Einmal im Monat darf ich eine Matinee im Scala-Kino in Fürstenfeldbruck halten. Im April stand einer meiner Lieblingsfilme auf dem Programm: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Nicolas Roeg, der anschließend der SF-Film Der Mann, der vom Himmel fiel mit Bowie drehte,
„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist ein beeindruckender Film, der die Grenzen des klassischen Horrorfilms sprengt und den Zuschauer in eine verstörende, surreale Welt entführt.
Regisseur Nicolas Roeg schafft es, mit seiner außergewöhnlichen Kameraführung und Montage eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und die Verwirrung und Desorientierung der Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen. Hier meine Einführung zum Film.
Die nächste Matinee steht schon in den Startlöchern. Am Sonntag, 21. Mai zeige ich anlässlich des 80. Geburtstages von David Cronenberg den Body-Horror Videodrome. Karten für die Veranstaltung gibt es hier.
„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist ein beeindruckender Film, der die Grenzen des klassischen Horrorfilms sprengt und den Zuschauer in eine verstörende, surreale Welt entführt. Regisseur Nicolas Roeg schafft es, mit seiner außergewöhnlichen Kameraführung und Montage eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und die Verwirrung und Desorientierung der Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen.
Ich darf an diesem Sonntag, 30. Mai, im Scala Kino Fürstenfeldbruck eine Matinee durchführen. Ich stelle den Zuschauern den Film mit einer kleinen Analyse vor und anschließend schauen wir gemeinsam den Klassiker auf großer Leinwand.
Einmal pro Monat darf ich im Scala Fürstenfeldbruck eine Matinee durchführen, die sich vor allem um den fantastischen Film dreht. In der Vergangenheit sprach ich zu Nosferatu (1922), Dracula (1958), die Vögel (1963) und zum Exorzist (1973). Ich habe meine Vorträge der Vergangenheit verlinkt.
Warum habe ich nun „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ausgewählt? Im Film geht es nicht nur um die klassischen Horror-Elemente wie Geister oder Monster, sondern vor allem um die Abgründe der menschlichen Psyche und die Frage nach der Wahrnehmung von Realität und Zeit. Die Schauspieler Julie Christie und Donald Sutherland liefern eine grandiose Leistung ab und tragen maßgeblich dazu bei, dass der Film noch lange im Gedächtnis bleibt. Hier ein kleiner Trailer, den ich zu meiner Matinee produziert habe:
„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist ein Klassiker des Horrorgenres, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat und auch für Nicht-Horrorfans aufgrund seiner herausragenden filmischen Umsetzung empfehlenswert ist. Ein Meisterwerk des Suspense-Kinos, das den Zuschauer auf unheimliche Weise fasziniert und zugleich verstört. Ich freue mich auf mein Publikum. Die Karten für die Veranstaltung gibt es hier und an der Tageskasse.
Als Fan des Grafen Dracula stehen dieses Jahr zwei Pflichttermine auf meinem Kinoprogramm: Renfield und The Last Voyage of the Demeter.
Bei Renfield bin ich mir unsicher, ob ich den Film mag. Zum einen ist es eine Horrorkomödie, zum anderen spielt da Nicolas Cage mit. Renfield von Regisseur Chris McKay, basiert lose auf dem Roman Dracula des irischen Schriftstellers Bram Stoker, wurde von US-Kritikern unterschiedlich bewertet. Es gibt nur wenige Filme, die ich mit Nicolas Cage mag, darunter beispielsweise 8 mm. Aber ich will ihm als Dracula mal eine Chance geben und freue mich über seine überzogene, eilte Darstellung.
Um was geht es? Renfield (Nicholas Hoult) ist Diener des Grafen Dracula (Nicolas Cage) und diesem eben überdrüssig. Daher schließt er sich einer Selbsthilfegruppe an, lernt die Verkehrspolizistin Rebecca Quincy (Awkwafina) kennen und möchte dem Zwang der absoluten Abhängigkeit Draculas entkommen. Das scheint dann doch nicht einfach zu sein. Der Trailer verspricht einen schönen Auftritt Dracula und leider auch typische Hollywood-Humorsprüche. Naja, anschauen werde ich ihn mir ab 25. Mai pflichtbewusst. Zumindest Dracula sieht ganz anständig aus. In meinem Lieblingskino Scala Fürstenfeldbruck hängt schon das Plakat.
