Er ist wieder in New York und hat damit ein Heimspiel. Gemeint ist Woody Allen in seinem neuesten Film. Nach Ausflügen nach Europa ist der Regisseur wieder in seiner alten Heimat angekommen und liefert mit A Rainy Day in New York eine neuerliche Version des Stadtneurotikers ab – allerdings in einer seichten Variante.
Dabei stellt sich zunächst die Frage: Was finden Frauen eigentlich an älteren Männern? Die 21jährige Studentin Ashleigh (Elle Fanning) verfällt Regisseur Roland Pollard (Liev Schreiber, 52), dem Drehbuchautor Ted Davidoff (Jude Law, 46) und dem Francisco Vega (Diego Luna, 39). Dabei wollte sie, begleitet von ihrem Freund Gatsby (Timothée Chalamet), nur ein Interview für eine Provinzzeitung ihrer gemeinsamen Uni machen. Während Gatsby auf sie wartet und den Tag mit ihr ge- und verplant hat, vertreibt sich Ashleigh die Zeit bei den Stars. Der junge Mann hat gegen die älteren Männer keine Chance, vielleicht auch, weil er zu besitzergreifend und bestimmend ist. Die etwas naive Ashleigh ist fasziniert, geblendet und schwärmt für die alten reifen Herren. Aus dem Scheitern erwächst was neues. Hier hat sich Allen von seinem Vorbild Bergman weiterentwickelt. Während bei Bergman alles in Depression versinkt, gibt es bei Allen einen romantisch, verklärten Neuanfang.
Immer wieder kommt der alte Wortwitz von Allen in A Rainy Day in New York durch. Kein Klamauk wie in den frühen Filmen und auch die intellektueller Humor wie bei Hannah – es ist eher wie die berühmten New York Filme Manhattan oder Stadtneurotiker, ohne aber die Eleganz und Tiefe zu erreichen. Aber Woody Allen ist wieder in New York, eine Stadt, die von Gatsby verklärt und romantisiert wird. Und natürlich fängt Gatsby auch etwas mit einer jungen Frau an.
Vielleicht ist das Problem von A Rainy Day in New York gar nicht die Frauen, vielleicht sind es die Männer.
MeToo-Affäre
Eine Parallele zu Woody Allens Privatleben will ich nicht ziehen – das Urteil sollen die Gerichte fällen. Allerdings hat der Film viele Seitenhiebe auf Allens Privatleben. Die Geschichte ist ja bekannt. Amazon beendete die Zusammenarbeit mit Allen aufgrund der MeToo-Anschuldigungen. Die Schauspieler Griffin Newman, Timothée Chalamet, Rebecca Hall und Selena Gomez spendeten ihre Gagen, während Jude Law weiterhin Woody Allen unterstützt. Der Film A Rainy Day in New York wurde nicht in den USA gezeigt und bereits 2018 gedreht. Premiere hatte er im Juli 2019 in Polen und kam jetzt Weihnachten zu uns. Nicht der beste Woody Allen, aber ganz so schlecht ist er auch nicht.
Vor 77 Jahren erschien der größte Liebesfilm überhaupt: Casablanca
Vor 77 Jahren kam ein Film in die Kinos, der sich für mich zu einem wahren Kultfilm entwickelt hat: Casablanca. Es war die Paraderolle für Humphrey Bogart und Ingrid Bergman – und es ist für mich einer der größten Liebesfilme überhaupt – neben meinem geliebten Frühstück für Tiffany.
„Louis, ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ – dieser Satz am Ende des Films ist in meinen privaten Sprachgebrauch übergegangen, so wie manche andere Filmzitate: „Ohh, ist doch nur ne Fleischwunde!“ oder „Yes, you did. You invaded Poland.“ und viele mehr.
