Posts Tagged ‘Scala Kino Fürstenfeldbruck’

Videopodcast Filmriss online geht in die nächste Runde

6. März 2023

Mein Herzensprojekt Filmriss online ist gestern in die zweite Runde gegangen. Unser Videopodcast für März ist online. Rund 33 Minuten geballte Information für Kino- und Filmfans rund um das Scala Fürstenfeldbruck und darüber hinaus. Viel Spaß beim Schauen:

Markus Schmölz, Geschäftsführer des Scalas, und ich produzieren jeden Monat einen Videpodcast.
Dieses Mal stellen wir als Filme Creed III, Manta Manta 2, Dungeons & Dragons, Shazam! Fury of the Gods, Der Pfau sowie John Wick 4 vor. Wir haben ein Interview mit Naturfilmer Stefan Erdmann (Die Stille des Waldes) gedreht und stellen die wichtige Frage: Salzig oder süß beim Popcorn?

Weiterhin besprechen wir die Anime Nights im Kino und gehen auch auf meine Matinee am Sonntag 12. März zum Film Der Exorzist ein, der diese Jahr 50 Jahre alt wird. Karten gibt es hier.

Nach der ersten Folge Filmriss online im Februar haben wir ein schönes Feedback und Tipps von unserem Publikum und Fans bekommen. Einige Ideen davon konnten wir in der zweiten Folge berücksichtigen. So haben wir dieses Mal unterschiedliche Kamerapositionen für unsere Gespräche eingenommen, um etwas optische Abwechslung in unsere Sendung zu bekommen. Wir wählten zum Bespiel zur Aufnahme dieses Mal den blauen Saal des Scalas, der die Größe des Kinosaals zeigt. Und wir haben dieses Mal mehrere Zuspieler, wie es im Fernsehen heißt. So hat Markus Schmölz ein Interview mit Naturfilm-Regisseur Stefan Erdmann aufgenommen. Hinter den Kulissen zeigt Markus Schmölz die Popcorn-Produktionen durch einen speziellen „Popper“, wie der Mitarbeiter kinointern heißt.

Und – auch sehr wichtig – wir haben einen ersten Sponsor unseres Podcasts gefunden: Die Bäckerei Konditorei Martin Reicherzer aus Fürstenfeldbruck und Aubing. Sie unterstützt unsere Arbeit – vielen Dank dafür. Natürlich freuen wir uns über weitere Sponsoren aus nah und fern. Wir haben ein spezielles Marketingpaket zusammengestellt. Gerne informiere ich Sie.

Wie heißt es: Nach dem Podcast ist vor dem Podcast. Nach einem Tag durchschnaufen, gehen bereits die Vorbereitungen zum nächsten Podcast los. Erste Filme werden gesichtet, wie beispielsweise die Komödie Der Super Mario Bros. Film, von dem ich mir sehr viel erwartet. Und auch schon die nächste Matinee steht fest. Es wird Sonntag, 30. April werden. Film wird noch nicht verraten.
Aber jetzt erst einmal viel Spaß bei der März-Ausgabe von Filmriss online.

Nachlese: Suspense-Thriller Die Vögel von Alfred Hitchcock als Matinee

17. Februar 2023

Mit einer neuen Reihe von Filmbesprechungen als Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck verbinde ich zwei Leidenschaften: Kino und Vorträge – beides macht mir unheimlich Spaß und der Geschäftsführer des Scala Fürstenfeldbruck Markus Schmölz stimmte einer monatlichen Matinee-Reihe zu. Ziel ist es, die Kino-Community zu stärken.