Deutlich mehr Hoffnungen setzte ich auf The Last Voyage of the Demeter, der im August ins Kino kommt. Der Trailer verspricht Atmosphäre. Die Überfahrt Draculas von Rumänien nach England kommt ja kaum in Filmen vor – eine lobende Ausnahme ist Nosferatu. Ich habe mir immer das Grauen ausgemalt, wie es auf dem Schiff Demeter zugegangen ist.
Basierend auf einem einzigen Kapitel „The Captain’s Log“ aus Bram Stokers klassischem Roman Dracula erzählt The Last Voyage of the Demeter die Geschichte des Handelsschiffs Demeter, das gechartert wurde, um private Fracht – fünfzig nicht gekennzeichnete Holzkisten – von der Carpathia nach London zu transportieren. Und wir wissen ja, dass in den Kisten der böse Graf lauert.
Seltsame Ereignisse ereignen sich, als die dem Untergang geweihte Besatzung versucht, die Seereise zu überleben, wobei sie jede Nacht von einer unbarmherzigen Präsenz an Bord des Schiffes verfolgt wird. Als die Demeter schließlich vor den Küsten Englands ankommt, ist sie ein verkohltes, verlassenes Wrack. Von der Besatzung gibt es keine Spur. In den Hauptrollen spielen Corey Hawkins (In the Heights, Straight Outta Compton) als Clemens, ein Arzt, der sich der Demeter-Besatzung anschließt, Aisling Franciosi (Game of Thrones, The Nightingale) als unfreiwilliger blinder Passagier, Liam Cunningham (Game of Thrones, Clash of the Titans) als Kapitän des Schiffes und David Dastmalchian (Dune, Ant-Man) als Erster Offizier der Demeter.
Wir haben einige berühmte Regisseure in unserem Land hervorgebracht – und ich meine die lebenden. Dazu zählen Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Hans-Jürgen Syberberg, Roland Emmerich und natürlich Werner Herzog. Herzogs Filme sind extreme Filme. Für mich ist die Zusammenarbeit mit dem Oberirren Klaus Kinski maßgeblich, aber ich mag auch Herzogs störrische Schauspielkunst wie in Mandalorian. Die Diskussion über seine gecastete Dokumentationen kann ich nachvollziehen.
Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, die Herzog-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek in Berlin anzusehen. Dazu ist ein kleiner, viersprachiger Katalog erschienen, der einen netten Überblick gibt, aber den es an wirklicher Tiefe fehlt. Dennoch habe ich das Buch pflichtbewusst gekauft.
Vor allem bin ich ein Fan von Werner Herzogs Nosferatu. In Berlin wollte ich erkunden, ob ich persönlich neues zu meinem Lieblingsfilm von Werner Herzog finden konnte. Und ich wurde fündig. Zunächst gab es die bekannten Aushangfotos von Nosferatu und die filmische Interpretation der Vampir-Figur von Max Schreck und von Klaus Kinski. Das ist für das klassische Ausstellungspublikum fein, bring den Vampirfan in mir aber nicht wirklich weiter.
Es gibt ein schönes Werksfoto von Herzog als er die Sonnenaufgangsszene probte und sich zur aufgehenden Sonne umdreht. Das Foto kannte ich nicht und es war der Grund, weshalb den Ausstellungskatalog für wertvoll finde. Hier werden die Filme des Regisseurs vorgestellt. Nosferatu – Phantom der Nacht von 1979 bekommt eine Doppelseite.
ber in einem kleinen Nebenraum öffnet sich die Schatztruhe, Wunderkammer in der Ausstellung genannt. Dort verharrte ich über eineinhalb Stunden und studierte die ausgestellten Objekte so gut es ging. Es handelte sich um Requisiten aus Filmen von Werner Herzog. Leider gibt es davon keine Bilder im Ausstellungskatalog, so dass ich selbst Fotos von diesen Schätzen gemacht habe. Für Nosferatu-Fans interessant waren u.a. für mich eine von 3000 Ratten, gerochene Fingernägel als Fundstücke im Schloss in den Karpaten, herausgebrochene Beißzähne aus der Sammlung von Dr. van Helsing, Sargerde mit Medaillon von Lucy Harker, Teile der Schublade von Harpers Bett im Schloss, Sargerde, Fasanenflügel vom Festschmaus im Schloss, ein Brief von Renfield, das Nachthemd von Lucy Harker, Totenschädel vom Schreibtisch Draculas, eine Buchlektüre aus dem Wohnzimmerschrank der Harkers, eine Kutschenlaterne aus den Karpaten, Holzpfahl (blutig) sowie eine Wanduhr.
