Posts Tagged ‘Adolf Hitler’

Hitler Tagebücher komplett veröffentlicht

25. Februar 2023

Die braune Vergangenheit verkauft sich noch immer bestens. Kaum eine Woche in der Hitler und seine Mischpoke nicht durch die Gazetten getrieben werden oder dass eine mehr oder weniger marktschreierische Sendung in der Glotze läuft: Hitlers Hund, Hitlers Wohnung, Hitlers Autos. Das war so und es ist so. Die Faszination am absoluten Bösen ist allgegenwärtig.

Als Jugendlicher entsetzten mich die gefälschten Hitler-Tagebücher vom Stern und als junger Erwachsener blieb mir das Lachen im Halse bei Schtonk! von Helmut Dietl stecken. Als junger Journalist versuchte ich den Hype um diese Hitler Tagebücher zu verstehen. Wegweisend halte ich das Buch Der Skandal um die Hitler-Tagebücher von Michael Seufert.

Michael Seufert war zum Zeitpunkt des Skandals Redakteur beim STERN und kennt alle Beteiligten. Schonungslos und detailliert berichtet er, warum ausgerechnet im Fall Hitler-Tagebücher alle normalen Kontrollmechanismen beim Stern versagten. Dieses Buch ist die persönliche und spannende Aufarbeitung einer wahren Geschichte, die vor allem von Machtgelüsten, Geheimhaltungswahn und Karrieren, von Blindheit und der Gier nach dem großen Geld handelt.

Ausgezeichnet gemacht war die Podcast-Reihe Faking Hitler vom Stern. Aber ich war neugierig und wollte einmal gerne einen Blick in die Fälschungen werfen. Und nun ist es soweit: Nach 40 Jahren wurden die gefälschten Hitler-Tagebücher veröffentlicht. Der NDR veröffentlicht die gefälschten Hitler-Tagebücher von 1983 in einer kritischen Ausgabe mit wissenschaftlichen Kommentierungen des Historikers Professor Hajo Funke von der FU Berlin.

Dem NDR ist es gelungen, die kompletten 60 Bände der „Hitler-Tagebücher“ lesbar und auch recherchierbar zu machen. Mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz konnte die gefälschte Handschrift Hitlers in ein Transkript übersetzt werden. Damit wird erstmals in vollem Umfang deutlich, in welcher Absicht die Fälschungen verfasst wurden und wie der Stern bereit war, die NS-Geschichte neu zu deuten und zu verharmlosen. Diese sind unter ndr.de/hitlertagebuecher abrufbar. Die Suche ist hier zu finden.

Für den Historiker Prof. Hajo Funke von der FU Berlin, der für den NDR die „Tagebücher“ gelesen und das Projekt wissenschaftlich begleitet hat, ein klarer Akt von Geschichtsfälschung: „Diese Tagebücher sind Ausdruck von Holocaustleugnung. Das ist eindeutig. Sie wollten Hitler von den schlimmsten Verbrechen der Nazis freisprechen“, so Funke in einer Pressemitteilung des NDR. Die Historikerin Heike Görtemaker, die ebenfalls Teil des wissenschaftlichen Beirats war, unterstreicht die massive historische Umdeutung. „Der fiktive Hitler hat mit nationalsozialistischen Gewaltverbrechen nichts zu tun. Er ist sogar derjenige, der versucht, andere seiner Parteigenossen im Zaum zu halten“, so Görtemaker. „Kujau erfindet hier eine positive Hitlerfigur.“

Nach der Veröffentlichung im Netz verbrachte ich einen Tag mit dem Lesen des wirren Zeugs von Fälscher Konrad Kujau. Hitler wusste angeblich nichts vom Holocaust. Das ist die zentrale Erzählung der gefälschten „Hitler-Tagebücher“, die der NDR nach 40 Jahren zum ersten Mal vollständig auswerten konnte. Bislang heute liegen die Originalbände der „Tagebücher“ gesperrt im Safe bei Gruner + Jahr. Dem Projekt des NDR liegen Kopien der Tagebücher zugrunde.

