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U-Bahn in New York – Meine Reiseimpressionen Teil 10

16. Januar 2017
U-Bahn in New York ist eine ganz eigene Welt.

U-Bahn in New York ist eine ganz eigene Welt.

Die New Yorker Subway ist eine Welt für sich. Es ist natürlich ein bewährtes Transportmittel, aber sie hat ein anderes Flair. Ich kann in die U-Bahn eintauchen und in der Masse der Leute verschwinden, mich treiben lassen und Neues entdecken. Und für mich ist die U-Bahn in New York ein Platz zum Beobachten und Studieren. Innerhalb von Minuten treffen sich unbekannte Leute auf engen Raum, verbringen kurze Zeit miteinander und gehen dann wieder ihrer Wege. Hier gibt es schöne Geschichten zu beobachten. Die New Yorker U-Bahn ist ein verbindendes Element im Big Apple. Ich übe auch ein wenig Storytelling in der U-Bahn. Ich sehe Menschen, versuche sie zu beschreiben und denke mir Geschichten aus. Das schult die Beobachtungsgabe und die Kreativität. Mit Studenten spiele ich dieses Spiel ab und zu auch – allerdings nicht in der New Yorker U-Bahn, sondern in einem Café.

Metrocard als Zugang zur New Yorker U-Bahn
Für den Touristen wie mich, der die U-Bahn nutzen wird, empfehle ich eine Art Wochenkarte. Am Automaten kostet diese Karte mit unendlichen Fahrten 31 US-Dollar und einen US-Dollar für die Karte selbst. Der Automat nimmt Bargeld und alle Arten von Plastikgeld. Apple Pay hab ich allerdings nicht gesehen, obwohl der Bezahldienst von Apple sonst in der Stadt stark verbreitet ist.

Metrocard am Automaten ziehen.

Metrocard am Automaten ziehen.

Bei der Metro-Karte ist es wichtig zu wissen, dass zwischen dem Verlassen und Betreten einer U-Bahn-Schranke 18 Minuten liegen müssen. Die U-Bahn-Schranken sind in der Regel Drehkreuze bei denen man die Karte beschwingt durchziehen muss. Ich war manches Mal zu zaghaft und kam nicht durch und rammte mit einem edlen Teil gegen das Drehkreuz in meiner Eile. Also flott die Karte durchziehen und dann heißt es Go. Früher gab es mal Münzen, die so genannten Token. Die hab ich bei meinem jüngsten Besuch nicht mehr im Einsatz gesehen. Stattdessen sollen Karten über RFID-Chips eingeführt werden, die hab ich allerdings auch noch nicht gesehen.

New Yorker U-Bahn in Zahlen
Die U-Bahn ist eine eigene Welt. Der Abstieg erfolgt meist über grüne schmale Eingänge an der Oberfläche. Wer, wie in München, großzügige Rolltreppen erwartet, der ist Fehl am Platze. Beim Times Square gibt es so modernes Zeug, aber in der Regel ist es eng und die Treppen können steil sein. Das ganze System der New Yorker Subway hat auch einige Jahre auf dem Buckel. Die ersten Linien wurden am 27. Oktober 1904 eröffnet.

Die heutigen Zahlen können sich sehen lassen: 25 Linien, 472 Bahnhöfen, 380 Streckenkilometern, 1355 Kilometern Gleis, 4,9 Millionen Fahrgästen pro Tag. Und ich hatte den Eindruck, die Betreiber haben ihre U-Bahn im Griff. Anders als in München, wo jeden Tag Chaos auf der Stammstrecke herrscht, geht der unterirdische Verkehr im Big Apple besser vonstaten. Lokale und Expressgleise sorgen für Ausgleich, wenn es mal Probleme geben sollte. Ich empfehle jeden ÖPNV-Planer, die U-Bahn von New York zu studieren und zu lernen.
Die schönsten Bahnhöfe auf die Schnelle sind für mich die Grand Central Station (klar, da ist der Apple Store) und der neue Bahnhof vom World Trade Center One, Oculus genannnt.