Das ist der Grund für mich diese Ausstellung zu besuchen. Ich habe hier einen Rundgang in VR 360 durch die Ausstellung gemacht, damit man einen besseren Eindruck bekommt.
Und dann noch einige Bilder, damit man einen weiteren Eindruck über das Schaffen von Herzog gewinnt.
Mit einer neuen Reihe von Filmbesprechungen als Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck verbinde ich zwei Leidenschaften: Kino und Vorträge – beides macht mir unheimlich Spaß und der Geschäftsführer des Scala Fürstenfeldbruck Markus Schmölz stimmte einer monatlichen Matinee-Reihe zu. Ziel ist es, die Kino-Community zu stärken.
Als ersten Film präsentierte ich einen Klassiker von 1963, der 60 Jahre alt wird: Alfred Hitchcocks „Die Vögel“. Ich verehrte Hitchcock und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihn für die Premiere wählte. Zuvor hatten wir im Scala Testballons mit zwei Veranstaltungen zu Nosferatu (1922) und Dracula„Die Vögel“ (1963) ist ein wegweisender Film im Horror- und Suspense-Genre, bekannt für seine bahnbrechenden Spezialeffekte, ikonische Kameraarbeit und subversive Erzählweise. Der Film hat sich als kultureller Meilenstein etabliert und fasziniert bis heute Zuschauer und Filmemacher gleichermaßen. In einer Analyse untersuche ich die Bedeutung des Films im Kontext seiner Entstehungszeit sowie seine Relevanz für die heutige Populärkultur. Zudem werde ich ein ausführliches kostenloses Online-Seminar zu die Vögel durchführen. Wer dabei sein will, darf gerne meinen Newsletter abonnieren. Hier meine Präsentation im Scala als Aufzeichnung: (1958) gestartet, die beide perfekt liefen. Nun also Hitchcock.
Die Handlung von „Die Vögel“ folgt der jungen Melanie Daniels (gespielt von Tippi Hedren), die in die Küstenstadt Bodega Bay reist, um einem Mann namens Mitch Brenner (gespielt von Rod Taylor) ein paar Liebesvögel zu bringen. Doch schon bald beginnen sich die Vögel in der Stadt merkwürdig zu verhalten und attackieren die Bewohner auf brutale Weise. Während die Menschen versuchen, sich gegen die Vogelattacken zu verteidigen, bleibt unklar, warum die Vögel plötzlich so aggressiv geworden sind und ob es eine Möglichkeit gibt, die Katastrophe abzuwenden.
Vögel als Monster Eines der auffälligsten Merkmale von „Die Vögel“ ist die Art und Weise, wie er das Genre des Horrorfilms subvertiert. Im Gegensatz zu klassischen Horrorfilmen wie „Dracula“ oder „Frankenstein“ gibt es in „Die Vögel“ kein offensichtliches Monster oder Bösewicht. Stattdessen sind es die Vögel selbst, die zu einer Bedrohung werden, ohne dass es eine offensichtliche Erklärung gibt. Der Film verzichtet bewusst auf Erklärungen oder Hintergrundgeschichten und konzentriert sich stattdessen auf die Erfahrung der Charaktere in der unheimlichen und bedrohlichen Umgebung. Dadurch schafft „Die Vögel“ eine Atmosphäre der Unsicherheit und des Unbehagens, die auch nach 60 Jahren noch funktioniert.
Bahnbrechende Spezialeffekte Ein weiterer Grund, warum „Die Vögel“ so erfolgreich ist, sind die bahnbrechenden Spezialeffekte. Hitchcock und sein Team von Spezialisten haben eine Vielzahl von Techniken eingesetzt, um die Vögel realistisch darzustellen und ihre Angriffe auf die Menschen so überzeugend wie möglich zu machen. Dazu gehören animatronische Vögel, Puppen, matte paintings, optische Effekte und sogar echte Vögel, die in der Nachbearbeitung vervielfältigt wurden. Der Einsatz dieser Techniken hat dazu beigetragen, dass „Die Vögel“ auch heute noch als visuelles Meisterwerk angesehen wird. Darüber hinaus kann „Die Vögel“ auch als Kommentar auf die sozialen und politischen Umbrüche der 1960er Jahre verstanden werden. Der Film wurde in einer Zeit gedreht, als die Gesellschaft in den USA mit Protesten, Gewalt und Rassentrennung konfrontiert war. Es gibt mehrere Hinweise im Film, die auf diese Themen Bezug nehmen.
