden. Beachtlich ist der hohe lineare Anteil mit 96 Prozent, was beweist, dass sich die Bond Fans die Filme bevorzugt daheim in bestmöglicher Qualität auf den großen Bildschirmen ansehen.“

007 James Bond ist noch imer eine starke Marke.

007 James Bond ist noch imer eine starke Marke.

Ein großer Vermarktungserfolg
Die Werbewirtschaft hat das aufmerksamkeitsstarke Umfeld auf Sky stark nachgefragt und die vielfältigen Möglichkeiten der Sonderprogrammierung genutzt, um ihre Marke und Werbebotschaften rund um den Superagenten zu inszenieren. Im November und bis zum Ende der Sonderprogrammierung am 6. Dezember sind die klassischen Werbeumfelder ausgebucht. Land Rover ist Sponsoring-Partner von Sky 007 HD und verlängert seine werbliche Kommunikation zum Kinostart von „Spectre“ auf die Sky Multiscreen-Plattformen. Land Rover nutzt das themenbezogene Werbeumfeld für eine umfangreiche Inszenierung des „Range Rover Sport“.
Martin Michel, Geschäftsführer Sky Media: „James Bond Fans freuen sich auf ‚Spectre‘ und haben sich die Wartezeit mit den Bond-Klassikern verkürzt. Das zeigen die starken Quoten des Pop-up-Channels. Gleichzeitig haben wir für unsere Werbekunden ein einzigartiges Umfeld für eine aufmerksamkeitsstarke Markeninszenierung geschaffen, das es so nur auf Sky gibt.“

Nach Einsatz von Ad Blocking brechen Werbe-Einnehmen weg

25. August 2015

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Ich arbeite an mehreren Rechnern parallel, weil ich über die Cloud auf meine Arbeitsdateien zugreifen kann. Und auf einem Rechner habe ich einen Ad Blocker installiert, weil es meiner Meinung nach so manche Websites übertrieben haben. Der redaktionelle Content geht unter vor lauter Popup-Banner und Werbeanzeigen. Ich bin kein kostenlos-Junkie, aber manches Mal ist es zuviel.
So wie ich auf einem Rechner denken wohl viele Internet-Surfer. Konsequenz: Werbegelder gehen flöten und Content-Lieferanten haben Schwierigkeiten.
Bei einer Recherche für einen Artikel bin ich auf die weltweite Untersuchung „The Cost of Ad Blocking“ von Adobe und PageFair gestoßen. Hier wird berichtet, dass im laufenden Jahr 2015 rund, 21,8 Milliarden US-Dollar an Werbeeinnahmen verloren gehen. Für das nächste Jahr malt die Studie ein noch düstereres Bild: So sollen die durch den Einsatz von Ad Blockern weltweit generierten Verluste an Werbeeinnahmen auf 41,4 Milliarden US-Dollar steigen. Die Prognose für 2016 wird unter anderem auf die Zunahme von Mobile Ad Blocking zurückgeführt: Aktuell liegt der Anteil von Ad Block Traffic mobiler Geräte bei nur 1,6 Prozent. Das neue iOS 9 von Apple mit integrierten Ad Blocking-Funktionen, das im Herbst veröffentlicht wird, könnte sich laut der Studie als Game Changer im Bereich Mobile Ad Blocking erweisen. Für die Untersuchung haben Adobe und PageFair drei Jahre lang über eine Milliarde monatlich geblockte Werbe-Anzeigen auf über 3.000 Kundenwebseiten untersucht.
Weitere zentrale Ergebnisse der Untersuchung von Adobe und PageFair.

