Mal sehen, ob ich dieses Jahr einen abbekomme und wie ich den wichtigen Tag begehe. Gemeint ist die Limited Edition zum diesjährigen Ardbeg Day, meiner Lieblingssorte aus Schottland. Aber ich mag nicht nur das torfige Getränk, ich mag vor allem das Storytelling, dass sich die Destillerie einfallen lässt.
Dieses Mal setzt das weltweite Unternehmen auf Punk. Jedes Jahr krönt der Ardbeg Day den letzten Samstag des schottischen Islay Musik und Malt Festivals (Fèis ìle) – ein Tag, an dem sich alles rund um den ultimativen Islay Malt dreht. Am Samstag, den 4. Juni 2022 lädt Ardbeg seine Fans in die Destillerie, Online und zu Veranstaltungen weltweit ein, den Ardbeg Day gebührend zu feiern. In der Vergangenheit hab ich eine tolle Veranstaltung dazu in Berlin erlebt, seit Corona fand das betreute Trinken online statt.
Und es gibt neue Getränke: Wie gewohnt wird es in diesem Jahr auch wieder zwei limitierte Editionen geben: Der Ardcore Committee Release für Mitglieder des Ardbeg Committees am 26. April und die Ardcore Limited Edition, die ab dem 17. Mai erhältlich sein wird. Alle Fans, die nach Islay reisen, können sich auf Drams, „Rocktails“, einen Tattoo-Salon und viel punkige Live-Musik freuen. Ich würde gerne mal nach Islay, aber den Tattoo-Salon würde ich mir sparen, dafür schön Musik hören und dem Storytelling lauschen. Und das geht so: Denn Ardcore knüpft eine Verbindung zu Islays kaum bekannter Punk-Vergangenheit und ehrt „PUNK ELLEN“ – den in Vergessenheit geratenen Spitznamen des Hafens von Islay in den 1970ern Jahren. Erstmals in der Geschichte von Ardbeg ist die Abfüllung aus tiefschwarz geröstetem Gerstenmalz destilliert – Ardcore ist äußerst unkonventionell, unverwechselbar und sehr gehaltvoll. Ein Tropfen, der sein Herz auf der Zunge trägt – sein schwarzes Herz, mit Noten von Holzkohle, süßem Rauch, Anis und dunkler Schokolade.
Colin Gordon, Destillerie Manager von Ardbeg sagt. „Der Ardbeg Day 2022 wird für mich der Erste sein, der hier vor Ort stattfindet. Uns ist bewusst, dass nicht jeder nach Islay kommen kann, daher freuen wir uns, viel vom Programm auch online zu übertragen. Egal ob in der Destillerie, in den Ardbeg Embassies oder zu Hause, wir hoffen, dass möglichst viele von euch am 4. Juni dabei sind!“ Okay es läuft was online und ich werde dabei sein. Termin ist eingetragen.
Und die Abfüllungen Die Ardcore Limited Edition mit 46,0 Vol.% Alk. ist erhältlich ab dem 17. Mai 2022 bei Ardbeg.com und allen Ardbeg Embassies, ab dem 4. Juni 2022 im Fachhandel. Das Ardcore Committee Exclusive (50,1 Vol.% Alk.) erscheint am 26. April 2022, solange der Vorrat reicht. Für beide Editionen liegt die unverbindliche Preisempfehlung bei 125 Euro.
ARDBEG ARDCORE – VERKOSTUNGSNOTIZ
Farbe: Blasses, durchscheinendes Gold
An der Nase: Würzig und spicy, feiert Ardcore mit Nuancen von Marmite (Würzpaste), angekohltem Toast und schwarzem Zichorienkaffee einen wahren Moshpit im Glas. Wie eine Sicherheitsnadel in der Nase sind die typischen Ardbeg-Kräuternoten präsent, während rauchige Noten von loderndem Lagerfeuer und Melasse im Hintergrund schwirren.
Am Gaumen: Ein umwerfend würziger und feuriger Geschmack zündet mit weiteren üppigen und rauchigen Aromen. Kakaopulver, Zartbitterschokolade, Erdnuss-Toffee, geräucherte Limette und ein Hauch von Ruß und Lagerfeuerglut im Gleichklang. Anis und Malz- Kekse drängen in den Vordergrund und nieten sich durch alle Geschmacksknospen.
Nachhall: Alles in allem ein süßes Finish. Langanhaltende Noten von Toffee, Ruß und Rauch sorgen für einen anarchischen, exquisiten Nachgeschmack.
