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IFA oder re:publica ? Oder gar nichts

21. Dezember 2022

Im Moment bin ich unschlüssig, ob und wenn ja, welche Technik-Messe ist 2023 besuchen soll. Nach Corona sind für mich Messe-Besuche wieder interessant geworden – oder vielleicht auch gar nicht.

Als Kind und Jugendlicher habe ich die Internationale Funkausstellung IFA in Berlin geliebt. Ich konnte technische Neuerungen bestaunen und die IFA war für mich ein Pflichttermin, wenn es um Technik-Innovationen ging. Tütenweise sammelte ich Prospekte und Datenblätter ein, schleppte sie nach Bayern und studierte die angebotenen Informationen ausgiebig. Welchen Videorekorder, welchen Laserdisc-Player sollte ich kaufen oder zumindest von ihnen träumen. Ich sah BTX und Bildtelefone und war am Puls der technischen Zeit.

Im Laufe der Jahre wurde die IFA für mich immer unwichtiger und die Messe wandelte sich zur Unterhaltungsshow. Das war sicherlich unterhaltsam, aber nicht so mein Ding. Andere Messen wie die MacExpo in SF oder die CES in LA wurden wichtiger, haben sich aber inzwischen auch erledigt. In München gab es auch mal eine Systems, die mich kurzfristig interessierte.

Mehr von Interesse war in den Vor-Corona-Jahren die re:publica, eine Veranstaltung für Internet-Fuzzis wie mich. Jetzt hat die ARD angekündigt, die IFA als Aussteller nicht mehr zu belegen. Dr. Katrin Vernau, Intendantin des bei der IFA federführenden Senders rbb: „Wir stellen unser gesamtes Programm auf den Prüfstand, dabei nehmen wir unser gesamtes Messe-Engagement nicht aus. Das kommende Jahr steht für uns ganz im Zeichen der Neuorientierung, wir müssen bewerten, wo und wie der rbb seinem Publikum den größten Nutzen bringt.“ Stattdessen soll die Teilnahme an der re:publica ausgebaut werden. Die ARD überprüft ihre Gesamtkonzeption für die ARD-Präsenz auf Messen und Kongressen. Ziel ist noch intensiver in den direkten Austausch mit den Nutzern zu kommen. Hier bietet die re:publica eine geeignete Plattform, um einem jüngeren und digital-affinen Publikum das vielfältige Angebot der ARD zu präsentieren.

Die re:publica 2023 werde ich aber auch nicht besuchen, trotz ARD-Engagement. Früher konnte ich wertvolles Wissen aus der Veranstaltung ziehen. Im Moment interessieren mich die Themen von 2022 nicht. Nal sehen, was die Organisatoren 2023 zu bieten haben, die Call-for-papers-Phase läuft. Vom neuen Veranstaltungsort habe ich eher negatives Feedback empfangen.
Was gibt es noch? Die photokina am Standort Köln wurde ausgesetzt, die Medientage München vor meiner Haustür – ich weiß nicht, Siggraph und NAB sowie E3 alle in LA würde ich gerne, kann ich mir aber im Moment nicht leisten, IBC in Amsterdam und GamesCom vielleicht, die DoKomi ist interessant. Sie sehen, wie unentschlossen ich bin. Wie ist es bei Ihnen?

