Ich bereite mich gerade auf einen Kurs über Glossen als journalistische Darstellungsform vor. Glossen zu schreiben ist schwierig, sehr schwierig sogar. Denn anders als für die berichtende Form im Journalismus wie beispielsweise Nachricht, Bericht oder Interview brauche ich für die Glosse eines unbedingt: Talent. Was für den einen witzig ist, ist für den anderen kompletter Blödsinn.

Und da Glossen in der Zeitungswelt irgendwie selten geworden sind, habe ich zu einer alten Sammlung Streiflichter der Süddeutschen Zeitung gegriffen: Unter Bayern ist eine Sammlung von Glossen der SZ der Jahre 2004 bis 2006 mit dem Thema Bayern. Mit Bayern kenn ich mich aus und der politischen Lage der damaligen Zeit ebenso. Und was soll ich sagen? Diese Sammlung ist einfach nicht witzig, nicht humorvoll, vielleicht in Teilen satirisch, nicht allzusehr überspitzt – ich wage sogar zu sagen: Die meisten der Glossen langweilen mich. Und das liegt nicht an dem Alter der Geschichten der SZ-Edelfedern, sondern es ist wohl einfach nicht mein Humor.
Als Münchner amüsiere ich mich, wenn wir Bayern auf den Arm genommen werden und uns der Spiegel vorgehalten wird. Ich hab kein Problem, wenn die Bundesrepublik über uns lacht, denn ich weiß ja, dass viel Neid darin verborgen ist. Aber bitte nicht in so einem Oberlehrerton der SZ-Schreiber. Dass wir uns richtig verstehen: Ich mag die Süddeutsche für ihre Berichterstattung, vor allem für die investigativen Geschichten. Die SZ bereichert den sterbenden Blätterwald in Deutschland. Aber ich mag diesen Glossenstil einfach nicht, der so belehrend, so bildungsbürgerhaft ist, wenn nicht sogar etwas eingebildet daherkommt. Und das sage ich, obwohl ich für diesen süddeutschen Konzern gerne und gut gearbeitet habe. Aber wie heißt es bei uns: Leben und leben lassen.
Den Umschlag des Buch zieren Karikaturen von Dieter Hanitzsch („gut, besser Paulaner“), der seit 2018 bei der SZ aus gutem Grund in Ungnade gefallen ist und dann zur Abendzeitung wechselte. Ich habe einige Bücher von ihm über Franz Josef Strauß und konnte sehr lachen. Heute lache ich über Dieter Hanitzsch nicht mehr. Er leugnet jeglichen Einfluss des CO2 auf das Weltklima und diffamiert Greta Thunberg als „geistig gestörtes Kind“. Nein danke.