Der bayerische Regisseur Joseph Vilsmaier verstarb am 12. Februar 2020 im Alter von 81 Jahren. Gestern wurde er zu Grabe getragen. Ich hatte bei einem Filmseminar der Hanns Seidel Stiftung in Passau die Gelegenheit den vorletzten Film Vilsmaisers „Bayern sagenhaft“ zu sehen und einer Diskussion zum Thema Heimat beizuwohnen.
An Vilsmaier erinnerte der langjährige HSS-Filmreferent Artur Kolbe mit persönlichen Worten. Sie waren zuvor auf der HSS-Website als Nachruf veröffentlicht worden und in Passau sprach sie Kolbe nochmals live. „Ein bezaubernder sympathischer Mensch, den jeder gern haben musste, der das Glück hatte, mit ihm reden zu können.“ Ich habe den Nachruf hier auf Video:
Joseph Vilsmaier hat deutsche Filmgeschichte geschrieben und hervorragende Werke uns Filmfreunden gebracht: Ich nenne nur Herbstmilch, Schlafes Bruder, Stalingrad oder Comedian Harmonists. Seinen letzten Film Der Boandlkramer und die ewige Liebe konnte er vor seinem Tod noch vollenden.
In Passau sah ich seine Dokumentation Bayern – sagenhaft und war furchtbar enttäuscht. Es ist für mich ein wirklich schlechter Film geworden. Eine Aneinanderreihung von Stock-Aufnahmen, Fundus-Aufnahmen und völlig uninspiriert, ohne großen roten Faden. Es tut mir leid, lieber Joseph Vilsmaier, aber das war wirklich nichts. Sein gezeigtes Bayern bestand in erster Line aus Altbayern, etwas Niederbayern und Oberpfalz, die Franken und die Schwaben kamen nur noch am Rand vor. Der Film zeigte Fremdaufnahmen von BMW und der LMU, um den Fortschritt des Freistaats zu demonstrieren, aber der Film bricht auseinander.
Hannes Burger lieferte ein Konzept des Kalenderjahres, das sich durch den Film ziehen sollte, aber Vilsmaier hielt sich nicht daran und packte zuviel rein. Sein Bayern bestand in seiner Sichtweise aus Tracht und Trinken. Das ist nicht das aufgeschlossene Bayern, das ich kenne und liebe.
Und dann kam noch eine polternde Monika Gruber dazu, die mit dem Herzblatt-Hubschrauber durch die Handlung holzt. Ich mochte einst die Gruberin, aber in den vergangenen Jahren entwickelte sie sich zur derben grobschlächtigen Farce. Der Film langweilt einfach nur und ist eine missglückte Tourismuswerbung.
Beim Filmgespräch „Heimat als politische Aufgabe Möglichkeiten des Films“ sprachen Georg Steiner, Tourismusdirektor der Stadt Linz, Stadtrat, Passau, Hannes Burger, Journalist und Autor, Hans-Jürgen Buchner (Haindling), Musiker und Komponist, Pfarrer Dr. Michael Gnan, Päpstlicher Beauftragter für die Ostkirchlichen Christen, Beauftr. f. Asyl im Bistum Passau, die überzeugte Passauerin Christine Altinger und Katharina Lechner (European Studies), Passau. Die Moderation hatte Wilhelm Mixa inne.
Ich habe die komplette Diskussionsveranstaltung mitgeschnitten. Hier das Video:
Meiner Meinung nach kamen die besten Beiträge von Katharina Lechner und Hans-Jürgen Buchner. Hannes Burger konnte ein wenig Klarheit über die Zustände der Filmproduktion bringen. Die Diskussionsbeiträge aus dem Publikum waren schon sehr bemerkenswert, zum Teil sehr rückwärtsgewandt und manches Mal verletzend, aber urteilen Sie selbst.
Wer in Passau als Gast weilt, kommt um Maria Hilf nicht vorbei. So auch nicht der PresseClub bei seiner Herbstreise nach Ostbayern. Und weil das Bild von Lucas Cranach d. Ä., einem der bedeutendsten deutschen Maler, so wichtig ist, gibt es das Gemälde in der Stadt gleich zweimal.
Maria hilf über der Passauerer Bäckerei Riederer
Der Künstler schuf das Bild wohl um 1537. Es zeigt die Gottesmutter, die zärtlich ein Kind umarmt. 1627 wurde für das Bild eine Wallfahrtskirche errichtet. Es entstand eine weitreichende Verehrung für das Bild. „Mariahilf“ war wesentlicher Teil der in der Barockzeit besonders blühenden Verehrung der Gottesmutter. Hunderte von Tochterwallfahrten entstanden, vor allem in Amberg/Oberpfalz, Innsbruck (mit dem Originalgemälde des Lucas Cranach), Wien und München – und natürlich nach Passau.