Filmriss online Die Matinee nahm ich auch zum Anlass den monatlichen Videopodcast Filmriss online zu präsentieren, den Markus Schmölz und ich konzipiert haben. Hier ist die erste Folge.
Exorzist als nächste Matinee Die nächste Matinee wird am Sonntag, 12. März um 10:45 Uhr im Scala Fürstenfeldbruck stattfinden. Dieses Mal geht es um einen der schockierendsten Horrorfilm aller Zeiten, der seinen 50. Geburtstag feiert: Der Exorzist von 1973. Noch ist der Kartenvorverkauf noch nicht gestartet, aber ich informiere in meinem Newsletter dann darüber.
183 Minuten dauert die TV-Fassung des zweiten Stephen King Romans und ich habe mich die erste Stunde schwer getan mit diesem Film. Zu lange dauert es, bis der Vampir-Film Fahrt aufnimmt, aber dann geht er ab wie Schmitz Katze.
Nur kurz der Inhalt: Nach Jahren der Abwesenheit kehrt Schriftsteller Ben Mears in seinen Heimatort Salem’s Lot zurück. Sein Interesse gilt einem geheimnisumwitterten alten Haus, das auf einem Hügel hoch über der Stadt liegt. Dessen neuer Mieter ist der undurchschaubare Antiquitätenhändler Straker. Schon bald spürt Ben Mears eine tödliche Bedrohung, die von dem mysteriösen Haus ausgeht und langsam den ganzen Ort erfasst.
Tope Hooper, nach Texas Chainsaw Massacre eher ein Mann fürs Grobe und des Terrors, beweist in Brennen muss Salem viel Gefühl bei den Einstellungen in der letzten Stunde des Films. Dracula gibt es natürlich nicht zu sehen, aber Hooper verbeugt sich vor Max Schreck und dessen Interpretation von Murnaus Nosferatu. Der Vampir Dr. Kurt Barlow sieht mit seiner blauen Haut und den Rattenzähnen wirklich erschreckend aus, teilweise in der Umgebung der späten 70er allerdings auch aus der Rolle gefallen.
Erst im dunklen verfallenen Marsten Haus wirkt die visuelle Kraft von Dr. Kurt Barlow. Und gerade alle Szenen in diesem Spukhaus, das vom Stil an das Mutterhaus von Psycho erinnert, sind grandios. Tolle Einstellungen, tolle Kamerafahren, tolle Atmosphäre, die den schrecklichen TV-Look der 70er Jahre vergessen machen. Tooper hat aufmerksam bei Psycho aufgepasst, interpretiert den Meister Hitchcock und gibt eigene Zutaten aus TCM dazu. Federn, Geweihe – alles Symbole des Terrors von 1974. Aber immer wieder kommt der große übermächtige Psycho durch. Ganze Kamereinstellungen werden vom alten Hitchcock übernommen: Treppe, Gänge, schwankende Lampen, Keller – ich hab es genossen und das ist auch die Zielgruppe von Brennen muss Salem: Freunde des klassischen Horrorfilms.
Neben Dr. Kurt Barlow als Nosferatu-Variante treten noch zahlreiche andere Vampire auf – mit silbernen Blick und fletschenden Zähnen. Der Vampir schwebt in der Luft und muss nach alter Tradition in ein Haus eingeladen werden. Danke Stephen King, dass du dich an Bram Stoker erinnerst und danke an Tope Hooper, dass die schwebenden Vampire nicht lächerlich, sondern immer bedrohlich wirken. Auch das Ausbreiten des Vampirismus erzeugt Angst, verbunden auch mit der Flut an Ratten im verfluchten Marsten-Haus mit seiner bösen Vergangenheit.
Es gibt von Brennen muss Salem noch eine kürzere Spielfilmfassung, die ich einstmals auf VHS und dann auf DVD hatte. Aber ich empfehle trotz mancher Längen die 183 Minuten Fassung, die bis auf wenige Dialoge auf Deutsch vorliegt.
