Archive for April 2021

30.000 Bäume für Togo – ein paar fehlen noch

29. April 2021

Ein paar Bäume fehlen noch, bis die Togowald-Challenge geschafft ist. Bis zum 30. April, dem Welttag des Baumes, will die Aktion PiT Togohilfe in dem afrikanischen Land 30.000 Bäume pflanzen. Stand 28. April: Es fehlen noch knapp 2000 Bäume, um die Aktion erfolgreich abzuschließen. Pro Baum werden 2 Euro benötigt. Spendenmöglichkeiten gibt es auf der Website des Vereins.

Vor kurzem durfte ich im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung ein interessantes Webinar mit den beiden Vorsitzenden von Aktion PiT Togohilfe Margret und Andy Kopp durchführen, bei dem sie das wichtige Thema Nachhaltigkeit unter einem anderen Gesichtspunkt darstellten. Auch die Togowald-Challenge war in dieser Online-Schulung ein Thema und spontan erklärten sich verschiedene Seminarteilnehmer bereit zu spenden. Wow, so etwas hatte ich noch nie erlebt.

Pro Baum wird die geringe Summe von 2 Euro benötigt. Auch kleine Beträge. Meine Familie hat sich freilich auch beteiligt. Selbst habe ich Togo früher schon einmal besucht, war mehrmals in Afrika als Tourist und Journalist. In Togo führte ich u.a. ein Interview mit dem damaligen Machthaber General Gnassingbé Eyadéma.
Togo zählt zu den ärmsten Ländern des schwarzen Kontinents und die Aktion PiT Togohilfe leistet mit ihrem Engagement eine eindrucksvolle Arbeit. Die Bewohner im afrikanischen Togo werden durch Seminare, Rundfunk- und Fernsehspots für den Zusammenhang zwischen Waldvorkommen und Klima sensibilisiert, damit sie besser verstehen, warum sich das Klima für ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten verschlechtert und was sie selbst tun können, um dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken. Das Gesamtprojekt beinhaltet Schulungen der Verantwortungsträger wie Landräte, Bürgermeister und Dorfchefs, die Information der Landwirte zu nachhaltiger Waldbewirtschaftung, die Modernisierung holzsparender Holzköhlerei bis hin zu so konkreten Maßnahmen wie der Einrichtung verbesserter Kochstellen anstelle der derzeit üblichen offen Feuerstellen in den Haushalten. Und natürlich gehört zum Gesamtpaket, das durch das Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit mit 75% der Kosten gefördert wird, das Wiederaufforsten von 30.000 Bäumen, die große Togowald-Challenge.

Im Moment sind Margret und Andy Kopp in Togo und bereiten die Pflanzungen vor. In meinem HSS-Webinar gaben auch einen Einblick in das Modellprojekt Dorfentwicklung mit 10 Dörfern in Togo, für das der Verein 2018 sogar mit dem ersten Preis des Bayerischen Eine Welt-Preises ausgezeichnet wurde. In allen 10 Dörfern wurde für ausreichend Schulräume, Gebäude für die Schulkantine und den Zugang zu guter medizinischer Versorgung gesorgt. In allen 10 Dörfern wurden Projektmanager und Jugendgruppenleiter ausgebildet, die in Eigeninitiative die Aktivitäten vor Ort organisieren.

In Instagram lassen sich die Aktionen in Togo derzeit verfolgen. Und ich hoffe, dass die 30.000 Bäume zusammenkommen und wir die symbolische Pflanzung sehen können.

UPDATE vom 30. April 2021: Die 30.000 Baumspenden wurden geschafft. In den vergangenen Stunden gingen nochmals Spenden ein und die gesetzte Hürde wurde geschafft. Vielen, vielen Dank.

So gehts: iPhone trotz Maske mit Apple Watch entsperren

28. April 2021

Diese Funktion der Kombi iPhone & Apple Watch habe ich in Corona-Zeiten wirklich gebraucht. Seit den Updates auf iOS 14.5 und WatchOS 7.4 ist es möglich trotz Maske das iPhone zu entsperren. Ein wirklich praktisches Feature in Corona-Zeiten. Und so geht es:
Voraussetzung ist freilich die vorherige Installation von iOS 14.5 und WatchOS 7.4. Um die Zusammenarbeit der mobilen Devices zu aktivieren, geht man wie folgt vor:


Am iPhone unter Einstellungen das Menü FaceID & Code aufrufen.

