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IFA oder re:publica ? Oder gar nichts

21. Dezember 2022

Im Moment bin ich unschlüssig, ob und wenn ja, welche Technik-Messe ist 2023 besuchen soll. Nach Corona sind für mich Messe-Besuche wieder interessant geworden – oder vielleicht auch gar nicht.

Als Kind und Jugendlicher habe ich die Internationale Funkausstellung IFA in Berlin geliebt. Ich konnte technische Neuerungen bestaunen und die IFA war für mich ein Pflichttermin, wenn es um Technik-Innovationen ging. Tütenweise sammelte ich Prospekte und Datenblätter ein, schleppte sie nach Bayern und studierte die angebotenen Informationen ausgiebig. Welchen Videorekorder, welchen Laserdisc-Player sollte ich kaufen oder zumindest von ihnen träumen. Ich sah BTX und Bildtelefone und war am Puls der technischen Zeit.

Im Laufe der Jahre wurde die IFA für mich immer unwichtiger und die Messe wandelte sich zur Unterhaltungsshow. Das war sicherlich unterhaltsam, aber nicht so mein Ding. Andere Messen wie die MacExpo in SF oder die CES in LA wurden wichtiger, haben sich aber inzwischen auch erledigt. In München gab es auch mal eine Systems, die mich kurzfristig interessierte.

Mehr von Interesse war in den Vor-Corona-Jahren die re:publica, eine Veranstaltung für Internet-Fuzzis wie mich. Jetzt hat die ARD angekündigt, die IFA als Aussteller nicht mehr zu belegen. Dr. Katrin Vernau, Intendantin des bei der IFA federführenden Senders rbb: „Wir stellen unser gesamtes Programm auf den Prüfstand, dabei nehmen wir unser gesamtes Messe-Engagement nicht aus. Das kommende Jahr steht für uns ganz im Zeichen der Neuorientierung, wir müssen bewerten, wo und wie der rbb seinem Publikum den größten Nutzen bringt.“ Stattdessen soll die Teilnahme an der re:publica ausgebaut werden. Die ARD überprüft ihre Gesamtkonzeption für die ARD-Präsenz auf Messen und Kongressen. Ziel ist noch intensiver in den direkten Austausch mit den Nutzern zu kommen. Hier bietet die re:publica eine geeignete Plattform, um einem jüngeren und digital-affinen Publikum das vielfältige Angebot der ARD zu präsentieren.

Die re:publica 2023 werde ich aber auch nicht besuchen, trotz ARD-Engagement. Früher konnte ich wertvolles Wissen aus der Veranstaltung ziehen. Im Moment interessieren mich die Themen von 2022 nicht. Nal sehen, was die Organisatoren 2023 zu bieten haben, die Call-for-papers-Phase läuft. Vom neuen Veranstaltungsort habe ich eher negatives Feedback empfangen.
Was gibt es noch? Die photokina am Standort Köln wurde ausgesetzt, die Medientage München vor meiner Haustür – ich weiß nicht, Siggraph und NAB sowie E3 alle in LA würde ich gerne, kann ich mir aber im Moment nicht leisten, IBC in Amsterdam und GamesCom vielleicht, die DoKomi ist interessant. Sie sehen, wie unentschlossen ich bin. Wie ist es bei Ihnen?

Persönlicher Nachruf: Zum Tode von Iris Asche 3DPowerstore

9. Oktober 2013

Mit Entsetzen erfuhr ich vom Tod von Iris Asche. Am 4. September 2013 verstarb nach schwerer Krankheit die Chefin des 3DPowerstores aus Düsseldorf. Iris Asche war in der 3D-Branche jahrelang bekannt und in der Commuity sehr geschätzt. Die Branche hat eine engagierte Vertreterin verloren.