Doch Casablanca hat viele unglaubliche Filmzitate zu bieten: „Aber zu der Erkenntins, dass die Probleme dreier Menschen in dieser verückten Welt völlig ohne Belang sind, gehört nicht viel …“ oder
„Du hast es für sie gespielt, also kannst du es auch für mich spielen.“ oder
„Ich halte für niemanden den Kopf hin!“ oder
„Ich seh´Dir in die Augen Kleines.“ oder
„Küss mich! Küss mich, als wär“s das letzte Mal.“ oder
„Von allen Spelunken dieser Welt muss sie ausgerechnet in meine kommen!“ oder ganz groß:
„Welche Nationalität haben sie? – Ich bin Trinker.“ und natürlich der Spruch für uns alle Liebenden:
„Und was wird aus uns?“ – „Uns bleibt immer noch Paris.“
Ist es Ihnen auch so gegangen? Konnten Sie auch die Zitate aufsagen? Dann sind Sie auch Casablanca genauso verfallen wie ich. Ich habe den Streifen auf VHS, auf LaserDisc, auf DVD und auf Bluray – es ist immer der gleiche Film, aber er hat mich auf verschiedenen Medien durch meine Filmzeit begleitet.
Ich erinnere mich noch als die Woody Allen Komödie „Mach’s noch einmal Sam“, als Woody unter einem großen Casablanca-Plakat sein Bett hatte. Das hatte mich als Jugendlicher beeindruckt, so dass ich mal ein (nachgedrucktes) Casablanca-Kinoplakat in meinem Zimmer aufgehängt hatte. Ich glaube, es war das Filmplakat zur VHS-Veröffentlichung aus den Jahre 1992.
Naja, Casablanca ist für mich der Film vom großen Abschied, wobei ich mich frage, wer vom wem hier eigentlich Abschied nimmt? Der Film ist enorm vielschichtig. Vielleicht ist der ganze Film ein langer Abschied, der in der Flugplatz-Szene seinen Höhepunkt findet. Und ist es ist ein Film über Pflicht, die höher steht als die Leidenschaft, die Ehe ist wichtiger als das Verlangen – starke Themen und hervorragend von Michael Curtiz in Szene gesetzt. Und dazu kommt noch die Musik von Altmeister Max Steiner. Wer kennt das traurigste aller traurigen Lieder „As Times Gomes by“ nicht?, das Sam auf dem Klavier spielt?
Aber natürlich ist Casablanca der Film für den Zyniker Humphrey Bogart, der damals auf dem Höhepunkt seines Schaffens war. Ursprünglich sollte die Rolle des Café-Besitzers Rick von Ronald Reagan gespielt werden – was für ein Glück der Filmgeschichte, dass die Wahl dann doch auf Bogart fiel. Er interpretiert die Rolle schlichtweg genial, Ingrid Bergman tut ihr übriges. Ach, ich gerate wieder ins Schwärmen.
Wisst ihr was? Ich schau mir Casablanca gleich nochmal an und schwelge in schönen Kinozeiten mit dem besten Liebesfilm aller Zeiten.
Die Entscheidung nach New York zu fahren lag an K2. Im vergangenen September hatte ich groß getönt, wenn der Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, dann fährt die Familie Silvester nach New York. Die große Klappe konnte ich mir leisten, da damals Hillary Clinton ganz weit vorne lag. Am Wahltag schaute ich doof aus der Wäsche und K2 erinnerte mich an mein Versprechen. So wurden Flug und Hotel gebucht, denn Versprechen gilt es einzuhalten.
Mit dem Zeitpunkt begann ich auch, meine New York-Reiseführer aus meinen Archiv herauszuholen. Was wollten wir alles besichtigen? Ich habe rund zehn Bücher über New York, klassische Führer mit so genannten Insider-Tipps. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe keinen einzigen angeschaut. Ich habe mich komplett im Internet in der Blogosphäre umgesehen, habe ein paar Freunde vom Bloggerclub gefragt und bei meinen New York-Bekannten angeklopft. Irgendwie hatte ich keine Lust, klassische Reiseführer zu wälzen. Aber zwei Ausnahmen gab es dennoch: Ich habe ausführlich zwei Fotobücher genossen: New York von Jeff Chien-Hsing Liao und New York von Serge Ramelli. Das eine Buch ist in Farbe, das andere Buch in Schwarzweiß – beide Bücher bieten einen aktuellen Blick auf Big Apple, auf die Stadt die niemals schläft.