Dann seinen persönlichen Code eingeben:

Etwas runter scrollen und den Punkt Apple Watch von … aktivieren.

Nochmals aktivieren bestätigen

Es dauert ein paar Sekunden und die AppleWatch sollte natürlich in der Nähe sein. Dann ist alles bereit.

Maske aufziehen und testen. Und dennoch gilt: Abstand halten und bleibt gesund.

Digitalisierung: Amazon betreibt Friseursalon mit Folgen

27. April 2021

Amazon treibt die Digitalisierung voran und experimentiert auch in klassischen Marktsegmenten. Wie bekannt wurde, eröffnete Amazon in London einen 140 Quadratmeter großen Friseursalon – zunächst für eigene Mitarbeiter. Der Laden heißt Amazon Salon und befindet sich im Londoner Stadtteil Spitalfields. Er hat sieben Tage die Woche geöffnet und liegt neben der Hauptverwaltung von Amazon in Großbritannien. Dort sind 5000 Mitarbeiter beschäftigt, die nun zum hauseigenen Friseur gehen können. Promi-Friseurin Elena Lavagni arbeitet im Salon. Der Schnitt kostet hier zwischen 50 und 300 Euro.

Klingt witzig, dass der haarlose Jeff Bezos in Friseursalons investiert. Aber er hat nicht nur den modischen Haarschnitt seiner Mitarbeiter im Blick, es geht im ums Geld. Der Friseurmarkt bei uns ist in der Regel mittelständisch geprägt und neben schneiden, waschen, legen ist ein weiteres Geschäftsmodell des mittelständischen Friseurs der Verkauf friseurexklusiver Produkte. Diese sind in der Regel hochwertiger und teuerer als die Produkte in der Drogerie und der Verkauf ist über spezielle Einkaufsformen nur dem Friseur vorbehalten.

Dieses Geschäftsmodell kann Bezos jetzt aufbrechen in dem er als Amazon einen Friseursalon betreibt und als Friseur damit Zugriff auf friseurexklusive Produkte hat. Und über sein geniales Shopsystem kann er es an den Endkonsumenten weiterverkaufen – und wie man Amazon kennt in der Regel zu einem niedrigeren Preis. Marktverdrängung ist das Zauberwort.

Zudem will Amazon in dem Friseursalon neue Technologien ausprobieren. Welche dies in aller Konsequenz sind, darüber schweigt sich das Unternehmen freilich aus. Experimente mit Augmented-Reality-Bildschirme laufen bereits. So lässt sich via AR problemlos die Haarfarbe wechseln. Mal sehen, ob eine eigene AR-Brille hier eingesetzt wird.

In der Branche wird auch über „Point-and-learn“ (Zeige und lerne)-Technologie gesprochen. Kunden zeigen mit dem Finger auf Ware im Regal und lösen dabei eine Produktpräsentation auf einem Bildschirm in der Nähe aus. Klingt spannend und die Digitalisierung schreitet voran. Bleibt der mittelständische Friseur auf der Strecke? Er hat bisher keinen Zugriff auf solche Technologien, denn die Berater der Branche sind wohl noch nicht soweit, oder?

Bierverkostung von schwäbischen Brauereien in YouTube live zum Tag des Bieres

26. April 2021

Die Digitalisierung treibt interessante Blüten. So nahm ich am Wochenende im Zuge des Tages des deutschen Bieres an einer virtuellen Bierverkostung teil. Fünf schwäbische mittelständische Brauereien haben sich zusammengeschlossen und ihre Biere online via YoTube vorgestellt. Mit dabei waren die Brauerei Schmid Biberach, die Engelbrauerei Waldstetten, die Klosterbrauerei Ursberg, Kreisheimatstube Stoffenried, die Schlossbrauerei Autenried und die Radbrauerei Günzburg.

Bierverkostung digital

In Zeiten des Lockdowns und der Pandemie wurden die Brauer kreativ. Über die Website der Radbrauerei Günzburg konnte man die entsprechenden Biere der teilnehmenden Brauereien im Online-Shop ordern, die per Paket rechtzeitig zu mir nach Hause kamen. 250 Pakete wurden aus Schwaben verschickt, einige wurden direkt in Günzburg abgeholt. Wer angemeldet war, erhielt rechtzeitig einen nicht gelisteten YouTube-Link.