Nur zwei Darsteller bleiben mir in Erinnerung. Zum einen der Obervampir Barlow, dargestellt durch Reggie Nalder. Zum anderen der Helfer des Vampirs Richard Straker, gespielt durch einen hervorragenden James Mason. Mason, ein Darsteller der alten Schule, musste wohl aus Finanzgründen die Rolle in der TV-Produktion annehmen, aber er spiel die Rolle sehr eindrucksvoll und überzeugend wie später Max von Sydow als Leland Gaunt in der King Verfilmung In einer kleinen Stadt von 1993.
David Soul, mir bekannt als Ken Hutchinson aus der TV-Serie Starsky & Hutch, spielt die Hauptrolle für mich aber eher blas. Bei der Verfilmung des zweiten Buches von Stephen King gab es hinter den Kulissen Ärger. Warner wollte einen brutalen Nosferatu als Vampir, King eher einen bedrohlichen James Mason als Killer. Der Produzent setzte sich durch und veränderte den Plot im Vergleich zur literarischen Vorlage. Es war sogar eine wöchentliche Serienversion im Gespräch, die aber gescheitert ist, wofür wir dankbar sein müssen.
Es gab mit Salem 2 – die Rückkehr noch eine Fortsetzung und 2004 eine Neuverfilmung des Stoffs – beide Filme habe ich noch nicht gesehen. Immer wieder wird darüber gesprochen, Brennen muss Salem ein drittes Mal zu verfilmen. Gary Dauberman soll den Film im Kasten haben und Frühjahr 2023 in die Kino bringen. Warten wir es ab.
In zweifacher Hinsicht war ich etwas angespannt als ich einen Einführungsvortrag zum Meisterwerk Nosferatu – eine Symphonie des Grauens als Matinee halten durfte. Zum einen bin ich es als Dozent und Rampensau zwar gewöhnt vor Publikum zu sprechen, aber dies war das erste Mal in meinem Lieblingskino dem Scala Fürstenfeldbruck. Zum anderen spreche ich über ein 100jähriges Meisterwerk der Filmkunst, wie es kein zweites gibt.
Im Großen und Ganzen verlief mein Vortrag zu meiner Zufriedenheit, ein paar kleine Zahlendreher waren aufgrund der Nervosität dennoch enthalten, die man mir verzeihen möge. Das Publikum und der Veranstalter waren sehr zufrieden und jetzt geht es daran, weitere Filme dort vorzustellen, wohin sie gehören: Ins Kino – denn auch Kino muss sich nach Corona verändern. Ich habe euch meinen Vortrag als Video angefügt.
Bei der Bewerbung des Vortrags testeten wir verschiedene Wege aus: Klassisch analog und digital. Markus Schmölz, der engagierte Geschäftsführer des Scala-Kino nahm die Matinee in die Plakatvorschau des Kinos auf und hängte sie im Kino und an verschiedenen Plätzen in de Umgebung auf. Er nahm ein paar Euro in die Hand und schaltete Instagram-Werbung, setzte den Vortrag auf die Website des Kinos und postete die Matinee in soziale Netzwerke. Ich nahm den 100. Geburtstag von Nosferatu zum Anlass und bloggte über den Film, berichtete viral in verschiedenen Facebook-Gruppen und verschickte einen Newsletter, der einmal wöchentlich erscheint.
In der Kombination waren unsere Bemühungen ein schöner Erfolg. Das Publikum kam und der Saal 5 des Scala-Kinos füllte sich. Uns wurde klar: Es gibt ein Publikum abseits vom Mainstream-Kino, das wir erreichen können. Und ich hab selbst viel gelernt über Kinotechnik, nachdem ich aus einer Zeit stamme, als es noch klassische Filmprojektoren im Kino gab und nicht Hochleistungsbeamer, die via Computer gesteuert wurden. Wenn das Kino zustimmt, dann mache ich gerne weiter. Im Moment arbeite ich an einer Verfeinerung des Formats. Ideen hab ich so einige, denn für mich ist es wichtig, dass Kino weiterlebt, sich verändert und ein Ort der Community wird. Vielleicht irgendwann eine Convention, vielleicht eine Ausstellung – da geht noch mehr. Der Anfang ist gemacht, jetzt gehen wir (hoffentlich) den nächsten Schritt.