iris

Ich lernte Iris als Chefredakteur der Zeitschrift DIGITAL PRODUCTION kennen. Zusammen mit Ron Martin war sie meine Ansprechpartnerin für 3D-Produkte und die Szene darum. Immer wieder trafen wir uns auf Messen und Veranstaltungen, liefen uns auf der FMX, der IBC oder der Siggraph über den Weg, tranken den einen oder anderen Kaffee und ratschten wie alte Freunde. Iris war Teil der Branche und kannte sich aus. Als Kommunikationswirtin studierte sie von der Oktober 1984 bis April 1990 an der Hochschule der Künste Berlin. Ihre Diplomarbeit schrieb sie beim legendären Dr. Bernd Willim zumThema Computeranimation. Ihre kaufmännischen Erfahrungen sammelte sie im Einzelhandel/IKEA als leitende Angestellte im Bereich Local Marketing. Später war sie selbstständig im Bereich Innenarchitektur/Ladenbau. Dann kam der Schritt in die 3D-Branche, die ihr immer am Herzen lag. Sie gründete ihren 3DPowerstore. Dort war sie der gute Geist für alle organisatorischen Fragen rund um die Auftragsabwicklung, organisierte Schulungen und Workshops in Düsseldorf und hielt den Kontakt zu uns Medienmenschen.

Durch Facebook tauschten wir uns über gesunde Ernährung aus. Iris war eine Verfechterin von Rohkost und gab mir immer wieder Tipps für vegetarische Küche. Ihr letzter Post bei Facebook ging über die bevorstehende Briefwahl. Sie schrieb am 29. August: „Meine Kreuzchen sind gesetzt, Briefwahl erledigt.“ Über ihre Krankheit verlor sie in unseren Gesprächen kein Wort, aber in Bemerkungen spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Am 4. September verstarb sie ohne Schmerzen in den Armen von Ron Martin. Iris, wir werden dich nicht vergessen.

Anbei ein kleines Video, dass ich über Iris auf der FMX 2011 gedreht habe.

 

Und Steve hatte doch recht

13. November 2011

Ich bin es leid, den Leuten folgendes zu erklären:

Ja, Adobe hat aufgehört, seine Software Flash für mobile Endgeräte weiter zu entwickeln und geht stattdessen auf HTML 5.

Nein, Adobe hat nicht aufgehört, Flash für den Rechner weiter zu entwickeln.

Es ist doch eigentlich ganz einfach: Nix Flash für unterwegs, aber auch künftig Flash für stationäre Maschinen.

Ich erinnere mich an zahlreiche Messen: IBC, NAB, Adobe-Roadshows auf denen ich immer wieder hinter vorgehaltener gehört habe: Man habe ein Flash-Lösung für das iPhone, doch Apple verweigere die Installation auf dem Device. Steve Jobs wollte kein Flash auf seinen mobilen Geräten iPhone und iPad. Als Grund wurde der hohe Stromverbrauch genannt, der bei den Devices sowieso extrem ist.

Und die Apple Stänkerer war dies zuviel: Android öffne sich für Flash und was wollte man denn mit der Diktatur von Apple? Flash läuft auf den Samsungs, HTC usw und saugt ratz fatz die Batterie leer.

Und nun? Steve Jobs hat recht behalten. Flash in der jetzigen Form ist nichts für mobile Endgeräte. In einem Blogbeitrag gab Adobe die Entscheidung bekannt. Nach dem Update auf Flash 11.1 ist mit mobil Schluss. HTML 5 und die breite Marktmacht von Apple haben wohl zu dieser Entscheidung geführt.

Steve, du hattest mit deinem offenen Brief recht gehabt: Flash ist von gestern. Dir bringt es zwar nichts mehr, aber es war mal wieder eine visionäre Entscheidung.

 

Steadicam für das iPhone

21. Mai 2011

Meine Steadicam für das iPhone 4.

Meine Steadicam für das iPhone 4.