In Passau gibt es neben dem Wallfahrtskloster noch ein Mariahilf-Bild über der Bäckerei Riederer in der Altstadt. Wer keine Lust hat, den Berg zum Kloster zu erklimmen, kann sich das Bild dort anschauen. Unsere Gästeführerin Annemarie Hertel zeigte uns das Bild.
Die Verehrung des Bildes nahm sogar noch zu, als 1683 die Türken vor Wien lagen. Der österreichische Kaiser floh mit seinem Hofstadt nach Passau für 62 Tage und sammelte seine Truppen. In der entscheidenden Schlacht am 12. September 1683 wurde der Schlachtruf „Maria hilf“ an die kaiserlichen Soldaten ausgegeben. Mit Rücksicht auf den protestantischen Kurfürsten von Sachsen wurde dann die Tagesdevise auf „Jesus und Maria hilf!“ erweitert. Und es geschah ein Wunder. Die kleine christliche Armee schlug die dreifach überlegenden türkischen Streitkräfte des osmanischen Reiches. Die türkische Bedrohung für Zentraleuropa war abgewendet.
Über das dramatische Hochwasser in Niederbayern 2016 habe ich schon mal aus der Sicht von Simbach am Inn geschrieben. Bei meinem jüngsten Besuch in Passau mit dem PresseClub München wurde mir wieder bewusst, welche Naturgewalten hier aufgetreten und wieder auftreten werden. Ich hörte in Passau viele Geschichten vom Hochwasser des Jahres 2013.
12,89 Meter stand das Wasser hoch
Bereits 1954 hatte Passau mit einem so genannten Jahrhunderhochwasser zu kämpfen, aber es dauerte kein Jahrhundert bis die Flut brutal wieder nach Passau kam und die Stadt versank. Am 3. Juni 2013 erreichte das Wasser seinen Höchststand in der drei Flüsse Stadt. Aus dem bayerischen Venedig wurde ein Katastrophengebiet.
Als ich vor der Markierung am Rathausplatz stand, dem ehemaligen Fischmarkt, reichte mir die Wasserstandsmarkierung weit über meinen Kopf hinaus. Durch Passau wälzte sich damals eine Lawine von Wasser, Schlamm und Dreck. Hinzu kam Diesel und Heizöl aus den überfluteten Kellern. Auch am Ort, so heißt die Stelle, war die Markierung an einem Haus weit oben. Insgesamt reichte das Wasser an der höchsten Stelle 12,89 Meter hoch – es gilt als zweitschlimmste Hochwasserkatastrophe der Stadt. Nur das Wasser von 1501 war mit 13,20 Meter noch etwas höher.
Eine Schulfreundin von mir wohnte einstmals in der Höllgasse im Zentrum von Passau. Sie machte den Witz, dass sie Sachen, die sie nicht mehr braucht, einfach in den Keller stellen würde. Das Wasser würde schon kommen und die Sachen unbrauchbar machen, so dass es einem leichter fiel, sie wegzuwerfen. Sie hatte mit ihrem Spruch recht, aber 2013 war es nicht nur Müll, sich die Flut holte, sondern viel Hab und Gut von Passauer Bewohnern.
Unsere Stadtführerin Anneliese Hertel erzählte uns viele Geschichten vom Kampf gegen das Wasser. Hauptamtliche und ehrenamtliche Hilfe standen zusammen im Kampf gegen das Wasser. Studenten organisieren sich und halfen mit ihre Studentenstadt zu retten. Es war eindrucksvoll, wie in der Not diese Stadt zusammenstand. Ich habe damals in den sozialen Netzwerken den Kampf der Bürger beobachtet. Was mich bei all der Not faszinierte, war der Zusammenhalt einer Gemeinschaft in einer Notsituation. Und es waren viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die von hauptamtlichen Helfern ergänzt wurden. „Helfer sind meine Helden“, meinte der damalige Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und er hat recht.
Wasserstandsmarkierungen am Passauer Fischmarkt.
Um ein Gefühl für die Situation zu bekommen, habe ich mir einen Sonderband der Passauer Neuen Presse mit dem schichten Titel „2013 Hochwasser in Passau und Deggendorf“. Hier hat das Team der PNP mit ihren zahlreichen Lokalausgaben einzigartiges Bildmaterial zusammengetragen, um die Flut von 2013 zu dokumentieren. Ich habe den Bildband 2013 Hochwasser: in Passau und Deggendorf in unseren Hotel gesehen und mir spontan einen bei Amazon geordnert. Als ich von der Reise zurückkam, konnte ich gleich das Buch lesen.
Interessanter Bildband zum Passauer Hochwasser.
