Posts Tagged ‘Bayreuth’

Filmkritik ohne Spoiler: Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers

18. Dezember 2019
Das Ende der Saga ist endlich da. Das Ende der Saga ist endlich da.

Vielen Dank Jeffrey Jacob „J. J.“ Abrams – du hast die Kurve bekommen und meine Jugend gerettet. Wie sehr habe ich den Tag der Premiere von Star Wars 9 – The Rise of Skywalker herbeigesehnt und zugleich gefürchtet. Nach dem Totalausfall von Teil 8 hat Abrams die Saga zu einem würdigen Ende geführt. Was hätte die letzte Trilogie genial werden können, wenn er auch bei Teil 8 Regie geführt hätte?
Wie soll man als Kritiker und Fan einen Film besprechen ohne Spoiler? Ich probiere es einfach mal und werde zu einem späteren Zeitpunkt die verschiedenen Handlungsstränge von Star Wars 9 analysieren und in Beziehung zu den anderen Teilen setzen. Vielleicht aber soviel: Mir hat Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers gut gefallen. Er war nicht perfekt, aber ich möchte ihn empfehlen.

Abrams setzt weiter auf Nostalgie
Im Grunde hat es sich J.J. Abrams leicht gemacht – und das meine ich mit Respekt. Er ist ein Nostalgiker und zitiert, wo er nur kann sich selbst, die erste und die mittlere Trilogie. Er zeigt uns Orte, die wir kennen, die wir lieb gewonnen haben. Er zeigt uns Symbole, die sich in das Gedächtnis der Fans eingeprägt haben und er holt Figuren zurück, von denen wir glaubten, dass sie verloren waren. Und – und das ist wichtig: Er behandelt die verstorbene Carrie Fisher als das was sie ist: Unsere Prinzessin. Abrams verwendet vorhandenes Material sorgsam und mit Respekt – und korrigierte wohl digital nur minimal. Abrams hat Wort gehalten.
Immer wieder finden wir elegante Anspielungen an die Vergangenheit, sei es das Podracer, der Todesstern oder die Doppelsterne von Tatooine. Wir sehen mobile Superwaffen, die Planeten zerstören, Kulissen wie den Todesstern, Fahrzeuge wie den Sandkriecher, treffen alte Bekannte wie die Ewoks und Gott sei Dank nicht Jar Jar Binks. Der Regisseur spielt mit unseren Gefühlen und unseren Sehnsüchten und schafft die Balance zwischen Action und Humor und liefert viele Möglichkeiten sich vor Pathos und Rührung ein, zwei Tränen aus den Augen zu wischen.
Abrams liebt wohl auch den Gothic Horror der frühen Horrorklassiker. Da blitzt es auf Teufel komm raus bei den Siths, dunkle Schatten lichten sich, deuten an und erzählen nur mit Bildern ganze Geschichten im Kopf der Zuschauer. Anspielungen auf Ridley Scotts Übermenschen sind zu sehen. Da kommt das religiöse Motiv der Schlange ins Spiel, das Symbol des Heilers und viele Kleinigkeiten, die es beim zweiten, dritten und vierten Ansehen zu entdecken gilt. Star Wars ist und bleibt ein Märchen und die Abrams versteht es, die archetypischen Elemente zu nutzen.

Zuviel des Guten
Vielleicht und das muss sich Abrams vorwerfen lassen, versucht er das Epos in wagnerischer Breite zu erzählen und zu beenden. Gerade der Endkampf könnte einem Bühnenbild aus Bayreuth von einer Inszenierung des verstorbenen Wolfgang Wagners entsprungen sein. Symbolreiche Farben – Rot und Schwarz kommen zum Einsatz auf einer Theaterkulisse samt Zuschauer.
Der Film sprengt die Dimensionen und vielleicht wäre manches Mal weniger mehr gewesen, um die Handlungsstränge und Figuren der Saga einigermaßen schlüssig zusammenzuführen, die Rian Johnson so beschädigt hat. Aber wahrscheinlich braucht dies ein Marvel-verwöhntes Publikum so und duldet kein Verschnaufen oder Nachdenken. Aber Star Wars ist nicht zu den elenden Marvel-Filmen kitschig verkommen und behält noch eine eigene Klasse.

Verbeugung vor John Williams
Eine Konstante bei Star Wars durch alle neun Teile war Komponist John Williams. Seine Musikkulisse haben die Serie geprägt und er hat sie zu den Klassikern gemacht, die die Star Wars-Filme heute sind. Auch der Score zum letzten Teil der Sage ist grandios. Nach einem etwas schwachen achten Teil gefällt mir die Musik in Episode 9 ausgesprochen gut. Er greift in seinen typischen Leitmotiven die Figurenthemen auf und die Musik verfehlt die Wirkung nicht. Und wenn am Ende das klassische Thema ertönt, wissen wir, warum John Williams ein Meister seiner Zunft ist.

Fazit
Nun, Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers muss angesehen und genossen werden. Spoiler hab ich vermieden bis auf meinen letzten Satz: Chewbacca bekommt endlich seine Medaille und der Falke hat wieder eine runde Antenne – das ist gut so.

Meine Premiere: Tannhäuser am Grünen Hügel

1. August 2019
Ich bin dankbar, dass mich meine  Frau zu Wagner begleitet.

Ich bin dankbar, dass mich meine Frau zu Wagner begleitet.

Das für mich wichtigste Kulturereignis in Deutschland ist angelaufen: Die Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel in Bayreuth. Als glühender Fan des Musikers (NICHT des politischen Wagners) fiebere ich an diese Tage der Hochkultur hin und versuche zumindest eine Vorstellung live vor Ort zu genießen. Dieses Mal hatte ich besonderes Glück: Zusammen mit meiner Frau (kein Wagner-Fan) bekam ich Karte für die Premiere. Gegeben wurde die Neuinszenierung von Tannhäuser.

Tannhäuser ist eher eine eingängige Oper des Meisters und mit etwas unter drei Stunden erfordert sie nicht das Sitzfleisch auf den unbequemen Holzstühlen in Bayreuth. So sehr ich mich über die Karten zur Premiere freute, hatten wir dieses Mal Plätze in der letzten Reihe in der Galerie ganz, ganz hinten. Zunächst hatte ich Angst, dass ich nichts sehen würde und hab mir daher ein Fernrohr mitgebracht. Das brauchte ich nicht: Mein Platz war ideal: Gute Sicht und ein wunderbarer Klang der göttlichen Musik. Aber nachdem die Premiere zu heißen Temperaturen stattfand, es waren rund 38 Grad Celsius vor der Türe – geschweige denn im Zuschauerraum. Bei uns in der letzten Reihe staute sich die Wärme und so kam es zur doppelten Premiere: Alle männlichen Zuschauer in der Galerie entledigten sich ihrer Jackets. Und: Es durften Fächer ausgepackt und genutzt werden. Letzteres ist ein Novum und habe ich am Grünen Hügel noch nie erlebt. Das Gefächere stört sonst den Kulturgenuss, aber dieses Mal hatten wir die Wahl zwischen Leben und Tod – mit und ohne Fächer. Wir entschieden uns für Leben, für den Fächer. 