Als ersten Film präsentierte ich einen Klassiker von 1963, der 60 Jahre alt wird: Alfred Hitchcocks „Die Vögel“. Ich verehrte Hitchcock und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihn für die Premiere wählte. Zuvor hatten wir im Scala Testballons mit zwei Veranstaltungen zu Nosferatu (1922) und Dracula„Die Vögel“ (1963) ist ein wegweisender Film im Horror- und Suspense-Genre, bekannt für seine bahnbrechenden Spezialeffekte, ikonische Kameraarbeit und subversive Erzählweise. Der Film hat sich als kultureller Meilenstein etabliert und fasziniert bis heute Zuschauer und Filmemacher gleichermaßen. In einer Analyse untersuche ich die Bedeutung des Films im Kontext seiner Entstehungszeit sowie seine Relevanz für die heutige Populärkultur. Zudem werde ich ein ausführliches kostenloses Online-Seminar zu die Vögel durchführen. Wer dabei sein will, darf gerne meinen Newsletter abonnieren. Hier meine Präsentation im Scala als Aufzeichnung: (1958) gestartet, die beide perfekt liefen. Nun also Hitchcock.

Die Handlung von „Die Vögel“ folgt der jungen Melanie Daniels (gespielt von Tippi Hedren), die in die Küstenstadt Bodega Bay reist, um einem Mann namens Mitch Brenner (gespielt von Rod Taylor) ein paar Liebesvögel zu bringen. Doch schon bald beginnen sich die Vögel in der Stadt merkwürdig zu verhalten und attackieren die Bewohner auf brutale Weise. Während die Menschen versuchen, sich gegen die Vogelattacken zu verteidigen, bleibt unklar, warum die Vögel plötzlich so aggressiv geworden sind und ob es eine Möglichkeit gibt, die Katastrophe abzuwenden.

Vögel als Monster
Eines der auffälligsten Merkmale von „Die Vögel“ ist die Art und Weise, wie er das Genre des Horrorfilms subvertiert. Im Gegensatz zu klassischen Horrorfilmen wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ gibt es in „Die Vögel“ kein offensichtliches Monster oder Bösewicht. Stattdessen sind es die Vögel selbst, die zu einer Bedrohung werden, ohne dass es eine offensichtliche Erklärung gibt. Der Film verzichtet bewusst auf Erklärungen oder Hintergrundgeschichten und konzentriert sich stattdessen auf die Erfahrung der Charaktere in der unheimlichen und bedrohlichen Umgebung. Dadurch schafft „Die Vögel“ eine Atmosphäre der Unsicherheit und des Unbehagens, die auch nach 60 Jahren noch funktioniert.

Bahnbrechende Spezialeffekte
Ein weiterer Grund, warum „Die Vögel“ so erfolgreich ist, sind die bahnbrechenden Spezialeffekte. Hitchcock und sein Team von Spezialisten haben eine Vielzahl von Techniken eingesetzt, um die Vögel realistisch darzustellen und ihre Angriffe auf die Menschen so überzeugend wie möglich zu machen. Dazu gehören animatronische Vögel, Puppen, matte paintings, optische Effekte und sogar echte Vögel, die in der Nachbearbeitung vervielfältigt wurden. Der Einsatz dieser Techniken hat dazu beigetragen, dass „Die Vögel“ auch heute noch als visuelles Meisterwerk angesehen wird.
Darüber hinaus kann „Die Vögel“ auch als Kommentar auf die sozialen und politischen Umbrüche der 1960er Jahre verstanden werden. Der Film wurde in einer Zeit gedreht, als die Gesellschaft in den USA mit Protesten, Gewalt und Rassentrennung konfrontiert war. Es gibt mehrere Hinweise im Film, die auf diese Themen Bezug nehmen.

Filmriss online
Die Matinee nahm ich auch zum Anlass den monatlichen Videopodcast Filmriss online zu präsentieren, den Markus Schmölz und ich konzipiert haben. Hier ist die erste Folge.

Exorzist als nächste Matinee
Die nächste Matinee wird am Sonntag, 12. März um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck stattfinden. Dieses Mal geht es um einen der schockierendsten Horrorfilm aller Zeiten, der seinen 50. Geburtstag feiert: Der Exorzist von 1973. Noch ist der Kartenvorverkauf noch nicht gestartet, aber ich informiere in meinem Newsletter dann darüber.