Countdown

Digitale Verkostung
Am Sonntag um 19:30 Uhr war es so weit. Der Countdown zählte in YouTube live herunter. Meine Frau und ich machten es uns vor dem iPad bequem, die Biere warteten im Kühlschrank gekühlt auf ihren Einsatz. Gläser standen bereit, Knabbergebäck gab es auch – es konnte losgehen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Georg L. Bucher (Radbrauerei Günzburg) und Martin Wörner (Schlossbrauerei Autenried). Sie machten ihre Sache ausgezeichnet. Die Brauer der anderen Brauereien wurden via Zoom zugeschaltet. Ausführlich, aber immer interessant wurde das Brauverfahren, die Philosophie des Brauens und die Geschichte der Brauereien erklärt. Zudem gab es Informationen zum jeweiligen Bier, das gemeinsam verkostet wurde.

Im Chat wurde Fragen gestellt, Grüße verschickt, kulinarische Tipps gegeben und auch mal herumgeblödelt – so wie online Veranstaltungen halt sind. Da meine Frau aus Bayerisch-Schwaben kommt, übersetzte sie dann und wann schwäbische Volksweisen. So in einem Fall als ein Online-Teilnehmer zugab, im ICE auch mal ein Bitburger zu trinken, und vom Teilnehmer Gandalf die humorvolle Antwort bekam: „Schwätz mer koin Roschd ans Mopped na“ Übersetzt etwa: Erzähl keinen Unsinn.
Trinken für einen guten Zweck lautete auch das Motto. Die Biere wurden von den Brauereien kostenlos zur Verfügung gestellt. Den Reinerlös spendet man an die Kartei der Not! Und so kamen 1500 Euro zusammen. Respekt für dieses Engagement, die Idee einer digitalisierten Verkostung und nach Corona werde ich die schwäbischen Biere einkaufen.

Majestätskritik – die Fotos von Stanley Kubrick

24. April 2021

Dass ich ein Fan des Regisseurs Stanley Kubrick bin, habe ich schon oft Kund getan. Aber ich bin auch ein Fan des Fotografen Stanley Kubrick. Dies ist mir wieder bewusst geworden als ich für ein Seminar wieder das Buch Stanley Kubrick Photographs. Through a Different Lens: vom Taschen Verlag und den Ausstellungskatalog aus Wien vom Kunstforum Wien Eyes wide Open in die Hand nahm.

Zwei Fotobücher über die Fotokarriere von Stanley Kubrick.

Wenn ich mir seine Fotos ansehe, dann bin ich fasziniert. Kubrick schafft es mit Fotos emotionale Geschichten zu erzählen. Und das ist die Aufgabe eines guten Pressefotos: Geschichten erzählen.

Beim Geschichtenerzählen darf die Wahrheit aber nicht unter den Tisch fallen. Es stellt sich mir die Frage, wie weit darf der Fotograf in die Komposition eingreifen? Ja durch Ausschnitt, Belichtung, Schärfe tut er es automatisch, doch wo ist die Grenze? Kubrick hat die Grenze überschritten. Was ist bei seinen Fotos inszeniert? Ich habe mit Inszenierung kein Problem, wenn ich es als Kunstform sehe. Aber ich habe ein Problem, wenn Inszenierung mir als journalistische Berichterstattung verkauft wird. Und diese Unsicherheit schwingt mir beim Betrachten der Fotos von Stanley Kubrick immer mit.

Wie gesagt: Kubrick ist mein Held, aber er ist mein Held des bewegten Bildes. Bei seinen gelungenen Fotografien schwingt mir immer das Gefühl der Unsicherheit mit: Ist dieses Bild inszeniert? Ist dieses Bild damit manipuliert?