U-Bahn App von New York
Während ich früher mit Papierplänen ausgestattet war, um die richtige Linie zu finden, greife ich heute auf das Smartphone zurück. Ich hatte mir am iPhone die kostenlose App NYC Subway installiert und kann sie ausdrücklich empfehlen. Sie gibt Reiseverbindungen und Umsteigepunkte an, meldet Ereignisse und erklärt via GPS, wo man sich gerade befindet.

Da in weiten Teilen der U-Bahn WLAN vorhanden ist, funktioniert das GPS ziemlich genau. Wenn ich bei meinen Fahrten den Einheimischen aufs Handy geschaut habe, dann hatten viele die App auch installiert. So schlecht, kann meine Wahl also nicht gewesen sein.

U-Bahn als Kulturzentrum
Im Untergrund herrscht eine eigne Kulturszene. An zahlreichen Bahnhöfen haben sich Musiker aufgebaut und spielen vor sich hin, um ein paar US-Dollar zu verdienen. Unterschiedliche Stilrichtungen können genossen werden.

Und ich glaube, diese Art von Straßenmusik ist eine harte Schule. Die New Yorker sind hart und schnell in ihrem Urteil, aber sie sind auch total begeisterungsfähig. Wer aber sein Instrument beherrscht, eine markante Stimme hat und vor allem Showtalent besitzt, der kann US-Dollar verdienen. Ich habe Schlagzeuger erlebt, die eine ganze Station aufgemischt haben. Da war auch der asiatische Vater, dess Sohn Klassik am Klavier spielt und die Leute zum Klatschen auffordert. Ich hörte Weihnachtssongs, ausgeflippte Jazz-Combos, den klassischen Singer-/Songwriter, er in New York nicht fehlen darf.


Kunst ist auch anzutreffen. Und ich habe mich an eine Ausstellung von Keith Haring in der Hypo Kunsthalle in München erinnert. Keith Haring bemalte in seiner Anfangsphase in der New Yorker U-Bahn Plakate und Pläne. Für manche Schmierereien in der U-Bahn wurde aus der Aktionskunst interessante Werke neben klassischer Plakatwerbung. Kunst im öffentlichen Raum provoziert. Hier ein Bild aus der Ausstellung von 2015 und sicher gibt es heute einen neuen Kunststar wie Keith Haring, wir müssen nur genau hinschauen. In New York sind schließlich alles Künstler.

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Bronze-Figuren zeigen das U-Bahn-Leben
Die Idee, die Leute zu beobachten, hatte auch ein anderer, nämlich der Künstler Tom Otterness. Er zeigte die Hektik der Stadt, die niemals schläft. Er zeigte sie in Form netter Bronze-Figuren. Ich habe diese Figuren an der Haltstelle 8th avenue angetroffen, vielleicht gibt es sie noch an anderen Haltestelle. Es handelt sich um knuffige Figuren, die das U-Bahn-Leben der New Yorker auf sehr symathische Art karikieren. Es gibt viele Alltagsszenen. Ein Polizist weckt einen Mann auf, der sich auf einer U-Bahn-Bank zum Schlafen hingelegt hat. Handwerker mit Hammer und Werkzeug und vieles mehr. Aber am meisten gelacht, habe ich über ein Krokodil, das aus einem Gulli hervorschaut und einen Passanten packt – da gab es auch ein schlechtes, filmisches Vorbild mit Namen Horroralligator.


Weil wir gerade beim Film sind. Es gibt viele Filme, in denen die New Yorker U-Bahn mitspielt. Als erstes kam mir beim Fahren der Film Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 von 1974 in den Sinn. Der spannende Film handelte von einer U-Bahn Entführung der Linie 6. Meine Familie war schon ziemlich genervt, weil ich bei einigen Stationen nach den Drehorten Ausschau gehalten habe, deshalb gibt es keine Bilder. Ach ja und an den schonungslosen Velvet Underground-Song Waiting for a Man mit der Zeile 125th Street (IRT Lexington Avenue Line) brauche ich nicht extra erinnern. An der U-Bahn Station war ich aber auch nicht.

