Posts Tagged ‘Telefon’

Telefonat, Videocall oder Textnachricht – wie halten Sie es?

2. Januar 2023

Ich habe dieses Jahr Silvester verschlafen. Zusammen mit den verängstigen Katern lag ich gegen 22 Uhr im Bett und habe die Tiere beruhigt. Erst am nächsten Tag habe ich meine Neujahrsgrüße gepostet und zwei, drei Kurznachrichten verschickt./

Wie war es bei Ihnen? Es gibt interessante Zahlen von der Bitkom. So setzen 92 Prozent der Deutschen für das Übermitteln der Grüße auf das klassische Telefonat. Fast zwei Drittel (63 Prozent) nutzen mittlerweile aber auch Videotelefonie über Dienste wie WhatsApp, Facetime, Signal und Co. – unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren sind es sogar 79 Prozent. Bei uns innerhalb der Familie ist es Facetime. Auch meine alte Mutter hat inzwischen Gefallen an diesem Kommunikationsmitteln an ihrem iPad gefunden. Es ist einfach und der Kontakt ist intensiver als nur beim Telefon. Außerdem passiert bei der Videotelefonie mehr, es laufen mal die Kinder durchs Bild oder auch die Kater schauen rein. Für Videotelefonie außerhalb der Apple-Welt nutzen wir Signal.

Die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) verschickt Neujahrsgrüße per Sprachnachrichten über Messenger-Dienste. Für mich sind Audionachrichten eine Frechheit und ich höre sie mir nicht an. In der Regel lösche ich Sprachnachrichten ungehört, weil die Leute nicht in der Lage sind, sich kurz zu fassen, sondern stammeln ihre Lebensgeschichte herunter und klauen mir wertvolle Lebenszeit. Ich denke es wird klar: Ich hasse Audionachrichten.

13 Prozent der Deutschen setzen dafür auf Videonachrichten mithilfe aufgezeichneter Videos, die sie per Messenger an ihre Liebsten verschicken. Das ist mir auch fremd.
Doch auch geschriebene Nachrichten spielen zur Übermittlung von Neujahrsgrüßen eine Rolle: 56 Prozent schreiben Textnachrichten über Messenger-Dienste, ein Fünftel (21 Prozent) setzt auf handgeschriebene Postkarten oder Briefe, 12 Prozent schreiben zu Silvester eine SMS und 8 Prozent grüßen per E-Mail. Lediglich 1 Prozent gibt an, überhaupt keine Neujahrsgrüße zu übermitteln.
Nun ja, ich nehme diesen Blogpost und wünsche ein gutes neues Jahr.

Kein Anschluss unter dieser Nummer – Telefonzellen sind Geschichte – persönliche Gedanken

22. November 2022

Telefonzellen gehören nunmehr der Vergangenheit an. Zunächst die gelben geschlossenen Häuschen, dann waren sie violett und dann waren es nur noch Ständer – aber nun ist es vorbei. Die letzten öffentlichen Fernsprecher werden nun von der Telekom abgeschaltet und gehen in die Geschichte ein. Kein Anschluss unter dieser Nummer.

Die 12.000 verbliebenen Telefon­zellen in Deutschland schlucken kein Klein­geld mehr. Die Telekom deaktiviert die Münz­zahlung an den Telefon­säulen und -häuschen, Ende Januar funktionieren dann auch keine Telefon­karten mehr. Damit endet nach 142 Jahren die Ära des öffentlichen Fern­sprechers.

Im Zeitalter des Mobiltelefons sind Telefonzellen ein Anachronismus. Die letzten Telefonzellen, die ich gesehen habe, waren Kunstobjekte wie Death of a Phone Booth bei Banksy. Die Transformation der Telefonzelle zum WLAN-Hotspot sah ich zum ersten Mal in New York als die Zellen abgebaut und dafür an gleicher Stelle WLAN-Hotspots errichtet wurden.

Mit WLAN hat man es in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker nicht so. Statt Hotspots mögen wir lieber bedrucktes Papier. Ich habe öfters zu Bücherschränken umgewidmete Telefonzellen gesehen, auch eine gute Idee.

Das letzte Telefonat an einem öffentlichen Münzfernsprecher führte ich übrigens in New York. Ich war begeistert, dass man einen Fernsprecher anrufen an – so wie in den Ami-Filmen.

Ein Erlebnis mit einer Telefonzelle bleibt mir in Erinnerung. Es war die Zeit des Akustikkopplers. Man musste den Telefonhörer auf den Akustikkoppler fest auflegen und diesen mit dem Rechner verbinden. So konnte ich mich in Mailboxen einwählen und erste Schritte im Datennetz machen. Weil meine Eltern genervt waren, dass ich zu Hause die Leitung blockierte und zudem enorm Gebühren verursachten, suchte ich einen Ausweg. In meiner Heimatstadt Fürstenfeldbruck gab es das Kaufhaus X und davor eine gelbe Telefonzelle. Ich versorgte mich mit Unmengen von 10 und 50 Pfennig-Münzen, packte eine Kabeltrommel, mein Macintosh PowerBook und meinen Akustikkoppler ein und radelte zu dieser Telefonzelle. Da der Akku des PowerBooks nicht lange hielt, fragte ich im Laden, ob ich Strom bekommen könnte und schloss mein System in der Telefonzelle an. In den 1980er-Jahren war der Betrieb von selbst gebauten Akustikkopplern im Telefonnetz der Deutschen Bundespost illegal und mit hohen Geldstrafen belegt, aber ich wurde nie erwischt. Den illegalen Akustikkoppler besorgte mir ein Schulfreund, der in der IT-Szene deutlich tiefer verwurzelt war als ich. Der Akustikkoppler der Deutschen Bundespost kostete ein Vermögen, das ich aber bereits für Apple Hardware ausgegeben hatte.

