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Die Punk-Version von Ardbeg – so geht Storytelling

15. April 2022

Mal sehen, ob ich dieses Jahr einen abbekomme und wie ich den wichtigen Tag begehe. Gemeint ist die Limited Edition zum diesjährigen Ardbeg Day, meiner Lieblingssorte aus Schottland. Aber ich mag nicht nur das torfige Getränk, ich mag vor allem das Storytelling, dass sich die Destillerie einfallen lässt.

Dieses Mal setzt das weltweite Unternehmen auf Punk. Jedes Jahr krönt der Ardbeg Day den letzten Samstag des schottischen Islay Musik und Malt Festivals (Fèis ìle) – ein Tag, an dem sich alles rund um den ultimativen Islay Malt dreht. Am Samstag, den 4. Juni 2022 lädt Ardbeg seine Fans in die Destillerie, Online und zu Veranstaltungen weltweit ein, den Ardbeg Day gebührend zu feiern. In der Vergangenheit hab ich eine tolle Veranstaltung dazu in Berlin erlebt, seit Corona fand das betreute Trinken online statt.

Und es gibt neue Getränke: Wie gewohnt wird es in diesem Jahr auch wieder zwei limitierte Editionen geben: Der Ardcore Committee Release für Mitglieder des Ardbeg Committees am 26. April und die Ardcore Limited Edition, die ab dem 17. Mai erhältlich sein wird.
Alle Fans, die nach Islay reisen, können sich auf Drams, „Rocktails“, einen Tattoo-Salon und viel punkige Live-Musik freuen. Ich würde gerne mal nach Islay, aber den Tattoo-Salon würde ich mir sparen, dafür schön Musik hören und dem Storytelling lauschen. Und das geht so:
Denn Ardcore knüpft eine Verbindung zu Islays kaum bekannter Punk-Vergangenheit und ehrt „PUNK ELLEN“ – den in Vergessenheit geratenen Spitznamen des Hafens von Islay in den 1970ern Jahren. Erstmals in der Geschichte von Ardbeg ist die Abfüllung aus tiefschwarz geröstetem Gerstenmalz destilliert – Ardcore ist äußerst unkonventionell, unverwechselbar und sehr gehaltvoll. Ein Tropfen, der sein Herz auf der Zunge trägt – sein schwarzes Herz, mit Noten von Holzkohle, süßem Rauch, Anis und dunkler Schokolade.

Colin Gordon, Destillerie Manager von Ardbeg sagt. „Der Ardbeg Day 2022 wird für mich der Erste sein, der hier vor Ort stattfindet. Uns ist bewusst, dass nicht jeder nach Islay kommen kann, daher freuen wir uns, viel vom Programm auch online zu übertragen. Egal ob in der Destillerie, in den Ardbeg Embassies oder zu Hause, wir hoffen, dass möglichst viele von euch am 4. Juni dabei sind!“ Okay es läuft was online und ich werde dabei sein. Termin ist eingetragen.

Und die Abfüllungen Die Ardcore Limited Edition mit 46,0 Vol.% Alk. ist erhältlich ab dem 17. Mai 2022 bei Ardbeg.com und allen Ardbeg Embassies, ab dem 4. Juni 2022 im Fachhandel. Das Ardcore Committee Exclusive (50,1 Vol.% Alk.) erscheint am 26. April 2022, solange der Vorrat reicht. Für beide Editionen liegt die unverbindliche Preisempfehlung bei 125 Euro.

ARDBEG ARDCORE – VERKOSTUNGSNOTIZ

Farbe:
Blasses, durchscheinendes Gold

An der Nase:
Würzig und spicy, feiert Ardcore mit Nuancen von Marmite (Würzpaste), angekohltem Toast und schwarzem Zichorienkaffee einen wahren Moshpit im Glas.
Wie eine Sicherheitsnadel in der Nase sind die typischen Ardbeg-Kräuternoten präsent, während rauchige Noten von loderndem Lagerfeuer und Melasse im Hintergrund schwirren.

Am Gaumen:
Ein umwerfend würziger und feuriger Geschmack zündet mit weiteren üppigen und rauchigen Aromen. Kakaopulver, Zartbitterschokolade, Erdnuss-Toffee, geräucherte Limette und ein Hauch von Ruß und Lagerfeuerglut im Gleichklang. Anis und Malz- Kekse drängen in den Vordergrund und nieten sich durch alle Geschmacksknospen.