Ich liebe Fotobücher, sehr zum Leidwesen meiner Frau. Fotobücher sind teuer und nehmen viel Platz weg, aber gute Fotobücher erzählen Geschichten. Sie bilden nicht nur die Wirklichkeit ab, sondern wenn sie gut gemacht sind, dann geben sie Inspiration und Motivation. Sie erzählen Geschichten aus einer fremden Welt, von bekannten und unbekannten Orten. So ging es mir mit diesen beiden New Yorker-Fotobüchern. Wenn ich ehrlich bin, dann schaute ich auch noch in ein drittes Buch: Humans of New York. Über diesen Klassiker der Street-Fotografie habe ich ja früher bereits gebloggt. Aber da ich dieses Mal mit Familie unterwegs war, rutschte das Thema Street-Fotos etwas in den Hintergrund und ich will meinen Focus auf die klassischen Bildbände mit Motiven der Stadt legen. Dennoch klarer Buchtipp für Humans of New York.
Jeff Chien-Hsing Liao: New York
Jeff Chien-Hsing Liao zeigt uns großformatige Bilder und bewegt sich auch abseits der touristischen Routen der Stadt. Freilich, Schmelztigel wie Time Square dürfen nicht fehlen, aber Jeff Chien-Hsing Liao wirft auch einen anderen Blick auf seine Stadt New York. Seine Bilder sind extrem detailliert, aufgenommen mit einer Großformatkamera und anschließend nachbearbeitet.
Als Betrachter hatte ich das Gefühl, in die Szenerie der Fotos einzutauchen und die Atmosphäre aufzusaugen. Es ist anders wie bei klassischen Bildbänden. Ich bin wirklich an den Ort teleportiert und blicke nicht wie ein Betrachter von außen auf das Motiv. Hier zeigt sich das geniale Talent von Jeff Chien-Hsing Liao.
Serge Ramelli: New York
Den Namen Serge Ramelli kannte ich vor allem von Photoshop- und Lightroom-Tutorials aus dem Netz. Er ist ein großer Magier der Adobe-Software. Der Franzose hat ein gewaltiges Fotobuch über seine Heimatstadt Paris auf den Markt gebracht.
Atemberaubende Schwarzweiß-Fotos von der Stadt der Liebe. Nicht ganz so perfekt ist sein Fotobuch über New York geworden, aber dennoch ist es eine Inspiration für mich gewesen. Das ging sogar soweit, dass ich einen kleinen Fotoblog mit Schwarzweiß-Bilder eingerichtet habe, in dem ich unregelmäßig Bilder poste. Ramelli ist der klassische HDR-Fotograf, der am Rechner seine Bilder nachbearbeitet. Ich bin nicht von allen Motiven begeistert, die er von New York geschossen hat. Manche Aufnahmen sind großartig, manche sind langweilig und die Luftbilder aus dem Heli sind etwas unscharf. Er besucht vor allem die touristischen Plätze und zeigt uns ein New York in Schwarzweiß – für mich eine Liebeserklärung an die Stadt wie Woody Allens Manhatten.
Vielen Dank
Mit diesem Beitrag beende ich meine New York-Serie und freue mich über die große Resonanz. Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Klicks. Mal sehen, wohin mich meine nächsten Reiseimpressionen mich führen. Ich kehre damit wieder zu meinen gewohnten Beiträgen zurück.
Als ich zehn Jahre alt war, schrieb man das Jahr 1978. Es war ein bewegtes Jahr für mich, ein Jahr voller neuer Eindrücke, die mich formten. Als ich zehn Jahre alt – so lautet ein Blogstöckchen meines Iron Blogger-Kollegen Lutz Pausner das ich gerne aufnehme. Dieses Mal eine Reise in die Vergangenheit, eine nostalgische Erinnerung an alte Zeiten, an die gute alte Zeit. Für mich war das ihr 1978 ein Jahr des Umbruchs.
