Ich hab es nicht glauben wollen, dass es schon wieder losgeht. Als erstes berichtete mir meine Frau, dass die Regale mit Mehl und Sonnenblumenöl im örtlichen Supermarkt leer seien. Wir erinnerten uns an den Corona-Lockdown, als fast genau vor zwei Jahren Toilettenpapier und Hefe gehamstert wurde. Ich habe darüber gebloggt. Jetzt geht das Hamstern wieder los, die Hamster sind überall, wohin ich auch schaue.
Dann hab ich in den örtlichen Facebook-Gruppen darüber gelesen. Da ich aufgrund von Corona nur einmal die Woche einkaufe, hab ich von dem Trubel nicht viel mitgekommen. Aber ich wollte es selbst prüfen und habe nach einem Arztbesuch bei einem Drogeriemarkt vorbeigeschaut. Siehe da: Toilettenpapier war knapp und der Betreiber der Drogerie wies die Kunden darauf hin, dass das kostbare Papier nur in handelsüblichen Mengen abgegeben werde.
Tags darauf erledigten wir unserem Großeinkauf in der Metro in München-Pasing. Leider hab ich erst nach meiner Rückkehr gelesen, dass sich die Metro nicht an den Sanktionen gegen Russland aufgrund des verbrecherischen Angriffskriegs beteiligt. Das ist gelinde gesagt unschön.
Und was konnte ich in diesem Großhandel feststellen: Die Regale für das preiswerte Sonnenblumenöl waren leergeräumt. Teures Olivenöl gab es noch, aber auf billig stehen die Käufer und die Regale waren komplett leergeräumt. Auch Frittierfett war ausverkauft. Mehrere Schilder wiesen uns daraufhin, dass durch die Ukraine-Krise verursachte internationale Warenverknappung bei Pflanzen-/Sonnenblumen-/Raps-/Soja- & Frittierölen eingetreten sei und „um möglichst viele Kunden mit Ware zu versorgen, haben wir die Abgabemenge bei Speiseölen in unseren Kassensystemen auf technisch begrenzt.“ Bei Nudeln und dem Toilettenpapier sah es ähnlich mager aus.
Dient die Berichterstattung über das Thema (wie auch dieser Blogbeitrag) nicht dazu, dass sich mehr Leute aufmachen und hamstern, was das Zeug hält? Ein Dilemma jeder Berichterstattung.
Und was sagen die offiziellen Stellen: Der Lebensmittel-Verband appelliert an die Verbraucher, Hamsterkäufe wegen der Sorgen über den Ukraine-Krieg zu unterlassen. Sein Appell hat wohl nichts genutzt, vielleicht sogar das Hamstern verstärkt. Beim Verband heißt es, bereits zu Beginn der Corona-Krise habe übermäßiges Einkaufen auf Vorrat die Lieferketten unter Druck gesetzt. Laut Verbandssprecher gibt es noch keine Engpässe bei einzelnen Nahrungsmitteln wie etwa Sonnenblumenöl und Mehl. Der Verbandsvertreter bezeichnete die Ukraine allerdings als wichtigen Rohstofflieferanten für Sonnenblumenöl. Ein Krieg könne deshalb durchaus Auswirkungen auf den deutschen Markt haben. Und ich hoffe, dass die Hamster den Kopf einschalten. Vielleicht beginnt ja wieder ein reger Tauschhandel, wer weiß?
Über das Thema Benzin will ich erst gar nicht sprechen. Speditionen haben mit anderen Preisen kalkuliert. Mein Kollege Thomas Gerlach und ich haben in unserer jüngsten Folge von Der Lange und der Gerlach uns dieser Situation angenommen.
Die New Yorker Subway ist eine Welt für sich. Es ist natürlich ein bewährtes Transportmittel, aber sie hat ein anderes Flair. Ich kann in die U-Bahn eintauchen und in der Masse der Leute verschwinden, mich treiben lassen und Neues entdecken. Und für mich ist die U-Bahn in New York ein Platz zum Beobachten und Studieren. Innerhalb von Minuten treffen sich unbekannte Leute auf engen Raum, verbringen kurze Zeit miteinander und gehen dann wieder ihrer Wege. Hier gibt es schöne Geschichten zu beobachten. Die New Yorker U-Bahn ist ein verbindendes Element im Big Apple. Ich übe auch ein wenig Storytelling in der U-Bahn. Ich sehe Menschen, versuche sie zu beschreiben und denke mir Geschichten aus. Das schult die Beobachtungsgabe und die Kreativität. Mit Studenten spiele ich dieses Spiel ab und zu auch – allerdings nicht in der New Yorker U-Bahn, sondern in einem Café.