Filmkritik: Doctor Sleeps Erwachen

25. November 2019

Erinnern Sie sich noch an den Film 2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen? Es war die Fortsetzung des epochalen Science Fiction-Klassikers 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick. Die Fortsetzung war ein Flop, entwickelte sich aber über Jahre hinweg zum Lieberhaberfilm für Fans und hatte seine größten Momente in den Szenen, die auf dem Raumschiff Discovery spielten. Genauso wird es Dr. Sleep ergehen. Das ist für Fortsetzung von Stanley Kubricks angsteinflößenden Terror-Klassikers Shining und diese Fortsetzung droht auch zu floppen. Dr. Sleep hat seine besten Szenen, wenn sie im Overlook Hotel spielen.

Verleih – was ist los?

Bevor ich aber mich genauer dem Film widme, möchte ich den Verleih Warner fragen, was ihr gesoffen habt? Aus Dr. Sleep macht ihr in der deutschen Übersetzung Doctor Sleeps Erwachen. Was soll das? Der Titel Dr. Sleep dreht sich nicht um ein ominöses Erwachen eines Doktors, sondern um würdevolle Sterbebegleitung. Was hat den Verleih da bei dem deutschen Titel geritten? Zuviel Star Wars gesehen?

Fortsetzung von Shining

Aber ganz der Reihe nach. Shining war 1980 Stanley Kubricks Ausflug ins Horrorkino. Der Meister nahm sich einen Roman Shining von Stephen King an und zauberte Geniales auf die Kinoleinwand – unterstützt von Jack Nicholson und Shelley Duvall. Alles an diesem Film war perfekt, nur einer mochte ihn nicht. Romanautor Stephen King zickte herum und unterstützte daher eine Fernsehverfilmung Stephen Kings The Shining von 1997 durch Mick Garris, der bis auf den Score belanglos ist.

Im Jahre 2013 schrieb Stephen King dann die Fortsetzung von Shining mit dem Titel Doctor Sleep und vor kurzem kam diese Verfilmung in die Kinos. Als Fan des Themas musste ich mir den Streifen im Scala Kino in Fürstenfeldbruck ansehen.

Nun das Problem ist, dass Regisseur und Drehbuchautor Mike Flanagan kein Stanley Kubrick ist, sich aber immer an ihm messen lassen muss. Und daran muss er scheitern, sowie Peter Hyams damals bei 2010, wobei Hyams zumindest ein routinierter Mann auf dem Regiesessel war, der den Klassiker Outland schuf. Mike Flanagan ist zwar im Horrorgenre zu Hause, tritt aber in die übergroßen Fußstapfen von Stanley Kubrick.
Sein Film Doctor Sleeps Erwachen ist ein gut gemachter PSI-Thriller, der das Problem hat, im übermächtigen Schatten eines der größten Filmgenies zu stehen.
Mike Flanagans Film macht Spaß, wenn er Kubrick zitiert und mit Shining spielt. So wie damals 2010 spannend war als die Astronauten die Discovery betraten, wird Doctor Sleeps Erwachen spannend, wenn wir das Overlook Hotel betreten. Es hat zwar nicht die Leichtigkeit eines Stevens Spielbergs in Ready Player One, der auch Shining zitierte, aber es ist eine großartige Atmosphäre. Als Kubrick-Fan wartet man sehnsüchtig auf die Anspielungen, die im Film zahlreich vorhanden sind.

Verbeugung vor großen Klassiker
Aber es beginnt erst einmal mit einer Verbeugung an einen anderen Klassiker: Frankenstein von James Whale aus dem Jahre 1931. Und zwar die Blumenszene mit dem Monster. Mike Flanagan führt das Böse in den ersten Minuten ein. Das Monster Frankenstein wird allerdings hier von Rebecca Ferguson als Rose wunderbar gespielt. Und dann wird noch Dracula zitiert, wenn sich die Mitglieder des Knotens auf ihre Opfer stürzen und ihr Steam für das ewige Leben aussaugen. Mir kam Francis Ford Coppolas Bram Stoker’s Dracula sofort in den Sinn und ich musste grinsen.

Vielleicht ein bisschen Frankenstein?

Vielleicht ein bisschen Frankenstein?

