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Dschungelcamp – Zahlen rund um die Volksverblödung

13. Januar 2019

Ich pack es nicht. Am Freitag hatte das Dschungelcamp die meisten Suchanfragen in Google. Mindestens 500.000 Mal wurde in Google nach dem Dschungelcamp am Freitag gesucht – das war Platz eins der Google Trends. Ist dieses Land jetzt völlig verblödet? Ich hatte mich ja am Freitag darüber ausgelassen, dass ich keinen (bis auf Sybille Rauch) von den sogenannten Stars des Duschungelcamps überhaupt kenne. Aber ich scheine eine absolute Minderheit zu sein. Dieses Land ist im Dschungelcamp-Fieber und verblödet. 

Daher ist es an der Zeit, sich ein paar Zahlen anzuschauen. Zwar konnte die Erfolgsshow quotentechnisch bereits in den letzten Staffeln nicht mehr an die Erfolge der ersten Jahre anschließen, dennoch ist das Zuschauerinteresse immer noch recht groß. Das Portal sportwettentest.net hat nun in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden, wie viele Deutsche regelmäßig das Unterschichtenfernsehen anschalten. Ich bin erschüttert.

Mehr als die Hälfte der Deutschen (51 Prozent) bekennt, mindestens eine Staffel des Dschungelcamps gesehen zu haben und jeder Fünfte (21 Prozent) plant auch die diesjährige Ausgabe zu verfolgen. Fast jeder dritte Deutsche (32 Prozent) hat zwar ein paar Staffeln verfolgt, nun aber kein Interesse mehr. Und 47 Prozent der Deutschen haben die Show noch nie gesehen, wollen dies auch nie tun. Zu diesen 47 Prozent zähle ich. 

Was ich absolut nicht verstehe: Knapp jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) zählt zu den hartgesottenen Dschungelcamp-Fans, schaut die Show jedes Jahr und kennt sämtliche Staffeln, bei den 40-49-Jährigen sind es sogar 27 Prozent. Sag mal, habt ihr nichts zu tun oder was ist in eurem Leben schief gelaufen? 

Der Ekelfaktor wird überschätzt

Hinsichtlich ihrer Motivation geben vier von fünf Deutsche (80 Prozent), die auch in diesem Jahr einen Blick in den australischen Dschungel werfen wollen, an, dass sie die Show einfach sehr unterhaltsam finden. Dies hängt offenbar auch stark mit dem Cast der Sendung zusammen: mehr als zwei Drittel (69 Prozent) schalten wegen der teilnehmenden Promis ein. Welche Promis frage ich mich? C- oder gar D-Promis sind für die Leute interessant. Ich hab es nicht. Dabei ist für 79 Prozent am spannendsten, wie sich die Prominenten verhalten. 

Doch auch die Faktoren Schadenfreude und Voyeurismus spielen eine Rolle: 59 Prozent geben zu, sich gerne anzusehen, wie Leute sich lächerlich machen. Der „Ekelfaktor“ allerdings, mit dem sich die Sendung seit ihrer Erstausstrahlung vor 14 Jahren einen Namen gemacht hat, scheint dabei weniger ausschlaggebend zu sein, als das Sendekonzept vermuten lässt: „nur“ 45 Prozent geben an, dass Bäder in Kakerlaken und kulinarische Ekelmutproben sie immer wieder einschalten lassen.

Ich hab schon mal gesagt und jetzt wieder: Wenn irgendjemand die Idee hätte, Gladiatorenspiele wieder aufzuführen, dann wäre es ein Renner. Christen gegen Löwen, das brachte schon mal Quote.  

Nur weil die Leute das Dschungelcamp gucken, beteiligen sie sich aber nicht gleich an der Show und rufen für ihre Favoriten an. Nur 2 Prozent derjenigen, die die Show schon einmal geschaut haben oder noch schauen, rufen auch regelmäßig an. Jeder Siebte (14 Prozent) ruft immerhin ab und zu an. Die deutliche Mehrheit (84 Prozent) hat für einen Kandidaten des Dschungelcamps noch nie den Telefonhörer in die Hand genommen. 