New York, wir kommen – Meine Reiseimpressionen Teil 1

5. Januar 2017

Es lag an meiner großen Klappe. Ich hatte sie im September 2016 weit aufgerissen, als ich mit K2 über die US-Präsidentschaftswahl sprach. Großspurig hatte ich K2 versprochen, dass wir Weihnachten oder Silvester nach New York reisen würden, wenn Donald Trump gewinnt. Damals lag Hillary Clinton weit vorne – uneinholbar, wie ich dachte. Aber ich hatte mich verschätzt. Der Donald hatte gewonnen und K2 hatte nichts besseres zu tun, als mir mein Versprechen aufs Brot zu schmieren. „Papa, wir fahren nach New York“, lautete die Botschaft.
Nun ja, um etwas Medienkompetenz einzuüben, suchte K2 Flüge und Hotel aus, wir überzeugten meine Frau und K1, und damit war klar: Wir verbringen Silvester im Big Apple. New York, wir kommen!

Klar zum Abflug am Flughafen München.

Klar zum Abflug am Flughafen München.

Als Fluggesellschaft wählten wir aus Preisgründen United. Als Social Media-Fuzzi natürlich nicht ohne Hintergrund, denn wir wissen ja alle „United breaks guitars“. Bitte entsprechenden Blogpost in meinem Blog verfolgen, um den Hintergrund zu verstehen.


Nun galt es im Groschengrab New York zu dieser Zeit ein bezahlbares Hotel zu finden. K2 wählte das Hotel Marrakesch, 2688 Brodway 103rd Street aus. Also kurz vor Harlem – ich beruhigte mich, dass Harlem nicht mehr das gewalttätige Harlem der Siebziger und Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sei. Außerdem waren wir in einem harmlosen Teil der Stadt. Harlem beginnt bei der 125 Straße. Bei der Buchung hatte ich allerdings übersehen, dass wir ein Zimmer mit nur einem Doppelbett haben – und das für vier Personen. Mir fiel dieser Fehler bei Booking.com erst ein paar Tage vor Abflug auf. Ein weiteres Zimmer zu Silvester in New York in dem Hotel zu bekommen, war illusorisch und auch zu kostspielig. Also mussten wir wohl improvisieren.
Beim Packen gilt: Wenig Gepäck und drei Koffer. New York hat so viel, die verkaufen uns gerne etwas. Die Damen der Familie suchen Klamotten, ich Schuhe und K1 wollte eigentlich erst gar nicht mit. Nur der Direktflug München – New York überzeugte K1.
8,5 Stunden reine Flugzeit lagen also vor uns. Tags zuvor spielte ich frische Filme auf die iPads, lud Bücher auf die Kindles, frischte die Powerbanks auf. Als musikalische Begleitung auf meinen iPhone wählte ich die großen Songs über New York.
Der Flieger war eine 22 Jahre alte Boing. Wir saßen verstreut in der Maschine, weil die Online-Sitzplatzbuchung über die Website OneTrip nicht geklappt hat. Aber mit ein wenig freundlichen Worten gelang ein Sitzplatztausch, so dass K1/2 und meine Frau und ich zusammensitzen konnten.

Tolles Entertainment-System an Bord, aber nicht, wenn man ein Lightning-Kabel hat.

Tolles Entertainment-System an Bord, aber nicht, wenn man ein Lightning-Kabel hat.

