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Musiktipp: OXYMORE von Jean-Michel Jarre

15. November 2022

Mit Spannung habe ich dieses Album OXYMORE des 74jährigen Jean-Michel Jarre erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Es steht in der Tradition von Pierre Schaeffer, dem Begründer der Musique concrète. Und für viele Fans der alten Musik von Jarre ist wohl genau dies das Problem. Der Meister schreitet voran.

Das neue Album OXYMORE basiert auf Hinterlassenschaften von Pierre Henry, einem Schüler von Schaeffer und Freund von Jarre. Pierre Henry verstarb im Juli 2017.
Und daher ist OXYMORE eine Hommage an die Wurzeln der französischen elektronischen und elektroakustischen Musik – und als Bestandteil der Musique concrète ist es ungewohnt für Hörer, die Hitparadenmusik oder die alten elektronischen Werke von Jarre gewohnt sind. OXYMORE geht weit über die alltagstaugliche Musik hinaus und man muss sich auf dieses musikalische Experiment mit offenen Ohren und offenen Geist einlassen. Musique concrète sind Alltagsgeräusche, die zu einer Komposition zusammengefügt werden – für die Ohren ungewohnt.

Pierre Henry hinterließ Jean-Michel Jarre einige Geräusche für ein zukünftiges Projekt. „Pierre Henry hat mich dazu inspiriert, ein Album mit den alten analogen Techniken zu erstellen“, schreibt Jarre in seinem Facebook-Account.

Die Musik und die Geräusche brechen über den Zuhörer herein, dessen Anlage bestenfalls mit Dolby Atmos ausgestattet ist, um das komplette Klangspektrum zu erfassen. Ich bin kein Audiotechniker, aber erahne, was Jarre hier geleistet hat, denn OXYMORE nimmt mich akustisch gefangen und die Welle, der Schall, der Druck trägt mich hinfort.
Ein paar Tage nach der Veröffentlichung gab Jarre ein VR-Konzert im Netz, wie er es schon zweimal gemacht hat. Während Notre Dame in Farbe strahlte, war OXYMORE meist in Schwarzweiß, aber nicht ebenso packend. Mir hat es gefallen, obwohl ich nur die schlichte 2D-Version in YouTube gesehen hatte.

Und wer den alten Jean-Michel Jarre hören will, dem empfehle ich das Album Concert in China, das zum 40. Jubiläum remastered in wenigen Tagen neu aufgelegt wird.

VR-Silvesterkonzert von Jean-Michel Jarre in Notre Dame

1. Januar 2021

Er hat es wieder getan und er hat es wieder richtig gut gemacht. Zum Jahresende absolvierte der französische Altmeister der elektronischen Musik Jean-Michel Jarre in einem virtuellen Auftritt zum Jahresabschluss. Ort des Geschehens war das Netz und der ehrwürdige Sakralbau Notre Dame.

Nachdem er bereits am 21. Juni 2020 sein Alone Together Konzert in VR gespielt hatte, war nun das Silvesterkonzert an der Reihe. Und wieder blieb mir die Spucke weg, wenn ein 72jähriger der Masse der Musiker und Veranstaltungstechniker zeigt, wo es langgeht in Corona-Zeiten. Er warb damit für sein neues Album Welcome to the other Side, das es leider bisher nur Download vorliegt. Ich hoffe, ein Datenträger folgt 2021.

Jarre war schon immer ein Pionier gewesen und ging an die Grenzen, nur nich musikalisch, sondern auch dramaturgisch. Seine Mammutkonzerte sind legendär und nun sucht der Musikant aufgrund Corona neue Wege im Netz. Siehst so die Musik der Zukunft aus?

Das Konzert war aber auch ein Statement zur Virtual Reality VR. Leider, ich muss es gestehen, habe ich das Konzert nur via YouTube live in 2D verfolgen können. Freunde mit passenden VR-Brillen schwärmten von einem noch intensiverem Konzerterlebnis. Leider war das Konzert mit meiner Sony VR-Brille nicht kompatibel.
Die Musik war so enorm kraftvoll und mit Kopfhörer beamte sie uns Zuschauer so richtig weg. Genau der richtige Knaller als Auftakt für 2021 – ein gutes neues Jahr.