Nun, die Stadt ist heute wieder aufgebaut. Doch ist das Hochwasser gebannt? Ich denke nicht. Sicherlich hat man den Hochwasserschutz optimiert, doch wenn es wieder so stark regnen sollte wie 2013, dann wird Passau oder andere Städte überflutet. Mich würde interessieren, wie die Passauer über den Hochwasserschutz in ihrer Stadt denken.
Der Wahlkampf ums Rathaus, wie hier Landshut, ist voll entbrannt.
Im Moment schule ich parteiübergreifend angehende und amtierende Kommunalpolitiker im Umgang mit Social Media. Im kommenden Jahr ist im März in Bayern Kommunalwahl und ich habe großen Respekt vor Menschen, die sich ehrenamtlich für ihre Gemeinde, Stadt, Kommune oder Kreis zur Verfügung stellen und Demokratie leben.
Der Dialog mit den Bürgern vor Ort darf aber nicht nur Face to Face ablaufen, sondern muss auch auf den digitalen Plattformen geschehen. Das ist anders als in der klassischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Im Web 2.0 gibt es klare Spielregeln. Wer nur sendet, der wird nicht gehört. Kommunikation und Dialog sind angesagt – das kostet Zeit und Mühe.
Landshut ist eine eindrucksvolle Stadt, leidet aber unter dem Verkehrskollaps.
Dies wurde mir auch wieder von Kommunalpolitikern bei der Herbstreise des Münchner Presseclubs bestätigt. In Landshut trafen wir auf den zweiten Bürgermeister der Stadt Landshut Thomas Keyßner (die Grünen) und in Passau stießen wir spontan am Marktplatz auf den CSU-Bürgermeisterkandidaten Georg Steiner, der hauptamtlich Tourismusdirektor in Linz ist.
Hier die Videos mit den Gesprächen mit den Politikern.
Interessant ist, dass parteipolitische Diskussionen bei der Kommunalwahl weniger eine Rolle spielen als vielmehr das persönliche Auftreten. Kommunalwahl ist für mich eine Personenwahl, weniger eine Parteienwahl. Natürlich hat jede Kommune seine individuellen Herausforderungen. Allerdings stelle ich fest, dass gerade in den Zentren wie Landshut oder Passau die Verkehrsdiskussion eine große Rolle spielt. Die historischen Städte können den anfallenden Pkw-Verkehr nicht mehr bewältigen und die Infrastruktur ist nicht mitgemachten. Es kommt oftmals zum Kollaps. Zudem ist am Horizont die Transformation der Wirtschaft zu sehen und damit der Verlust oder die Umwandlung von Arbeitsplätzen.
Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, den Dialog mit den Wählerinnen und Wählern in allen Formen zu suchen und sich wirklich mit ihm auszutauschen. Es gilt auch neue Wege des Dialogs zu suchen und auszuprobieren. Hier können soziale Medien eine große Rolle spielen. Twitter, Facebook, Instagram und YouTube dürfen nicht den Extremisten überlassen werden, sondern Volksparteien müssen sich endlich auch für diese Plattformen fit machen.
Ach ja, ich stehe gerne für Schulungen zur Verfügung (Werbeblock Ende)
Der Vorsitzende des Münchner PresseClubs Peter Schmalz /r.) fragt nach.
In Passau gab es das Berufsbild „König der Nacht.“
Im Mittelalter und später gab es schon eigenartige Berufe, die nicht sehr hoch im gesellschaftlichen Ansehen waren. Dazu gehörten zum Beispiel Henker, Scharfrichter, Rattenfänger, Totengräber, Geldwechsler aber auch der König der Nacht.
Der Müll wurde in Passau auf die Straße geworfen.
Dieser König der Nacht war nicht ein Zuhälter, wie man vielleicht annehmen würde, sondern es war vielmehr der Müllmann, wie Gästeführerin Anneliese Hertel von Dreiflüsse Tours bei einer Stadtführung durch Passau erklärte. Bei der Herbstreise des PresseClubs München lernten die Journalisten vor der fürstlichenischöflichen Pagerie einige Gepflogenheiten der Vergangenheit kennen. Damals warfen die Passauer ihren Dreck und Müll einfach auf die Straße. Spät nachts kam dann der König der Nacht hervor, sammelte den Müll auf und trieb die Schweine der armen Leute durch die Gassen der Stadt. Vor den Häusern der reichen Bewohner gab es immer was zu fressen.
Daher stammen die Begrifflichkeiten, „die Sau herauslassen“ und „die Sau durchs Dorf treiben“. Und jetzt frage ich mich als digitaler Nomade, was es heißt, die digitale Sau durchs Dorf zu treiben?