An zahlreichen Stellen erzählt die Fälschung, die der Stern 1983 Zug um Zug als historische Wahrheit veröffentlichen wollte, wie sich ein vermeintlicher Hitler um eine wohlwollende Lösung für die Juden einsetzt. So schreibt der vermeintliche Hitler am 31. Juli 1941, man solle die Juden zur schnellen Auswanderung bewegen oder ihnen „einen sicheren Landstrich in den besetzten Gebieten suchen, wo sie sich selbst ernähren und verwalten können.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Holocaust längst von den Nazis radikal entfesselt. Damit wird deutlich, was der Stern 1983 damit meinte, „die Geschichte des Dritten Reiches wird in großen Teilen neu geschrieben werden müssen.“

Wie böswillig die Tagebücher arbeiten, zeigt der Eintrag vom 20. Januar 1942, an dem die Wannsee-Konferenz stattfand, bei der die Deportation der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas zur Vernichtung organisiert wurde. Sogar an diesem Tag zeichnet der vermeintliche Hitler ein vollkommen verzerrtes Geschichtsbild: „Erwarte die Meldungen der Konferenz über die Judenfrage. Wir müssen unbedingt einen Platz im Osten finden, wo sich diese Juden selbst ernähren können.“ Diese historische Holocaustfälschung zieht sich in den Tagebüchern über viele Jahre. Hier Zitate vom NDR:

5.2.1942: „Hake nochmals nach, wo nur die ganzen Juden hin sollen. Glaube, darum soll ich mich auch noch kümmern.“
18.2.1942: „Was wird nur mit den Juden. Keiner will sie haben.“
21.5.1942: „Möchte nur wissen, wie weit Himmler mit dem Judenproblem ist.“
29.11.1942: „Wir kommen nicht weiter mit dem Judenproblem. Keiner will sie haben, selbst unbesiedeltes Gebiet stellt man uns für die Umsiedelung nicht zur Verfügung.“
23.5.1943: „Sorge macht mir unser Judenproblem. Nach den mir vorliegenden neuesten Meldungen will sie keiner haben.“
11.1.1945: „Nun sehe ich das ich mit den Juden viel zu human umgegangen bin.“

Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz konnten die Fälschungen erstmals auch vollständig nach Schlagworten durchsucht werden. Dabei zeigt sich, dass alle Begriffe des Holocaust nicht vorkommen. Schlagwörter wie „Endlösung“, „Gaskammer“ oder Hinweise auf die Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Majdanek oder Treblinka fehlen vollständig.

Doch wie ist die „Holocaust-Fälschung“ in die Tagebücher gekommen? Wie die neuen Recherchen belegen, war der Fälscher der „Hitler-Tagebücher“, Konrad Kujau, tiefer in ein neonazistisches Umfeld verstrickt als bislang bekannt. So hatte Kujau bis in die frühen 80er-Jahre hinein Kontakte zum Umfeld des Neonazi-Führers Michael Kühnen, der Leiter der später verbotenen Aktionsfront Nationaler Aktivisten (ANS) war. Kujau war offenbar eng verbunden mit dem Pressesprecher Kühnens, Lothar Zaulich, mit dem er gemeinsam in den 70er-Jahren Hitlerfälschungen verkaufte. So erstellte Zaulich Reproduktionen von Hitler-Portraits und brachte Kujau bei, wie man sie mit gefälschten Hitler-Unterschriften versieht.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte gegen Zaulich von Oktober 1983 bis März 1984, weil er im Verdacht stand, Kujau bei der Herstellung und dem Verkauf seiner Fälschungen unterstützt zu haben. In den Verhören nach dem Stern-Skandal berichtete Zaulich, dass seine Zusammenarbeit mit Kujau mit einer Diskussion darüber begann, wie einfach es sei, historische Dokumente zu fälschen – Zaulichs Beispiel dafür war die angebliche „Vergasungslüge“ der Alliierten. Eine direkte Teilnahme Zaulichs an der Fälschung der „Hitler-Tagebücher“ konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