  • Weltweit steigt die Zahl der Ad Blocking-Nutzer innerhalb eines Jahres von Q2 2014 bis Q2 2015 um 41 Prozent auf 198 Millionen Monthly Active Users (MAUs)
  • In Europa wächst die Zahl der Monthly Active Users von Ad Blocking um 35 Prozent auf 77 Millionen Nutzer
  • Deutschland verzeichnet im Jahresverlauf einen Anstieg von 17 Prozent der Ad Blocking-Nutzer auf 18 Millionen Monthly Active Users. Zum Vergleich: US 47 Millionen MAUs (+ 49 Prozent); UK 12 Millionen MAUs (+ 82 Prozent)
  • Weltweiter Anstieg von Ad Blocking je Browser innerhalb eines Jahres: Chrome 126 Millionen Monthly Active Users (+ 51 Prozent), Firefox 48 Millionen (+ 17 Prozent) und Safari 9 Millionen MAUs (+ 71 Prozent)

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Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der Bundesverband Digitale Wirtschaft. Er hat erstmals eine zentrale Adblocker-Rate erhoben. Das Ergebnis: Auf durchschnittlich 21,49 Prozent der Page-Impressions wird Online-Werbung geblockt. Für den Bundesverband Digitale Wirtschaft steht fest: „Hier entsteht also ein erheblicher Schaden für die Digitale Wirtschaft, der in letzter Konsequenz das konsensuale Ziel eines freien Internets für alle gefährdet. Offensichtlich fehlt bei weiten Teilen der Nutzerschaft immer noch das Bewusstsein für die Bedeutung von Werbung für die Refinanzierung kostenfreier Angebote im Internet.“ Damit holt der Bundesverband Digitale Wirtschaft gleich wieder die Keule raus und sieht das Problem beim Konsumenten. Vielleicht sollten die Mitgliedsfirmen auch vor der eigenen Haustüre kehren, denn bei so manchen Websites ist der Werbemüll zu viel.

Die Konsequenz wird sein, dass Werbung weiter mit Redaktion vermischt wird und für den User noch schwerer zu unterscheiden ist. Es zeigt sich auch, dass das Empfehlungsmarketing im Netz noch wichtiger wird. Ich werde es mit meinen Kunden diskutieren, ob es sich lohnt klassische Anzeigen online zu schalten und ich bin auf die Ergebnisse gespannt.

Buchtipp: Mad Men und die Mid-Century Ads von Jim Heimann, Steven Heller

26. Juli 2015

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Die Serie Mad Men wurde mit zahlreichen Fernsehpreisen überhäuft. Obwohl ich nie Werber werden wollte, fasziniert mich die Atmosphäre dieser Serie und der dazugehörigen Branche. Ich habe die Serie um den fiktiven Werbetexter Don Draper genossen und bisher alle Teile auf DVD verschlungen. Mad Men bedeutet ja eigentlich Men of Madison Avenue, dem Zentrum der US-Werbeindustrie. Wie später die Meister des Universums an der Wallstreet waren hier Meister der Beeinflussung am Werk.
Die Serie war so detailreich und machte durch diese Details einfach Spaß. Wer sich die Zeit nimmt, wird feststellen, wie liebevoll an die ganze Sache herangegangen wurde. Es stimmt einfach alles: Musik, Tapeten, Autos, Einrichtung sogar die Frisuren und die Klamotten. Das Setdesign hat ganze Arbeit geleistet. In der Serie selbst geht es ums Geld verdienen, Frauen vernaschen, Fremdgehen, Alkohol trinken und Zigaretten rauchen. Die Serie zieht sich durch die spannende Zeit der sechziger Jahre und ist eine prima TV-Unterhaltung. Sie zeigt eine Zeitenwende – wie aus den konservativen 50ern die progressiven 60er wurden. Es ist schön, wie historische Momente mit der Fiction der Erzählstory verwoben werden, seien es die Mondlandung, die Ermordung von Dr. Martin Luther King, die Beatles oder die Beatniks in Greenich Village.