Der Film ist die Mutter aller Vampirfilme. Nachdem Nosferatu am 4. März 1922 ins Kino kam, änderte sich die Welt des fantastischen Films. Friedrich Wilhelm Murnau schuf ein Meisterwerk des expressionistischen Horrorfilms – vielleicht nur mit dem Einfluss des Kabinetts des Dr. Caligari vergleichbar.
Und auch 100 Jahre nach seiner Premiere ist der Stummfilm Nosferatu – eine Symphonie des Grauens unheimlich. Das liegt zum einen an der Regiearbeit von Murnau, zum anderen an der Darstellung des Vampirs durch Max Schreck, der in Klaus Kinski, Willem Dafoe und Reggie Nalder seine Nachfolger hatte. Dabei hätten wir beinahe den Film nie zu Gesicht bekommen. Die Produktionsfirma Prana-Film von Enrico Dieckmann und des Okkultisten Albin Grau nahmen die Dracula-Vorlage von Bram Stoker ohne sich um die Rechte zu kümmern. Stokers Witwe klagte, bekam 1925 recht und alle Kopie sollten vernichtet werden. Das geschah allerdings nur teilweise und so wurde der Filmschatz bis in die heutige Zeit gerettet. Es tauchten Szenen von Nosferatu noch in dem Film „die zwölfte Stunde“ 1930 als erweiterte Raubkopie auf. Ich hab über diesen Film und eine Live-Klavierbegleitung von Richard Siedhoff mal gebloggt.
Ich sehe nach 100 Jahren Parallelen zur heutigen Zeit. Murnaus Nosferatu traf damals den Nerv der Zeit und tut es sicher heute auch noch. Das Ende des schrecklichen ersten Weltkriegs lag 1922 noch nicht lange Zeit. Europa lag in Trümmern, die Menschen hatten schwerste körperliche und seelische Verletzungen. Und auch die spanische Grippe hatte auf dem Kontinent gewütet und die Seuche forderte viele Todesopfer. Und es stand damals die gewaltige Inflation vor der Tür, die 1928 ausbrach und die wirtschaftliche Welt zusammenbrechen ließ. Weimar scheiterte und der Nationalsozialismus stürzte die Welt in den nächsten schrecklichen Krieg. Die eine oder andere Parallele gibt es zu heute: Krieg, Corona, Inflation. Und ich sehe den Einfluss des Übernatürlichen. 1922 war es der Okkultismus, heute ist es New Age oder Esoterik.
Ohne Nosferatu hätte es keinen Carl Theodor Dreyers Vampyr – Der Traum des Allan Grey gegeben, wir hätten nie Bela Lugosi in Tod Brownings Dracula 1931 genießen können, Christopher Lee hätte 1958 bei Hammer nie seinen Einstand gehabt und auch Werner Herzog hätte 1979 nie Kinski als Nosferatu die Kamera verführen dürfen, MTV wäre bei Coppola Dracula in Kostümen geschwelgt und auch Shadow of the Vampire hätte nie das Gedankenspiel durchspielen können, ob Max Schreck vielleicht doch ein Vampir war.
Hinweis: Zum Jubiläum des Films bin ich zu einem kleinen Filmsymposium eingeladen. Am Sonntag, 6. März, kehrt das Grauen nach 100 Jahren zurück. Mit einer Matinee ehren wir im Scala Kino Fürstenfeldbruck um 12 Uhr das Meisterwerk des Vampirfilms. Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens.
Es gibt Filme, die schaue ich mir zur Unterhaltung an. Und dann gibt es Filme, die gehen tiefer: Filme, die einen aufwühlen und inspirieren. Filme, die einen nicht mehr loslassen und beschäftigen. Ein solcher Filme ist Koyaanisqatsi aus dem Jahre 1982. Der Film ist Teil der Die Qatsi Trilogie
Ich habe den Film zum ersten Mal im Schulkino bei mir am Gymnasium auf 16 mm gesehen und dann immer wieder mal auf DVD, mal im linearen Fernsehen. Jetzt habe ich den Film mit Live-Musik in der Münchner Philharmonie endlich auf der großen Leinwand erleben dürfen. An der Orgel spielte Stefan Moser.