Für kleine Drehs bin ich einfach zu faul die großen HD-Kameras mitzuschleppen. Für manche Aufträge, die nur auf YouTube veröffentlicht werden, reicht mein iPhone 4 durchaus als Kamera aus. Der Nachteil ist natürlich die enorme Verwacklung beim Filmen. Selbst der Puls oder der Herzschlag ist bei den iPhone-Aufnahmen zu bemerken. Diese Wackelei kann ja manchmal ein Underground-Feeling erzeugen, manchmal stört sie einfach nur. Aus diesem Grunde habe ich mir eine Steadicam-Halterung Steadicam Smoothee für das iPhone 4 zugelegt. Ich bin rundum zufrieden.

Das System federt Stöße ab und sorgt für verwacklungsfreie Aufnahmen. Nun kann ich eindrucksvolle Aufnahmen mit dem iPhone in Szene setzen. Das erste Mal als ich Steadicam-Aufnahmen im Kino gesehen habe, war das bei Stanley Kubricks The Shining im Jahre 1980. Hier erzeugte die Kamera einen wahren Sog und zog mich in das Geschehen. Damals war die Steadicam-Ausrüstung sauschwer und sauteuer, aber Garrett Brown, der auch Erfinder des Systems – eine Art Daniel Düsentrieb der Kameratechnik, war, überzeugte mich.  Auf vielen Veranstaltungen wie die NAB oder die IBC schaute ich mir Steadicam-Versionen an. Das deutsche Unternehmen P+S-Technik hatte sogar ein FreeStyle Rig für Stereo3D-Kameras. Das ist natürlich völlig überdimensionalisiert für meine Bedürfnisse. Mir reicht die low End Version Steadicam Smoothee erst einmal aus. Die Betonung liegt auf erst einmal.

Wichtig ist, dass der Kopfhöreranschluss frei bleibt, um Mikros anzuschließen.

Wichtig ist, dass der Kopfhöreranschluss frei bleibt, um Mikros anzuschließen.

Gesucht wird: Red Kamera

8. Januar 2011

Wer im Filmgeschäft den Namen Red hört, gerät in ähnliche Verzückungen wie Fotofreunde einst beim roten Punkt von Leica. Die Filmkamera Red ist ein Mysterium. Ganz ohne Werbung und klassischem Marketing wurde die Red zu einer Wunderkamera. Ich erinnere mich an eine IBC in Amsterdam bei der am Red-Stand nur ein rotes Zelt aufgebaut war und alle Hersteller in das Zelt pilgerten, um die ersten Vorabgeräte zu bewundern.
Sie versprach eine wahnsinnige Qualität des Filmmaterials, so dass die etablierten Kamerahersteller wie Arri oder Sony nervös wurden. Die Ergebnisse waren hervorragend. Die Produktion lief reibungslos, die Postproduktion hakte ein wenig. Die entsprechenden Post-Tools wurden schließlich von den Herstellern nachgereicht und alles läuft wie am Schnürchen.
Virales Marketing gehört beim Geschäftsmodell von Red zum Prinzip. So bin ich mir im Moment nicht sicher, ob Zufall oder nicht, als ich von einem Vorfall in Frankreich hörte.
Die Kinokamera Red Epic M mit der Produktionsnummer 6 wurde gestohlen. Kostenpunkt 58.000 US-Dollar.
Red verhandelt nicht mit Dieben und hat öffentlich eine Summe von 100.000 US-Dollar ausgesetzt, die beim Ergreifen des Täters und Heimkehr der Kamera ausgesetzt werden. Marketingtrick oder wirkliches Verbrechen?
Es könnte sich um eine dreisten Fall von Industriespionage handeln, denn die Epic-M ist der Traum eines jeden Filmemachers. Laut Red kann die Kamera Filme bis zu 120 Frames pro Sekunde in den Auflösungen 720p und 1.080p und mit den Formaten 2 K, 3 K, 4 K 4,5 K und bis zu 5K in einem Rohdatenformat aufnehmen. Also alles, was das Herz begehrt. Gespeichert wird auf Standardspeicher CompactFlash oder SD-Karte

Der erste europäische 3D-Werbespot

25. Februar 2010

Stereo 3D entwickelt sich im Kino zum Renner. Nachdem die großen US-Studios das Thema 3D vom Hype zum Trend erklärt haben, wird der Filmmarkt mit stereoskopischen Filmen versorgt. In Deutschland rüsten dafür mehr und mehr Kinos auf die neue Projektion um.

