Posts Tagged ‘Massenmedien’

Tag des Bloggens

13. November 2019
Er wäre heute ein Blogger: Sigi Sommer

Er wäre heute ein Blogger: Sigi Sommer

Heute ist der 13. November – heute ist der Tag des Bloggens. So steht es zumindest im Kalender der kuriosen Feiertage aus aller Welt. Und gerne will ich diesen Feiertag begehen, denn für mich als Blogger gehören Blogs eindeutig zu den modernen Massenmedien und zur Massenkommunikation.
Ich selbst blogge seit Juni 2008 und das nahezu täglich für redaktion42.com. Ich bin hin und wieder als Corporate Blogger für Mittelständler tätig. Ich schule Interessierte zum Thema Blogs. Un ich war Gründungsmitglied und eine zeitlang Vorsitzer des Bloggerclubs und halte es für enorm wichtig, dass Blogger eine Interessenvertretung haben.
Habe ich als Blogger Vorbilder? Klar, denn ich bin gelernter Tageszeitungsjournalist und komme aus der Tradition des journalistischen Bloggens. Viele berühmte Journalisten wären Blogger gewesen, wenn es die Technik früher gegeben hätte: Heinrich Heine, Martin Luther oder auch Spaziergänger Siegfried Sigi Sommer. Sommer war Autor der Blasius-Kolumne. Sie war in meiner Heimatstadt München sehr erfolgreich, sie erschien ununterbrochen fast vierzig Jahre lang in der AZ, die letzte von ungefähr 3500 Kolumnen kam am 2. Januar 1987 heraus. Im Grunde wäre der Sigi ein Blogger gewesen.

Ich gehe immer wieder an einer lebensgroßen Bronzestatue Sommers vorbei, die vom Bildhauer Max Wagner gestaltet wurde. Sie zeigt ihn als Spaziergänger mit einer Zeitung unter dem rechten Arm. Die Statue wurde von der Verlegerfamilie R. S. Schulz gestiftete Standbild gestiftet. Sie steht in der Fußgängerzone am Roseneck in der Rosenstraße beim Apple Store und wurde am 28. Juli 1998 enthüllt.

Werbung: Herausforderung FakeNews

11. August 2019

Bei meinen Schulungen zur Medienkompetenz stelle ich fest, dass Schülerinnen und Schüler mit zwei massiven Herausforderungen konfrontiert sind: die klassische Suchfunktionen von Google und FakeNews

Schulung zur Medienkompetenz in einer Berliner Grundschule.

Schulung zur Medienkompetenz in einer Berliner Grundschule.

Bei Referaten, Seminararbeiten und ähnlichem ist die Recherche im Internet bei Jugendlichen die erste Wahl. Die Bücherei hat längst verloren: Aber die Jugendliche haben nicht mehr das Problem wie zu meiner Zeit in den 80er Jahren, woher sie die Informationen bekommen, sondern wie sie die Fülle von Suchergebnissen begrenzen können. Google liefert Millionen von Ergebnissen. Viele Jugendliche können nicht suchen, geschweige denn Suchmaschinen wie Google richtig bedienen.
Daher beziehen viele Jugendliche und zunehmend auch viele Erwachsene ihre Informationen aus sozialen Medien: Und hier treffen wir massiv auf FakeNews und Hatespeech. Wenn mein Freund eine Nachricht weiterschickt, dann ist die Glaubwürdigkeit hoch, denn er ist ja mit mir befreundet. Medienkompetenz würde dann einsetzen, wenn darüber nachgedacht wird, bevor man den Teilen-Knopf drückt oder eine Botschaft retweeted.

Soziales Kapital steigt beim Teilen
Es setzt ein psychologischen Effekt ein: Ich habe eine Neuigkeit und daher habe ich hohes soziales Kapital. Wenn ich diese Neuigkeit teile, dann wächst mein soziales Kapital, mein Ansehen. Ich erhalte ein Like, einen Daumen – eine klassische Belohnung und damit Anerkennung. Dabei ist es gar nicht mal so wichtig, ob die Information stimmt, fast stimmt oder gar nicht stimmt. Die digitale Sau wird durchs digitale Dorf getrieben.
Für mich eine erste Anlaufquelle zur Überprüfung ist die österreichische Website minikama. Politische News überprüfe ich beispielsweise mit dem Faktenfinder der Tagesschau. Hier auch interessant ein Blogpost einer Casinoseite.

Warum steht in unterschiedlichen Zeitungen der gleiche Inhalt?

Warum steht in unterschiedlichen Zeitungen der gleiche Inhalt?

Und in sozialen Netzwerken tummeln sich bewusste Wahrheitsverdreher. Oft höre ich Aussagen: Im Netz gibt es andere News als in den klassischen Massenmedien – hier wird uns als Bürger etwas vorenthalten. Die Medien manipulieren, denn überall stehen die gleichen Nachrichten. Schnell wird von Lügenpresse gesprochen. Wie Medien funktionieren und welche Bedeutung beispielsweise die dpa hat, kennen die meisten Bürger nicht.
An die Stelle der klassischen Massenmedien treten so genannte alternative Medien, die scheinbar die Wahrheit gepachtet haben. Hier hat die Medienerziehung versagt, hier haben die Verlagen und Verlegerorganisationen versagt, die Funktionsweise von Massenmedien zu erklären. Lügenschleudern sind stattdessen im Netz entstanden und produzieren ihre FakeNews rund um die Uhr.

AfD als FakeNews-Produzent
Interessant ist in diesem Fall, eine Bildfälschung der AfD mit der bayerischen Landtagsprädientin Ilse Aigner. Die Pressestelle des Landtags hat am 5. Juli 2019 ein Foto veröffentlicht, das Aigner mit eine Kindergruppe zeigt, die blaue Luftballons steigen lassen. Es wurde im Rahmen des „Entdeckertag für Kinder im Bayerischen Landtag“ aufgenommen.

Das Originalbild der Pressestelle des Bayerischen Landtags.

Das Originalbild der Pressestelle des Bayerischen Landtags.

Der bayerische AfD-Abgeordnete veröffentlichte nun dieses Bild auf seiner Facebookseite und ergänzte den AfD-Schriftzug auf den Luftballons. „Die AfD wirkt auch in Bayern“ hieß es. Also die ganze Sache ist eine reine Fälschung und eine klassische FakeNews. Als die AfD bei der Fälschung ertappt wurde, nannte es die AFD einen Gag.