Später kommen natürlich alle bekannten Klischees aus Shining: Raum 237, die Wasserleiche, Koch Dick Hallorann, die Zwillinge. Aber das macht durchaus Spaß und wir wollen mehr. Und da beginnt die Durststrecke. Mike Flanagan verfilmt Kings Roman als normalen US-Thriller. Handwerklich gut gemacht, aber so richtiges Feeling wollte bei mir nicht aufkommen.

Sicherlich der beste Lacher im Film: Das identische Büro aus Shining.

Sicherlich der beste Lacher im Film: Das identische Büro aus Shining.

Und so war es im Original.

Und so war es im Original.

So suchte man Anspielungen von Shining und wird fündig. Besonders mochte ich die Szene bei Dr. John Dalton im Büro, die vom Set dann doch sehr an das Shining-Bewerbungsgespräch von Jack Torrance bei Mr. Ullman im Overlook erinnert. Das Büro ist nahezu identisch, inklusive US-Fahne und Bilder an der Wand. Sohn Danny in der Rolle von Vater Jack und alles Imagination?

Kennen wir diese Szene nicht auch aus Shining?

Kennen wir diese Szene nicht auch aus Shining?

Auch sehr, sehr nett sind die Autofahrten bei der Abra Stone auf dem Rücksitz weilt, während Billy Freeman und Danny Torrance im Front sitzen. Gab es da nicht 1980 bei Kubrick die Fahrt von Jack Torrance und seiner Frau Wendy im Käfer, wo Danny auf der Rückbank sitzt? So was macht Spaß und hält bei Doctor Sleeps Erwachen die Spannung für Filmfreunde aufrecht, während das normale Publikum einfach nur die Szene ansieht.

Das letzte Drittel von Doctor Sleeps Erwachen spielt dann endlich im Overlook. Mein Herz geht auf, wenn ich den Teppich, die Muster und die Gänge sehe, die Halle mit der Schreibmaschine, das Labyrinth, die Wohnung von Torrance mit zertrümmerten Türen. Dem Publikum von heute muss der Horror von „here‘s Johnny“ nochmals in neuer Form dargereicht werden. Das Setdesign ist großartig.
Eingeführt wird das Overlook durch den Kubrickschen Kameraflug über den Gebirgssee. Bei so etwas bin ich versöhnt.

Schwierig ist dagegen die Szene im Golden Tea-Room, wo Danny auf seinen Vater Jack trifft, der sich als Barkeepr Lloyd ausgibt. Ewan McGregor als Danny Torrance spielt seine Sache gut, aber Ewan McGregor ist eben nicht Jack Nicholson. Ewan McGregor sucht sein eigenes Schauspiel, seine eigene Interpretation der Rolle, muss aber versagen wenn man Nicholson 1980 am gleichen Ort genießen konnte. Henry Thomas spielt in Doctor Sleeps Erwachen die Rolle von Vater Jack Torrance und erst dachte ich mir, dass es schade war, dass ich einen alten Nicholson nicht in der Rolle gesehen habe. Wahrscheinlich war er zu teuer, aber noch wahrscheinlicher wäre es gewesen, dass er Ewan McGregor einfach an die Wand gespielt hätte.

Nun, ich sage mal voraus, dass Doctor Sleeps Erwachen im Kino floppen wird, obwohl er es nicht verdient hat. Aber ich sage auch voraus, dass er ebenso wie 2010 Jahre später sein Publikum finden wird. Schaut ihn euch jetzt im Kino an, damit ihr sagen könnt, ihr wart damals dabei gewesen. Ach ja – Shining 4K ist auf 4K erschienen. Kauft euch den Film und genießt einen echten Klassiker des Kinos.

Heute ist Popcorn Tag

19. Januar 2019

Popcorn und Kino gehören für mich zusammen.

Popcorn und Kino gehören für mich zusammen.

Süß oder salzig? Das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden? 

Ok, es war ein doofer Einstieg. Den großen Willi Shakespeare mit banalen Popcorn zu vermischen. Aber sei es drum. Heute am 19. Januar ist Popcorn Tag in den Vereinigten Staaten. Zeit, ein wenig inne zu halten und dem Popcorn zu gedenken.

