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Weltpremiere Geld sofort – Heinz Erhardt-Film aufgetaucht

7. Januar 2015
Mit Geld sofort kam ein bisher nicht bekannter Heinz Erhard Film ins Fernsehen. Foto: NDR

Mit Geld sofort kam ein bisher nicht bekannter Heinz Erhard Film ins Fernsehen. Foto: NDR

Es ist wirklich schön, wenn man einer Weltpremiere im Fernsehen beiwohnt, die einem etwas bedeutet. So gestern in der Nacht. Gestern Abend sah ich einen Kurzfilm, von dem keiner wusste, dass er je existiert hat. „Geld sofort“ mit dem legendären Heinz Erhardt. Knapp 37 Minuten dauert der in schwarz-weiß gedrehte 16 mm-Fernsehfilm. Er wurde wahrscheinlich Ende der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen und verschwand dann sofort. Erhadt trug damals noch eine Brille mit runden Gläsern, wie auch diesem Film. Erst später – mit zunehmenden Erfolg in Deutschland – wechselte Erhardt das Brillengestell in ein dunkleres, wuchtigeres Modell.


Genaueres wissen wir aber nicht. Es gibt bisher keine Auszeichnungen über den Film, nicht von Heinz Erhardt-Experten, noch von dessen Familie, noch von Fans des großen Österreiches Oskar Sima, der den Gegenpart von Erhardt spielt. Der Film exisitierte einfach nicht – bis jetzt.

Der österreichische Volksschauspieler Oskar Sima spielte Direktor Ehrlich. Foto: NDR

Der österreichische Volksschauspieler Oskar Sima spielte Direktor Ehrlich. Foto: NDR

Zur Handlung: Heinz Erhardt spielt Herrn Zatke, einen Vertreter für Vogelsand, der sich für seine Hochzeit bei den Finanzierungsbüro Ehrlich und Co. 800 und später 3000 Mark leihen möchte. Dabei werden dem etwas naiven Zatke Zug um Zug die 50 DM Scheine nur so aus seiner eigenen Tasche von den windigen Finanzmanagern gezogen. Em Ende siegt aber das Gute und die Übeltäter werden von der Polizei überführt.


Der Kurzfilm ist kein Schenkelklopfer wie spätere Heinz Erhardt-Filme wie Drillinge an Bord oder Immer die Autofahrer oder die Willi Winzig-Reihe. Er ist eher ein beschauliches Kammerspiel mit mahnenden Zeigefinger. Der naive, etwas tollpatschige Zatke wird verführt – das Dritte Reich lag damals noch nicht lange zurück.
Gedreht wurde der Fernsehfilm von Johann Alexander Hübler-Kahla, der in der Münchner Georgenstraße 27 residierte. Das ist nicht der einzige Hinweis auf den möglichen Drehort München. Zudem begann die begabte Nebendarstellerin Christiane Schmidtmer Ende der fünfziger ihre Schauspielausbildung in München, was Hinweise auf München und die mögliche Enstehungszeit des Fernsehfilms liefert. In einem Zwischenschnitt gibt es Aufnahmen von leeren und belebten Stachus. Zudem fährt Heinz Erhardt alias Herr Zatke zu Beginn mit einer Straßenbahn und die Haltestelle „Südtiroler Straße“ wird angesagt. Das ist eine Haltestelle der Münchner Tram Richtung Grünwald, wo die Bavaria Filmstudios liegen. Damit sind die Filmhistoriker und Filmjournalisten aus dem Münchner Raum nun gefragt, mehr über „Geld sofort“ zu recherchieren. Vielleicht erinnert sich ja der ein oder andere Statist oder Beleuchter noch an den Film.