Und was die AfD als FakeNews daraus gemacht hat.

Und was die AfD als FakeNews daraus gemacht hat.

Das ist eine typische AfD-Reaktion. Die Reaktion von Ilse Aigner war einen Strafantrag gegen den AfD Abgeordneten gestellt. Aigner meinte, die Foto-Montage sei geeignet, sie als Person des politischen Lebens verächtlich zu machen. „Eine parteipolitische Werbeaktion auf dem Gelände des Landtags wäre mit meinem überparteilichen Amt als Landtagspräsidentin nicht vereinbar.“
Für mich als Fazit: Meine Medienkompetenz-Schulungen sind wichtiger denn je.

10 Jahre Blogger als redaktion42.com – Geburtstagsfeier mit Gedanken

20. Juli 2018

Auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, dass ich mit dem Bloggen angefangen habe – heute hat mein Blog redaktion42.com den 10. Geburtstag. Also mal ein bisschen Zeit zum Reflektieren ist angesagt – woher komme ich und wo stehe ich.

So kam ich zum Bloggen

Ich begann mit dem Bloggen, weil ich es kann. Das klingt jetzt blöd, aber ist genau so. Als Mensch der klassischen Massenmedien, als gelernter Tageszeitungsjournalist und späterer Chefredakteur von IT-Medien stand ich aufwendigen Print-Produkten vor. Die Inhalte unters Volk zu bringen war eine teure Angelegenheit. Redaktion, Anzeigen, Druckvorstufe, Druckerei, Vertrieb und vieles mehr. Das kostete Unmengen von Geld. Massenmedien meiner Zeit waren eine Einbahnstrecke, ein Sender-Empfänger-Modell. Ich als Journalist sendete, meine Leserinnen und Leser empfingen. Der Rückkanal der Leser zu uns als Redaktion war begrenzt. 

Auf dem Weg zum Bloggen.

Auf dem Weg zum Bloggen.

Das hat sich heute geändert. Das Mitmachweb 2.0 hat alles auf den Kopf gestellt. Jeder kann senden und jeder kann empfangen. Das sind wunderbare Möglichkeiten, aber auch gefährliche Möglichkeiten, wenn jeder im Großen und Ganzen veröffentlichen kann, was er will. Die Krise in den klassischen Massenmedien ist da. Mit meinem Blog redaktion42.com bin ich Teil der Blogosphäre, also Teil des Bloguniversums und es macht verdammt viel Spaß. Ich brauche den großen Apparat von Verlagen oder Sendeanstalten nicht mehr, sondern der Blog, SEO und Vernetzung können klassische Massenmedien ergänzen. 

Ich bin der Inhalt 

Ich startete meinen Blog in der Tradition der Graswurzelbewegung, ohne politisch zu sein. Mein Blog kam im Form eines Tagebuchs daher, eben der Blog des digitalen Nomaden Matthias J. Lange. Während ich in meinem Seminaren predige, sucht euch ein schönes Nischenthema und bloggt darüber, habe ich es bei meinem persönlichen Blog anders gemacht. Ich habe mir ein wunderbares Thema gesucht, bei dem ich mich hervorragend auskenne. Das Thema bin ich – der Blog ist meine Sicht auf die Welt. Damit ist aber auch klar, dass der Blog von seinen Zugriffszahlen nicht durch die Decke schießen kann, denn eine so faszinierende Person, eine Art VIP oder Prominenz bin ich auf gar keinen Fall. Ich bin ein einfacher Geschichtenerzähler, der auf virtuelle Freunde zählen kann. Dieses Netzwerk wächst und je nach gebloggten Thema steigen die Klickzahlen – oder auch nicht. Ich setze dabei nicht unbedingt auf Google Keywordsuche, sondern vertrauen meinem Gefühl als gelernter Journalist. Ich weiß, welche Themen ankommen und welche eben nicht. Und dennoch schreibe ich auch über Themen, die keine großen Klicks versprechen – ganz einfach weil ich es kann und weil ich es für richtig finde. In der Regel lasse ich zwei große Themenbereiche aus: Das sind Religion und Politik. Obwohl im Zeitalter von Hatespeech und Fakenews habe ich immer wieder meine politische Meinung veröffentlicht, weil ich es für richtig halte. Ich stehe zur Demokratie, ich stehe zu Europa und ich stehe zur Aufklärung. 

Heute wird ein großes Aufhebens gemacht über Formen des Storytellings als Erzählform. Dabei ist Storytelling nichts neues. Als Journalist kenne ich die Möglichkeiten des Geschichtenerzählens, ich kenne die Darstellungsformen und Erzählweisen und ich bin um meine Lehrmeister durch all die Jahre dankbar, die mich in meiner Ausbildungszeit nicht immer mit Samthandschuhen angefasst haben. Ich habe gelernt, zugeschaut, nachgemacht, mich vernetzt, ausprobiert und ich habe keine Angst vor einem leeren Blatt oder heute Bildschirm. Wenn ich Bloggerkolleginnen und Bloggerkollegen sehe, wie sehr sie sich mit einem Textchen abmühen, dann setze ich mich eben einfach hin und schreibe. Da kommen keine Pulitzerpreistexte heraus, sondern Gebrauchstexte. Das Thema lebenslanges Lernen kann ich dabei nur unterstreichen. 

Regelmäßigkeit der Blogposts

Ich begann zunächst zweimal die Woche zu posten und im Laufe der Zeit wurde es fünf Tage die Woche, es steigerte sich auf sieben Tage die Woche. In der Regel ist es ein Post pro Tag, an bestimmten Tagen kommt es zu zwei oder mehr Posts, wenn sich die Ereignisse überschlagen. Da kann ich aus meiner Haut des Tageszeitungsjournalisten nicht heraus. Das ist oft bei Nachrufen der Fall. Ich versuche dann eine persönliche Sichtweise auf den oder die Toten einzunehmen. Im Falle von Steve Jobs beispielsweise war dies der Fall. 

Luther nutzte die modernsten Massenmedien seiner Zeit. Ich schieße mich an.

Luther nutzte die modernsten Massenmedien seiner Zeit. Ich schließe mich an.