Soll ich oder soll ich nicht? Immer die Qual der Wahl, aber ich kenne eigentlich meine Entscheidung, wenn am 8. Februar der Ardbeg Fermutation für Mitglieder des Ardbeg Committees limitiert erhältlich sein wird. Ich werde mich wieder virtuell in die Schlange stellen und hoffen, dass ich eine der seltenen Flaschen abbekomme.
Und natürlich gibt es bei Ardbeg nicht nur einen sicherlich interessanten Tropfen, sondern es gibt eine schöne Geschichte für diese 13 Jahre gereifte Abfüllung dazu, denn der Zufall spielt hier eine große Rolle.
Und mit Zufall meine ich nicht, ob ich eine Flasche erhalte oder nicht, sondern Ardbeg Fermutation ist aus der längsten Fermentation in der Geschichte Ardbegs hervorgegangen. Es ist Science-Fiction pur – wenn das Mal kein Versprechen ist. Schön daher auch das Label auf der Flasche. Außerirdische entführen die Fässer. Und die Geschichte kam so:
Im November 2007 stand die Ardbeg Destillerie vor einer großen Herausforderung: Ein defekter Boiler drohte, den sechs Washbacks mit kostbarer Würze den Garaus zu machen. Das Team versuchte alles, den Heizkessel wieder in Gang zu bringen – ohne Erfolg. Der stets zuversichtliche Dr. Bill Lumsden, Ardbegs Director of Distilling and Whisky Creation, erkannte im Dilemma die Chance zum Experimentieren. Also wies er das Brennerei-Team an, die Deckel der Gärbottiche zu öffnen und ihren Inhalt der besonderen Islay-Luft auszusetzen. So begann eine dreiwöchige Gärung – die längste in der Geschichte von Ardbeg – aus der ein wildes, spritziges und lebendiges Destillat schließlich hervorging.
Dr. Bill Lumsden sagt dazu: „Ich wollte schon immer mit längeren Fermentationszeiten experimentieren und denke, dass der ungewollte Kesselausfall das Beste war, was mir passieren konnte! Die meisten Ardbeg-Abfüllungen werden 72 Stunden fermentiert, sodass wir mit einem Zeitraum von drei Wochen praktisch Neuland betraten. Das Ergebnis schmeckt wie Science-Fiction pur: Im Ardbeg Fermutation verschmelzen wunderbar Torf und Rauch mit frischen, floralen Aromen, während schärfere, malzige Noten ein einzigartiges, spritziges Gegenprofil erzeugen.“
Die Geschichte gefällt mir, Ardbeg als mein Lieblingswhisky sowieso. Fehlt noch der Preis. In den Mitteilungen war dieser nicht angegeben, aber auf einer britischen Seite war er mit rund 140 Euro angegeben. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, aber in dieser Preisspanne wird sich Ardbeg Fermutation wohl bewegen. Also Kalendereintrag für den 8. Februar gemacht und das Warten beginnt.
In der Verkostungsnotiz heißt es: Ardbeg Fermutation 13 YEARS (49,4 Vol. % Alkohol)
Reifung: Ex-Bourbon-Fässer, sowohl 1st als auch Refill Farbe: Strohgelb
An der Nase: Frisch, floral, kräuterartig und kräftig. Anklänge an gemischte Kräuter und Zedernholz. Sehr spritzig, lebendig, mit Noten geräucherter Orange und Grapefruit, viel Menthol und Pfefferminze. Mit etwas Wasser kräftige Wogen von Dieselöl, Teer, frischgestrichener Farbe und Anis. Im Nachklang frischgemähtes Heu mit einem winzigen Hauch von etwas Pikantem, wie Hefeextrakt oder Brotteig.
Am Gaumen: Eine lebendige, vibrierende, „spritzige“ Textur, die in sehr kräftige, ausgeprägte Aromen mündet – malzige Kekstöne, kräftiger Anis, Kardamom, antiseptische Lutschtabletten, süßes Minz-Toffee und Zigarrenasche.
Nachhall Ein anhaltender, salziger, kräftiger Nachhall von Minze, Teer, Eichengerbstoff & Leder.
Ich mag so was nicht, überhaupt nicht. Gemeint ist die Warterei und Anspannung beim Bestellen im Internet. Nein, ich meine nicht bei Amazon und Co. Ich werde nervös beim virtuellen Anstellen von Karten für die Richard Wagner-Festspiele in Bayreuth oder ich halte die Spannung beim Bestellen von Konzertkarten für die koreanische Kpop-Band BTS kaum aus. Mal habe ich Erfolg, mal bricht das System zusammen. Und jetzt erging es mir ebenso beim Bestellen der neuen Whiskey-Edition von Ardbeg mit dem Namen Arrrrrrrdbeg!