Erste Begeisterung kam auf, als ich das Entertainment-System an Bord betrachtete. Zahlreiche Filme wie Finding Dory, Snowden, Ghostbusters und mehr, die ich noch nicht gesehen hatte. Aber es scheiterte am Kopfhörer. Als iPhone 7plus-Besitzer hatte ich keinen Klinke-Kopfhörer mehr dabei. Das Lightning-Kabel passte nicht und die Bluetooth-Kopfhörer von Bose gingen natürlich auch nicht. K1/2 wollten mir ihre Kopfhörer nicht leihen, weil sie selbst schauen wollten. Zudem hatte K1 sich vorgenommen die beiden Pokémon-Spiele Sonne und Mond während des Flugs durchzuspielen. Das Nintendo 3DS wurde während des Fluges von einer USB-Steckdose am Entertainment-Center geladen. Naja und ich hatte vergessen, die freundlichen Stewardessen von United zu fragen – beim Rückflug habe ich es dann gemacht und einen kostenlosen Kopfhörer bekommen. Hätte ich nur beim Hinflug den Mund aufgemacht, wie sonst auch immer.

WLAN über den Wolken - eine Welt haben wir.

WLAN über den Wolken – eine Welt haben wir.

So hörte ich Musik: George Gershwin, Lou Reed, Bob Dylan, Velvet Underground, The Ramones, Frank Sinatra und freilich Leonard Cohens Chelsea Hotel – New Yorks Songs halt.


Als Filmunterhaltung wollte ich mir als erstes eine Arte-Dokumentation über den Abschuss des Lockerbie-Fluges ansehen, erntete aber stutzig Blicke meiner Nachbarn. Als setzte ich auf die vierte Staffel von House of Cards. Wir fliegen zwar nicht nach Washington, aber Wallstreet und die Klassiker Nie wieder New York und Frühstück bei Tiffany hatte ich schon im Vorfeld der Reise gesehen.

Über den Wolken glotzen alle Filme.

Über den Wolken glotzen alle Filme.

Ohne Verspätung gelandet und ab zur Homeland Security. Ich hatte schon lange Wartezeiten in der Vergangenheit, aber dieses Mal ging zügig voran. Eine kurze Runde noch beim Landwirtschaftsministerium, weil der Grenzer uns ein F wie Fruits auf das Einreisedokument gemalt hatte und schon waren wir im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Eigentlich darf man dieses Bild nicht machen. Ich hab es aber trotzdem gemacht.

Eigentlich darf man dieses Bild nicht machen. Ich hab es aber trotzdem gemacht.

Gelandet waren wir in Newark Liberty International Airport im US-Bundesstaat New Jersey. Das war auch für mich Premiere. Um in die Stadt zu unserem Hotel zu gelangen, wählte wir ein gelbes Taxi. Die Reise mit dem Zug nahmen wir dann beim Rückflug auf uns. Jetzt hieß es nur: Ankommen im Hotel und ab nach New York.

Der gelbe Taxi-Berechtigungsschein.

Der gelbe Taxi-Berechtigungsschein.

Am Flughafen wurden Taxibestellungen auf einen gelben EWR-Wisch ausgegeben – ohne diesen Wisch kein Taxi. Ab in die Reihe, denn Amerikaner lieben die Schlange stehen und sind darin noch besser als die Briten. Taxis kamen und fuhren, aber leider kein Minivan, wie uns die beschäftigte Dame mit Trillerpfeife am Taxistand erklärte. Daher wählte sie ein ganz normales Cab aus, sehr zum Missfallen des Taxifahrers. Bei vier Personen sollte ich mich auf den Beifahrersitz setzen, was in New York absolut unüblich ist. Passagiere kommen hinten rein, denn auf dem Beifahrersitz hat der Taxifahrer seine persönlichen Gegenstände samt Pausenbrot. Mit Bleifuß ging es dann ab zum Hotel – inzwischen war es schon dunkel geworden und New York breitete sein Lichtermeer vor uns aus. Beeindruckend dieses Stadt, beeindruckend aber auch der Verkehr. Bisher war ich es gewohnt, dass ist die Mautgebühren an den Tunnels direkt zu bezahlen hatte. Unser Taxi war mit einem E-ZPass ausgestattet, eine Art elektronische Mautkarte. E-ZPass ist ein elektronisches Maut-System auf Basis von RFID-Chips, das in weiten Teilen der nord-östlichen Vereinigten Staaten von Amerika etabliert ist. Es klappte einwandfrei und so hatten wir freie Fahrt für freie Bürger. New York, wir sind da.