Multimediale Form

Zunächst waren es Texte in meinem Blog, dann kamen Fotos hinzu und schließlich auch Videos, die ich bei YouTube hoste und in meinen Blog einbinde. Film ist für mich ein starkes Medium und ich experimentiere gerne mit YouTube herum. Ich taste mich Zug um Zug voran. Mit rund 1200 Abonnenten bin ich eine Art Nachwuchs-Youtuber. Da wird es noch klarer: Wenn ich früher eine Sendeanstalt brauchte, bin ich heute ein eigener Sender, mein eigener Kanal. 

Beim Sammeln von Videomaterial Fürmeinen YouTube-Kanal redaktion42

Beim Sammeln von Videomaterial für meinen YouTube-Kanal redaktion42

Interessant sind auch die Reaktionen innerhalb YouTube. Dort gibt es zahlreiche Trolle, denn in der computervermittelten Kommunikation sinkt die Hemmschwelle für Beschimpfungen und Beleidigungen. Und als YouTuber darf man sich einiges anhören. Viele Beleidigungen habe ich nach Hinweis gelöscht, andere zur Anzeige gebracht. Aber: Ich habe auch wunderbare Unterhaltungen und mein berufliches und privates Netzwerk erweitert. Danke für diese Erfahrungen.  

Verbreitung meiner Botschaften

Nun, ich wende natürlich einfache SEO-Maßnahmen an, damit Google meinen Blog mag. Da ist noch viel mehr drin und täglich muss ich mich entscheiden: Schreibe ich für Google oder schreibe ich für den Menschen? Je nach Laune und Tagesform entscheide ich mich für die eine oder andere Seite. Zusätzliche Plugins nutze ich nicht, meine Schreibe in meinem Blog ist Erfahrungssache.

Und natürlich ist mein Blog mit virtuellen Netzwerken verbunden. Viele Leute haben meinen Blog abonniert und bekommen eine automatisierte E-Mail von mir am Morgen. Da wären zum einen die Geschäftsnetzwerke Xing und LinkedIn, zum anderen die klassischen Netzwerke wie Facebook, YouTube und Twitter – ich liebe übrigens Twitter und bin dort eine vernetzte Plaudertasche. Zudem nutze ich ein wenig Instagram und Pinterest. Gerade Pinterest will ich deutlich ausbauen. Mit Snapchat spiele ich herum, aber es ist nicht mehr als ein Herumspielen. Bei dem Spaß mit sozialen Netzwerken kommt das Thema Datenschutzgrundverordnung immer wieder auf. Wenn ich Zeit habe, widme ich mich dem Thema Newsletter. Und nein: Ich bin nicht bei WhatsApp! Die Seuche halte ich datenschutzrechtlich für enorm bedenklich – ihr findet mich bei Threema.

Wenn ich Ideen habe, nehme ich gerne an Blogparaden teil, um meine Inhalte zu verbreiten. Immer wieder kommen Aufrufe und ich schau mir die Themen gut an und versuche einen ungewöhnlichen Beitrag zur angebotenen Blogparade zu schreiben. Je nach Thema bringt mir die Sache neuen Content und natürlich neue Klicks und neue virtuelle Freunde. 

Und wie ist das mit dem Geld?

Der Blog ist für mich nur indirekt eine Verdienstmöglichkeit, ich verdiene mein täglich Brot mit Vorträgen und Beratung. Ich habe zwar Amazon Affiliation-Links im Blog, aber reich werde ich dadurch nicht. Es sind ein paar Euro, die ich dadurch einnehme, die zudem noch versteuert werden. YouTube-Einnahmen liegen erst einmal auf Eis, sind aber auch nicht die großen Reichtümer. Google-Werbung habe ich erst gar nicht eingebaut. 

Ich bin viel an Schulen unterwegs - dem Blog sei Dank.

Ich bin viel an Schulen unterwegs – dem Blog sei Dank.

Und dennoch verdiene ich mit meinem Blog Geld. Mögliche Vortrags- und Beratungskunden stoßen auf meinen Blog, auf meine Themen und verstehen: Der Betreiber spricht nicht nur schlau über Blogs und Social Media, sondern praktiziert es selbst. Der Blog ist also ein Marketinginstrument für mein Unternehmen redaktion42. Dort bin ich Dienstleister für Content, Beratung und Schulungen. Mehr und mehr kommt auch das Thema Blogschulungen und Storytelling hinzu – dem Blog sei Dank. Dies steht alles unter dem großen Thema Medienkompetenz, dem ich mich verschrieben habe. Ich bin in allen Schularten unterwegs, schule Vereine und Organisationen und mahne wieder und wieder das Thema Medienkompetenz an. 

Ich bin viel in Sachen Medienkompetenz unterwegs.

Ich bin viel in Sachen Medienkompetenz unterwegs.

Ehrenamt Bloggerclub

Und durch meinen Blog kam ich zu einem Ehrenamt, das ich gerne ausübe, weil es wichtig ist. Ich wurde Vorsitzender des ersten deutschen Bloggerclubs. Der Verein wächst und wächst und vor kurzem wurde ich zusammen mit meinen Stellvertreter Franz Neumeier wiedergewählt. Er hat den extrem erfolgreichen Kreuzfahrtblog. Seit kurzem werden wir im engeren Vorstand von Dr. Tanja Praske unterstützt, die sich in Deutschland einen Namen im Bereich Blogparaden gemacht hat. Wir haben das Kind Bloggerclub auf den Weg gebracht und sobald alles in trockenen Tüchern ist und das Kind alleine laufen kann, werden wir es an eine neue Generation übergeben. Im Mittelpunkt des Bloggerclubs steht der Bloggerkodex, den ich für sehr wichtig in der Blogosphäre halte. Er fordert Transparenz in Blogs ein und stellt sich den schwarzen Schafen der Branche als Qualitätsmerkmal entgegen.

Der Kodex dient einer transparenten Kommunikation gegenüber den Besuchern eines Blogs. Auch definiert der Bloggerkodex die notwendigen Regelungen für Kooperationen mit Unternehmen. Nutzer wünschen sich vertrauenswürdige und glaubhafte Informationen und Unterhaltung. Unternehmen und Organisationen haben wachsendes Interesse an authentischen Meinungen.

Der Bloggerclub ist die Vertretung der Blogger.

Der Bloggerclub ist die Vertretung der Blogger.