Ursprünglich sollte der Verkauf der limitierten Abfüllung am 9. Februar 2021 sein. Doch irgendwas lief bei Ardbeg schief und der Verkauf über die Internet-Seite wurde auf den 16. Februar 2021 verschoben. Punkt 10 Uhr sollte der Shop für so genannte Committee-Mitglieder geöffnet werden. Zwei Minuten vor 10 Uhr war ich als Committee-Mitglied online und wurde auf 10 Uhr vertröstet. Die Schotten sind pünktliche Leute.
Und als die Uhr zehn geschlagen hatte, stand ich in der virtuellen Schlange. Und ich stand und ich stand und ich stand. Mir wurde zwar nett gesagt, dass ich irgendwann an die Reihe kommen würde, doch während die Zeit verstrich, wusste ich, dass limitierter Whiskey bedeutet, dass nicht unendlich viel von dem schmackhaften Tropfen vorhanden ist. Ich würde also nervös und ich mag die Warterei überhaupt nicht.
Der interessierte Leser wird sich fragen, was ist jetzt eigentlich dieser Arrrrrrrdbeg!?
Seit dem Jahr 2007 führte Mickey Heads als Destillerie Manager das „Ardbeg-Schiff“. Zum Abschied in den Ruhestand ehrt die Islay Destillerie Mickey mit einer besonderen Edition. Arrrrrrrdbeg! ist der erste Whisky der Destillerie, der vollständig in ehemaligen Rye-Whiskeyfässern reifte. Eine besonders würzige Edition, mit einer Donnerbüchse an fruchtigen Aromen, gefolgt von sanftem Rauch im Nachhall, der lange auf dem Gaumen verweilt. Das für Ardbeg sehr außergewöhnliche Flaschenetikett zeigt eine Illustration von Mickey als furchtlosen Captain. Ein Werk von Butcher Billy, einem brasilianischen Künstler und Grafikdesigner.
Und als gegen 10:45 Uhr ein Freund mir eine SMS schickte, dass er seinen Arrrrrrrdbeg! ordnern konnte, da wurde ich bald ungehalten. Ich war mit zwei Rechnern und iPad und unterschiedlichen Browsern auf der Seite meiner schottischen Lieblingsdestillerie eingeloggt und nichts ging. Dann endlich um 10:54 Uhr – nach 56 Minuten nervenaufreibender Wartezeit war ich an der Reihe: Jeder nur ein Kreuz, nein, jeder nur eine Flasche für 150 Euro. Kauf abgeschlossen und Ende Februar soll mein Arrrrrrrdbeg! dann bei mir sein. Ich werde ihn zusammen mit meiner Frau verkosten und darüber berichten. Aber zum Trost während ich diese Zeilen tippe, habe ich meinen Standard Ardbeg Ten im Glas und trinke auf das Wohl von Mickey Heads. Ich bin für diesen Stress nicht gemacht.
Jetzt gilt es das Sparschwein zu schlachten und die Geschmacksnerven zu optimieren. Die neue Ardbeg-Abfüllung steht vor der Tür: Ab Februar ist von der, auf der schottischen Insel Islay gelegenen Destillerie Ardbeg die bislang älteste und prestigeträchtigste Abfüllung in ihrem permanenten Whiskysortiment verfügbar: Ardbeg 25 Years Old.
Ardbeg 25 Years Old
Alles was ich über diesen Whisky lese ist außergewöhnlich, leider auch der Preis. Das Fläschchen kostet stolze 750 Euro.
Destilliert in den 1990ern Jahren, als die Zukunft der Destillerie äußerst ungewiss war, gelang nur sehr wenig Destillat aus den Brennblasen in ehemalige Bourbon-Fässer. Ardbeg aus dieser Zeit ist entsprechend rar und nach einem Vierteljahrhundert Reife so überragend, dass er nun als permanente Abfüllung in kleinen Chargen verfügbar ist. Die Verkostungsnotizen klingen fantastisch:
FARBE: Heller Bernstein AN DER NASE: Ein kräftiger Schwall wie von geräucherter Sahne, Minze und Toffee mit Ardbegs klassischen Noten von Fenchel und Kiefernharz. Der Duft eines Lagerfeuers in der Ferne mischt sich mit Kräuter- und Fruchtnoten mit Bananen und Tropenfrüchten sowie duftendem Kerzenwachs.
AM GAUMEN: Ein lebendiger, würzig-scharfer Pfeffergeschmack mündet in einen süßen Schwall cremigen Zitronensorbets (mit kandierten Äpfeln, Birnen und Orangen), einem Hauch von Karbolseife und Teer, cremigem Toffee, Anis und Chili-Pfeffer.
