Heute ist der 200. Todestag von Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, besser bekannt als E.T.A. Hoffmann. Ich habe gerade ein erfolgreiches Online-Seminar mit meinem Kollegen Stefan Preis zu diesem Künstler durchgeführt.

Hoffmann war von Berufswegen eigentlich Jurist, ging aber in die Geschichte als Künstler, Musiker, Zeichner und Schriftsteller ein. Er hätte ein beschauliches Juristenleben im Preußen der Restauration verbringen können, wenn nicht immer der Künstler und Lebemann in ihn durchgebrochen wären.
ETA hieß eigentlich ETW Ernst Theodor Wilhelm (klar, man war im preußischen Königsberg). Das A kam aufgrund seiner Verehrung zu Amadeus Mozart und im Alter von 33 Jahren wurde aus ETW Hoffmann nun E.T.A. Hoffmann.
Mein erster Kontakt zu E.T.A. Hoffmann war bereits zu Schulzeiten, als wir im Deutschunterricht die Erzählung Das Fräulein von Scuderi durchnahmen. Was ich als Schüler lernte, dass das Fräulein von Scuderi (1819) als erste deutsche Kriminalnovelle galt. Und sie hatte enorme Auswirkungen: Ohne Hoffmann hätte es die Detektivgeschichten von Edgar Allan Poe, oder Sherlock Holmes von Doyle oder sogar Miss Marple von Agatha Christie nie gegeben. Sie stark war der Einfluss dieses Geschichte. Sie handelt von der Aufklärung einer rätselhaften Mordserie im Paris des 17. Jahrhunderts durch die Titelheldin, die französischen Schriftstellerin Madeleine de Scudéry (1607–1701), im Grunde eine Miss Marple zu Zeiten Ludwig des XIV. Die Idee des Cardillac-Syndroms in der Erzählung gefiel mir. Der Mörder Cardillac kann den Gedanken, dass er seine Schmuckstücke nicht für sich behalten kann und andere seinen Schmuck anlegen dürfen, nicht ertragen. So tötet er die Käufer kurzerhand, um den Schmuck wieder zu erlangen und ihn dann in einem verborgenen, nur durch eine Geheimtür zugänglichen Gelass nur für sich allein zu genießen. Das Dilemma der Erzählung war: Künstler müssen, um von ihrer Kunst leben zu können, ihre Werke verkaufen, das heißt, sie müssen sich von ihnen trennen. Daran zerbricht so mancher Künstler.
Mir gefiel der Ideenreichtum und der Stil von Hoffmann und ich kaufte mir als Schüler eine Gesammelte Werke-Ausgabe, weil ich mehr von ihm lesen wollte. Hoffmann war scheinbar ein Freund von Geheimbünde, die in seiner Zeit der Romantik aktiv wurden: Rosenkreuzer und Illuminaten. Und Hoffmann ist der erste Romantiker, der „Nachtseite“ der menschlichen Existenz entdeckte.
Das Motiv von Hoffmann ist immer wieder zu erkennen: Ohne eigene Steuerungsmöglichkeit ist die Hauptperson einer fremden zumeist bösen Kraft ausgeliefert. Und das ist die Grundlage von Hollywood. Erinnern wir uns nur an die erfolgreichen Filme von Alfred Hitchcock. Der Held gerät unverschuldet in die Fängen der Bösen. Also ist E. T. A. Hoffmann der Wegbereiter des modernen Hollywoods – eine gewagte These.

Übrigens ein Buchtipp zum 200. Todestag des Dichters: E. T. A. Hoffmann. 100 Seiten von Alexander Kluy. Alexander Kluy zeichnet ein lebendiges und pointiertes Porträt Hoffmanns und folgt den großen Strängen seines Lebens, Denkens und Schreibens, die untrennbar miteinander verwoben sind. Das Buch liest sich schnell und macht Spaß ein paar Stunden auf Sofa.