Selbstständige Blogger benötigen ein wirtschaftliches Fundament, um langfristig unabhängig existieren zu können. Dieser Kodex beschreibt unser Selbstverständnis als Blogger in diesem Spannungsfeld und hat ebenso das Nutzerinteresse im Blick wie eine professionelle und transparente Zusammenarbeit zwischen Bloggern, Unternehmen und Organisationen. Diese Regeln gelten äquivalent auch für Social-Media-Kanäle. Das halte ich für enorm wichtig und bin daher beim Bloggerclub aktiv dabei. 

Danke

Dass mein Blog redaktion42.com jetzt zehn Jahre existiert, hat viele Gründe und es ist Zeit einmal Danke zu sagen. Danke für Support, Unterstützung und Motivation. Ich will meiner Familie Danke sagen, die mich zu allen möglichen Uhrzeiten bloggen sieht. Meiner Frau danke ich besonders, denn sie nimmt Rücksicht auf meine Eigenheiten und versteht, dass es Phasen gibt, da muss ich einfach schreiben, sonst platze ich. Ich weiß, das ist schwer für ein Familienleben und dafür ein Dankeschön. 

Danke an meine Familie für die Unterstützung.

Danke an meine Familie für die Unterstützung.

Danke will ich auch meinem Kollegen Thomas Gerlach sagen, mit dem ich zusammen angefangen habe zu bloggen. Kollege Gerlach startete mit einem spitzen Medienblog und hat heute einen sehr erfolgreichen Kochblog. Ich blieb bei meinen seichten Themen nach der Devise von Helmut Thoma: Im Seichten kannst du nicht ertrinken. 

Danke natürlich auch an alle meine Kunden, die mich mit Aufträgen versorgen. Ohne euch könnte ich nicht das Leben führen, das ich führe. 

Und natürlich ein großes Dankeschön an alle meine Leserinnen und Leser. Danke für das Feedback, die Likes, die Klicks, die Kommentare und vor allem die Inspiration und Neugierde.

WM-Buch One Night in Rio von Paul Ripke gibt Inspiration für Reportagefotos

30. Mai 2018

Ich bin wahrlich kein Fußballanhänger, aber selbst so ein Banause wie ich hat mitbekommen, dass dieses Jahr wieder eine Fußballweltmeisterschaft stattfindet. Und daher möchte ich an das unheimlich eindrucksvolle Buch One Night in Rio von 2014 erinnern. Es ist ein Fotobuch von Paul Ripke und auch wenn mich Fußball nicht die Bohne interessiert, so ist das Buch eine wahre Inspiration für alle Fotofreunde. Hier wird Reportagefotografie pur abgebildet: Einzig und alleine der Moment zählt. Keine Bilder sind gestellt, sondern der Fotograf ist nah dran und auch mitten drin.

Tolle Inspiration für Reportagefotos: One Night in Rio von Paul Ripke

Tolle Inspiration für Reportagefotos: One Night in Rio von Paul Ripke

Die Fußball-WM in Russland steht vor der Tür und der Einzelhandel präpariert sich mit entsprechenden Fan-Utensilien vor: Flagge, Schminke, Halsketten und was der Fan so braucht. Ich gestehe, ich brauche als Spielverderber mal wieder nichts, aber ich habe das Buch von Paul Ripke aus dem Archiv geholt. Ich habe es mir damals für meine Frau signieren lassen. Das Buch dient als Inspiration für Reportage-Fotografie. Als die Ausstellung von Paul Ripke zu diesem Fotobuch in München lief, habe ich sie natürlich besucht und darüber gebloggt. Die Bilder haben mich damals umgehauen und sie tun es heute noch. Und ich habe meiner Frau das exklusive Fotobuch One Night in Rio zu Weihnachten geschenkt – freilich mit Widmung von Paul Ripke.


Ripke hat es geschafft, eine perfekte Fotoreportage zu schaffen und diese Reportage ein ganzes Buch lang durchzuhalten. Er schafft es in seinen Bildern die Begeisterung, die Erschöpfung, den Kampfgeist und die Kameradschaft festzuhalten. Vielleicht sind die Bilder technisch nicht immer perfekt, egal: Sie sind absolut emotional und erzählen eine wunderbare Geschichte. Und genau das muss Reportage-Fotografie tun.
Leider gibt es in den klassischen Massenmedien keine Reportage-Fotografie mehr. Die Zeiten von Life oder bei uns Stern und Geo sind im Großen und Ganzen abgelaufen. Aber gerade im Lokaljournalismus wäre Reportage eine wunderbare journalistische Darstellungsform – oder man zieht komplett ins Netz um, Platz gibt es da ja genug. Fotos sollten nicht nur eine Illustration zu einem Artikels sein, sondern sie sind ein selbstständiges Medium. Als Schreiber habe ich gerne mit Fotografen gearbeitet, die eine Geschichte erzählen wollen. Und als Fotograf habe ich meine Geschichten selbst fotografiert und geschrieben.

Paul Ripke hat diese Begeisterung für Reportagefotos mit seinem Buch One Night in Rio absolut bekräftigt und es tut gut, so ein Buch in die Hand zu nehmen und die Erfahrungen der damaligen Fußballweltmeisterschaft wieder in Erinnerung zu rufen. Vielleicht haben unsere Jungs bei der WM wieder eine Chance, ich kann es nicht beurteilen.
Aber beim Durchblättern habe ich bemerkt, was ich alles vergessen hatte – was sicherlich daran liegt, dass ich kein Fußballfan bin. Aber Paul Ripke hat es geschafft, selbst in mir als nicht Fußballfan Emotionen zu entlocken. Was war das für eine tolle Fußball-WM! Und vielleicht wird es wieder eine tolle WM werden.

Und was kommt dieses Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft?
Ich bin gespannt auf die Ideen der Kreativen: Einst im Jahre 2006 hatten wir das Sommermärchen von Sönke Wortmann, dass die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zur und bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zeigt. Ich habe diese emotionale Doku auf DVD und finde diesen Blick hinter die Kulissen interessant.
Und dann Paul Ripke 2014 mit One Night in Rio: Ich habe die Ausgabe mit goldenen Leinenhardcover mit goldener Prägung und Goldschnitt im schwarzen Leinenschuber mit goldener Prägung.
Inhalt sind Portraits der Weltmeister auf 72 Seiten Design Offset, 160 g/m², Reportage „Von Rio nach Berlin“ auf 264 Seiten LuxoArt Samt, 170 g/m² und Pokalportraits der Weltmeister auf 72 Seiten Profibulk, 150 g/m². Es gibt auch noch die preiswertere Die Nationalmannschaft – One Night in Rio (Fan-Edition) Und was kommt eigentlich dieses Jahr?