Chomeini revolutioniert
Mein Elternhaus war sehr politisch. Beim Abendessen wurde viel diskutiert und ich kleiner Bub bildete mir eine eigene Meinung. Mein Papa war eines Abends sehr schweigsam beim Abendessen. Er ging schnell über zum Ritual des Fernsehens, erst heute, dann Tagesschau. Im Fernsehen kam immer wieder ein greiser alter Mann – es war Chomeini. Den Begriff Ajatollah hörte ich zum ersten Mal. Der herrschende Schah wurden von seinem Pfauenthron in Persien gestoßen. Die iranische Revolution begann und ich war das erste Mal mit religiösen Bewegungen konfrontiert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieser Chomeini die Welt veränderte. Aber im Fernsehen liefen Interviews und Erläuterungen – heute würden wir die Sondersendungen Brennpunkt nennen. Die Welt wurde erklärt von Peter Scholl-Latour, der mit Chomeini im Flieger von Paris nach Teheran saß und Interviews machte. Scholl-Latour war in unserer Familie sehr beliebt, die Bücher hatten meine Eltern verschlungen. Scholl-Latour war glaubwürdig für uns und er sagte: Die Welt ändert sich. Er sollte Recht behalten.
Ich habe ein Autogramm von dem jungen Peter Scholl-Latour im Arbeitszimmer.
Neuer Papst
Eine andere tiefgreifende Erinnerung war der Papstwechsel. Jetzt bin ich kein großer Christ, aber der Papst ist dennoch eine wichtige Persönlichkeit. Der alte Papst Papst Paul VI. starb nach 15 Jahren im Amt – ich hatte als zehnjähriges Kind keinen anderen Papst lebendig erlebt. Der Papst ist also gestorben und es begann das Konklave. Ein neuer Papst wurde gewählt und die Wahl fiel auf den sympathischen Kardinal Luciani, der sich den Namen Johannes Paul I. gab. Nach 33 Tagen im Amt verstarb Johannes Paul I. plötzlich und die Verschwörungstheorien begannen. Bei uns in der Familie wurde spekuliert, bei uns in der Klasse wurde spekuliert. Verschwörung um Verschwörung, ob der liberale Papst vielleicht beseitigt wurde. Das verstörte mich, dass ein Papst zweimal im Jahr verstarb. Das Jahr 1978 ging somit als ein Dreipäpstejahr in die Geschichte ein.
Der Stadtneurotiker
Aber das Jahr 1978 war auch ein ganz, ganz großes Kinojahr. Es begann mit Woody Allen. Ich habe den Komiker gerne gehabt. Die Klamauk-Filme mochte ich als Kind. Und dann sah ich den Stadtneurotiker. Ich verstand den Film nicht beim ersten Mal. Die Probleme der New Yorker waren nicht die Probleme von mir als Kind. Und dennoch: Die Dialoge blieben mir in Erinnerung. Irgendwie erahnte ich die Tiefe der Worte, ohne sie zu verstehen. Erst Jahre später verstand ich die Probleme und Handlungen der Menschen im Stadtneurotiker. Höhen und Tiefen – so sieht das Leben aus. Davon verstand ich als Zehnjähriger nichts und dennoch faszinierten mich die Dialoge.
Von etwas verstand ich allerdings etwas als Zehnjähriger. Ich verstand etwas von Science Fiction: Ich kannte die tollen Filme, es war Pop Corn-Kino pur. Und dann kamen 1978 zwei Filme ins Kino, die mich wegbeamten: Unheimliche Begegnung der Dritten Art und Krieg der Sterne.
Unheimliche Begegnung der Dritten Art
Unheimliche Begegnung der Dritten Art war ein toller Film, weil es ein friedlicher Film war. Es war die Probe für den genialen ET, der später folgen sollte. Steven Spielberg öffnete mir die Augen, John Williams öffnete mir die Ohren. Ich mochte François Truffaut als Schauspieler, der ja eigentlich ein Regisseur ist. Das Thema UFO faszinierte mich und endlich waren die Außerirdischen da und nahmen uns mit auf die Reise. Der Film zeigte, wie Menschen den Kontakt zu einer fremden Species aufnehmen. Was gibt es Schöneres?