Metrocard als Zugang zur New Yorker U-Bahn
Für den Touristen wie mich, der die U-Bahn nutzen wird, empfehle ich eine Art Wochenkarte. Am Automaten kostet diese Karte mit unendlichen Fahrten 31 US-Dollar und einen US-Dollar für die Karte selbst. Der Automat nimmt Bargeld und alle Arten von Plastikgeld. Apple Pay hab ich allerdings nicht gesehen, obwohl der Bezahldienst von Apple sonst in der Stadt stark verbreitet ist.
Metrocard am Automaten ziehen.
Bei der Metro-Karte ist es wichtig zu wissen, dass zwischen dem Verlassen und Betreten einer U-Bahn-Schranke 18 Minuten liegen müssen. Die U-Bahn-Schranken sind in der Regel Drehkreuze bei denen man die Karte beschwingt durchziehen muss. Ich war manches Mal zu zaghaft und kam nicht durch und rammte mit einem edlen Teil gegen das Drehkreuz in meiner Eile. Also flott die Karte durchziehen und dann heißt es Go. Früher gab es mal Münzen, die so genannten Token. Die hab ich bei meinem jüngsten Besuch nicht mehr im Einsatz gesehen. Stattdessen sollen Karten über RFID-Chips eingeführt werden, die hab ich allerdings auch noch nicht gesehen.
New Yorker U-Bahn in Zahlen
Die U-Bahn ist eine eigene Welt. Der Abstieg erfolgt meist über grüne schmale Eingänge an der Oberfläche. Wer, wie in München, großzügige Rolltreppen erwartet, der ist Fehl am Platze. Beim Times Square gibt es so modernes Zeug, aber in der Regel ist es eng und die Treppen können steil sein. Das ganze System der New Yorker Subway hat auch einige Jahre auf dem Buckel. Die ersten Linien wurden am 27. Oktober 1904 eröffnet.
Die heutigen Zahlen können sich sehen lassen: 25 Linien, 472 Bahnhöfen, 380 Streckenkilometern, 1355 Kilometern Gleis, 4,9 Millionen Fahrgästen pro Tag. Und ich hatte den Eindruck, die Betreiber haben ihre U-Bahn im Griff. Anders als in München, wo jeden Tag Chaos auf der Stammstrecke herrscht, geht der unterirdische Verkehr im Big Apple besser vonstaten. Lokale und Expressgleise sorgen für Ausgleich, wenn es mal Probleme geben sollte. Ich empfehle jeden ÖPNV-Planer, die U-Bahn von New York zu studieren und zu lernen.
Die schönsten Bahnhöfe auf die Schnelle sind für mich die Grand Central Station (klar, da ist der Apple Store) und der neue Bahnhof vom World Trade Center One, Oculus genannnt.
U-Bahn App von New York
Während ich früher mit Papierplänen ausgestattet war, um die richtige Linie zu finden, greife ich heute auf das Smartphone zurück. Ich hatte mir am iPhone die kostenlose App NYC Subway installiert und kann sie ausdrücklich empfehlen. Sie gibt Reiseverbindungen und Umsteigepunkte an, meldet Ereignisse und erklärt via GPS, wo man sich gerade befindet.
Da in weiten Teilen der U-Bahn WLAN vorhanden ist, funktioniert das GPS ziemlich genau. Wenn ich bei meinen Fahrten den Einheimischen aufs Handy geschaut habe, dann hatten viele die App auch installiert. So schlecht, kann meine Wahl also nicht gewesen sein.
U-Bahn als Kulturzentrum
Im Untergrund herrscht eine eigne Kulturszene. An zahlreichen Bahnhöfen haben sich Musiker aufgebaut und spielen vor sich hin, um ein paar US-Dollar zu verdienen. Unterschiedliche Stilrichtungen können genossen werden.
