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Filmkritik ohne Spoiler: Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers

18. Dezember 2019
Das Ende der Saga ist endlich da. Das Ende der Saga ist endlich da.

Vielen Dank Jeffrey Jacob „J. J.“ Abrams – du hast die Kurve bekommen und meine Jugend gerettet. Wie sehr habe ich den Tag der Premiere von Star Wars 9 – The Rise of Skywalker herbeigesehnt und zugleich gefürchtet. Nach dem Totalausfall von Teil 8 hat Abrams die Saga zu einem würdigen Ende geführt. Was hätte die letzte Trilogie genial werden können, wenn er auch bei Teil 8 Regie geführt hätte?
Wie soll man als Kritiker und Fan einen Film besprechen ohne Spoiler? Ich probiere es einfach mal und werde zu einem späteren Zeitpunkt die verschiedenen Handlungsstränge von Star Wars 9 analysieren und in Beziehung zu den anderen Teilen setzen. Vielleicht aber soviel: Mir hat Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers gut gefallen. Er war nicht perfekt, aber ich möchte ihn empfehlen.

Abrams setzt weiter auf Nostalgie
Im Grunde hat es sich J.J. Abrams leicht gemacht – und das meine ich mit Respekt. Er ist ein Nostalgiker und zitiert, wo er nur kann sich selbst, die erste und die mittlere Trilogie. Er zeigt uns Orte, die wir kennen, die wir lieb gewonnen haben. Er zeigt uns Symbole, die sich in das Gedächtnis der Fans eingeprägt haben und er holt Figuren zurück, von denen wir glaubten, dass sie verloren waren. Und – und das ist wichtig: Er behandelt die verstorbene Carrie Fisher als das was sie ist: Unsere Prinzessin. Abrams verwendet vorhandenes Material sorgsam und mit Respekt – und korrigierte wohl digital nur minimal. Abrams hat Wort gehalten.
Immer wieder finden wir elegante Anspielungen an die Vergangenheit, sei es das Podracer, der Todesstern oder die Doppelsterne von Tatooine. Wir sehen mobile Superwaffen, die Planeten zerstören, Kulissen wie den Todesstern, Fahrzeuge wie den Sandkriecher, treffen alte Bekannte wie die Ewoks und Gott sei Dank nicht Jar Jar Binks. Der Regisseur spielt mit unseren Gefühlen und unseren Sehnsüchten und schafft die Balance zwischen Action und Humor und liefert viele Möglichkeiten sich vor Pathos und Rührung ein, zwei Tränen aus den Augen zu wischen.
Abrams liebt wohl auch den Gothic Horror der frühen Horrorklassiker. Da blitzt es auf Teufel komm raus bei den Siths, dunkle Schatten lichten sich, deuten an und erzählen nur mit Bildern ganze Geschichten im Kopf der Zuschauer. Anspielungen auf Ridley Scotts Übermenschen sind zu sehen. Da kommt das religiöse Motiv der Schlange ins Spiel, das Symbol des Heilers und viele Kleinigkeiten, die es beim zweiten, dritten und vierten Ansehen zu entdecken gilt. Star Wars ist und bleibt ein Märchen und die Abrams versteht es, die archetypischen Elemente zu nutzen.

Zuviel des Guten
Vielleicht und das muss sich Abrams vorwerfen lassen, versucht er das Epos in wagnerischer Breite zu erzählen und zu beenden. Gerade der Endkampf könnte einem Bühnenbild aus Bayreuth von einer Inszenierung des verstorbenen Wolfgang Wagners entsprungen sein. Symbolreiche Farben – Rot und Schwarz kommen zum Einsatz auf einer Theaterkulisse samt Zuschauer.
Der Film sprengt die Dimensionen und vielleicht wäre manches Mal weniger mehr gewesen, um die Handlungsstränge und Figuren der Saga einigermaßen schlüssig zusammenzuführen, die Rian Johnson so beschädigt hat. Aber wahrscheinlich braucht dies ein Marvel-verwöhntes Publikum so und duldet kein Verschnaufen oder Nachdenken. Aber Star Wars ist nicht zu den elenden Marvel-Filmen kitschig verkommen und behält noch eine eigene Klasse.