So saß ich an manchen Wochenenden in dieser Telefonzelle. Andere Leute, die telefonieren wollten, hatten keine Chance. Sie mussten sich ein anderes Häuschen suchen. Ich sah auch irgendwie offiziell in meiner Telefonzelle aus mit den ganzen Kabel und der Kabeltrommel.

Ende Januar 2023 werden dann die Telefonkarten abgeschaltet. Ich hatte mir mal überlegt, ob ich Telefonkarten sammeln sollte. Dieser Kelch ist an mir vorüber gegangen. Ich habe Karten aufgehoben, aber nicht professionell gesammelt. Ob ich etwas von Wert habe, weiß ich nicht.

Wenn die Digital Natives auf ein Wählscheibentelefon treffen

8. Mai 2018

Dieses Telefon bekam ich von einer Bekannten geschenkt.

Dieses Telefon bekam ich von einer Bekannten geschenkt.

Von einer Bekannten meiner Frau habe ich ein altes Wählscheibentelefon geschenkt bekommen, weil ich ihr mit einem Facebook-Problem aus der Patsche geholfen habe. Das schwarze Telefon der Post stand auf dem Wohnzimmertisch und K1/2 wurden mit alter Technik konfrontiert.
Ich erklärte nichts und ließ meine beiden Digital Natives mal ausprobieren und Fragen stellen. K1 war vor allem von dem Anschlusskabel fasziniert und wusste mit den drei farbigen Drähten aus dem Kabelstrang nichts anzufangen. „Wir haben keinen Stecker, wo diese drei Drähte hineinpassen“, so das Fazit von K1.

Wo kommen die Drähte hin?

Wo kommen die Drähte hin?

K2 war mehr an der Funktionsweise interessiert. K2 nahm den schweren, schwarzen Hörer ab, lauschte, legte den Hörer wieder auf die Gabel und nahm wieder ab. Interessiert betrachte K2 dann die Wählscheibe. Zunächst wurde mit den Finger auf die Nummern getippt. Nach ein paar Sekunden wurde der Wählmechanismus herausgefunden. Es wurde gewählt, was das Zeug hielt und bis die Finger von K2 schmerzten. „Das tut weh“, stellte K2 fest und fragte zugleich vergeblich nach der Wahlwiederholungstaste. Und nein, man musste innerorts keine Vorwahl wählen. „Muss man eigentlich warten, bis die Wählscheibe wieder ganz zurückgelaufen ist? – Das dauert ja ewig“, so das Fazit von K2. Und wo denn die Abbruchtaste sei, wurde im gleichen Moment gefragt. K1 erklärte K2, dass es dafür die Gabel gibt und so wurde der Hörer aufgelegt und abgenommen. K2 entdeckte, dass man die Gabel auch mit dem Finger herunterdrücken konnte und sich so das lästige Auflegen sparten konnte. In US-amerikanischen Filmen hatten sie gesehen, dass man auf die Gabel hämmern konnte, wenn im Film die Verbindung zusammengebrochen ist. Cool war das Klemmen des Hörers zwischen Schulter und Ohr, das klappt mit dem Smartphone weniger gut.

Erst tippen, dann wählen

Erst tippen, dann wählen

„Wie kann man eine Zahl löschen, wenn man sich verwählt hat“, so die praktische Frage von K2. Und es gibt ja überhaupt keinen Nummernspeicher und keine Rufnummernerkennung. „Da weiß man ja gar nicht, wer anruft und ob man es annehmen soll oder nicht. Das ist ja blöd.“
Langsam begriffen K1/2 in welcher Welt ihre Eltern groß geworden sind. Meine Eltern hatten ein graues Wählscheibentelefon von der Deutschen Bundespost. Meine Mutter kaufte irgendwann einen potthässlichen Überzug aus Samt für das Telefon. Jahre später mieteten wir dann ein grünes Tastentelefon von der Bundespost. Der Grund dafür war die Wahlwiederholungstaste, damit man bei den Wählversuchen zur damaligen DDR-Verwandtschaft nicht scheiterte. Später wurde aus dem grünen ein weinrotes Telefon. Als das Postmonopol fiel gaben wir das Telefon an die Bundespost zurück, schließlich hatten wir es jeden Monat gemietet. Ich versuchte dann meinen Kindern die Tarife der Post zu erklären und als ich so was wie Mondscheintarif rekapitulierte, drehten sich meine Kinder weg, als ob ich komplett bekoppt war.

Der Hörer passt ideal zwischen Schulter und Ohr.

Der Hörer passt ideal zwischen Schulter und Ohr.