Moser ist in der Filmszene kein Unbekannter. Er spielte live Orgelmusik zu verschiedenen Stummfilmklassikern, wie Nosferatu, Metropolis und Panzerkreuzer Potemkin. Ich erlebte ihn nun zum ersten Mal bei seiner Interpretation des Avantgarde-Films Koyaanisqatsi, wie er die Musik von Philip Glass spielte. Moser ist Konzertorganist, Cembalist und Kirchenmusiker und Agenturgründer von Orgelpunkt, einer Agentur für Orgelmusik.
Durch Koyaanisqatsi entdeckte ich als Jugendlicher die Minimal Music von Glass, der für mich bis dahin nur in Klassik gemacht hat. Glass war durch den Film für mich als besonderer Filmmusikkomponist etabliert. Sein Werk zu Dracula höre ich immer wieder gerne. Die Musik zu Koyaanisqatsi war für mich hypnotisch und ich ertappte mich, Als ich aus den Gasteig ging und nach Hause fuhr und immer wieder den Hopi-Gesang Koyaanisqatsi vor mich hin sang. Die Wirkung der Musik ist enorm und in Verbindung zu den Bilder beamt sie einen weg. Einen ähnlichen Effekt hatte ich bei 2001: Odyssee im Weltraum als es zum Ende hin psychedelisch wurde und ich Atmosphères von György Ligeti für mich entdeckte. Die Musik in Verbindung mit den Bildern in Koyaanisqatsi war ein Rausch. Wie in Trance saugte ich das Filmkunstwerk von Godfrey Reggio auf. Als die Endcredits über die Leinwand liefen, erwachte ich aus diesem Sog an Bilder und Tönen. Das hervorragende Orgelspiel von Stefan Moser leistete dazu einen gehörigen Beitrag.
Der Wechsel zwischen Zeitlupen- und Zeitraffer-Aufnahmen war für seine Zeit enorm. Zudem die Abwesenheit von Dialogen. Der Einsatz verschiedener Optiken wie Totale und Macro, Blenden von 22 bis 2.0 verfehlen ihre Wirkung beim Publikum nicht. Wie würde Godfrey Reggio mit heutiger Technik einen solchen Film drehen, wenn er statt Hubschrauber Drohnen einsetzen könnte? Mich hat Koyaanisqatsi auf jeden Fall inspiriert und meine Frau und ich haben anschließend viel über den ungewöhnlichen Film gesprochen. Für mich steht fest: Ich möchte 2020 stärker experimentieren – erste Anläufe sind gemacht.
Und das Thema von Koyaanisqatsi ist aktueller denn je. Die Übersetzung von Koyaanisqatsi in der Sprache der Hopi ist in etwa so: „Leben im Ungleichgewicht“. Dazu führt der Regisseur die Hopi-Gedanken an: „Wenn wir wertvolle Dinge aus dem Boden graben, laden wir das Unglück ein. Wenn der Tag der Reinigung nah ist, werden Spinnweben hin und her über den Himmel gezogen. Ein Behälter voller Asche wird vom Himmel fallen, der das Land verbrennt und die Ozeane verkocht.“
Ich liebe den deutschen Film des Expressionismus und der Folgezeit. Das heißt, ich verehre Leute wie Friedrich Wilhelm Murnau oder Fritz Lang. Die Murnau-Stiftung hat einige der Klassiker auf Bluray in exzellenter Qualität herausgebracht, darunter Metropolis, Nosferatu, Caligari oder der Zweiteiler Die Nibelungen. Vor kurzem dürfte ich der Deutschlandpremiere von Golem beiwohnen.
Der Drache aus den Nibelungen in der UFA-Ausstellung.
Als ich mal wieder in Potsdam weilte, besuchte ich das Filmmuseum Potsdam, weil mich ein Freund darauf aufmerksam gemacht hat, dass dort etwas interessantes zu sehen sei. Ich hatte in München die UFA-Ausstellung besucht und ein schönes Bild vom Drachen aus den Nibelungenfilm gesehen. Auf Nachfrage sagte man mir, dass mehr Material im Filmmuseum Potsdam zu sehen sei.
Maria in Metropolis
Also auf nach Potsdam und ab ins Filmmuseum. Zunächst stieß ich nur auf ein Abbild von Maria aus Metropolis von 1927.
Maria aus Metropolis im Filmmuseum Potsdam.
Maria, die später zum Roboter wird, bedeutet mir sehr viel. Ich habe auf meinem Schreibtisch eine Statue von Maria stehen und es für mich immernoch der schönste Roboter schlechthin.
