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Hochwasser und das Versagen des Journalismus in den Massenmedien

5. Juni 2013

Gott sei Dank hat mich das Hochwasser nicht stark getroffen. Ein paar Pfützen im Keller, aber kein Vergleich zu den Horrormeldungen aus Bayern, Sachsen und Thüringen. Dort heißt es „Land unter“ und die Leute haben Hab und Gut verloren.

Ich hatte mich mit den High-Tech-Säcken von Floodsax ausgestattet, falls das Wasser uns treffen sollte. Aber wir blieben im großen und ganzen verschont. Dennoch klare Empfehlung für das System von meiner Seite.

Im Netz und in den klassischen Massenmedien verfolge ich den Verlauf des Hochwassers.  Und ich stelle fest: Die klassischen Massenmedien haben zum Teil versagt. Den ganzen Tag rauf und runter Meldungen über Evakuierungen. Kamerateams fahren zum Teil mit dem Schlauchboot durch überflutete Städte und Dörfer. Dann wird darüber diskutiert, ob es sinnvoll ist, dass Seehofer und Merkel die Stätte des Geschehens besuchen und warum Ude dem ganzen fern bleibt. Entschuldigung, wo bleiben die Menschen?

Daniel Wildfeuer aus Schönberg hat mit seiner Agentur Wildfeuer diese Seite aus dem Boden gestampft.

Daniel Wildfeuer aus Schönberg hat mit seiner Agentur Wildfeuer diese Seite aus dem Boden gestampft.

Ich stelle fest, dass Privatleute die relevanten Seiten in Facebook eröffnet haben, die in kurzer Zeit zigtausend Freunde bekommen haben, weil sie bürgernahe und relevante Informationen liefern. Ich nenne die beiden Seiten Infoseite – Hochwasser 2013 Bayern (132.347 Freunde) und Hochwasser Sachsen-Anhalt (76.929 Freunde). Daniel Wildfeuer aus Schönberg hat mit seiner Agentur Wildfeuer die bayerische Seite aus dem Boden gestampft und zeigt, wie es geht.

Überall entwickeln sich Bürgerprojekte - hier im deutschen Osten.

Überall entwickeln sich Bürgerprojekte – hier im deutschen Osten.

Landratsämter platzieren in Facebook relevante Informationen, nutzen YouTube als Kommunikation. Journalisten engagierten sich in eigenen Projekten wie Regensburg digital und zeigen den etablierten Massenmedien, wie es geht. Open Data-Projekte berichten, wie der Stand des Hochwassers ist oder in Google Maps wird angegeben, wo Helfer für Dämme benötigt werden. Eine neue Form von Journalisten wird benötigt: Journalisten, die mit Daten umgehen können.

Landratsämer wie hier Pfaffenhofen an der Ilm informieren über Facebook und YouTube.

Landratsämer wie hier Pfaffenhofen an der Ilm informieren über Facebook und YouTube.

Ich will nicht alle Massenmedien über einen Kamm scheren, aber ich bin enttäuscht von der Berichterstattung. In der Mainpost online lese ich: „Unsere Volontärinnen waren heute in Würzburg unterwegs und haben Impressionen vom Hochwasser mit der Videokamera eingefangen. Das Ergebnis gibt es hier zu begutachten.“ Das ist nichts anderes als eine sanfte Variante von Sensationsjournalismus.

Um die Berichterstattung aufzupeppen, werden Twitter-Feeds mit dem Hashtag Hochwasser in die Berichterstattung integriert. So zeigt man wohl Bürgernähe.

Die Krise wäre eine richtig große Chance für Verlage gewesen, ihre Kompetenz und Bürgernähe zu beweisen. Hier Manpower zu investieren, wäre sicher sinnvoll gewesen und würde sich am Ende auch auszahlen.

 

CSU-Netzkongress setzt klare Zeichen

18. März 2012
Dorothee „Doro“ Bär und Prof.  Dr. Dirk Heckmann präsentieren das Positionspapier des CSU-Netzrates.

Dorothee „Doro“ Bär und Prof. Dr. Dirk Heckmann präsentieren das Positionspapier des CSU-Netzrates.

Der zweite Netzkongress der CSU war ein Erfolg – nach innen und nach außen. Das zweite Positionspapier des CSU-Netzrates wurde von der Bundestagsabgeordneten Dorothee „Doro“ Bär und Prof.  Dr. Dirk Heckmann nach außen dem Publikum und der Presse vorgestellt. Die Thesen dieses Papiers sind sehr interessant und verlocken zur Diskussion über Netzthemen. Sie regen an, fordern ein Bekenntnis zum Netz ein, sie wollen die digitale Spaltung in unserem Land überwinden.