NACHHALL: Ein langer, mild-anhaltender Nachgeschmack mit viel Sahne, Buttertoffee und delikaten, antiseptischen Noten, im elegant-wonnigen Ardbeg-Stil.
Der Mai wird für mich als Liebhaber des Wasser des Lebens ein interessanter Monat. Es gibt einen neuen Whiskey und einen neuen Whisky.
Zum einen erstmals eine Bob Dylan-Edition eines amerikanischen Whiskeys namens Heaven‘s Door. Nicht, dass Bob Dylan unter die Getränkeproduzenten gegangen ist, vielmehr hat er seinen Namen spendiert und wahrscheinlich dafür kräftig kassiert. Bob, was machst du eigentlich mit deiner Kohle? In der Werbung zu den Whiskeys gab es ein Dlyan-Zitat: „Wir wollten eine Kollektion von amerikanischen Whiskeys kreieren, die auf ihre eigene Art eine Story erzählen.“ Die New York Times hat die drei Getränke bereits probiert und ist voll des Lobes. Es gibt einen Tennessee Straight Bourbon Whiskey, einen Double Barrel Whiskey und einen Straight Rye Whiskey.Bestellungen hier.
Die Schmiedearbeiten um die Flaschen herum, stammt aus den Händen von Bob Dylan – irgendwas muss der Meister außer seinen Namen auch beisteuern. Nun, die Verzierungen sehen optisch ganz nett aus, aber Dylan sollte lieber bei der Musik blieben.
Ich bin skeptisch, ob mir das Ganze schmeckt, aber als Dylan-Fan muss ich mir je zwei Flaschen kaufen. Eine zum Genießen, eine zum Sammeln. US-Whiskey ist bisher nicht so mein Fall gewesen. Ich bin mir auch unsicher, was ich von der ganzen Aktion halten soll. Klar, als Dylan-Fan liebe ich den Musiker, aber Dylan hat sicherlich Whiskey-Erfahrung als Trinker und Konsument aber als Produzent? Ist dies nicht eher Geldschneiderei lieber Bob Dylan, um deine Fan-Base zu melken? Ich hatte kein Problem, als du unter die Maler gegangen bist, aber ich habe wohl ein Problem mit dem Getränkehändler Dylan. Aber ich lass mich als Fan überraschen und warte auf Ende Mai, wenn Heaven‘s Door an meine Tür klopft.
Glenmorangie Grand Vintage Malt 1989
Zum anderen gibt es einen Whisky aus dem Hause Glenmorangie: Wer rund 600 Euro übrig hat, sollte diesen Whisky im Auge haben: Glenmorangie bringt den Grand Vintage Malt 1989 – der zweite Release der Bond House Kollektion No. 1.
Komponiert aus erlesenen Fässern feinsten Single Malts ist Glenmorangie Grand Vintage Malt 1989 der zweite Release der exklusiven Bond House No. 1 Kollektion. Dieser reiche und komplexe Whisky vereint einige der letzten Batches, die im ehemaligen Brennhaus destilliert wurden, für wahre Fans ein Höhepunkt. Das alte Brennhaus war über ein Jahrhundert die Heimat der höchsten Brennblasen Schottlands. 27 Jahre reifte dieser Jahrgangs-Whisky teilweise in ehemaligen Côte-Rôtie Weinfässern.
Die Geschichte des Glenmorangie Grand Vintage 1989 beginnt im ehemaligen Brennhaus der Destillerie, so berichtet die Pressemitteilung: Zum Ende der 1980er Jahre stieg die Nachfrage nach dem prämierten Single Malt stark an, sodass dieses ehrwürdige Gebäude zu klein wurde. Im Jahr 1990 wurde deshalb das Warehouse No. 1, das ehemalige Zollfreilager aus dem 19. Jahrhundert, in das heutige Brennhaus umgebaut, um eine weitere Anzahl an Brennblasen zu beherbergen. Dieses Vermächtnis zelebriert Glenmorangie mit der Bond House No. 1 Kollektion, eine Reihe bedeutender Abfüllungen aus jener Zeit. Heutzutage zählt das Brennhaus von 1990, häufig auch als Glenmorangies „Hochland-Kathedrale“ benannt, zu den Schönsten in ganz Schottland. Doch die Ära des Vorgängers wird immer einen besonderen Platz in der Geschichte der Destillerie haben. Mit der kraftvollen Komplexität des zweiten Releases der Bondhouse No. 1 Kollektion ist der Glenmorangie Grand Vintage Malt 1989 ein Zeitzeugnis und letztes Erbe des früheren Brennhauses. Bestellungen hier.
