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Mein persönlicher Jahresrückblick 2020

31. Dezember 2020

Ich denke, ich muss nichts mehr schreiben: 2020 war ein Desaster, privat und geschäftlich. Und trotz der schlechten Situation gab es bei mir Weichenstellungen in eine hoffentlich optimistischere Zukunft.
Der drastische Einschnitt des Jahres war der Tod meines Vaters am 8. Mai. Er starb nicht an Corona. Zusammen mit meiner Frau war ich in der Stunde seines Todes im Krankenhaus an seinem Bett mit dabei. Um 4.11 Uhr verstarb er. Die Erinnerungen kommen immer wieder hoch. Er fehlt uns allen sehr und sein Tod hat mein Jahr geprägt. Seine Beerdigung fand unter strengen Corona-Auflagen im ersten Lockdown mit wenigen Trauergästen statt.

Bloggen aus dem Dorf im Lockdown
In der Phase des ersten Lockdowns ging ich mit meinem Blog redaktion42 auf die sublokale Ebene. An 45 Tagen berichtete ich aufeinanderfolgend über mein Dorf in dem ich wohne und wie die Bewohner mit Corona umgingen. Ich machte das, was ich einstmals gelernt hatte: Klassischen Tageszeitungsjournalismus im Blogformat mit Texte, Fotos und Videos. Die Resonanz war überwältigend. Jeden Tag um 7 Uhr stellte ich einen neuen Blogpost online. Verbreitet wurde er auch über die örtliche Facebookgruppe mit rund 2000 Mitgliedern. Es war ein riesiger Erfolg: Die Zugriffe explodierten und ich wurde beim Einkaufen, beim Bäcker, beim Tanken und beim Spazierengehen auf den Blog angesprochen. Ich werde aus den Posts noch ein eBook machen und es kostenlos zum Herunterladen anbieten, quasi eine Zweitverwertung. Mein Vorhaben war, Corona aus der Sicht einer kleinen Gemeinde westlich von München darzustellen und ich wollte auch ein bisschen die örtlichen Lokalzeitungen ärgern. Ich wollte ihnen zeigen, was Blogs im Lokalen ausrichten können. Als der Blog richtig Fahrt aufgenommen hat, verstarb mein Vater und ich hatte erst mal den Nachlass zu ordnen.

Mein Eindruck war: Im ersten Lockdown zogen wir alle an einem Strang, waren rücksichtsvoll und ausgeglichen. Im zweiten Lockdown ist meines Erachtens nicht soviel davon geblieben. Egoismus ist allerorts anzutreffen. Mal sehen, vielleicht nehme ich den sublokalen Blog im dritten Lockdown wieder auf, der wohl kommen wird.

Neue Geschäftsmodelle gefragt
Mit Corona brach ein Teil meines Geschäftsmodells zusammen. Ich war bis Corona dreimal die Woche in Deutschland an Schulen mit dem Thema Medienkompetenz unterwegs. Hinzu kamen Wochenend-Seminare und Abendveranstaltungen in Bayern. Das alles brach weg. Eigentlich wollte ich im Sommer das zehnjährige Bestehen meines Unternehmens redaktion42 mit einer fetten Party feiern. Daraus wurde nichts.

Ich packte im März meine Reisekoffer aus und hängte alles in den Schrank. Soforthilfe oder ähnliches gab es für mich nicht. Neidvoll schau ich auf Lufthansa, Automobilindustrie oder die Tourismus-Industrie.
Wie heißt es, in der Krise liegt die Chance. Ich tastete mich mit Online-Schulungen vor. Ein guter Kunde, die Hanns-Seidel-Stiftung, entpuppte sich als agiler Bildungsanbieter und ließ ihren festangestellten Referenten freie Hand. So entwarfen wir Woche für Woche neue Konzepte für Seminarmodelle, probierten Software wie Zoom, GotoWebinar oder Jitsi aus. Ich eignete mir eine digitale Didaktik an, investierte größere Summen in Studiotechnik wie Kameras, Greenscreen, Videomischer, Beleuchtung, Mikros und mehr. Höhepunkt war sicher ein Zwei-Tages-Streaming aus dem Wohnzimmer zur US-Wahl.

Experimente mit Greenscreen.

Ich wurde gebucht und durfte einige Bildungsanbieter in Bezug auf Online-Schulungen schulen. Leider gibt es noch zuviele schlechte Webinare da draußen, Webcam und PowerPoint reichen nicht. Die finanziellen Verluste der Präsensseminare wurden natürlich nicht durch die Einnahmen der Online-Schulungen aufgefangen, aber ich kam mit einem blauen Auge davon. Es ist klar: Der Weg der Digitalisierung lässt sich nicht mehr zurückdrehen und das ist gut so.

Neues Hobby und neuer Blog
Durch Corona hatte ich mehr Zeit. Während andere Leute diese Zeit nutzten und neue Sprachen lernten oder Netflix leer schauten, entdeckte ich für mich ein neues Hobby: Golfen

Zusammen mit meiner Frau und K2 machten wir einen Platzreifekurs auf der Golfanlage in Rottbach. Ich habe im Golfen eine neue Art der Freizeitbeschäftigung gefunden: Es ist enorm anstrengend, ich bin an der frischen Luft und es kostet gewaltige Konzentration. Es ist eine Symbiose aus mentaler und körperlicher Beanspruchung, die es in sich hat. Ich war fast jeden Tag auf dem Golfplatz und ich rief meinen Golfblog Golffieber42 ins Leben, der sich gut entwickelt. Golf ist ein prima Hobby für mich, trotz den doofen Sprüchen aus dem Bekanntenkreis.

