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Die perfekte Schülerzeitung

20. März 2018
Noch ist der Saal leer, aber in einer Stunde war er voll besetzt und ich durfte über Schülerzeitungen sprechen.

Noch ist der Saal leer, aber in einer Stunde war er voll besetzt und ich durfte über Schülerzeitungen sprechen.

Zum Lesetag 2018 war ich von der Regierung von Oberfranken nach Scheßlitz eingeladen und durfte zum Thema Schülerzeitung referieren. Rund 200 Lehrerinnen und Lehrer folgten dieser Einladung. Zu meiner Schulzeit war ich selbst Schülerzeitungsredakteur, doch das liegt lange zurück. Seit Jahren betreue ich für die Hanns Seidel Stiftung die Schülerzeitungsseminare, bin immer wieder Jurymitglied des Schülerzeitungspreises Die Raute und habe zusammen mit meinem Kollegen Thomas Gerlach das Standardwerk „1×1 der Schülerzeitung“ geschrieben. Im Moment überarbeiten wir gerade den Inhalt für eine dritte Auflage und werden 2018 noch ein Workshop-Buch für Schülerzeitungredakteure herausgeben.

Mit einem halbstündigen Vortrag eröffnete ich den Lesetag 2018 und habe meine Keynote mitgefilmt und bei YouTube eingestellt, um das Wissen zu verbreiten. Schülerzeitung ist für mich eine bunte Spielweise der Kreativität gepaart mit den drei T. Es ist toll zu sehen, welche Ideen die jungen Leute entwickeln.

Das Buch 1x1 der Schülerzeitung, herausgegeben von der HSS, legte ich aus.

Das Buch 1×1 der Schülerzeitung, herausgegeben von der HSS, legte ich aus.

Das erste T: Texte
Da wäre die Beschäftigung mit Texten. Was kann ich wie über journalistische Darstellungsformen ausdrücken? Dabei steht nicht die Selbstverwirklichung im Vordergrund, sondern der Dienst am Leser. Journalisten, auch Schülerzeitungsredakteure, sollen komplizierte Sachverhalte so aufbereiten, dass es der Leser versteht. Nicht missionieren ist angesagt, sondern vermitteln – dabei auch natürlich unterhaltend. Das passt natürlich ideal zum Lesetag 2018, um Schülerinnen und Schülern das Lesen wieder mehr zu vermitteln.

Das zweite T: Technik
Schülerzeitungen werden heute nicht mehr wie zu meiner Zeit geklebt. Es gibt keine Letraset-Buchstaben mehr zum Rubbeln, sondern Schülerzeitungen werden am Computer erstellt – die Online-Schülerzeitung erst recht. Der Umgang mit dem Computer, das Einhalten eines Workflows und das Datei-Ablagesystem in Server oder Cloud sind heute Grundkenntnisse in der Wirtschaft. Leider können dies viele Schülerinnen und Schüler nicht und lernen über die Arbeit an der Schülerzeitung diese Grundfertigkeiten der IT. Spielerisch so für das spätere digitale Leben vorbereitet – was will man mehr?

Ich durfte zudem noch zwei Workshops am Lesetag 2018 halten.

Ich durfte zudem noch zwei Workshops am Lesetag 2018 halten.

Das dritte T: Team
In der Schule lernt jeder für seine persönliche Note. Teamfähigkeit steht zwar irgendwo im Lehrplan, doch viele Schülerinnen und Schüler sind klassische Einzelkämpfer. Benötigt werden in Projekten – und die Schülerzeitung ist klassisches Projektmanagement – allerdings Teamplayer. Und hier wird spielerisch ein Team samt dazugehörige Hierarchien eingeübt: Chefredakteur, Text- und Layoutchef, Fotografen, Redakteure, Layouter, Anzeigentruppe, Controlling und Marketing – die Schülerzeitung bietet für jeden einen Platz und eine Rolle. Das Zusammenspiel als Team macht dann diesen Erfolg aus.

Klares Angebot
Gerne stehe ich als Referent für Schülerzeitung Print und Online zur Verfügung und vermittle auch gerne den Kontakt zur HSS, die hier sehr engagiert für das Thema einsteht.

Gerne stehe ich als Referent zur Verfügung und stelle den Kontakt zur HSS her.