Nachhall:
Alles in allem ein süßes Finish. Langanhaltende Noten von Toffee, Ruß und Rauch sorgen für einen anarchischen, exquisiten Nachgeschmack.

Buchtipp SO36 1978 bis heute von Sub Opus 36 e. V.

17. März 2020

Als ich 1987 als Schüler aus Bayern meine Klassenfahrt nach Berlin machte, ging ich an unserem freien Abend als Filmfreund ins Filmmuseum. Schulfreunde gingen zum Feiern ins SO36 nach Kreuzberg. Ich traute mich als schüchterner Jugendlicher nicht und zog mich lieber ins dunkle Kino zurück. Schade, hätte ich damals den Mut gehabt, hätte ich etwas von der Alternativkultur Berlins aufsaugen können. Aber ich war damals einfach zu feige.
Das SO36 in der Oranienstraße 190 in Kreuzberg war und ist ein Ort des Punks und der Alternativkultur. Wie wichtig dieser Ort für die Musik und die Szene war, hatte ich als Schüler absolut nicht umrissen. Aber nachdem ich mir den eindrucksvollen und liebevollgemachten Fotoband SO36: 1978 bis heute gekauft habe, weiß ich, was ich versäumt habe. Immer wieder laufe ich bei Terminen in Berlin an dem Laden vorbei und hab mir vorgenommen, das nächste Mal hineinzuschauen und die Atmosphäre aufzusaugen. Natürlich werde ich den Anzug weglassen und die Lederjacke anziehen, um nicht unangenehm aufzufallen. Oder was zieht man eigentlich im SO36 an?

Der Name SO36 stammt übrigens vom ehemaligen Postbezirk in Berlin und dort war einstmals ein Supermarkt. In Kreuzberg der Siebziger und Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war es ein Zentrum der Alternativkultur. Viele Punk und New Wave-Bands waren hier vor Ort, wie die Toten Hosen, PVC oder UK Subs. Hier sind alle Bands aufgelistet, die im SO36 gespielt haben. Eindrucksvoll muss ich schon sagen.
Im Netz habe ich Audio-Aufnahmen von New Order gehört. Das SO36 war für uns in Bayern immer eine Art Geheimtipp. Wer nach Berlin kam, der sollte dort hineinschauen. Eine linke Szene traf auf Punks, auf Schwule, auf Lesben und es entwickelte sich eine interessante Form von Kreativität. Heute gibt es noch immer Konzerte und es findet auch ein Nachtflohmarkt statt. Also bei meinem nächsten Berlin-Besuch schau ich dort vorbei und vorher lese ich ausführlich das Buch SO36: 1978 bis heute