Und ich entdeckte das Fahrradfahren (wieder). Da Reisen dieses Jahr 2020 nicht möglich waren, machten wir Urlaub zu Hause im Garten (oder auf dem Golfplatz). Genau rechtzeitig wurde bei uns ein neuer, sehr schöner Radweg mit Namen Räuber-Kneißl eröffnet.

Familie gefestigt
Durch Corona hat sich unser Familienleben verändert. Die Gattin war und ist durch ihren Job voll eingespannt und kommt kaum zum Durchschnaufen. Sie kann ins Büro radeln oder zu Fuß laufen und ist dort die meiste Zeit am Telefon, in virtuellen Konferenzen oder beantwortet Mails und ich unterstütze meine Frau wo ich nur konnte. Zusammen stellten wir eine geniale Aktion auf die Beine.

Das Internet lief zu Hause heiß: Die Kinder hatten Teams-Konferenzen, versuchten mit Mebis zu arbeiten, um Home-Schooling zu bewerkstelligen. Insgesamt ist es eine Schande, wenn ich die Digitalisierung in der Schule sehe. Und es ist eine noch größere Schande, weil ich mit diesem Thema seit Jahren an den Schulen unterwegs bin und vertröstet werde.

Auf jeden Fall kochten wir täglich alle zusammen und verbrachten viel Zeit miteinander. Da wir uns an die Kontaktbeschränkungen hielten, bekamen wir kaum Besuch. Mit meiner Mutter konferierte die Familie via FaceTime. Ich bin dankbar, dass meine Mutter mein abgeschriebenes iPad verwenden kann und es auch nutzt. Digitalisierung ist auch für die ältere Generation kein Fremdwort.

Mitte Parsifal und rechts Atari – ganz links bin ich.

Im Sommer verstarb ein geliebtes Haustier: Sinatra unser alter treuer Wellensittich. Nun ist Dr. Watson alleine und steht mit seinem Käfig bei uns im Wohnzimmer und piept in jeder familiären Unterhaltung mit. Die Familienkonferenz entschied, dass kein weiterer Sittich angeschafft wird, dafür aber zwei junge Kater. Wir bekamen sie von der vorbildlichen Tierauffangstation in Maisach. Die beiden Kater hießen dort Rocky und Mailo, aber wir taufen die Herrschaften um in Parsifal und Atari um. Egal welchen Namen die tragen, so richtig folgen sie auf keinen. Meine Frau wurde zugegebenermaßen bei der Namensvergabe etwas überrumpelt. Parsifal kommt von Richard Wagners letzter Oper und Atari von meiner ersten Videospielkonsole Atari 2600. Seitdem toben die Herrschaften in der Hütte und wir haben die neuen Rabauken lieben gelernt. Die Entscheidung für Parsifal und Atari war eine richtige Wahl zum Wohle aller.

Riga samt Heinz Erhardt
Eigentlich war ich beruflich viel auf Achse, aber aufgrund Corona kam alles zum Erliegen. Zusammen mit meiner Frau machte ich zu Jahresbeginn eine einwöchige Reise nach Riga, der Hauptstadt Lettland. Ich hab von dort ausführlich gebloggt und ich habe es vor allem genossen. Ich war früher schon mal in der Stadt und konnte meiner Frau ein bisschen was zeigen. Organisiert hat die Reise eine Freundin und Arbeitskollegin und eigentlich wollten wir 2021 wieder mit ihr ins Baltikum. Daraus wird zumindest 2021 nichts, aber ich zehre von der Riga-Fahrt noch immer mit vielen Erinnerungen und Eindrücken. Und ich habe Heinz Erhardt wieder für mich entdeckt, der in Riga aufwuchs.

John Williams – mein einziges Konzert
Und der musikalische Höhepunkt des ganzen Jahres und darüber hinaus war das Weihnachtsgeschenk 2019 meiner Frau: Ich bekam eine Karte für das John Williams Konzert im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Ich war so gerührt, dass wir noch für die ganze Familie Karten besorgten. Finanziell war es schon ambitioniert, aber wir alle genossen Wien und den wichtigsten lebenden Filmkomponisten, der mit den Wiener Philharmonikern und Anne-Sophie Mutter spielte.

Ich kann nur sagen: Es war mir eine Ehre bei so einem Ereignis dabei zu sein. Die ganze Familie war total aus dem Häuschen. Es war zudem das erste Konzert, bei dem ich dabei war, was auch als CD und Bluray herauskam – ich bin im Film sogar mal zu sehen, kurz, aber immerhin. Für 2020 hatte ich noch weitere Konzertkarten zu Elton John und Yes, aber die musikalischen Ereignisse wurden erst mal verschoben. Ich hoffe, dass wir die Künstler noch mal sehen können und wir nicht auf den teuren Tickets sitzen bleiben.