Gerne stehe ich als Referent zur Verfügung und stelle den Kontakt zur HSS her.

3D-Konferenz: animago AWARD kommt nach München

3. April 2016

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Endlich, endlich ist es soweit. Der wichtigste europäische Preis für 3D-Animation, der animago AWARD, wird dieses Jahr 20 Jahre alt und was noch wichtiger ist, der Preis wird am 27. Oktober im Münchner Gasteig verliehen. Die animago CONFERENCE findet am 27./28. Oktober in München statt.
Ich freue mich sehr und bin auch stolz. Als Chefredakteur der DIGITAL PRODUCTION habe ich mich zu meiner aktiven Zeit versucht, den Preis nach München zu bekommen. Die Mühlen der Entscheidungsträger mahlen langsam, ganz langsam. Jetzt ist es soweit und ich gratuliere dem heutigen Team von ganzem Herzen.
Zusammen mit meinen damaligen Team haben wir Ministern, Amtsleitern, Cluster-Geschäftsführern, Lobbyisten, Messevertretern, Hochschulprofessoren und andere Multiplikatoren besucht und für den animago fett Werbung gemacht. Was haben wir uns den Mund fusselig geredet. Diese Vorarbeit zahlt sich jetzt aus. Die Ernte wird eingefahren und das ist prima. Der animago in Bayern – das zeigt, wie wichtig der Freistaat für die 3D-Branche ist.
Der Preis hat eine lange Reise durch Deutschland hinter sich. Vor langer Zeit war er in Stuttgart bei der fmx angesiedelt, dann ein kurzer Abstecher nach Karlsruhe in der Nähe des ZKM, dann ging es für mehrere Jahre nach Berlin Babelsberg, gefördert durch das Medienboard Berlin-Brandenburg. Als Chefredakteur habe ich die Standorte Karlsruhe und Berlin aktiv mitgemacht und stand als Rampensau auf der Bühne. Das hat Spaß gemacht. Ich halte es als Chefredakteur für wichtig, den Abend selbst zu moderieren, denn ich war eine Marke in der Branche. Im Februar 2010 bin ich von der DIGITAL PRODUCTION ausgeschieden und habe mich selbstständig gemacht. Jetzt kommt Preis und Konferenz nach München und ich als Bayer finde das gut. Es handelt sich übrigens um das 20jährige Jubiläum des animago AWARDs.

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Ab sofort können Kreative aus der ganzen Welt wieder ihre Arbeiten rund um 3D-Animation, Still, visuelle Effekte und Visualisierung für den internationalen Wettbewerb des animago AWARD 2016 einreichen. Insgesamt zwölf Kategorien in allen Disziplinen der CGI sind ausgeschrieben. Die Teilnahme ist kostenfrei und bis 30 Juni 2016 möglich. Also los und Beiträge einreichen.
Die „Beste Nachwuchsproduktion“ ist erneut mit 3.000 Euro Preisgeld von der DIGITAL PRODUCTION dotiert. Anlässlich 20 Jahre animago AWARD wird ein besonderer „Jubiläumspreis“ vergeben, Nominierte und der Gewinner werden via Publikumsvoting gesucht.
Die heutige animago-Projektleiterin Jana Freund freut sich. „Wir sagen herzlichen Dank für das uns entgegengebrachte Vertrauen über einen so langen Zeitraum in einer sich so rasant verändernden Branche.“ Ich schließe mich als ehemaliger Projektleiter an. „Gut gemacht und willkommen in München.“

Der animago AWARD 2016 ist in folgenden zwölf Kategorien ausgelobt:
– Beste Visual Effects
– Bester Kurzfilm
– Bester Charakter
– Bestes Game Cinematic
– Bestes Motion Design
– Beste Werbeproduktion
– Beste Visualisierung
– Beste Nachwuchs-Produktion (3.000 € Preisgeld von der DIGITAL PRODUCTION)
– Bestes Still (Publikumsvoting)
– Sonderpreis der Jury
– Architektur-Sonderpreis, presented by DETAIL
– Jubiläumspreis (Publikumsvoting)

 

Viel Lob, viel Ehr
Bayerns Medienministerin Ilse Aigner: „Mit der international renommierten Veranstaltung animago AWARD & CONFERENCE konnte ein Veranstaltungsschwergewicht der VFX-Branche für den Standort Bayern gewonnen werden. Dies zeigt, dass Bayern im Bereich der digitalen Medien ein sehr attraktiver Standort ist. Wir wollen nun durch eine langfristige Zusammenarbeit mit dem ‚animago AWARD & CONFERENCE‘ auch internationale Sichtbarkeit erzeugen“. Recht hat sie die Ilse.