Der Schöpfer des Königlich Bayerischen Amtsgerichts ist tot

21. Januar 2015

Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Georg Lohmeier ist tot und viele werden den königstreuen, bayerischen Dramatiker nicht kennen. Ich kannte im Grunde auch nur ein Werk von ihm und das habe ich als Kind genossen: Das Königlich Bayerische Amtsgericht
Es war für mich eine schöne Fernsehzeit, wenn ich es mir als Kind mit meinen Eltern vor dem Grundig-Fernseher bequem machte und diese harmlose Serie aus der guten alten Zeit verfolgte. Ich glaube, die Serie lief am Sonntag nach 18 Uhr. Es war die Zeit, als wir zu Hause fünf Fernsehprogramme empfingen: ARD, ZDF, drittes Programm, ORF 1 und 2. Bei gutem Wetter hatten wir das Schweizer Fernsehen, aber das haben eher reinbekommen. Fernsehen begann in meiner Jugend am Nachmittag, eine der ersten Sendungen des Tages war die Drehscheibe im ZDF. Gegen 0:00 Uhr kam Nationalhymne mit Deutschlandfahne, dann Testbild, dann kam der Sendeschluss mit Bildrauschen.
Für mich war es im Großen und Ganzen eine harmlose Fernsehzeit. Und dazu gehörte auch das Königlich Bayerische Amtsgericht. Als ich vom Tod von Georg Lohmeier erfuhr, kam mir der Claim der Serie sofort wieder in den Sinn. Und genau so wie ich die einführenden Worte beim Raumschiff Enterprise auswendig kenne, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich die einführenden Sätze des Königlich Bayerischen Amtsgerichts genauso konnte. „In Bayern war sie besonders gut, diese Zeit. Damals regierte seine königliche Hoheit, der Prinzregent, das Bier war noch dunkel, und die Menschen noch typisch. Die Burschen schneidig und die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisschen vornehmen und ein bisschen leger. Es war halt vieles noch in Ordnung damals. Denn für Ruhe und geordnete Verhältnisse sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das königliche Amtsgericht“. – na, wer von euch konnte diese Zeilen mit aufsagen?
Im Mittelpunkt der Serie stammt natürlich Amtsgerichtsrat August Stierhammer. Am liebsten mochte ich als Kind den Gerichtsdiener. Er war schön dämlich und ich konnte als Kind vortrefflich über ihn lachen. Als er Zeugen in den Gerichtssaal bringen musste, ging das immer nach gleichen Schema ab, ein früher Running Gag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Gerichtsdiener stand auf, rückte sich seine Schirmmütze zurecht und wiederholte die Worte des Rates: Zeuge XY, jawohl!
Die Darsteller waren allesamt erste Sahne – viele große bayerische Volksschauspieler. Vielleicht kam diese Serie in Norddeutschlandnicht gut an, bei uns in Bayern war sie ein Gassenfeger. Georg Lohmeier zeichnete die Personen wunderbar. Die Bauernschlauen Leute, die Naiven, die Aufbrausenden und die Grattler und Gantler. Der Autor hatte wunderbar dem Volk aufs Maul geschaut. Sie waren so schön skurril übertrieben, dass es als Kind ein Genuss war, sie anzuschauen.
Als die Serie in irgendeinem privaten TV-Programm wiederholt wurde, zappte ich hinein und blieb ein paar Minuten in meiner eigenen Fernsehvergangenheit hängen. Schön war es. Für heutige Sehgewohnheiten ist die Serie zu ruhig, es war ja im Grunde nichts anderes als abgefilmtes Theater ohne große Schnitte und Einstellungen. Georg Lohmeier nahm die Gerichtsserien der achtziger und neunziger Jahre vortrefflichen hinweg und packte sie in die Zeit des bayerischen Prinzregenten. So eine Art Ally McBeal des frühen 20. Jahrhunderts. Das gefiel den Leuten, und auch meine Eltern haben sich irgendwann eine Sonderausgabe mit allen Verhandlungen in einen Band gekauft.
Nun ist Georg Lohmeier im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Übrigens, bei YouTube sind einige Folgen zu sehen. Ach ja, Amazon verkauft die Folgen Königlich Bayerisches Amtsgericht für wenig Geld.

Weltpremiere Geld sofort – Heinz Erhardt-Film aufgetaucht

7. Januar 2015

Mit Geld sofort kam ein bisher nicht bekannter Heinz Erhard Film ins Fernsehen. Foto: NDR

Mit Geld sofort kam ein bisher nicht bekannter Heinz Erhard Film ins Fernsehen. Foto: NDR

Es ist wirklich schön, wenn man einer Weltpremiere im Fernsehen beiwohnt, die einem etwas bedeutet. So gestern in der Nacht. Gestern Abend sah ich einen Kurzfilm, von dem keiner wusste, dass er je existiert hat. „Geld sofort“ mit dem legendären Heinz Erhardt. Knapp 37 Minuten dauert der in schwarz-weiß gedrehte 16 mm-Fernsehfilm. Er wurde wahrscheinlich Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen und verschwand dann sofort. Erhadt trug damals noch eine Brille mit runden Gläsern, wie auch diesem Film. Erst später – mit zunehmenden Erfolg in Deutschland – wechselte Erhardt das Brillengestell in ein dunkleres, wuchtigeres Modell.


Genaueres wissen wir aber nicht. Es gibt bisher keine Auszeichnungen über den Film, nicht von Heinz Erhardt-Experten, noch von dessen Familie, noch von Fans des großen Österreiches Oskar Sima, der den Gegenpart von Erhardt spielt. Der Film exisitierte einfach nicht – bis jetzt.

Der österreichische Volksschauspieler Oskar Sima spielte Direktor Ehrlich. Foto: NDR

Der österreichische Volksschauspieler Oskar Sima spielte Direktor Ehrlich. Foto: NDR

Zur Handlung: Heinz Erhardt spielt Herrn Zatke, einen Vertreter für Vogelsand, der sich für seine Hochzeit bei den Finanzierungsbüro Ehrlich und Co. 800 und später 3000 Mark leihen möchte. Dabei werden dem etwas naiven Zatke Zug um Zug die 50 DM Scheine nur so aus seiner eigenen Tasche von den windigen Finanzmanagern gezogen. Em Ende siegt aber das Gute und die Übeltäter werden von der Polizei überführt.


