Posts Tagged ‘Überwachung’

Ein offener Brief an Tim Cook zu neuralMatch

8. August 2021

Seitdem ich mich mit Computer beschäftigte, bin ich ein Apple Fanboy. Ich gehörte zur Installed Base der alten Zeit, fühlte mich bei den Crazy Ones angesprochen und bin mit Apple großgeworden. Ich verteidigte Apple gegen kommerzielle Dosen-Front und datenraubende Android. Aber ich verstehe den aktuellen Vorstoß von Apple in Richtung Foto-Analyse nicht. Ich fordere: Tim Cook, erkläre es uns!
Als Papa von zwei Kindern unterstützte ich den Kampf gegen Kinderpornografie. Kindsmissbrauch ist ein absolut ekelhaftes Verbrechen und gehört drakonisch bestraft. Es heißt von Apple, die geplante Maßnahme der Foto-Analyse sei unzureichend kommuniziert und zu wenig erklärt. Dann bitte lieber Tim Cook: Erklär es uns, aber dalli dalli.

Ein Teil meiner iPhone-Sammlung.

Was wissen wir: iPhones und iPads sollen künftig kinderpornografische Bilder auf dem Gerät erkennen und den Behörden melden. Die Software kommt zum Einsatz, wenn User ihre Fotos in die iCloud zum Backup hochladen. Die neue Funktion heißt „neuralMatch“ und soll ab Herbst zunächst in den USA auf allen iPhones aktiviert werden. Laut Apple kann sie eindeutig kinderpornografische Bilder erkennen. Findet die Apple Software „neuralMatch“ Fotos, die auf Kinderpornografie hindeuten, sollen sie von einem Apple-Mitarbeiter überprüft werden. Ist das Ergebnis eindeutig, meldet Apple den Vorfall den Behörden. Das System vergleicht Bilder mit einer speziellen Datenbank.
Laut Apple schlägt der Software-Algorithmus nicht Alarm, wenn Kinder in der Badewanne sitzen oder am Strand herumspringen.


Nun zur Kritik: Datenschützer in aller Welt und vor allem in den USA sind entsetzt. Und auch ich fühle mich unwohl. Software neigt zu Fehlern und kann missbraucht werden: Wird Überwachung damit Tür und Tor geöffnet? Snowden spricht von „Massenüberwachung in der ganzen Welt“.
In meinen Seminaren habe ich immer vom Schutz der Privatsphäre durch Apple erzählt. Und das tue ich auch weiter. 2015 gab es den Fall, dass das FBI Apple gebeten hat, das iPhone eines Terroristen aus San Bernardino zu knacken, was Tim Cook abgelehnt hat. In jeder Keynote wird das Thema Privatsphäre von Apple hochgehalten und betont. Und das halte ich auch für absolut richtig.
Das Vorhaben um die Software neuralMatch verunsichert mich dagegen. Ist meine Privatsphäre in Gefahr? Wie geht es weiter, wenn der Geist erst einmal aus der Flasche ist? Werden Diktatoren in ferner Zukunft durch die Technik Zugriff auf meine Fotos erhalten?

Der amerikanische Moralansatz in Bezug auf nackter Haut ist ein anderer als der europäische – und hier meine ich ausdrücklich nicht Kinderpornografie. Kinderpornografie Ist ein Verbrechen, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber will ich, dass der Apple Algorithmus hier Zugriff auf Fotos in meiner Fotobibliothek hat? Wo ist die Grenze? Ein Algorithmus wird von einem Programmierer geschaffen und diese Programmierer haben ein gewissen Moral- und Kulturverständnis. Und der Algorithmus kann auch total daneben liegen.
Das bekannte Beispiel der Google Bildersuche 2015 nach Gorilla waren so ein Fall, wie sich der Algorithmus irren kann und auf einmal Menschen mit dunkler Hautfarbe bei dem Stichwort Gorilla anzeigte. Nun Apple hat hier den Menschen als Grenze eingezogen und überlässt es nicht dem Algorithmus von neuralMatch allein. Aber reicht das aus?

Es existiert ein internes Mitarbeiter-Memo. Hier betont ein Apple-Softwareverantwortlicher, dass man die neuen Funktionen besser erklären müsse, um den Missverständnissen zu begegnen. Dann mal los Tim Cook: Erklär es uns? Ausführlich, in aller Ruhe, ohne Marketingsprech und hurtig, ganz schnell.
Und mein persönlicher Tipp: Legt neuralMatch zu den Akten.