Und wie schmeckt der Whisky? Es gibt eine interessante Verkostungsnotiz, die ich gerne hier veröffentlich:
Glenmorangie Grand Vintage Malt 1989 ist mit 43,0 Volumenprozent Alkohol abgefüllt.
Farbe: Rehbraun
An der Nase: Äußerst vielschichtig mit Aromen getoasteter Marshmallows, Mandeln und einer duftenden Kopfnote von Vanille mit Weichtoffee. Noten von Bratäpfeln springen hervor mit roten Früchten, schwarzen Johannisbeeren und tropischen Früchten, gefolgt von frisch gebackenem Brot, Bienenwachs und einem Hauch Holzrauch.
Am Gaumen: Siruphaft, einem pfefferigen Gaumengefühl folgen reichhaltige, komplexe Noten von Bratapfel, butterweichem Toffee mit sanften Zitrus-Noten. Mit etwas Wasser weitere tropische Früchte, intensivere Zitrus-Noten wie von einer trockenen Clementinen-Zeste.
Im Nachhall: Noten von Orangenblüten verbinden sich mit Honig, einem Hauch Eukalyptusöl, süßem Anis und Leder in einem langen, kräftigen Nachhall mit klassischen Aromen von Holz und Eichenspänen.
Nun, 600 Euro kostet der Spaß und ich muss zugeben: Ich bin neugierig, hab aber noch nicht bestellt.
Soll ich oder soll nicht? Mein Lieblingswhisky-Hersteller hat ein neues Getränk aufgelegt und ich bin mit mir im Ringen. Es kommt ein 23jähriger Single Malt aus dunkler Zeit daher und eigentlich muss ich ihn haben: Der Ardbeg Twenty Something Committee Release.
Das Getränk, das seit gestern auf dem Markt ist, reizt mich absolut, zudem es zu Ehren des Ardbeg Committees abgefüllt wurde, bei dem ich mit dabei bin. Ich kämpfe also mit mir.
Der Ardbeg Twenty Something Committee Release.
Die Farbe des Ardbeg Twenty Something ist Altbronze. Der Geruch – süßer Holzrauch vermischt sich mit Vanillecreme, Sherrynoten, Aromen von brennenden Tannenzapfen und Schokolade. Am Gaumen setzt sich die reichhaltige Schokolade mit Vanilleschoten, getrocknete Früchte und etwas Fenchel fort. Der Nachhall ist lang und endet mit einem Hauch von Schärfe. Lecker und ich bin sehr neugierig.
Die Geschichte des Ardbeg Twenty Something ist einfach wunderbares Storytelling. Destilliert in der Brennblase, die heute Besucher im Hof der Ardbeg Destillerie begrüßt, in einer Zeit, als Ardbeg für immer verloren schien. Eine Phase mit fast komplett versiegter Produktion und ungewisser Zukunft. Trotz kalter Brennblasen und großer Stille in der Destillerie reifte der Single Malt im Warehouse und überdauerte diese dunkle Zeit. Der Beharrlichkeit einer kleinen Gruppe einheimischer Whisky-Enthusiasten damals ist es zu verdanken, dass Ardbeg gerettet wurde und bis heute besteht. Unter ihnen war auch ein junger Mann namens Mickey Heads, heute Ardbegs Destillerie-Manager. Ich habe im Frühjahr Mickey Heads gesprochen. Ich muss sagen, ein faszinierender Mann mit Geschmack.
Mickey Heads, Destillerie-Manager und Vorsitzender meines Ardbeg Committees sagt: „Der Ardbeg Twenty Something ist ein Blick zurück auf Ardbegs turbulente Vergangenheit und bestätigt eindrucksvoll, dass diese Destillerie niemals verschwinden darf.“ Ehemalige amerikanische Bourbon-Fässer und spanische Oloroso-Sherryfässer, ausgewählt von Bill Lumsden, Director of Distilling, Whisky Creation & Whisky Stocks bei Ardbeg, liefern reiche und tiefe Geschmacksnoten mit einem unglaublich rauchig-seidigen Aroma.
Wisst ihr, weshalb ich dieses Mal nicht zuschlagen werde? Es ist der Preis. Die Flasche hat mit 480 Euro ihren Preis und so sehr es mich juckt. Dieses Mal bestelle ich nicht. Ich bleibe hart – oder vielleicht doch nicht …
Ardbeg Day 2017 – was ist das für eine Welt? Da fahre ich mit dem Zug 7,5 Stunden einfach nach Berlin, um mir am Ardbeg Day 2017 den Kampf zwischen einem Lobster und einem Meeresungeheuer namens Kelpie anzusehen. Zwei Männer in Monsterkostümen ringen, prügeln und stoßen sich in einem Ring in auf dem Veranstaltungsgelände von Greifswald und wir alle haben einen riesigen Spaß.