Bei meinen Gesprächen auf der Siggraph, IBC und NAB ist klar: Alle Hard- und Software-Hersteller haben Stereo-Pipelines im Einsatz. Ein schönes Beispiel kommt aus dem fernen Portugal. In dem Land befindet sich nicht gerade der Nabel der Filmindustrie, dennoch produziert das größte Studio Pix Mix Studios mit Quantel-Equipment den ersten europäischen 3D-Werbespot.

In dem Lissabonner Produktions- und Postproduktionsstudio Pix Mix ist am Pablo mithilfe von Quantels Stereo 3D-Tools jetzt der erste europäische 3D Live-Action-Werbespot entstanden. Dieser Werbespot ist derzeit in den portugiesischen Kinos im Vorprogramm zu James Camerons 3D-Abenteuerfilm „Avatar“ zu sehen. Produziert worden ist der 3D-Werbefilm im Auftrag von Lactogal, die damit die Mimosa Milchprodukte bewirbt.

Der erste 3D-Stereo Werbespot aus Europa wirbt für ein Milchprodukt.

Bei den Dreharbeiten zu diesem Spot, die Anfang Dezember in den Nova Imaginem Studios in Lissabon erfolgten, standen den beiden Regisseuren José Manuel Abrantes und Nuno Maltez sowie dem Kameramann Rui Poças die erfahrenen britischen Stereo 3D-Experten Phil Streather und Ralston Humble als Berater zur Seite. Die komplette Nachbearbeitung der Stereo 3D-Aufnahmen fand bei Pix Mix statt. Dort nahm der Cutter Jonathan Karlsson am Pablo das Finishing vor. Darüber hinaus überwachte er  das Compositing der in 3D generierten stereoskopischen Elemente sowie die Animationen, für welche Tiago Castro verantwortlich zeichnet. Der Pablo wurde der Produktion von dem lokalen Quantel-Repräsentanten Ibertelco zur Verfügung gestellt.

„Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir vor allem die globale Entwicklung von Stereo 3D in den Bereichen Kinofilmproduktion,  Fernsehausstrahlung bis zu populären 3D-Events wie Sport- und Konzertübertragungen genau verfolgt“, erklärt Isabel Santos, Geschäftsführerin von Pix Mix. „Alle diese Entwicklungen weisen in dieselbe Richtung: Mit Stereo 3D wird jetzt ein Traum plötzlich wahr. Diesen rasanten Trend darf die Werbebranche auf keinen Fall verpassen.“

„Portugal ist vielen nur als kleines Land bekannt, doch unsere Experten und unser Pioniergeist haben schon weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt“, versichert Santos, die das 3D-Projekt als die bisher größte Herausforderung für das Pix Mix Studios betrachtet. „Mit der Postproduktion von Stereo 3D-Bildern haben wir uns auf Neuland vorgewagt. Durch die Unterstützung von erfahrenen Experten und der führenden Technologie, wie sie Quantel mit dem Pablo und den Stereo-Tools bietet, sind wir dieser Aufgabe sehr schnell gewachsen.“

Ich bin gespannt, wann ich mehr Meldungen aus deutschen Landen bekomme, die sich um Stereo 3D drehen. Oder verschlafen wir wieder einen Trend?