Nächste Haltestelle Südtiroler Straße - ein Hinweis auf München? Foto: NDR

Nächste Haltestelle Südtiroler Straße – ein Hinweis auf München? Foto: NDR

Der Film stammt aus einem Archiv eines unbekannten Sammlers, der nun in den 90ern ist und sein Archiv auflöst. Er überließ eine 16 mm Kopie von „Geld sofort“ dem Wiener Sammler Helmut Werner, der wohl das größte private Heinz Erhardt-Archiv betreibt. Werner wandte sich an Nicola Tyszkiewicz, eine Enkelin von Heinz Erhardt. Sie verwaltet den Nachlass des berühmten Schauspielers. Diese war restlos begeistert über diesen Film und der NDR strahlte das Werk zu später Stunde nun aus und ließ uns an einem Stück Filmgeschichte teilhaben. Dafür vielen Dank – es war großartig.
Nur eine Kritik sei erlaubt: Warum zeigt der NDR den Film so spät in der Nacht, warum nicht die ARD? Das wäre doch mal eine sinnvolle Verwendung von GEZ-Gebühren gewesen.

Der Wiener Sammler Helmut Werner besitzt das größte Erhardt-Archiv und bekam den Film. Foto: NDR

Der Wiener Sammler Helmut Werner besitzt das größte Erhardt-Archiv und bekam den Film. Foto: NDR

Warum so spät und nicht in der ARD - frage ich. Heinz Erhardt in Geld sofort. Foto: NDR

Warum so spät und nicht in der ARD – frage ich. Heinz Erhardt in Geld sofort. Foto: NDR

TV-Kritik: Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft

14. Februar 2012

Es hätte so ein guter Beitrag werden können, aber die ARD hat die Chance vertan, etwas Sinnvolles zum Thema Medienkompetenz zu bringen, als der NDR die Dokumentation „Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft“ ausstrahlte. Die wahnsinnige Erkenntnis: Facebook verdient Geld mit unseren Daten. Überraschung, das ist aber neu und das wusste noch keiner. Mich beschleicht das Gefühl: Die NDR-Kolleginnen Svea Eckert und Anika Giese finden Geld verdienen durch Werbung eine ganz üble Sache – logisch, wenn ich von GEZ-Gebühren lebe.

Die Beispiele des Beitrages waren so wie man es von klassischen Massenmedien gewohnt ist, jedes Klischee wurde bedient. Doch was sollte der Beitrag? Es war kein Wirtschaftsjournalismus, denn es waren zu wenig Finanzfakten genannt. Es war kein Enthüllungsjournalismus, denn dass Facebook an unseren Daten interessiert ist, ist auch nicht gerade neu. Vielleicht war es einfach der Versuch von alten Massenmedien die neuen Massenmedien in eine böse Ecke zu stellen. Was waren es noch für Zeiten, als nur (öffentlich-rechtliche) Journalisten Massenmedien bedienen durften.

Es hätte ein Beitrag über Medienkompetenz werden können, aber dafür waren die Herrschaften beim NDR wohl nicht in der Lage. Qualitätsjournalismus sieht anders aus. Der Beitrag bedient die Vorurteile, die Lieschen Müller hat, die schon immer wusste, dass Facebook was Böses ist. Es fehlten nur noch die Facebook-Parties, um das Maß voll zu machen.

In einem Interview geben sich die Autorinnen geheimnisvoll: „Doch je weiter wir vorgedrungen sind, desto mehr haben wir auch von der dunklen Seite des Geschäftsmodells gesehen.“

Ich verfolgte während der Ausstrahlung Twitter und Facebook und stelle fest: Die Nutzer der Netzwerke hatten nicht viel Verständnis für die Art des Beitrags. Die große Story war es nicht, neue Infos kamen auch nicht zu Tage. Auch aus dem Exklusiv-Interview mit Mark Zuckerberg kam mir zu wenig rüber. Die Erkenntnis, dass Facebook kostenlos ist, aber dennoch etwas kostet ist nicht gerade neu. Das Ganze war für mich ein hilfsloser Versuch die neuen Medien zu erklären, aber aus der Sicht der alten Medien. Zumindest Datenschützer Thilo Weichert hatte wieder einen guten Auftritt.

Netter Nebeneffekt: Schön, war es zu sehen, das die Freunde der Polizei Hannover anstiegen, als bekannt wurde, dass die Polizei über Facebook Bösewichter sucht.