Taxifahren mit E-ZPass - eine Form von Mautkarte.

Taxifahren mit E-ZPass – eine Form von Mautkarte.

Kritik: Patti Smith auf dem Tollwood München

14. Juli 2015

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Bereits mit der ersten Zeile hatte sie ihre Fans auf dem Münchner Tollwood im Griff. „Jesus died for somebody’s sins but not mine …“ und der Punk ging bei Patti Smith ab. Diese Frau ist fit und gewaltig bei Stimme und das mit 68 Jahren.


Sie ist Power pur, soviel war klar, als sie die Songs zu ihrem Album Horses vortrug. Horses von 1975 (!) Mein Gott, soll Horses schon wirklich 40 Jahre her sein? Ein Großteil der Fans im Tollwood-Zelt hatte Horses damals auf Vinyl gehört und huldigt nun der Sängerin samt exzellenter Band. Das merkte auch Patti Smith, wer hier vor ihr stand und machte auch gleich Witze über Vinyl-Scheiben. „Die eine Seite ist nun zu ende und wir müssen die Schallplatte umdrehen und die Nadel neu auflegen“ – ihre Fans quotierten es mit donnerndem Applaus. So etwas verstehen nur die Älteren, die die analoge Zeit erlebt haben.
Die Idee, nach 40 Jahren eine Tour zu einem Erfolgsalbum zu machen, ist genial. Die meisten der anwesenden Fans konnten die Texte von Horses mitsingen und so kam von der ersten Minute richtig Stimmung auf. Die einstige Punk-Lady hatte jederzeit ihr Publikum im Griff und konnte es sich auch erlauben, während eines Songs mal hinter die Bühne auf die Toilette zu verschwinden. Ihr Verschwinden quittierte sie später mit den Worten, dass sie normalerweise vor einem Auftritt die Toilette besuchte, aber sie dieses Mal nicht konnte. So genau wollten wir es eigentlich nicht wissen. Aber da ist sie wieder, die gute alte Provokation von Patti Smith. Auch das Spucken auf der Bühne hat sie beibehalten, daran nimmt aber wohl kaum noch einer Anstoß. Unsere Fußballer spucken auch und das ist nicht Punk.


Sie galt einst als  Vertreterin des New Yorker Punkstils, nicht den modischen Quatsch mit Iro, sondern ihre innere Haltung zählte. Bands wie Velvet Underground und immer wieder die Ramones lebten den Punk und Patti Smith ebnete den Weg und sie überlebte.
Lenny Kaye (Gitarre) und Jay Dee Daugherty (Drums) sind von damals mit dabei, werden heute unterstützt von Tony Shanahan (Keyboards) und Jacl Petruzzeli (Bass). Die Jungs sind so gut, dass sie auch alleine ein Velvet Underground Medley spielen dürfen inklusive Rock’n Roll, Wating for the Man, White Light/White Heat. Und weil Horses nach einer knappen Stunde vorbei ist, legt Patti Smith noch ein paar Kohlen nach inklusive ihres Hits People have the Power.
Am Ende zeigte sich noch einmal, warum man sie einst die Godmother of Punk nannte. Sie zerlegte systematisch den The Who-Song My Generation und rupfte ihre die E-Gitarre. „Es ist das Haar von Engeln“ nannte sie die gerissenen Saiten, grinste und ging von der Bühne, während die Gitarre noch wimmerte. Und es passte, dass aus der Konsole Hendrix Crossroad Traffic kam, während sich die Besucher auf die Münchner Straßen nach Hause machten.
Anmerkung: Irgendwie hatte manche gehofft, dass es zu einer Begegnung Joan Baez und Patti Smith kommen würde. Baez spielte am 11. Juli, Smith am 13. Juli am Tollwood und es überreichte die 68jährige Smith der 74jährigen Baez den Preis von Amnesty International in Berlin. Wäre in München eine schöne musikalische Begegnung gewesen.

