Als Kind habe ich mich bei den Edgar Wallace Filmen gegruselt. Heute grusel ich mich bei den Filmen auch – aber aus anderen cineastischen Gründen und dennoch habe ich mir die Rialto-Verfilmungen von Edgar Wallace auf Bluray angeschafft und werde über Weihnachten die Verfilmungen der Romane des britischen Kriminalautoren genießen.
Was viele nicht wissen, Edgar Wallace war der Ideengeber für King Kong, konnte aber die Verwirklichung des Klassikers von 1933 nicht mehr miterleben. Und nein, King Kong ist nicht in der Edgar Wallace-Box enthalten.
Ich fand bei mir noch vom Goldmann-Verlag den Band Nummer 1 mit dem Titel Der Frosch mit der Maske. Die Kindle-Ausgabe ist inzwischen kostenlos. Der Roman wurde im Jahr 1925 geschrieben und erlebte seine deutsche Verfilmung von Harald Reinl in Schwarzweiß im Jahre 1959. Ab 1961 kümmerte sich Horst Wendland um die Wallace-Filme und führte sie in Deutschland zu einem Publikumserfolg. Im Grunde finde ich die Wallace-Rialto-Filme in Schwarzweiß am reizvollsten. Ab 1966 gab es mit dem Buckligen von Soho den Edgar Wallace in Farbe. Meiner Meinung ließ aber auch damit die Qualität der sowieso seichten Filme noch mehr nach. Im Jahr 1972 wurde die Rialto-Reihe mit dem Rätsel des silbernen Halbmondes eingestellt. Wallace-Filme gab es noch von anderen Produktionsgesellschaften, aber in dieser Box sind die 32 Rialto-Filme von Horst Wendlandt enthalten. Zudem gibt es ein extrem gutes Booklet mit tollen Kinopostern.
Edgar Wallace bedeutet aber auch immer die erste Liga von deutschen Nachkriegsschauspielern wie Joachim Fuchsberger, Siegfried Lowitz, Heinz Drache und Klausjürgen Wussow. Meine Lieblinge als Kind waren natürlich der witzige Eddi Arent, der 23 Mal in Edgar Wallace-Filmen auftrat, – und ganz klar der irre Klaus Kinski, der 16 Mal einen verschrobenen Charakter in den Filmen spielte. Und für mich als Soundtrack-Fan wichtig: Die Musik von insgesamt 18 Filmen der Serie stammt von Peter Thomas, den ich ja sehr, sehr schätze. Hier mal eine Kompilation.
Also dann ab Weihnachten heißt es bei mir: Hallo, hier spricht Edgar Wallace.
Seit ich Kind war, bin ich ein Fan von Kong. Irgendwann sah ich die Verfilmung von Merian C. Cooper im Fernsehen und war angetan vom Affen, der New York zerlegte und sich vom Empire State Building zu Tode stürzte. Es kamen nach Kong viele Monster, aber Kong blieb mein King.
Nun kam von Filmjuwelen vor kurzem die ultimative Kong-Fassung King Kong – Das achte Weltwunder auf Bluray heraus. Ich empfehle ausdrücklich die Special Edition. Selbstverständlich musste ich zugreifen und ich hab es nicht bereut. Ich feierte einen ganzen Tag lang die hervorragende Veröffentlichung, die ich jeden Filmfreund ans Herz legen möchte. Der Inhalt der Doppel-Bluray King Kong – Das achte Weltwunder kann sich sehen lassen: Enthalten sind die Filme King Kong und die weiße Frau (1933), King Kongs Sohn (1933) und Panik um King Kong (1949). King Kongs Sohn hatte ich bisher nur auf Super 8 und die Tricks sind prima. Panik um King Kong finde ich eher schwach. Zudem ist die colorierte Kong-Fassung enthalten, die ich bisher in besserer Version auf US-Laserdisc hatte und als besonderes Schnäppchen die verschollen geglaubte deutsche Fassung von 1933 Die Fabel von King Kong in toller Sychro mit deutscher Einleitung.