Und ich glaube, diese Art von Straßenmusik ist eine harte Schule. Die New Yorker sind hart und schnell in ihrem Urteil, aber sie sind auch total begeisterungsfähig. Wer aber sein Instrument beherrscht, eine markante Stimme hat und vor allem Showtalent besitzt, der kann US-Dollar verdienen. Ich habe Schlagzeuger erlebt, die eine ganze Station aufgemischt haben. Da war auch der asiatische Vater, dess Sohn Klassik am Klavier spielt und die Leute zum Klatschen auffordert. Ich hörte Weihnachtssongs, ausgeflippte Jazz-Combos, den klassischen Singer-/Songwriter, er in New York nicht fehlen darf.
Kunst ist auch anzutreffen. Und ich habe mich an eine Ausstellung von Keith Haring in der Hypo Kunsthalle in München erinnert. Keith Haring bemalte in seiner Anfangsphase in der New Yorker U-Bahn Plakate und Pläne. Für manche Schmierereien in der U-Bahn wurde aus der Aktionskunst interessante Werke neben klassischer Plakatwerbung. Kunst im öffentlichen Raum provoziert. Hier ein Bild aus der Ausstellung von 2015 und sicher gibt es heute einen neuen Kunststar wie Keith Haring, wir müssen nur genau hinschauen. In New York sind schließlich alles Künstler.
Bronze-Figuren zeigen das U-Bahn-Leben
Die Idee, die Leute zu beobachten, hatte auch ein anderer, nämlich der Künstler Tom Otterness. Er zeigte die Hektik der Stadt, die niemals schläft. Er zeigte sie in Form netter Bronze-Figuren. Ich habe diese Figuren an der Haltstelle 8th avenue angetroffen, vielleicht gibt es sie noch an anderen Haltestelle. Es handelt sich um knuffige Figuren, die das U-Bahn-Leben der New Yorker auf sehr symathische Art karikieren. Es gibt viele Alltagsszenen. Ein Polizist weckt einen Mann auf, der sich auf einer U-Bahn-Bank zum Schlafen hingelegt hat. Handwerker mit Hammer und Werkzeug und vieles mehr. Aber am meisten gelacht, habe ich über ein Krokodil, das aus einem Gulli hervorschaut und einen Passanten packt – da gab es auch ein schlechtes, filmisches Vorbild mit Namen Horroralligator.
Weil wir gerade beim Film sind. Es gibt viele Filme, in denen die New Yorker U-Bahn mitspielt. Als erstes kam mir beim Fahren der Film Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 von 1974 in den Sinn. Der spannende Film handelte von einer U-Bahn Entführung der Linie 6. Meine Familie war schon ziemlich genervt, weil ich bei einigen Stationen nach den Drehorten Ausschau gehalten habe, deshalb gibt es keine Bilder. Ach ja und an den schonungslosen Velvet Underground-Song Waiting for a Man mit der Zeile 125th Street (IRT Lexington Avenue Line) brauche ich nicht extra erinnern. An der U-Bahn Station war ich aber auch nicht.
In die Rubrik, „Sachen, die keiner braucht, aber ich haben muss“ fällt dieser Bonbon-Halter von Darth Vader. Ich hab den kleinen Kerl schon zu Halloween in der Metro entdeckt, aber damals war ein Arm angebrochen und er bleibt zurück. Jetzt traf ich Vader wieder in der Star Wars-Ausstellung in München und besorgte mir ihn online, weil ich nicht das sperrige Zeil schleppen wollte.
Es ist ein Darth Vader im Hosentaschenformat. Ich streckt seine Arme vor und hält eine durchsichtige Plastikschüssel.
Was mache ich nun mit einen Candy Holder in Form von Darth Vader? Bonbons gibt es nur zu Halloween und dann stell ich den Gesellen nicht unbedingt vor die Türe, sonst bekommt er Füße. Im Moment befinden sich Schüssel in der Plastikschale und Darth Vader steht im Flur herum. Bisher lagen die Schlüssel auf der Kommode, jetzt werden sie von Vader bewacht.
Es gibt übrigens verschiedene Figuren zur Auswahl, darunter Yoda, ein Ewok, Boba Fett, Darth Maul oder eine Sturmtruppe. Die Sturmtruppe ist cool, aber Darth Vader gefällt mir besser. Also ist es eben der schwarze Lord geworden, wie er in meiner Jugend einmal hieß. 1977 erfasste mich das Star Wars-Fieber und ich bin bis heute zum Leidwesen meiner Frau nicht geheilt.