So fordern die schwarzen Netzpolitiker einen Internet-Minister auf Bundesebene (erinnert mich irgendwie an den Atomminister FJS). Dieser Minister soll als Schnittstelle zwischen den verschiedenen politischen Ressorts fungieren, auf gut deutsch: Wahrscheinlich soll jedem reinreden, denn das Netz ist nicht ein eigenes Ressort, denn allgegenwärtig.

Aber die Initiatoren des CSU-Netzkongresses haben recht: Das Internet ist schon lange mitten in der Gesellschaft angekommen, auch wenn es Teile der analogen Gesellschaft nicht wahrhaben wollen. Ich kann es nicht mehr hören, wenn Leute sagen, sie gehen jetzt ins Internet – das klingt so, was würden sie einen virtuellen Raum betreten. Quatsch, das Netz ist Alltag.

Ich musste bei dem Kongress in den Räumen der Hanns-Seidel-Stiftung schon zweimal hinschauen. Steht da wirklich CSU außen auf dem Positionspapier? Viele der Forderungen müssen etablierte Parteialtvorderen ziemlich auf die Palme bringen: Gegen Netzsperren, gegen ACTA.

Gut besucht war die Veranstaltung in der Hanns-Seidel-Stiftung.

Gut besucht war die Veranstaltung in der Hanns-Seidel-Stiftung.

Dass die Veranstaltung ein Erfolg war, zeigte sich nach der großen Resonanz. Der Hastag #csunk2 war am Ende des Konferenztages Trending Topic bei Twitter. Darüber sorgten sicherlich nicht nur die zahlreichen CSU-Mitglieder und -Sympathisanten, sondern auch die zahlenmäßig gut angereisten Piraten.

Die Veranstaltung war aber vor allem ein Erfolg nach innen. Dafür sorgte Dorothee Bär und ihr Team mit einem genialen Schachzug. Es war ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl in die eigene Partei. Leute, wacht auf. Denn die Organisatoren des Netzkongresses hatten eine hervorragende Idee: Sie holten den ehemaligen CSU-Chef Dr. Edmund Stoiber auf die Bühne. Stoiber erreicht die Konservativen in der Partei und sogar die Betonköpfe und die Hardliner. Wenn ein Stoiber sagt, das Internet sei eine gute Sache, dann bewegt sich auch innerhalb der CSU etwas. Für meine Begriffe war die Stoiber-Rede viel zu lang, aber dennoch war es ein richtiges Zeichen. Obwohl ich es nicht mehr hören kann, welch Visionär dieser FJS war. Strauß ist seit 1988 tot und viele der Netzkongressbesucher waren noch nicht einmal geboren, als Strauß starb. Wäre FJS heute am Leben, würde er bei seinen Geschäften aus dem Amt getrieben. Die Zeiten ändern sich.

Ein wichtiges Zeichen: Ex-CSU-Chef Stoiber wirbt für das Netz.

Ein wichtiges Zeichen: Ex-CSU-Chef Stoiber wirbt für das Netz.

Aber Stoiber bekannte sich zum Netz, warb bei den Netzbefürwortern um mehr Toleranz – ggf sollte er auch bei seinen analogen Anhängern für mehr Toleranz werben. Aber es ist ein ganz wichtiges Zeichen für die CSU. Die Netzpolitiker werden nach dem Auftritt von Stoiber ernster genommen – nach innen und nach außen. Das war für mich das wichtigste Zeichen dieses zweiten CSU-Netzkongresses.

Social Media: Live dabei beim politischen Aschermittwoch

23. Februar 2012
Live Streaming vom politischen Aschermittwoch von CSU und SPD.

Live Streaming vom politischen Aschermittwoch von CSU und SPD.

Als Journalist bin ich interessiert, was am politischen Aschermittwoch in Bayern gesagt wird. Nächstes Jahr ist bei uns Landtagswahl und es wird spannend. Herausforderer Christian Ude tritt gegen Amtsinhaber Horst Seehofer als bayerischer Ministerpräsident an. Als Unterhaltung, nicht als Information, dienen dabei die Auftritte der Spitzenpolitiker bei den jeweiligen politischen Aschermittwochsveranstaltungen in Passau (CSU) und Vilshofen (SPD). Es sind Stammtischreden, nichts weiter.