Mit nur 16 Jahren machte Kubrick im April 1945 ein Foto, das einen alten Zeitungsverkäufer an seinem Kiosk zeigt. Das Gesicht in die Hände gestützt, blickt er auf die feilgebotenen Zeitungen, welche die Schlagzeilen „Roosevelt Dead!“ und „F.D.R. DEAD!“ verkünden. Mit diesem Foto – übrigens angeblich alles andere als ein Schnappschuss sondern das Ergebnis intensiver „Regiearbeit“ mit dem Zeitungsverkäufer – stellte sich Kubrick bei mehreren New Yorker Zeitungen vor und verkaufte es schließlich an den Meistbietenden: das Look Magazine. In einem Interview gab der Meister zu, dass er den Verkäufer bat, doch etwas verzweifelter zu schauen. Hier zeigte sich bereits der Drang des Meisters, die Szene zu inszenieren. Und es ist gut, dass Kubrick auf Dauer kein journalistischer Bildberichterstatter geblieben ist und den Schritt zum fiktionalen Erzähler im Film gegangen ist.

Als Kubrick 1946 die High School verließ, hatte er einen wöchentlichen Auftrag von Look um 50 $ in der Tasche und fotografierte für das Magazin sämtliche Inhalte, die Leser versprachen. Zeitschriften wie Look oder LIFE lösten ab den 1940er-Jahren in der US-amerikanischen Gesellschaft einen regelrechten Hunger nach neuen Bildern und Geschichten aus. Während sich LIFE dem American Century verschrieb, nahm sich Look der Hintergrundgeschichten, oft auch mit New York-Bezug, an. Kubrick war zwischen 1946 und 1950 staff photographer bei Look, in dessen Auftrag ca. 27.000 Fotografien entstanden von denen an die 1.000 Aufnahmen auch publiziert wurden. Die Lehrjahre bei Look ermöglichten es Kubrick, seine Leidenschaft, visuelle Geschichten zu inszenieren nach und nach zu perfektionieren. Die Entscheidung, nicht bei der Fotografie zu bleiben, sondern 1951 seinen ersten (Dokumentar-)Film zu drehen – Day of the Fight, der um den Boxer Walter Cartier konzipiert ist, den er auch für Look fotografiert hatte – wirkt rückblickend als logische Konsequenz.

Kubrick hat viel über die Welt erfahren. Und er hat seinen Blick geschärft. Und das sieht der Leser der außergewöhnlichen Bücher Stanley Kubrick Photographs. Through a Different Lens und Eyes wide Open auf jeder Seite. Daher auch meine klare Empfehlung für diese exzellenten Fotobücher.
Ich habe einen Kompromiss mit mir geschlossen: Ich sehe seine Bilder in erster Linie nicht als journalistischen Beitrag, sondern ich sehe sie als Kunstform. Die Bilder Kubrick sind wunderbar komponiert und können als Vorlage für jeden Fotografen dienen. Der Blick durch die Kamera ist ein eindringlicher Blick in die Welt der damaligen Zeit und die Bilder sind ein wertvolles historisches Dokumennt des Nachkriegsamerika.

Apple: Die Farbe kommt zurück und ein iPad mit Superkräften

21. April 2021

Es kommt alles wieder heißt es in der Mode – das dachte ich mir beim Betrachten der ersten Apple Keynote des Jahres 2021. Ich erinnere mich noch an die Einführung der farbigen iMacs G3 durch Steve Jobs und meine Wirkung auf mich. Jetzt im Jahre 2021 kommt die Farbe zurück den iMacs und schon in der Keynote von Tim Cook hab ich mich für die rote Variante entschieden.

Sieben Farben werden angeboten, ich wähle rot. Mit technischen Daten will ich hier nicht langweilen, aber es passt für mich: M1, 1080p FaceTime, vier USB-C, davon zwei Thunderbold, Netzwerkport im Netzteil usw.

Das Zuckerl für den kleinen Geldbeutel (in Apple Verhältnissen natürlich) waren die AirTags, um beispielsweise einen Schlüsselbund zu finden. Wobei ich nie Probleme habe, meinen Schlüsselbund zu finden, aber die Idee ist gut. Mein Schlüsselbund hat einen festen Platz und basta, aber reizvoll sind die Tracker allemal. Vielleicht passen sie in Hüte. Der Familienrat muss wohl zusammenkommen und beraten, wo unsere Familie die Tracker einsetzen kann. Leider sind sie wohl ungeeignet für das Tracking unserer Kater Parsifal und Atari, um die Racker wieder zu finden.

