Posts Tagged ‘Konzentrationslager’

75. Jahrestag zur Befreiung von Auschwitz

27. Januar 2020

Wenn sich der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz jährt, dann poste ich in meinem Blog in der Regel Bilder von meinem Besuch in Auschwitz zum Gedenken.
Zum heutigen 75. Jahrestag zur Befreiung von Auschwitz werde ich keine dokumentarischen Aufnahmen posten, sondern ich erinnere mich an den Tag als ich den Film Schindlers Liste zum ersten Mal im Kino gesehen hatte. Der Steven Spielberg Film nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Keneally hatte mich tief berührt und tut es immer noch. Daher schaue ich mir den Film heute wieder an.


Als ich 1994 ins Kino ging war ich neugierig. Ich war ein Fan von Steven Spielberg und liebte seine unterhaltsamen Filme wie der weiße Hai, Indiana Jones, Unheimliche Begegnung oder E.T. der Außerirdische. Dass sich der Jude Spielberg des Themas Judenverfolgung annahm war nur konsequent, aber konnte er dieses Thema wirklich auf die Leinwand bringen? Ja, und wie er es konnte. Dass hat auch mein Filmidol Stanley Kubrick gesehen, der in der Vorbereitung des Films Aryan Papers arbeitete – eine Verfilmung des Romans Lügen in Zeiten des Krieges von Louis Begley. Kubrick brach die Vorbereitungen ab, die kurz vor dem Drehstart standen. Nach Schindlers Liste würde das Publikum keinen weiteren Film über den Holocaust mehr sehen wollen.
Als ich damals die ersten Minuten von Schindlers Liste im Kino sah, wunderte ich mich, warum der Film in Schwarzweiß gedreht wurde. Aber richtig: Für mich war der Holocaust, der Zweite Weltkrieg und die ganze Thematik schwarzweiß. Es gab zwar Farbfilme in der Zeit, doch diese Geschichte wurde in meinem Kopf in Bildern in Schwarzweiß eingebrannt. Und so traf mich die Szene mi dem roten Mantel des kleinen Kindes um so mehr. Die Emotionen brachen im Kino hervor. Mit welches Brutalität die Mörder vorgingen war ekelerregend. Jedes Mal, wenn ich die Szene auch heute noch sehe, kommen bei mir die Gefühle des Mitleids und des Zorns wieder hoch. Spielberg verstand es, auf der Klaviatur meiner Gefühle zu spielen. Das war seine Kunst in seinen Filmen, die er meisterlich beherrschte. Hinzu kam sicherlich auch der Score von John Williams. Williams weigerte sich anfangs die Filmmusik zu Schindlers Liste zu schreiben. Es gäbe dafür bessere Leute, sagte er zu Spielberg. Der antwortete sinngemäß. „Ja, ich weiß, aber sie sind alle tot.“
Der Film bewegte mich auch auf eine andere Weise. Er zeigt, dass es Menschen gibt, die Unrecht erkennen und sich auf ihre Art zur Wehr setzen. Im Film ist es die Liste der 1200 Schindler-Juden und deren Dank an Oskar Schindler mit dem Ring aus Zahngold auf dem der Talmud-Spruch eingraviert ist: „Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.“
Zum 75.Jahrestag der Befreiung von Auschwitz nimmt der Hass gegen Juden in Menem Deutschland wieder zu. Ich nenne nur Halle als Stichwort. Dagegen müssen wir uns alle stellen, dagegen muss ich mich stellen. Ich möchte keine Wiederholung der deutschen Geschichte. Wir haben eine Verantwortung. Ich konnte nicht verhindern, welche Verbrechen damals gegen die Menschlichkeit passierten. Aber ich kann durch meinen Einsatz verhindern, dass sich solche Verbrechen wiederholen.

Besetztes Lettland – freies Lettland

26. Januar 2020

 

Es ist eine bedrückende Geschichte, aber es ist auch eine Geschichte nach dem Ruf nach Freiheit. Die Geschichte des Baltikums ist eine Geschichte der Besatzungszeit von Deutschland und Russland. Bei meinem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga war es mir ein Anliegen, das lettische Okkupationsmuseum zu besuchen.

Im Moment ist das Museum in der ehemaligen amerikanischen Botschaft untergebracht. Das neue Okkupationsmuseum wird gerade gegenüber dem Rathaus und Schwarzhäupterhaus im Zentrum von Riga gebaut.