Hoher Peinlichkeitsfaktor

Ein „Group Watching“ Phänomen, das Sendungen wie dem Bachelor oder Germany’s Next Top Model nachgesagt wird, scheint es beim RTL Dschungelcamp jedoch weniger zu geben: mehr als die Hälfte derer, die auch in diesem Jahr (wieder) einschalten, sieht sich die Show meistens alleine an (54 Prozent). Immerhin fast jeder Fünfte (18 Prozent) gab an, mit niemandem über die Sendung zu sprechen, weil das peinlich sei. Und das sollte es euch auch, denn Dschungelcamp und Co sind für mein Empfinden, reine Volksverblödung. Schämt euch, wascht euren Mund mit Seife aus und stellt euch in die Ecke. 

Dschungelcamp startet und wer ist bei Google vorne?

11. Januar 2019
Diese Dschungelcamp-Damen werden bei Google geklickt.

Diese Dschungelcamp-Damen werden bei Google geklickt.

Heute freuen sich die Zuschauer des Unterschichtenfernsehsenders RTL. Heute startet die neue Staffel des Dschungelcamps mit abgewrackten C-Promis. Ich dachte, dass der Schund schon lange von der Mattscheibe verschwunden ist, aber ich wurde eines Besseren belehrt. An der Anzahl der Google-Suchanfragen lässt sich deutlich ablesen: Dschungelcamp hat einen Markt. Und: Sexy Ladies haben die Nase (bzw. die Brüste) vorn, wie das Beauty- und Promi-Portal Cosmoty.de herausfand.

Wie durch das Eingangsstatement klar sein dürfte: Ich bin kein großer Fan vom Dschungelcamp als TV-Format. Aber damit bin ich wohl eher in der Minderheit. Ich finde diese Art von Volksverblödung schrecklich. Aber der Dreck hat seine Fans. Ich denke, auch Gladiatorenspiele hätten heute ihre Zuschauerschaft. Heute eröffnet RTL die 13. Staffel “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus”. Für zwei Wochen begeben sich zwölf mehr oder weniger bekannte Kandidaten in den Dschungel und kämpfen in Ekel-Prüfungen um die Gunst der Zuschauer, die sich am Leid der Menschen ergötzen und das Maul zerreißen. 

Und nun mein Problem. Bis auf einen kenne ich keinen der so genannten Stars. Früher habe ich mal gehört, dass der große Helmut Berger sich an diesem Müll beteiligt hatte. Ich mag Berger, aber Dschungelcamp, ich weiß nicht. Die neuen Stars kenne ich nicht, aber Google lügt nicht. 

Klarer Sieg für Evelyn Burdecki. Das “Bachelor-in-Paradise”-Sternchen googeln pro Monat durchschnittlich 38.960 User.

Platz zwei sichert sich Sex-Expertin Leila Lowfire: Die Stimme hinter dem Podcast “Besser als Sex” und (wie man munkelt) Ex von Rammstein-Sänger Till Lindemann recherchieren monatlich 21.430 Personen.

“Eis am Stiel”-Star Sibylle Rauch auf Platz drei: Die Schauspielerin und Erotik-Darstellerin wird monatlich 18.830 mal gegoogelt. Sibylle Rauch kenn ich noch von meiner Jugendzeit im Kino. Ich war kein Fan der Eis am Stil-Serie, aber Frau Rauch hatte zwei überzeugende Argumente, die man als pubertierender Teenager nicht übersehen konnte. 

Platz vier geht an “Dahoam is Dahoam”-Darstellerin Doreen Dietel: Die Schauspielerin erhält monatlich 14.210 Suchanfragen.

Einziger Mann unter den Top 5: Der selbsternannte Millionär Bastian Yotta landet mit 11.060 Suchanfragen auf dem fünften Platz.