Der Kurzfilm ist kein Schenkelklopfer wie spätere Heinz Erhardt-Filme wie Drillinge an Bord oder Immer die Autofahrer oder die Willi Winzig-Reihe. Er ist eher ein beschauliches Kammerspiel mit mahnenden Zeigefinger. Der naive, etwas tollpatschige Zatke wird verführt – das Dritte Reich lag damals noch nicht lange zurück.
Gedreht wurde der Fernsehfilm von Johann Alexander Hübler-Kahla, der in der Münchner Georgenstraße 27 residierte. Das ist nicht der einzige Hinweis auf den möglichen Drehort München. Zudem begann die begabte Nebendarstellerin Christiane Schmidtmer Ende der fünfziger ihre Schauspielausbildung in München, was Hinweise auf München und die mögliche Enstehungszeit des Fernsehfilms liefert. In einem Zwischenschnitt gibt es Aufnahmen von leeren und belebten Stachus. Zudem fährt Heinz Erhardt alias Herr Zatke zu Beginn mit einer Straßenbahn und die Haltestelle „Südtiroler Straße“ wird angesagt. Das ist eine Haltestelle der Münchner Tram Richtung Grünwald, wo die Bavaria Filmstudios liegen. Damit sind die Filmhistoriker und Filmjournalisten aus dem Münchner Raum nun gefragt, mehr über „Geld sofort“ zu recherchieren. Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere Statist oder Beleuchter noch an den Film.

Nächste Haltestelle Südtiroler Straße - ein Hinweis auf München? Foto: NDR

Nächste Haltestelle Südtiroler Straße – ein Hinweis auf München? Foto: NDR

Der Film stammt aus einem Archiv eines unbekannten Sammlers, der nun in den 90ern ist und sein Archiv auflöst. Er überließ eine 16 mm Kopie von „Geld sofort“ dem Wiener Sammler Helmut Werner, der wohl das größte private Heinz Erhardt-Archiv betreibt. Werner wandte sich an Nicola Tyszkiewicz, eine Enkelin von Heinz Erhardt. Sie verwaltet den Nachlass des berühmten Schauspielers. Diese war restlos begeistert über diesen Film und der NDR strahlte das Werk zu später Stunde nun aus und ließ uns an einem Stück Filmgeschichte teilhaben. Dafür vielen Dank – es war großartig.
Nur eine Kritik sei erlaubt: Warum zeigt der NDR den Film so spät in der Nacht, warum nicht die ARD? Das wäre doch mal eine sinnvolle Verwendung von GEZ-Gebühren gewesen.

Der Wiener Sammler Helmut Werner besitzt das größte Erhardt-Archiv und bekam den Film. Foto: NDR

Der Wiener Sammler Helmut Werner besitzt das größte Erhardt-Archiv und bekam den Film. Foto: NDR

Warum so spät und nicht in der ARD - frage ich. Heinz Erhardt in Geld sofort. Foto: NDR

Warum so spät und nicht in der ARD – frage ich. Heinz Erhardt in Geld sofort. Foto: NDR

ARD was soll das? Edward Snowden ins Nachtprogramm abschieben

28. Januar 2014

Snowden im NDR-Interview.  Screenshot aus YouTube/NDR

Snowden im NDR-Interview.
Screenshot aus YouTube/NDR

Ich bin ja kein Freund von Medienschelte und vielleicht trotzdem muss ich gerade heute mal richtig schimpfen. Grund ist die späte Sendezeit des Snowden-Interviews am Sonntagnacht in der ARD. Leute bei der ARD, so geht es einfach nicht!

Weltexklusiv war den Trailern zur Sendung zu vernehmen. Schreierisch wurde für dieses Interview am Sonntag geworben. Und ich ziehe meinen Hut, dass es dem NDR-Journalisten Hubert Seipel, gelang, den Whistleblower Edward Snowden vor die Kamera zu holen – zum ersten Mal ein Interview und das noch weltexklsuiv. Da ist euch ein journalistischer Coup gelungen – wirklich Respekt. Gratulation an den Kollegen Hubert Seipel.

Warum liebe Programmmacher in den Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten strahlt ihr dann dieses weltexklsuive Material spät nachts aus? Habt ihr einen Vogel? Geht es euch noch gut? Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber jeder TV-Volontär weiß, um welche Sendezeit so ein heißer Braten serviert werden muss – zur Primetime. Das ist die Sendezeit, bei dem die Zuschauer wach sind und ihrer Aufgabe nachkommen – nämlich zuschauen. Braucht ihr wirklich eine Schulung über Journalismus? Der Ex-NSA-Mitarbeiter äußerte sich im Exklusiv-Gespräch über seine Enthüllungen, Wirtschaftsspionage und Todesdrohungen.