 

Hier das Video zur Ausstellung im Deutschen Museum München:

Persönlicher Nachruf auf Gunter Gabriel

23. Juni 2017

Als ich vom Tode von Gunter Gabriel gestern erfuhr, musste ich unwillkürlich an ein Jahresgespräch in einem Verlag denken, bei dem ich mal beschäftigt war. Der Verlagsleiter war ein fairer Chef und Mensch von dem ich viel gelernt habe. Ich eröffnete das Gespräch mit dem Klassiker: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Der Verlagsleiter, gut bewandert in der Musik, antwortete mit einem Gunter Gabriel Zitat: „Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur, Du denkst.“ Insider wissen: Gabriel produzierte und komponierte für Juliane Werding. Nun, mehr Geld habe ich nicht bekommen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.
Wenn ich an Gunter Gabriel denke, fällt mir auch mein Onkel ein, der mich musikalisch sozialisiert hat. Er liebte Elvis und Johnny Cash – und irgendwie war Gunter Gabriel auch als deutscher Johnny Cash dabei. Deutscher Country war nicht unbedingt mein Fall, obwohl ich einige Alben habe. Meine Eltern besaßen von Gunter Gabriel ein paar Singles und ich habe Das Tennessee Projekt noch als CD in Langfassung.

Später erschien die CD in gekürzter Form. Beim Tennessee-Projekt nahm Gabriel Songs von Johnny Cash auf Deutsch auf und Cash sang sogar mit.
Einmal habe ich Gunter Gabriel bei einem Trucker- und Countryfest in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck live gesehen. Ich war beim Münchner Merkur als Mitarbeiter tätig und erzählte in der Redaktionskonferenz, dass ich den Gunter Gabriel nicht unbedingt schlecht fände und durch diese unvorsichtige Bemerkung war ich schlagartig der Country-Berichterstatter und durfte über Country, Square Dance und Trucker berichten. Was macht man nicht alles in seiner Zeit als Lokalreporter? Gabriel lieferte einen soliden Auftritt ab, aber ein Interview habe ich mit ihm nicht gemacht. Im Nachhinein schade, denn Gunter Gabriel hatte sicherlich viel erzählen können. Wenn ich die Nachrufe heute in den Massenmedien lese, tut es mir leid, mich so wenig mit dem deutschen Johnny Cash beschäftigt zu haben.

Protest gegen AfD bei uns im Dorf

20. März 2017
Bürgerinnen und Bürger aus Maisach demonstrieren gegen die AfD.

Bürgerinnen und Bürger aus Maisach demonstrieren gegen die AfD.

Ich bin ein politischer Mensch. Allerdings ist dieser Blog im Grunde frei von großen politischen Stellungnahmen. Heute eine Ausnahme, denn ich nahm an einer Protestveranstaltung gegen die AfD bei uns am Ort teil. Ich musste als Europäer einfach Flagge gegen diese Engstirnigkeit und dumpfen Nationalismus dieser Gruppierung zeigen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der AfD Alexander Gauland kam ins Maisacher Bräustüberl, um eine Strategiesitzung mit dem AfD-Abgeordneten für unseren Wahlkreis abzuhalten. Maisach ist im Landkreis Fürstenfeldbruck, rund 20 Kilometer westlich von München.

Im Bräustüberl Maisach tagte die AfD und Maisacher zeigen Flagge gegen diese Gruppierung.

Im Bräustüberl Maisach tagte die AfD und Maisacher zeigen Flagge gegen diese Gruppierung.

Im Vorfeld haben die örtlichen Parteien diskutiert, ob und was man gegen die Gruppierung unternehmen kann. Unser Ortsbürgermeister von der CSU hat abgewunken mit der Begründung, da dies das öffentliche Interesse mehr anfache als es die AfD verdiene. Da ich anderer Meinung bin, wollte ich Flagge zeigen und mich in die Menschenkette vor dem Bräustüberl Maisach einreihen. Ich halte das Gedankengut der AfD für gefährlich. Als Demokrat und Europäer wende ich mich eindeutig gegen diese Leute. Ich will mir später nicht von meinen Kindern vorwerfen lassen, ich habe mich nicht engagiert. Ich stelle mich gegen diesen dumpfen Nationalismus, gegen diese fremdenfeindlichen Parolen, gegen dieses antieuropäische Bashing.
Interessant war die Reaktion mancher Dorfbewohner während der Protestveranstaltung. Die einen fragten, was wir hier machen. Die anderen reihten sich für eine Zeit ein, andere gingen einfach mit frischen Semmeln an uns vorbei, schließlich war es Sonntag vormittag. Ab und zu hutsche jemand ins Bräustüberl – ob er zur AfD wollte oder zum Frühschoppen am Sonntag, das weiß ich nicht.

Ich stand neben Margret Kopp von der Togohilfe.

Ich stand neben Margret Kopp von der Togohilfe.

Ich stand neben Margret Kopp in der Protestreihe. Sie ist Kreisrätin der CSU und Vorsitzende des Togohilfsprojekts und wir unterhielten uns. Ein örtlicher Unternehmer fuhr mit Stinkefinger vorbei. Leider hatte ich das iPhone im Moment nicht bereit für ein Foto, denn das wäre mir schon eine Anzeige gegen den Herrn wert gewesen. Ich weiß allerdings, bei wem ich nicht mehr meine Dienstleistung in Anspruch nehmen werde.

Der Pressefotograf der örtlichen SZ lichtete die Protestler ab.

Der Pressefotograf der örtlichen SZ lichtete die Protestler ab.

Die örtliche Pressevertreter waren da und ich sprach mit den alten Kollegen. Klassische Massenmedien werden am nächsten Tag über den Protest berichten. Die Veranstalter sprachen von 200 Teilnehmern. Das halte ich für zu viel, aber es freut mich sehr, dass unser Dorf Flagge gegen diese Hetzer gezeigt hat. Hat durch die AfD Aufmerksamkeit durch die Berichterstattung in Massenmedien und sozialen Netzwerken bekommen? Ja, das hat sie – aber nicht in dem Sinne, wie es diese engstirnige Truppe möchte. Ich zeige klar, dass mir die AfD nicht gefällt.