Die geringsten Suchvolumen haben bisher Schauspieler und “Alf”-Synchronsprecher Tommi Piper (3.920 Suchanfragen, Platz 10), Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis (3.110 Suchanfragen, Platz 11) und die ehemalige “Germany’s Next Topmodel”-Kandidatin Gisele Oppermann (1.980 Suchanfragen, Platz 12). Letztere ist vor allem durch ihre weinerliche Art wohl in Erinnerung geblieben. Mir nicht, weil ich schau das Zeug nicht. 

Sack Reis: DVB-T2 kommt und mich interessiert es nicht

29. März 2017
Heute kommt das neue TV, aber nicht zu uns. DVB-T2 ist uns egal.

Heute kommt das neue TV, aber nicht zu uns. DVB-T2 ist uns egal.

Heute ist also der Tag der Tage: DVB-T wird abgeschaltet und Zug um Zug durch DVB-T2 ersetzt. Und wisst ihr was? Es ist mir egal. Während ich damals bei der Einführung des „Überall Fernsehens“ von DVB-T noch interessiert, vielleicht ein bisschen nervös war, ist es mir heute schlichtweg egal. Die neue Technik soll neben mehr Programmen auch eine bessere Bildqualität bieten.
Zwar bombardiert mich die Werbung auf allen Kanälen, aber ich muss zugeben: Lineares Fernsehen ist mir schnuppe – DVB-T2 kann gerne kommen und gehen, ich werde das Zeug nicht nutzen.

Gründe gegen DVB-T2
Das hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste Grund ist: Wir empfangen unsere TV-Programme über Satellit. Wir haben eine Schüssel auf dem Dach und könnten mehrere Hundert TV-Sender empfangen. Könnten – wenn ich die Sender in die Programmplatzliste einprogrammieren würde. Ich habe 70 Sendeplätze mit Sender gefüllt, dann hatte ich keine Lust mehr.
Interessant ist, welche Reihenfolge wir bei den Sender haben. Meine Eltern haben: Platz1: Das Erste/ARD, Platz 2: ZDF, Platz 3: BR, Platz 4: ARTE, Platz 5: RTL, Platz 6: SAT 1, Platz 7: Pro7 usw. Mit einer solchen Senderplatzwahl wurde ich sozialisiert. Ich habe damit gebrochen: Bei uns startet es mit: Platz 1: ARTE, Platz 2: BBC, Platz 3: CNN, Platz 4: ZDF info, Platz 5: n24, Platz 6: Das Erste/ARD, Platz 7 ZDF.

Lineares Fernsehen ist out – und damit DVB-T2
Der zweite Grund ist ein viel wichtiger. Ich komme mir jetzt ein bisschen so vor, wie diese Typen aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die missionarisch unterwegs waren mit den Worten: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Mann, oh Mann gingen mir diese Typen damals auf den Senkel. Bei jeder Party, wenn meine Kumpels und ich über TV-Serien diskutierten, kam so einer daher und sagte mit einem Vorwurf in der Stimme seinen Satz: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Ich wollte über Judy aus Colt für alle Fälle reden und er kam mit der Verblödung durch die Medien. Ich glaube, jeder kannte so einen Typen. Ich habe als Kind und Jugendlicher gerne fernsehen geschaut. TV war einstmals Kulturgut und wenn es auch nur Trash-TV war. Fernsehserien prägten uns, formten uns, nahmen Einfluss auf uns – Fernsehen verband uns.
Heute muss ich feststellen: Das Thema lineares Fernsehen hat sich bei uns in der Familie erledigt. Es gibt im Grunde nur noch drei Sachen, die ich live sehen möchte: EM wenn die Deutschen spielen, WM wenn die Deutschen spielen und die 24 Stunden von LeMans. Der Rest ist mir egal. Ich möchte heute nicht in der Haut von Programmmachern stecken, die ein Programmschema zusammenbasteln müssen. Mich interessiert der Inhalt des lineares Fernsehens nur noch bedingt. Amazon, Netflix, Apple TV, die Mediatheken und vor allem YouTube haben dem klassischen TV den Rang abgelaufen. Meine Kinder schauen kein klassisches Fernsehen mehr und wenn sie ans TV-Gerät gehen, dann nur dann, um die Playstation 3/4 oder Nintendo-Konsolen anzuschalten. TV ist tot – und heute könnte ich wie diese nervigen Typen aus den Achtzigern sagen: „Wir haben keinen Fernseher, wir haben bewusst darauf verzichtet.“ Stimmt aber auch nicht, denn es wäre gelogen. Es kommt nur bedingt etwas, was mich interessiert. Und K1 hat es wunderbar ausgedrückt: „Papa, ich muss nicht dann fernseh schauen, wenn die Leute vom Fernsehen es wollen.“