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband ist immer für publikumswirksame Aktionen zu haben. Er setzt sich öffentlichtkeitswirksam für seine Mitgliedsbetriebe ein und haut gerne auf die Pauke. Im Moment läuft die bundesweite Aktion „Gleiche Steuern für Essen“, bei denen nicht nur Mitgliedsbetriebe mitmachen, sondern sich auch Politiker vor den Karren spannen lassen. Chapeau an die DEHOGA.
Bei meinem Aufenthalt bei der Herbstreise des Münchner Presseclubs nach Ostbayern machten wir auch in Passau Station und nahmen unser Abendessen in der Heilig Geist Stiftschenke ein. 1969 wurde auf Initiative des Pächter-Ehepaars Leni und Fritz Mayer in zwei Kellergewölben des ehemaligen Franziskanerklosters ein Weinkeller ausgebaut. Dort nahmen wir Platz, genossen das Essen. Ich hatte Schnecken und Wiener Schnitzel – interessante Kombi, ich weiß.
Irgendwann nach ein paar Bier musste ich mal austreten. Wir wissen ja, das Bier ist nur gemietet nicht gekauft. Also besuchte ich die Herrentoilette auf. Dort begegnete ist der DEHOGA-Aktion in einer ungewöhnlichen Weise. Über den Urinalen fand sich eine ausgedruckte E-Mail, die zum Mitmachen der DEHOA-Aktion aufrief. Hier handelte es sich um den Aufruf zu einer Online-Petition an den Deutschen Bundestag. Es wurde die Aktion erklärt, Abreißzettel mit der URL angehängt. Zudem gab es einen QR-Code, den man mit dem Smartphone scannen kann. Das führte in meinen Fall allerdings zu Missverständnissen. Als ich mein Smartphone zücken und den QR-Code testen wollte, reagierten meine Nachbarn an ihren Urinalen etwas nervös. Sie dachten wohl, ich wollte ihr bestes Stück fotografieren. Nein liebe Kollegen, kein Interesse.
Als nach dem Abendessen die Heilig Geist Stiftschenke verließ, sah ich in der Lobby zahlreiche DEHOGA-Flyer, die für die Mehrwertsteueraktion warben. Zudem lang eine Unterschriftenliste für die Offline-Gäste der Gastwirtschaft aus. Datenschutz hin oder her – die Adressen waren offen einsehbar – aber das Engagement ist bemerkenswert.
Ich würde mich freuen, wenn andere Verbandsorganisationen auf ihre Interesse auch so intensiv aufmerksam machen und die Mitglieder so engagiert mitziehen. Nur schimpfen über Missstände reicht nicht, Aktion und (ehrenamtliches) Engagement ist gefragt.
Die älteste Apotheke Bayerns befindet sich in Passau – die Hofapotheke zum Schwarzen Adler. Seit 1384 steht sie am Residenzplatz und wurde 2010 zur schönsten Apotheke Deutschlands gekürt. Bei der Herbstfahrt des Internationalen PresseClub München besuchten die Journalisten das bayerische Venedig. Gästeführerin Annemarie Hertel zeigte die Highlights der Stadt und damit auch die Hofapotheke zum Schwarzen Adler.
Die Apotheke wird von Wolfgang Zormaier in der achten Generation geführt und wer in Passau ist, sollte unbedingt kurz in das Geschäft hinschauen. Es gibt dunkelbraune Apothekerschränke mit kunstvoll verzierten Schnitzereien zu stehen. Darüber ein großzügiges Gewölbe mit buntem Stuck an der Decke.
Und wer etwas erwerben will, der soll unbedingt nach dem Glifftschmier fragen. Glifftschmier ist eine Salbe und beruht auf ein über 140 Jahre altes Rezept für offene Wundstellen an Hand und Fuß. Preußen verstehen allerdings Giftschmiere, was zu netten Verwechslungen führt. Die Glifftschmier ist Inhalt eines alten Apothekerbuches, dass in Besitz der Familie Zormaier ist. Es ist ein Rezept aus Bienenwachs, Fette und Öle, das in einem so genannten Manuale gesammelt ist. Hier haben die Apothekenahnen von Zormaier ihre Rezepte notiert.
Sehr sympathisch und offen: Verlegerin Angelika Diekmann.
Selten habe ich so offen eine Einschätzung über die Verlagsbranche gehört wie ein Statement der Verlegerin der Passauer Neuen Presse (PNP) Angelika Diekmann. Bei einem Besuch des Internationalen PresseClubs München im Oktober 2019 beschied die Dame dem Print-Medium keine glorreiche Zukunft und schlug gegenüber den Münchner Journalisten interessante Überlegungen an.