Das Okkupationsmuseum ist eines der größten privaten Museen in Lettland und wird von einer NGO geführt. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der 50 Jahre andauernden Besetzung Lettlands. Unter Ausnutzung des Hitler-Stalin-Paktes besetzte und annektierte die Sowjetunion Lettland am 17. Juni 1940. Ein Jahr später marschierte Nazi-Deutschland in die UDSSR ein und besetzte damit auch Lettland. Die sowjetischen Truppen eroberten zum Ende des Zweiten Weltkriegs das Land zurück und gliederten es gewaltsam in die UDSSR ein. Lettland verlor im Zweiten Weltkrieg ein Drittel seiner Einwohner, sei es im Kampf, sei es in Konzentrationslagern der Nazis, sei es im Gulag der Sowjets. Es folgte in der Nachkriegszeit Säuberungen unter Stalin und Verfolgungen.
Erst am 21. August 1991 wurde Lettland wieder ein unabhängiger Staat und ist heute Mitglied der Europäischen Union. Die Letten können endlich ihre Freiheit genießen.


Ich habe mehrere Stunden in dem Museum verbracht und auch den Museumsführer gekauft. Es gibt eine Ausgabe, die unser Reiseführer Maik Habermann ins Deutsche übersetzt hat. Ich kann dieses Buch ausdrücklich empfehlen. Es wurde von der Deutschen Botschaft finanziell gefördert, ist reich bebildert und schildert eindrucksvoll den Freiheitskampf des lettischen Volkes.

Holocaust-Gedenktag 2019: Auschwitz in 360 Grad

27. Januar 2019
Foto: Lange

Foto: Lange

Heute ist der Holocaust Gedenktag und bei einem Spaziergang dachte ich über dieses und andere Verbrechen der Nazis nach. Ich erinnerte mich an meinen Besuch in Auschwitz und welche Gefühle des Schreckens damals bei mir zu Tage kamen. Ich habe in der Schule und in meinem privaten Umfeld viel über Auschwitz und die Gräuel gehört, aber selbst an dem Ort des Verbrechens zu sein, ist noch einmal etwas anderes. Nie wieder, nie wieder darf sich so etwas wiederholen und nie dürfen wir vergessen. Gerade dem Erstarken des Nationalismus muss sich jeder Demokrat und jeder Mensch entschlossen entgegen stellen. 

Foto: Lange

Foto: Lange

Bei meinen Gedanken über Auschwitz kam mir ein Besuch der re:publica 2017 in den Sinn. Diese Social-Media-Messe re17 stand damals unter dem Motto Love out loud. Am letzten Messetag wanderte ich mit einer Freundin durch die Hallen und wir kamen zu einer Aktionsbühne, hörten uns auf Kissen Vorträge an und genossen den Tag. Im ersten Stock gab es zahlreiche VR-Vorführungen. Ich mag das Thema VR, drehe selbst 360 Grad Videos und es galt die coolen Sachen auszuprobieren. Dann kamen wir zum Stand des WDR. Dort war es mit dem Fun und der Coolness vorbei. Es gab die 360 Grad Version von Auschwitz. 

Zu sehen gab es die Doku Inside Auschwitz, die 2017 für den Grimme Preis normiert war. Der WDR zeigt mit seiner 360-Grad Dokumentation eine neue Sichtweise auf das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Ein Journalisten-Team besuchte den historischen Ort und erzählt die Geschichten von drei überlebenden Frauen.

Anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 veröffentlichte der WDR die weltweit erste 360°-Doku über das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Der User kann seine eigene Perspektive wählen, um die Monstrosität des Lagers zu erfassen.

Ich habe es ausprobiert und war erschüttert. Die Gefühle von meinem Besuch in Auschwitz kamen wieder hoch und am heutigen Tag habe ich mir die zehnminütige Dokumentation nochmals angesehen. Niemals dürfen wir vergessen.

 

 

Erinnerung an die Pogromnacht 1938

9. November 2017

Vergessen wir unsere Vergangenheit? Nein, ein klares Nein, ich zumindest nicht. Für mich ist es wichtig, meinen Kindern Geschichte weiterzugeben, denn aus der Geschichte lernen wir. Daher war es für mich heute wichtig, an die Pogromnacht 1938 in Deutschland zu erinnern. Niemals wieder darf so etwas passieren und dennoch begegne ich heute einen Hass auf der Straße und im Netz, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Immer wieder stoße ich auf eine Neiddiskussion, auf eine Unzufriedenheit, auf ein Geschwätz von oben und unten.
Heute wurde es mir wieder bewusst, wie wichtig an die Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 ist. Und ich habe an verschiedene persönliche Ereignisse gedacht: Mir sind spontan zwei Ereignisse eingefallen: Zum einen der Besuch in der neuen Synagoge in München, zum anderen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin.