„Mit animago AWARD & CONFERENCE setzt München einen weiteren kultur- und kreativwirtschaftlichen Meilenstein. München als herausragender Standort für Kultur- und Kreativwirtschaft, Medienkunst und deren technische Umsetzung freut sich, mit animago noch eine bedeutende Veranstaltung zur Diskussion künstlerischer Innovationen im Animations- und Visual Effects-Bereich gewinnen zu können. Darüber hinaus verstärkt der animago AWARD die Sichtbarkeit der lokaler Digitalkünstlerinnen und -künstler. Ich freue mich auf ein vielversprechendes, neues Branchen-Meeting an der Schnittstelle von Medienkunst, Kreativwirtschaft und technischer Realisierung“, erklärt Dr. Hans-Georg Küppers, Kulturreferent der Landeshauptstadt München.

„Wir freuen uns besonders, dass es dank der Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie sowie durch das Kulturreferat der Stadt München gelungen ist, unsere Veranstaltung animago AWARD & CONFERENCE nach München, der Stadt unseres Verlagssitzes, zu holen.“, so Karin Lang, Geschäftsführerin des Münchner Fachverlags, ATEC Business Information GmbH. „Dass animago parallel zu den Münchener Medientagen stattfindet, wird bei allen Medienbegeisterten auf großen Zuspruch stoßen und wir versprechen uns von dem attraktiven Standort im Gasteig in München noch höhere Teilnehmerzahlen.“

Mein Besuch bei FOCUS Online

27. August 2014

Bei den Print-Magazinen geht es wieder rund. Der Spiegel ist mit sich selbst beschäftigt und die Print-Garde mag kein Online. Beim Stern und beim Focus – beide Print – müssen die Chefredakteure gehen. Der Medienwandel wird auch durch einen Wechsel der Chefredaktion nicht aufgehalten.
Daher blicke ich einmal auf den Reichweitenprimus FOCUS Online. Im Rahmen meines Lehrauftrags bei der Macromedia Akademie organisierte ich für meine Studenten einen Besuch bei FOCUS Online. Angesiedelt bei TOMORROW Focus, einem Burda-Unternehmen, bekam ich als langjähriger Zeitungs- und Zeitschriftenjournalist einen kleinen Eindruck von der Arbeit eines Online-Journalisten. Vielen Dank dafür.

Chefredakteur Daniel Steil und seinem Stellvertreter Florian Fest

Chefredakteur Daniel Steil und seinem Stellvertreter Florian Fest

Selbst bezeichnet sich FOCUS Online als Portal für Qualitätsjournalismus, dies wurde von Chefredakteur Daniel Steil und seinem Stellvertreter Florian Festl in den Gesprächen immer wieder betont. Die Reichweite von FOCUS Online sei enorm. Im Moment steht die Newsportal an der Spitze vor Spiegel online und der Absatz zwischen München und Hamburg wird größer. Kein Wunder, wenn sich Hamburg nur um sich selbst dreht. Schnelligkeit ist eine absolute Stärke des Mediums.

Der erste Action Room bei der Besichtigung.

Der erste Action Room bei der Besichtigung.

Bei meinem Besuch in München hatte ich das Gefühl, dass in der Online-Welt nur der Schnellste auch gewinnt. Klicks zählen, Reichweite zählt, dann fließt das Werbebudget. Und diese Klicks werden mit unterschiedlichen Zielen erreicht, sei es durch klassische Bilderklickstrecken, sei es aber auch durch unterschiedliche Aufmachungen eines und des selben Themas. Bei meinem Besuch konnte ich feststellen, dass einzelne Themen unterschiedlich angepackt und immer wieder neu aufgemacht und verpackt werden. Kein großer Artikel, lieber viele kleine zum Thema mit unterschiedlichen Ansprachen. Überschriften gewechselt, Einstiege und Leads geändert, doch der Nachrichtenwert hat sich kaum verändert – nur die Perspektive auf die Nachricht selbst. Das habe ich in Print noch anders gelernt, aber ich bin ja lernfähig.