Vinyl lebt
Also bleibt nichts anderes übrig, als Musik von der Konserve oder via Stream zu hören. Ich machte mir dafür selbst ein Geschenk. Seit Jahren spielte ich mit dem Gedanken mir wieder einen Schallplattenspieler anzuschaffen. Ich hab zwar Modelle von Dual und Technics, aber ich als Retro-Liebhaber wollte ich mir eine besondere Freude machen: Einen Braun PT4 in weiß.

Und ein neuer Player will neues Futter haben. Zum Glück erschien der Gesamtkatalog von Kraftwerk in farbigen Vinyl. Und ich höre auf dem Schallplattenspieler meist abends bei einem Glas Rotwein Jazz-Platten und lasse mich treiben.


Meist lese ich in einem Filmbuch um abzuschalten, aber wirklich gefesselt hat mich 2020 wieder und wieder die Geschichte „die Maske des Roten Todes“ von meinem Lieblingsautor Edgar Allan Poe, die da endet: „And Darkness and Decay and the Red Death held illimitable dominion over all“. („Und unbeschränkt herrschte über alles mit Finsternis und Verwesung der Rote Tod.“) Mehr gibt es über 2020 nicht zu schreiben.

Ich wünsche euch einen guten Rutsch und bleibt gesund.

Riga: Warum wird Heinz Erhardt kein Denkmal gesetzt?

5. März 2020

Für mich einer der ganz Großen: Heinz Erhardt

Für mich einer der ganz Großen: Heinz Erhardt

Als der beliebteste deutsche Humorist nach Loriot gilt Heinz Erhardt. Der Wortakrobat verkörperte für mich die Zeiten des Wirtschaftswunders pur. Ich kenne Heinz Erhardt nur von Schallplatten und Filmen. Als ich vor kurzem in Riga weilte, machte ich mich auf die Suche nach Spuren von Heinz Erhardt.
In Riga wurde Heinz Erhardt am 20. Februar 1909 geboren. Riga gehörte damals zum russischen Kaiserreich, war aber komplett deutsch geprägt. Mein Vorwurf an Riga: Warum habt ihr Heinz Erhardt komplett vergessen? Die Stadtoberen verweisen an allen Ecken auf Richard Wagner, der ein paar Jahre in Riga gewirkt hatte, aber keine Spur eines Denkmals von Heinz Erhardt. Wagner-Büsten und -Plaketten überall, aber kein Erhardt – das ist eine Schande und hier vergibt sich Riga allerhand Tourismuswerbung, denn Heinz Erhardt hat noch immer treue Fans.

Mein deutscher Reiseführer und Erhardt-Experte Maik Habermann zeigte mir die Stätten des berühmten Mannes. Ich stand vor der ehemaligen Musikalienhandlung im Zentrum von Riga. Hier betrieb der Großvater Paul Neldner ein erfolgreiches Musikhaus. Über 120 Klaviere und Flügel wurden zum Kauf angeboten. Hier lernte der kleine Heinz auch das Klavierspiel. Es gibt Kompositionen von Erhardt aus den Jahren 1925 bis 1929, die ihn als extrem begabten Klavierspieler und Komponisten zeigen. Sie wurden erst nach dem Tod des Komikers entdeckt und veröffentlicht Heinz Erhardt, mal klassisch: 24 Klavierkompositionen. Heinz Vater war Kapellmeister und so liegt die Musik im Blut der Familie. Der Großvater war in seiner Zeit ein angesehener Mann. Er veranlasste, dass das Libretto zu Wagners Tristan ins Russische übersetzt und in St. Petersburg aufgeführt wurde. Der Großvater bekam als Dank dafür vom Zaren Manschettenknöpfe mit dem russischen Doppeladler aus Brillanten.

Die Musikalienhandlung von Heinz Erhardts Vater in Riga.

Die Musikalienhandlung von Heinz Erhardts Großvater in Riga.

Der Schüler Heinz Erhardt, der 14 Mal die Schule wechseln musste, war kein großes Notenvorbild. Da der Vater in Europa verschiedenste Anstellungen hatte, musste der kleine Heinz mit. Ohne Abschluss verließ er das Gymnasium 1926 und ging ans Konservatorium nach Leipzig und wieder zurück nach Riga, um in der Musikalienhandlung seines Opas eine kaufmännische Lehre zu beginnen. Aber die Welt der Zahlen war für Heinz nichts.

Heinz Erhardt-Experte Maik Habermann.

Heinz Erhardt-Experte Maik Habermann.

Er wollte auf die Bühne. Der erste nachweisliche Auftritt war 1928 bei der Weihnachtsfeier der Pfadfinder in Riga als Pausenfüller. Seine humoristischen Lieder zur Laute kamen extrem gut an. Später war im Zweiten Weltrieg in der deutschen Truppenbetreuung tätig und nach dem Krieg begann seine Rundfunk-, später seine Filmkarriere.
Als Jugendlicher sah ich im linearen Fernsehen die Klassiker: Natürlich die Autofahrer, Immer die Radfahrer, Witwer mit fünf Töchtern, Drillinge an Bord – später kamen Pennäler- und Beamtenfilme dazu, die ich eher schwach fand.
Ich hatte mehrere Schallplatten von Telefunken wie diese 100 Jahre Heinz Erhardt – Die kompletten Telefunken-Aufnahmen, die ich gerne hörte und las als Schüler auch seine Gedichtbände und versuchte mich am zitieren – mit mäßigen Erfolg. Erhardt hatte einen Humor, der mir lag, und in Riga zitierte mein Reiseleiter Maik Habermann immer wieder aus dem Reimwerk von Heinz Erhardt Das große Heinz Erhardt Buch. Und ich bleibe bei meiner Forderung: Setzt Heinz Erhardt ein Denkmal in Riga.