Bei der Durchsuchung von Zaulichs Wohnung am 13. Oktober 1983 fand die Polizei allerdings weitere Hinweise auf eine enge Zusammenarbeit, etwa ein professionelles Fotolabor, eine Werkstatt zur Herstellung von Reproduktionen und Das Buch der NSDAP von 1934 mit „fertigen Bildelementen von bekannten Kujau-Fälschungen“. Eine andere Quelle bestätigt, wie Kujau und Zaulich die Hitler-Handschrift perfektionierten. So sollen sie aus historischen Dokumenten die Unterschrift Hitlers abfotografiert haben, um sie auf weißes Papier zu projizieren. „Mittels dieser Projektionen übte dann der spätere Hitlertagebuchfälscher Konrad Kujau das Autogramm Hitlers stundenlang, bis er es mit äußerster Präzision in jeder Lebenslage aus dem Handgelenk schreiben konnte“, beschreibt es später der Neonazi und Kühnen-Vize Thomas Brehl in seiner Autobiographie. „Weder Michael Kühnen noch ich verstanden es damals, dass die Verstrickung des Pressechefs der neonazistischen ANS/NA in die Stern-Affäre von den Behörden, zumindest aber von den Medien totgeschwiegen wurde“, so Brehl.
Der Stern äußert sich auf Anfrage nicht zu den neuen Recherchen des NDR, so der NDR in einer Pressemitteilung. Man betont lediglich, dass man die Originale der Tagebücher nie für die Öffentlichkeit freigegeben habe, um „Missbrauch zu verhindern“. Eine 2013 vom Stern zugesagte Freigabe der Originale an das Bundesarchiv ist bis heute nicht erfolgt.

Buchtipp: Das Auge des Dritten Reiches

11. April 2022

Es gibt sie, die Faszination des Bösen. Diese ist mir begegnet als ich das Buch Das Auge des Dritten Reiches in die Hand nahm. Es handelt von Hitlers Kameramann und Fotograf Walter Frentz. Populärer sind sicherlich der Leibfotograf Heinrich Hoffmann oder die Propagandistin Leni Riefenstahl gewesen, während Walter Frentz eher im Hintergrund des Monsters agierte.

Als ich die Seiten durchblätterte und mir die vielen Fotos von Hitler ansah, dachte ich mir: Braucht es wirklich ein Fotobuch über Adolf Hitler? Wird dieser größenwahnsinnige Menschenfeind nicht dadurch vermenschlicht? Die Aufnahmen sind zum Teil Schnappschüsse, aber auch inszeniertes Propagandawerk. Viele der Bilder hatte ich früher schon gesehen – im Stern oder im Spiegel, aber der Mann hinter der Kamera war mir meist verborgen geblieben. Hitler bezeichnete ihn mal als „sein Auge“. Ich hatte von Walter Frentz mal gehört als er als Laufbursche von Leni Riefenstahl im Einsatz war. Aber er hat große Verdienste im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda. Er diente der Riefenstahl als verlängerter Arm und Kameramann. Nach dem Kriege waren sich beide freilich ihrer politischen Arbeit nicht bewusst und stritten alles ab.

Beim Betrachten der Fotos wird mir klar, dass ein Fotograf unter Hitler immer ein politischer Fotograf und Filmer war und sein musste – und für seine Taten die Verantwortung trägt. Ein Herausreden, nach dem Motto ich kann ja nichts ändern, geht hier nicht.
Karrierist Walter Frentz hat durch seine Arbeit die Diktatur auf seine Weise verlängert. Er war Teil der Propagandawaffe und leistete als „Auge des Dritten Reiches“ ganze Arbeit. Nach dem Krieg verdiente er seine Brötchen durch Vorträge. 2004 starb der Fotograf und sein Sohn machte sich an die Aufarbeitung.
Ich hatte Angst, dass der Deutsche Kunstverlag unreflektiert an die Sache einer Buchveröffentlichung geht, aber ich habe mich getäuscht. Kritisch und ausgezeichnet dokumentiert und kuratiert sind die Fotos in dem Buch. Ich habe die Auflage, die durch den Weltbild-Verlag herausgegeben wurde.

Der Fotograf und Filmemacher war von September 1939 bis März 1945 an der Seite Hitlers, arbeitete für die Deutsche Wochenschau und zudem dokumentierte er den Atlantikwalls und die V-Waffen-Produktion im KZ Mittelbau-Dora. Anders als sein Kollege Heinrich Hoffmann waren die Fotos von Walter Frentz weniger für die Öffentlichkeit bestimmt. Der begeisterte Kajakfahrer war auch einer der ersten Trümmerfotografen.