Engagement in Osteuropa
Diekmann spielt mit dem Gedanken, dass Engagement der PNP in Osteuropa weiter zurückzuschrauben. Die PNP schaue in den gekauften Verlagen auf die Zahlen, die Redaktionen in Osteuropa blieben dagegen immer eigenständig. In Tschechien habe sich der Verlag aufgrund von politischen Druck der dort Herrschenden aber bereits schon zurückgezogen. Dies könne aufgrund der politischen Situation in Polen ebenso geschehen. Kaczyńskis nationalkonservativer politischer Kurs führt dazu, dass die Luft für ein deutsches Engagement dünner wird.
Die PNP ist in der Region eine Größe.
Zudem vollziehe sich die Digitalisierung in Polen schneller – die gedruckte Zeitung verliere immer mehr an Leser. „Die Polen sind sehr viel früher ins Internet gegangen und haben die Zeitungen online gelesen“, so Angelika Diekmann. „Und online wird das Geld nicht mehr verdient. Man hat einen großen Apparat, der muss ja bezahlt werden. Das passt dann ja nicht mehr.“ Zur Plänen einer Bezahlschranke Paywall wollte sich die Verlegerin nicht äußern. Hohe Kosten entstehen durch die Regionalzeitungen, weil Journalisten in der Fläche vorhanden sind und bezahlt werden wollen. Großverlage wie Springer mit nationalen Blättern haben es im Ausland einfacher als die PNP mit einer lokalen, personalintensiven Struktur.
Angelika Diekmann mit dem Vorsitzenden des Münchner PresseClubs Peter Schmalz.
Schlüssel umdrehen
Verlagshäuser befinden sich in der Krise. Der Wandel vom Verlags- zum Medienhaus sieht der Besucher der PNP eindrucksvoll. Viele Medienunternehmungen unter einem Dach um Synergieeffekte zu nutzen. Doch: „Jeder Verlag, auch der kleinste Regionalverlag, ist aktiv. Nur das Geld wird nicht mehr verdient wie mit dem gedruckten Wort.“
Auch das moderne Druckhaus der PNP mit modernsten Druckmaschinen von MAN leidet durch den Rückgang der Zeitungsauflage und der Werbung. Die Frage stellt sich wirklich, in wie vielen Jahren man bei diesen Druckzentren „den Schlüssel umdrehen wird“
Synergieeffekte beim Donaukurier
Der Kauf des Donaukuriers war für die Branche eine Überraschung. „Man kauft nur eine Zeitung, wenn es Synergieeffekte gibt“, so die Verlegerin. Synergieeffekt heißt zum Beispiel den Mantel zentral zu produzieren. „Das ist alles noch nicht gemacht, aber in den Köpfen“, stellte Angelika Diekmann klar. „Es ist für Journalisten nicht schön.“
Zum Postdienst der PNP konnte die Verlegerin nichts sagen. Sie verwies auf ihre Tochter, die das Unternehmen führt. „Wenn etwas nicht läuft, dann stellt sie es ein. Den Postdienst gibt es noch“, so Angelika Diekmann.
PNP und die Kirche
Die PNP ist in der Region Monopolzeitung. Hier versuchte der neue Bischof von Passau gegen das Monopol anzugehen indem er auf soziale Netzwerke setze. Stefan Oster, Jahrgang 1965, ist sicherlich kein liberaler Geist. Er kennt die Spielregeln der Medienbranche. Nach dem Abitur am Gymnasium Neutraubling absolvierte er eine Ausbildung zum Zeitungsredakteur; anschließend auch zum Hörfunkredakteur und -moderator. Er arbeitete nach der Ausbildung einige Jahre für diverse Medien im Print- und Hörfunkbereich, teilweise fest angestellt, teilweise als freier Journalist.
„Da gab es mal Ärger“, so Angelika Diekmann. Er sei ein „Dogmatiker hoch zehn“. Er habe sich bei der Amtsübernahme in Passau durch die PNP angegriffen gefühlt. „Wir sind das Spiegelbild seines Tuns gewesen“, so Diekmann. Oster hat via soziale Netzwerke reagiert. „Was ich gehört habe, muss es sich beruhigt haben.“
Zu den einstmals aggressiven Scharfrichtern in Passau meinte die Verlegerin: „Sie sind nicht mehr scharf und wir sind eine andere Generation.“ Die Kabarettisten der Scharfrichter wie Bruno Jonas und Siegfried Zimmerschied machten der konervativen Passauer Gesellschaft das Leben schwer. So verhängte der einstige Chefredakteur der PNP eine Nachrichtensperre über die Kabarett-Veranstaltungen, der Generalvikar des Bistums erstattete Anzeige wegen Gotteslästerung und die Stadt Passau verhängte Aufführungsverbote. „Die Journalisten gibt es heute nicht mehr, die damals Ursache des Problems waren.“
Menschen in Europa
Angelika Diekmann war einstmals Kulturredakteur. Als Verlegerin ist sie der Kultur weiterhin verbunden. Sie schuf die Reihe Menschen in Europa und es ist ihr sichtlich eine Herzensangelegenheit prominente nach Passau zu holen und auszuzeichnen. Damit schaut die Kulturwelt nach Passau. „Was eignet sich besser als Kunst, die Menschen im vereinten Europa einander näher zu bringen?“ so Diekmann. Aus dieser Überlegung wuchs 1996 die Idee, europäische Künstler und ihre Heimatländer am Stammsitz der Verlagsgruppe vorzustellen. Mit ihnen treffen sich heute europäische Spitzenpolitiker alljährlich in Passau zum Austausch jenseits des Protokolls. In diesem Jahr ging der MiE-Kunst Award an den Künstler Ai Weiwei.