Premiere in Bayreuth bedeutet auch immer den Aufmarsch von Prominenz. Bei hohen Temperaturen ohne Schatten stellte ich mich vor den Haupteingang und beobachtete das Treiben. Die Kanzlerin habe ich nicht gesehen, wohl aber Ministerpräsident Markus Söder samt Gattin und Digitalministerin Dorothee Bär. Alle drei aber nur von hinten, in der Pause traf ich Doro Bär mit Gatten Oliver und machte das obligatorische Selfie. Nach Tannhäuser sah ich sie nocheinmal in energischen Gespräch mit Edmund Stoiber samt Karin. Ob sie über Wagner oder den FC Bayern (arrrg) diskutiert haben, weiß ich nicht und geht mich auch nichts an – ich hoffe, es war Wagner. 

Beim Warten auf die Prominenz traf ich eine ehemalige Volontärin, die jetzt für die Landespolitik einer großen süddeutschen Zeitung schreibt. So sieht man sich nach Jahren wieder. Sie versuchte den Bayreuther Modetrend auf die Spur zu kommen. Nun, ich trug dieses Mal ein wunderbares Tweed-Jacket von Felbinger Herrenausstatter aus Immenstadt, kam aber trotzdem nicht in die Zeitung. Für die Kameras waren die Standplätze genau markiert und es war wieder ein schönes Geschrei, damit jeder seinen Schuss bekam. 

Kamerapositionen am Boden.

Kamerapositionen am Boden.

I ch sah ein bisschen A,B und C-Prominenz. Am meisten freute ich mich über die Maus samt Schöpfer. Schauspieler Günter Maria Halmer mit Frau Claudia, Schauspielerin Michaela May, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Dagmar Wörl, SPD-Landtagsabgeordneter Markus Rinderspacher und einige mehr. 

Als Medienmensch war es für mich eine Freude Axel Brüggemann zu sprechen. Ich habe den Musikjournalisten seit 2012 im Kino bei den Wagner-Übertragungen genießen zu dürfen. Toller Mann, tolle Ausstrahlung und vor allem tolles Fachwissen.

Schön, den Axel Brüggemann mal persönlich zu treffen.

Schön, den Axel Brüggemann mal persönlich zu treffen.

Natürlich gab es wieder ein paar Demonstranten, die bei der Prominenz sich selbst inszenierten. Dieses Mal lagen einige Demonstranten am Boden. Ich glaube, es ging um das wichtige Thema Klima. Ob die Damen und Herren aufgrund der hohen Temperaturen am Boden lagen, weiß ich nicht. So richtig interessiert hat diese Demo aber keinen, so zumindest mein Eindruck.

Kleine Demo am Rande.

Kleine Demo am Rande.

Das Treiben am Grünen Hügel fasziniert mich, denn die Wagner-Fans sind schon ein eigenes Völkchen. Mal tragen sie die Mode aus den Siebzigern auf (ist doch noch gut), mal sind die modisch komplett verrückt. Sehr schön, die asiatischen Gäste mit der Kleidung ihrer Heimat – gefällt mir gut, ein paar Oberbayern habe ich in Lederhosen gesehen (wer’s mag bei Wagner). Die Kollegin vom Bayrischen Rundfunk Abteilung Klassik beschloss gleich mal in der Moderation die Schuhe auszuziehen und barfuß ihren Job zu machen. Dazwischen war Le Gateau Chocolat (der Schokokuchen), eine bärtige Dragqueen aus London, die in Tannhäuser mitspielte. 

Zwischen den Aufzügen war entweder große, teure Fresserei bei Steigenberger oder man konnte Theater im Park erleben. War beides nicht mein Fall, aber ich musste natürlich das Selfie vor der Leiter machen, die zum Balkon reichte. Hier wurde die reale Welt mit der Welt der Oper verbunden – nette Idee der Inszenierung. 

Und da wären wir bei der Inszenierung. Bayreuth-Debütant Tobias Kratzer inszenierte provokativ und tags darauf machte das rechte Pack im Netz gegen die Inszenierung mobil. Kratzer machte aus Tannhäuser ein Spektakel und ritt durch bundesdeutsche Symbole. Da war Oskar aus der Blechtrommel und Ottmar Hörl nur eine Kleinigkeit. Naja, die Inszenierung beschäftigte den Geist. Das Dirigat von Walerij Gergijew war ebenfalls nicht der Hammer, so dass es viel Buh am Ende gab. Aber schaut selbst: 

Jetzt Karten sichern für Richard Wagner im Kino Tannhäuser

24. Juli 2019
Dieses Jahr hab ich Premierekarten und freu mich wie Bolle.

Dieses Jahr hab ich Premierekarten und freu mich wie Bolle.

Richard Wagner im Kino? Was einst als Experiment begann, ist heute eine liebgewonnene Tradition. Besorgt euch im Kartenvorverkauf die Karten für Tannhäuser am 25. Juli. Und wer Angst vor Wagner hat, kann es ja mal ausprobieren und muss nicht gleich Karten für den Grünen Hügel in Bayreuth kaufen. Ich bin dieses Jahr nicht im Kino mit dabei – ich habe Premierekarten und flipp aus.

Bald ist es wieder so weit
Mit einer Neuinszenierung von Richard Wagners Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg beginnen am 25. Juli 2019 die 108. Bayreuther Festspiele. Die „Große romantische Oper in drei Akten“ wurde 1845 in Dresden uraufgeführt und 1891 zum ersten Mal in Bayreuth gezeigt. Nach Sebastian Baumgartens Tannhäuser-Interpretation im Jahr 2011 ist die nächstjährige Neuproduktion die neunte Inszenierung des Werks (das in der so genannten Dresdner Fassung aufgeführt werden wird) bei den Festspielen.
Die Musikalische Leitung hat Valery Gergiev, der erstmals in Bayreuth dirigieren wird. Als Regisseur konnte Tobias Kratzer gewonnen werden, Bühne und Kostüme stammen von Rainer Sellmaier.
Stephen Gould verkörpert die Titelpartie des Tannhäuser, den er zum ersten Mal 2004 in Bayreuth sang. Lise Davidsen wird als Elisabeth zu erleben sein, Stephen Milling als Landgraf Hermann. Wolfram von Eschenbach wird von Markus Eiche gesungen werden und die Partie der Venus von Ekaterina Gubanova. Daniel Behle als Walther von der Vogelweide, Kay Stiefermann als Biterolf, Jorge Rodríguez-Norton als Heinrich der Schreiber, Wilhelm Schwinghammer als Reinmar von Zweter und Katharina Konradi als Ein junger Hirt vervollständigen das Ensemble.