Das neue Apple TV 4K ist sicherlich interessant, aber bei meiner ungenügenden Internet-Verbindung auf dem bayerischen Land stelle ich die Investition erst mal zurück. Ich nutze mein Apple TV nur bedingt. Und ein violettes iPhone brauche ich auch nicht.

Aber vorne, ganz vorne bin ich mit dabei als das neue iPad Pro 12 Zoll angekündigt wurde. Wir wussten ja, dass da was kommen wird. Aber ich hätte nie so ein Hammergerät erwartet. Das iPad Pro 12 Zoll ist für mich ein klares Must-have. In Vor-Coronazeiten war ich als digitaler Nomade unterwegs und mein iPad Pro war immer am Mann. Aber auch als Corona mein Leben grundlegend veränderte, ich gar nicht mehr auf Reisen bin, war das iPad noch immer mein Lieblingsgerät. Diesen Text schreibe ich auf meinem iPad und möchte diese Mobilität und Flexibilität nicht missen. Ich texte gerne auf dem Tablet und ich schneide gerne meine Filme darauf. Und wenn jetzt Superkräfte hinzukommen, dann ist meine Kaufentscheidung klar. M1 im iPad Pro und Liquid Retina XDR Display und Thunderbold und bis zu 2 TBye – hossa. Mehr Power gab es noch nie in einem Tablet und so sieht die Zukunft aus. Allerdings werden auf G5 verzichten und nur die WLAN-Variante kaufen, da das iPhone als Hotspot mir reicht.
Ich stelle fest: Mein Feuer für Apple ist wieder da. Danke Tim und danke Steve da oben.

Buchtipp: Können Maschinen denken? von Alan Turing

14. April 2021

Immer wieder erwische ich mich, dass ich mich tiefer in das Computerzeugs hineinarbeite. Ich meine jetzt nicht unbedingt Hard- und Software, sondern ich beschäftige mich auch gerne mit den gesellschaftskritischen und philosophischen Aspekten des Themas. Gerade im Zeitalter von KI sollten wir uns darüber Gedanken machen. Nach Joseph Weinzenbaum und Kurzweil habe ich mich am Wochenende mit Alan Turing beschäftigt.

Alan Turing in München.
Alan Turing in München.

Dabei meine ich nicht nur den sehenswerten Film The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben, sondern seine Streitschrift Können Maschinen denken? Der Reclam-Verlag hat mir dankenswerterweise ein zweisprachiges Exemplar des Buches Können Maschinen denken? überlassen, das unter der Reihe Great Papers Philosophie herausgegeben wurde. 1950 hat Turing, den viele als den Enigma-Knacker kennen und der im Grunde die Wende gegen Hiterdeutschland eingeleitet hat, diese Schrift veröffentlicht. Nun liegt sie in neuer Übersetzung und ausführlicher Kommentierung vor, so dass auch ich als interessierter Laie den Ausführungen folgen kann.

Der Turingtest ist in vielen meiner Seminare zum Thema KI fester Bestandteil. Antwortet eine Maschine so, dass ein Mensch die Antworten als menschlich einordnet und nicht mehr erkennt, dass eine Maschine antwortet, dann ist der Turingtest bestanden. Die Rechner zu Zeiten Alan Turings waren dazu nicht in der Lage, aber er widmete sich theoretisch diesem spannenden Thema und diskutierte es in dieser Streitschrift Können Maschinen denken?.

Eliza von Joseph Weizenbaum
Immer wieder erinnere ich mich an meine Begegnung mit Eliza im Jahre 2017 im Computerspielemuseum in Berlin. Elizas Schöpfer war Joseph Weizenbaum. Eliza stammt aus dem Jahre 1966. Eliza war Teil von Joseph Weizenbaums Forschung im Bereich Mensch-Maschine-Kommunikation. Seine Idee, den Computer ein Gespräch simulieren zu lassen, sorgte damals international für Aufsehen und markiert einen wichtigen Wendepunkt im Verhältnis zu Computern. Es war im Grunde ein Versuch eines Gesprächs mit einem elektronischen Psychologen. Das Ergebnis mutet heute humorvoll an, war aber bahnbrechend.