Ardbeg hatte zum diesjährigen Ardbeg Day nach Berlin eingeladen und die Freunde des torfigen schottischen Single Malt-Whiskys sind dem Ruf gefolgt, Während der Ardbeg Day 2016 bei fettem Sonnenschein in Hamburg stattfand, versammelte sich die Genießercommunity dieses Jahr in Berlin bei Regen. Das Wetter erinnerte ein wenig an Schottland und tat so der Stimmung keinen Schaden. Wer braucht schon Sonne bei den Erinnerungen an das ferne Schottland? Das Veranstaltungsgelände von Greifswald war ein ehemaliges Postlagerhaus und erinnert entfernt an die berühmte Destillerie auf Islay und war damit die ideale Partylocation.
Dr. Michael Homberg traf ich in Berlin.
Nun, was zieht man eigentlich zu so einem Event an? Schottland? Nun, dann musste natürlich Tweed her. Anders als viele Berliner, die im urbanen T-Shirt erschienen, wollte ich den Tag auch modisch würdigen. Also das neue Tweed-Jacket vom Herrenausstatter Felbinger aus Immenstadt angezogen. Ich liebe Tweed und Klaus Felbinger konnte einen wunderbar leichten Tweed-Stoff besorgen. Dazu klassisches weißes Hemd und gelbe Fliege. Ursprünglich wollte ich eine Tweed-Fliege tragen, aber die warm mir eindeutig zu warm. Also eine gelbe Seidenfliege, die natürlich eher nach Glenmorangie erinnert als an Ardbeg. Aber um 5:30 Uhr beim Aufstehen waren mir solche Überlegungen egal, denn ich musste den Zug nach Berlin erwischen. Alles hat geklappt. Fahrt mit dem übervollen ICE nach Berlin Gesundbrunnen. Ich hatte es versäumt zu reservieren und hatte Glück. Die alte Bahnregel gilt: Der erste Platz ist der richtige Platz. Und ich hatte wohl den letzten freien Platz im ICE und musste ihn erst in Berlin Hauptbahnhof räumen. Glück muss der Mensch haben. Die eine Station nach Gesundbrunnen konnte ich stehen. Dann weiter mit der S-Bahn zur Greifswalder Straße und bei Regen ein paar Hundert Meter zu Fuß.
Freundliche Damen begrüßten mich am Ardbeg Day
Die Registrierung war auf jeden Fall schon ein Erlebnis. Grüngewandelte hübsche Damen mit geschminkten Meeresverzierungen im Gesicht empfingen die rund 500 Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Einstand gab es ein Polariod-Foto mit den Damen und ein Tasting-Glas voller Ardbeg Ten. Schön zu sehen, wie jeder Teilnehmer mit seinem Bild aus der Sofortbildkamera wedelte – das Wedeln ist dann doch ein Relikt aus den achtziger Jahren, damit die Bilder sich schneller entwickeln. Heute eigentlich nicht mehr nötig, aber gewedelt wurde trotzdem und dazu schottisches Wasser des Lebens genossen.
Spieltag am Ardbeg Day
Das Ardbeg-Team hat eine ganze Reihe von Attraktionen vorbereitet. Es war im Grunde eine Art Spielplatz für Erwachsene. Man wurde in Teams eingeteilt, wie Kugelfisch oder Krabbe, und musste gegeneinander antreten. Ich hätte gerne das Team Hering gehabt, was es allerdings nicht gab. Da ich auf Einladung von Ardbeg an diesem Tag dabei sein durfte, war ich auch keinem Team zugeordnet, spielte allerdings auch fleißig mit – quasi außer Konkurrenz. Alle Spiele drehten sich um Kelpie, wobei sich die berechtigte Frage stellte: Was ist eigentlich dieser Kelpie? Was ist eigentlich daran, an den ganzen Mythen rund um Kelpie? Sicher ist, die neue Ardbeg Abfüllung Kelpie ist von einer mysteriösen Kreatur names Kelpie unter Wasser gerissen worden. Die Spiele dienten dazu, die neue Abfüllung aus den Fängen von Kelpie wieder an Land zu bringen. Und was macht man nicht alles, wenn man wunderbaren Ardbeg den ganzen Tag über genießen kann und der Pegel entsprechend steigt.