Popcorn assoziiere ich eindeutig mit Kino. Und ich mag die süße Variante des Puff- oder Knallmaises, wie Popcorn früher mal in unserer Familie hieß. Als Kind war ich fasziniert, als meine Mutter Mais in einen Topf mit Öl gab und das Ganze erhitze. Erst passiert nichts, dann ploppte es hier und da – und dann ging das ganze Geballere los, wenn der Mais sich in Popcorn verwandelte. Als ich den Topfdeckel abnahm, um neugierig zu schauen, wie der Transformationsprozess vor sich ging, sprang das Popcorn durch die ganze Küche. Damit war es erst einmal vorbei mit dem Knallmais.

Meine nächste Erinnerung an Popcorn stammte aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ich besuchte ein Journalismusseminar und in einem Zimmer unserer Bildungseinrichtung hatte ein lieber Kollege eine Popcornmaschine dabei. Er stellte sie auf eine Kommode und ließ das Popcorn in eine geöffnete Schublade ploppen. Plop, plop, plop. Wir quatschen, ratschten und irgendeiner fütterte die Popcornmaschine weiter und weiter. Das Resultat: Die Schublade war irgendwann voll, das Popcorn verteilte sich im ganzen Raum und es gab eine riesige Sauerei. Der Kollege musste es am nächsten Tag bei der Bildungseinrichtung ausbaden.

Jahre später als Chefredakteur eines 3D-Magazins mit Namen Creative Live mussten wir uns gegen einen starken Mitbewerber behaupten. Und wir machten dies mit Popcorn. Wenn wir auf Messen, Roadshows und Veranstaltungen der Community gingen, hatte ich immer eine eigene Popcornmaschine dabei. Bei uns gab es Popcorn mit Salz, Zucker, Zimt oder Pfeffer und siehe da: Die potentiellen Leser kamen zu uns an den Stand und wir schrieben das eine oder ander Abo. Ich hatte Input für Artikel und schön war die Welt. 

Popcorn Tüte zu Star Wars - der letze Jedi. Das Popcorn war das Beste an dem Film.

Popcorn Tüte zu Star Wars – der letze Jedi. Das Popcorn war das Beste an dem Film.

Die Popcorn Maschine liegt heute im Keller. Popcorn nehme ich nur noch im Kino zu mir und meistens ist die Tüte im ersten Drittel des Films bereits leer. Beim Popcorn-Kino gehört Popcorn einfach dazu. Ein einziges Mal hab ich mich über mich selbst geärgert. In meinem Kino Scala in Fürstenfeldbruck wird einmal im Jahr die Premiere von Richard Wagner-Opern aus Bayreuth übertragen. Wagner ist für mich heilige Musik. Nur einmal bin ich mit Popcorn und Cola in eine Wagner-Kinovorstellung gegangen und hab mich geschämt. Beim nächsten Mal natürlich Richard Wagner ohne Popcorn – ich gelobe es am Tag des Popcorns.

Popcornmaschine und Popcon-Single.

Popcornmaschine und Popcon-Single.

Zur Feier des Tages habe ich eine alte Single von Anarchic System ‎aus dem Jahre 1972 rausgeholt und spiele es. Der Text ging so:

Like a pop-corn in your hand

is your castle made of sand

life goes up and life goes down

and life goes round and round and round.

Ich geb zu, die Instrumentalversion fand ich aber immer besser:

Filmtipp: Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon

2. September 2018

Grüner wird’s nicht - samt Filmgespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Darstellerin Monika Baumgartner (r) sowie Marketingsdame Andrea Hailer (l.)

Grüner wird’s nicht – samt Filmgespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Darstellerin Monika Baumgartner (r) sowie Marketingsdame Andrea Hailer (l.)

Oscar-Prominenz bei uns in der Region. Zu einem Kinogespräch zum neuen Film von Florian Gallenberger kam es in meinem Lieblingskino Scala in bayerischen Fürstenfeldbruck. Ich habe über ein Facebook-Gewinnspiel zwei Eintrittskarten gewonnen. So besuchten meine Frau und ich die Vorstellung des Films mit anschließendem Kinogespräch mit Regisseur Florian Gallenberger und Hauptdarstellerin Monika Baumgartner, die beide aus der Region stammen. 