Lust der Täuschung in der Kunsthalle München

25. Dezember 2018

Wem die Zeit zwischen Weihnachten und Jahreswechsel zu langweilig wird und etwas Zerstreuung sucht, dem sei die unterhaltsame Ausstellung Lust der Täuschung in der Kunsthalle München empfohlen. Es ist ein Streifzug von der antiken Kunst bis zur VR, ideal für ein breites Publikum. Bis zum 13. Januar 2019 hat die Ausstellung Lust der Täuschung geöffnet. 

Beim ersten Durchgang war ich zugegeben etwas enttäuscht. Ich hatte mir etwas anderes erwartet, mehr Ausstellungsstücke im Stile von Maurits Cornelis Escher und seinen unmöglichen Figuren. 

Die Ausstellung fasst über vier Jahrtausende Augentäuschung zu einem Kunsterlebnis zusammen. Dabei gilt es, sowohl unbekanntere Künstler zu entdecken als auch Werke großer Meister der Kunst- und Designgeschichte zu bestaunen, darunter Cornelis Gijsbrechts, Viktor&Rolf, Laurie Anderson, Jean Paul Gaultier, Thomas Demand und viele weitere. Für mich waren Gerhard Richter und Andy Warhol sicherlich die absoluten Highlights. 

Zu Laurie Anderson konnte ich nur reinschauen, aber die Schlange der Besucher war zu lange und so hatte ich für diese großartige Künstlerin keine Zeit – und das tut mir sehr leid. Ein Foto des Raumes – mehr war nicht drin.

only you can make me feel this way von Philipp Messner

Als Medienfuzzi fand ich zwei, drei Werke sehr interessant, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Gleich zu Beginn der Ausstellung Lust der Täuschung traf ich auf die Masken des in München arbeitenden Künstlers Philipp Messner. Der Titel: only you can make me feel this way Er fragt in unseren digitalen Zeiten nach Identität und Privatsphäre. Gesichtserkennung und digitaler Daumenabdruck sind allgegenwärtig und Messner antwortet mit seinen Masken für jedermann, denn die Überwachungskameras lassen sich täuschen. Es gibt ein ausdrucksstarkes Foto von Philipp Messner unter einer Überwachungskamera am Münchner Hauptbahnhof, der durch den Grundig-Schriftzug erkennbar ist. 

Newspaper von Robert Gober

Nachdem ich als Referent im Moment sehr viel über Fake News spreche, hat mich das Werk Newspaper von Robert Gober von 1992 angesprochen. In einer Ecke der Kunsthalle liegt ein Stapel von gebündelten Tageszeitungen. Ich verstand die Absicht von Gober nicht, beugte mich über den Zeitungsstapel und bekam eine Ermahnung von einem Guide der Kunsthalle. Erst beim Lesen der Artikel erkannte ich die Fake News. Gober manipulierte die Artikel und Fotos. Es handelt sich um die Diskriminierung von Homosexuellen durch den Vatikan. Dieses Ausstellungsstück war für mich aktueller denn je: Fake News in den Medien – der Spiegel lässt zum Jahresende 2018 grüßen.

Virtuelle Welten

Im Vorfeld des Besuchs haben mir viele Besucherinnen und Besucher den Tipp gegebenen: „Du musst dir die VR-Installation ansehen, die haut dich um.“

Nun, das tat sie nicht. Es ist eine Standard-VR-Umgebung. Das Laufen auf einem Brett in großer Höhe. In den Staaten habe ich eine ähnliche Simulation mal ausprobiert, die aber noch mit Ventilatoren arbeitete, um einen 4D-Effekt heraufzubeschwören. 

Was mich mehr in München beeindruckte, war die Reaktion der Besucherinnen und Besucher, die das erste Mal mit virtueller Realität in Beruhigung kamen. Die Probanden schreckten auf, bekamen Angst, manche riefen auf, als die wohl das erste Mal in ihrem Leben eine VR-Brille übergezogen bekamen. Als Gamer, der seit längerer Zeit VR-Spiele mit der Sony VR spielt, ließ mich die Installation in der Kunsthalle völlig kalt. Und mit mir absolvierten viele jungen Menschen, die mit Videogames aufwachsen, das Abschreiten über das Brett mit Leichtigkeit.