Musiktipp: Is This The Life We Really Want? von Roger Waters

19. Juni 2017

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, seitdem Roger Waters, ehemaliges Mitglied von Pink Floyd, ein Album mit neuem Material veröffentlicht hat. Jetzt war es wieder soweit: Is This The Life We Really Want?
Hm, nach einigen Malen hören bin ich auf der einen Seite begeistert, auf der anderen Seite enttäuscht. Begeistert, weil Waters seine Songwriter-Qualitäten und seinen kritischen Geist nicht verloren hat. Enttäuscht, weil Waters außer Gejammere und Kritik keine Alternativen bietet.
Zunächst mag ich das Album. Es ist ruhig und kommt nachdenklich daher. Die Songs klingen, wie Songs von Roger Waters klingen sollen: Eindringlich, musikalisch eher in ruhigen Gewässern zu finden. Wer die Vorgängeralben The Pros and Cons of Hitch Hiking von 1984, Radio K.a.O.S. von 1987 und Amused to Death von 1992 mochte, der ist mit Is This The Life We Really Want? gut bedient. Der typische Song ist von der ersten Minute zu hören, ein paar Effekte hier, ein paar Einspielungen da und die typische Bass/Schlagzeug-Kombo im Hintergrund. Wer Pink Floyd mochte, der kann das neue Roger Waters Album mögen, muss es aber nicht. Für Floyd fehlt eben der Konterpart David Gilmour beim Songwriting, der ein wenig mehr Rock’n Roll in die Sache gebracht hat. Von Syd Barrett will ich gar nicht reden.
Das Album konnte ich nicht nebenbei hören. Roger Waters fordert volle Aufmerksamkeit. Der einzige Song, der gleich ins Ohr geht, mag vielleicht Smell the Roses sein, das auch mein Anspieltipp ist. Die anderen Songs brauchen ihre Zeit, um die Struktur und die Schönheit zu erkennen. Waters zwang mich, den Kopfhörer aufzusetzen und mich zu konzentrieren – und dann zu genießen.
Der CD lag ein Booklet bei, um den Gedanken von Roger Waters folgen zu können. Nachdem er sich bei Amused to Death dem legendären Thesen von Neil Postman gewidmet hat, kommt bei Is This The Life We Really Want? die große Antikriegskeule. Waters ist – oh Wunder – gegen Trump und die Mächtigen der Welt. Er wettert gegen den Hass und Diskriminierung. Oft spricht er mir aus der Seele. Alleine und ohnmächtig gegen die Herrschenden, er greift die Themen unserer Zeit wie Flüchtlinge und die Ursachen der Flucht auf, er erzählt die Geschichten vom Tod im Bombenhagel und in typischer Roger Waters Manier erhebt er den moralischen Zeigefinger. Ich wurde wieder wütend, als ich mir das Grauen dieser Welt ins Bewusstsein rief. Dafür bin ich Roger Waters dankbar, dass er diese Wut in mir aufsteigen lässt. In the Last Refugee erinnert er an den kleinen Flüchtingsjungen, der im September 2015 tot an den Strand gespült wurde.
Es sind Zeilen wie: „Picture a shithouse with no fucking drains! Picture a leader with no fucking brains!“, die mich aufrütteln. Früher nannte man das Punk, doch die Musik ist alles andere als Punk.
All das wirkt auf mich als Zuhörer. Das ist gut, aber er lässt den Zuhörer dann allein. Er bietet keine Lösung an, er jammert und kritisiert, aber zeigt keinen Weg aus der Misere. Die Liebe als Ausweg ist mir irgendwie zu wenig. Und daran krankt dieses Album meiner Meinung nach. Es ist einfach sich hinzustellen und zu kritisieren, aber es muss mehr sein als die Aussage, ob das das Leben sei, dass ich wirklich haben wollte. Und darum tu ich mich mit diesem Roger Waters Werk schwer. Ich bin hin und her gerissen, denn eigentlich mag ich den 73jährigen. Seine Aussagen zu Israel teile ich zwar nicht, aber zumindest hat der Punker Roger Waters eine politische Meinung und eckt an. Und wenn er 2018 wieder mal auf Tour gehen sollte, werde ich wohl dabei sein, wie damals bei seiner Interpretation von the Wall, nachzulesen in meinem Blog.
Jetzt werde ich aber erst wieder in meinen Hass und meiner Wut ergötzen, wenn ich mir Is This The Life We Really Want? anhöre.

Musiktipp: Sex Pistols Live 76

2. September 2016

Bei den Sex Pistole gibt es was auf die Ohren.

Bei den Sex Pistole gibt es was auf die Ohren.

Punk war eine Revolution. Punk war wichtig. Punk änderte alles. Ich mochte und mag die Ramones und auch Dead Kennedy, aber als ich zum Abitur von meinen inzwischen verstorbenen Bekannten Eberhard Fiedler die CD Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols geschenkt bekommen habe, stutzte ich ziemlich. Eberhard meinte: Hör dir das mal an!
Wow, die Jungs holzten herum, waren unmusikalisch und beherrschten ihre Instrumente nicht ein bisschen: Delittanten pur. Und doch war da was, das mich faszinierte. Die Sex Pistols hatten eine Power, die ich als Abiturient nicht kannte. Ich hörte auf einmal englischen Punk, mochte dann auch The Clash. Heute sind die Sex Pistols Geschichte und haben mit ihrem einzigen Studioalbum die Musikgeschichte revolutioniert. Immer wieder legte ich die Rüpel auf und war auch auf der Suche nach Live-Material, um zu sehen, wie die Kapelle live rockte. Das Material, was ich fand, war klangtechnisch schauerhaft. Und nachdem jetzt die 4 CD-Box Sex Pistols Live 76 erschien, hoffte ich auf etwas klangtechnisch besseres Material. Ich habe mich getäuscht.