Star Wars
Ja und dann infizierte mich Krieg der Sterne – wie Star Wars, a new Hope damals hieß. Der Film war ein Hammer. Ich hab den Film bei uns im Kino dreimal hintereinander gesehen. Bei uns in der Stadt gab es drei Kinos: Capitol, Lichtspielhaus und Amperlichtspiele – und ich glaube, der Film lief im Capitol. Heute existiert keines dieser Kinos mehr. Es war ein wunderbares Märchen, ich war verknallt in Leia (coole Frisur), ich verehrte Han wegen seiner Coolness und ich bewunderte Darth Vader, der bei uns Kinder der schwarze Lord hieß. Luke mochte ich allerdings nicht so, der war so verdammt jung – so wie ich. Das ganze war wie ein Rittermärchen in der Zukunft mit Schwerter, Umhängen und Rüstungen. Prinzessinnen und Lords, Soldaten und Rebellen – das ganze Programm. Und es war dort Peter Cushing zu sehen, den ich so aus den Dracula-Filmen mochte. Star Wars hatte den gleichen starken Komponisten wie Unheimliche Bewegung: Ich entdecke John Williams und er ist seitdem Teil meines musikalischen Lebens. Ich hatte ein Panini Klebealbum von Star Wars, sammelte Figuren von Haspo und vor allem von Kenner. Leider habe ich nur noch das Gewehr von Chewbacca, die Figuren sind weg – welch ein Verlust.
Woody Allen dreht jetzt digital – die Welt ändert sich. Foto: Sony
Ich hab geglaubt, die alten Schlachtrösser im Filmbereich bleiben sich treu. Aber jetzt meldet Sony, dass Woody Allen auch auf Digitalkameras für seine neuen Kinofilm setzt. Wieder einer, der der analogen Welt den Rücken kehrt. Von den alten Recken war George Lucas einer der ersten, die sich digital versuchten. Sein Kumpel Steven Spielberg steht zumindest im Moment noch auf klassischen Film.
Ich selbst bin ein Fan des reiferen Woody Allen. Die frühen Klamauk-Filme mag ich nicht so sehr. Ich stehe mehr auf die New Yorker Zeit mit Stadtneurotiker und Manhattan. Und ich mag seine Ingmar Bergman-Filme. Innenleben war ein großer Wurf. Woody Ingmar Allen erkundete die Psyche.
Bei den neuen Filmen findet Allen ein größeres Publikum und dieses Mal geht er mit der Digitaltechnik für ihn neue Wege. Gedreht wird mit der Sony CineAlta-Kamera F65 und anschließend in 4K gemastert. Die F65 ist seit langem erste Wahl für Kameramann Vittorio Storano, der gemeinsam mit Allen an dem noch namenlosen Film arbeiten wird. Ich bin sehr gespannt, was das für ein Film wird. Der Kameramann versteht sein Handwerk auf jeden Fall und kann großartige Bilder zaubern. Der dreimalige Oscar-Gewinner Vittorio Storaro wirkte an Filmen wie „Apocalypse Now“, „Reds“ oder „Der letzte Kaiser“ mit und zählt zu den besten Kameramännern in Hollywood. In den vergangenen Jahren ist er auf digitale Technologien umgestiegen.
1983 arbeitete Storaro zum ersten Mal mit Sony und war schon damals von der präzisen Farbkomposition und der HD-Qualität des Herstellers beeindruckt. So setzte er auch beim Dreh von „Apocalypse Now“ auf Sony-Technologie und gewann schließlich den Oscar für den Film. Die Zusammenarbeit zwischen Sony und Storaro ging über die Jahre weiter – immer neue Workflows und Aufnahmetechniken kamen zum Einsatz, um das Publikum wirkungsvoll zu beeindrucken. 4K ist das jüngste Beispiel dafür. Mit der hohen Auflösung kreieren Filmemacher und Kameraleute immersive und atemberaubende Aufnahmen – ein Erlebnis, dass auch Allen und Storaro ihrem Publikum bieten wollen und sich deshalb dafür entschieden haben, ihr neues Projekt in 4K zu mastern. Die Frage ist nur, weshalb muss ich einen Woody Allen in 4K-Auflösung sehen? Bisher reichte mir eigentlich die herkömmliche Auflösung für seine eher harmlosen Filmchen.
Aber nun steht es fest, so Sony: Digital und 4K. Wenn jetzt noch 3D kommt, dann verliere ich den Glauben.