Unter 1, unter 2 und unter 3 – Umgang mit Quellen

8. Juli 2015
Umgang mit den Quellen war Teil der Ausbildung der Tageszeitung.

Umgang mit den Quellen war Teil der Ausbildung der Tageszeitung.

„Herr Lehrer, ich weiß was!“ – diese Attitüde bemerke ich derzeit verstärkt im Journalismus. Kaum hat man eine Information, wird sie herausgeplärrt ohne Rücksicht auf die Quelle. Ziel ist es, der erste zu sein. Die Berufsbezeichnung Journalist ist ja nicht gesetzlich geschützt und damit kann sich jeder als Journalist bezeichnen. Redakteur dagegen ist eine geschützte Berufsbezeichnung. Der Redakteur hat zuvor eine Ausbildung, ein Volontariat, durchlaufen.

Die alten Zeiten im Journalismus sind vorbei.

Die alten Zeiten im Journalismus sind vorbei.

Durch den Verfall der klassischen Massenmedien drängen immer mehr Journalisten auf den Markt. Das Netz brachte uns Blogger und auch ich bezeichne mich als solcher. Jeder kann veröffentlichen und das ist gut so. Leider geht mit dem Ansteigen der Kollegenanzahl nicht immer ein Anstieg der Qualität einher. Dies merkte ich unlängst wieder bei meinen Seminaren im Bereich Journalisten/Pressesprecher. Bei den Teilnehmern fehlt manches Mal das Händchen mit dem richtigen Umgang mit einer Quelle – oder es fehlt das Wissen darüber. Und das ist gefährlich. Als ich neulich die Begriffe „unter 1“, „unter 2“ und „unter 3“ erwähnte, schaute ich in fragende Gesichter. Nicht alles, was ich als Journalist erfahre, darf oder sollte ich herausplärren. Ich weiß, die Konkurrenzsituation hat sich in den Medien dramatisch verschärft, nur wer als erster die News hat, der hat gewonnen. Das gilt vor allem im Onlinegeschäft. Dennoch sägen wir Journalisten uns den Ast ab, auf den wir sitzen, wenn wir den richtigen Umgang mit der Quelle nicht gelernt haben. Veröffentlichen wir alles sofort, haben wir vielleicht eine heiße Geschichte, einen Coup, aber die Quelle wird uns nichts mehr verraten. Und der Ruf des Journalisten ist beschädigt, was gerade im Lokaljournalismus einem Todesurteil gleicht. Die Quellen müssen sich auf uns Journalisten verlassen können.

Hintergrundgespräch oder Interview - hier mit Christiane Kubrick.

Hintergrundgespräch oder Interview – hier mit Christiane Kubrick.

Mein Volontärsvater beim Münchner Merkur, eine Art Ausbilder – in meinem Fall ein Sportredakteur – nahm mich in meinem Volontariat auf die Seite und erklärte mir in deutlicher Sprache die Sprachcodes „unter 1“, „unter 2“ und „unter 3“. Er weihte mich in das Gentlemen’s Agreement der Sprachcodes ein und achtete streng auf deren Einhaltung.

Was darf ich aus meinem Gespräch von Jan Harlan veröffentlichen?

Was darf ich aus meinem Gespräch von Jan Harlan veröffentlichen?

Unter 1: die Information darf bei direkter Nennung der Quelle wörtlich wiedergegeben werden. Also: Bürgermeister Erwin Lindemann erklärte: „Wir haben kein Geld für den Bau einer neuen Umgehungsstraße!“
Unter 2: die Information und das Umfeld der Quelle dürfen zwar wiedergegeben, aber nicht direkt zitiert werden. Also: Wie aus gut unterrichteten Kreisen des Rathauses zu erfahren war, fehle das Geld für den Bau einer neuen Umgehungsstraße.
Unter 3: die Information darf nicht öffentlich verwertet werden. Sie dient ausschließlich für den eigenen Hintergrund des Journalisten. Das Hintergrundgespräch war in meiner Ausbildung heilig. Ich wurde in Bonn zu Hintergrundgesprächen geladen, um die Regierungspolitik besser verstehen zu können. Die gewonnenen Informationen waren dann Anlass für weitere Recherchen. Bestes Beispiel in der Geschichte des Journalismus war natürlich Deep Throat in der Watergate-Affäre. Nur durch die geheime Quelle Deep Throat wurde die Regierung Nixon gestürzt.
Leider kennen viele Journalisten diese Sprachcodes nicht mehr – oder viel schlimmer: Sie halten sich wider besseren Wissens nicht daran. Es besteht seitens der Quelle keine rechtliche Möglichkeit, auf die Einhaltung der Sprachcodes zu pochen. Die Zusammenarbeit zwischen Quelle und Journalisten basiert auf Vertrauen. Der Pressekodex sagt zwar: „Die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.“ Allerdings ist der Pressekodex auch nur eine Selbstverpflichtungserklärung der klassischen Massenmedien, also ein zahnloser Tiger.
Mich würde unter 1 interessieren, wie haltet ihr es mit dem Umgang mit Quellen?

Jörg Sadrozinski von der DJS schult seine Schüler noch im Quellenumgang.

Jörg Sadrozinski von der DJS schult seine Schüler noch im Quellenumgang.

Warten aufs iPhone 6 – Fotos von der Schlange

19. September 2014
Warten auf das iPhone 6 in München. Der Abend vor dem Verkaufstag.

Warten auf das iPhone 6 in München. Der Abend vor dem Verkaufstag.