Der große Richard Wagner - auch im Kino.

Der große Richard Wagner – auch im Kino.

Tannhäuser live zeitversetzt
Ich freue mich auf die Neuinszenierung von Tannhäuser am 25. Juli 2019. Im Kino läuft das Werk ab 18:00 Uhr „live zeitversetzt“. Die Kinoübertragung der Live-Aufzeichnung der Vorstellung wird auch in diesem Jahr wieder zwei Stunden später als die eigentliche Aufführung im Festspielhaus stattfinden. Ich werde aus Bayreuth winken und vielleicht seht ihr mich im Kino.
Die Bayreuther Festspiele gehören zu den bekanntesten und renommiertesten Festspielen weltweit. Jahr für Jahr kommen rund 60.000 Besucher aus der ganzen Welt nach Bayreuth, um die Aufführungen zu erleben, auch ich war einige Male mit dabei und ich muss euch sagen: Es ist großartig. Die Nachfrage nach Karten übersteigt seit Jahrzehnten das verfügbare Kartenangebot, weshalb sich teils mehrjährige Wartezeiten ergeben. Durch die Kinoübertragung ist es nun allen Wagnerbegeisterten möglich, in den Genuss einer Aufführung der Bayreuther Festspiele in herausragender technischer Qualität und mit einem kinoexklusiven Pausenprogramm zu kommen.

Bewährtes Format
Im Jahr der ersten Kinoauswertung 2012 startete die Familie Wagner mit 55 Kinos und viel Überzeugungsarbeit, mittlerweile sind über 190 Kinos die Bayreuther Festspiele erfolgreich spielen, Tendenz steigend. Auch mein Lielingskino Scala in Fürstenfeldbruck ist seit Jahren mit dabei und die Übertragung erfreut sich großer Beliebtheit.
Seit der Festspielsaison 2016 beginnt die Kinoübertragung der Live-Aufzeichnung der Vorstellung um 18:00 Uhr und damit zwei Stunden später als die eigentliche Aufführung im Festspielhaus. Durch die Übertragung zu einer späteren Tageszeit haben mehr Kinobesucher die Chance, an der Übertragung teilzuhaben, gleichzeitig verkürzen sich dadurch für die Kinobesucher die in Bayreuth einstündigen Pausen der Opernaufführung. Infolge der gestrafften Pausen nähert sich die Übertragung in zeitlicher Hinsicht dem tatsächlichen Bühnengeschehen in Bayreuth an und lässt die Übertragung damit quasi zum Live-Erlebnis werden. Dieses Übertragungsformat wurde so gut angenommen, dass die Familie in der Anzahl der Kinobesucher einen Anstieg von über 20% gegenüber dem vorherigen Übertragungsformat verzeichnen konnte.

Chance nutzen und Wagner kennenlernen
Und gerade Operninteressierte sollten diese Chance nutzen. Manche Leute kennen Wagner aus dem Kino wie der Wallkürenritt aus Apocalypse Now oder den Einzug der Götter in Walhall aus Prometeus.
Wagner-Opern sind etwas Besonderes, etwas Würdevolles, etwas Feierliches. Karten für Bayreuth zu bekommen ist schwer und die Karten sind teuer. Daher ist es ideal, wenn man für vergleichsweise wenig Geld in den Genuss einer Wagner-Oper kommt. Alle Klassikinteressierten sollten diese Möglichkeit nutzen und sich an Wagner heranwagen. Natürlich lässt sich ein Kinobesuch nicht mit einem Besuch auf dem Grünen Hügel vergleichen: Dennoch sollte man es ausprobieren und sich mit der Musik von Richard Wagner vertraut machen. Wagner führte die Leitmotive in die Musik ein und wer die großen Filmmusikkomponisten wie John Williams, Jerry Goldsmith, John Barry und und und schätzt, weiß, wie wichtig Wagner für die Filmmusik ist. Und zudem ist Tannhäuser eine vergleichsweise leichte Oper von Richard Wagner, deren Leitmotive schnell ins Ohr gehen. Also nicht zögern und eine Karte fürs Kino besorgen.

Stühle im Festspielhaus oder Sessel im Kino
Ich bin zwar immer wieder fasziniert von dem 1974 Plätze fassenden Zuschauerraum des Festspielhauses in Bayreuth. Er ist schlicht eingerichtet und besteht aus gleichmäßig ansteigenden Sitzreihen nach Vorbild antiker Amphitheater. Die Akustik in dem Konzertsaal aus Holz ist genial.

Kinosessel sind schon bequemer als die Holzstühle am Grünen Hügel.

Kinosessel sind schon bequemer als die Holzstühle am Grünen Hügel.

Die harten Holzklappstühle sollen eine Idee von Wagner selbst gewesen sein. Kein Zuschauer sollte einschlafen, denn bequem sind die Holzteile wirklich nicht und die Reihen sind eng, also ist mit Beine ausstrecken auch nicht viel her. Und Wagner-Opern können lang, sehr lang dauern, je nachdem wer dirigiert. Der Ring des Nibelungen erfordert Sitzfleisch. Tannhäuser ist da deutlich kürzer. Die Pausen in Bayreuth sind dringend nötig, um sich zu strecken und spazieren zu gehen.
Da ist eine Wagner-Oper im klimatisierten Kinosaal im Scala eine absolute Wohltat für den Hintern. Die Sessel sind weich, die Beine kann man ausstrecken. Wagner im Kino ist natürlich doch etwas anders als Wagner in Bayreuth. Im Kino geht es lockerer zu. Es ist möglich, dass ich mir Bier und Popcorn in den Saal mitnehmen kann. In Bayreuth wird man dafür am Fahnenmast des Opernhauses aufgeknüpft.

Technische Details der Übertragung
Natürlich geben sich die Macher alle Mühe, den Ton so gut als möglich ins Kino zu übertragen. Aber es muss auch klar sein: Der Sound wird niemals so genial klingen wie im Bayreuther Festspielhaus. Wer einmal eine Oper von Wagner dort erleben durfte, den hat der Klang umgehauen. Noch nie habe ich so einen hervorragenden Klang gehört. Allerdings braucht man dazu eine der seltenen Eintrittskarten auf den Grünen Hügel. Bei der Live-Übertragung im Kino wird man alles herausholen, was die Technik kann. Die Liveübertragung erfolgt auf höchstem technischen Niveau in HDTV 1080i und in Dolby 5.1 Sound. Das Signal wird für die Live-Übertragung in den Kinos über die beiden Satelliten Intelsat 10-02 und Eutelsat 5 West ausgestrahlt. Am Tag der Übertragung steht das Satellitensignal einige Stunden vor Beginn zur Verfügung. Untertitel von Tannhäuser auf Deutsch sind im Kino vorhanden, was günstig ist, um das Libretto zu verstehen.

Vegetarische Kochkurse in Franken – geht das überhaupt?