Doch Kelpie ist nicht so einfach einzufangen, denn dieses Wesen wird von fünf Wassergeistern und Ungeheuern beschützt. Außerdem kann Kelpie nur von seinem Erzfeind, dem Lobster, gefangen werden, da er als einziges Wesen nicht vom Zauber in den Bann gezogen wird. Klingt irgendwie logisch, wenn man einige Ardbeg intus hat. Um die Kräfte des Lobsters zu schonen und sie sogar noch zu steigern, machen die Teilnehmer des Ardbeg Days sich auf den Weg, um die fünf Ungeheuer zu bekämpfen. Folgende Spiele galt es zu absolvieren:
Dank an Tobias Russ von Ardbeg.
Trident Hanging am Ardbeg Day
Wenn Merman, halb Mann halb Fisch, seinen Dreizack durch die Lüfte schwingt, erzeugt er starke Stürme. Die Aufgabe: Ergreift seinen Dreizack und besiegt ihn. Zwei Personen aus unterschiedlichen Teams treten gegeneinander an. Wer sich am längsten am Dreizack festhält, gewinnt.
Skylla Wall am Ardbeg Day
Skylla, wunderschön und ungeheuerlich zugleich, ist niemals satt. Mit einem Ball müssen die geöffneten Mäuler ihrer Hundeköpfe getroffen werden. Zwei Personen aus unterschiedlichen Teams treten gegeneinander an. Jede Person hat fünf Würfe. Wer am meisten Löcher trifft, gewinnt.
Skylla Wall am Ardbeg Day
Charybdis Labyrinth am Ardbeg Day
Wie Charybdis aussieht, weiß niemand, doch ihre Taten sind ungeheuerlich. In ihrem Sog zieht sie alle in die Tiefe. Es muss also dem Wasserwirbel ausgewichen werden. In teamübergreifender Zusammenarbeit muss der Ball von einem Ende des Labyrinths zum anderen geleitet werden, ohne im Wasserwirbel zu verschwinden.
Fishing Ships am Ardbeg Day
Cthulhu, im Wesen Krake, Mensch und Drache, ruht in der Tiefsee. Doch wenn er erwacht, ist niemand vor ihm sicher. Zwei Zweierteams treten gegeneinander an. Das Team, das die meisten Boote aus dem Wasser fischt, gewinnt. In meiner Jugend hieß das Entenfischen.
Nessie Memory am Ardbeg Day
Ob Nessie existiert, ist ungewiss. Drei Personen treten gegeneinander an und decken im Wechsel zwei Karten auf. Nach jedem Spielzug bleibt eine Karte offen liegen, die andere wird wieder umgedreht. Wer ein Kartenpaar offenlegt, nimmt die Karten aus dem Wasser heraus und ist nochmal an der Reihe. Das Team, welches Nessie-Paar findet, gewinnt.
Nessie Memory am Ardbeg Day
Ardbeg Kelpie enthüllt
Ach ja und eigentlich ging es ja um den Ardbeg Kelpie. Am Abend wurde die Abfüllung enthüllt und jeder der zahlenden Gäste erhielt eine Flasche. Ardbeg Kelpie ist nach den legendären Wassergeistern benannt, die in den tiefen Gewässern rund um Ardbeg ihr Unwesen treiben. Die intensiven Aromen, die an öliges Torf, salzigen Seetang und teeriges Tauwerk erinnern, stammen von frischen Eichenfässern aus der Schwarzmeerregion, vermischt mit dem unverwechselbaren Geschmacksprofil von Ardbeg. Auf eine Woge schwarzen Pfeffers folgt ein herzhafter Schwall Speck und dunkle Schokolade. Unglaublich tief. Ab 12. Juni gibt es das Getränk offiziell zu kaufen.
Die Idee zum Ardbeg Kelpie
Der oberste Abfüllen von Ardbeg und Whisky Creator Bill Lumsden wanderte über das Gelände und sprach mit den Besuchern. Er wollte wissen, wie ihnen das neue Getränk mundete. Ich schnappte ihn mir gleich zum Interview und wollte von Bill Lumsden wissen, wie er denn auf die Idee zum Ardbeg Kelpie kam. Seine Antwort ist super interessant:
Am Tag des Referendums werde ich meine Schottland-Fahne hissen.
Einige Male durfte ich Schottland besuchen und ich habe mich in das Land und seine Leute verliebt. Sogar meine Hochzeitsreise habe ich in diese raue, aber herzliche Schottland gemacht. Jetzt ist die Unabhängigkeit der stolzen Schotten möglich. Wie sich die Schotten entscheiden, sollen sie unter sich ausmachen, dazu brauchen sie keine Ratschläge von mir oder anderen.
Ich erinnere mich nur an verschiedene Erlebnisse, die ich in diesem Land hatte. Sie drehen sich um den Nationalstolz dieses stolzen Volkes.