Besetztes Lettland – freies Lettland

26. Januar 2020

 

Es ist eine bedrückende Geschichte, aber es ist auch eine Geschichte nach dem Ruf nach Freiheit. Die Geschichte des Baltikums ist eine Geschichte der Besatzungszeit von Deutschland und Russland. Bei meinem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga war es mir ein Anliegen, das lettische Okkupationsmuseum zu besuchen.

Im Moment ist das Museum in der ehemaligen amerikanischen Botschaft untergebracht. Das neue Okkupationsmuseum wird gerade gegenüber dem Rathaus und Schwarzhäupterhaus im Zentrum von Riga gebaut.

Das Okkupationsmuseum ist eines der größten privaten Museen in Lettland und wird von einer NGO geführt. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der 50 Jahre andauernden Besetzung Lettlands. Unter Ausnutzung des Hitler-Stalin-Paktes besetzte und annektierte die Sowjetunion Lettland am 17. Juni 1940. Ein Jahr später marschierte Nazi-Deutschland in die UDSSR ein und besetzte damit auch Lettland. Die sowjetischen Truppen eroberten zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Land zurück und gliederten es gewaltsam in die UDSSR ein. Lettland verlor im Zweiten Weltkrieg ein Drittel seiner Einwohner, sei es im Kampf, sei es in Konzentrationslagern der Nazis, sei es im Gulag der Sowjets. Es folgte in der Nachkriegszeit Säuberungen unter Stalin und Verfolgungen.
Erst am 21. August 1991 wurde Lettland wieder ein unabhängiger Staat und ist heute Mitglied der Europäischen Union. Die Letten können endlich ihre Freiheit genießen.


Ich habe mehrere Stunden in dem Museum verbracht und auch den Museumsführer gekauft. Es gibt eine Ausgabe, die unser Reiseführer Maik Habermann ins Deutsche übersetzt hat. Ich kann dieses Buch ausdrücklich empfehlen. Es wurde von der Deutschen Botschaft finanziell gefördert, ist reich bebildert und schildert eindrucksvoll den Freiheitskampf des lettischen Volkes.

Der Schatz von Riga

23. Januar 2020

Der Schatz der Letten.

Der Schatz der Letten.

In Riga habe ich den größten Schatz der Letten gesehen. Nein, es geht nicht um Gold und Silber oder Juwelen oder Geschmeide. Es geht um Kultur in Form von Versen und Liedern, so genannte Dainas.
Ein Daina ist in der Regel vier Zeilen lang und kann Jahrhunderte alt sein und, was ganz wichtig ist, sie sind in lettischer Sprache verfasst. Sie beschreiben das Leben der einfachen Leute und die Daina-Verse gibt es zu allen Bereichen des Lebens.

Die einzigartige Sammlung dieses kulturellen Schatzes gibt es in der lettischen Nationalbibliothek zu bewundern. In dem eindrucksvollen Bau steht hinter dickem Glas der Daina-Schrank mit vielen, vielen Schubladen. Dort sind die Dainas katalogisiert und fein säuberlich abgelegt – heute sind die Verse freilich digitalisiert.
Warum sind die Dainas so wichtig? Nun, sie sind ein Symbol der lettischen Identität. Das Land war lange von der deutschen Oberschicht geprägt. Deutsch war Amtssprache und die Sprache der gehobenen Gesellschaft. Auf dem Land sprach man dagegen Lettisch. Eine lettische Hochkultur mit eigener Sprache war damit ausgeschlossen.
Die Dainas wurden mündlich von Generation zu Generation übergeben. Als der Nationalismus im 19.Jahrhundert auch in Lettland Fuß fasste, wurden sich die Letten ihrer Kultur mehr und mehr bewusst. Der lettische Schriftsteller Krišjānis Barons machte es sich zur Lebensaufgabe, die Dainas zu sammeln. Er gilt als „Vater der Dainas“. Er archivierte die Zettel, auf denen er je eine Daina notierte, in einem von ihm selbst für diesen Zweck entworfenen und von einem deutschen Schreiner in Moskau gefertigten Schrank. Er ist 160 cm hoch, 66 cm breit und 42 cm lang. Dieses Heiligtum hab ich in der lettischen Nationalbibliothek bewundert. 2001 nahm ihn die UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes auf.
In den 70 Schubladen des Schranks befinden sich mehr als 350.000 handbeschriebene Zettel in einer Größe von 3 × 11 cm. Insgesamt gibt es 218.000 Dainas, die zwischen 1998 und 2006 digitalisiert wurden. Hier sind sie zu finden.