Das vorliegende Buch versteht sich daher als kritische Annäherung an einen fotografischen Nachlass. Es gibt einen Überblick über das filmische und fotografische Schaffen von Walter Frentz. Selbst sprach Frentz über sich als „Filmgestalter“ und hatte einen großen Einfluss auf die bewegten Bilder über den faschistischen Diktator Hitler.

Alles Gute zum 100. Geburtstag Wolfgang Wagner

30. August 2019

Am 30. August wäre der Patriarch vom Grünen Hügel 100 Jahre alt geworden: Wolfgang Wagner. Der jüngste Enkel Richard Wagners, leitete die Bayreuther Festspiele fast 60 Jahre und prägte diese Institution der deutschen Hochkultur wie kein anderer als Intendant, Regisseur und Bühnenbildner. Er war das dritte Kind von Siegfried und Winifred Wagner, ein Enkel von Richard Wagner und ein Urenkel von Franz Liszt.

Respekt für Wolfgang Wagner
Respekt zolle ich Wolfgang Wagner, als er als Festspielleiter seiner Mutter Winifred Wagner den Zutritt zu den Festspielen untersagte. Winifred war dem Nationalsozialismus verfallen und schwor auch nach dem Krieg Hitler und seiner Ideologie nicht ab. Es gibt einen hervorragenden Dokumentarfilm von 1975 des großen Hans-Jürgen Syberberg Winifred Wagner-Die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914-1975. In diesem fünfstündigen sehenswerten Filminterview, das unter dem Titel Winifred Wagner und die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914–1975 in die Filmgeschichte einging, wollte Winifried nicht abschwören und sagte: „Also, wenn heute Hitler hier zum Beispiel zur Tür hereinkäme, ich wäre genauso fröhlich und so glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, als wie immer …“ Mir lief bei dieser Szene es kalt den Rücken herunter. Wolfgang Wagner ging dies auch zu weit und schloss seine eigne Mutter vom Geschehen am Grünen Hügel aus – richtig gemacht.

Schonungsloses Interview eines Wagner-Fans.

Schonungsloses Interview eines Wagner-Fans.

Wagner auf Laserdisc
Heute besuche die Festspiele in Bayreuth, wann immer ich die Möglichkeit habe und Karten bekomme. Ich bin vom Wagner-Virus befallen. Inszenierungen von Wolfgang Wagner habe ich nie in Bayreuth live gesehen. Das erste Mal bin ich auf Wolfgang Wagner durch die Aufnahmen des Jahrhundertrings gestoßen. Mir haben die Inszenierungen sehr gut gefallen, so dass ich als Jugendlicher in Laserdiscs investiert habe. Später habe ich die DVD-Version zu Weihnachten bekommen.

Mein Einstieg zu Wolfgang Wagner

Mein Einstieg zu Wolfgang Wagner

Geschichtswälzer
Dieses Jahr hatte ich das Glück bei der Premiere von Tannhäuser dabei zu sein. Meine Frau reiste ein paar Tage früher an und traf im Hotel Opel in Heinersreuth Oswald Georg Bauer. Er war die rechte Hand von Wolfgang Wagner und koordinierte die Medienarbeit der Festspiele. Meine Gattin erhielt ein Autogramm für mich, dass heute bei mir im Arbeitszimmer hängt.
Gerne hätte ich mich mit Oswald Georg Bauer unterhalten. Ich hatte ihn nie bei seiner Arbeit angetroffen, aber ich habe sein Buch Die Geschichte der Bayreuther Festspiele: Band I: 1850–1950 und Band II: 1951–2000 verschlungen. Die beiden kiloschweren Wälzer bieten zum ersten Mal die vollständige Geschichte der Bayreuther Festspiele. Wer sich für Wagner, die Festspiele und die Inszenierungen interessiert, kommt nicht umher, in diese beiden Bücher zu investieren. Die Bücher quellen über vor Detailwissen – das war mir bei der einen oder anderen Inszenierung sogar ein wenig zuviel. Was aber kein Vorwurf an Bauer ist. Die Fotos sind einmalig und in einer solchen Fülle, dass es eine Freude ist, die Bücher als Coffeetable-Book zu nehmen und immer wieder zu blättern. Hier wird Oswald Georg Bauer sicher vom Stuhl fallen, wenn ich bei einem schönen Glas Rotwein die Musik von Wagner und sein Buch genieße. Wer sich wissenschaftlich dem Phänomen Bayreuth näher will, der wird hier fündig.