K1/2 schalten die Glotze nur noch zum Spielen ein.

K1/2 schalten die Glotze nur noch zum Spielen ein.

Und in so eine Zeit fällt die Einführung von DVB-T2. Ich habe noch ein paar Antennen für Überall-TV in der Schublade gehabt. Damit hätte ich – theoretisch DVB-T unterwegs bei meinen Seminaren usw. schauen können. Hab ich aber kaum gemacht. Diese Antennen, Software und Kabel fliegen einfach jetzt in den Elektroschrott. Es interessiert mich einfach nicht mehr. Das Nutzungsverhalten unserer Familie hat sich komplett geändert.

Private Sender wollen Geld für DVB-T2
Wir zahlen die Rundfunkgebühr als Zwangsabgabe. Ich murre und habe aber grundsätzlich kein Problem, wenn ich für freien, unabhängigen Journalismus im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen eine Abgabe zahlen muss. Ich bin mit der journalistischen TV-Berichterstattung im Großen und Ganzen zufrieden, habe aber ein Problem damit, wenn ich mir gebührenfinanzierte Serien im TV anschauen soll. Darauf kann ich komplett verzichten. Informations- und Bildungsauftrag ja, Unterhaltungsauftrag nein. Ich finde die Apps der TV-Sender sehr, sehr gut. Aber das ist ein anderes Thema.

Werbung bietet mir neue Geräte an. Mir egal.

Werbung bietet mir neue Geräte an. Mir egal.

Jetzt lese ich, dass einige private TV-Sender eine Jahresgebühr für DVB-T2 haben wollen. Sagt mal, geht es euch noch gut? Privatfernsehen sollte doch werbefinanziert sein. Jetzt wollen die Herrschaften eine Art Abo für ihren Programminhalt haben. Keine Zwangsgebühr wie bei den Öffentichrechtlichen, sondern eine Art Abo – was im Grunde das Gleiche ist. Für was denn? Der Schrott, der über die Mattscheibe (nein LED-Bildschirm) flimmert, der interessiert mich nicht. Ich schaue kaum Unterschichtenfernsehen, wie diese Privatsender einstmals genannt wurden. Die Programminhalte interessieren mich nicht die Bohne. Die Versorgung über die öffentich-rechtlichen Sender reicht mir völlig aus.
Die neuen Receiver-Geräte kosten etwa 30 Euro. Rund 40 Programme kann man empfangen, davon 16 öffentlich-rechtliche kostenfrei. Die Privatsender strahlen über den Anbieter Freenet aus, der dafür 69 Euro im Jahr berechnet.
Ich kann die Argumente für DVB-T2 durchaus verstehen: Die neue Technik soll neben mehr Programmen auch eine bessere Bildqualität bieten. Alles nachvollziehbar und dennoch bleibt die Tatsache: Der Inhalt interessiert mich nicht mehr. Hier liegt doch das Problem. DVB-T2 ist mir egal. Jetzt kann ich endlich sagen. „Wir haben keinen DVB-T2, wir haben bewusst darauf verzichtet.“