Eindrucksvoller Bau der lettischen Nationalbibliothek
Das Schränkchen ist in der neuen lettischen Nationalbibliothek. Sie ist optisch sehr eindrucksvoll und wurde nach einem Entwurf des 1925 in Riga geborenen US-amerikanischen Architekten Gunnar Birkerts gebaut. Baubeginn war im Jahre 2008. Die Bibliothek hat 13 Stockwerke und ist 68 Meter hoch. Die Kosten wurden mit 193 Millionen Euro angegeben, so eine Information in Shop des Gebäudes, das am 29. August 2014, dem 95. Gründungstag der Nationalbibliothek, eröffnet wurde.

Die Show zur Eröffnung hatte etwas ergreifendes, denn es wurden die Bewohner Rigas eingeladen, um mitzumachen. Bei einer Aktion im Rahmen des Programms der Stadt Riga als Kulturhauptstadt Europas wurden am 18. Januar 2014 ausgewählte Bestände aus dem derzeitigen Hauptgebäude der Nationalbibliothek durch eine Menschen- und Bücherkette symbolisch in den Neubau gebracht. Im Shop des Gebäudes gibt es umfangreiches Bildmaterial in Büchern, allerdings auf lettisch.

Markthallen in Riga – der Zentralmarkt als Paradies

17. Januar 2020

Fischers Fritze isst frische Fische, frische Fische isst Fischers Fritze – dieser Zungenbrecher kam mir sofort in den Sinn als ich die Fischhalle auf dem Zentralmarkt in Riga betrat. Fisch, wohin man schaut – ein Paradies.

Leider waren wir ziemlich spät in der Halle und konnten so das komplette Angebot optisch nicht genießen, viele Händler packten bereits zusammen. Aber was ich gesehen habe, erfreute mein Herz als Fischliebhaber. Kurzzeitig überlegt ich mir, Fisch zu kaufen und einschweißen zu lassen, damit ich sie zu Hause zubereiten kann. Aber das wäre zu kompliziert.

Interessant war, dass in der Markthalle zu Riga der Neuaugen verkauft wird. 2012 wurden sie zum „Fisch des Jahres“ gewählt, dabei sind sie taxonomisch gesehen gar keine Fische, sondern die ursprünglichste Gruppe der Wirbeltiere.


Neunaugen genießen europaweit Schutz nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, für die als Arten des Anhangs II besondere Schutzgebiet ausgewiesen worden sind. Zudem unterliegen sie in Deutschland dem Schutz nach der Bundesartenschutzverordnung und sind nach den Fischereiverordnungen der Länder ganzjährig geschont. Davon scheint in Riga keiner etwas zu wissen oder wissen zu wollen. Der Neuaugen wird gefischt und verkauft. Wie Neuaugen schmeckt kann ich nicht sagen, denn in den Restaurants wurde die einstige Spezialität der Reichen nicht angeboten.

Dabei ist die Fischhalle nur eine des weitreichenden Marktareals von Riga, das 1997 in die UNESCO Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Die Hallen waren einst als Zeppelin-Hangar gedacht, samt unterirdischer Versorgungsstadt. Nun, der Zeppelin hatte sich ja bald erledigt, 1930 wurden die Hallen als eine der modernsten Markthallen Europas eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg wurden aus den die Hallen erstmal Werkstätten. Nach dem Krieg unter Sowjetzeit wurde aus den Markthallen dann der Zentrale Kolchosenmarkt und von der roten Propaganda hochgejubelt.
Wie das lettische Fremdenverkehrsamt mitteilte, gehe aus einer Statistik aus dem Jahr 1961 hervor, dass hier jährlich bis zu 200 000 Tonnen Fleisch, 768 000 Liter Milch, 7 Millionen Eier, mehr als 9000 Tonnen Kartoffeln, 8000 Tonnen Gemüse und fast 5000 Tonnen Obst verkauft wurden – und wir sprechen von Sowjetzeiten.
Heute ist der Markt eine Art kulinarisches Schlaraffenland. An Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Fisch, Gewürze – vieles kann man probieren und in der Gastrohalle werden die Speisen frisch zubereitet. Ich wollte frische Austern essen, wurde aber durch die hohen Preise abgeschreckt. Austern aus der Ostsee habe ich keine gesehen, es gab welche aus Frankreich. In der Gastrohalle gab es zudem viele asiatische Garküchen – sicherlich gut gemeint, aber für mich als Riga-Tourist uninteressant.
Preiswert dagegen Honigschnaps von dem Freunde von mir sehr angetan waren und Kaviar. Ich versorgte mich mit entsprechenden Leckereien. Zudem habe Lorbeerblätter in größeren Mengen gekauft, die ich für Muscheln und Tintenfischgerichte brauche.
Beeindruckt hat mich in der Fleischhalle die Füllen an Innereien wie Zunge und Herz, aber auch Kalbsbäckchen, Schweineschnauze und -Ohren.

Der Dom zu Riga, der eigentlich eine Kathedrale ist

16. Januar 2020

Wer nach Riga kommt, der muss sich den Dom zu Riga ansehen. Daran führt kein Weg vorbei. Und wer schon mal da ist, der sollte sich um die Mittagszeit auch das kostenpflichtige Orgelkonzert anhören. Im eigentlichen Sinne ist der Dom zu Riga kein Dom, sondern eine Kathedrale. Das lettische Wort für „Kathedrale” ist „doms” und schon war es im Deutschen ein Dom.