Beim Betrachten der Serie kam bei mir mehr und mehr das Interesse an der Werbung dieser Zeit auf. Schließlich nehmen Werbekampagnen und der Kampf um Werbeetats einen großen Raum in Mad Men ein und der Zuschauer wird an die Werbephilosophie der Zeit durch den Hauptprotagonisten Don Draper herangeführt. Wie tickt eigentlich so ein Werber? Und was macht eigentlich eine gute Werbung aus? Wie sah das Storytelling aus? Ich stellte mir immer die Frage: Wie war eigentlich die Werbung in dieser Zeit? Ich selbst bin durch die Werbung der siebziger und achtziger Jahre sozialisiert worden, durch Bärenmarke, Kinderschokolade, Klementine und Palomliv. Ich kenne Herrn Kaiser, den Käfer, vielleicht noch ein wenig das HB-Männchen und den Malboro-Mann. Gerade eben hat die Allianz die Werbespots meiner Jugend online gestellt – großartig. Doch wie funktionierte Werbung in den fünfziger und sechziger Jahren?


Von Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan stammt der Ausspruch „Werbung ist die Höhenmalerei des 20. Jahrhunderts.“ McLuhans Werk gilt als ein Grundstein der Medientheorie.
Ich entdeckte bei meiner Recherche den zweibändigen Bildband Mid-Century Ads von Jim Heimann und Steven Heller aus dem Taschen Verlag. Dieses zweibändige Werk versammelt Bestleistungen amerikanischer Printwerbung in der Epoche, als Markenfirmen und Agenturen bei ihren Kampagnen noch auf die eine „Big Idea“ setzten. In den goldenen Tagen der Konsumbegeisterung waren die Magazine voll mit cleveren Anzeigen, die von Hüfthaltern bis zu Waffen so ziemlich alles verkauften. Am meisten liebte ich die Autowerbung. Als Ausdruck von ungebremstem Optimismus zeichnen sie ein faszinierendes Bild jenes bunten Kapitalismus, der die Atmosphäre der 50er und 60er Jahre prägte, als die Beschäftigung mit dem Kalten Krieg durch die sorglose Mad Men-Ära mit ihrer Alkohol- und Zigarettenkultur abgelöst wurde. Das Buch enthält ein breites Spektrum der wichtigsten Werbekampagnen beider Dekaden, ausgewählt aus Tausenden von Bildern. Für diese Publikation Mid-Century Ads wurden die Motive digital überarbeitet, damit sie wieder so frisch und munter aussehen wie an dem Tag, als sie am Kiosk auslagen.

Straßenwerbung: Gulli-Deckel als Werbeträger

14. Februar 2015

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Mein Freund Ludger Freese, erfolgreicher Metzger-Blogger aus dem Norden, hat mir mal einen schönen Satz gesagt: „Jedes Mal, wenn ich mir eine Stadt anschaue, dann bringe ich neue Ideen zum Bloggen mit.“
Richtig, Ludger, und ich habe mich an diesen Satz erinnert, als ich am Münchner Ostbahnhof bei eisiger Kälte auf einen Zug Richtung Niederbayern warten musste.
Der Wind war so kalt, dass ich mich in die Unterführung stellte, die zu den Gleisen des Münchner Ostbahnhofs führt. Jacke, Mütze und Schal wärmten mich und ich schaute zu Boden. Dort befanden sich Gulli-Deckel oder formal auch Schachtdeckel genannt. Aber ganz besondere Gulli-Deckel. Nicht die grauen, langweiligen runden Deckel, die die Abflussrohre verdecken. Die Deckel waren glänzend und sie erregten meine Aufmerksamkeit.

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Die Deckel zeigten Werbung. Die Motive waren Restaurants, Telefonanbieter, Orthopädie Technik und anderes. Neugierig ging ich die Deckel in der Unterführung ab und schaute mir Motiv um Motiv an. Der Werbeeffekt dieser besonderen Form der Straßenwerbung hat bei mir wunderbar funktioniert. Ein paar Gulli-Deckel habe ich fotografiert und meine Fotoaktion mit dem iPhone machte andere Wartende auf die Gulli-Deckel aufmerksam. So kann Straßenwerbung auch wirken.

