Posts Tagged ‘Königlich Bayerisches Amtsgericht’

Meine Urlaubslektüre – Blogparade Urlaubslektüre – Was liest du?

15. August 2017
Gut belesen durch den August.

Gut belesen durch den August.

Das ganze Jahr muss/darf ich irgendwelche Fachbücher lesen, da brauch ich in den Ferien mal etwas komplett anderes – reine Unterhaltung. Und meine Bloggerclub-Kollegin Tanja Praske machte mich auf eine Blogparade von Die bunte Christine aufmerksam: Urlaubslektüre – Was liest du? Da nehm ich doch glatt teil mit meinem Blog.
Nun, ich fahre dieses Jahr zweigleisig: Ich lese dieses Jahr Rita Falk und Philip K. Dick, einmal sehr einfacher Lesestoff, einmal sehr visionärer Lesestoff.

Provinzkrimis von Rita Falk
Beginnen möchte ich mit Rita Falk und ihre bayerischen Provinzkrimis rund um Franz Eberhofer. Ich habe mir die komplette Romanreihe gekauft und lese jeden Tag ein Buch, gestartet bin ich mit Winterkartoffelknödel. Ex und hopp – viel Tiefe ist nicht zu finden und auch der Stil ist eher einfach. Das ist absolut leichte Kost. Ich wurde auf diese Reihe aufmerksam durch einen Kinobesuch von Valerian. Es lief unter anderem ein Trailer zu der Griesnockeraffäre nach dem Buch von Rita Falk. Hauptdarsteller Sebastian Bezzel war bei uns im örtlichen Kino zu Gast und warb für seinen Film.

Werbung im Kino

Werbung im Kino

Mein ganzes Kinoumfeld war begeistert von der Art bayerischer Provinzkrimi und so wurde ich neugierig. Es gab einige Verfilmungen der Romane von Rita Falk, die ich nicht bisher gesehen habe, aber die Kinobesucher sprachen ganz begeistert darüber. Ich unterhielt mich mit einigen Besucher, die mir die Romane sehr ans Herz legten. Es ist wohl eine neue Form von Heimatroman. In den Personen von Rita Falk erkannte ich einige Bewohner unseres Dorfes wieder, schließlich wuchs die Autorin in Oberbayern auf und hat viel von der Atmosphäre und den Charakteren aufgesaugt. Der Humor ist einfach, die Sprache unkompliziert und Fastfood für den Liegestuhl. Der Reiz liegt in der klischeehaften Zeichnung der Figuren. Es sind keine Helden, sondern menschliche, manches Mal sogar einfältige Typen, aber mit dem Herz an der richtigen Stelle. Die Kriminalfälle, diplomatisch als Provinzkrimi bezeichnet, sind nicht spektakulär, sondern einfach – so wie die Leute eben sind. Manches Mal wurde ich beim Lesen an das königlich bayerische Amtsgericht erinnert.
Die Geschichten selbst sind vorhersehbar. Der Reiz liegt in den handelnden Personen, die einem im Laufe der Lektüre ans Herz wachsen. Die Oma, die Susi, der Papa und Dorfbewohner samt Sheriffs. Ich kann verstehen, wenn man die Krimis um Franz Eberhofer ablehnt, mir halfen sie beim Abschalten.

Harmlose und leichte Kost für unterwegs.

Harmlose und leichte Kost für unterwegs.

Klassiker der SF-Literatur Philip K. Dick
Tiefere Kost und mindestens ebenso unterhaltsam ist die Lektüre von Philip K. Dick – ich bin noch mitten drin. Den Jüngeren wird er als Vorlage für die Amazon-Serie the Man in the High Castle bekannt sein. Dick schuf aber auch mit Träumen Androiden von elektrischen Schafen die Vorlage für Blade Runner. Ich widmete mich diesen Ferien den Science-Fiction Kurzgeschichten. Dick Werk Der Philip-K.-Dick-Companionumfasst 118 Geschichten und 43 Romane, von denen diverse verfilmt worden sind, wie Total Recall oder Minority Report. In meiner vorliegenden fünfbändigen Werkausgabe als Urlaubslektüre sind sämtliche Geschichten in chronologischer Reihenfolge enthalten, also keine Romane. Dies erlaubt mir, die Entwicklung des Science-ficition-Autors zu verfolgen.
Ich tat mich früher schwer mit Kurzgeschichten. Der Einstieg kam mir zu abrupt und das Ende zu schnell. Durch meine Begeisterung für Edgar Allen Poe lernte ich Kurzgeschichten zu lieben und Philip K. Dick hat hier Gewaltiges geleistet. Die Visionen des Autoren sind enorm und zwingen immer wieder zum Nachdenken. Als Kind liebte ich Science Fiction und nachdem ich Philip K. Dick gelesen habe und weiter lese, weiß ich auch warum. Der Schreibstil ist leicht verständlich und immer klar. Die Visionen, die der Autor hat, sind dagegen enorm und zeigen, warum Philip K. Dick einer der ganz Großen der SF-Literatur ist.