Wenn in Deutschland das Hochwasser steigt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn der Schnee fällt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ein Promi verunglückt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ihr von dem wichtigsten Whistleblower ein weltexklsuives Interview habt, dann kommt kein Brennpunkt. Dann muss ich einen Tatort über mich ergehen lassen, soll dem Günter Jauch zum Thema Snowden lauschen und soll mir dann zu nachtschlafender Zeit das weltexklsuive Material ansehen. Eine Zeit, zu der die normal arbeitende Bevölkerung müde ins Bett wankt.

Als Gebührenzahler frag ich mich da schon, welche journalistische Gewichtung ihr dem Thema Snowden beimisst? Ich habe mal gelernt: Wenn es die Leute betrifft, dann ist es ein wichtiges Thema. Datenspionage und Überwachung betrifft alle, alle Zuschauer und ihr schiebt dieses Thema auf einen Sendeplatz, auf dem sonst nur die Schachweltmeisterschaft oder Kulturzeugs laufen. Klar, ich kann mir das Interview in der Mediathek ansehen oder noch besser bei YouTube – da bleibt es wenigstens erhalten. Aber das ist noch nicht der Sinn eines weltexklusiven Materials.

Oder sollte gar Druck auf die Programmmacher ausgeübt worden sein? Oder hatten die ARD-Programmverantwortlichen die Schere im Kopf? Nicht auszudenken. Ich bin auf jeden Fall enttäuscht und empört.

 

Silke Wettach – Arbeit als EU-Korrespondentin

6. Januar 2014

Ein nettes Interview mit einer alten Kollegin: Silke Wettach von der WiWo.

Ein nettes Interview mit einer alten Kollegin: Silke Wettach von der WiWo.

Dieses Jahr finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. Das ist wichtig. Daher traf ich mich mit einer Kennerin der europäischen Szene, In einem Cafe in München plauderte ich mit Silke Wettach, EU-Korrespondentin der WirtschaftsWoche über ihre Arbeit.

Silke und ich verbindet eine gemeinsame Zeit in einer Lokalredaktion des Münchner Merkurs. Dort absolvierten wir beide unsere Ausbildung zum Redakteur. Anschließend trennten sich unsere Wege, dennoch hielten wir über die Jahre losen Kontakt. Bei ihrem Besuch in München drehte ich ein kleines Interview über ihre Arbeit.

Journalismus habe sich verändert. Für ein Magazin wie die WirtschaftsWoche ist klassischer Terminjournalismus eher Nebensache. Bis das Heft an den Kiosk kommt, sind die News längst über Agenturen gelaufen. Daher müssen die Geschichten aus Brüssel exklusiv und außergewöhnlich sein. Genau dies ist die Herausforderung: Im europäischen Dschungel die guten Geschichten zu finden, die ankommen und vermittelbar sind. Dabei muss Silke Wettach als EU-Korrespondentin ihre Kontakte pflegen. In Hintergrundgesprächen mit Kommissaren, Abgeordneten, Beamten und Lobbyisten bekommt sie den Stoff für ihre Geschichten. Daneben wird sie immer wieder als Moderatorin für Diskussionsrunden engagiert. Für mich war es einmal eine Überraschung, als ich den PresseClub in der ARD anschaltete und meine ehemalige Kollegin erblickte. Irgendwie war ich schon stolz, dass ich sie kannte und sie den anwesenden Herren mit ihrem reichhaltigen Faktenwissen deutlich Paroli bot.

Ich habe auch einen Auftritt von ihr bei der Deutschen Welle gefunden, in dem sie im fließenden Spanisch sich der Diskussion stellt. Also, ein Sprachentalent zu sein, wäre auch von Vorteil, wenn man als Korrespondent arbeitet. Silke Wettach spricht unter anderem fließend Englisch, Französisch, Spanisch, ach ja und natürlich Deutsch. Also ideal für einen EU-Korrespondenten.