Schülerzeitungen – mehr als nur Schule

9. Februar 2015

DTP-Arbeit am PC gehört dazu.

DTP-Arbeit am PC gehört dazu.

Im Moment führe ich zahlreiche Seminare für Schülerzeitungen durch und ich muss sagen, ich genieße die Zusammenarbeit mit den jungen Menschen. Auf meiner Facebook-Seite gibt es ein paar Beispiele. Durch die Zusammenarbeit mit den Schülern bekomme ich Einblick in moderne Denkweisen, welche Musik gehört wird, welches Spiel gespielt wird – wie man gerade so tickt.
Bei meiner Arbeit habe ich mich gefragt, warum die Mitarbeit in einer Schülerzeitung so sinnvoll ist. Natürlich könnte ich jetzt sehr pädagogisch mit Integration in die Schulfamilie argumentieren. Aber viel wichtiger finde ich, was die jungen Schülerzeitungsredakteure wirklich für sich lernen. Der blöde Spruch, nicht für die Schule, sondern für das Leben lernt man, passt hier ausgezeichnet.

Teamwork ist Bestandteil des Seminars.

Teamwork ist Bestandteil des Seminars.

Zum lernen die Nachwuchsjournalisten den Umgang mit Texten. Sie lernen journalistisch zu arbeiten: Artikel zu schreiben, zu kürzen, zu längen, Interviews zu führen, Material aufzubereiten, unter Zeitdruck zu schreiben, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Hinzu kommt die Arbeit mit dem Fotoapparat und bei Online-Journalismus das Drehen von Filmen mit dem Smartphone. Es gilt, die richtige Einstellung zu finden, den optimalen Blick für ein Motiv zu finden, den Augenblick festzuhalten.
Und schließlich der Umgang mit der DTP-Software. Die Programme QuarkXPress, Adobe InDesign, Adobe Photoshop oder die Open Source-Varianten wie Scribus oder GIMP verlangen präzises Arbeiten. Wer schludert, der wird im Druck bestraft. Das Layout selbst fördert die Kreativität und gibt Mut zu neuen Ideen, einmal aus dem vorgegebenen Rahmen auszubrechen.
Das sind alles klassische handwerkliche Tätigkeiten, die zu dem Beruf des Journalisten gehören. Aber zudem lernen die Schülern enorm über Verantwortung und sie lernen Management und Workflow.

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Ganz wichtig ist auch, dass sie Projektmanagement aktiv betreiben. Die Kinder müssen im Team arbeiten und müssen als Team Ergebnisse nach einer festgelegten Zeit vorlegen. Das formt die jungen Schülerzeitungsredakteure, fördert sie und fordert sie. Am Ende eines Seminars sind alle von dem Ergebnis begeistert – Schüler und Lehrer und natürlich ich als Referent. Die Schüler durchlaufen in diesen Seminaren eine persönliche Entwicklung durch und das macht unheimlich Spaß, dies zu verfolgen. Und das gilt für jedes Alter und für jede Schulart.

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Interessant ist aber auch die Entwicklung der begleitenden Lehrer. In der Regel sind die Betreuungslehrer von Schülerzeitungen Deutschlehrer. Hier wird naturgemäß sehr viel Wert auf Texte und Textformen gelegt. Es kommt auch vor, dass der Betreuungslehrer ein Kunstlehrer ist. Hier kommt dann der kreative Moment stärker zum Tragen. Am schönsten ist es allerdings, wenn die Betreuungslehrer sich aus Kunst- und Deutschlehrer zusammensetzen. Dann passt beides. Außerdem stelle ich fest, dass Lehrer so gut wie nichts über technische Prozesse wie Layouten, PDF X3-Export oder Umgang mit Druckereien wissen.
Im Moment biete ich gerade Schülerzeitungsseminare für Online-Journalismus an sowie wie ein Seminar für Betreuungslehrer von Schülerzeitungen. Wer Lust hat teilzunehmen, sollte sich bitte umgehend bei mir melden. Gerade das Thema Online-Journalismus wird in Zeiten knapper werdender Werbung immer wichtiger. Wie kann so eine Online-Zeitung für eine Schule aussehen? Auch als Schule muss ich mich auf den Zeitenwandel vorbereiten.