20 Minuten Orgelkonzert und diese 20 Minuten haben es in sich. Die Orgel wurde am 31. Januar 1884 eingeweiht und war zu diesem Zeitpunkt das größte der Welt. Heute gibt es größere, mächtigere Orgel, aber bei mir hat das Musikinstrument in Verbindung mit dem Konzert einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. 1882/1883 baute die Orgelbauwerkstatt Walcker aus Ludwigsburg das jetzige Orgelwerk mit mechanischen Spieltrakturen, 6718 Pfeifen und 124 Registern auf 4 Manualen und Pedal. Der Klang ist wirklich mächtig.
Unter sowjetischer Herrschaft war das Gotteshaus ein schnöder Konzertsaal und die gottlosen Kommunisten haben den Alter entfernt, mehr Stuhlreihen eingeführt, um mehr Platz für Orgelkonzerte zu haben. Ich habe mein Orgelkonzert einmal auf Video mitgeschnitten.

Der Dom wurde im Jahre 1226 fertiggestellt und wirkt auf mich sehr eindrucksvoll, wie alle Gebäude des Mittelalters. Verschiedene Baustile greifen hier ineinander, so eine Kathedrale baut man nicht eben über Nacht. Das Nordportal ist gotisch, die Rundbögen sind romanisch.
Geplant waren zwei Türme, es wurde nur einer, der dann abbrannte und der Holz-/Steinturm später ersetzt wurde. Im Jahr 1776 kam dann der jetzige Barock-Turm mit von 90 Metern Höhe.
Mir hat vor allem der Taufstein gefallen. Er stammt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts und kommt aus der Kirche in Ikšķile, der ersten Kirche im heutigen Lettland. Der Stein wurde bei der Renovierung des Domes 2009 im Mittelgang des Hauptschiffes aufgestellt.

Wenn man beim Betrachten richtig steht, spiegeln sich die wunderbaren Fenster der Kirche wider. Vier von ihnen stammen aus Bayern – ich vermute von der Mayer’sche Hofkunstanstalt aus München. Leider konnte ich keine genauen Angaben finden. Ein Fenster zeigt die Gründung des Gotteshauses durch Bischof Albert I., ein anderes den Schwedenkönig Carl Gustav.

Einen Blick sollte man auch auf die Kanzel werfen. Hier sehen wir sehr schöne Schnitzereien – sie zählen zu den wirklichen Kunstschätzen des Doms.

Für meine Frau, die den Blog Hahnologie betreibt, war sicherlich der Wetterhahn eine tolle Entdeckung. Er stammt aus dem Jahre 1595 und war bis 23. April 1985 auf dem Turm. Heute ist eine Kopie auf dem Dach.

Riga Black Balsam – der Zaubertrank aus Lettland

15. Januar 2020

Er soll gegen alles helfen außer gegen Liebeskummer und Alkoholismus: Der Schwarze Balsam aus Riga, auch Riga Black Balsam genannt.
In Lettland sieht der Besucher dieses Nationalgetränk an jeder Ecke. Keine Kneipe, kein Markt, kein Fest an dem der Kräuterschnaps nicht ausgeschenkt wird. Er wird pur getrunken oder mit allem gemixt, was flüssig ist: Cola, Tee, Kaffee, Saft – ich habe ihn im Winter mit heißem Johannisbeersaft angeboten bekommen.

Der Schwarze Balsam gilt als Allheilmittel. Der Rigaer Apotheker Abraham Kunze stellte Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals Kunzer Balsam her. Damit heilte er die Zarin Katharina die Große und das war die beste Werbung für sein schwarzes Produkt. In Windeseile verbreitete sich das Produkt durch das Russische Reich und der Rigaer Schwarze Balsam war bekannt – auch für seine abführende Wirkung.
In einem Selbstversuch habe ich den Schwarzen Balsam probiert – er schmeckt wie ein traditioneller Kräuterschnaps. Wer solch ein Getränk mag, wird am Balsam seinen Gefallen finden. Mit dem richtigen Marketing könnte das Teil auch bei uns zum Szenegetränk werden.

Im Balsam sind 25 Zutaten verarbeitet, die erste Lagerung erfolgt dabei in Eichenfässern.. Mein Reiseführer nannte darunter Lindenblüten, Birkenknospen, Honig, Arnika und Baldrian, Pfefferminze, Wermut, Kalmuswurzeln, Heidel- und Himbeeren, Eichenrinde und Orangenschalen, Ingwer, Muskat und Schwarzer Pfeffer. Ich muss zugeben, ich habe die Zutaten nicht herausgeschmeckt, wohl aber die 45 Prozent Alkohol bemerkt, die dem Riga Black Balsam inne wohnen. Mehr als zwei Gläschen tun mir nicht gut.

Richard Wagner in Riga

14. Januar 2020

Richard Wagner ist in Riga, der Hauptstadt von Lettland, allgegenwärtig, obwohl er nur kurze Zeit dort verweilte. Als Wagner-Fan ging ich ein bisschen auf Spurensuche.