Wer Sex Pistols Live 76  kauft, um einen klareren Live-Sound der Sex Pistols zu erhalten, der wird wie ich enttäuscht. Was haben denn die Techniker der Abbey Road Studios gemacht? Oder: Wie schlecht waren die Aufnahmen denn im Original? Was ich aber bekam, war Power pur: Vier Shows der 1976-Tour durch GB. Darunter auch die Aufnahmen aus der Manchester’s Lesser Free Trade Hall, von denen ich immer nur gehört hatte, aber die nie komplette Show besaß. Die Band bestand damals aus Vocals: John Rotten, Guitar: Steve Jones, Drums: Paul Cook und Bass: Glen Matlock.
Die anderen Alben sind vom 29. August, 1976 Screen on the Green, Islington, hier wurden die Pistols von The Clash und Buzzcocks unterstützt. Weiterhin: Chelmsford Maximum Security Prison vom 17. September 1976 und vom 25. September 1976: 76 Club, Burton on Trent, das zum ersten Mal offiziell veröffentlicht wurde.
Für die Sammler unter euch hier die Setliste:
4th June – 1976: Lesser Free Trade Hall, Manchester
1. Did You No Wrong
2. No Lip
3. Seventeen
4. Stepping Stone
5. New York
6. Whatcha Gonna Do About It
7. Submission
8. Satellite
9. No Feelings
10. No Fun
11. Substitute
12. Pretty Vacant
13. Problems

29th August – 1976: Screen on the Green, Islington
1. Anarchy in the UK
2. I Wanna Be Me
3. Seventeen
4. New York
5. No Lip
6. Stepping Stone
7. Satellite
8. Submission
9. Liar
10. No Feelings
11. Substitute
12. Pretty Vacant
13. Problems
14. Did You No Wrong
15. No Fun

17th September 1976: HM Prison, Chelmsford
1. Anarchy in the UK (incomplete)
2. I Wanna Be Me
3. Seventeen
4. New York
5. No Lip
6. Stepping Stone
7. Satellite
8. Submission
9. Liar
10. No Feelings (incomplete)
11. Substitute
12. No Fun
13. Pretty Vacant
14. Problems
15. Anarchy in the UK (encore)
16. Did You Know Wrong

25th September – 1976: 76 Club, Burton on Trent
1. Anarchy In The UK
2. I Wanna Be Me
3. Seventeen
4. New York
5. No Lip
6. Stepping Stone
7. Satellite
8. Submission
9. Liar
10. Substitute
11. No Feelings
12. No Fun
13. Pretty Vacant
14. Problems

Kritik: Patti Smith auf dem Tollwood München

14. Juli 2015

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Bereits mit der ersten Zeile hatte sie ihre Fans auf dem Münchner Tollwood im Griff. „Jesus died for somebody’s sins but not mine …“ und der Punk ging bei Patti Smith ab. Diese Frau ist fit und gewaltig bei Stimme und das mit 68 Jahren.


Sie ist Power pur, soviel war klar, als sie die Songs zu ihrem Album Horses vortrug. Horses von 1975 (!) Mein Gott, soll Horses schon wirklich 40 Jahre her sein? Ein Großteil der Fans im Tollwood-Zelt hatte Horses damals auf Vinyl gehört und huldigt nun der Sängerin samt exzellenter Band. Das merkte auch Patti Smith, wer hier vor ihr stand und machte auch gleich Witze über Vinyl-Scheiben. „Die eine Seite ist nun zu ende und wir müssen die Schallplatte umdrehen und die Nadel neu auflegen“ – ihre Fans quotierten es mit donnerndem Applaus. So etwas verstehen nur die Älteren, die die analoge Zeit erlebt haben.
Die Idee, nach 40 Jahren eine Tour zu einem Erfolgsalbum zu machen, ist genial. Die meisten der anwesenden Fans konnten die Texte von Horses mitsingen und so kam von der ersten Minute richtig Stimmung auf. Die einstige Punk-Lady hatte jederzeit ihr Publikum im Griff und konnte es sich auch erlauben, während eines Songs mal hinter die Bühne auf die Toilette zu verschwinden. Ihr Verschwinden quittierte sie später mit den Worten, dass sie normalerweise vor einem Auftritt die Toilette besuchte, aber sie dieses Mal nicht konnte. So genau wollten wir es eigentlich nicht wissen. Aber da ist sie wieder, die gute alte Provokation von Patti Smith. Auch das Spucken auf der Bühne hat sie beibehalten, daran nimmt aber wohl kaum noch einer Anstoß. Unsere Fußballer spucken auch und das ist nicht Punk.