Standardwerk mit Autogramm

Standardwerk mit Autogramm

Und sein Bruder Wieland Wagner
Bereits 2017 erschien ein das Buch Wieland Wagner: Revolutionär und Visionär des Musiktheaters, verfasst von Till Haberfeld und Oswald Georg Bauer, das einen sehr guten Überblick über das Werk von Wolfgang Wagners Bruder zeigt. Mit der Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele im Jahr 1951 begann die bedeutende Epoche von »Neu-Bayreuth«, die von Wieland Wagner wesentlich geprägt war. Mich haben vor allem die Bilder von den großformatigen Inszenierungen interessiert und begeistert. Damit schuf Wieland Wagner einen komplett neuen Stil in Bayreuth. Dieses Buch lässt mit eindrucksvollen Bildern seiner kühnen Inszenierungen das Wirken Wieland Wagners wieder lebendig werden.

In diesem Sinne alles Gute Wolfgang Wagner zum 100. Geburtstag. Ich werde den Tag mit der Musik Richard Wagners verbringen.

Was macht Hitler auf einem Kirchenbild?

23. Januar 2016

Hitler, Göring und Goebbels auf einem Kirchenfenster in Landshut.

Hitler, Göring und Goebbels auf einem Kirchenfenster in Landshut.

Was macht Hitler in der Landshuter Martinskirche? Ich besuchte die wunderschöne niederbayerische Stadt Landshut zum Shoppen. Und wer Landshut besucht, der muss auch in der Martinskirche vorbeischauen, egal ob Christ oder nicht. Das Bauwerk ist super interessant und der Turm der Martinskirche ist mit 130,1 Metern der höchste Backsteinturm der Welt sowie der höchste Kirchturm Bayerns.

Die Martinskirche selbst ist im Inneren eine Augenweide. Ich liebe den gotischen Stil und Wikipedia gibt einen schönen Überblick über die Kirche. Doch was macht nun Adolf Hitler in der Martinskirche? Beim Betrachten eines Bildes nahm ich das Gesicht Hilters wahr.

Erst unbewusst, dann dämmerte es mir und ich sah die Visage dieses Volltrottels bewusst. Was macht denn der Massenmörder in einer Kirche? Beim aufgeregten Betrachten des Bildes entdeckte ich zudem Joseph Goebbels und Herrmann Göring. Was machen Nazis in einer katholischen Kirche?

Das Fenster von Max Lacher.

Das Fenster von Max Lacher.

Verwirrt suchte ich den Informationsständer der Martinskirche auf. Dort wird das Glasbild und seine Geschichte genau erklärt. Es handelt sich um das Leben und Martyrium des Heiligen Kastulus, der um 287 lebendig von Kaiser Diokletian begraben wurde. Geschaffen wurde das Bild von Max Lacher im Jahre 1946. Unter dem Eindruck der Verbrechen des Nationalsozialismus und der menschenverachtenden Brutalität der Nazi gab Max Lacher den Folterknechten die Gesichter der Kriegsverbrecher Hitler, Göring und Goebbels. So kam Hitler und die anderen Mörder in die Landshuter Martinskirche. Für mich sehr ungewöhnlich, aber nach Lesen der Geschichte durchaus sehenswert.

Shot with DxO ONE

Hitlers Türklinke in US-Börsen

6. Mai 2015

Die Türklinke zu Hitlers Arbeitszimmer im Führerbau an der Arcisstraße 12.

Die Türklinke zu Hitlers Arbeitszimmer im Führerbau an der Arcisstraße 12.

Vor kurzem eröffnete in München das NS-Dokuzentrum am Königsplatz in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Führerbau. In der Arcisstraße 12 ist heute die Hochschule für Musik untergebracht, das Gebäude war aber einstmals der Repräsentationsbau von Adolf Hitler.


Speziell für Mitglieder des PresseClubs München machte der Kanzler der Hochschule Dr. Alexander Krause eine Hausführung durch den ehemaligen Führerbau. Der Nationalsozialismus übt auf Leute leider noch immer eine Faszination aus. Gegenstände aus dem Umfeld des Massenmörders Adolf Hitler erzielen unter braunen Sammlern Höchstpreise.