Der Schöpfer des Königlich Bayerischen Amtsgerichts ist tot

21. Januar 2015
Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Das Buch mit den gesammelten Fällen des Amtsgerichts aus dem Bücherschrank meiner Eltern.

Georg Lohmeier ist tot und viele werden den königstreuen, bayerischen Dramatiker nicht kennen. Ich kannte im Grunde auch nur ein Werk von ihm und das habe ich als Kind genossen: Das Königlich Bayerische Amtsgericht
Es war für mich eine schöne Fernsehzeit, wenn ich es mir als Kind mit meinen Eltern vor dem Grundig-Fernseher bequem machte und diese harmlose Serie aus der guten alten Zeit verfolgte. Ich glaube, die Serie lief am Sonntag nach 18 Uhr. Es war die Zeit, als wir zu Hause fünf Fernsehprogramme empfingen: ARD, ZDF, drittes Programm, ORF 1 und 2. Bei gutem Wetter hatten wir das Schweizer Fernsehen, aber das haben eher reinbekommen. Fernsehen begann in meiner Jugend am Nachmittag, eine der ersten Sendungen des Tages war die Drehscheibe im ZDF. Gegen 0:00 Uhr kam Nationalhymne mit Deutschlandfahne, dann Testbild, dann kam der Sendeschluss mit Bildrauschen.
Für mich war es im Großen und Ganzen eine harmlose Fernsehzeit. Und dazu gehörte auch das Königlich Bayerische Amtsgericht. Als ich vom Tod von Georg Lohmeier erfuhr, kam mir der Claim der Serie sofort wieder in den Sinn. Und genau so wie ich die einführenden Worte beim Raumschiff Enterprise auswendig kenne, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich die einführenden Sätze des Königlich Bayerischen Amtsgerichts genauso konnte. „In Bayern war sie besonders gut, diese Zeit. Damals regierte seine königliche Hoheit, der Prinzregent, das Bier war noch dunkel, und die Menschen noch typisch. Die Burschen schneidig und die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisschen vornehmen und ein bisschen leger. Es war halt vieles noch in Ordnung damals. Denn für Ruhe und geordnete Verhältnisse sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das königliche Amtsgericht“. – na, wer von euch konnte diese Zeilen mit aufsagen?
Im Mittelpunkt der Serie stammt natürlich Amtsgerichtsrat August Stierhammer. Am liebsten mochte ich als Kind den Gerichtsdiener. Er war schön dämlich und ich konnte als Kind vortrefflich über ihn lachen. Als er Zeugen in den Gerichtssaal bringen musste, ging das immer nach gleichen Schema ab, ein früher Running Gag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Der Gerichtsdiener stand auf, rückte sich seine Schirmmütze zurecht und wiederholte die Worte des Rates: Zeuge XY, jawohl!
Die Darsteller waren allesamt erste Sahne – viele große bayerische Volksschauspieler. Vielleicht kam diese Serie in Norddeutschlandnicht gut an, bei uns in Bayern war sie ein Gassenfeger. Georg Lohmeier zeichnete die Personen wunderbar. Die Bauernschlauen Leute, die Naiven, die Aufbrausenden und die Grattler und Gantler. Der Autor hatte wunderbar dem Volk aufs Maul geschaut. Sie waren so schön skurril übertrieben, dass es als Kind ein Genuss war, sie anzuschauen.
Als die Serie in irgendeinem privaten TV-Programm wiederholt wurde, zappte ich hinein und blieb ein paar Minuten in meiner eigenen Fernsehvergangenheit hängen. Schön war es. Für heutige Sehgewohnheiten ist die Serie zu ruhig, es war ja im Grunde nichts anderes als abgefilmtes Theater ohne große Schnitte und Einstellungen. Georg Lohmeier nahm die Gerichtsserien der achtziger und neunziger Jahre vortrefflichen hinweg und packte sie in die Zeit des bayerischen Prinzregenten. So eine Art Ally McBeal des frühen 20. Jahrhunderts. Das gefiel den Leuten, und auch meine Eltern haben sich irgendwann eine Sonderausgabe mit allen Verhandlungen in einen Band gekauft.
Nun ist Georg Lohmeier im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Übrigens, bei YouTube sind einige Folgen zu sehen. Ach ja, Amazon verkauft die Folgen Königlich Bayerisches Amtsgericht für wenig Geld.