Eliza von Joseph Weizenbaum
Eliza von Joseph Weizenbaum

Ich denke, dass Siri, Alexa, Chatbots oder ein anderes System bald soweit sind und den Turingtest bestehen. Bis es soweit ist, bleibt die theoretische Auseinandersetzung mit diesem Thema. Hier hat Alan Turing entscheidende Grundlagenarbeit geleistet. Spät wurde ihm die Anerkennung zuteil, die er verdient. Für mich ist er einer der Helden der IT und das Buch Können Maschinen denken? eine empfehlenswerte Lektüre.

Dracula im Film (15): Draculas Rückkehr (1968)

12. April 2021

Eigentlich ist Draculas Rückkehr aus dem Jahre 1968 der vierte Dracula-Film der Produktionsgesellschaft Hammer, aber für mich als Christopher Lee-Fan ist es Teil 3. Der Film Dracula und seine Bräute wurde 1960 von Terence Fisher gedreht, aber Dracula spielt im Film gar nicht mit und wird nur zweimal erwähnt.

Obwohl Peter Cushing als Van Helsing dabei ist, zählt der Film für mich nicht als Hammer-Dracula.
Also ist Draculas Rückkehr – im Original heißt der Film Dracula Has Risen From the Grave – ein Wiedersehen mit Christopher Lee, der anders als in Teil 2 Blut für Dracula wieder spricht. In Blut für Dracula hat unser Graf ja aufgrund des schlechten Drehbuchs nur gezischt und geknurrt. Ich hatte darüber gebloggt. In Draculas Rückkehr, der mit Blick auf einen Sargdeckel im Jahre 1905 spielt, ist alles wieder in Hammer-Ordnung und schließt direkt an Blut für Dracula an, als der Graf im vereisten Fluss verendete.

Jetzt holt ihn das Blut eines Priesters wieder zurück ins untote Leben und die Jagd nach dem roten Saft beginnt von neuem. Die Kulissen waren dieses Mal sorgsamer ausgewählt und es macht vielmehr Spaß die Karpaten im Londoner Studio zu erleben.

Für mich machen zwei Eigenschaften den Reiz an diesem Film Draculas Rückkehr aus. Zum einen ist es die schöne Kameraarbeit von Kameramann Arthur Grant. Immer wenn Dracula auftritt, dann verändert sich das Bild. Ein violetter-orangener Farbverlauffilter legt sich über den linken und rechten Rand der Bildes – ein interessanter Effekt und schön psychedelisch.

Zum zweiten ist es der Dracula-Score von Hammer-Komponist James Bernard. Ich mag das Thema, ich mag seine Kompositionen und schade, dass Bernards Karriere nicht erfolgreicher war. Das Talent hatte er wohl, aber als Haus- und Hofkomponist für Hammer waren keine großen Möglichkeiten vorhanden.

Eine tiefgründige Geschichte darf der Zuschauer bei Draculas Rückkehr nicht erwarten. Dafür schön Trash aus vergangenen Hammer-Zeiten mit Christopher Lee. Was kann es Schöneres für eine nette Abendunterhaltung geben?

Musiktipp: The Bride of Frankenstein auf Vinyl von Franz Waxman

11. April 2021

Für mich eine der wichtigsten Geschichten überhaupt ist Mary Shelleys Frankenstein. Ich finde das Thema um die Erschaffung eines künstlichen Menschen einfach schauderhaft. In Zeiten von KI ist die Idee noch dramatisch aktuell. Und natürlich mag ich die Frankenstein-Filme – allen voran die Universal-Version mit Boris Karloff.

Endlich auf Vinyl - der Score zu Frankensteins Braut
Endlich auf Vinyl – der Score zu Frankensteins Braut

Ein Nachfolger des Frankensteins von James Whale war Frankensteins Braut, wiederum von James Whale aus dem Jahre 1935. Dazu erschien zum ersten Mal der Score von Franz Waxman auf Viny The Bride of Frankensteinl. Der Score beruht auf Leitmotiven und wird als einer der ersten Horrorfilmvertonungen angesehen. Der deutsche Jude Waxman emigrierte aus Nazi-Deutschland in die USA und wurde dort einer der bedeutendsten Filmkomponisten überhaupt. Ich liebe seine Musik zu den Hitchcock-Filmen Rebecca, Verdacht, Fenster zum Hof. Frankensteins Braut war die Grundlage für Waxmans Erfolg in Hollywood. Die Musik Waxmans ist jedem Filmfreund bekannt: Er komponierte die Metro-Goldwyn-Mayer-Fanfare.