Der Action Room der Redaktion.

Der Action Room der Redaktion.

Als ich die beiden Redaktionsräume besuchte, die bei FOCUS Online als Action-Rooms bezeichnet werden, erreichte gerade eine Eilmeldung die Redaktion. Der mutmaßliche Dieb der Schumacher-Krankenakte habe sich in der Schweiz erhängt. Diese News-Meldung musste für ein führendes Nachrichtenmedium natürlich so schnell als möglich online gehen. Ich stand hinter dem Desk des CvD (Chef vom Dienst) und sah ihn bei seiner Arbeit zu.

Über die Schulter geschaut: Die Arbeit des CvD

Über die Schulter geschaut: Die Arbeit des CvD

Gleichzeitig verfolgte ich über das iPhone die relevanten Websites wie Bild, Spiegel und Kollegen. Twitter hatte die Nachricht als erstes – und dann folgte FOCUS Online. Ob die Meldung gegengecheckt wurde, kann ich nicht sagen. Als Quelle wurde die Schweizer Boulevardzeitung Blick genannt. Ob der Blick.ch eine seriöse Quelle ist, muss jeder für sich selbst beurteilen. Reicht es für ein Portal des Qualitätsjournalismus nur eine Quelle zu nennen und diese ist noch eine reißerische dazu? Ob mit der Staatsanwaltschaft in der Schweiz gesprochen wurde, bevor die Meldung in München online ging, weiß ich nicht. Gesehen habe ich keinen bei der Gegenrecherche, so dass mein Eindruck rein subjektiv ist.
Eindrucksvoll war auf alle Fälle das Monitoring in der Redaktion. So etwas hätte ich mir als Print-Redakteur auch gerne gewünscht. Als Papiermann musste ich auf die Scannerkassen und später auf die IVW-Zahlen warten, um zu wissen, ob eine Geschichte beim Leser ankommt oder nicht. Mein persönliches Monitoring damals war meine langjährige Erfahrung, oftmals mein Bauchgefühl. Heute sind es harte Zahlen im Online-Geschäft.

Eilmeldung - der Online-Dienst hat gewonnen.

Eilmeldung – der Online-Dienst hat gewonnen.

Im Online-Zeitalter ist es schließlich anders: Die Klickzahlen und andere KPIs werden laufend erfasst und in die Redaktion gegeben. So kann jeder sehen, wie sein Artikel läuft und ob er erfolgreich ist. Und erfolgreich heiß, wenn er geklickt wird. Wahrscheinlich haben die festangestellten Mitarbeiter auch vereinbarte KPI-Ziele, um Unternehmensprämien zu erhalten. Nur so kommt die enorme Reichweite zustande.

Die Kommando-Brücke - die KPI-Zahlen links habe ich unkenntlich gemacht.

Die Kommando-Brücke – die KPI-Zahlen links habe ich unkenntlich gemacht.

Traffic kommt auch über die zahlreichen Social Media Kanäle und die Push-Meldungen auf Smartphones. Hier muss im Fall einer Einmeldung, die Technik stimmen und die Server nicht in die Knie gehen. Zudem werden zahlreiche Artikel mit PDFs verknüpft, um ein Zusatzgeschäft zu generieren. Das kommt mir in vielen Fällen sinnvoll vor, aber manches Mal ist es nur krampfhaft, eine Meldung mit einem kostenpflichtigen PDF zu verbinden. Aber der Erfolg gibt dem Unternehmen recht. So werden als den digitalen Pennys wieder analoge Dollars, in Anlehnung an Hubert Burdas berühmten Ausspruch.
Mit den arbeitenden Online-Journalisten konnte ich mich nicht unterhalten. Ich wollte nicht bei der Arbeit stören. Mir fiel nur auf, dass die Mannschaft sehr jung ist und wahrscheinlich dadurch auch sehr preiswert. Alte Zeitschriftenhasen (und damit teuer) habe ich nicht entdeckt. Daniel Steil, Chefredakteur FOCUS Online, erklärte, dass er freilich auch auf die Kostenstruktur achten müsse. Obwohl man Teil von Burda sei, fühle man sich bei TOMORROW Focus als junges Start-up, ergänzte der stellvertretende Chefredakteur Florian Festl.
Was aber auch klar ist: FOCUS Online setzt klar auf mobile Kommunikation. Smartphones sind die neuen Klickbringer und natürlich müssten die Journalisten für einen künftigen Smartphone-Journalismus anders schreiben als für klassischen Desktop-Journalismus am Rechner. Diesen Trend haben die beiden Chefredakteure klar erkannt und sie werden darauf reagieren. Dies sei sicher, versicherten sie mir. Ich bin also gespannt, wohin sich der Journalismus weiter entwickelt. Bei den Klicks scheint FOCUS Online die Nase vorn zu haben. Ich regte an, What’s App-Redakteure einzustellen und über diesen Kanal auch Klicks zu generieren. Und Roboterjournalismus für Sport und Wirtschaft seien auch nicht ausgeschlossen.
Nachdenklich verließ ich die Redaktion. Der Einblick war faszinierend und ich weiß nicht, ob er mir gefallen hat. Ich bin in der Tradition der Geschichtenerzähler groß geworden. Aber Geschichten zu erzählen, ist wohl in einem Newsportal nicht so wichtig. Ich werde die Sache weiter beobachten.