Ach ja, Vader und Kollegen müssen an der Wand stehen. Dies hat nicht Fen Shui-Gründe, sondern ist ganz banal der Tatsache geschuldet, dass Darth Vader hinten offen ist. Im Grunde ist es nur ein halber Darth Vader. Das sorgte im Netz für ein wenig Ärger, aber wer lesen kann, der ist klar im Vorteil.
Ab und zu gönne ich mir den Luxus und esse Austern. Für mich sind Austern eine Spezialität, die ich gerne mit etwas Zitrone oder Tabascosauce genieße. Ob sie eine aphrodisische Wirkung haben, weiß ich nicht – mir schmecken sie einfach. Und ich mag auch nicht die Diskussion führen, ob Austern eine Marotte der Reichen und Schönen sind – ich bin weder das eine, noch das andere. Ich mag einfach die Auster als Delikatesse.
Ich habe dieses Mal die Sylter Royal Austern probiert.
Ab und zu leiste ich mir Austern. Austern sind für mich kein Essen für Zwischendurch. Ich belohne mich, ich feiere etwas. Aber es kann auch schon mal vorkommen, dass ich mit einem Freund an einer Austern-Bar stehe und spontan die Delikatesse und das Leben genieße.
Vor kurzem beim Metro-EInkauf für eine Veranstaltung entdeckte ich die Sylter Royal Austern. Schön verpackt waren die Meeresfrüchte in einer Holzkiste. Ich probierte diese Sylter Royal und bin sehr angetan von der Qualität. Sie stammen aus dem deutschen Wattenmeer vor Sylt. Es ist die einzige deutsche Austernzucht und so war ich neugierig.
Als ich das Foto von den Sylter Royal Austern in Instagram postete, bekam ich Feedback. Neben den klassische Herzchen kamen zwei Fragen im Chat. Die erste: Wie öffnet man eigentlich eine Auster? Dies habe ich in Form eines Videos beantwortet.
Ich verwende zum Öffnen der Austern preiswerte Handschuhe. Ich entschied mich für ein Paar Nylon-Stahl-Handschuhe mit Schnittschutz. Diese Dinger sind nicht teuer – ich muss ja nicht jeden Tag Austern öffnen, aber sie schützen meine Hände. Es sind robuste Schutz-Handschuhe aus schnittfestem Nylon mit eingearbeiteten, rostfreien Edelstahl-Fäden und entsprechen der Schutzklasse 5 nach Norm EN388 (was immer auch das bedeutet, klingt aber gut). Stichfest sind die Handschuhe nicht, aber für den kleinen Hausgebracht kann ich gut damit leben. Die Austern liegen gut in der Hand und ich kann auch gut mit dem Austernmesser arbeiten. Ich habe mich für ein preiswertes Austernmesser von Westmark entschieden. Es liegt gut mit seiner geschmiedete und geschliffene Klinge in der Hand und für meine Bedürfnisse reicht es. Ich esse nicht jeden Tag Austern, aber für ein-, zweimal im Monat ist es okay.
Die zweite Frage im Chat richtete sich nach Sylter Royal Austern. Es ist eine Marke von Dittmeyer’s Austern-Compagnie mit Sitz in List auf Sylt und wenn ich auf der wunderbaren Insel bin, will ich unbedingt dort vorbeischauen. Die Website des Unternehmens gibt umfangreich Aufschluss über die Aufzucht der Austern im Wattenmeer. Dort arbeitet das Unternehmen mit Tischkulturen. „Hierbei werden die Tiere in wasser-, licht und nährstoffdurchlässige Netzsäcke – den Poches – gefüllt und dann auf Eisengestelle gelegt, welche dann bei Flut vom nährstoffreichen Wasser der Nordsee durchspült werden“, heißt es auf der Website. Klingt für mich super interessant. Das ganze System ist extrem arbeitsintensiv und geschieht in Handarbeit. Daher kommt auch der Preis der Austern. Die 15 Kilogramm schweren Netzsäcke werden regelmäßig von Seetang und Algenbewuchs befreit. Zudem müssen die Züchter aufpassen, dass die Austern nicht miteinander verwachsen. Im Wattenmeer ist es nur möglich, etwa vier Stunden am Tag zu arbeiten. Bis die Auster zum Verarbeiten reif ist, dauert es zwei Jahre.