26. März 2019

Kochkurse habe ich schon viele besucht, aber der Kochkurs von Marika Bange klingt schon sehr verlockend und hat mich neugierig gemacht. In ihrer Kochschule Sana e SalvaKochschule Sana e Salva kurz vor Bayreuth bietet sie vegetarische Kochkurse an. Ich hab mir die Sache einmal angeschaut, als ich ein Seminar in der Nähe geben durfte.

Marika Bange vor den vegetarischen Lebensmitteln in ihrer Kochschule.

Marika Bange vor den vegetarischen Lebensmitteln in ihrer Kochschule.

Vegetarische Küche inmitten des Lands von Schäufele und Kloß mit Soß? Geht das in Franken überhaupt? Und wie es geht. Das beweist Marika Bange mit ihrer Kochschule in Eckersdorf im Ortsteil Oberwaiz, rund zehn Minuten von Bayreuth entfernt. Marika Bange vermietet Ferienwohnungen, ich habe in der Wohnung Sophienberg genächtigt, und betreibt ihre Kochschule. Alles unter der Marke Sana e Salva.

 

Im Nebengebäude hat sich ihre Kochschule untergebracht. Durchschnittlich zwölf Leute können hier den bewussten Umgang mit vegetarischen Speisen erlernen. Aber Marika Bange geht auch zu Kunden heraus und macht ihre Kochevents vor Ort. Zielgruppe hier sind Firmen, die eine andere Art von Firmenevent haben wollen.

In der Kochschule schauen viele Vereine und Organisationen vorbei, die etwas neues kennenlernen wollen. Die Zutaten sind streng biologisch, das Mehl für das selbstgebackenes Brot stammt aus der Region. „Wir legen nicht nur Wert auf qualitativ hochwertige Biolebensmittel, sondern wir achten auch auf Regionales und Saisonales. Uns ist wichtig, wo unsere Lebensmittel herkommen, welche Inhaltsstoffe sie bieten, d. h. wir verwenden möglichst naturbelassene Lebensmittel – und dies schmeckt man. Außerdem gehen wir achtsam mit unseren Lebensmitteln um und haben Freude am Kochen – auch dies schmeckt man“, sagt Marika Bange. Die Themen werden individuell zusammengestellt. Es gibt auch einen kleinen schön gemachten Flyer mit verschiedenen Angeboten an Kochkurse. 

Ich halte diese Idee für sinnvoll. Hier lernt der Besucher einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln und zudem macht das Kochen wirklich Spaß. Wer in der Gegend ist, sollte es unbedingt mal ausprobieren. 

 

Heute ist Popcorn Tag

19. Januar 2019
Popcorn und Kino gehören für mich zusammen.

Popcorn und Kino gehören für mich zusammen.

Süß oder salzig? Das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden? 

Ok, es war ein doofer Einstieg. Den großen Willi Shakespeare mit banalen Popcorn zu vermischen. Aber sei es drum. Heute am 19. Januar ist Popcorn Tag in den Vereinigten Staaten. Zeit, ein wenig inne zu halten und dem Popcorn zu gedenken.

Popcorn assoziiere ich eindeutig mit Kino. Und ich mag die süße Variante des Puff- oder Knallmaises, wie Popcorn früher mal in unserer Familie hieß. Als Kind war ich fasziniert, als meine Mutter Mais in einen Topf mit Öl gab und das Ganze erhitze. Erst passiert nichts, dann ploppte es hier und da – und dann ging das ganze Geballere los, wenn der Mais sich in Popcorn verwandelte. Als ich den Topfdeckel abnahm, um neugierig zu schauen, wie der Transformationsprozess vor sich ging, sprang das Popcorn durch die ganze Küche. Damit war es erst einmal vorbei mit dem Knallmais.

Meine nächste Erinnerung an Popcorn stammte aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ich besuchte ein Journalismusseminar und in einem Zimmer unserer Bildungseinrichtung hatte ein lieber Kollege eine Popcornmaschine dabei. Er stellte sie auf eine Kommode und ließ das Popcorn in eine geöffnete Schublade ploppen. Plop, plop, plop. Wir quatschen, ratschten und irgendeiner fütterte die Popcornmaschine weiter und weiter. Das Resultat: Die Schublade war irgendwann voll, das Popcorn verteilte sich im ganzen Raum und es gab eine riesige Sauerei. Der Kollege musste es am nächsten Tag bei der Bildungseinrichtung ausbaden.

Jahre später als Chefredakteur eines 3D-Magazins mit Namen Creative Live mussten wir uns gegen einen starken Mitbewerber behaupten. Und wir machten dies mit Popcorn. Wenn wir auf Messen, Roadshows und Veranstaltungen der Community gingen, hatte ich immer eine eigene Popcornmaschine dabei. Bei uns gab es Popcorn mit Salz, Zucker, Zimt oder Pfeffer und siehe da: Die potentiellen Leser kamen zu uns an den Stand und wir schrieben das eine oder ander Abo. Ich hatte Input für Artikel und schön war die Welt. 

Popcorn Tüte zu Star Wars - der letze Jedi. Das Popcorn war das Beste an dem Film.

Popcorn Tüte zu Star Wars – der letze Jedi. Das Popcorn war das Beste an dem Film.

Die Popcorn Maschine liegt heute im Keller. Popcorn nehme ich nur noch im Kino zu mir und meistens ist die Tüte im ersten Drittel des Films bereits leer. Beim Popcorn-Kino gehört Popcorn einfach dazu. Ein einziges Mal hab ich mich über mich selbst geärgert. In meinem Kino Scala in Fürstenfeldbruck wird einmal im Jahr die Premiere von Richard Wagner-Opern aus Bayreuth übertragen. Wagner ist für mich heilige Musik. Nur einmal bin ich mit Popcorn und Cola in eine Wagner-Kinovorstellung gegangen und hab mich geschämt. Beim nächsten Mal natürlich Richard Wagner ohne Popcorn – ich gelobe es am Tag des Popcorns.

Popcornmaschine und Popcon-Single.

Popcornmaschine und Popcon-Single.

Zur Feier des Tages habe ich eine alte Single von Anarchic System ‎aus dem Jahre 1972 rausgeholt und spiele es. Der Text ging so:

Like a pop-corn in your hand

is your castle made of sand

life goes up and life goes down

and life goes round and round and round.

Ich geb zu, die Instrumentalversion fand ich aber immer besser:

Homage an Wagnersängerinnen Birgit Nilsson und Astrid Varnay im Märktgräflichen Opernhaus

7. September 2018

Wenn ich als Wagner-Fan gefragt werde, welche Sängerinnen und Sänger ich sofort mit Richard Wagners Musik verbinden würde, dann muss ich neben vielen anderen vor allen an Birgit Nilsson denken. Meine erste Wagner-Oper auf Schallplatte als Jugendlicher war Tristan und Isolde aus Bayreuth von 1966 mit Karl Böhm und ich konnte mich an der Dame nicht satthören. Nach Birgit Nilsson feierte Astrid Varnay in Bayreuth ähnliche Erfolge, wobei ihre hinterbliebenen Tondokumente eher von schlechterer Qualität sind.