Passau ist eine Tourismusstadt – doch mehr und mehr leidet die Drei-Flüsse-Stadt unter dem modernen Massentourismus. Als Problem kristallisiert sich das Thema Schiffkreuzfahrten heraus. Waren es im Jahr 1992 16 Schiffe, die in Passau anlegten, sind es 2019 schon 189 Kreuzfahrtschiffe, die 3500 Mal an den Uferbauwerken von Passau festmachen. Aus den Schiffen, die die Donau Richtung Wien bereisen, steigen 350-400.000 Passagiere ein und aus.
Auf der Herbstfahrt des Internationalen PresseClubs München im Oktober 2019 machten die Mitglieder im Venedig Bayerns Station und informierten sich aus erster Hand bei Gästeführerin Anneliese Hertel und Tourismusdirektorin Pia Olligschläger.
Die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen bringen nur bedingt Geld in die Stadt. Natürlich übernachten die Gäste auf den Schiffen und nicht in den zahlreichen Hotels der Stadt. Zudem werden die Passagiere mit Lunch-Paketen ausgestattet, wenn sie Passau besichtigen. So gehen viele Passauer Gaststätten leer aus. Tourismusexperten sprechen von 15 bis 20 Euro, die pro Passagier in Passau gelassen werden. Das ist nicht viel für die Tourismusmetropole an Donau, Ilz und Inn. Morgens gehen die Passiere von Bord und Schlusspunkt der Tour ist oftmals das Orgelkonzert im Passauer Dom um 12 Uhr. Dann heißt es wieder einschiffen und weiter geht es zum nächsten Haltepunkt an der Donau.
Die Gästeführer von Passau haben das Nachsehen, weil die Kreuzfahrtschiffe einige Guides an Bord haben und die Passiere mit Audioguides ausgestattet sind. Per Funk werden die Touristen von Guides in der Landessprache über die Geschichte der Stadt unterrichtet.
Was bleibt für die Passauer Wirtschaft? Zum einen sind es die Reinigungskräfte, die vom Land angefordert werden. Aber auf Müllentsorgung kann man keine Stadt finanzieren. Zum anderen kommen frische Waren von ausgewählten Einzelhändlern an Bord.
Bei unserem Besuch in Passau fiel mir auf, dass die Schiffsmotoren der Schiffe oft im Leerlauf laufen. Es waren hauptsächlich Dieselmotoren. Ob das in Zeiten der Klimadiskussion noch opportun ist? Elektromotoren sind mir nicht aufgefallen, soll es aber auch bei den Kreuzfahrtschiffen geben. Berichtet wurde mir, dass es auch vorkommt, dass mancher Passagier seinen Abfall in die Donau illegal kippt, gesehen hab ich es aber nicht. In Passau sind die Liegeplätze für die Kreuzfahrtschiffe begrenzt, so dass bis zu drei Schiffe nebeneinander liegen. Die Schiffe werden auch immer größer. Passten früher vier Schiffe in eine Schleuse, so ist heute ein Schiff pro Schiff.
So kommt es vor, dass Schiffe beispielsweise in Österreich anlegen und die Passagiere per Bus nach Passau kommen. Doch die Parkplätze für Busse in Passau sind begrenzt und die Busse dürfen am Ufer nur 20 Minuten stehen.
Ich bin gespannt, wie die Stadt das Problem lösen will. Das Thema soll bei der Kommunalwahl 2020 eine Rolle spielen.
UPDATE: Mich erreichte am 18. November 2019 folgende Informationen durch das Passau Tourismus und Stadtmarketing, die ich hier anfügen möchte:
Im Jahr 2018 haben 188 verschiedene Kreuzfahrtschiffe in der Stadt Passau 2.431 mal angelegt. Die Mehrheit davon 60% an der Lände Lindau und 40% = 971 an den Anlegestellen Altstadt. Für das Jahr 2019 werden 186 Schiffe erwartet, 2.980 Anlegungen und ca. 380.000 Passagiere.