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Reklamekönig Ernst Litfaß – der King der Außenwerbung

15. November 2014

Die Litfaßsäule an der Münzstraße in Berlin.

Die Litfaßsäule an der Münzstraße in Berlin.

Plötzlich stand sie vor mir: Die Litfaßsäule-Säule. Das einst wichtigste Instrument der Außenwerbung stammt aus Berlin und wurde von Ernst Litfaß erfunden. Am 27. Dezember wird sein 140. Todestag begangen. Mal sehen, ob sich die Werbebranche an ihn erinnert und ihm gedenkt. Es wäre auf jeden Fall wichig. Beim Spaziergang durch Ostberlin stand ich auf einmal vor dem Litfaß-Denkmal in der Münzstraße nahe dem Alexanderplatz. Leider war das Denkmal mit Farbe beschmiert. Wer die älteste Litfaßsäule in Berlin sucht, der findet sie übrigens am Berliner Mexikoplatz.

Ernst Litfaß - der King der Außenwerbung

Ernst Litfaß – der King der Außenwerbung

Trotz des Siegeszugs von Digital Signage hat die klassische Litfaßsäule noch immer ihren festen Platz im Straßenbild. Noch heute ist die Litfaßsäule-Säule nicht wegzudenken. Obwohl das Aufkleben eines Plakats deutlich teuerer ist als digitale Anzeigen in den digitalen Beschilderungen nutzen Werber noch gerne diese analoge Form der Außenwerbung. Ich habe von Werbern übrigens gelernt, dass es zwei Arten von Säulen gibt – eine für nur einen Kunden (Ganzsäule) und Säulen an denen mehrere verschiedene Plakate kleben (Allgemeinstelle). Mit seiner Erfindung wurde Ernst Litfass am 5. Dezember 1854 zum Reklamekönig – übrigens hieß die Litfaßsäule damals Annoncier-Säule.

Leider ist das Denkmal beschmiert.

Leider ist das Denkmal beschmiert.

Egal welche Art von Säule ich wähle, auf jeden Fall war die Idee von Ernst Litfaß revolutionär. Er war ein Urgestein der deutschen Werbung. Das wilde Plakatieren im alten Berlin hatte endlich ein Ende, die Obrichkeit konnte Säulen in den Straßen aufstellen und das Berliner Straßenbild war wieder tadellos. Leider hat sich dieser Gedanke des sauberen Straßenbildes in Berlin nicht durchgesetzt. Nur ein paar Meter weiter entfernt von der Gedenk-Litfaßsäule gibt es an Berliner Straßenkreuzungen wilde Plakate. Das Werbeplakat wird auf die nächste Werbung geklebt und der Papierwust um Straßenlaternen wird immer dicker. Wahrscheinlich nennt man dies heute im Werbedeutsch virale Werbung.

Hauptbahnhof München: Apple setzt auf Werbung für iPhone 5c

30. Januar 2014

Irgendwie ist der Wurm im Apfel. Da macht Apple Gewinne wie irre und dennoch fällt der Aktienkurs nach Veröffentlichung der neuesten Zahlen. Gier ist der Antrieb der Broker – nichts gelernt aus der Vergangenheit.