Hier habe ich den offiziellen Lebenslauf von der WiWo-Seite: Silke Wettach berichtet seit 2002 als EU-Korrespondentin für die WirtschaftsWoche aus Brüssel. Aufgewachsen in Deutschland, Griechenland und Irland hat die Halbösterreicherin schon früh erfahren, dass Europa laut, bunt und widersprüchlich ist. Nach dem Volkswirtschaftsstudium am Trinity College Dublin und an der Université Catholique de Louvain (Belgien) entschied sie sich für den genauen Blick auf Politik im Kleinen und volontierte in der Redaktion Fürstenfeldbruck des Münchner Merkur. Das Nachrichtengeschäft lernte sie im Anschluss als Redakteurin bei der Nachrichtenagentur vwd. Während ihrer Zeit in der Düsseldorfer Zentralredaktion der WirtschaftsWoche wurde sie mit dem Nachwuchspreis der Ludwig-Erhard-Stiftung ausgezeichnet. 2000 verbrachte sie zwei Monate als Stipendiatin des Internationalen Journalisten Programms bei der mexikanischen Tageszeitung El Financiero.

300 Prozent Steigerung bei mobiler Videonutzung

2. Mai 2013

Ich hab mir die Papst-Wahl im Internet angeschaut.

Ich hab mir die Papst-Wahl im Internet angeschaut.

Die Kommunikation wird mobil und auf meinen Seminaren erarbeiten wir die Chancen von mobilen Endgeräten für Verbraucher und Firmen. Dabei spielt Bewegtbild eine immer größere Rolle. Nicht zuletzt die Tatsache, dass Smartphones und Tablets eine Videokamera in Board haben, ist erleichtert geworden, selbst bewegte Bilder zu erzeugen und ins Internet hochzulaufen.

Jetzt liefert mir Adobe Zahlenmaterial für den rasanten Anstieg der Nutzung von Video-Content über mobile Geräte. Interessant: Auch TV-Nutzung über mobile Geräte setzt sich zunehmend durch. Was Adobe aber nicht wusste, sind aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Die Volumentarife bei Handys und Tablets zwangen die User auf WLAN auszuweichen. Jetzt stehen aktuelle Drosselungbemühungen der Telekom dem Trend zu mobiler Videonutzung entgegen.

Adobe hat die Ergebnisse des neuesten Digital Index Report vorgestellt. Darin untersucht das Unternehmen das Nutzungsverhalten von Online-Konsumenten in Bezug auf Videos und Werbung. Gemäß dem Report werden über mobile Geräte 300 Prozent mehr Videos betrachtet. Die Nutzung digitaler TV Everywhere-Angebote hat sich im vergangenen Jahr verzwölffacht. Auf Facebook werden Video-Inhalte doppelt so oft mit „Gefällt mir“ markiert,. geteilt oder kommentiert als sonstiger Content – das kann ich aus eigenen Erfahrungen nur bestätigen. In Bezug auf Video-Werbung machen pre-roll Ads bei längeren Videos 82 Prozent aller Ad-Betrachtungen aus und werden damit deutlich häufiger aufgerufen als mid-role Ads oder post-roll Ads.

 

Im Internet konnte ich live das Ausrufen des neuen Papstes erleben. Mobiles Video macht es möglich.

Im Internet konnte ich live das Ausrufen des neuen Papstes erleben. Mobiles Video macht es möglich.

Die Kernaussagen des Adobe-Berichts lauten:

Nutzung von TV Everywhere 

2012 stellte in den USA ein Rekordjahr für die Nutzung von TV Everywhere-Angeboten dar. Die Zahl der Anmeldungen stieg um das zwölffache im Vergleich zum Vorjahr und wurde durch Events wie die olympischen Sommerspiele, die Fußball-Europameisterschaft 2012 und die NBA Playoffs weiter gefördert. In Deutschland Streaming ARD und ZDF ihre Programme live ins Internet.

Videokonsum nach Geräten

Der Anteil gestarteter Videos über mobile Geräte hat sich im vergangenen Jahr um mehr als das dreifache von 3 Prozent auf 10,4 Prozent erhöht. 89,6 Prozent der Videos werden noch immer über  Desktop-Rechner abgerufen. Innerhalb der mobilen Geräte steigen die Video-Abrufe über Tablets am stärksten. Konsumenten rufen Videos am Wochenende bevorzugt über Tablets ab. An Sonntagen finden 17 Prozent der Video-Starts über Tablets statt. Bei Betrachtung aller mobilen Geräte ist die Video-Nutzung an Montagen, Donnerstagen und Sonntagen mit je 16 Prozent am höchsten.

Social Media und Video 

Facebook-User kommentieren, liken und teilen Video-Inhalte zweimal häufiger als anderen Content. Das Ergebnis verdeutlicht, dass Video-Inhalte Marken helfen können, die Interaktion mit ihren Fans zu fördern. Auf Twitter wird dreimal häufiger auf Video-Inhalte von Medienseiten verwiesen, als auf anderen Content.

 

Videoinhalte werden durch Social Media geteilt.

Videoinhalte werden durch Social Media geteilt.