 

Vor 27 Jahren gestorben: Andy Warhol

22. Februar 2014

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Heute vor 27 Jahren starb der Künstler Andy Warhol. Den meisten ist Warhol als Pop Art-Künstler bekannt, die Suppendose von Campell’s oder die Farbvariationen von Marilyn Monroe seien genannt. Andere kennen Warhol als Filmer oder Musiker, wie beispielsweise als Protegé für die genialen Velvet Underground. Ich möchte heute an den Grafiker und Zeitungsdesigner Warhol erinnern. Das Buch Warhol: Headlines vom Presel-Verlag zeigt die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Massenmedien.

In einem Vor-digitalen-Zeitalter war Warhol mit Schere und Kleber zu Gange. Das Buch zeigt 80 Arbeiten des Künstlers, die von damaligen Boulevardzeitungen und anderen Massenmedien beeinflusst sind. Ich denke, vor allem der Boulevard-Journalismus der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat es Warhol angetan. In den Warhol-Exponaten, darunter Gemälde, Zeichnungen, Drucke, Fotografien, Skulpturen und Videos, geht es um Sensationslust. Zeitungsausschnitte, Fotos, Schnipsel wurden verwendet und von Warhol neu interpretiert. – beleuchten seinen einprägsamen Umgang mit der Sensationslust zeitgenössischer Medien. Andy Warhol, der als einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts gilt, konzentrierte sich vor allem in den 1960er-Jahren auf triviale Sujets der Popkultur, sammelte Zeitungsausschnitte sowie Pressebilder aus Tageszeitschriften, Kinoheften und Flugblättern. Die Beschäftigung mit den Printmedien nimmt eine herausragende Stellung in seinem Schaffen ein und wird jetzt erstmals umfassend und gebührend gewürdigt.

Autorin Molly Donovan ist Kuratorin der Modern and Contemporary Art an der National Gallery of Art in Washingtonon. Sie hat ganze Arbeit geleistet und erstmals alle Arbeiten in den Buch Warhol: Headlines zusammengefasst, die von Zeitungen und Massenmedien beeinflusst sind. Von Februar bis Mai 2012 war eine Ausstellung im Frankfurter Museum für moderne Kunst zu sehen, zu der dieses Buch auf Deutsch erschien. Ich bekam das Buch leider jetzt erst zum 27. Todestag des Künstlers in die Hände. Leider habe ich die Ausstellung nicht gesehen, was mich im Nachhinein ärgert. Warhol hat mir immer Anregungen gegeben, obwohl mir vieles nicht gefallen hat. Filme und Musik waren immer eine Provokation und es waren sicherlich seine vorliegenden Arbeiten über die Massenmedien auch. Das Buch befasst sich intensiv mit den Zeitungsallegorien, den frühen Zeitungsbildern, die Film-, Fernseh- und Videowelten sowie die Scrapbooks von Warhol. Ausführlich werden die Arbeiten von fachkundigen Kunstprofessoren besprochen und analysiert und interpretiert. Auch hier stimme ich nicht mit allen Interpretationen überein, dennoch lasse ich mich auf die Kunst von Warhol immer wieder aufs neue ein.

Schade lieber Warhol, dass du so früh von uns gegangen bist. Was hättest du heute mit den digitalen Medien machen können?