iPhone 5c Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

iPhone 5c Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

Egal, interessanter ist aber, wie sich der Markt der Smartphones entwickelt. Erstmals wurden die eine Milliarde Marke-Grenze durchbrochen. Der Handymarkt ist ganz eindeutig der Smartphone-Markt. 38 Prozent ist diese Geräteklasse im Vergleich zu 2012 gestiegen. Allerdings wächst der Billigmarkt, also Smartphones unter 150 Euro. Hier gibt es den üblichen Preiskampf und das Hauen und Stechen hat wohl erst begonnen. In diesem Marktsegment spielt Apple keine Rolle. Apple hat sich im Highend-Markt etabliert. Das iPhone 5s ist Verkaufsschlager bei Apple. Weiterhin führt Samsung mit 313,9 Millionen verkauften Geräten den Markt an. Das ist ein Marktanteil von 31,3 Prozent, gefolgt von Apple mit 153 Millionen Smartphones und 15,3 Prozent Marktanteil.

Als ich neulich mit einem Kollegen im Münchner Hauptbahnhof war, sahen wir die aktuellen iPhone 5c-Plakate, die den Hauptbahnhof zieren. Und schon wieder begann das Geblubbere des Kollegen. Apples Strategie mit einem Billig-iPhone sei gescheitert. Blabla Blub Blub. Freunde, um es nochmals klar zu sagen: Das iPhone 5c war niemals als Billigphone gedacht. Auch wenn es Journalistenkollegen noch so gerne herbeischreiben. Nein, das iPhone 5c mit seinen frischen Farben ist nicht billig, sondern für den Konsumenten gedacht, der nicht Profi ist und vor allem kein Billigheimer oder Schnäppchenjäger. Wer das behauptet, der hat Apple nicht verstanden.

Klar ist aber auch, dass sich das iPhone 5c nicht so verkauft, wie Apple es geplant hat. Die Produktion wurde wohl angepasst und die Werbung erhöht, um den Verkauf zu steigern. Das sieht man ausgezeichnet mit der Werbeaktion im Hauptbahnhof München. Nicht kleckern, sondern klotzen.

Apple beherrscht mit seiner Werbung den Münchner Hauptbahnhof.

Apple beherrscht mit seiner Werbung den Münchner Hauptbahnhof.

Die größte Werbefläche Hamburgs

2. September 2013

Gegenüber vom Fischmarkt  liegt Hamburgs größte Werbefläche.

Gegenüber vom Fischmarkt liegt Hamburgs größte Werbefläche.

Als Medienmensch interessiert mich natürlich, wo in der Werbe- und Verlagsstadt Hamburg die größte Werbefläche liegt. Und ich wurde im Hamburger Hafen fündig. Es ist das Dock 10 der Traditionswerft Blohm & Voss. Die lange, lange Wand des Docks kann zu Werbezwecken gemietet werden. Leider hatte ich Pech: Bei meinem Besuch in Hamburg war kein Plakat aufgehängt zu sehen, aber ich kam bei einer Hafenrundfahrt zumindest ganz nah ran ans Dock.

Immer wieder zeigen Automobilfirmen, Reedereien oder Fluglinien ihre neuen Produkte. Cool fand ich auch eine Aktion des Deutschen Handwerks, die ein riesiges Handwerksbanner am Dock 10 entrollten.

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Die Werbung wird auf jeden Fall gesehen. Am Elbufer mit den Hamburger Landungsbrücken flanieren täglich Tausende Touristen und Einheimische. Auch der Fischmarkt wird vor der Werbefläche abgehalten. Hier ist also der ideale Ort, um klassische Werbung zu betreiben. Werbeleute haben ausgerechnet, dass eine Frequenz von vier Wochen durchschnittlich 2.227.150 Kontaktchancen hat. Bei einer Frequenz von sechs Wochen sind es durchschnittlich 3.340.726 Kontaktchancen. Die Zahl basiert auf dem GTKC-Wert sowie Hochrechnungen der Besucher des Hafens.

