Buchtipp: Das Auge des Dritten Reiches

Es gibt sie, die Faszination des Bösen. Diese ist mir begegnet als ich das Buch Das Auge des Dritten Reiches in die Hand nahm. Es handelt von Hitlers Kameramann und Fotograf Walter Frentz. Populärer sind sicherlich der Leibfotograf Heinrich Hoffmann oder die Propagandistin Leni Riefenstahl gewesen, während Walter Frentz eher im Hintergrund des Monsters agierte.

Als ich die Seiten durchblätterte und mir die vielen Fotos von Hitler ansah, dachte ich mir: Braucht es wirklich ein Fotobuch über Adolf Hitler? Wird dieser größenwahnsinnige Menschenfeind nicht dadurch vermenschlicht? Die Aufnahmen sind zum Teil Schnappschüsse, aber auch inszeniertes Propagandawerk. Viele der Bilder hatte ich früher schon gesehen – im Stern oder im Spiegel, aber der Mann hinter der Kamera war mir meist verborgen geblieben. Hitler bezeichnete ihn mal als „sein Auge“. Ich hatte von Walter Frentz mal gehört als er als Laufbursche von Leni Riefenstahl im Einsatz war. Aber er hat große Verdienste im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda. Er diente der Riefenstahl als verlängerter Arm und Kameramann. Nach dem Kriege waren sich beide freilich ihrer politischen Arbeit nicht bewusst und stritten alles ab.

Beim Betrachten der Fotos wird mir klar, dass ein Fotograf unter Hitler immer ein politischer Fotograf und Filmer war und sein musste – und für seine Taten die Verantwortung trägt. Ein Herausreden, nach dem Motto ich kann ja nichts ändern, geht hier nicht.
Karrierist Walter Frentz hat durch seine Arbeit die Diktatur auf seine Weise verlängert. Er war Teil der Propagandawaffe und leistete als „Auge des Dritten Reiches“ ganze Arbeit. Nach dem Krieg verdiente er seine Brötchen durch Vorträge. 2004 starb der Fotograf und sein Sohn machte sich an die Aufarbeitung.
Ich hatte Angst, dass der Deutsche Kunstverlag unreflektiert an die Sache einer Buchveröffentlichung geht, aber ich habe mich getäuscht. Kritisch und ausgezeichnet dokumentiert und kuratiert sind die Fotos in dem Buch. Ich habe die Auflage, die durch den Weltbild-Verlag herausgegeben wurde.

Der Fotograf und Filmemacher war von September 1939 bis März 1945 an der Seite Hitlers, arbeitete für die Deutsche Wochenschau und zudem dokumentierte er den Atlantikwalls und die V-Waffen-Produktion im KZ Mittelbau-Dora. Anders als sein Kollege Heinrich Hoffmann waren die Fotos von Walter Frentz weniger für die Öffentlichkeit bestimmt. Der begeisterte Kajakfahrer war auch einer der ersten Trümmerfotografen.

Das vorliegende Buch versteht sich daher als kritische Annäherung an einen fotografischen Nachlass. Es gibt einen Überblick über das filmische und fotografische Schaffen von Walter Frentz. Selbst sprach Frentz über sich als „Filmgestalter“ und hatte einen großen Einfluss auf die bewegten Bilder über den faschistischen Diktator Hitler.

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