Ich genoss Szene für Szene des Hauptfilms von 1933. Was muss für ein Raunen durchs Kino von damals gegangen sein, als Kong die weiße Frau auszieht, die Eingeborenen zertrampelt oder wie Kong auf dem Dach des damals gerade fertiggestellte Empire State gegen die Flugzeuge kämpft. Die Tricks von Willis O’Brien fesseln mich noch heute. Stop Motion at his best. Willis O’Briens Erbe wurde später vom großen Ray Harryhausen fortgesetzt.
Und bevor jemand einen Kommentar schreibt: Die legendäre Spinnen-Szene ist nicht aufgetaucht und damit nicht enthalten. Wir erinnern uns: Bei der Jagd auf Kong stürzen Seeleute von einem Baumstamm in eine Schlucht und wurden von Spinnen gefressen. Merian C. Cooper schnitt diese Szene nach Testvorführungen aus dem Film, weil die Zuschauer schockiert über die Spinnen als weniger über Kong sprachen. Diese Szene ist bis heute verschwunden. Kong-Fan Peter Jackson drehte die Szene neu mit der damaligen Tricktechnik aufwendig nach und diese neue Spinnen-Szene ist auf der Bluray enthalten – schon alleine das ist der Grund für den Kauf.
Es sind noch einige Juwelen als Extras auf King Kong – Das achte Weltwunder mit dabei. Beispielsweise Dokus über die Stop Motion-Technik von Trickpionier Willis O’Brien, Creation (Fragment eines Filmprojekts) und die komplette Filmmusik von Max Steiner, für mich eines der großen Werke der Filmmusik. Zudem gab es Audiokommentare, darunter von Rolf Giesen – zu gerne würde ich den großen Mann der deutschen Filmkritik gerne einmal persönlich treffen.
Manche Filme waren in der Erinnerung besser als dann auf der heimischen Leinwand. Ich hatte mich so sehr auf George A. Romeros Wiederveröffnung von The Crazies aus dem Jahre 1973 auf Bluray gefreut, die Box mit drei Filmen bestellt und in den Player gelegt.
Ich erinnerte mich an einen harten Pandemiefilm mit ernsten politischen Hintergrund, den ich einst auf einem Filmfestival und dann auf VHS gesehen habe. Nun, einen Pandemiefilm mit ernsten politischen Hintergrund habe ich auf Bluray wieder gesehen, aber leider auch eine hektische Regiearbeit und schwache Schauspieler. Crazies war Romeros fünfter Spielfilm und das Thema über eine unkontrollierte Ausbreitung des tödlichen Virus Trixie ist beunruhigend. Das Militär riegelt die Kleinstein Evans City ab und reibt die Bewohner in der örtlichen Schule zusammen. Die bewaffnete Staatsgewalt in weißen Schutzanzügen und Gasmaske greift hart durch. Wer nicht pariert, der wird erschossen. Das schafft Bilder, die in die Genregeschichte eingegangen sind. Und diese Bilder habe ich immer in Erinnerung.
Was aber genau los ist, das weiß der einzelne Soldat auch nicht – Befehl und Gehorsam und das obwohl den Verantwortlichen das Zepter des Handelns längst entglitten ist. 1973 war der Vietnamkrieg in seinen letzten Zügen und natürlich gibt es im Film zahlreiche Anspielungen auf diesen Polizeiansatz, der zum Krieg ausuferte. Netter Hinweis auf Präsident Nixon, der natürlich bei Romero nicht als solcher gezeigt, aber dem zeitgemäßen Zuschauer sofort zu erkennen ist – mit dem Rücken zur Kamera.
Damals empfand ich den Film als extrem hart. Das Blut spritzte beim Eintreffen der Kugeln in die Körper und die Köpfe. Heute wirken diese Effekte überzogen oder der Zuschauer hat schon längst Härteres gesehen. Aber dafür kann der Film nichts, denn er entstand 1973 in einer Zeit als auch der Horrorfilm politisch war und zumindest sich so gab. Der Film kann sich nicht entscheiden, wer nun eigentlich der Böse ist: Das Virus, die Militärs, die Bürokratie oder gar die vom Virus befallenen Bürger der Kleinstadt? Egal, erst einmal schießen und dann hysterisch schreien.