Die Welt in 3D: Die neue DIGITAL PRODUCTION ist da

11. November 2008

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Die ganze Welt ist 3D, weshalb nicht auch den Schwerpunkt der neuen DIGITAL PRODUCTION zum Thema Stereoskopie machen? Dies dachte sich meine Redaktion und soeben kann man das Ergebnis am Kiosk kaufen, Rund um den neuen 3D-Trend dreht sich alles in der neu erschienenen DIGITAL PRODUCTION, Ausgabe 06/08. Im Zuge des digitalen Kinos zieht die 3D-Brille wieder in die Filmtheater ein. Im Schwerpunkt des Magazin beleuchtet meine Redaktion die Grundlagen und Hintergründe von Stereoskopie, stellt Monitore und Brillen für Konstruktion und Gaming vor, zeigt wie die Hochschule Darmstadt einen Cave für wissenschaftliche Zwecke plant, erklärt die Funktionsweisen von 3D-Kameras und Rigs und bespricht aktuelle 3D-Filme im Kino. Ungewöhnliche Projekte aus der stereoskopischen Welt sind nachzulesen: Das deutsche Unternehmen VR Space Theatres geht sogar einen Schritt weiter, es verknüpft digital und Stereo 3D mit dem interaktiven Erlebnis des klassischen Spiels und zwar mit 200 – 500 Menschen in einem Spiel. Natürlich erklären die praxisnahen Workshops innerhalb der DIGITAL PRODUCTION wie Artists Stereoskopie in ihren Projekten einsetzen können. Ich sehe in dem Thema 3D Stereoskopie einen neuen Trend. Unsere Recherchen auf der Siggraph in Los Angeles und der IBC in Amsterdam haben gezeigt, dass sich unsere Artists einer neuen Herausforderung an Technik stellen müssen. Mit der neuen DP wollen ihnen helfen, diesen Trend in bare Münze umzuwandeln.

Wer ein kostenloses Probeheft möchte, kann dies hier bestellen. 

Von Menschen und Mäusen: Hotels in Amsterdam

16. September 2008

Ich bin eigentlich ein ausgeglichener Mensch, doch über gewaltige Abzocke rege ich mich sehr auf. Dies ist soeben geschehen in Amsterdam. Dort war ich zur Berichterstattung über die wichtigste europäische Broadcast-Messe IBC. Es ist die größte Messe in Amsterdam und daher sind die Hotels der Stadt komplett ausgebucht. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Anreise von 60 Kilometer zur Messe. Dieses Jahr sollte es besser sein: Wir hatten ein Hotel im Zentrum der Stadt. Der Schuppen heißt The Quentin und ist in der Leidsekade 89. An alle: Meidet dieses Hotel. Es ist der Horror! Nachdem man erst seine Zimmer gegen 14 Uhr beziehen kann, kam ich erst nachts am Hotel an, weil ich ja auf der Messe arbeiten musste. Erster Eindruck: Eine steile, extrem steile Treppe führt zum Hotel hoch. Wer sein Gewicht verliert, saust die Steintreppen herab und verletzt sich. Das Ding ist echt gefährlich. In der Lobby angekommen ist ein ganz entspannter Rezeptionist. Von einem Concierge zu sprechen, wäre absolut übertrieben. Man muss im Voraus bezahlen. Kreditkartenzahler müssen 5 Prozent mehr berappen. So holen sich die Betreiber die Gebühren direkt vom Kunden wieder. Zwei Nächte kosten 250 Euro (500 Mark!). Ich wohne im vierten Stock und ich bin schockiert. Ich habe ein Dreibett-Zimmer, alles ist verkommen und heruntergewohnt. Es raschelt die ganze Zeit im Schrank, aber ich traue mich nicht die Schranktüre zu öffnen. Auf dem Weg zu meinem Zimmer gehe ich durch aufgebrochene Türen. Türgriffe sind abmontiert oder hängen herab. Fluchtwege an anderen Türen sind dafür abgeschlossen. Natürlich habe ich keine Handtücher und ich frage an der Rezeption nach. Widerwillig bringt mir der entspannte Kerl welche. Sie muffeln, ekelig. Er sagt, die Putzfrau sei gestorben. Wers glaubt! Aber am nächsten Tag sollte ich erfahren, dass ich ein glücklicher Gast bin. Einer meiner Kollegen ist im Keller untergebracht. Sein Zimmer ist klein und total versifft. Auf der Matratze gibt es große Flecken. Wasserflecken sind überall am Boden, Brandlöcher auch. Ein anderer Kollege schläft in der Besenkammer. Ein extrem kleines Zimmer, das Bett ist in die Fensterbank gebaut. Große Leute haben dort keinen Platz zum Schlafen.