Die Entscheidung für die Sony CineAlta-Kamera F65 kommentiert Storaro: „Die Sony F65 macht wunderschöne 4K-Aufnahmen mit 16-Bit-Farbtiefe in 1:2 – meine Lieblingskomposition! Als Woody mich vergangenes Jahr anrief und fragte, ob ich Kameramann seines neuen Films mit dem Arbeitstitel ‚WASP 2015‘ werden möchte, hatte ich meine Entscheidung bereits getroffen. Ich überzeugte ihn davon, den Film digital zu drehen, sodass wir gemeinsam unsere Reise in die digitale Welt antreten können. Die Zeit für die Sony F65 ist gekommen!“
„Für Sony ist es eine große Ehre, dass sich Woody Allen bei seinen ersten digitalen Dreh für Sony CineAlta entschieden hat“, sagt Ainara Porron, European Marketing Manager, Cinematography, Sony Europe. „Das ist eine schöne Anerkennung für unseren kontinuierlichen Einsatz für die Filmindustrie und macht deutlich, dass Sony CineAlta die erste Wahl für Regisseure und Kameraleute ist“.
Im Großen und Ganzen kommt in diesem Blog wenig Politik vor. Ab und zu schreibe ich etwas zur Netz-, Kultur- und auch Bildungspolitik. Aber heute platzt mir der Kragen. Mir wird ganz anders, wenn ich in den sozialen Netzwerke die bewusste und unbewusste Hetze gegen Flüchtlinge beobachte. Ja, dieses Land hat Probleme. Es sind Probleme des Kopfes.
Vermehrt lese ich in Facebook und anderen Netzwerken dumpfe, ganz dumpfe Sprüche. Es beginnt mit so Kommentaren „ein Deutscher macht das nicht“ und endet mit dem klaren Aufruf zum Rassenhass. In welchem Land lebe ich bloß? Meine Eltern haben mich erzogen, Achtung vor dem Leben zu haben. Was haben diese Leute für eine Kinderstube?
Dann lese ich von Gerüchten über Vergewaltigungen. Es wird eine Geschichte in Holzkirchen publiziert, die sich als Ente herausstellt. Asylbewerber führen sich auf wie Sau. Diese erfundenen Berichte müssen dann von der Polizei dementiert werden. Einfach etwas erfinden und die dumme Meute verbreitet es. Dumpfer Nationalismus im Netz. Und dabei sind es nicht mal anonyme Sites und Profile (wie sonst üblich), sondern es wird offen mit Klarnamen gehetzt. Es wird gezündelt, mal verbal, mal real.
In meine Timeline bei Facebook werden Kommentare gespült, die ich nicht unkommentiert lassen will, die ich nicht unkommentiert lassen darf. Den Anfang machten Irrläufer von Pegida und Co. Nachplappern, was braune Hintermänner ersinnen. Immer wieder führe ich Diskussionen im Netz und stelle erschrocken fest, dass Alexander v. Humboldt recht hatte: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche sich die Welt nie angeschaut haben.“ Das widert mich an.
Unsicherheit spüre ich. Unsicherheit vor Veränderung, vor dem Neuen. Krampfhaft bewahren statt die Zukunft zu gestalten – dies haben sich viele Leute auf ihre Fahnen geschrieben und folgen einfachen Parolen. Leute, was glaubt ihr? Die Welt ist nicht einfach. Kein Führer löst ein Problem auf die einfache Art. Ich erinnere mich an den Woody Allens Film Manhattan und muss lachen, wenn es nicht so traurig wäre:
Die Welt ist in Bewegung. Auf diese Veränderungen mit Angst zu reagieren, ist falsch. Angst war nie ein guter Ratgeber, egal bei welchen Entscheidungen. Ich habe neulich wieder das Buch A Tale of Two Cities von Charles Dickens gelesen, in dem er die Zeiten der französischen Revolution beschreibt. Der Text beginnt treffend: „Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit; es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit; es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens; es war die Zeit des Lichtes, es war die Zeit der Finsternis; es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung.“
Ich höre von rechten Schreihälsen, dass die Kultur des Abendlandes den Bach runter geht. Meine Frage: Was habt ihr mit Kultur zu tun? Was habt ihr mit Werten zu tun? Was haben euch eure Eltern vermittelt?