Vielen Dank für die Autogramme - Danke Florian Gallenberger und Monika Baumgartner.

Vielen Dank für die Autogramme – Danke Florian Gallenberger und Monika Baumgartner.

Schön zu sehen, dass der große Saal des Scala Kinos fast komplett gefüllt war. Das Interesse an dem Film und dem anschließenden Gespräch samt Autogramm und/oder Selfie war groß. Und es war auch eine ältere Generation, die nach langer Zeit mal wieder ins Kino ging, wie eine Zuschauerin berichtete. Und diesen Zuspruch braucht Grüner wird’s nicht auch, denn er kann es nicht mit dem Marketing der Blockbuster aufnehmen. Hier haben es die Betreiber das Scala Kino richtig gemacht und setzen auf Mundpropaganda und soziale Netzwerke. „Sagt es weiter, dass euch der Film gefallen hat“, beschwor auch Andrea Hailer von der Marketingagentur Soulkino die Zuschauerinnen und Zuschauer. 

Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon ist für mich eine Art fliegendes Roadmovie, der die Geschichte des mürrischen Gärtners Schorsch (Elmar Wepper) schön erzählt. Er steht an einem Scheideweg im Beruf und Ehe und macht sich rücksichtslos auf den Weg, sich selbst zu finden. Also eine klassische Geschichte eines Roadmovies, wie es Regisseur Florian Gallenberger mir gegenüber im Gespräch bestätigte. Wunderschöne Luftaufnahmen mit einem roten Doppeldecker – nicht wie beim Roten Baron von Pixomondo als VFX entstanden, sondern als Realfilm, zum Teil natürlich auf einer Studiobühne. Der kauzige Elmar Wepper saß selbst in der Maschine, flog freilich nicht. Mit allerlei Studiotricks sah es in dem Greenscreen-Studio so aus, als ob sich das Flugzeug bewegt und sich der Sonnenstand ändert. 

Apropos Elmar Wepper: Er heute in Planegg lebende 74jährige TV-Star spielt sich in die Herzen seiner bayerischen Zuschauer. Ich muss zugeben, dass ich Elmar Wepper als erstes immer mit Pabel Chekov identifiziere, dessen Synchronrolle er in Star Trek sprach. Im gesetzten Alter löste sich Wepper von den TV-Rollen und kann ernsthafte Schauspieler zur Schau stellen: Kirschblüten von Doris Dörries war für mich der Beweis, ebenso Grüner wird’s nicht. Der Film ist auf Wepper aufgebaut und er macht seine Rolle hervorragend. Nicht so perfekt klappte übrigens das Baggerfahren, wie der Regisseur in dem Filmgespräch verriet. Schöne Geschichte, die im Video erzählt wird. 

Gärtners Schorsch, eben gespielt von Elmar Wepper, ist ein autoritärer Patriarch, der an seinen Träumen vorbeilebt. Ehe kaputt, entfremdet von Tochter und Frau, Betrieb ruiniert – und er lässt seine Frau mit den Schulden sitzen und macht sich auf der Suche nach seinen Träumen. Zurückgelassen vom egoistischen Ehemann steht Monika, wunderbar gespielt von Monika Baumgartner, ihre Frau und ordnet die Verhältnisse zu Hause, während Schorsch sein Leben sucht. Naja, aber Monika hat es auch faustdick hinter den Ohren. Kind vom fremden Mann und eine Affäre mit dem Golfplatzbetreiber, der den Familienbetrieb ruiniert hat. Nach Herzschmerz und vielen skurrilen Personen, die zu einem Roadmovie dazugehören, findet jeder seinen Weg. Die Familie bricht auseinander und jeder verwirklicht sich selbst. Schorsch allerdings, so hatte ich den Eindruck, zockt seine Familie gegen Ende nocheinmal ab und bleibt ein Egoist. 