Was mich aber wirklich gestört hat beim Betrachten bei Bluray ist die hektische Regiearbeit von George A. Romero. Der Mann verstand ja grundsätzlich sein Handwerk, bei Crazies war er aber noch auf der Suche nach seinem Stil. Die Schnitte sind zu schnell, der ganze Film findet keinen richtigen Rhythmus und viele der Schauspieler tun sich schwer – einig wohltuende Ausnahme ist Lynn Lowry, die ein virusverseuchtes Hippiemädchen spielt. Ich hatte sie zuerst als Cronenberg-Fan in Parasiten-Mörder gesehen, der Romero sehr ähnlich war. Und in Katzenmenschen von 1982 von Paul Schrader spielte sie auch. Es gab mal 2010 ein Remake des Films Crazies, das ich mir (noch) nicht angeschaut habe – nur den Score von Mark Isham fand ich interessant. Lynn Lowry hatte dort wohl einen Cameo-Auftritt.
Die restaurierte Bluray Crazies kam bei Capelight Pictures heraus und beinhaltet noch zwei weitere Romeros Filme Season of the Witch (Hungry Wives, 1972) und There’s Always Vanilla. Das Bild (1080p / 1,66:1) ist klar und für das Alter sind die Farben und Kontrast prima. Allerdings nervt der Score von Bruce Roberts. Das Bonusmaterial und das Booklet sind sehenswert. Also damit nur ein spezieller Filmtipp für Fans der siebziger Jahre.
Als Schüler habe ich bei einem Freund Filme geschaut, die ich zu Hause nicht schauen konnte, weil wir nicht über die entsprechende technische Ausstattung verfügten. Es war das Zeitalter von Super 8, lange vor Video. Seine Eltern hatten eine große Sammlung an Super-8-Filmen und nach der Schule zogen wir uns dann und wann einen Film auf 8 mm auf einem knatternden Bauer-Projektor und Mono-Lautsprecher rein. Zu den Filmen gehörte auch Die Schlangengrube des Dr. Dracula.
Jahrzehnte später sah ich den Film wieder, der eigentlich die Schlangengrube und das Pendel hieß. Unsere gekürzte Super-8-Fassung hatte einen reißerischeren Titel – in dem Film tauchte freilich nie ein Doktor mit Namen Dracula auf. Christopher Lee war der Böse und damit firmierte die Super-8-Fassung als Dracula. Als erfahrener Karl May-Seher erkannte ich Old Shatterhand wieder, der von Lex Barker darstellt wurde. An seiner Seite spielte die großartige Karin Dor, die in Man lebt nur zweimal an der Seite von James Bond Sean Connery internationalen Ruhm erlangte.
Und wieder Jahrzehnte als alter Mann später sah ich Die Schlangengrube und das Pendell wieder in einer Mediabook-Version als restaurierte Version auf Bluray. Und was soll ich sagen: Ich bin begeistert. Die Geschichte basiert ganz lose auf Edgar Allan Poe und ist Versuch eines gescheiterten deutschen Nachkriegshorrorfilms. Gedreht wurde er von Harald Reinl, einem Routinier des deutschen Nachkriegskinos, der mit Nibelungen immer einen Platz in meinem Filmherz besetzt hat.
Was ist die Geschichte? Im Jahre 1801 wird Graf Regula (Christopher Lee) wegen Mordes an zwölf Jungfrauen gevierteilt. Viele Jahre später erhalten Roger Mont-Elise (Lex Barker) und die attraktive Baronesse Lilian von Brabant (Karin Dor) eine Einladung in das verrufene Sandertal. Die Fahrt durch gespenstische Wälder führt sie direkt in die Ruinen des Schlosses von Graf Regula und dessen Folterkammer. Noch kann niemand ahnen, dass hier die Wiederbelebung des Grafen vorbereitet wird, doch dafür braucht dieser noch das Blut einer dreizehnten Jungfrau.
Die Geschichte ist eher naja, aber so war eben der Trash, freigegeben von der FSK ab 12 Jahre. Ich mag die Drehorte wie beispielsweise unser Mittelalterkleinod Rothenburg ob der Tauber. Genau in der Filmszenen hat die Familie einer Bekannten ein Hotel. Ich muss sie mal befragen, ob ihre Eltern etwas von den Dreharbeiten mitbekommen haben.