Zuhören und Konsens finden, das haben mich meine Eltern gelehrt. Das haben mich meine Lehrer in der Schule gelehrt. Toleranz war wichtig. Wir stehen in der Tradition von Kant und dessen kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Wir hatten doch das finstere Mittelalter abgelegt. Und doch habe ich das Gefühl, dass der Malleus Maleficarum für viele noch gilt, eben ein Hexenhammer in abgewandelter Form. Einfache Rezepte gegen eine sich ändernde Welt.
Da tut ein Kommentar von Anja Reschkes vom NDR gut, auch wenn ich ihre Art der Moderation in der TV-Sendung Panorama sonst nicht so mag.
Bei uns in Bayern habe ich die Libertas Bavariae schätzen gelernt. Leben und leben lassen – und für die Preußen gilt der Spruch von Friedrich II.: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“ Aber was zu weit geht, geht zu weit. Hetze hat nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun.
In Facebook muss ich schlucken, wenn ich diesen Hass lese. Ob ich will oder nicht, muss ich mich bei den Posts in Facebook mit dem amerikanischen Kulturbegriff auseinandersetzen. Das tut mir manches Mal weh. Hin und wieder melde ich bei Facebook Personen, die mir als Demokrat gegen den Strich gehen. Aber oftmals vergeblich. Das US-Unternehmen Facebook stuft die freie Meinungsäußerung des Einzelnen höher ein als demokratische Spielregeln. So ist das mit Facebook. Nackte Tatsachen werden geblockt, brutale Hetze ist Meinungsäußerung und bleibt im Netz. Aber dennoch: Viele Kommentare auf Anti-Asyl-Seiten im Netz erfüllen Straftatbestände. Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz stuft inzwischen 53 Facebook-Seiten als rechtsextremistisch ein.
Mit Genugtuung, ich kann es nicht anders sagen, stelle ich fest, dass unsere Staatsanwälte aktiv werden. Ich lese, dass Hetzer im Internet vor deutsche Gerichte gestellt und verurteilt werden. Ein paar Ortschaften weiter zum Beispiel 4500 Euro Strafe für Ausländerhetze in Facebook.
Neulich habe ich von einer Aktion gelesen. Ein User schrieb: „Nazikommentare und anderer Scheiß werden von mir zuerst gescreenshootet und dann gelöscht. Danach werde ich daraus einen eigenen Beitrag machen, mit einem Bild mit all diesen Kommentaren und euch darauf wieder markieren. Und eure Arbeitgeber und Schulen. Und dann könnt ihr das ja mal gern im richtigen Leben ausdiskutieren, was ihr im Netz so absondert.“ Ich denke, dass die Aktion wohl eine Urheberrechtsklage wegen der verwendeten Fotografien einbringt, aber dieser Post zeigt gut, wie sehr die Auseinandersetzungen im Netz skalieren.
Auf klassischen friedlichen Protest setzt meine Bekannte Anett Gläsel-Maslov. Sie ruft via Facebook zur Unterstützung der Aktion #1000malwillkommen auf. Es sollen dabei 1000 Fotos zusammenkommen, die den Schriftzug Willkommen in die Kameralinse halten. Hier wird in Facebook ein eindrucksvolles visuelles Zeichen gesetzt.
Immer wenn ich in New York City bin, schaue ich im legendären Künstlerviertel Greenwich Village vorbei. Dort war das Zentrum der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und in den sechziger Jahren war dies mal ein ganz heißes Pflaster, künstlerisch gesehen. Und ich schaue immer wieder rein ins Café Wha?. Dort haben viele Künstler, die später weltberühmt wurden, ihren Start gehabt. Ich nenne nur allen voran Bob Dylan, aber auch Jimi Hendrix oder David Lee Roth (Van Halen). Nun ist vor kurzem der Gründer des Café Wha? im Alter von 95 Jahren verstorben. Manny Roth, so hieß der Gründer der Szenekneipe, haben viele Stars etwas zu verdanken. Was viele nicht wissen: Manny Roth ist der Onkel von David Lee Roth und von dessen einsilbiger Großmutter stammt der Name Wha?