Quelle: Stadtwerke Passau als Liegenstellenbetreiber
Die Kreuzfahrtsaison ist von März-Anfang Januar(ca. bis Heilige Drei Könige 6.01.). In der Altstadt haben wir 7 Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe, alle mit Stromanschluss und Wasser. Zurzeit erfolgt ein Ausbau der Liegeplätze Altstadt mit zusätzlichen Power-Lock Stromanschlüssen.
In der Lände Lindau, stehen 4 Liegeplätze bereit.
Von der Kreuzschifffahrt profitieren in Passau zahlreiche Wirtschaftsbereiche.
Die Wertschöpfungsanalyse Kreuzschifffahrt ist angefügt. Passau ist sowohl Stop-over Hafen als auch Anfangs- bzw. End Hafen für die Schiffe.
Bei Hoch- oder Niedrigwasser ist Passau zudem eine besonders frequentierte „Switch-Stelle“, d.h. hier werden die Gäste von den einzelnen Schiffen getauscht wenn das schiff nicht weiter fahren kann. Die Lände Lindau ist auch bei Hoch- bzw. Niedrigwasser anfahrbar.
Die Stadt Passau profitiert sowohl von Übernachtungsgästen als auch von Tagestouristen in den Bereichen
a) Gastronomie Einige Gastronomiebetriebe verköstigen zahlreiche Kreuzfahrtgäste nicht nur bei Ausnahmewasserstand.
b) Übernachtungssektor Aufgrund, dass zahlreiche (ca. 40% aller Fahrten) Kreuzfahrten in Passau beginnen, profitieren auch die Übernachtungsbetriebe von den Kreuzfahrtschiffen. Der Anteil der Kreuzfahrtgästen an den Gesamtübernachtungen beträgt schätzungsweise in der Hochsaison 30%.
574.000 Übernachtungen konnte Passau im Jahr 2018 registrieren. Rechnerisch= : 12 Monat3 = 47.833 / Monat – davon 30% = 14.350 x 9 Monate Saison = ca 130.000 Übernachtungen durch Kreuzfahrtgäste.
c) Einzelhandel. 95% aller Kreuzfahrtgäste besuchen die Stadt bevor, nach oder während ihres Stops bzw. zu Beginn oder Ende der Schifffahrt. Die Wertschöpfung können Sie der Studie entnehmen. In Passau ist der Ausgabenanteil etwas höher als der Durchschnitt.
d) Zulieferer / Logistik. Zahlreiche Kreuzfahrten beginnen in Passau. Zahlreiche Gäste reisen mit dem Auto an und stellen ihre PKW’s während ihrer Abwesenheit in Passau ab. Es fallen Einnahmen durch Parkgebühren an.
e) Gästeführungen. 95% aller Schiffe die in Passau Stop-Over in Passau machen, buchen auch eine Stadtführung in Passau. Eine große Reederei hat schon ein Tag vor Abfahrt in Passau boarding und bietet sogar 2x Führungen an. Bei Ankunft und am nächsten Tag. Die Sehenswürdigkeiten und Museen von Passau profitieren von diesen Gästen. Es stehen über 150 Gästeführer in Passau zur Verfügung, die in über 15 Sprachen führen. Die Nachfrage ist sehr groß.
Leider verfügen wir nicht mehr über eine diesbezügliche Statistik.
Im Jahr 2017 hatten wir 169 Schiffe (17 weniger als 2019 erwartet werden) und es wurden 6.583 Gruppenführungen für Kreuzfahrtschiffe durchgeführt. Es waren ca. 132.000 Teilnehmer. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass sich die Zahl der Gruppenführungen erhöht hat.
Es werden Führungen sowohl in der Stadt Passau als auch in die Region angeboten. Die größte Reederei Viking, hat pro Schiff mindestens 2 Stadtführungen in Passau optional im Angebot. Spezielle Führungsangebote für Kreuzfahrtgäste wurden aufgrund der hohen Nachfrage z.B. im Dom und auf der Veste Oberhaus entwickelt und weisen eine hohe Nachfrage auf.
Z.B. findet im St. Stephans Dom, auf der größten Domorgel der Welt, in der Saison fast täglich zusätzliche Sonderkonzerte für Kreuzfahrtgäste statt.
Passau bietet zahlreiche speziell für die Kreuzfahrtschiffe entwickelte Programme an.
In der Weihnachtszeit werden zudem spezielle Angebote im Bereich Gastronomie in Anspruch genommen, z.B. in Konditorei.