Meistgenutzte Video-Inhalte 

Inhalte von TV-bezogenen Medienseiten werden über alle Geräte hinweg deutlich häufiger bis zum Ende geschaut, als solche von nicht TV-bezogene Seiten. Der Traffic über Tablets steigt hier ebenfalls am stärksten. Mobile Video-Klicks steigen zudem speziell bei besonderen Sportevents um das Doppelte, beispielsweise bei den Olympischen Spielen 2012 oder dem US-College NCAA Tournament 2012.

 

Buchtipp: Extrablatt von Michael Graeter

3. Januar 2013

Extrablatt

Klatsch gehört zu den Medien einfach dazu. Jeder Zeitungsmacher weiß um die richtige Mischung aus Klatsch, Sex, Gesundheit und Geld. Wer das richtige Verhältnis kennt, der hatte zumindest früher eine Goldgrube. Und der Klatschreporter schlechthin war für mich immer Michael Graeter.

Sein Buch und Autobiografie Extrablatt ist für mich ein Lehrbuch für angehende Klatschkolumnisten oder Dekolleté-Detektive wie sich Graeter selbst bezeichnet. Das Lesen des unterhaltsamen Buches war für mich wie eine Reise in die Vergangenheit. Graeter berichtet von seinen Anfängen als Volontär bei der Mindelheimer Zeitung. Richtig, im Lokaljournalismus lernte man das Schreiben, das Produzieren und Recherchieren. Immer wieder erinnerte mich die Ausführungen von Graeter an meine eigene Zeit bei der Lokalzeitung. Es war eine harte Schule, aber es hat unglaublich Spaß gemacht. Und das scheint es Graeter auch gemacht zu haben. Er wechselte dann zum Boulevard und durfte nach dem Verleger Curt Frenzl nun mit Werner Friedmann und Schreiberlegende Sigi Sommer zusammenarbeiten. Es war eine schöne Zeit, das liest man aus jeder Zeile heraus.

Die Münchner Zeit war auch die Vorlage für die Helmut Dietl-Serie Kir Royal, die ich damals im TV und später auf DVD verschlungen haben. In seinem Buch Extrablatt  berichtete Graeter viele schlüpfrige Details aus der Welt der Reichen und Schönen und begeht immer wieder Streifzüge in die Politik (soweit sie das Thema Klatsch betrifft). Vielleicht liegt darin auch ein Fehler des Buches: Es sind zu viele Namen, es ist eine Marathon der damaligen Größen. Auch wenn der eine oder andere in der Versenkung verschwunden ist, der Graeter-Stil ist gut zu lesen.

Graeter berichtet stolz in seinem Buch, dass er bei seinen Verträgen darauf achtete, dass ein Graeter nicht redigiert wird. Ja, aus seiner Sicht verstehe ich das. Dennoch kann ich aus meiner Erfahrung als Textchef für zahlreiche Publikationen sagen: Besser wäre es gewesen, wenn das Buch besser lektoriert gewesen wäre. Es schleichen sich einfach Fehler ein, die nicht sein müssten. Beispiel gefällig? So behauptet Graeter, dass der legendäre Steve McQueen zu Beginn seiner Karriere mit dem Film „Gesprengte Ketten“ in der Münchner Bavaria mit dem Regisseur Stanley Kubrick gearbeitet habe. Das ist definitiv falsch. Regisseur von „Gesprengte Ketten“ war John Sturges und nicht Kubrick. Der McQueen-Film wurde 1963 in Bayern gedreht. Kubrick drehte 1957 zum letzten Mal in München seinen Wege zum Ruhm. Solche Fehler müssen nicht sein. Wenn man aber solche Sachen bemerkt, wirft das kein gutes Licht auf das Buch. Könnte es vielleicht sein, dass die eine oder andere Geschichte auch nicht stimmt?

Viel erfahren wir von seiner Cafe-Kette „Extrablatt“. In der Leopoldstraße saß ich auch als Student und war von der Atmosphäre des französischen Cafes begeistert. Endlich erfahre ich die Hintergründe, wie es zu dem Cafe kam und warum die heutige Gattin von Christian Ude, die SPD-Stadträtin Edith von Welser, nie eine Freundin von Graeter wurde. Von seinen Knast-Erfahrungen und Problemen mit der bayerischen Justiz handelt das Buch ebenso.

Aber das Wichtigste sind für einen Journalisten doch die sieben W-Fragen: Wer, was, wann, wo, wie, wie und warum gemacht und welche Quelle haben wir. Die Quelle war immer Michael Graeter selbst, der sich in der Society wunderbar bewegt, die Durchwahlnummern seiner Kontakte hat. Herrlich, wie er das Verhältnis von Caroline mit Ernst August von Hannover aufdeckt. Und auch interessant zu lesen, wie Graeter so manchen Promi auf die Füße tritt und Verhältnisse aufdeckt, sei es Edmund Stoiber, Franz Beckenbauer usw. Endlich weiß ich die Graeter-Variante, warum der Stoiber nicht nach Berlin wollte/durfte.