Dieses Jahr musste ich mir nicht überlegen, welche Rede ich live vor Ort verfolgen sollte. Den angriffslustigen Ude oder den wortgewaltigen Stoiber? Nix da, ich blieb einfach zu Hause. Ich saß beim Frühstück und verfolgte die Reden via Livestream am iPad und am MacBook Air. Ich checke die Meinungen, Stimmungen via Facebook und Twitter. Die Twitter-Hashtags waren #spdam12 und #csuam12. Ich sah mir die geposteten Schnappschüsse und Clips an. Ich diskutierte beim Live-Chat in Facebook. Dank Technik war ich live an meinen Devices dabei. So stelle ich mir den Einsatz von Social Media vor.

In klassischen Massenmedien wie Fernsehen schaute ich auch kurz rein. Aber nur kurz, denn ich musste das Gequatsche der Kollegen anhören. Der Phoenix-Kommentator beim Aschermittwoch der CSU: „Es ist ja nicht ungewöhnlich in Bayern, morgens oder vormittags ein Bier zu trinken. Dementsprechend ist die Stimmung.“ Danke für diesen Beitrag in Sachen Qualitätsjournalismus.

Upps, Ministerpräsident Seehofer spricht aus einer rosa (Boxen-)Sau.

Upps, Ministerpräsident Seehofer spricht aus einer rosa (Boxen-)Sau.

Langsam, ganz langsam verstehen die politischen Parteien CSU und SPD die Macht von Social Media. Hier können Parteien selbst senden. Sie brauchen keine Journalisten als Filter, sondern sind selbst Sender. Sie nutzen durch Social Media ein neues Massenmedium. Aber noch haben es die Parteimitglieder und Mandatsträger in der Masse nicht verstanden. Funktionen wie Retweet bei Twitter oder Teilen bei Facebook werden nicht intensiv genutzt, um Botschaften zu verbreiten. Beim Fußvolk klappt es in Ansätzen. Aber ich hätte eigentlich erwartet, dass mehr Abgeordnete aus Land, Bund oder Europa die Chancen nutzen, um ein digitales Profil zu gewinnen. Es reicht nicht nur aus, in Passau oder in Vilshofen beim Stammtisch dem Nachbarn zu zuprosten. Bitte auch virtuell die digitalen Nachbarn daran teilhaben lassen. Aber wir haben ja noch den politischen Aschermittwoch 2013.

Social Media: Forderungen um Google +

18. Juli 2011

Ich habe mir jetzt ein wenig Zeit gelassen und ausführlich Google + ausprobiert. Und für mich steht fest: Die Kuh fliegt und anders als das Nerdtool Wave ist Google + etwas für the rest of us. Die Sache mit den Kreisen bringt eine neue Bedeutung in mein Leben nach dem Motto „Störe meine Kreise nicht“ oder da bekommt die Aussage: „In welchen Kreisen man verkehrt“ einen ganz neuen Drive. Klar, die ganze Sache ist noch Beta, aber Google + hat das Zeug zum ganz großen Ding. Die User-Zahlen beweisen es: Es gibt eine Alternative zu Facebook.

Richtig bewusst wurde es mir am Wochenende als in den Netzen über die Tätigkeit diskutiert wurde. Nutze ich Facebook dann facebooke ich. Aber was mache ich, wenn ich Google + nutze? Googlen? Wohl eher nicht. Wenn aber im Netz darüber diskutiert wird, dann ist Google + bei den Usern und im Wortschatz der User angekommen. Und dies bereits nach zwei, drei Wochen.

Als Mac-User hab ich derzeit nur ein Problem: Die App von Google + für mein iPhone und mein iPad liegt noch bei Apple zur Freigabe – und schon ganz zwei Wochen. Hab ich da vielleicht den Verdacht, Apple hat kein großes Interesse an einer App von Google +? Also Steve, gib endlich das Ding frei, denn wir User wollen es. Die Idee von Ping war ja ganz nett, aber eben kein soziales Netzwerk. Und iOS 5 soll ja Twitter besser integrieren, was grundsätzlich positiv ist. Dennoch: Die Zukunft gehört Google +.

Aber nicht nur Apple ziert sich ein wenig. Mein neues Tool für Soziale Netzwerke ist Hootsuite. Ich halte es für mich als Normale als bestes Werkzeug für meine Arbeit. Allerdings fehlt da auch noch eine Google + Integration, wie mein werter Kollege Thomas richtig bemerkt hatte. Und ich will auch einen Twitter-Hashtag für Google + so wie #fb.