Das feige rechtsextremistische Attentat von Halle war erst ein paar Tage her, als der Presseclub München zu seiner Herbstreise nach Ostbayern startete. Hier trafen die Journalisten auf die Regierungsdirektoren von Niederbayern und der Oberpfalz Rainer Haselbeck und Axel Bartelt.Vor wenigen Wochen, am 2. Juni 2019, wurde ein Kollege Haselbecks und Bartelts ermordet: Walter Lübcke. Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke (CDU) wurde vor seinem Wohnhaus mit einem Pistolenschuss aus nächster Nähe in den Kopf getötet. Als dringend tatverdächtig wurde am 15. Juni 2019 der hessische Rechtsextremist Stephan Ernst festgenommen, der gestand und später widerrief. Als Tatmotiv nannte Ernst darin Äußerungen Lübckes während der Flüchtlingskrise 2015.
Keine Bedrohung verspürt Regierungspräsident Rainer Haselbeck.
Auf die Frage, ob sich auch Rainer Haselbeck bedroht fühlt, antwortete der Regierungspräsident aus Niederbayern: „Ich habe vergleichbares bisher nicht erlebt.“ Die größten verbalen Auseinandersetzungen waren bisher, ob an einem gewissen Ort eine Flüchtlingsunterkunft entstehen soll oder nicht. „Es gab intensive Kontakte mit der Bevölkerung, aber Anfeindungen dieser Art haben wir nicht erlebt.“
Auf die Nachfrage von PresseClub-Vorsitzender Peter Schmalz nach einer Verrohung der Gesellschaft meinte Haselbeck: Er bemerke, dass sie Bereitschaft behördliche Entscheidungen des Staates zu akzeptieren, auch wenn sie einem nicht passen, deutlich zurück geht.
Rief auf zur Gedenkminute: Regierungspräsident Axel Bartelt
Ein tiefergehende Problem mit dem Rechtsextremismus stellte der Regierungspräsident der Oberpfalz Axel Bartelt bei einem Empfang im Spiegelsaal der Regierung fest. Er appellierte an die Mitglieder der Presseclubs München und Regensburg als „Gewissen der Nation“ Bewusstseinsbildung zu betreiben. „Wir sind an einem Wendepunkt angekommen.“
Axel Bartels will jetzt einen gemeinsamen Empfang von „bayerischen und jüdischen Mitbürgern“ durchführen, was für mich unverständlich ist, denn Bayern sind Juden und Juden sind Bayern. Hier hat sich der Regierungspräsident meines Erachtens unglücklich ausgedrückt, bei dem richtigen Zeichen, das er setzen möchte. Zum Gedenken an die Opfer von Halle bat der Regierungspräsident die anwesenden Pressevertreter sich von ihren Plätzen für eine Gedenkminute zu erheben.
Flüchtlingssituation 2015 im Landkreis Passau
Der Landrat von Passau, Franz Meyer, erinnerte an einem Empfang in Hauzenberg in Niederbayern an die Flüchtlingsbewegung von 2015. 8000 Flüchtlinge pro Tag kamen damals über die grüne Grenze von Österreich nach Bayern. „Wir haben in dieser Phase mehr Flüchtlinge im Landkreis gehabt als acht europäische Staaten“, so Meyer. Die Österreicher haben die Flüchtlinge aktiv an Deutschland weitergeleitet. „Die größten Schleuser sind die Österreicher“, so Meyer auch damals in einem Interview mit den Tagesthemen.
Der Landrat von Passau Franz Meyer ist ein Freund deutlicher Worte.
Ein große Herausforderung damals war eine hohe Anzahl von unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen. Rund 4000 Jugendliche mussten vom Passauer Kreisjugendring betreut werden. Die Anstöße zur Verteilung dieser Jugendliche nach Bayern und ins ganze Bundesgebiet kamen von Passau und wurden von den Behörden schnell umgesetzt. „Wenn es pressiert, gehts schnell“, so Meyer. „Danke an die vielen Hunderte von Leuten bei uns, die ehrenamtlich rund um die Uhr gearbeitet haben.“ Meyer weiter: „Wir haben das mit großer Humanität geschafft.“ Bei aller deutlichen Worten in dieser Phase sei es wichtig, was man sagt. Nicht anheizen, sondern die Dinge klar formuliert.
Landrat Meyer bedankte sich ausdrücklich beim Freistaat und dem damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. „Auf Horst Seehofer war Verlass in all diesen Fragen.“
Heute kommen an der Grenze zwischen 50 und 100 Flüchtlinge pro Tag an. Meyer unterstützt die Grenzkontrollen, aber nicht an der jetzigen Form. Die Grenzkontrollen finden an einer ungeeigneten Stelle mitten auf der Autobahn statt und behindern die Berufspendler nach Passau.