 Die Dusche am nächsten Morgen tröpfelt nur, kaum ein konstanter Wasserstrahl. Ideal also für einen anstrengenden Messetag. Als wir am nächsten Tag nach der Messe ins Hotel kommen, stellen wir fest: Das Zimmer eines Kollegen wurde vergeben. Mit der Reservierung sei etwas schief gelaufen, Sein Gepäck wurde in einen Müllsack gepackt und bei der Rezeption abgegeben. Natürlich sind die Kosmetik wie Duschgel ausgelaufen und haben Teile der Klamotten versaut. Wir protestieren. Ein Student, Mitte 40 (!) hinter der Rezeption ist hilflos, telefoniert immer wieder mit seiner Managerin. Eigentlich sei das Hotel ausgebucht. Nachdem wir lauter wurden, fand sich noch ein Loch zum Schlafen in dem Hotel. Betten mussten wir selbst beziehen. Einen Rabatt oder ein Wort der Entschuldigung gab es nicht.

Der Hammer kam noch: Als wir mit dem Menschen hinter den Tresen diskutierten, huschte eine Maus durch die Lobby. Ja, es gebe schon Mäuse, aber nur im Keller und Parterre. Die Nacht verbrachte ich halb wach in meinem Bett.

Also Leute: Meidet das The Quentin  in der Leidsekade 89 in Amsterdam. Betrinkt euch und schlaft in der Ausnüchterungszelle oder täuscht eine Verletzung vor und geht ins Krankenhaus, aber schlaft nicht in diesem Horrorhaus. 

Europa, find ich gut

12. September 2008

Ich will hier kein Plädoyer für die EU schreiben, doch ich find es prima, dass Europa immer weiter zusammenwächst. Es hat für mich ganz banale Gründe. Ich bin beruflich sehr viel unterwegs und komm auch in Europa ganz gut rum. Was war das früher für ein Zirkus? Ausländische Währung bei der Bank bestellen und umtauschen. Ich erinnere mich noch gut an meine Jugend. Im August stand immer der Italienurlaub mit meinen Eltern auf dem Programm: Gardasee, Camping Lido. Und was war das für ein Aufwand? Meine Eltern mussten die Gebühren auf dem Campingplatz mit mehreren Euroschecks berappen. Kreditkarten gab es damals nicht, bzw. das hatten nur die besseren Leute. Zum Telefonieren gab es spezielle Münzen, die Gettoni. Das war vor der Erfindung des Handys. Wer in Italien tanken wollte, für den gab es noch Benzingutscheine. Ich erinnere mich, dass 1000 Lire damals 2,50 Mark wert waren. Dies entsprach meiner persönlichen Währungseinheit: Ein Yps-Heft, das auch 2,50 Mark kostete. Allerdings hatte Italien eine erhebliche Inflation und ich glaub 1000 Lire waren dann noch 1,50 Mark wert, Tendenz sinkend. Also deswegen find ich Europa gut. Ich will keine Diskussion um Eurozone, Waren- und Dienstleistungsverkehr oder nichtvorhandene europäische Außenpolitik. Der Euro ist ne gute Sache und ich pack gleich meine Koffer. Heute geht es nach Amsterdam zur IBC und dann nach Paris. Geldtauschen brauch ich nicht.