Ach ja, da gibt es auch noch Microsoft. Zufällig kam heraus, dass Redmond auch an einem Sozialen Netzwerk arbeitet – zu spät, wie ich finde. Das Ding heißt Tulalip. Es war ein Hinweis darauf kurzzeitig online. Das Tool soll helfen „zu finden was man sucht und dieses mit anderen zu teilen“. Die Idee war unter socl.com kurzzeitig zu sehen, ist aber inzwischen vom Netz genommen mit dem Verweis, dass es nur ein internes Projekt von Microsoft war.

Microsoft arbeitet auch an einem Sozialen Netzwerk.

Microsoft arbeitet auch an einem Sozialen Netzwerk.

 

Update (19.07.2011): Google + ist im App Store für das iPhone. Der Link hier.

Gedanken zum media coffee: Kommunikation 2020

9. Juni 2010

Social Media wird eine Ernüchterung erfahren, wie es auch Second Life erging – Dieser Meinung war Prof Peter Wippermann vom Trendbüro. Auf einer Veranstaltung des media coffee bat Veranstalter newsaktuell über 300 Zuhörer zum Thema „Kommunikation 2020 – Aufbruch in ein neues Informationszeitalter“ zur IBW nach München.

Eine rundum gute Figur machte Jochen Wegner, Chefredakteur von Focus online. „SL fand ich schräg, doch das iPad elektrisiert mich.“ Das Gerät zeige komplette neue Möglichkeiten, „wie man mit neuen digitalen Inhalten umgeht“. Verlage lernten jetzt erst, die neuen digitalen Inhalte aufzubereiten. Bei Focus werden die kostenlosen Apps von Werbung finanziert, bei den Verlagskollegen kosten die Apps gleich Geld. Wegner sah künftig neue hochwertige Inhalte durch das iPad. Als Vorzeigebeispiel nannte er „Wired“.

Falsch halte ich die Aussage von Wippermann, der die Wirkung des iPads bei älteren Usern überschätzt sah. Ein Achtzigjähriger ist mit dem ABC groß geworden und nicht mit Fingergesten.“ Ich glaube dagegen, ein Achtzigjähriger beherrscht seine Finger noch ganz gut. Der Praxistest mit meinen Dad verlief hervorragend.

Interessant für mich waren am Rande der Veranstaltung manche Aussagen über Arbeitszeit. So manchen Teilnehmer aus der PR-Szene stieß es übel auf, als Wippermann eine weitere Vermischung zwischen Arbeit und Freizeit ankündigte. Diese Vermischung werde eine echte Herausforderung. Hier stimme ich Helmut Freiherr von Fricks, Geschäftsführer von F&H Public Relations, zu: „Wir haben nur eine Zeit und nicht Arbeitszeit und Freizeit. Wir so denkt, sollte sein Zeitmodell überprüfen.“ Es gelte, die Zeit richtig zu nutzen. In Publikum gab es nicken und Kopfschütteln gleichermaßen. „Ich bin doch nicht bereit, für meinen Laden noch mehr zu schuften“, war eine Aussage neben mir. Ich glaube, die Dame hat es nicht verstanden.

Vielleicht war mit meiner Provokation auch etwas daran, als ich via iPhone über die Twitterwall live twitterte: „ Im Jahr 2020 gibt es mindestens 45 Prozent von denen nicht mehr und müssen mal richtig arbeiten #mediacoffee“ und allen sei noch auf den Weg gegeben: „Web 2.0 wurde nicht erfunden, damit Verlage und PR automatisch Geld verdienen 🙂 #mediacoffee“.

Es hätte ein schöner Abend werden können, doch leider war das Podium falsch besetzt: Moderator Klaus Eck mühte sich redlich ab und versuchte die Diskussion in Gang zu bekommen bzw. in Gang zu halten, doch mindestens zwei Podiumsteilnehmer waren noch nicht mal richtig im modernen Zeitalter angekommen. Wie sollen sie dann überhaupt Aussagen über die Zukunft 2020 treffen?

Der Veranstalter newsaktuell gab sich modern und richtete hinter dem Podium eine Twitterwall ein. Besucher und Interessierte im Saal der IBW und außerhalb sollten Fragen stellen und sich unter dem Hashtag #mediacoffee beteiligen. Das wurde auch gemacht und ein paar Übermutige nutzten die Wall auch für die Selbstdarstellung oder Provokation, der Autor dieser Zeilen mit eingeschlossen. Leider konnten die Diskutanten die Tweets der Wall nicht lesen, ohne sich den Kopf zu verrenken. Nachdenken und dann die neue Präsentationstechnik einsetzen, das erwarte ich bei einem Veranstalter wie einer dpa-Tochter.