Aber es gibt auch die rote Karte, denn die gezeigte Werbung muss zum Hamburger Hafen passen, schließlich bezeichnet sich Hamburg als das Tor zur Welt. Die rote Karte gab es beispielsweise für ein 2000 Quadratmeter großes Tommy-Hilfiger-Plakat.

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Und die Hamburger übertreiben es auch, finde ich. Nach dem Vorbild von asiatischen Hafenstädten wie Shanghai gibt es immer wieder so genannte Port-Poster. Hier fahren Schiffe mit einer riesigen Werbefläche durch den Hafen und machen fett Werbung. Die Dinger haben die Größe eines Reihenhausgrundstücks von 320 Quadratmetern und werben zum Beispiel für Sky. Das traditionsreiche Hamburger Hafenunternehmen Eckelmann hat diese Werbemöglichkeit für sich entdeckt.

Übrigens, am Hafen habe ich nachts eine Twitterkollegin von mir auf einer Werbefläche entdeckt. Sina Trinkwalder, streitbare Chefin von Manomama, hing auf einem Plakat an der Fassade des G+J-Verlags. Leider konnte ich das Brigitte-Plakat nur in der Nacht fotografieren. War schon etwas ungewöhnlich, mitten in der Nacht auf @manomama zu treffen. Auch eine Art der Werbung.

manomama mitten in Hamburg bei der Brigitte.

manomama mitten in Hamburg bei der Brigitte.

Online-Werbung hinkt hinterher

13. Juni 2013

Amazon-Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

Amazon-Werbung im Münchner Hauptbahnhof.

Die klassischen Werbekanäle werden von den Konsumenten in Deutschland gegenüber Online-Werbung klar bevorzugt: So erklären beispielsweise zwei Drittel der Deutschen, dass TV-Werbung wichtiger für sie ist als Online-Anzeigen. Das ergab die aktuelle Studie „Click Here: State of Online Advertising“ von Adobe, für die jeweils etwa 1.250 Konsumenten und Marketer in Deutschland, Großbritannien und Frankreich befragt wurden. Unter den Top Drei der bevorzugten Werbekanäle tauchen Webseiten hierzulande sowie in Frankreich nicht auf, lediglich in Großbritannien landen sie laut der Studie auf dem dritten Platz. Hier das Ranking der drei Länder im Überblick:

  • Deutschland: Zeitschriften – 28 Prozent, Plakate – 23 Prozent, Schaufenster – 21 Prozent
  • Großbritannien: Zeitschriften – 39 Prozent, Fernsehen – 23 Prozent, Webseiten – 12 Prozent
  • Frankreich: Zeitschriften – 31 Prozent, Plakate – 24 Prozent, Fernsehen – 23 Prozent

Aus dieser Studie hat Amazon wohl die richtigen Schlüsse gezogen. Auf zahlreichen Bahnhöfen in Deutschland macht das größte Internet-Kaufhaus der Welt Werbung für den Kindle. Aber Amazon macht nicht Werbung im Netz, sondern hat riesige Plakate und Aufsteller im Einsatz. Ich konnte Plakate in den Hauptbahnhöfen in Frankfurt und München antreffen. Zum Teil waren die Kindle-Plakate in Sichtweite von Buchläden, was die Auseinandersetzung zwischen klassischem Buchhandel und Amazon sicherlich nicht entschärfen wird.

Riesige Aufsteller im Frankfurter Hauptbahnhof.

Riesige Aufsteller im Frankfurter Hauptbahnhof.

Trotz des digitalen Zeitalters und der Tatsache, dass laut BITKOM fast zwei Drittel der Deutschen online shoppen, empfinden 62 Prozent der Befragten Werbung im WorldWideWeb als ärgerlich, 34 Prozent als überall verteilt oder 31 Prozent als störend. Die Computerwebsite Golem beispielsweise schaltete gegen Adblocker einen Aufruf. Nur wenn Werbung ausgliefert werden kann, dann kann ein journalistischer Service erhalten bleiben.

Golem: Bitte keine Adblocker.