Die Dittmeyer’s Austern-Compagnie hat einen Bestand von bis zu 3 Millionen Austern und über Winter von November bis März kommen die Austern in die Austernbänke bei List auf Sylt. Dort werden sie von einer Seewasserleitung mit frischem Meerwasser versorgt.
In Paris braucht man kein Auto und ein Taxi nehm ich in der Regel nur spät am Abend. Das U-Bahn-Netz ist hervorragend ausgebaut, die Metro-Stationen sind optimal über die Stadt verteilt. Es gibt verschiedene Arten von Tagestickets, das umfassendste ist sicherlich das Paris visité – hier sind noch der Eintritt zu ein paar Museen reduziert.
Allerdings Metro-Fahren ist vergleichsweise laut. Und das nicht nur aufgrund des Lärms der fahrenden Züge. Es ist ein wahres Geschepper, Gequietsche und Gerumpel – eben Paris authentisch. Da ist es verständlich, dass der Pariser jeden Alters Kopfhörer aufgezogen hat und sich seine Musik reinzieht. Ach ja Musik: Natürlich wird in der Metro musiziert. Mal mit Kontrabass, mal elektrische Gitarre, mal steigt einer in den Wagon und spielt Akkordeon. Während in Münchner S-Bahnen der Himmel auf die Erde fällt, scheint es hier alltäglich. Und auch wenn gesammelt oder gebettelt wird, sind die Pariser stoisch.
Und die Metro ist eng und bestenfalls kuschelig. Hier vermischen sich die Kulturen. Der Banker nimmt ebenso die U-Bahn, wie der Bauarbeiter oder die coolen Checker mit Migrationshintergrund. Eine Beobachtung machte ich, die mir sehr gefallen hat. Eine Oma ließt ihrer Enkelin aus einem Kinderbuch vor. Um die beiden herum tobt der Bär, der Berufsverkehr ist auf dem Höhepunkt und nervige Touristen fahren von A nach B. Doch Oma und Enkelin lassen sich nicht auf der Ruhe bringen. Oma liest, Enkelin mit goldenen Locken hört zu. Ab und zu schaut sie vom Buch auf – scheinbar kann sie noch nicht lesen – und schaut ihre Oma an. Diese erklärt dem Kind die Worte, nickt und dann geht es weiter mit dem Lesen. Die weißhaarige Frau mit Brille blättert um und Enkelin mit ihrer rosa Tasche hört gebannt der Geschichte zu. So geht es ein paar Stationen. Dann packt Oma das Buch zusammen und Hand in Hand verlassen sie die Metro. So lange es solche Episoden in der U-Bahn gibt, habe ich den Glauben noch nicht verloren.
Seit langem beschäftige ich mich berufsmäßig mit der Zukunft der Zeitung. Das elektronische Papier ist noch in den Kinderschuhen. Ich werde später einmal darüber berichten. Eine mögliche Zukunft der Zeitung sind kostenlose Zeitungen. In Holland heißt sie „Metro“, in der Schweiz „20 Minuten“. Sie werden an Verkehrsknotenpunkten kostenlos verteilt, sind rein Anzeigenfinanziert und der Leser erfährt während einer Busfahrt das Wichtigste vom Welt- und Lokalgeschehen, eben in 20 Minuten. In Deutschland konnten diese kostenlosen Zeitungen nicht richtig Fuß fassen. Die Großverlage haben diese Konkurrenz nur kurz zugelassen. Aber ich bin mir sicher, dass dies eine Zukunft der Zeitung ist. Und sie kommt schneller als die Verlage es wollen. Jetzt gibt es auch 20 Minuten für das iPhone, kostenlos versteht sich. Im AppStore die Applikation laden und im WLAN-Bereich mit Content füllen. Es gibt aktuelle Artikel, Videos und ein Webradio. Gleichzeitig kann der Leser als 20-Minuten-Reporter mitmachen, klassischer UGC. Konsumiert wird der Content dann, wenn ich Lust habe, also in der U-Bahn bei 20 Minuten Fahrzeit. Genial, auch eine Möglichkeit der Zukunft der Zeitung über das Web. Ein weiterer Vorteil: Ich muss nicht in Zürich sein, um eine Ausgabe von „20 Minuten“ zu erhalten.