Als der beliebteste deutsche Humorist nach Loriot gilt Heinz Erhardt. Der Wortakrobat verkörperte für mich die Zeiten des Wirtschaftswunders pur. Ich kenne Heinz Erhardt nur von Schallplatten und Filmen. Als ich vor kurzem in Riga weilte, machte ich mich auf die Suche nach Spuren von Heinz Erhardt.
In Riga wurde Heinz Erhardt am 20. Februar 1909 geboren. Riga gehörte damals zum russischen Kaiserreich, war aber komplett deutsch geprägt. Mein Vorwurf an Riga: Warum habt ihr Heinz Erhardt komplett vergessen? Die Stadtoberen verweisen an allen Ecken auf Richard Wagner, der ein paar Jahre in Riga gewirkt hatte, aber keine Spur eines Denkmals von Heinz Erhardt. Wagner-Büsten und -Plaketten überall, aber kein Erhardt – das ist eine Schande und hier vergibt sich Riga allerhand Tourismuswerbung, denn Heinz Erhardt hat noch immer treue Fans.
Mein deutscher Reiseführer und Erhardt-Experte Maik Habermann zeigte mir die Stätten des berühmten Mannes. Ich stand vor der ehemaligen Musikalienhandlung im Zentrum von Riga. Hier betrieb der Großvater Paul Neldner ein erfolgreiches Musikhaus. Über 120 Klaviere und Flügel wurden zum Kauf angeboten. Hier lernte der kleine Heinz auch das Klavierspiel. Es gibt Kompositionen von Erhardt aus den Jahren 1925 bis 1929, die ihn als extrem begabten Klavierspieler und Komponisten zeigen. Sie wurden erst nach dem Tod des Komikers entdeckt und veröffentlicht Heinz Erhardt, mal klassisch: 24 Klavierkompositionen. Heinz Vater war Kapellmeister und so liegt die Musik im Blut der Familie. Der Großvater war in seiner Zeit ein angesehener Mann. Er veranlasste, dass das Libretto zu Wagners Tristan ins Russische übersetzt und in St. Petersburg aufgeführt wurde. Der Großvater bekam als Dank dafür vom Zaren Manschettenknöpfe mit dem russischen Doppeladler aus Brillanten.
Der Schüler Heinz Erhardt, der 14 Mal die Schule wechseln musste, war kein großes Notenvorbild. Da der Vater in Europa verschiedenste Anstellungen hatte, musste der kleine Heinz mit. Ohne Abschluss verließ er das Gymnasium 1926 und ging ans Konservatorium nach Leipzig und wieder zurück nach Riga, um in der Musikalienhandlung seines Opas eine kaufmännische Lehre zu beginnen. Aber die Welt der Zahlen war für Heinz nichts.
Er wollte auf die Bühne. Der erste nachweisliche Auftritt war 1928 bei der Weihnachtsfeier der Pfadfinder in Riga als Pausenfüller. Seine humoristischen Lieder zur Laute kamen extrem gut an. Später war im Zweiten Weltrieg in der deutschen Truppenbetreuung tätig und nach dem Krieg begann seine Rundfunk-, später seine Filmkarriere.
Als Jugendlicher sah ich im linearen Fernsehen die Klassiker: Natürlich die Autofahrer, Immer die Radfahrer, Witwer mit fünf Töchtern, Drillinge an Bord – später kamen Pennäler- und Beamtenfilme dazu, die ich eher schwach fand.
Ich hatte mehrere Schallplatten von Telefunken wie diese 100 Jahre Heinz Erhardt – Die kompletten Telefunken-Aufnahmen, die ich gerne hörte und las als Schüler auch seine Gedichtbände und versuchte mich am zitieren – mit mäßigen Erfolg. Erhardt hatte einen Humor, der mir lag, und in Riga zitierte mein Reiseleiter Maik Habermann immer wieder aus dem Reimwerk von Heinz Erhardt Das große Heinz Erhardt Buch
. Und ich bleibe bei meiner Forderung: Setzt Heinz Erhardt ein Denkmal in Riga.