Persönlicher Nachruf auf Peter Scholl-Latour

17. August 2014

Er stand für mich für eine besondere Art des Journalismus, der heute nur noch schwer zu finden ist: Peter Scholl-Latour ist tot.
Er war einer derjenigen, die mich zu meinem Beruf inspirierten, deren Berufung es war, Geschichten zu erzählen. Es gab nicht viele seiner Zunft, die so waren wie er: ganz sicher der große Peter von Zahn oder Gerd Ruge – nur um ein paar dieser Liga zu nennen.
Im Bücherregal meiner Eltern entdeckte ich sein Buch Tod im Reisfeld und damit war es um mich geschehen. So kam ich als Jugendlicher zum ersten Mal mit Indochina in Kontakt. Ich lerne eine Welt vor Vietnam kennen und war von der Erzählweise fasziniert. Es folgten weitere Bücher und mit Seinem Buch Mord am großen Fluß begriff ich erst, was die Entkolonialisierung von Afrika hieß. Peter Scholl-Latour erklärte mir die Welt und ich war ein begieriger Schüler. Noch heute hängt in meinem Arbeitszimmer ein Autogramm von ihm, für mich eine Mahnung, Geschichten zu erzählen und nicht nur KPIs zu verfolgen.
Er erklärte uns Deutschen den Islam und ich kann verstehen, dass viele die besserwissende Person Peter Scholl-Latour ablehnten. Ich nicht. Ich genoss es, wenn der alte, knorrige Haudegen die neue Reportergeneration auseinandernahm und sie runterputzte. Je älter er wurde, desto störrischer wurde er und sicherlich vergriff er sich das eine oder andere Mal in seiner Wortwahl, wenn es in der Diskussion heiß her ging. Peter Scholl-Latour teilte aus und verfügte über ein tiefes Fachwissen.

Und es war nicht nur ein Wissen aus Büchern, nein Peter Scholl-Latour sprach mit den Leuten. Er ging raus und recherchierte, holte kontroverse Meinungen ein und verarbeitete sie in seinen Artikeln, Büchern und Filmen.
Mit den modernen Strukturen scheiterte er allerdings und ich meine damit nicht soziale Medien. Ich meine damit die Strukturen der Verlagswelt. Als Chefredakteur des Stern musste er sich um Verwaltung und Auflagenzahlen kümmern – das war nicht seine Welt. Er kam aus einer Welt des Geschichtenerzählens und das ist für mich seine Kunst. Dafür und für manches andere werde ich den großen Mann des Journalismus in Erinnerung behalten. Und wenn ich im Arbeitszimmer sitze, das Autogramm von Peter Scholl-Latour sehe, dann weiß ich, warum ich diesen Beruf gewählt habe.

 

Schülerzeitung: Was kommt ins Vorwort?

6. Juni 2013

Immer wieder bekomme ich Anfragen von Schülerzeitungsredaktionen, was sie denn überhaupt in einem Vorwort schreiben sollen. Nachdem ich seit einigen Jahren Schülerzeitungen in Seminare betreue und auch ein entsprechendes Buch über Schülerzeitungen veröffentlicht habe, bin ich wohl der richtige Ansprechpartner.

Der Autor und das Buch.