Das Kellergewölbe von Graf Regula (klingt schon irgendwie nach Dracula) ist in den Bavaria-Film-Studios entstanden und ist ein tolles Set-Design. Ich habe ein paar Mal die Studios am Geiselgasteig besucht, aber leider nie etwas von den großartigen Kulissen des Films mehr zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich ist die Folterkammer schon längst vernichtet worden. Ich erinnere mich als Kind, dass ich von den Kulissen begeistert war. Heute erkenne ich eine expressionistische Kopie von Hieronymus Bosch an den Wänden, die ich zum ersten Mal auf einer Deep Purple Schallplatte sah.
Als ich mir den Film Die Schlangengrube und das Pendel jetzt wieder ansah, war ich erstaunt über die dichte Atmosphäre. Die Story war noch immer dünn, aber dennoch hat mich der Streifen gepackt. Vor allem das Color Grading war perfekt. Welches Autodesk-System es auch war, die Artists beherrschen ihr Equipment und erzeugten einen spannenden Film-Look. Der 4K-Scan wurde behutsam bearbeitet, restauriert und ausgespielt ohne das Kinokorn der Sechziger Jahre zu beschädigen. Im Grunde lässt sich sagen: In diesem Film trifft Herzblut auf Professionalität – so macht Film Spaß. Es wurde soviel Leben aus dem verstaubten und beschädigten Material herausgeholt.
Persönlich kamen die intensivsten Erinnerungen der Kindheit bei der Fahrt durch den Wald mit den Leichen in den Ästen wieder hoch. Es war für mich eine große Verbeugung vor La Belle et la Bête von Jean Cocteau aus dem Jahre 1946 gemischt mit den knalligen Gespenster-Comics meiner Jugend. Ein wenig deutsche Gothic-Romantik im Film, die später hierzulande nie wieder erreicht wurde.
Die Wirkung von der Schlangengrube und das Pendel lag auch an der erstaunlichen Musik von Peter Thomas. Es gab nur wenige deutsche Filmkomponisten seiner Größe. Rolf Wilhelm gehörte sicher dazu. Die Musik von Peter Thomas begleitet mich mein ganzes Leben hindurch – Edgar Wallace oder Jerry Cotton seien nur genannt. Sein Score zur Raumpatrouille gehört zu den großen deutschen Filmmusiken, die in die Geschichte der Filmmusik eingegangen sind. Zur Die Schlangengrube und das Pendel ist der Score in limitierter Auflage im roten Vinyl erschienen. Mir hat Walter Potganski von MovieMax dankenswerterweise ein Exemplar überlassen. Großartige Musik an deren Wiederveröffentlichung Peter Thomas bis zu seinem Tode am 17. Mai 2020 im Alter von 94 Jahren gearbeitet hatte. Dazu habe ich ein extra Video aufgenommen.
Schockierend damals und heute: Dresses to kill ist auf Plural erschienen.
Die frühen Filme von Brian de Palma mochte ich immer gerne. Ich bin ein großer Fan von Carrie, die Schwestern des Bösen, Teufelskreis Alpha oder Schwarzer Engel – alles Klassiker des modernen Horror- und Psychothrillers. Als dann Dressed to Kill 1980 in die Kinos kam und ich mich als Jugendlicher in die Vorführung schmuggelte, war ich von der Intensität des Films überrascht. Die Mischung aus harter Gewalt und Sexualität war heftig und ich ging nachdenklich aus dem Kino meiner Heimatstadt. Was hatte ich da gesehen? Ich sah viele Elemente von Alfred Hitchcock, aber auch eine etwas dünne Story.
Irgendwann später, viel später traf ich auf dem Filmfest München den Produzenten Samuel Z. Arkoff, der diesen Film und viele B-Horrorfilme produziert hatte. Wir kamen bei einem Glas ins Gespräch und er beschwerte sich, dass Dressed to Kill in den USA von der Filmfreigabestelle so verstümmelt wurde. Er wurde so was von entschärft. In Europa hatten wir die umgeschnittene Version im Kino gesehen, in den USA lief die geschnitten Version und im Fernsehen die total entschärfte Version.