Aber der Kunsthalle gehört hier meine größte Hochachtung. Sie bringen das Thema VR einer breiten Schicht von Bevölkerung näher. Menschen, die absolut keine Gamer sind oder in VR-Umfeld arbeiten. Hier leistet die Kunsthalle einen großen Dienst für die Medienkompetenz, in dem sie einen kunstinteressiertem Otto Normalverbraucher die virtuelle Realität näher bringen, eine Welt, die für eine ganze Generation bereits völlig normal ist. Das ist für mich vielleicht die größte Erkenntnis des Ausstellungsbesuchs Lust der Täuschung in der Kunsthalle München.

Aktionskunst in der Kunsthalle

Am Ende der Ausstellung stieß ich auf einen wunderbaren Scherz, eigentlich war es ein doppelter Scherz. In einer Ecke war ein junges Mädchen mit Cape gelehnt. Sie blicke Richtung Wand und hatte sich ein Shirt über den Kopf gezogen. Eine Puppe? Schließlich waren wir in dem Raum der Modepuppen mit Kostümen von Gautier. 

Auf einer Bank in der Nähe saß eine zusammengesunkene junge Frau in einem Hoodie mit der Aufschrift Abitur 2017. Sie bewegte sich auch nicht. Vielleicht auch eine Puppe? Besucherinnen und Besucher blätterten im Katalog und fotografierten die beiden Damen. Ist das eine Installation? Ist das Kunst? Ich setzte mich neben die Frau, machte ein Selfie. Irgendwann fragte eine Aufpasserin die Puppe bzw. Frau auf der Bank, ob es ihr nicht gut gehe. Und da löste sich die Aktionskunst auf. Das junge Mädchen lachte und erhob sich. Freunde von ihr hatten die ganze Aktion gefilmt. Besucherinnen und Besucher, auch ich, klopften der jungen Dame auf die Schulter und beglückwünschten sie zur gelungenen Kunstaktion. Die Truppe zog weiter, nur die Dame, die sich mit dem Kopf gegen die Wand lehnte, blieb bewegungslos zurück. Vielleicht doch eine Puppe? 

Die Lust der Täuschung endete mit dieser humorvollen Lust auf Täuschung. 

Apple Watch als Spionage-Tool meiner biometrischen Daten?

30. April 2015

In wenigen Tagen werde ich, wenn Apple will, meine Apple Watch am Arm tragen. Ich freue mich schon auf meine Apple Watch. Apple steigt damit in ein komplett neues Geschäftsfeld ein und ich als User muss mir mehrGedanken über meine biometrischen Daten machen. Meinen Fingerabdruck hat Apple bereits durch TouchID auf dem iPhone. Jetzt kommen meine Gesundheitsdaten dazu.

Die Apple Watch - ich bin so so gespannt.

Die Apple Watch – ich bin so so gespannt.

In meinem Seminaren über Medienkompetenz erkläre ich immer: Die größte Lüge im Internet ist der Satz: „Ja, ich habe die AGB gelesen.“ Kaum jemand schaut sich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen näher an – ich auch nur manchmal. Aber gerade im Hinblick auf meine biometrischen Gesundheitsdaten sollten wir User es besser tun. Ich erinnere mich noch an eine Android-Taschenlampen-App, die 2013 das komplette Adressbuch und die Standortdaten ausgelesen und nach Hause geschickt hat. Dieses System ist bei Fitness-Armbändern – und dazu gehört die Apple Watch – auch kritisch.
Die Verbraucherschützer mahnten zur Vorsicht bei der Apple Watch. Die Uhr kann die Herzfrequenz messen und Schritte zählen. Die eingebauten Sensoren können Körperfunktionen ausforschen. „Verbraucher haben keine Wahl, auf die Sensoren zu verzichten. Sie sind in jeder Version der Uhr enthalten“, kritisiert Christian Gollner, Datenschutzexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. In Verbindung mit dem iPhone erlaubt die Apple Watch technisch eine umfassende Kontrolle der körperlichen Aktivitäten. Spezielle Apps können mit den gesammelten Daten zum Beispiel nicht nur vage den Kalorienverbrauch errechnen, sondern auch eine gesunde oder ungesunde Lebensweise versuchen zu ermitteln. Das Gleiche gilt für die Fitness-Armbänder anderer Hersteller.
Das ist richtig und ich möchte dieses System für meine persönliche Fitness einsetzen. Solche gesundheitsbezogenen Überwachungsfunktionen können nützlich sein, um einen genauen Einblick in die eigene Kondition zu erhalten. Also werde ich die Apple Watch mit der Health-App koppeln. Aber, wie immer, hat die Medaille zwei Seiten. Was passiert denn, wenn Versicherungen an diese biometrischen Daten herankommen und unterschiedliche Versicherungstarife vorschlagen. Das wäre das Ende der Solidargemeinschaften im Versicherungswesen. „Werden die höchst sensiblen Daten personenbezogen weitergegeben und ausgewertet, können sie Schaden anrichten“, erklärt Gollner. „Unternehmen könnten ihre Werbung, Angebote und Preise anhand des Gesundheitsprofils zum Nachteil der Verbraucher anpassen oder ihnen wegen des Gesundheitszustands bestimmte Leistungen verweigern.“
Die Verbraucherschützer raten: Der beste Datenschutz besteht, wenn Daten gar nicht erst erhoben werden können. Das wäre für mich gegen den technischen Fortschritt. Ich muss die Health-App ja nicht nutzen. Und denn leisten die Verbraucherschützer hier eine wertvolle Arbeit.


Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz setzt sich bei der Reform des EU-Datenschutzrechts für eine Umsetzung der Prinzipien „Privacy by Design“ und „Privacy by Default“ ein. Danach müssen Geräte und Dienste von Grund auf so gestaltet oder zumindest voreingestellt sein, dass sie nur die Daten erheben, die für die Nutzung tatsächlich erforderlich sind. Das war bei der Taschenlampen-App nicht der Fall.
Für meinen Teil werde ich die Uhr einsetzen, aber die Branche genau verfolgen, welche App, was tun. Durch die Diktatur von Apple in eigenen App-Store habe ich zumindest den Glauben daran, dass nicht jede App den Weg in den Store findet. Das sieht in der Android-Welt anders aus.

ARD was soll das? Edward Snowden ins Nachtprogramm abschieben

28. Januar 2014

Snowden im NDR-Interview.  Screenshot aus YouTube/NDR

Snowden im NDR-Interview.
Screenshot aus YouTube/NDR

Ich bin ja kein Freund von Medienschelte und vielleicht trotzdem muss ich gerade heute mal richtig schimpfen. Grund ist die späte Sendezeit des Snowden-Interviews am Sonntagnacht in der ARD. Leute bei der ARD, so geht es einfach nicht!

Weltexklusiv war den Trailern zur Sendung zu vernehmen. Schreierisch wurde für dieses Interview am Sonntag geworben. Und ich ziehe meinen Hut, dass es dem NDR-Journalisten Hubert Seipel, gelang, den Whistleblower Edward Snowden vor die Kamera zu holen – zum ersten Mal ein Interview und das noch weltexklsuiv. Da ist euch ein journalistischer Coup gelungen – wirklich Respekt. Gratulation an den Kollegen Hubert Seipel.

Warum liebe Programmmacher in den Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten strahlt ihr dann dieses weltexklsuive Material spät nachts aus? Habt ihr einen Vogel? Geht es euch noch gut? Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber jeder TV-Volontär weiß, um welche Sendezeit so ein heißer Braten serviert werden muss – zur Primetime. Das ist die Sendezeit, bei dem die Zuschauer wach sind und ihrer Aufgabe nachkommen – nämlich zuschauen. Braucht ihr wirklich eine Schulung über Journalismus? Der Ex-NSA-Mitarbeiter äußerte sich im Exklusiv-Gespräch über seine Enthüllungen, Wirtschaftsspionage und Todesdrohungen.

Wenn in Deutschland das Hochwasser steigt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn der Schnee fällt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ein Promi verunglückt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ihr von dem wichtigsten Whistleblower ein weltexklsuives Interview habt, dann kommt kein Brennpunkt. Dann muss ich einen Tatort über mich ergehen lassen, soll dem Günter Jauch zum Thema Snowden lauschen und soll mir dann zu nachtschlafender Zeit das weltexklsuive Material ansehen. Eine Zeit, zu der die normal arbeitende Bevölkerung müde ins Bett wankt.

Als Gebührenzahler frag ich mich da schon, welche journalistische Gewichtung ihr dem Thema Snowden beimisst? Ich habe mal gelernt: Wenn es die Leute betrifft, dann ist es ein wichtiges Thema. Datenspionage und Überwachung betrifft alle, alle Zuschauer und ihr schiebt dieses Thema auf einen Sendeplatz, auf dem sonst nur die Schachweltmeisterschaft oder Kulturzeugs laufen. Klar, ich kann mir das Interview in der Mediathek ansehen oder noch besser bei YouTube – da bleibt es wenigstens erhalten. Aber das ist noch nicht der Sinn eines weltexklusiven Materials.

