Die Olympischen Spiele von 1972 waren auch ein medialer Höhepunkt. Presse, Funk und Fernsehen (online gab es ja noch nicht) berichteten aus München – erst vom Sport, dann vom Terror.

Als gelernter Redakteur interessiert mich das Medienaufgebot der damaligen Zeit. Es gab ja nur öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen sowie Zeitungen und Zeitschriften.
Hauptquartier der Rundfunk- und Fernseh- Journalisten war das Deutsche Olympia- Zentrum (DOZ) mitten im Olympiapark in München. Für das Übertragen der Olvmischen Spiele standen 27 Farbfernseh-Ü-Wagen, 130 Farbfernsehkameras – die Betonung liegt auf Farbe. 80 Filmkameras, ein Post-Richtfunknetz mit über 300 Fernmeldetürmen, bewegliche Richtfunkanlagen, darunter 45 Post-Übertragungswagen und mobile Antennenmasten, die bis zu 40 Metern Höhe ausgefahren werden konnten, zur Verfügung. Das war ein wahrhaft technischer Overkill zu dieser Zeit, eine richtige Materialschlacht. Die Generation meiner Eltern schaffte sich zu diesem Zweck den ersten Farbfernseher an, es war ein Grundig mit Fernbedienung.

Es gibt leider nicht viele Dokumentationen über die Technik der Spiele. Ich habe mich mit ein paar Journalisten der damaligen Zeit unterhalten, wie denn die ihre Arbeit mit Bleistift, Schreibblock und Schreibmaschine war.
Es gab ja auch allerhand zu berichten. Das Medienereignis Olympische Spiele 1972 verschaffte der Stadt München eine perfekte Bühne, um sich als Gastgeberin zu präsentieren und der Bundesrepublik nach der NS-Zeit ein neues demokratisches Image zu verleihen. Die im Wettbewerb 1967 prämierte schwebende Zeltdachkonstruktion war letztlich auch ein gezielt gewähltes Zeichen, mit dem der Welt das Bild eines neuen Deutschland vermittelt werden sollte. Nach der Vergabe im April 1966 war die Presse im Westen zunächst durchaus verhalten, der Osten versuchte sogar mit dem Slogan „36+36=72“ die Bundesrepublik zu diskreditieren. Um das Deutschlandbild zu korrigieren, wurden weltweite PR-Kampagnen in Gang gesetzt.




12.000 Vertreter der Weltpresse wurden mit Material versorgt und über die Olympia-Baustellen geführt. Zuerst monatlich und dann 14-tägig erschiender auf sattgrünem Papier gedruckter Newsletter „Olympia-Press“, der in 126 Länder per Post verschickt wurde, und auf allen fünf Kontinenten fanden Pressekonferenzen statt. Aufwendig gestaltete Bulletins über die XX. Olympiade sowie die Imagefilme „Eine Stadt bereitet sich vor“ und „Eine Stadt lädt ein“ warben für die Offenheit, Toleranz und Internationalität Münchens.

Im Vorfeld wurde dann aber ausgerechnet das Zeltdach als eine „Zurschaustellung wirtschaftlicher Potenz“ kritisiert und „alte Klischees des Größenwahns“ heraufbeschworen, die zu innenpolitischen Unstimmigkeiten führten. Die Los Angeles Times schrieb 1972: „German Efficiency Hits its Peak in Olympic Games Installations“, und der Christian Science Monitor titelte: „An Affluent West Germany Seeks Acceptance“. Nach der Eröffnungsfeier, die etwa eine Milliarde Menschen – ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung – an ihren Fernsehgeräten verfolgte, belegte allerdings ein überragendes Echo aus Presse und Politik die nationale und internationale Anerkennung der Inszenierung Deutschlands. Der westdeutsche Sportinformationsdienst schrieb von einer „Überraschung und Entzückung“, zu der auch der Mut „zum Bau des verrückten Daches“ gehört habe, „denn man weiß ja – wir tun uns ein bißchen schwer mit der Leichtigkeit“.
Dann der Terror im Fernsehen. Der palästinensische Terroranschlag am 5. September fand vor laufenden Fernsehkameras statt, doch ein Imageverlust für die Gastgeber blieb weitgehend aus. Gleichwohl legte sich über die Wahrnehmung der heiteren Spiele und die Erinnerung an München ’72 ein langer Schatten.