Der Autor und das Buch.

Zunächst beschreibe ich mal die Situation: Oftmals bekomme ich die Schülerzeitungen mit einem Vorwort voller Gejammere. Da wird Absatzweise geklagt, wie die Produktion dieser Schülerzeitung verlaufen ist, wie viel Pizzen die Redaktion gegessen hat, warum der Schüler seine Artikel nicht abgegeben hat oder dass die Damen und Herren Redakteure überhaupt nicht wissen, was man an dieser Stelle überhaupt schreiben soll und ähnliche Grausamkeiten.

Allerdings liebe Schülerzeitungsredakteure: das alles interessiert den Leser nicht. Der Leser muss im Mittelpunkt des Interesses stehen und nicht die Probleme, die ihr bei der Produktion eurer Zeitung hattet. Das Vorwort, oder auch Editorial genannt, ist eines der wichtigsten Kommunikationsmöglichkeiten der Redaktion mit dem Leser. Also lasst die Jammerei und greift an.

Für mich gibt es eigentlich zwei mögliche Inhalte in einem Vorwort. Zum einen greift der Chefredakteur oder die Chefredaktion ein aktuelles Thema an der Schule auf. Dieses Thema muss nicht zwangsläufig in einem Artikel in der Schülerzeitung zu finden sein. Das Editorial wird schließlich am Ende der Produktion geschrieben und gegebenenfalls gibt es dann ein aktuelles, brandheißes Thema. Wichtig ist, es muss den Leser betreffen, den Leser berühren oder zu einer Reaktion herausfordern.

Wenn euch nichts dazu einfällt oder einfach nichts passiert, kann das Editorial auch dazu benutzt werden, die wichtigsten Themen im Heft vorzustellen. Im Grunde als wertende Inhaltsangabe. Vielleicht habt ihr ein Titelthema und ihr könnt uns Lesern erläutern, weshalb Ihr euch für dieses Titelthema entschieden habt.

Mein Schülerzeitungsbuch 1x1 der Schülerzeitung.

Mein Schülerzeitungsbuch 1×1 der Schülerzeitung.

Mein Schülerzeitungsbuch 1×1 der Schülerzeitung können Interessierte kostenlos beziehen. Das Buch gibt es als kostenlosen Download oder in gedruckter Form (bitte Mail). Übrigens, gibt es auch dieses Jahr wieder den Schülerzeitungspreis DIE RAUTE der HSS. Infos gibt es hier. Anmeldeschluss ist Ende Juli. Mal sehen, ob ich dieses Jahr wieder in der Jury mit dabei bin.

Buchtipp: Die Lion-Fibel von Michael Krimmer

25. April 2012

Es gab einstmals schöne Zeiten für Mac-User. Ich meine die Zeiten rund um den Quadra. Damals waren wir noch eine eingeschworene Gemeinde. Nerds im Zeichen des Regenbogens, die verächtlich auf die Windows-User herabblickten. Wir konnten am Startklang des Macs erkennen, welche Speicherbank im Rechner defekt war. Und dann brachte Steve Jobs später den iMac, noch später das iPhone und das iPad. Und auf einmal stieg eine ganze Generation von Windows-Usern auf das Mac OS um. Gut für meinen Apple-Aktien, schlecht für meine Nerven.

Da es bekannt ist, dass ich u.a. Chefredakteur der MACup war, muss ich immer wieder als Helpline für die Switcher zur Verfügung stehen. Die Gespräche beginnen immer wieder nach dem gleichen Schema. „Du kennst dich doch mit dem Apple aus. Ich hab da mal eine Frage …“ Wenn ich das schon höre: Apple – der letzte Apple war mein Apple III und der liegt schon ein paar Jahre zurück. Es beginnt mein Martyrium. Aber ich habe jetzt eine Lösung. Um meine Nerven zu schonen, empfehle ich jeden Umsteiger in die Mac-Welt das kleine Büchlein Die Lion-Fibel meinen geschätzten Kollegen Michael Krimmer. Michael, ein guter Freund und Experte in Mac-/und Windows-Welten gibt mit dem Buch eine hilfreiche Übersicht zum aktuellen Betriebssystem Lion. Im Buch aus dem Hause Mandl & Schwarz werden schnell und einfach die Neuerungen im Mac OS behandelt: Mail, iCal, Adressbuch, Mission Control, Launchpad und und und.