Online-Auktion der Türklinke von Adolf Hitler samt Zertifikat.

Online-Auktion der Türklinke von Adolf Hitler samt Zertifikat.

Das gipfelt in zum Teil kuriosen Auktionen. Nach Angaben von Alexander Krause gibt es im Internet bespielsweise Versteigerungen der Türklinke von Adolf Hitlers Arbeitszimmer. In US-Auktionsbörsen gibt es die Türklinke samt offiziellen Echtheitszertifikat für rund 300 US-Dollar – ein braunes Schnäppchen aus Hitlers Arbeitszimmer. „Ich kann Ihnen versichern, dass Hitlers Türklinke nach wie vor an der Tür von Hitlers Arbeitszimmer ist“, scherzte Kanzler Krause. Irgendwie dachte ich dabei an eine Folge der NDR-Serie Der Tatortreiniger – Insider wissen Bescheid. Sachen gibts!

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Besuch in Hitlers Arbeitszimmer – der Ort des Münchner Abkommens

5. Mai 2015

Vor diesem Kamin wurde das Münchner Abkommen ausgehandelt.

Vor diesem Kamin wurde das Münchner Abkommen ausgehandelt.

Irgendwann wurde ich mir die Geschichte des Raums in dem ich saß schlagartig bewusst. Ich hörte auf einmal den Vortrag von Dr. Alexander Krause nicht mehr. Krause ist Kanzler der Hochschule für Musik in der Münchner Arcisstraße 12. In dem Gebäude befand sich der Führerbau, hier residierte Adolf Hitler. Mir wurde bewusst, wo ich hier war und was hier in diesem Raum geschehen ist.

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Dr. Alexander Krause dozierte in einem Hörsaal im ersten Stock des Gebäudes vor Mitgliedern des Münchner PresseClubs. Im Laufe des Vortrags wurde es mir schlagartig bewusst, wo ich mich befand. Es war nicht mehr ein einfacher Hörsaal mit Stühlen, Tischen und Klavier. Es war ein Raum, der Geschichte atmet. Es war das ehemalige Arbeitszimmer von Adolf Hitler.

Das historische Foto vom Münchner Abkommen.

Das historische Foto vom Münchner Abkommen.

In diesem Raum, im so genannten Führerbau an der Arcisstraße 12 in München, unterzeichnete der britische Premier Neville Chamberlain, der französische Premierminister Edouard Daladier, der italienische Diktator und Ministerpräsident Benito Mussolini und der deutsche Diktator Adolf Hitler am 30. September 1938 das so genannte Münchner Abkommen über die unverzügliche Abtretung des Sudentengebietes an das Deutsche Reich. Die westlichen Staatsmänner glaubten, durch diese Konzession einen Krieg abgewendet zu haben. Doch schon im März 1939 brach der Gröfaz diese Vereinbarung, ließ deutsche Truppen in Prag einmarschieren und proklamierte das Protektorat Böhmen und Mähren. Dieser Gewaltakt erwies sich im Rückblick als entscheidender Schritt zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.


Nachdem die Vorlesung von Dr. Krause vorbei war, streifte ich durch diesen historischen Raum. Ich berührte Gegenstände, den Kamin und ich ging auf den Balkon des Gebäudes. Den Blick auf die Arcisstraße nahm ich nicht wahr, sondern ich sog die Atmosphäre des Raumes auf. Ich schauderte. Auf dem Balkon hatte ich die Straße im Rücken und schaute mir den Bau im Dunkel an. Der Reichsadler samt Hakenkreuz ist freilich nicht mehr da, vor meinem geistigen Auge sah ich das Symbol des Nationalsozialismus auftauchen.

Dr. Alexander Krause hatte einige historische Fotos aus seinem hervorragenden Buch Arcisstraße 12 dabei, die die historische Situation von damals zeigten. Für mich ein Lehrbeispiel von historischer Vermittlung für die ich dankbar bin. In wenigen Metern Entfernung eröffnete das NS-Dokuzentrum am Königsplatz in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Führerbau. Das werde ich mir nun ansehen.