Handwerklich ist der Film sehr schön gemacht. Und die Zielgruppe ist auch ein älteres Publikum, das vielleicht selbst in die Midlife-Crisis geraten war und sich durch Kalendersprüche wie Lebe deinen Traum identifizieren kann. Dazu passt die Machart des Film: Lange Einstellungen, langsamer Schnittrhythmus, großes Schauspielkino – mal dachte ich an das Bayerische Fernsehen. Drei Bundesländer haben den Film übrigens durch ihre Filmförderung finanziert. Und es ist ein unterhaltsamer Film geworden, der zu gefallen weiß. Oscarpreisträger Florian Gallenberger versteht sein Geschäft. Der Planegger ist Professor an der HFF und kann in jungen Jahren schon auf allerhand Kinoerfahrung zurückblicken. Bisher hat mich immer John Rabe von 2009 von ihm fasziniert. Ich freue mich, dass es Leute wie Florian Gallenberger auf dem Regiestuhl gibt. Bitte weiter so – und Scala bitte weiter solche Abende.

Fotoreporter Günter Reger von der örtlichen SZ war auch da und bringt den Abend in die klassischen Massenmedien.

Fotoreporter Günter Reger von der örtlichen SZ war auch da und bringt den Abend in die klassischen Massenmedien.

Wagner im Kino – Parsifal mit Popcorn und Bier #KultTrip

27. Juli 2016

Das erste Mal, dass ich mit der Musik von Parsifal konfrontiert war, muss Anfang/Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein. Eine kulturbeflissene Freundin aus Bildungsbürgerkreisen schleifte mich in die Verfilmung von Hans-Jürgen Syberberg in ein Münchner Kino mit. So etwas hatte ich bis dato nicht gesehen. 255 Minuten eröffnete sich mir eine komplett neue Welt. Das war bewusst mein erster Kontakt zu Richard Wagner und Parsifal ist bis heute meine prägendste Oper des Meisters.

Parsifal neben Star Trek.

Parsifal neben Star Trek.

So hab ich mich gefreut, als ich hörte, dass es in Bayreuth eine Neuinszenierung des Bühnenweihfestspiels geben sollte. Ich hätte sogar eine Karte für die Premiere in Bayreuth bekommen können, aber eben nur eine. Meine Frau hätte zuhause bleiben müssen, was ich nicht wollte. Daher entschieden wir uns für einen anderen Weg des Kulturgenusses, der mich an meine ersten Erlebnisse mit Parsifal erinnerte. Wir schauten uns die Übertragung von Parsifal live im Kino an. Das ist dann auch gleichzeitig mein Beitrag zur 4. Blogparade #Kulttrip meiner IronBlogger-Kollegin Tanja Praske.
Übertragungsort von Wagner im Kino war wie die vergangenen Jahre zuvor das Scala Kino in Fürstenfeldbruck. Neben Fans von Independence Day 2 und Star Trek Beyond trafen sich rund 30 lokale Wagner-Fans zumeist älteres Semesters in der Lobby des Kinos. Ich muss den Betreibern des Scala Kinos mein Lob und meine Anerkennung aussprechen, dass sie eine Übertragung aus Bayreuth zeigen und nicht auf einen US-Blockbuster setzen, der garantiert mehr Umsatz bringt. Vielen Dank liebes Scala-Team, dass ihr uns wie die Jahre zuvor dieses Kulturereignis ermöglicht. Chapeau.

Danke liebes Scala in FFB für die Übertragung des Parsifal.

Danke liebes Scala in FFB für die Übertragung des Parsifal.

Wagner im Kino ist dann doch etwas anders als Wagner im Bayreuth. Im August bin ich wieder beim Holländer vor Ort und quetsche mich in die engen Stühle. Im Kino geht es lockerer zu. Es begann damit, dass ich mir Bier und Popcorn in den Saal mitnahm. In Bayreuth wäre ich dafür am Fahnenmast des Opernhauses aufgeknüpft worden. Klamottentechnisch hatte ich Anzug, Fliege und besondere Schuhe im Kino an – FashionShow muss eben auch im Kino sein.

Sekt vor der Übertragung.