Es ist sachkundig, flott und vor allem verständlich geschrieben. Der Einsteiger in die Mac-Szene braucht kein Kompendium, dieses Buch mit seinen 200 Seiten reicht. Hier gibt es zudem eine Leseprobe. Also kauft euch das Buch Die Lion-Fibel und fragt mich nicht mehr bei Problemen mit eurem Apple.

Gedanken zum media coffee: Kommunikation 2020

9. Juni 2010

Social Media wird eine Ernüchterung erfahren, wie es auch Second Life erging – Dieser Meinung war Prof Peter Wippermann vom Trendbüro. Auf einer Veranstaltung des media coffee bat Veranstalter newsaktuell über 300 Zuhörer zum Thema „Kommunikation 2020 – Aufbruch in ein neues Informationszeitalter“ zur IBW nach München.

Eine rundum gute Figur machte Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus online. „SL fand ich schräg, doch das iPad elektrisiert mich.“ Das Gerät zeige komplette neue Möglichkeiten, „wie man mit neuen digitalen Inhalten umgeht“. Verlage lernten jetzt erst, die neuen digitalen Inhalte aufzubereiten. Bei Focus werden die kostenlosen Apps von Werbung finanziert, bei den Verlagskollegen kosten die Apps gleich Geld. Wegner sah künftig neue hochwertige Inhalte durch das iPad. Als Vorzeigebeispiel nannte er „Wired“.

Falsch halte ich die Aussage von Wippermann, der die Wirkung des iPads bei älteren Usern überschätzt sah. Ein Achtzigjähriger ist mit dem ABC groß geworden und nicht mit Fingergesten.“ Ich glaube dagegen, ein Achtzigjähriger beherrscht seine Finger noch ganz gut. Der Praxistest mit meinen Dad verlief hervorragend.

Interessant für mich waren am Rande der Veranstaltung manche Aussagen über Arbeitszeit. So manchen Teilnehmer aus der PR-Szene stieß es übel auf, als Wippermann eine weitere Vermischung zwischen Arbeit und Freizeit ankündigte. Diese Vermischung werde eine echte Herausforderung. Hier stimme ich Helmut Freiherr von Fricks, Geschäftsführer von F&H Public Relations, zu: „Wir haben nur eine Zeit und nicht Arbeitszeit und Freizeit. Wir so denkt, sollte sein Zeitmodell überprüfen.“ Es gelte, die Zeit richtig zu nutzen. In Publikum gab es nicken und Kopfschütteln gleichermaßen. „Ich bin doch nicht bereit, für meinen Laden noch mehr zu schuften“, war eine Aussage neben mir. Ich glaube, die Dame hat es nicht verstanden.

Vielleicht war mit meiner Provokation auch etwas daran, als ich via iPhone über die Twitterwall live twitterte: „ Im Jahr 2020 gibt es mindestens 45 Prozent von denen nicht mehr und müssen mal richtig arbeiten #mediacoffee“ und allen sei noch auf den Weg gegeben: „Web 2.0 wurde nicht erfunden, damit Verlage und PR automatisch Geld verdienen 🙂 #mediacoffee“.

Es hätte ein schöner Abend werden können, doch leider war das Podium falsch besetzt: Moderator Klaus Eck mühte sich redlich ab und versuchte die Diskussion in Gang zu bekommen bzw. in Gang zu halten, doch mindestens zwei Podiumsteilnehmer waren noch nicht mal richtig im modernen Zeitalter angekommen. Wie sollen sie dann überhaupt Aussagen über die Zukunft 2020 treffen?

Der Veranstalter newsaktuell gab sich modern und richtete hinter dem Podium eine Twitterwall ein. Besucher und Interessierte im Saal der IBW und außerhalb sollten Fragen stellen und sich unter dem Hashtag #mediacoffee beteiligen. Das wurde auch gemacht und ein paar Übermutige nutzten die Wall auch für die Selbstdarstellung oder Provokation, der Autor dieser Zeilen mit eingeschlossen. Leider konnten die Diskutanten die Tweets der Wall nicht lesen, ohne sich den Kopf zu verrenken. Nachdenken und dann die neue Präsentationstechnik einsetzen, das erwarte ich bei einem Veranstalter wie einer dpa-Tochter.