Jetzt kam der Brian de Palma-Film Dressed To Kill auf Bluray heraus und die Agentur schickte mir ein Besprechungsexemplar – vielen Dank. Schön ist auf der Bluray unter Extras der Vergleich der verschiedenen Schnittfassungen des Films.
Zur Einstimmung auf den Film holte ich mir ein altes MAD-Heft von 1980 aus dem Archiv. Dort wurde aus Dressed to Kill der Titel Gespresst für den Müll. Zudem schaute ich alte Cinema-Ausgaben durch in denen der Film damals besprochen wurde. Mit diesem Futter ausgestattet, sah ich mir die Bluray an. Von der Intensität hat der Film von 1980 nichts verloren. Das Bild ist optimal auf Bluray transferiert und der Ton passt auch. Kaum lief die Musik von Pino Donaggio, der schon die Musik von Carrie gemacht hatte und im gleichen Stil Dressed to Kill komponierte, erinnerte ich mich an meine Reaktion damals im Kino. Eine nackte Angie Dickinson als Kate Miller befriedigt sich unter der Dusche und wird in ihrer Befriedigung hart attackiert – die Kamera immer voll auf die Details. Später wird sie brutal mit einem Rasiermesser ermordet. Das Gesicht, die Kehle, der Körper wird aufgeschlitzt. So eine brutale Intensität kenne ich von italienischen Schlitzerfilmen, aber nicht so von Hollywood.
Ich kritisiere nicht die harten Gewaltszenen oder die Sexualität des Films, ich kritisiere die Jugendfreigabe von 16 Jahren. Der Film geht an Grenzen. Die Frau wird als Subjektiv der Sexualität gesehen und für meinen Begriff schafft der klassische 16jährige die Abstraktion nicht und sieht nur das offensichtliche Geschehen auf dem Bildschirm. De Palma setzt sich mit seinem Über-Ich Alfred Hitchcock auseinander und bringt das Psycho-Thema in eine neue Zeit. Themen wie Transsexualität und Geschlechtsumwandlung waren 1980 für viele noch ein Tabuthema.
Filmisch wendet Brian de Palma die Rezepte von Carrie mit gesplitteter Leinwand an. Am Ende zitiert er sich selbst, wenn die Prostituierte Liz Blake, dargestellt von de Palmas damaliger Ehefrau Nancy Allen im Kleid und mit der Musik von Carrie ermordet wird und aus dem Alptraum erwacht.
Ich liebe in diesem Film die Kamerafahrten, die ein besonderes Tempo für den Film erzeugen. So ein filmisches Tempo kennen wir im Zeitalter der schnellen Schnitte und der festen Standeinstellungen immer weniger. De Palma hat bei Dressed to Kill ein tolles Händchen für die Einstellungen der Kamera. Die Kamera nimmt am Geschehen der Akteure teil. Nur zehn Jahre später bei Fegefeuer der Eitelkeiten ist die Kamera noch besser eingesetzt. Die späteren Filme von ihm wie Mission Impossible sind dagegen Hollywood-Standard ohne großer Kameraarbeit.
Großartig ist die Darstellungskunst von Michael Caine als Dr. Robert Elliott. Er macht nicht auf Norman Bates, sondern wir nehmen ihm die dissoziative Identitätsstörung ab. Caine kann einfach schauspielern und das ist gut zu sehen.
Was mich 1980 noch fasziniert hatte, ist 2018 dagegen lächerlich: die technischen Basteleien von Peter Miller, dargestellt von Keith Gordon. Er faselt was von Binärcode und Computern – hier ist der Film überholt. Als Jugendlicher fand ich die blinkenden Lichter der Schaltkreise chique, heute amüsieren sie mich nur noch.
Alles in allem war es gut, dass Dressed To Kill auf Bluray erschienen ist. Bei all den Veröffentlichungen von alten Material ist dieser Film eine cineastische Wohltat, wobei ich den Streifen erst ab 18. Jahren freigegeben hätte.