Micaela di Catalano vor dem Veranstaltungsplakat.

Micaela di Catalano vor dem Veranstaltungsplakat.

Beide großartigen Damen werden 100 Jahre und ihnen zu ehren gibt es am 22. September im Marktgräflichen Opernhaus eine Homageabend für die Diven vergangener Zeiten. Das Marktgräfliche Opernhaus wurde aufwendig renoviert und erstrahlt im neuen Glanz – der Besuch dieses Theaters alleine rechtfertig den vielversprechenden Abend. Auf Initiative von Micaela di Catalano kommt dieser Event zustande, nachdem in Bayreuth bisher keine Erinnerungsveranstaltung für die beiden großartigen Sängerinnen organisiert wurde. Also kann ich das Engagement von Micaela di Catalano nicht hoch genug würdigen. 

Frisch renoviert ist das Marktgräfliche Opernhaus einen Besuch wert.

Frisch renoviert ist das Marktgräfliche Opernhaus einen Besuch wert.

Also am 22. September um 19:30 Uhr gibt es 100 Jahre Birgit Nilsson und Astrid Varnay in 100 Minuten in Form von Wort und Gesang. Das Wort kommt vom ehemaligen Agenten der Nillson Dr. Germinal Hilbert, die Musik kommt von Micaela di Catalan, die von Christian Hornef am Klavier unterstützt wird. Die Moderation hat Dr. Frank Pinotek inne. Ich bin mir sicher, es gibt die eine oder andere schöne Anekdote für Richard Wagner-Fans zu genießen – und was mich ärgert: Ich kann nicht dabei sein, denn ich muss arbeiten. Vielleicht wird der Abend ja auf Video aufgezeichnet und für die Nachwelt erhalten. Karten für das Event gibt es übrigens hier.

Ich finde das Engagement von Micaela di Catalano bemerkenswert. Micaela di Catalano ist in Oberfranken geboren und aufgewachsen. Nach einem Studium des klassischen Gesanges inzwischen mit dem Mariinsky-Theater St. Petersburg in Russland  ist sie Wagner verfallen. Ihr Schwerpunkt liegt im Wagnerfach. „Zu meinen großen Vorbildern gehören die Sängerinnen Birgit Nilsson und Astrid Varnay, die heuer ihren 100. Geburtstag gefeiert hätten. Mir war aufgefallen, dass auf den Kulturkalendern in Bayreuth, wo beide Sängerinnen über viele Jahre hinweg, große Triumphe feierten, kein Erinnerungskonzert zu finden war“, erzählt sie. „So habe ich spontan beschlossen, eine Hommage zu veranstalten.“

Dank Youtube gibt es einige Auftritte der Sängerin mit Wagner-Material. Anschauen und vor allem Anhören und genießen und dann ab nach Bayreuth zum Homage-Abend.

 

 

Mit der Walküre hat das Grauen sein Ende

4. September 2018
Ausdrücklich danke ich meiner Frau, dass sie mich tapfer zu Wagner begleitet. Ausdrücklich danke ich meiner Frau, dass sie mich tapfer zu Wagner begleitet.

Haben wir das auch wieder hinter uns gebracht – leider kann ich den Spruch nicht in Fränkisch wiedergeben, aber das kam mir in den Sinn als ich aus dem Festspielhaus in Bayreuth nach mehreren Stunden Walküre schwitzend in die Abendluft trat. 

Es war schon heiß in dem ehrwürdigen Festspielhaus.

ref=“https://redaktion42.files.wordpress.com/2018/09/72d891a6-55c5-4b8f-a56c-141527192b67.jpeg“> Es war schon heiß in dem ehrwürdigen Festspielhaus.[/ca

Nein, nein, die Oper mit der göttlichen Musik des Meisters hat mir gefallen, mich zutiefst berührt. Auch das Dirigat des viel kritisierten Plácido Domingo fand ich nicht schlecht, aber ich habe endlich Frank Carstorf hinter mich gebracht. Alle Teile der Tetralogie habe ich gesehen und die Walküre war der letzte Teil meines Rings der Nibelungen. Natürlich weiß ich, dass die Walküre der erste Tag der Aufführung ist, aber bekommen Sie mal Karten in der richtigen Reihenfolge in Bayreuth. Ja, träumen Sie weiter. 

Ich habe also meinen Ring komplett Das Rheingold („Vorabend“), Die Walküre („Erster Tag“), Siegfried („Zweiter Tag“) und Götterdämmerung („Dritter Tag“) und ich habe damit den kompletten Ring in der Inszenierung von Frank Carstorf hinter mich gebracht – und es war eine Qual. Das sozialistische Bühnenbild mit störenden Filmeinspielungen haben mir nie gefallen. Bei 30 Grad Celsius im Festspielhaus kam wohl Carstdorfs Rache am Bayreuther Publikum, als es im dritten Aufzug zur Verstoßung kommt. Da wird dann zum Schluss ein Ring aus Feuer auf der Bühne entfacht, der die Temperaturen weiter nach oben treibt. „Wer meines Speeres Spitze fürchtet, durchschreite das Feuer nie!“ Nie wieder Carstdorf, bitte. Im nächsten Jahr soll der Ring von jemand anders inszeniert werden. Wer das sein wird, hat Festspielleiterin Katharina Wagner noch nicht öffentlich verkündet. Ich bin gespannt, denn dann geht der Ring des Nibelungen für mich wieder von vorne los.

Den Carstorf-Ring hab ich Gott sei Dank jetzt durch.

ps://redaktion42.files.wordpress.com/2018/09/0b7549b6-81fd-4415-b75e-22e5266aee1d.jpeg“> Den Carstorf-Ring hab ich Gott sei Dank jetzt durch.

[/caption]Ungewöhnlich für Wagnerianer war der Aufführungstag der Walküre. Es war der Mittwoch, 29. August 2018. Da muss der traditionelle Wagnerianer ganz feste schlucken und stark sein, denn die Festspiele haben einen klar umrissenen Zeitraum und sonst ist am 28. August Schluss und die Wagner-Fans können in die Ferien fahren. Ich hab beim Social Media-Team in Bayreuth gleich mal nachgefragt und bekam folgende Antwort: „Auf Grund der hohen Nachfrage und wegen zwei Vorstellungen mehr als in den letzten Jahren, sind die Festspiele um einen Tag verlängert worden. Viele Grüße aus Bayreuth.“ Mir war es egal, aber so mancher Fan auf dem Grünen Hügel war sichtlich irritiert. Für den Rest der Welt ist es wohl der berühmte Sack Reis, der umfällt. 