Synagoge in München
Mit meiner Frau besuchte ich im Frühjahr diesen Jahres die Synagoge in München. Das Jüdische Zentrum München ist das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern in der Altstadt Münchens. Zu ihm zählen die im November 2006 geweihte Hauptsynagoge Ohel Jakob, ein Kultur- und Gemeindehaus mit Versammlungsräumen, Schule, Kindergarten, Jugendzentrum und Restaurant sowie das Jüdische Museum. Ich hatte das Haus zu seiner Eröffnung besucht und mir war es wichtig, das Gemeindezentrum zusammen mit meiner Frau zu besuchen und den Erklärungen zu lauschen. Die Münchner Bauwerke befinden sich am Sankt-Jakobs-Platz zwischen der Schrannenhalle, dem katholischen Kloster der Armen Schulschwestern mit angegliederter Kirche St. Jakob und dem Oberanger.


Wikipedia beschreibt das Innere der Synagoge wie folgt: „Der Sockel der 28 Meter hohen Synagoge, die 585 Sitzplätze aufweist, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels. Darüber thronen – in einem quaderförmigen Oberlicht – ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Sie sind verglast und mit einem bronzefarbenen Metallnetz verhängt. Das Oberlicht soll tagsüber Licht einlassen und nachts Licht in die Umgebung abgeben. Die einfallenden Sonnenstrahlen werden mehrfach gebrochen und tauchen das Innere der Synagoge, das mit Zedernholz aus dem Libanon und hellem Jerusalem-Stein verkleidet ist, in warmes Licht.

Der Glasaufbau deutet ein Zelt an, das die 40-jährige Wanderung der Juden durch die Wüste Sinai symbolisiert. Das sechs Meter hohe Portal wurde in Budapest gefertigt. Darauf stehen (von oben nach unten, von links nach rechts) die ersten zehn Buchstaben des hebräischen Alphabets, das auf hebräisch auch zum Zählen benutzt wird; sie erinnern damit an die Zehn Gebote.


Für mich haben die Räume eine würdevolle Atmosphäre. Ich verstehe die umfangreichen sichtbaren und unsichtbaren Sicherheitsmaßnahmen vor der Synagoge und zugleich widert es mich an, dass ich so ein Haus vor hirnlosen Deppen beschützen muss. Mir war es wichtig für mein Verständnis des Judentums, dieses Haus einmal zu besuchen. Und – nur so nebenbei – das Essen im Restaurant ist wirklich gut. Bei der Besichtigung war es mir wichtig, dass meine Frau und ich Hand in Hand durch den Gang der Erinnerung gehen. In einem 32 Meter langen, unterirdischen Gang der Erinnerung zwischen dem Gemeindezentrum und der Synagoge sind rund 4500 Namen von Münchner Juden verewigt, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. 4500 Namen, 4500 Schicksale – es hat mich schwer erschüttert.

Holocaust-Mahnmal
Wenn ich in Berlin bin und es meine Zeit erlaubt, besuche ich das Mahnmal in Berlin für die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten im Holocaust ermordeten Juden. Das Mahnmal hat nicht direkt mit der Pogromnacht zu tun, aber ist für mich ein wichtiges Denkmal. Das Mahnmal, das von Peter Eisenman entworfen wurde und aus 2711 Beton-Stelen besteht, wurde zwischen 2003 und Frühjahr 2005 auf einer rund 19.000 Quadratmeter großen Fläche in der Nähe des Brandenburger Tors errichtet. Ich sehe immer wieder Jugendliche, die mit Selfies in dem Steinmeer posieren und es ist natürlich geschmacklos.


Anfang 2017 kam es zu einer von den Medien stark beachteten Aktion von Shahak Shapira. Er zeigte in seinem Projekt Yolo­caust den leichtfertigen Umgang mit dem Denkmahl. Er kombinerte Selfies, die am Mahnmal geschossen wurden, mit historischen Fotos von Konzentrationslagern und Massengräbern. Die Reaktion war enorm.