Ansehen: Mucha in der Hypo Kunsthalle

12. Januar 2010

Der Katalog zur Alfons Mucha-Ausstellung in der Hypo Kunsthalle

Wer noch Kultur auf hohem Niveau erleben will, sollte sich sputen. Noch bis zum 24. Januar läuft in der Kunsthalle der Hpyo-Kulturstiftung die Ausstellung „Alfons Mucha – Meister des Jugendstils“.
Nach Präsentationen im Wiener Belvedere und dem Musée Fabre in Montpellier zeigt nun die Kunsthalle die Retrospektive des tschechischen Künstlers Alfons Mucha (1860–1939). Der durch seine Plakatentwürfe, Buchillustrationen und Schmuckkreationen weltberühmte Meister des Jugendstils hat die Zeichen seiner Zeit richtig erkannt. Mucha ist ein begnadeter Künstler, aber auch ein guter Meister der PR in eigener Sache.
Er erkannte sehr schnell, dass die Massenmedien seiner Zeit seiner Kunst von Nutzen sein können. Die eingängigen Zeichnungen hätten nicht die Berühmtheit erlangt, wenn es nicht die Druckmaschinen gegeben hätte. Schnell konnte seine Kunst in die Welt hinausgetragen werden. Mucha war ein einzigartiger Künstler, ohne Zweifel. Und er ist auch ein Genie der Massenkommunikation. Viele seiner Werke sind Reklameplakate.Auch das macht ihn so populär, denn seine Werbung kam beim Kunden an. Mal wirbt er für Zigaretten, mal für einen Salon. Und als eine Art früher Andy Warhol, der auch mit Werbung sein Geld verdiente, arbeitet er mit anderen Künstlern zusammen. War es bei Warhol Velvet Underground so war es bei Mucha die große Sarah Bernhardt. Die Schauspielerin (1844–1923) war ein Superstar ihrer Zeit. Die launische Diva erkannte das Genie Muchas und ging mit ihm eine fruchtbare Kooperation ein. Sie suchte einen Illustrator für ihr Theaterstück „Gismonda“. Diese Kooperation unter bedeutenden Künstler war enorm schaffensreich. Heute ist dem jüngeren Publikum Sarah Bernhardt vor allem durch die Plakate von Alfons Mucha in Erinnerung geblieben. 1896 entwarf er für die Schauspielerin das Plakat „Berhardt als Cameliendame“ –  dieses gilt heute als Ikone der Jugendstilgrafik.
Mucha war ein Meister der modernen Installation. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören die Rekonstruktion des Pavillons Bosnien-Herzegowina (1900) für die Weltausstellung in Paris sowie die Präsentation von zwei monumentalen Gemälden aus dem vielteiligen „Slawischen Epos“ (1910–1926).
Diese Werkzyklen in Muchas künstlerischem Schaffen wurden bisher wenig wahrgenommen und es ist ein großes Verdienst der Ausstellung, dass dieses Manko ausgeglichen wurde. Dabei zählen seine für die unterschiedlichen Pavillons und Länder geschaffenen Beiträge zur Pariser Weltausstellung 1900 zu den bedeutendsten Arbeiten Muchas. Nachdem er seine eigenen Pläne für einen „Pavillon de l’Homme“ nicht realisieren konnte, erhielt der Meister die Gelegenheit, mit den monumentalen Wandmalereien für den Pavillon Bosnien-Herzegowina letztlich doch einen wichtigen Beitrag für das Pariser Großereignis der Jahrhundertwende zu liefern. Auf mehr als 250 Quadratmetern Leinwand schildert er die Geschichte der beiden einstmals osmanischen Provinzen. Der Großteil dieser Wandbilder ist erhalten und wird nun erstmals innerhalb der rekonstruierten Zentralhalle des Pavillons wieder zu sehen sein. Hier den beiden Kuratoren der Ausstellung Dr. Jean-Louis Gaillemin und Dr. Roger Diederen großen Dank.
Die Ausstellung in der Hpyo-Kunsthalle ist bis 24. Januar täglich 10 bis 20 Uhr geöffnet und der Besuch lohnt sich.