Wie gesagt, wie Musik von Richard Wagner steht für mich außer Frage. Und im Vorfeld gab es Gemaule über das Dirigat von Plácido Domingo. Ein bisschen mehr Pepp hätte es der ganzen Sache gut getan, aber der Weltuntergang verzeih Götterdämmerung ist es nicht gewesen. Der Schlussapplaus war ganz ordentlich, ein paar Buhs in Bayreuth gehören dazu.

Ich mag ja die Stimmung bei den Festspielen, doch bemerke ich in den vergangenen Jahren ein Rückgang der Service-Qualität durch die Gastronomie Steigenberger bei gleichzeitigem Ansteigen der Preise. Zwei Beispiele: Die Türe einer Herrentoilette war defekt und konnte nicht verschlossen werden. Und so traten immer wieder Herren in die besetzte Kabine, was nicht zur Heiterkeit aller Beteiligten führte. Das Schloss war schon vor der Aufführung der Walküre kaputt. Den Kaffee konnte man sich für teuer Geld aus einer Kaffeemaschine herauslassen, während das Servicepersonal ein kleines Schwätzchen in der Pause hielt. Servicewüste ist eben ein deutsches Wort. 

Großes #mimi in Bayreuth - Wagner Festspiele dauerten einen Tag länger.

on42.files.wordpress.com/2018/09/991efc44-39d8-4f7d-a832-c7a563c660aa.jpeg“> Großes #mimi in Bayreuth – Wagner Festspiele dauerten einen Tag länger.

Und natürlich

[/caption]Und natürlich werde ich mich redlich bemühen, für 2019 wieder Karten für den Grünen Hügel zu bekommen. Ich danke meiner Gattin, die kein ausgesprochener Wagner-Fan ist, dass sie mich begleitet. Und für euch da draußen: Ich bin für Karten immer empfänglich. 

Wagner im Kino: Lohengrin

27. Juli 2018

Blau, das war die Farbe des Abends: Blau in verschiedenen Schattierungen. Als ich aus dem Kino ging, in dem Lohengrin aus Bayreuth übertragen wurde, war ich fast betrunken. Nicht wegen des Blaus der Inszenierung, sondern trunken von der Musik Richard Wagners. Wobei ich auch zugeben muss, Lohengrin gehört textlich und musikalisch eher zu den schwächeren Opern des Meisters. 

Meine Gattin und ich im Scala in Fürstenfeldbruck und lauschen Wagner.

Meine Gattin und ich im Scala in Fürstenfeldbruck und lauschen Wagner.

Bei meiner Gattin und mir ist es ein Ritual in Sachen Wagner. In Ermangelung von Premierekarten schauen wir uns die Neuinszenierung von Wagners Oper via Live-Übertragung bei uns im örtlichen Kino Scala Fürstenfeldbruck an und im August besuchen wir die Festspiele am Grünen Hügel dann live. Dieses Jahr wird es die gewöhnungsbedürftige Frank Castorfs Ring-Interpretation die Wallküre sein. Beim Bühnenbild mach ich einfach die Augen zu, darf aber Plácido Domingo als Dirigent hören.

Tinker Bell, Biene Maja oder dire drei von der Tankstelle - Dieser Lohengrin war so etwas eigen.

Tinker Bell, Biene Maja oder dire drei von der Tankstelle – Dieser Lohengrin war so etwas eigen.

Gerne wäre ich bei einer Premiere in Bayreuth dabei. Ich sehe Prominenz, die in Bayreuth erscheint, angeführt von Urlauberin Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Mann Joachim Sauer. Die Kanzlerin mag Wagner, versteht ihn auch. Doch so mancher Hanswurst in Bayreuth ist wohl weniger wegen der Musik als vielmehr wegen des Glamours da. Aber so war es wohl auch zu Richard Wagners Zeiten und so ist es auch zu Katharina Wagners Zeiten. Und dennoch: Ich stehe bereit für Premierenkarten – ich seht: Ich bin neidisch. 

Mit einem Glas Sekt wurden wir im Scala begrüßt. Vielen Dank.

Mit einem Glas Sekt wurden wir im Scala begrüßt. Vielen Dank.

Also nahm ich im klimatisierten Saal 4 im Scala Kino Platz, grinste ein wenig über die Temperaturen im Festspielhaus. Die Übertragung aus Bayreuth beginnt, doch es fehlt der Ton. Entweder gibt es beim Streaming Tonprobleme oder ein Profi im Kino hat den Ton abgedreht. Nach Protest der zumeist älteren Zuschauer war dann der Ton nach ein paar Minuten da – von der Musik haben wir nichts verpasst, allerdings vom Gerede von Katharina Wagner. Macht’s nichts, ich mag die Damen sowieso nicht, aber der Höflichkeit halber hätte ich gerne gehört, was sie sagt. 

Auf dem grünen Hügel gab es vereinzelt Buhs für ihn. Auch das gehört zu Bayreuth.

Auf dem grünen Hügel gab es vereinzelt Buhs für ihn. Auch das gehört zu Bayreuth.

Die Oper beginnt – mein erster Eindruck war Blau. Das Bühnenbild des Künstlerpaars Neo Rauch und Rosa Loy der neuen Leipziger Schule war blau und es zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Inszeniert wurde das Ganze von Yuval Sharon. Nach der blauen Phase kam ich mir vor, in einem Universal-Horror-Film zu sein. Blitze und Transformatorenstationen als ob man das Labor von Victor Frankenstein betritt und die blaue Frisuren erinnerten an Frankensteins Braut. Die Darsteller haben Flügel umgeschnallt, stehen in ihren Rembrandt-Kostümen in einer Welt von Motten und Fliegen. Muss das Volk von Brabant einen Stromstoß bekommen? Ungewöhnlich, wahrlich ungewöhnlich – gefällt mir diese Biene Maja-Blaumann-Version von Lohengrin? Ich bin mir nicht sicher, ob ich Tinker Bell bei Wagner sehen will. 

Ich mag die Interpretation von Christian Thielemann, der jetzt Die Geschichte um Betrug und Fanatismus, von Hingabe und Idealismus vor dem Hintergrund der Macht des Gral lässt viele Interpretationen auf Wagners Zustand zu. 

Ich hab mich geärgert, dass ich mich nicht richtig auf diesen Abend vorbereitet habe. Dann hätte ich auch mitbekommen, dass Piotr Beczala die Titelpartie kurzfristig von Roberto Alagna übernommen hat, der abgesagt hat. Aber Lohengrin mit seinem Frage-Verbot nach seinem Namen und Herkunft, steht bei der Oper nicht im Vordergrund. Es ist Elsa und sie ist die interessante Person des Stücks mit seinen drei Aufzügen. Elsa von Brabant wird gesungen von Anja Harteros. Und die beste Szene für mich ist die Bindung von Elsa an Lohengrin, der zudem seine Herzensdame mit einem Seil an sich fesselt. Die Frage nach der Herkunft zerstört die Liebe. Beczala und Harteros sind hier einfach wunderbar und wenn Lohengrin dann in Trauer seinen Namen und Gralherkunft verrät ist es zum Dahinschmelzen. 