Richard Wagner war ja Zeit seines Lebens ein Blender, machte Schulden, beteiligte sich an revolutionären Gedanken und war damit immer auf der Flucht vor der Obrigkeit und seinen Gläubigern. So auch bei seinem Aufenthalt in Riga als der 24jährige junge Musiker im August 1837 in der lettischen Hauptstadt ankam. Riga gehörte damals zum russischen Reich und der junge Wagner trat eine Stelle im städtischen Deutschen Theater an. Es war im Grunde eine renovierungsbedürftige Bude – und so ganz toll sieht das Gebäude in der nach ihm benannten Straße heute auch nicht gerade aus.

Voller Eifer machte sich ans Werk und schon am 1. September dirigierte er sein 24köpfiges Orchester, lag aber schon bald im Klinsch mit dem Direktor. Er begann in Riga mit der Komposition seiner ersten Oper Rienzi, die viel später (ohne ihn) auch in Riga in der Oper aufgeführt wurde.

In der Oper in Riga wurde Rienzi aufgeführt (ohne Wagner) und die Personen mit Hund gehören auch nicht zu Wagner.

In der Oper in Riga wurde Rienzi aufgeführt (ohne Wagner) und die Personen mit Hund gehören auch nicht zu Wagner.

Wie es heißt, soll er in Riga auch erste Ideen für das Bayreuther Festspielhaus gehabt haben. So hatten in Riga die Musiker keinen Blick auf die Bühne, was ihn wohl zum berühmten Bayreuther Graben inspirierte.

Im Schwarzhäupter-Haus, einem gotischen Wohnhaus der Kaufmannsgilde und Zentrum von Riga, gab es zudem einen Konzertsaal. Auch hier dirigierte Wagner, so dass im Eingang des berühmten Hauses eine Plakette mit einem Bildnis eines jungen Richard Wagners hängt.

Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet und wieder aufgebaut – samt Konzertsaal. Detailgenau ist es wohl nicht, gibt aber einen guten Eindruck von den alten Zeiten wieder. Hier ein VR 360 Video vom Konzertsaal im Schwarzhäupter-Haus.

Schon zwei Jahre später war Wagner mit Gattin Minna wieder auf der Flucht – dieses Mal ging es mit dem Schiff nach England. Aufgrund der stürmischen Überfahrt kam ihm wohl der Gedanke zum Fliegenden Holländer.

Storytelling um Statuen – Freiheitsdenkmal in Riga

13. Januar 2020

Das Freiheitsdenkmal in Riga

Das Freiheitsdenkmal in Riga

In Riga, der Hauptstadt Lettlands, gibt es zahlreiche Statuen und Monumente zu berichten. Überall in der Hauptstadt stehen Denkmäler, die an berühmte Persönlichkeiten oder Taten der lettischen Geschichte erinnern. Und das Schöne ist, dass es immer wieder interessante Geschichten um diese Statuen gibt, die es wert sind, erzählt zu werden.

Freiheitsdenkmal
Das wichtigste Denkmal ist mit Sicherheit das Freiheitsdenkmal. Das 40 m hohe Denkmal wurde von den Bildhauer Karlis Zale gestaltet und symbolisiert die Freiheit des lettischen Volkes. Das Volk spendete die Mittel für das Monument, welches am 18. Dezember 1935 mit einer großen Feier eröffnet wurde. Der Hauptteil besteht aus einer Reihe von Skulpturen, die gemeinsam „Mutter Lettlands“ genannt werden. Auf der Vorderseite befindet sich die Inschrift mit den Worten „für Vaterland und Freiheit“. Das Freiheitsmonument krönt eine Frauenfigur, die drei goldenen Sterne in den Händen hält. Sie symbolisieren drei der geografischen Regionen Lettlands. Seit der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Lettlands posiert eine Ehrenwache zu Füßen des Moments.

Sex am Freiheitsdenkmal
Wer durch Riga spaziert, wird überall Kameras feststellen, die einen auf Schritt und Tritt begleiten. Das ist natürlich beim Freiheitsdenkmal erst recht der Fall. Das hätte sich ein 23jähriger Deutscher mit seiner 21jährigen spanischen Freundin merken sollen, als sie im Dezember 2016 Sex am Freiheitsdenkmal hatten. Sie wurden beim sündigen Treiben gefilmt und die Polizei verhaftete das triebhafte Paar. Jeder musste 250 Euro Strafe zahlen und das Video kursierte zudem noch im Internet. Wer suchet, der findet.

Freiheitsdenkmal als beliebter Treffpunkt
Zur Besatzung des Baltikums durch das Deutsche Reich galt das Freiheitsdenkmal als Treffpunkt. Allerdings sagten die deutschen Besatzer nicht Freiheitsdenkmal als Treffpunktadresse sondern man sprach von Metaxa. Metaxa ist der Markenname einer griechischen Weinbrand-Spirituose, die aus Weintrauben hergestellt wird. Die Zahl der Sterne auf der Flasche gibt die Qualität des Brandes an. Die einfachste Version ist der Drei-Sterne-Metaxa. Und da das Freiheitsdenkmal drei goldene Sterne hat, hieß es bei den Soldaten Metaxa.
Heute ist das Freiheitsdenkmal weniger der Treffpunkt der Jugend. Es ist die Laima-Uhr, die ein paar Meter entfernt steht. Laima ist ein Süßwarenhersteller, der 1870 gegründet wurde.