Wir Apple-Fanboys sind schon eine eigenartige Spezies von Mensch. Jetzt gehöre ich schon fast zu den älteren Hasen in dem Apple-Business, aber das Fieber um den Apfel packt mich immer noch.
Dabei ist das Spiel doch eigentlich immer das gleiche. Heftig wird das ganze Jahr darüber spekuliert, was Cupertino wohl ausheckt, welche Geräte kommen und welche Features denn herbeigesehnt werden. Durch geschickte PR und sicherlich absichtliche Leaks und Hinweise aus gut unterrichteten Kreisen werden die Spekulationen angeheizt und in verschiedene Richtungen gelenkt. Leider werden aus Fernost immer mehr Bauteile schon vorher veröffentlicht, so dass kaum noch eine richtige Überraschung gelingt. Nur bei der Apple Watch hat Apples strikte Informationssperre funktioniert und die Uhr war als one more thing eine wirkliche Überraschung.
Dann werden zwei Wochen vor einer Veranstaltung die Einladungen verschickt und die Community orakelt über die Bedeutung der Claims und Farben. Schließlich kommt der Tag der Keynote und die Streamingserver brechen zusammen. Dieses Mal brachte das Twitter Plugin auf der Streamingseite den Stream aus Kalifornien zum Erliegen. Begleitet werden die Keynote und die Tage danach von heftigen Auseinandersetzungen zwischen Apple Fanboys und Apple Verweigerern. Die Massenmedien berichten allesamt über die Veranstaltung – inklusive kostenloser PR für die Produkte. Apple hat den Medienzirkus fest im Griff. Freilich müssen etablierte deutsche Massenmedien immer ein Haar in der Suppe finden und den Untergang von Apple herbeischreiben. Es ist ja so schick, dagegen zu sein. Es sind die gleichen Massenmedien übrigens, die immer mehr an Auflage und Reichweite verlieren. Die Leser laufen ihnen weg. Die Zeit und der Markt werden es richten.

Die Ersten vor dem Münchner Apple Retail Store.

Die Ersten vor dem Münchner Apple Retail Store.

Dann kommt der Bestelltag. Die einen haben über die Apple Website oder einen Distri geordert. Wer unter den ersten ist, hat die Chance am Erstverkaufstag das Produkt in den Händen zu halten. Am Beispiel des iPhone waren die Vorbestellungen richtig gigantisch – aber ich lese ja in den Massenmedien, Apple sei am Ende. Vier Millionen iPhones innerhalb von 24 Stunden wurden übrigens vorbestellt.

Bildschirmfoto 2014-09-18 um 21.00.01
Und dann kommt der lang ersehnte Tag der Tage. Das vorgestellte Devise kommt auf die wichtigsten Märkte – weltweit am gleichen Tag. Die Logistik dahinter ist gewaltig. Zuvor tauchen Bilder von Logistikunternehmen auf, die den Versand der Ware zeigen. Im Falle des iPhones war es der Laderaum eines Jumbos Boing 747 voller iPhones mit Ziel Anchorage in Alaska.

Mit Bändern werden die Wartenden vom normalen Volk getrennt.

Mit Bändern werden die Wartenden vom normalen Volk getrennt.

Ich geb es zu, ich bin faul und habe mir das neue iPhone 6+ bei den Telekomikern telefonisch geordert, natürlich lang zuvor eine Vorreservierung abgeschickt. Mir wird das iPhone per UPS oder DHL nach Hause geliefert. Ich hoffe, dass ich mein iPhone 6+ in Gold mit 128 GByte am Erstverkaufstag in den Händen halten werde und ein Unboxing-Video drehen kann – auch so ein ewiges Ritual.

Das Ende der Rosenstraße in München und die Schlange macht einen Knick.

Das Ende der Rosenstraße in München und die Schlange macht einen Knick.

Und dann gibt es die Kultur der Schlangesteher. Die Spezies von Fans, die mit Klappstuhl und Sonnenschirm vor den Apple Retail Stores öffentlichkeitswirksam campieren. Mit Thermoskanne, Broten, in Anorak gehüllt wird sich in die Reihe gestellt bzw. gesetzt und gewartet. Stunde um Stunde. Minute um Minute. Manches Mal war ich dabei und habe mit den Fans gesprochen, um den Spirit zu spüren. Es ist wie Adrenalin, ein Konsumkick der besonderen Art. Ich habe mit den Fans gelacht, spekuliert, gescherzt, gefachsimpelt. Ich habe allerdings nie eine ganze Nacht vor einem Apple Retail Store verbracht.

Die Schlange in der Fürstenfelderstraße.

Die Schlange in der Fürstenfelderstraße.

Gut, einmal hab ich vor einer Keynote in San Francisco in vorderer Reihe gestanden. Das Wichtigste für die Camper ist freilich die Versorgung mit Strom, denn das bisherige iPhone ist natürlich immer dabei und wartet nur darauf, am nächsten Morgen durch ein neues Gerät ersetzt zu werden. Der Akku muss halten, Ersatzakkus hat im Grunde jeder der Schlangesteher im Gepäck. Fotos von der Schlange werden gepostet, Selfies mit Gleichgesinnten, alten und neuen Freunden. Alles unter dem Symbol des angebissenen Apfels.

Nicht Sozialismus, sondern Kapitalismus.

Nicht Sozialismus, sondern Kapitalismus.

Die Schlange gestern Abend um 17 Uhr vor dem Münchner Store an der Rosenstraße war übrigens über 300 Meter lang. Und wir sind nicht in der DDR.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

U2 & Apple – Free economy in Reinkultur

11. September 2014
Free Economy - Tim Cook und Bono liefern ein Musterbeispiel der Wirtschaft im Internet ab.

Free Economy – Tim Cook und Bono liefern ein Musterbeispiel der Wirtschaft im Internet ab.

Am Ende des großen Apple-Events kam U2 auf die Bühne, musizierte The Miracle in Erinnerung an Joey Ramone und dann gab es die Überraschung. Das neue Album der Band Songs of Innocence wird über iTunes bis Mitte Oktober an die Nutzer der Apple-Plattform verschenkt. Hier haben Apple-Chef Tim Cook und U2-Chef Bono das Buch Free economy zu deutsch Free – Kostenlos von Chris Anderson ganz genau gelesen. Die ganze Aktion ist Free economy in Reinkultur und nebenbei eine Revolution. So etwas hat es in der Musikbranche noch nicht gegeben. Das Buch ist übrigens eine klare Leseempfehlung für alle Kaufleute. Es gibt bei der Veröffentlichung des U2-Albums durch Apple zahlreiche Gewinner:

Bei iTunes gibt es das neue U2 Album umsonst.

Bei iTunes gibt es das neue U2 Album umsonst.