Oder sollte gar Druck auf die Programmmacher ausgeübt worden sein? Oder hatten die ARD-Programmverantwortlichen die Schere im Kopf? Nicht auszudenken. Ich bin auf jeden Fall enttäuscht und empört.

 

Überwachungskameras in New York

30. April 2013

Alte Kodak Instamatic Kamera in einem Modegeschäft - nicht zur Überwachung.

Alte Kodak Instamatic Kamera in einem Modegeschäft – nicht zur Überwachung.

Nachdem ich die Diskussionen um Videoüberwachung in unserem Land verfolge, erinnerte ich mich an meinem jüngsten USA Aufenthalt. Dort machte ich auch in New York City Station. Wer aufmerksam durch die Straße von Manhattan geht, sieht sie an jeder Ecke, an vielen Hauseingängen, Straßenlaternen oder offen auf Kreuzungen: Überwachungskameras.

Big Brother oder Helfer gegen Verbrechensbekämpfung?

Big Brother oder Helfer gegen Verbrechensbekämpfung?

Amerikanische Bekannte sagten mir den alles entwaffenden Satz: Wenn du nichts zu verbergen hast, dann ist es ja kein Problem für dich. Die Videoaufnahmen in Boston geben dieser Argumentation recht. Wir Deutschen tickern aber in dieser Beziehung anders. Nach zwei Diktaturen in unserem Land, wollen viele von staatlicher Überwachung nichts wissen. Wobei ich unsere freiheitliche Demokratie nicht mit den braunen oder roten Diktatur vergleichen will. Hier ein paar Eindrücke von den USA. Die Rückschlüsse muss bitte jeder persönlich für sich selbst ziehen.

Polizeitrucks mit Technik vollgestopft.

Polizeitrucks mit Technik vollgestopft.

Unübersehbar: Überwachungsturm der New Yorker Polizei vor dem neuen World Trade Center.

Unübersehbar: Überwachungsturm der New Yorker Polizei vor dem neuen World Trade Center.

 

Wikipedia.de wieder auf freiem Fuß

19. November 2008

wikipedia_klein

Es freu mich, das Wikipedia.de wieder auf freiem Fuß ist. Die Aktion von ehemaligen Stasi-Mitarbeiters und jetzigen Linken-Abgeordneten Lutz Heilmann hat Wikipedia enorme Sympathiewerte eingebracht. Mit etwas Abstand betrachtet, stellt man fest: Heilmanns Aktion ging komplett nach hinten los und was besonders interessant ist: Ein ehemaliger Stasi-Mann bedient sich rechtstaatlicher Methode.

Aufgrund einer einstweiligen Verfügung war wikipedia.de drei Tage nicht zu erreichen. Heilmann wollte die seiner Meinung nach undifferenzierte Berichterstattung über seine Stasi-Vergangenheit zurechtrücken. Und da nutzte der ehemalige Stasi-Mann die Mittel des Rechtsstaates. Er erwirkte beim Landgericht Lübeck eine einstweilige Verfügung gegen den Verein Wikimedia e. V. Dies führte zu einer Sperrung des Links Wikipedia.de.

Das war natürlich Blödsinn und zeigt, was Heilmann vom Web keine Ahnung hat. Vielleicht hätte ihn einer sagen sollen, dass die korrekte Adresse http://de.wikipedia.org/ ist und der Verein keine Verantwortung für die Inhalte trägt. Na ja, die Webgemeinde protestierte und die Initiative von Heilmann ging nach hinten los. Die Aktion spülte dem Internet-Lexikon Spenden von rund 15.000 Euro pro Tag in die Kassen, sonst sind es rund 3000 Euro.

Und seine Stasi-Vergangenheit wird nun heftiger denn je diskutiert. Heilmann musste nach Journalistenrecherchen zugeben, dass er beim DDR-Ministeriums für Staatssicherheit in Diensten war. Auf seiner Website klingt die Arbeit für die Überwachungsbehörde recht harmlos: 1985 bis 1990 verlängerter Wehrdienst (Personenschutz MfS). Dafür bekam er in der DDR ein Jahresgehalt von 15.444 Mark. Der normale DDR-Bürger bekam im selbsternannten Arbeiter- und Bauernstaat deutlich weniger.