Graeter ist auch ein Medienmensch. Er kopierte die Idee einer täglichen TV-Seite. Aber noch besser: Seine Idee, das Format Seitenblicke vom ORF in abgewandelter Form in die ARD vor der Tagesschau zu bringen, wäre revolutionierend gewesen. Stattdessen wählte die ARD einen Quatsch wie die Börse im Ersten. Dabei habe ich die Seitenblicke oder der bayerische Ableger Leo‘s Magazin mit Leo Lukoschik geliebt. Die Saat wurde damals von Graeter gelegt, die Ernte fahren aber andere ein. Heute haben wir Boulevard-Magazine wie Brisant, Leute heute oder private Ableger Exklusiv. Ich denke, ein Graeter hätte mehr daraus gemacht.

Und heute? Graeter ist noch immer im Geschäft. Allerdings haben sich die Zeiten für Journalisten geändert. Promis twittern selbst, Whistleblower verraten Geheimnisse. Eher halbherzig betreut Michael Greater einen WordPress-Blog. Es wäre viel Potenzial mit Klatsch auch im Web 2.0. Aber Graeter tut sich wohl mit Technik schwer, wie sich am fälschlichen Ausdruck Fotoshop in seinem Buch zeigt. Ein Extrablatt  im Web wäre ein interessanter Format, vielleicht wäre Michael Graeter der richtige Mann dafür.

Marketing: Friseur im Fußballfieber

14. Juni 2012

Friseurmeisterin Sonja Fischer, einem eingefleischten Deutschland-Fan in klassischem SCHWARZ-ROT-GOLD. Fotograf: Maurice

Friseurmeisterin Sonja Fischer, einem eingefleischten Deutschland-Fan in klassischem SCHWARZ-ROT-GOLD.
Fotograf: Maurice

Friseure schaffen es immer wieder Emotionen aufzugreifen. Hier stieß ich auf eine hervorragende Aktion der Friseurmeisterin Sonja Fischer aus dem fränkischen Diepersdorf. Sie verbindet Frisur und Fußball und schafft wunderbare Emotionen.

Die Fan-Fahnen und Außenspiegelflaggen an den Autos sind schon länger wieder zu sehen – und pünktlich zu Beginn der Europameisterschaft lassen sich auch einige Fußball-Fans wieder ihre Haare in den Farben ihrer Nationalität colorieren oder Hairtattoos einarbeiten. Jetzt müssen nur noch die deutschen Spieler entsprechende Ergebnisse auf dem Fußballfeld bei der EM abliefern.

Die Friseur-Weltmeisterin Sonja Fischer aus Diepersdorf hat sich in den vergangenen Jahren in puncto Fußball-EM- und WM-Frisuren einen Namen gemacht, als sie 2006 die Idee ihres Kunden Stefan Weniger ausführte. Sie zauberte den Original-WM-Fußball Teamgeist auf Wenigers Kopf. Beim Public Viewing kam dieser Look sehr gut an und war in den Medien damals ebenfalls vertreten. 2008 folgte die Fußball-Kopfkreation Europass und 2010 rief das Fernsehen bei der Friseur-Weltmeisterin an, ob sie wieder den aktuellen Fußballkopf an Weniger kreiere. Als Sonja Fischer bejahte, wurde im Diepersdorfer Friseursalon vom BR gefilmt. In der Abendschau zauberte Fischer live an einem zweiten Kopf den damaligen Jobulani, welcher sogar vor und zwischen den WM-Spielen als Kurzfilm von der ARD gezeigt wurde. Sämtliche Radiosender berichteten und die Künstlerin und ihr Erfinder wollten es als krönenden Abschluss sehen.

Nachdem nun jedoch so viele Fußballbegeisterte wieder bei den beiden nachfragen, wollen es sich Fischer und Weniger noch überlegen, ob sie es – ein letztes Mal und diesmal wirklich nur der Gaudi halber – machen wollen. Sonja Fischer: „Schau ma mal, wie Deutschland so spielt. Wenn sie weit kommen, fangen wir ja doch wieder zu Schneiden und Blondieren an“, so die Diepersdorferin.

Auf jeden Fall ein wunderbares Beispiel für Marketing im Friseurhandwerk.