Sie galt einst als  Vertreterin des New Yorker Punkstils, nicht den modischen Quatsch mit Iro, sondern ihre innere Haltung zählte. Bands wie Velvet Underground und immer wieder die Ramones lebten den Punk und Patti Smith ebnete den Weg und sie überlebte.
Lenny Kaye (Gitarre) und Jay Dee Daugherty (Drums) sind von damals mit dabei, werden heute unterstützt von Tony Shanahan (Keyboards) und Jacl Petruzzeli (Bass). Die Jungs sind so gut, dass sie auch alleine ein Velvet Underground Medley spielen dürfen inklusive Rock’n Roll, Wating for the Man, White Light/White Heat. Und weil Horses nach einer knappen Stunde vorbei ist, legt Patti Smith noch ein paar Kohlen nach inklusive ihres Hits People have the Power.
Am Ende zeigte sich noch einmal, warum man sie einst die Godmother of Punk nannte. Sie zerlegte systematisch den The Who-Song My Generation und rupfte ihre die E-Gitarre. „Es ist das Haar von Engeln“ nannte sie die gerissenen Saiten, grinste und ging von der Bühne, während die Gitarre noch wimmerte. Und es passte, dass aus der Konsole Hendrix Crossroad Traffic kam, während sich die Besucher auf die Münchner Straßen nach Hause machten.
Anmerkung: Irgendwie hatte manche gehofft, dass es zu einer Begegnung Joan Baez und Patti Smith kommen würde. Baez spielte am 11. Juli, Smith am 13. Juli am Tollwood und es überreichte die 68jährige Smith der 74jährigen Baez den Preis von Amnesty International in Berlin. Wäre in München eine schöne musikalische Begegnung gewesen.

 

Zehnter Todestag von Johnny Cash

12. September 2013

Heute vor zehn Jahren am 12. September 2003 starb der Man in Black. Vor zehn Jahren ging Johnny Cash von uns und ich erinnere mich noch an den Nachruf, der in der Todesanzeige seiner Plattenfirma stand: There was a Man. – Passt, es gab nicht mehr zu sagen.

Mich begleitete Johnny Cash durch mein musikalisches Leben. Die ersten ernstzunehmenden musikalischen Einflüsse kamen vom Bruder meiner Mutter. Er liebte Elvis Presley und Johnny Cash. Ich lernte als Kind die Klassiker der Country-Musik kennen, liebte die Sun-Aufnahmen und war vom „Boom-Chicka-Boom“-Sound der Gutarre von Luther Perkins fasziniert. Je älter ich wurde, desto mehr musikalische Einflüsse kamen hinzu. Doch immer wieder hörte ich Johnny Cash. “I shot a man in Reno, just to watch him die” – das war purer Punk. Die beiden Live-Platten At Folsom Prison und At San Quentin gehören für mich zu den besten Live-Aufnahmen. Hier ist eine ursprüngliche Kraft von Rock’n Roll, Country und Blues zu spüren.

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Nach dem Rauswurf bei Columbia blieb ich Cash treu bei seiner neuen Plattenfirma Mercury, doch für mich hatte Cash die Power verloren. Die Highway-Men zeigte noch ein wenig vom alten rebellischen Glanz. Und dann kam Rick Rubin und die legendäre American Recording-Serie. Befreit vom Ballast, befreit vom Nashville-Kommerz legten die Aufnahmen den ursprünglichen Johnny Cash frei. Die Aufnahmen waren eine Offenbarung.

Und er ging auf Tour. Ich sah Cash und June Carter dreimal live und das Publikum bestand aus jungen Leuten. Nicht dickbäuchige Männer mit Stetson-Hut, sondern Kerle in Lederjacken, die in dem alten Mann ihren Rebellen sahen. Die Konzerte waren Wahnsinn. Und Cash? Er nahm die Power auf und freute sich sichtlich. Unser Applaus tat ihm gut, doch auch er tat uns gut.

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Bob Dylan, ein Freund von Cash, sagte einmal. Cash ist wie der Polarstern, du kannst dein Boot nach ihm ausrichten. Johnny Cash, ich habe dich nicht vergessen. Und ich hab mir gleich das Paket The Perfect Johnny Cash Collection mit deinen alten Scheiben geholt, das Columbia zum Todestag auf den Markt warf. Wir haben auch nicht vergessen, welche Schande es für uns Cash-Fans war. Columbia, das haben wir nicht vergessen.