Digitaler Triumphbogen
Zu Zeiten der Sowjetunion stand in Riga ein Denkmal von Lenin. Er deutete mit dem Arm nach Osten Richtung St. Petersburg. Nach der Unabhängigkeit Lettlands im Jahre 1991 wurde das Lenin-Denkmal abgebaut und zur 100-Feier wurde modernes Digital Signage an gleicher Stelle errichtet. Es handelt sich im Volksmund um einen digitalen Triumphbogen. Auf ihn ist unter anderem der Satz zu lesen „Gold ist mein Zuhause“.

Witz aus der Sowjetzeit
In Riga gibt es einen Witz aus der Sowjetzeit, der den Humor seiner Epoche spiegelt. Da sagt der lettische Nationaldichter Rainis gedankenversunken: „Was für ein Blödsinn, was für ein Mist?“ Die Freiheitsstatue reißt die Arme empor und ruft aufgeregt „Was, wo?“ Und Lenin auf seinen Sockel mit dem Arm nach Osten ausgestreckt sagt „Da!“

Verbrannte Erde
Etwas ernster geht es bei einem Denkmal von Michael Andreas Barclay de Tolly. Er war war ein russischer Generalfeldmarschall und Kriegsminister zu Zeiten der napoleonischen Kriege. Eigentlich war er Deutschbalte von einer Familie mit schottischen Wurzeln aus dem Clan der Barclay. Er war für die Politik der verbrannten Erde verantwortlich, in dem er die französischen Truppen in die Tiefe Russlands lockte und Moskau anzündete und so Napoleon zermürbte. Falls jemand noch Krieg und Frieden von Leo Tolstoi gelesen hat, wird er sich erinnern, dass Michael Andreas Barclay de Tolly dort eine wesentliche Rolle gespielt hat.

Essen in Riga – Restauranttipps

12. Januar 2020

Essen gehen in Riga ist einfach. In der lettischen Hauptstadt gibt es zahlreiche Restaurants und Kneipen, die unterschiedliche Speisen bereit halten. Die lettische Küche wurde geprägt von zahlreichen Einflüssen – angefangen bei den kulinarischen Traditionen der deutschen Kreuzritter bis hin zu kreativen Lösungen aufgrund der Lebensmittelknappheit unter der sowjetischen Herrschaft.
Bei meinem Aufenthalt in Riga war ich oft essen und stelle fest: Brot und Kartoffeln sind absolute Grundnahrungsmittel. Und die Küche ist reich an Kalorien, schließlich bestand das Leben der Letten früher aus schwerer körperlicher Arbeit.

Lettische Frikadellensuppe
Passend dazu kommt das Rezept des Monats von unserem Reiseleiter Maik Habermann aus Lettland: „Die lettische Frikadellensuppe ist eigentlich eine schnelle Suppe. Einfach Kartoffeln und Möhren in kleinen Würfel oder Streifen schneiden und in Wasser oder Fleischbrühe ein paar Minuten kochen. Dann aus der gewürzten Hackfleischmasse (halb Rind, halb Schwein, oder nur Schwein, kleingehackte Zwiebeln, Knoblauch, Ei, eventuell wenig Semmelbrösel), kleine teelöffel-große Bällchen formen und ca. 10-15 min in der Suppe kochen lassen.

Kurz vor dem Servieren noch eine Knoblauchzehe in die Suppe drücken und mit frischen (oder frisch aufgetauten) Gartenkräutern wie Dill oder Petersilie servieren. Der Lette isst jede Suppe mit einem großen Esslöffel saurer Sahne/Schmand im Teller und Brot dazu. Zur Würzung der Hackfleischmasse nehme ich Hackfleischgewürz aus Kräutern mit Salz und Pfeffer (ohne Glutamat oder andere Geschmacksverstärker).

Salve – lettisches Restaurant
Direkt neben demSchwarzhäupter-Haus befindet sich das lettische Restaurant Salve. Es gibt zahlreiche Speisen. Ich wählte bodenständige Kost und der erste Gang war ein baltisches Fisch-Dreierlei wie Lachs, Sprotten und frisch gesalzen Hering.

Weiter ging es mit einer hausgemachten Blutwurst mit gebackenen Apfel und Preiselbeersoße.

Die Nachspeise war eine Creme Brulee mit Rigaer Schwarzem Balsam.

Meine Gattin hatte unter anderem eine Sauerkrautsuppe im Brotmantel. Hier war es wieder das gute lettische Brot.

Ihre Nachspeise war Bubert, ein traditionelles lettisches Dessert mit Vanille-Grieß-Pudding mit Gelee-Beerensauce.

Folk Club Ala – lettische Kneipe
Sehr eindrucksvoll empfand ich den Folk Club Ala in der Altstadt von Riga. Der Club ist im Keller und wer die Tür öffnet, dem schallt hämmernder Hardrock entgegen. Im Keller herrscht zu Mittag eine ruhige Atmosphäre, abends ist der Laden rappelvoll. Hier wird lettische Volksmusik gespielt und es wird getanzt. Das Essen ist reichhaltig und sehr bodenständig.

Und hier ein paar Eindrücke von Essen in Lettland – guten Appetit.