 Hier ist die Doku in YouTube zu sehen:

Computer werden 2010 teuerer

25. Januar 2010
Wir können alle darauf warten, dass unsere Computer in Deutschland etwas teuerer werden. Nachdem die Herrschaften in Berlin an der Rundfunkabgabe für die Familie Gezini (GEZ) schrauben und sie auch mein iPhone in ihren Abrechnungswahn einbeziehen wollten, drohen Kosten an anderer Stelle: Die Urheberrechtsabgabe.
Die Computer-Hersteller in Deutschland haben sich mit den Verwertungsgesellschaften auf eine pauschale Gebühr von 13,65 Euro pro Gerät mit DVD-Brenner (12,50 ohne) geeinigt, die auf den Kaufpreis aufgeschlagen wird und die Rechte von Urhebern abgelten soll. Jetzt schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen ärgere ich mich, weil wieder etwas teuerer wird. Zum anderen profitiere ich als Print-Journalist, den ich habe einen Wahrnehmungsvertrag mit der Verwertungsgesellschaft VG Wort abgeschlossen. Diese bringt mir Jahr für Jahr eine nette Summe, nicht fiel. Da fällt mir siedend ein, ich sollte meine Veröffentlichungen für 2009 melden, um bei der Ausschüttung mit dabei zu sein. Wie verhält sich die Ausschüttung eigentlich bei Online-Medien?

Mit Zombie gegen Tagesschau-App

7. Januar 2010

Bild zeigt Zombie als Film im Web

Mann, war das Gemaule groß als die Tagesschau-Redaktion ankündigte, eine kostenlose App fürs iPhone zu machen. Der Untergang des gebührenfinanzierten Abendlandes drohte. Die Kollegen von der BILD machten ihren Job gut und regten sich richtig auf. So mancher Politiker, ohne technischen Hintergrund aber mit großer Klappe,  stimmten in den Untergangschor mit ein. Verbände und Lobbyisten wurden ins Feld geführt – genau so muss Lobbyarbeit gemacht werden.  Die App sei eine „existenzielle Bedrohung für die privatwirtschaftliche Presse“, weinte Wolfgang Fürstner, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger.
Da ich ja schon die GEZ-Gebühr in diesem Land zahlen muss, will ich auch etwas davon haben und die Tagesschau hat sich in der Vergangenheit als seriöse Nachrichtenquelle erwiesen. Warum sollte sie es nicht auf dem iPhone sein? Schließlich verfolge ich die Podcasts genauso wie live Fernsehen über mein Elgato-System. Der Vorwurf, dass Gebühren verschwendet würden, entkräftigte Kai Gniffke, Chefredakteur der Tagesschau, in seinem Blog. „Es ist ein einmaliger Programmieraufwand erforderlich.“ Ansonsten gelte: „kein zusätzlicher Aufwand, keine zusätzlichen Gebühren.“ Der Content sei vorhanden, nur der Distributionsweg sei ein neuer. Da hat einer seinen Nicholas Negroponte genau gelesen – gut so.
Wenn die TV-Sender nicht aufwachen, haben sie die digitale Zukunft verschlafen. Teile der Verlagswelt haben dies bereits und wollten das Rad der Zeit zurückdrehen. Habt ihr von der Musikindustrie nichts gelernt?
Großer Schreihals gegen die App war die BILD. Und was machen die Schlitzohren aus dem Hause Springer? Seit 4. Januar gibt es kostenlose Spielfilme auf der BILD-Website zum Schauen. Nein, nein, keine Konkurrenz zum Fernsehen, nein, nein. Springer startet ein eigenes Video-on-Demand-Angebot. Hier können Nutzer kostenlos und ohne Anmeldung Spielfilme online anschauen. Das Angebot soll sich durch Unterbrecher-Werbung in den Filmen finanzieren, nervt zwar, aber ein Versuch ist es wert. Jeden Tag ab 18 Uhr stellt die Redaktionen einen neuen Film ein. Aktuelle Kinostreifen gibt es natürlich nicht, aber man hat auch nichts gegen den Zombie-Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten.“ Ach so, Jugendschutz?