TV-Kritik: Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft

14. Februar 2012

Es hätte so ein guter Beitrag werden können, aber die ARD hat die Chance vertan, etwas Sinnvolles zum Thema Medienkompetenz zu bringen, als der NDR die Dokumentation „Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft“ ausstrahlte. Die wahnsinnige Erkenntnis: Facebook verdient Geld mit unseren Daten. Überraschung, das ist aber neu und das wusste noch keiner. Mich beschleicht das Gefühl: Die NDR-Kolleginnen Svea Eckert und Anika Giese finden Geld verdienen durch Werbung eine ganz üble Sache – logisch, wenn ich von GEZ-Gebühren lebe.

Die Beispiele des Beitrages waren so wie man es von klassischen Massenmedien gewohnt ist, jedes Klischee wurde bedient. Doch was sollte der Beitrag? Es war kein Wirtschaftsjournalismus, denn es waren zu wenig Finanzfakten genannt. Es war kein Enthüllungsjournalismus, denn dass Facebook an unseren Daten interessiert ist, ist auch nicht gerade neu. Vielleicht war es einfach der Versuch von alten Massenmedien die neuen Massenmedien in eine böse Ecke zu stellen. Was waren es noch für Zeiten, als nur (öffentlich-rechtliche) Journalisten Massenmedien bedienen durften.

Es hätte ein Beitrag über Medienkompetenz werden können, aber dafür waren die Herrschaften beim NDR wohl nicht in der Lage. Qualitätsjournalismus sieht anders aus. Der Beitrag bedient die Vorurteile, die Lieschen Müller hat, die schon immer wusste, dass Facebook was Böses ist. Es fehlten nur noch die Facebook-Parties, um das Maß voll zu machen.

In einem Interview geben sich die Autorinnen geheimnisvoll: „Doch je weiter wir vorgedrungen sind, desto mehr haben wir auch von der dunklen Seite des Geschäftsmodells gesehen.“

Ich verfolgte während der Ausstrahlung Twitter und Facebook und stelle fest: Die Nutzer der Netzwerke hatten nicht viel Verständnis für die Art des Beitrags. Die große Story war es nicht, neue Infos kamen auch nicht zu Tage. Auch aus dem Exklusiv-Interview mit Mark Zuckerberg kam mir zu wenig rüber. Die Erkenntnis, dass Facebook kostenlos ist, aber dennoch etwas kostet ist nicht gerade neu. Das Ganze war für mich ein hilfsloser Versuch die neuen Medien zu erklären, aber aus der Sicht der alten Medien. Zumindest Datenschützer Thilo Weichert hatte wieder einen guten Auftritt.

Netter Nebeneffekt: Schön, war es zu sehen, das die Freunde der Polizei Hannover anstiegen, als bekannt wurde, dass die Polizei über Facebook Bösewichter sucht.

 Hier ist die Doku in YouTube zu sehen:

Was solls: ARD setzt Marienhof ab

18. Dezember 2010

Die ARD setzt nach 18 Jahren zum Mai 2011 die Soap „Marienhof“ ab und mir ist es egal. Stolz kann ich behaupten, nicht eine Folge der dann 4053 umfassenden Episoden seit 1992 komplett gesehen zu haben. Klar reingezappt hab ich, aber nicht lange hängen geblieben. Hab ich was verpasst? Ich denke nicht.
Der Grund für das Einstellen ist die schlechte Quote. 2010 erreichte der „Marienhof“ bis zum 14. Dezember durchschnittlich 1,63 Millionen Zuschauer, das entspricht einem Marktanteil von 8,6 Prozent. Das ist der ARD zu wenig, obwohl Marienhof scheinbar früher ein wahrer Gassenhauer war.
Aber wer glaubt, dass die ARD von meinen Gebühren jetzt auf Qualität setzt, wird bitter enttäuscht. Verbotene Liebe soll künftig statt 25 Minuten und Minuten dauern – darauf hat die Welt gewartet. Außerdem sollen so Vorabendkrimis wie Großstadtrevier intensiviert werden – ach ja und auf die Wissensvermittlung soll auch stärker gesetzt werden. Warten wir den Mai 2011 mal ab. Vielleicht schau ich mir zum Schluss das erste Mal eine Folge Marienhof an und leide mit den WG-Bewohnern im einem fiktiven Kölner Stadtteil mit.
Dann hat die Bavaria auch wieder Luft für neue Produktionen, denn Marienhof wird in München gemacht. Bedenklich ist aber der Medienstandort München verliert nicht weitere Arbeitsplätze. Rund 100 Mitarbeiter müssen gehen und sich einen neuen Job suchen.
Im Internet formiert sich Protest gegen das Absetzen der Serie. Fans wollen aktiv werden und ihre Serie retten. Obwohl ich an die Macht von Social Media glaube, glaub ich nicht daran, das der Marienhof weiter geht.