Golem: Bitte keine Adblocker.

Nur eine kleine Gruppe sagt, dass Online-Anzeigen überzeugend (7 Prozent), intelligent (18 Prozent) oder auffällig (22 Prozent) sind. „Kreative Agenturen haben in den vergangenen Jahrzehnten traditionelle Werbung perfektioniert. Sie ist ein großer Bestandteil unseres täglichen Lebens und wir sind alle mit Fernseh-, Zeitschriften- und Radiowerbung aufgewachsen. Es ist nicht ganz überraschend, dass Online- und Digitalkanäle nicht gleichermaßen erfolgreich sind. Sie bestehen erst seit relativ kurzer Zeit. Aber die digitale Landschaft und die damit einhergehenden Möglichkeiten für Marken ändern sich ständig. Derzeit müssen sie herausfinden, was funktioniert und was nicht. Trotzdem wird aus unserer Studie klar, dass Marken eine Menge tun müssen, um die Aufmerksamkeit des Konsumenten in der digitalen Welt zu erhalten“, kommentiert Mark Phibbs, Vice President EMEA Marketing bei Adobe.

In der Werbung haben Inhalte immer noch die größte Überzeugungskraft. Dabei spielt der Kanal keine Rolle. Marken sollten beachten, was Konsumenten ansprechend finden:

  • 73 Prozent der Deutschen sagen, dass Anzeigen eine einzigartige Geschichte erzählen sollen, statt nur das Produkt zu verkaufen, ebenso beliebt ist nur noch ein schönes Werbemotiv.
  • Humor spielt ebenso eine große Rolle: für 82 Prozent sind lustige Anzeigen effektiver als „sexy“ Motive.
  • 47 Prozent meinen, dass professionell gestaltete Werbung am effektivsten ist.
  • 20 Prozent sehen durch Nutzer erzeugte Inhalte als effektivstes Werbetool.

Klassische Plakatwerbung von Amazon in der S-Bahn.

Klassische Plakatwerbung von Amazon in der S-Bahn. 

Digital denken

Obwohl Konsumenten anscheinend immer noch nicht an Soziale Medien als Werbekanal gewöhnt sind, zeigt die Studie von Adobe weitere Möglichkeiten für Marken, um Konsumenten über diese Kanäle einzubinden:

  • Von 49 Prozent der Teilnehmer aus Deutschland, die bereits Social Media genutzt haben, deutet ein Drittel an, dass sie schon etwas im Namen einer Marke mit „Gefällt mir“ markiert haben.
  • 45 Prozent „liken“ Marken, deren Produkte sie regelmäßig kaufen.
  • Die wichtigsten Gründe, warum Menschen Marken oder Produkte „liken“, ist die Information über ihre Vorlieben und Interessen (60 Prozent), das Verfassen eines positiven Testberichts (33  Prozent) sowie die Empfehlung der Produkte für Freunde (33 Prozent).
  • Marken sollten aber bedenken, dass 40 Prozent der Nutzer einen „Gefällt mir nicht“-Button möchten.

Und der Buchhandel wird wieder sauer sein.

Und der Buchhandel wird wieder sauer sein.

Persönliche Ansprache

In Bezug auf Konsumerisierung haben deutsche Anwender eine neutrale (46 Prozent) oder positive (44 Prozent) Haltung zu Webseiten, die eine Kaufhistorie nutzen, um personalisierte Produkt- und Service-Empfehlungen zu geben. Besonders gut machen dies vor allem Online-Marken wie Amazon, Google oder Zalando. Es gibt jedoch eine schmale Grenze bei der Konsumerisierung: Die Studie belegt, dass Nutzer weiterhin über die Menge an Daten besorgt sind, die über ihr Online-Verhalten gesammelt wird. 64 Prozent sagen, dass sie bei gezielter Werbung, die auf diese Informationen zurückzuführen ist, ein gruseliges Gefühl haben.