Digitalisierung im Einzelhandel muss nicht automatisch ein Online-Shop sein, es geht auch anders. Bei einem komplett umgebauten REWE-Markt in Geiselbullach im Landkreis Fürstenfeldbruck hatte ich erstmals die Gelegenheit das System REWE Scan & Go auszuprobieren. Das System beschleunigt den Wochenendeinkauf radikal, aber nicht ohne Folgen.

Am Eingangsbereich des REWE-Marktes ist ein Regal mit Scannern. Sie sehen ein wenig aus wie die Phaser aus Raumschiff Enterprise, dienen aber weniger dem Paralysieren von Aliens als vielmehr den Erfassen von Strichcodes auf den Waren des Supermarktes. Es wird zunächst die Payback-Karte des Kunden gescannt. Das Ganze ist ein exklusives Angebot für Kunden dieser Kundenkarte.
Es ist auch möglich sein eigenes Smartphone als Scanner zu verwenden, dazu muss aber die REWE Scan & Go-App installiert sein. Auf jeden Fall steht fest: Der Betreiber verfügt über das komplette Einkaufsverhalten des Kunden. Da das System mit der eineindeutigen Karte des Kunden gekoppelt ist, wandern die Daten automatisch in die Big Data-Analyse: Welcher Kunde leistet sich welche Waren zu welcher Zeit zu welchem Preis – ein wahrer Schatz für Datenfreaks und Unternehmen, die genau wissen wollen, wie ihre Kunden ticken.

Der Scanner wird am Einkaufswagen eingesteckt, damit der Kunde die Hand frei hat. Hat er sich für ein Produkt entschieden, dann scannt der den Strichcode und der interne Rechner zählt die Preise zusammen, so dass der Kunde immer weiß, wie teuer sein Einkauf gerade ist. Natürlich kann man ein Produkt auch zurücklegen und den Einkauf löschen bzw die Mengenanzahl erhöhen oder reduzieren. Das ist sehr bequem und als Kunde habe ich jederzeit den Überblick.

An der Kasse muss ich meine Waren nicht wieder aufs Kassenband legen, sondern checke bei der Expresskasse aus. Das spart enorm Zeit und dauert nur ein paar Sekunden. Das lästige „Storno an Kasse 3“ entfällt. Bezahlt wird mit Electronic Cash, also Plastikkarte oder mobiles Zahlen mit beispielsweise der AppleWatch. Die Waren bleiben im Einkaufswagen und müssen nicht wieder vom Wagen aufs Band und dann wieder in den Wagen gelegt werden.

Für den Supermarkt bedeutet es ein gewisses Risiko. Sind alle Kunden ehrlich? Haben alle die Produkte wirklich gescannt? Bei unserem Einkauf gab es Stichproben durch eine Aufsichtsperson. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist ab und zu besser. Der Betreiber erhält anhand seines Warenwirtschaftssystems die wirklichen Zahlen von Umsatz und Bestand.
Auch klar ist, dass durch so ein System weniger Kassenkräfte benötigt werden. Es bedeutet eine deutliche Reduzierung der Kosten, wenn weniger Personal benötigt wird. Im Gespräch mit einer Verkäuferin wurde gesagt, dass noch genügend zu tun sei. Zudem sei es immer schwieriger geneigtes Personal zu finden.
Ich finde es eine spannende Entwicklung. Amazon hat es mir seinen Stores und einem eigenen System vorgemacht. REWE und Payback ziehen hier nach. Ich bin gespannt, welche Ideen die anderen Supermarktketten in diesem Land haben. Ich stelle fest: Die Digitalisierung schreitet voran.