Sekt vor der Übertragung.

Es gab ein Glas Sekt zum Einstand für mich, den ich alleine genoss. Meine Gattin verspätete sich aufgrund eines ärgerlichen S-Bahn-Schadens des MVV. In Bayreuth zu spät zu kommen, kommt einer Todsünde gleich. Wer zu spät kommt oder während der Vorstellung den Saal verlässt, der bleibt vor der Tür bis der Akt/Aufzug beendet ist. Strenge Gesetze sind dies in Bayreuth. Im Kino konnte meine Frau nach Vorstellungsbeginn einfach in den Kinosaal huschen und neben mir Platz nehmen.

Axel Brüggemann gibt sich Mühe, aber Katharina Wagner ist nicht bei der Sache.

Axel Brüggemann gibt sich Mühe, aber Katharina Wagner ist nicht bei der Sache.

Zudem gab es im Kino ein Erläuterungsprogramm. Locker wie immer spricht Musikjournalist Axel Brüggemann mit den Verantwortlichen am grünen Hügel, wobei Katharina Wagner mal wieder komplett unsympathisch herüber kommt. Die Dame des Hauses schaut während des Interviews nach oben und ihre Antworten sind nicht gerade das, was ich unter Begeisterung verstehe. Da hätte ich gerne den musikalischen Direktor Christian Thielemann im Gespräch gehabt. Der hätte sich auch gleich zum Abgang des Dirigenten Andris Nelsons äußern können, an dem Thielemann seiner Meinung nicht Schuld gewesen sein soll. Nein, da lieber die Decke des Schweigens über den Eklat legen und Blabla machen.
Schön war daher das Interview mit dem eingesprungenen Dirigenten Hartmut Haenchen. Ich bin begeistert, von seiner Interpretation von Parsifal. Nach seinen Worten gibt er den Parsifal, wie ihn Wagner sich vorgestellt hat. Das bedeutet, Haenchen hat massiv an Tempo und Ausdruck gearbeitet und einen vergleichsweise kurzen Parsifal dargeboten. Andere Dirigenten brauchen für die gleiche Oper fast eine Stunde länger. Ich war bisher auf die Version von Knappertsbusch eingeschworen. Mir hat die neue musikalische Interpretation des Werkes durch Haenchen gefallen – und dies nach einer vergleichsweise kurzen Probephase, nachdem Nelsons das Handtuch geschmissen hat. Ich erinnere mich gerne an die schnelle Bayreuth-Aufnahme Parsifalvon Pierre Boulez. Haenchen durfte 1971 hospitieren und hat nun seine Interpretation geschaffen. Auch das Problem mit dem Bayreuther Graben hat Hartmut Haenchen wunderbar gelöst. Orchester und Sänger spielen zeitversetzt.

Stark: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz

Stark: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz

Für mich die beste Sängerleistung war Georg Zeppenfeld als Gurnemanz sowie Elena Pankratova als Kundry. Und auch die Inszenierung hat mir zugesagt. Die Neuinszenierung von Uwe Eric Laufenberg passte für mich ideal in die heutige Zeit. Parsifal ist ein sakrales Werk voller Leid. Und wenn am Ende die Sänger die religiösen Symbole aller Religionen in einen Sarg packten, hatte das für mich starke Symbolkraft. Diese religionskritische Interpretation angesiedelt an einem Ort zwischen Nordirak und Syrien fand ich prima. Gralsritter und das Mysterium des Grals und der heiligen Lanze im neuen Gewand. Die Verwandlungsmusik wird optisch durch das Herumstreifen im Weltall dargestellt. Es regnet Kreuze, die Kirche als Schutzplatz für andere Religionen – viel Stoff für Interpretationen. Über allen schwebte die göttliche Musik von Richard Wagner. Der Schluss mit dem Höchsten Heiles Wunder! demonstriere mir wieder, warum ich die Musik von Richard Wagner so mag. Politisch lehne ich Wagner ab, musikalisch verehre ich ihn.

Tolle Interpretation durch Hartmut Haenchen

Tolle Interpretation durch Hartmut Haenchen