Gewinner ist U2. Bono und Kollegen hatten in der Vergangenheit mit schleppenden Albenverkäufen zu kämpfen und diese Aktion bringt die Band wieder zurück in die Schlagzeilen. Mit dem kostenlosen Download von Songs of Innocence wird die Fan-Basis deutlich erweitert, bis zum 500 Millionen iTunes-Nutzer. Der ein oder andere wird sich sicher ein weiteres U2-Album von iTunes kostenpflichtig laden und so Geld in die Kassen der Band spielen. Sobald U2 irgendwann auf Tour geht, ist das die beste Promotion überhaupt.

Zwei Welten schließen einen Pakt.

Zwei Welten schließen einen Pakt.

Gewinner ist Apple. Tim Cook gilt als Finanzgenie und dieser Coup ist gut durchdacht. Zwar musste Apple einen gewissen Finanzbetrag sicher an U2 berappen, aber die Long Tail-Erträge sind höher. Übrigens The Long Tail ist wieder ein Buch von Chris Anderson und auch hier Lesebefehl. Und wenn man die Verkäufe der jüngsten U2-Alben anschaut, lief die ganze Sache auch nicht mehr wie geschnitten Brot. Also war es für einen Konzern wie Apple sicher eine lohnenswerte Investition und nicht nur eine Ausgabe. Tom Cook bindet weitere User an iTunes, die sich durch diesen Deal anmelden. Damit erhöht Apple seine Installed Base und da das Album im Moment nur bei iTunes zu bekommen ist, können Amazon und andere Download-Börsen doof mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen. Android-User beschwerten sich am Abend der Keynote via Twitter, dass für ihr mobiles Betriebssystem kein iTunes verfügbar sei und so zeigte Apple seine Macht. Es ist die Macht des Eco-Systems, die Steve Jobs immer gepredigt hatte. Ich dagegen lag im Bett und konnte mir via iPhone locker die Songs laden – obwohl ich kein ausgesprochener U2-Fan bin.

Hurra, ein Geschenk: Das neue U2-Album

Hurra, ein Geschenk: Das neue U2-Album

Gewinner sind die Fans. Wer Fan der Band ist, war neugierig auf die neuen Veröffentlichungen der Kapelle und hat sofort geladen. Wer zumindest interessiert ist (wie ich), hat sich das Album auch geholt, nach dem Motto: geschenktem Gaul, schaut man nicht ins Maul. Und zugegeben, die Single The Miracle geht ins Ohr. Und die Hardcore-Fans werden bei Veröffentlichung des Albums als Vinyl oder CD sicher nochmals zuschlagen.

„Wir sind das Blut in euren Maschinen, oh Zen-Master of Hard- and Software“, scherzte Bono zu Tim.

„Wir sind das Blut in euren Maschinen, oh Zen-Master of Hard- and Software“, scherzte Bono zu Tim.

Wer bei der Keynote genau zugehört hat, weiß wohin der Weg für Apple und U2 geht. Tim Cook und Bono alberten auf der Bühne herum. „Wir sind das Blut in euren Maschinen, oh Zen-Master of Hard- and Software“, scherzte Bono zu Tim. Bedeutet: Ohne Content läuft es nicht. Bono schreibt auf der Website der Band: „Wir haben uns entschlossen, mit Apple über die nächsten Jahre an einigem coolen Material zu arbeiten – Innovationen, die vielleicht die Art, wie wir Musik hören und betrachten, verändern könnten. Wir werden Euch auch darüber auf dem Laufenden halten. Wenn Euch „Songs Of Innocence“ gefällt, dann bleibt uns auch mit „Songs Of Experience“ gewogen.“ Damit steht das nächste Album von U2 bereits in den Startlöchern: Songs Of Experience heißt das Ding. Und der Vertriebsweg scheint nach dieser Apple-Show auch klar zu sein.
Dieser Album-Release war der größte Release aller Zeiten – und übrigens: Die Musikkritiker waren sauer, weil alle gleichzeitig das Album hatten und sie nicht mehr bevorzugt wurden. Demokratisierung der Massenmedien, nennt sich das. So ändern sich die Zeiten. Und das Album taucht nicht in den Verkaufshitparaden auf, denn dort werden nur Verkäufe gewertet und nicht Geschenke. Und damit gibt es auch keinen Grammy, so funktionieren (noch) die Regeln der alten Welt.

Der Pakt ist besiegelt.

Der Pakt ist besiegelt.

Die Gesichter von Playmobil

11. Juni 2014

DSCF3215

„Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht!“ – So lautete ein Reim aus meiner Kindheit und meine Kindheit verbinde ich immer mit Playmobil-Figuren. Auch die hatten und haben so nette Gesichter. Einfach zwei Punkt für die Augen und eine geschwungene Linie für den Mund – fertig. Sie zauberten immer ein Lächeln in mein Gesicht.

Das ist heute nicht anders. Playmobil-Figuren werden in den Medien gerne genommen, um Berufe oder Stimmungen zu erzeugen. Ich selbst nehme für meine Berichterstattung über den Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks auch gerne den Playmobil Friseursalon her. Oftmals passt des dem fränkischen Unternehmen nicht, wenn das die Medien machen. Aber Werbung ist eben Werbung.

Ich bin als Fotojournalist immer auf der Suche nach Gesichtern. Bei meinem jüngsten Besuch im Playmobil Fun Park in Zirndorf lichtete ich die überlebensgroßen Playmobilfiguren ab. Im Grunde lichtete ich nur die Gesichter ab, denn sie machen mir auch heute als Erwachsener noch Spaß. Und vielleicht brauche ich die Fotos einmal für eine klassische Illustration – klar die Piraten eignen sich ideal für eine gewisse Partei, die Ritter mit dem Stahlhelm passen für Hardliner einer anderen Partei, Fußballer zur anstehenden WM und die Berufsvertreter wie Postler, Bauarbeiter. Forscher eben zu den Berufen. Familien passen immer und sind auch schön anzusehen. Tiere gab es in Zirndorf auch – Cat Contet ist ideal für Facebook und die Dinos sind wunderbar geeignet als Sinnbild für klassische Massenmedien. Also für jeden ist etwas dabei und das Beste war: Bei jedem Foto blickte ich in ein freundliche Gesicht von Figuren meiner Jugend. Dafür allein hat sich die Reise nach Franken zu Playmobil schon gelohnt.

Die Berufsgruppen

Die Krieger/Ritter/Piraten

Die Familie

Die Tiere