Das Vinyl ist stilecht in Schwarzweiß.

Zur Feier des 85-jährigen Jubiläums des Films erschien die erste Vinyl-Veröffentlichung der Filmmusik als Deluxe-Album mit neu gemastertem Ton, neuem Artwork und der Genehmigung des Konterfeis der berühmten Schauspielerin Elsa Lanchester. Sie spielt die Braut des Monsters, der das Monster zu unheimlich war.
Der Film selbst gilt als Meisterwerk von James Whale. 1998 wurde der Film von der Library of Congress als „kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam“ in das National Film Registry der Vereinigten Staaten aufgenommen.

Das vorliegende Album The Bride of Frankenstein wurde von den Original-Master-Acetaten, die im Archiv des Komponisten an der Syracuse University aufbewahrt werden, und den Original-Mastern von Universal sorgfältig restauriert und neu gemastert. In enger Zusammenarbeit mit Universal Pictures markiert diese historische Veröffentlichung das allererste Mal, dass die Original-Filmmusik auf Vinyl erhältlich ist. Das Album enthält ein neues Artwork von Phantom City Creative, ein 12″x12″ großes Booklet mit Artwork und Original-Fotos der Filmmusik-Sessions sowie Linernotes von Album-Produzent und Restaurator Mike Matessino.

Audiotipp: Amazonia von Jean-Michel Jarre

10. April 2021

Wenn andere den Ruhestand genießen, ist Jean-Michel Jarre weiterhin produktiv tätig. Seine beiden jüngsten VR Konzerte hauten mich vom Hocker. Jetzt legt der 72jährige einen Soundtrack zu einer Fotoausstellung vor: Amazônia nach den Fotografien von Sebastião Salgado. Der Meister der Schwarzweiß-Fotografie war in Südamerika unterwegs und hat Eindrücke vom Amazonas eingefangen, Jarre liefert jetzt den Sound dazu. Ich schreibe bewusst nicht, dass er die Musik dazu liefert, denn es ist weitaus mehr. Es ist die Atmosphäre des Amazonas in Klang gepackt. Stimmen, Sprachsamples, Geräusche, Klänge, Wörter, Husten, Kreischen, das Prasseln des Feuers als wiederkehrendes Element, verknüpft mit Rhythmen, Schläge, Ambient-Klängen – eine elektronische Weltmusik, die inspiriert und provoziert.

Wie schon bei Zoolook 1984, also vor Jahrzehnten, geht Jarre weit über die klassische elektronische Musik hinaus. Er, der eigentlich auch für Bombastik bekannt ist, reduziert in Amazonia und durchbricht als 72 etablierter Musiker wieder Grenzen. Jarre lässt sich nicht einengen. Er macht keinen gefälligen Sound und stößt mit diesem Album die Tanzbären des Techno vor den Kopf. Amazônia ist ein Album für den Kopf und ich habe mir einen älteren Fotoband von Salgado mit dem wegweisenden Titel GENESIS herausgeholt. Amazonia erscheint erst im Mai 2021 bei meinem Lieblingsverlag Taschen. Sebastião Salgado bereiste sechs Jahre lang das brasilianische Amazonasgebiet und fotografierte die unvergleichliche Schönheit dieser einzigartigen Region: den Regenwald, die Flüsse, die Berge, die Menschen, die dort leben – ein unersetzlicher Schatz der Menschheit, in dem die ungeheure Kraft der Natur wie nirgendwo sonst auf der Erde zu spüren ist. 200 Bilder umfasst die Ausstellung, die seit dem 7. April 2021 in der Pariser Philharmonie zu sehen ist. Mal sehen, ob und wann die Ausstellung nach Deutschland kommt.

Seite für Seite habe ich den Band Genesis durchgeblättert und mich in den teils meditativen Sound von Jean-Michel Jarre vertief und verloren. Ja, der Sound ist gewöhnungsbedürftig und ich möchte das Album nicht als Musiktipp, sondern eher als Audiotipp bezeichnen. Es ist der Klang eines Ökosystems. Ich habe es mir genau zum Erscheinungstag bei Apple Music geladen und am selben Tag traf die CD bei mir ein.

Mein Rat: Lasst euch auf den Meister und seine Interpretation von Amazônia ein.