Ich habe noch Hans Neuenfels Lohengrin in Erinnerung. Damals saß ich bei den Ratten in der zweiten Reihe im Festspielhaus, bei Sharon saß ich im Kinosessel. So sehr ich mich Neuenfels empört habe, so sehr habe ich mich bei Sharon zeitweise gelangweilt. Das kam schon alles glatt daher. 

Sie kam zurück nach Bayreuth: Waltraut Meier.

Sie kam zurück nach Bayreuth: Waltraut Meier.

Ich freute mich auf Waltraud Meier, die nach der Isolde wieder nach 18 Jahren nach Bayreuth kam und für mich eine starke Interpretation der Ortrud ablieferte. Der verdiente Applaus in Bayreuth war sicherlich nicht nur wegen der Leistung in Lohengrin, sondern ein Dank für ihr Gesamtwerk.

Ein Dank zudem den Betreibern des Scala-Kinos in Fürstenfeldbruck. Ich finde es toll, dass ihr Wagner im Kino anbietet und so lange ich keine Premierenkarten bekomme, besuche ich euch bei Richard Wagner, auch wenn das Publikum eher übersichtlich blieb. Vielleicht sollten wir 2019 bei Tannhäuser mal zu einer PR-Aktion ansetzen. 

Bayreuth: Beste Bratwurst in der Stadt im Bratwursthäuschen

25. März 2018
Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Wenn ich in Bayreuth bin, muss ich zum Bratwursthäuschen.

Franken ist für mich auch gleichbedeutend mit deftiger Kost und als ich jetzt eine halbe Woche aufgrund von zahlreichen Seminaren in Bayreuth weilte, probierte ich sie wieder: Die fränkische Bratwurst. Lecker kann ich euch sagen.
Im Moment warte ich auf den Internet-Metzger Claus Böbel, der in Rittersbach in Mittelfranken eine eigene Bratwursterlebniswelt neben seinen Bratwurstseminaren auf die Beine stellt mit Bratwursthotel (Schlafen unter dem Bratwursthimmel), Im September 2018 soll das die Genusswelt eröffnet werden. Derweil habe ich im oberfränkischen Bayreuth ein paar Bratwürste verköstigt.

Auf den Weg zu Haus Wahnfried überkam mich der Bratwursthunger. Ich ging an zahlreichen roten Buden vorbei, aber ich bliebt wie immer beim roten Bratwursthäuschen stehen. Es befindet sich in der Richard Wagner Straße 8. Die Semmeln oder Brötchen (wie auch immer) waren frisch und die Wurst hat super geschmeckt. Ich probierte erst eine Wurst im Brötchen, dann nahm ich als Nachschlag zwei Würste im Brötchen. Vor dem Bratwursthäuschen bildete sich immer eine Schlange. Diese Schlange bestand nicht nur aus Touristen wie mir, sondern es waren viele Bayreuther darunter, die die Qualität des Bratwursthäuschens schätzen.

Während ich meine erste Wurst genoss, betrachtete ich die Plakate, die aufgehängt waren. Darunter waren die Bratwurst-Schildkröte, die Sensation in der Tierwelt: Die Bratwurst-Schnecke und immer wieder „Guten Appetit“ und „Mund auf“. Und immer wieder fränkisch: „Unsa Bratworscht löscht kann Dorscht! Dess iss worscht. Sie zergeht auf der Zunga und beseitigt jeden Hunga!“ – Impressionen nach dem Motto „Reim dich oder ich fress dich“
Und was ich feststellen könnte: Die Bratwürste im Bayreuther Raum sind individuell. Jeder bereitet sie auf seine Art zu. Ich war in Leupoldsgrün im Gasthaus Löhner, dort genoss ich sie auf ausgezeichnetem Kraut.

In Leupoldgrün wurden sie so serviert ...

In Leupoldgrün wurden sie so serviert …

Richtig gut hat sie auch in Creußen im Landgasthof „Im Gärtlein“ geschmeckt, hier war sie ein wenig dunkler und ein Kraut – zum Reinlegen.

... und in Creußen so.

… und in Creußen so.

Also Franken, ich komm wieder.

Der lange Weg zu Karten für die Bayreuther Festspiele

19. März 2018

Es war schon eine Geduldsprobe, die ich mir da zugemutet habe. Gestern stand der Online-Verkauf für die Bayreuther Festspiele auf meinem Nachmittagsprogramm. Und es hat auch wirklich den ganzen Nachmittag gedauert, bis ich zwei Karten für die beste Ehefrau und mich erstanden habe. Zufrieden bin ich aber dennoch nicht.
Um 14 Uhr war der Ticket-Shop am Grünen Hügel in Bayreuth geöffnet. Um 13:58 Uhr stand ich auf der Matte. Das iPad war online. Kundennummer und Kreditkarte sowie Kalender lagen bereit – also die magischen 3 K. Dieses Jahr steht eine Neuinszenierung von Lohengrin auf dem Programm und ich würde gerne die Inszenierung sehen. Anja Harteros soll die Elsa singen. Ich sag es gleich: Ich habe keine Karten für Lohengrin bekommen und bin deswegen enttäuscht. So muss ich mir wohl die Neuinszenierung wieder im Kino ansehen, wenn es übertragen werden sollte. So habe ich es in der Vergangenheit immer gemacht. Und Lohengrin war die erste Oper, die ich in Bayreuth jemals gesehen habe.

Der Ticket-Shop öffnet
Nun um 14 Uhr öffnete der Shop seine Pforten und ich reihte mich ein. Vergangenes Jahr habe ich so auch Karten für die wunderbaren Meistersinger erstanden und hoffte wieder auf mein Glück. Aber ich war wohl zu spät. Es waren einige Wagnerianer vor mir und das bedeutet dann stundenlanges Warten.
Nach 20 Minuten viel mir auf, dass die Veranstalter die Website geändert hatten. Im vergangenen Jahr waren es animierte Figuren, die sich Platz um Platz nach vorne schoben. Dieses Jahr gab es einen klassischen Ladebalken und der stand bei mir ganz weit links. Wie öde!

Ganz links ist der Ladebalken um 14:09 Uhr. Das kann dauern und die animierten Figuren sind auch nicht mehr da.

Ganz links ist der Ladebalken um 14:09 Uhr. Das kann dauern und die animierten Figuren sind auch nicht mehr da.

Das Neuladen der Seite ist strengstens verboten und auch die Seite im Hintergrund laufen lassen, dass will die Familie Wagner nicht. Ob das stimmt, habe ich nicht ausprobiert, denn ich wollte meinen wertvollen Platz in der Ticketschlange nicht aufgeben. Links oben auf der Website gab es ein Ampelsystem, ob Karten für die jeweilige Oper noch verfügbar sind. Dieses Jahr gab es online Karten für Holländer, Lohengrin, Meistersinger, Parsifal, Tristan und Wallküre. Nach 20 Minuten waren noch alle Ampeln auf Grün.