Verbeugung vor John Williams
Eine Konstante bei Star Wars durch alle neun Teile war Komponist John Williams. Seine Musikkulisse haben die Serie geprägt und er hat sie zu den Klassikern gemacht, die die Star Wars-Filme heute sind. Auch der Score zum letzten Teil der Sage ist grandios. Nach einem etwas schwachen achten Teil gefällt mir die Musik in Episode 9 ausgesprochen gut. Er greift in seinen typischen Leitmotiven die Figurenthemen auf und die Musik verfehlt die Wirkung nicht. Und wenn am Ende das klassische Thema ertönt, wissen wir, warum John Williams ein Meister seiner Zunft ist.

Fazit
Nun, Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers muss angesehen und genossen werden. Spoiler hab ich vermieden bis auf meinen letzten Satz: Chewbacca bekommt endlich seine Medaille und der Falke hat wieder eine runde Antenne – das ist gut so.

Richard Wagner in Bayreuth 2012: Verstummte Stimmen

10. September 2012

So sehr ich die Musik von Richard Wagner genieße, desto sehr verachte ich seine antisemitische Einstellung. Wagner politisch abzulehnen, fällt mir nicht schwer. Ich kann die Frage nicht beantworten, ob Wagner der Wegbereiter zu Auschwitz war. Wagner sah nicht nur die Musik und die „deutsche  Kultur“, sondern die ganze Welt durch den „zersetzenden“ Einfluss des „Judentums“ im Zustand der Degeneration. Gegen diese Gefahr müsse man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen – soweit Wagner.

Daher: Wagner muss aufgearbeitet werden und daher begrüße ich ausdrücklich die Ausstellung „Verstummte Stimmen“, die im Festspielpark am Grünen Hügel auch noch 2013 zu sehen ist. Die Ausstellung arbeitet den braunen Spuk auf dem Grünen Hügel auf und geht auch auf die Zeit vor den Nazis ein. Die Stadt Bayreuth und die Richard-Wagner-Stiftung gratuliere ich für den Schritt in die richtige Richtung. Sehr gut ist, dass die Ausstellung im Wagner Jahr 2013 auch zu sehen sein wird. Chapeau.

Dabei ist die Ausstellung keine neue Konzeption. Die Ausstellung „Verstummte Stimmen. Die Vertreibung der ,Juden‘ aus der Oper 1933 bis 1945“ wurde 2006 von dem Historiker Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem Gestalter Peter Schmidt erstmals Harnburg präsentiert. Danach wurde sie an den Staatsopern in Berlin, Stuttgart, Darmstadt und Dresden gezeigt. Die Ausstellung widmet sich einem kaum untersuchten und nie zusammenhängend dargestellten Kapitel aus der Nazizeit- der „Säuberung“ der deutschen Opernhäusern  von jüdischen und „politisch untragbaren“ Ensemblemitgliedem. Dieser Eingriff bedeutete für Tausende Berufsverbot, Exil oder Deportation.

In schlichten Tafeln zeigt die Ausstellung, welche Künstler wegen ihres jüdischen Glaubens diffamiert und sogar umgebracht wurden. Auf silbergrauen Tafeln werden, nah an Brekers berühmter Wagner-Büste, 53 Sänger, Instrumentalisten, Dirigenten und andere Mitwirkende in Erinnerung gebracht, die während der braunen Diktatur in Bayreuth in Ungnade gefallen sind, 13 wurden ermordet. Antisemitismus war in Wagners Bayreuth von 1876 bis 1945 an der Tagesordnung, wie die Ausstellung von Hannes Heer zeigt. Herr war einst auch der Kurator der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. Während Wolfgang Wagner das Thema nicht im Fokus hatte, stellt sich Katharina Wagner am Grünen Hügel der Geschichte. Die ersten Schritte zur Aufarbeitung sind getan. Bei meinem Besuch in Bayreuth anlässlich des Lohengrin war die Ausstellung sehr gut besucht und wurde diskutiert. So muss es sein.