Das erste Ereignis trug sich bei einer Pressereise nach Schottland zu, um die schottische Spieleentwickler-Szene kennenzulernen. Ich hatte vergessen, Geld zu tauschen. Der Euro ist ja in Schottland nicht Zahlungsmittel. In Edinburgh gelandet, steuerte ein Kollege, der das gleiche Schicksal hatte, und ich zu einer Umtauschbude am Flughafen. Es war nichts los und die junge Dame hinter dem Counter war sichtlich gelangweilt von ihrem Job, von ihren Kunden und von der Welt an sich. Wir gaben unsere Euro und bekamen britische Pfund dafür. Die Queen blickte uns von den Geldscheinen streng an: Queen Elisabeth II, Königin der Briten. Mein Kollege, der in Schottland studiert hatte und die Gebräuche des Landes kannte, schüttelte den Kopf. Er schob die britischen Pfund wieder zurück über die Tresen und bestand höflich auf schottische Pfund. „Wir sind in Schottland und wollen schottische Pfund“ so oder ähnlich war seine Aussage.
Was dann geschah, konnte ich zunächst nicht glauben. Die gelangweilte junge Frau in der Wechselstube schien wie ausgewechselt. Sie blühte auf. Sie lachte, sie scherzte, sie freute sich und sie überreichte uns wortreich die schottische Pfund. Und dann kam sie hinter ihren Tresen hervor und umarmte uns. „Willkommen in Schottland“ sagte sie nicht ohne schwerem Akzent. Wow, soviel Nationalstolz hatte ich nicht erwartet und war begeistert. Mein allererster Eindruck von Schottland.
Mein zweites Erlebnis in Sachen Nationalstolz hatte ich auf unserer Hochzeitsreise. Wir waren irgendwo in den Highlands bei BB bei einer alten schottischen Lady. Nach dem Frühstück mit Tee packte meine Frau die Koffer in den Mietwagen, während ich mich ans Bezahlen machte. Ich zog die geforderten 30 Pfund aus meiner Börse und wollte sie der Wirtin überreichen. Als ich bemerkte, dass ich britische Pfund erwischt hatte, nahm ich die Geldnoten wieder und gab der Dame schottische Pfund. Sie beäugte mich und fragte mich dann, warum ich das gemacht habe. Ich antwortete sinngemäß: „Sie sind Britin, aber Ihre Heimat ist Schottland. Ich bin Deutscher, fühle mich aber als Bayer.“ Die Frau strahlte, klopfte mir auf die Schulter. Sie gab mir 10 Pfund augenzwinkernd zurück und lud mich ein, einen Whisky zu trinken. Alkohol so kurz nach dem Frühstück? Aber ich wollte die Dame nicht enttäuschen und so setzten wir uns aufs Sofa und tranken ein, zwei Gläser des hochprozentigen Single Malts. Die Frau erzählte mir etwas in schweren schottischen Akzent und ich habe eigentlich nichts verstanden. Irgendwann kam meine Frau ins Zimmer, um zu schauen, warum ich denn so lange brauchte. Sie entdeckte mich auf dem Sofa sitzend mit der alten Dame, den Whisky in der Hand. Ich will nicht sagen, dass wir den ersten Ehekrach hatten, aber es war nahe dran. „Ich belade das Auto und du betrinkst dich schon in aller Frühe.“
Um Whisky dreht sich auf meine dritte Erinnerung. Wer in Schottland ist, der muss eine oder mehrere Destillerien besuchen. Der Whisky-Trail ist eine Sehenswürdigkeit. Wir machten dies natürlich auch mit und genossen den Whisky. Bei einer Besichtigung waren wir eine kleinere Gruppe, darunter auch zwei US-amerikanische Touristen. Wir lernten die Lagerung der Fässer, den Zauber der Destillerie und die Geheimnisse des Single Malte kennen. Am Ende der geführten Tour gab es natürlich den Whisky zum Probieren (und zu kaufen). Wir griffen interessiert nach unseren Nosinggläser. Die amerikanischen Touristen machten hier eine folgenschwere Bemerkung, die sie bereuten. Sie baten unseren schottischen Guide um ein wenig Eis für ihren Whisky.
Sofort kippte die Stimmung. Aus dem geselligen, redseligen Schotten wurde ein einsilbiger Sturschädel. Er nahm den beiden Amerikanern ihre Nosinggläser ab und sagte: „Ihr seid hier fertig, ihr könnt jetzt gehen.“ Single Malt mit Eis sei eine Todsünde. Die beiden Amerikaner spürten, dass es in dieser Frage keine Diskussion gab und zogen wortlos ab. Für den Bayern geht auch keine Weißwurst mit Ketchup – recht haben die Schotten.