Alle Ampeln auf Grün. Ich beginne zu hoffen auf Lohengrin.

Alle Ampeln auf Grün. Ich beginne zu hoffen auf Lohengrin.

Ich hoffte also auf Lohengrin. Doch dann wechselte Lohengrin auf Gelb, die Karten wurden knapp und ich war noch ganz hinten in der Warteschlange.

Lohengrin wird um 14:33 Uhr knapp. So ein Mist.

Lohengrin wird um 14:33 Uhr knapp. So ein Mist.

Ich wurde nervös und nervte die Twittergemeinde mit meinen Bedanken. Das viele Jammern nutzte nichts. Nach einer Stunde war Lohengrin immer noch auf Gelb und ich hatte gerade mal ein Drittel des Ladebalkens geschafft. Und dann, um 15:06 Uhr sprang Lohengrin auf Rot um – alle Karten weg und mein Ärger war da. Über eine Stunde gewartet und keine Karten.

Und weg war Lohengrin.

Und weg war Lohengrin.

Nun, dann begann das Alternativprogramm. Ich hatte die Inszenierungen von Holländer, Meistersinger, Parsifal und Tristan in Bayreuth bereits genossen, also blieb nur noch die Wallküre übrig. Ich konzentrierte mich also auf die Wallküre. Sie ist die erste Oper des Bühnenfestspiels für drei Tage und einen Vorabend, der aus dem Rheingold besteht. Es handelt sich um den Castorf-Ring, der 2017 auslief, aber 2018 noch in Einzelvorstellungen zu sehen ist. Ich habe Teile des Castorf-Rings gesehen und er hat mir nur teilweise gefallen. Aber Bayreuth ist eben Bayreuth und ich will auch 2018 wieder dabei sein und blöde daherreden.

Um 15:20 Uhr wurden auch die Karten für die Meistersinger knapp. Die Ampel schaltete auf Gelb. Karten für die Wallküre scheint es noch zu geben und ich wartete bereite 1:20 Uhr vor dem iPad mit der Ticketseite online. Und nun der Schock: Um 15:29 Uhr schaltete auch die Wallküre auf Gelb. Sollte ich eineinhalb Stunden umsonst gewartet haben? Ich wurde nervös. In dem Ladebalken hatte ich das Opernhaus noch nicht mal erreicht und die Karten wurden eng. Minute um Minute schob ich mich vor. Ich war sogar soweit, dass ich den lächerlichen Figuren auf dem Display Namen gab und meinen Kindern immer verkündete, wenn ich Herrn Maier, Frau Müller und Frau Schmidt überholt habe. An der Spitze der Schlange stand übrigens Herr Theobald, so hab ich den Typen genannt, der hinter einer Straßenlaterne versteckt war. Es galt diesen Theobald zu überrunden, der vor mir stand. Ich entwickelte einen regelrechten Zorn auf diesen virtuellen Pixeltypen, der so unscheinbar da stand.

Um 15:49 Uhr hatte ich den Herrn Theobald erreicht.

Um 15:49 Uhr hatte ich den Herrn Theobald erreicht.

Ich näherte mich Herrn Theobald Meter für Meter. Um 15:46 Uhr war ich schon ganz nah dran. Um 15:49 Uhr war der Eintritt ins Opernhaus zum Greifen nahe und ich freute mich schon. Um 15:55 Uhr hatte ich Herrn Theobald überholt. So Theo jetzt hab ich dich und zeig dir, was eine Harke ist. Doch ich wurde abermals von Bayreuth enttäuscht. Obwohl ich der erste in der Reihe der Personen war und noch vor diesem Herrn Theobald, galt dies wohl nicht für den Ladebalken. Der Balken musste bis ganz rechts laufen um vollständig geladen zu sein. Was soll das? Bayreuth, ich fühle mich von dieser GUI betrogen.
Nun standen Lohengrin und Meistersinger auf Rot und Wallküre auf Gelb und es war 16:02 Uhr. Zwei Stunden in der Schlange gewartet und ich drohte zu scheitern.

16:02 Uhr - es wird verdammt eng.

16:02 Uhr – es wird verdammt eng.

Um 16:16 Uhr hatte ich Herrn Theobald und die ganze Schlange weit hinter mich gelassen und näherte mich dem Eingang des Festspielhauses. Im Original gehe ich dort immer wieder rein und finde eine Säule mit einer Inschrift von der damaligen Premiere des Rings wieder. Langsam bekam ich Schnappatmung. Meine Gattin meinte nur lakonisch „Ja mei“ und meinte wohl: Dann eben Bayreuth nicht. Für sie ist es kein großer Verzicht, denn sie kommt zum Grünen Hügel nur mir zuliebe mit. Sie selbst ist nicht eine Wagnerverehrerin und kommt aus Liebe mit mir mit – ein schöner Liebesbeweis sich vier Stunden den Hintern auf unbequemen Klappstühlen wund zu sitzen.

16:16 Uhr - ich fühle mich von der GUI betrogen.

16:16 Uhr – ich fühle mich von der GUI betrogen.

Aber ich wollte nicht klein beigeben. Um 16:35 Uhr – zwei Stunden und 35 Minuten nach Öffnung des Ticketshops durfte ich für 10 Minuten den Store betreten und meine Karten auswählen. Oh wie gnädig. Ich bekam noch Restkarten für Wallküre – leider nicht wie gewohnt vorne, sondern ziemlich weit hinten. Und wir bekamen auch keine zusammenhängenden Plätze. Das bedeutet, meine Frau und ich müssen die Oper getrennt verfolgen. 3:45 Stunden dauert die Wallküre mit zwei Pausen, die wir zum Spazieren gehen nutzen können. Ich werde in den Pausen quatschen und meine Frau die Umgebung des Festspielhauses genießen.
Karten wurden mit der Kreditkarte bezahlt. Über die Preise schweige ich mich aus. Dann machte ich mich auf die Hotel-Suche. Da machte ich es mir leicht. Wir sind immer in Heinersreuth im Hotel Opel. Ich mag dieses fränkische Landgasthaus mit der lustigen Besitzerin. Das Essen ist bodenständig und ich freue mich auf den Pressack und das Bier. Online ein Zimmer gebucht, es war Gott sei Dank noch etwas frei. Dann zurückgelehnt und dann vom Musikserver die Wallküre geladen. Im Keller habe ich noch eine DVD vom Jahrhundertring des Jahres 1976 von Pierre Boulez, damit werde ich meine Umgebung beglücken. Bis zur Festspielsaison habe ich noch ein wenig Zeit das Libretto zu studieren und mir schlaue Sprüche auszudenken. Ach Richard Wagner, ich mag einfach deine Musik.

Es ist 16:35 Uhr und ich darf mein Geld ausgeben.

Es ist 16:35 Uhr und ich darf mein Geld ausgeben.