Gespielt wurde der Maschinenmensch von Brigitte Helm. In der UFA-Ausstellung war eine Tonbüste dieser schönen Schauspielerin zu sehen, die mich faszinierte. Die Büste wurde von Jussuf Abbo (1888-1953) angefertigt.
Brigitte Helm – die Maria – hier in der UFA-Ausstellung.
Die Nibelungen
Aber ich war ja eigentlich auf der Suche nach der Nibelungen-Saga, die Fritz Lang 1924 vor Metropolis verfilmt hatte. In einer Nische des Potsdamer Filmmuseums fand das gesuchte Material: Es gab Bilder und Skizzen von dem Fritz Lang-Zweiteiler Nibelungen.
Ein wirklicher Schatz, der dort ausgestellt ist. Mein Herz als Filmfan schlug höher. Die Reise von München nach Potsdam und der Besuch des Museums hatte sich also gelohnt. Die Nibelungen-Filme Die Nibelungen habe ich einst im Fernsehen gesehen und später dann auf Bluray erworben. Es gab später noch eine schwache Neuverfilmung des Sagenstoffs Die Nibelungen , aber mit einer gewaltigen Musik Die Nibelungen von Rolf Wilhelm.
Mechanischer Drache – lange vor CGI
Bei all der Schwere der Nibelungensaga war für mich als Kind der Drache immer das Wichtigste. Während es heute ein Drache wie Smaug bei Peter Jackson aus CGI wäre, war der Drache bei Fritz Lang noch klassische Handarbeit. Ich zeigte meinen Kindern den Drachen von damals. Natürlich grinsten sie über die Effekte aus der Stummfilmzeit im Vergleich zum CGI der Neuzeit, aber sie wollten wissen, wie der Drache damals gemacht wurde.
In der Drachen-Szene muss sich Filmarchitekt Karl Vollbrecht als Drachenlenker bewähren. Er war Mitarbeiter des legendären Otto Hunte, der den Drachen konstruiert hat. An vorderster Stelle dirigiert er Kopf und Augen des Drachens, der aus Eisen, Hartholz, Draht und Kaschierung bestand. Innen waren Mitarbeiter, die den Drachen in Bewegung versetzen. Es muss furchtbar heiß im Inneren des Drachens gewesen sein und Fritz Lang gilt ja als unnachgiebiger Filmemacher. Er ließ die Szenen wiederholen bis er zufrieden war.
Der Drache allein war schon ein Hingucker. Aber nun muss ja der Drache noch gegen Siegfried ins Felde ziehen. Und Siegfried kämpft heldenmütig gegen das Ungetüm. Sein Schwert Balmung trifft das Auge des Drachens. Der Drache windet sich vor Schmerzen. Das berstende Auge ist übrigens eine gefüllte Schweinsblase. Der Drache wird besiegt, blutet und Siegfried wird unverwundbar durch das Drachenblut, wäre da nicht ein Lindenblatt. Der Rest der Geschichte ist ja bekannt.
Otto Hunte schuf die vier Welten
Der Ur-Wald mit dem Drachen ist eine von vier Welten, die Fritz Langs damalige Ehefrau Thea von Harbous in ihrem Drehbuch forderte. Dann gibt es noch den ritualisierten Burghof, Brunhilds nordische Burg, und König Etzles Hunnenburg. „Hunte, du sollst mir die Nibelungen bauen“, soll Regisseur Fritz Lang zu seinem Filmarchitekten gesagt haben.
Und der fing detailreich für das „geistige Heiligtum einer Nation“ (Lang) zu bauen. Und Otto Hunte schuf ein Meisterwerk des Expressionismus mit Kontrasten, Ornamenten, Gewändern, Symbolen. Das Spiel mit dem Licht ist grandios. Otto Hunte war der vielleicht bedeutendste Architekt der Universum-Film AG (Ufa) in den zwanziger und dreißiger Jahren und für die opulente Ausstattung vieler Ufa-Großproduktionen verantwortlich, die Filmgeschichte schrieben.
Leider habe ich bisher ein Art of Nibelungen-Buch gefunden, denn das in Potsdam ausgestellte Material ist grandios. Es gibt nur einen vergriffenen Band vom Deutschen Filmmuseum: Otto Hunte: Architekt für den Film