Das Café befindet sich am Eingang zur Macdougal St, in Hausnummer 115. Die Kneipe, in der sich in den fünfziger Jahren bei seiner Eröffnung die Beatniks und später die Hippies zur Gegenkultur versammelten, sieht heute noch so aus, wie damals. Ein paar Bierbänke, Tisch und Stühle. Die Decke ist sehr niedrig und die Beleuchtung ist spärlich. Man kann sich vorstellen, wie ein junger Bob Dylan oder später Bruce Springsteen auf der kleinen Bühne standen und erste Songs zu besten gaben. Freilich ist heute die Technik besser, denn das Café Wha? ist weiterhin noch ein angesagter Live-Musik Club in Manhattan. An den Wänden hängen Fotos der Stars, die hier ihren Start hatten. Wer sich für die Musik der sechziger Jahre interessiert, sollte im Café Wha? Station machen und den Geist der vergangenen Zeiten in sich aufsaugen. Mal sehen, wie es mit dem Schuppen weitergeht, wenn jetzt sein Besitzer Manny Roth verstorben ist.
Neben Musik gab es hier auch Humor zu sehen. Richard Pryor und Bill Cosby traten hier auf und vor allem Woody Allen sammelte hier seine Liveerfahrungen – ein wahrhaft historischer Ort.
Die Gegend des Village ist heute zunehmend verkitscht: Esoterik-Läden sind dort zu finden, die Sixties-Reisenden den Dollar aus der Tasche ziehen. Gegenüber vom Café Wha? war übrigens eine andere Ikone der Gegenkultur, das Gaslicht. Ich war nochmals da, als es gerade geschlossen hatte und die Wände beschmiert wurde.
Der Eingang zum Gaslight
Also, wer in NYC ist, schaut im Village vorbei und gönnt euch einen Blues-Abend. Und dann trinkt auf das Wohl von Manny Roth, er würde sich freuen.
Was mich immer wieder an kreativen Berufen fasziniert, ist die Tatsache, dass auch Seiteneinsteiger hier eine Chance haben. Ich lese gerade eine solche Erfolgsstory aus der Welt der Mode. Das Buch Ralph Lauren dreht sich um Ralph Lauren, dem Schöpfer des Modelabels Polo Ralph Lauren.
Die Collection Rolf Heyne brachte vor einiger Zeit einen rund 500 Seiten starken Wälzer auf den Markt, der anschaulich den Werdegang des Modedesigners wiedergibt und zwar aus der Sicht von Ralph Lauren selbst. Ich habe noch eine englische Ausgabe bekommen. Leider ist der Modeschöpfer kein begnadeter Schreiber, aber das muss er auch nicht. Der monumentale Band lebt vor allem von seinen Bildern und Stimmungen, die die ganze Vielfalt seiner Kunst zeigen. Aber auch die Biografie ist interessant. Aus kleinen Verhältnissen stammend arbeitete sich der junge US-Amerikaner Ralph hoch, begann 1967 seine Karriere mit Krawatten seiner Marke Polo. Es folgten Herrenkollektionen und erste Auszeichnungen der Modefachzeitschriften. Zur Ikone wurde er 1971 mit der Einführung des Polo-Spielers als Logo. Seit 1972 gibt es das Polo-Shirt und Ralph Lauren ist Teil der milliardenschweren Modeindustrie. Damenmode, Düfte, Zweigstellen und sogar Restaurants – alles mehrte den Erfolg des Selfmade-Millionärs. Solche Geschichten liebt Amerika. Und auch für Tragik ist Ralph Lauren bekannt: 1987 wurde bei ihm ein Gehirntumor entdeckt, der aber entfernt werden konnte. Auch das ist ein Teil der amerikanischen Erfolgsgeschichte. Berühmt wurde Ralph Lauren auch für seine Partys. 2007 rockte er zum 40. Geburtstag seines Unternehmens den Central Park, den er komplett mietete und eine fette Show abzog.
Für mich das Wichtigste ist aber seine Mode. Und die wird in diesem eindrucksvollen Buch Ralph Lauren gezeigt. Die Wandlung, der Stil. Mir gefallen vor allem die Sachen von 1972 als er beauftragt wurde, die Mode für den Film „der große Gatsby“ zu designen und zu überwachen. Ebenso bei einem meiner Lieblingsfilme „Stadtneurotiker“, in dem Woody Allen und Diane Keaton in den Kreationen des Meisters zu sehen sind.
In seinem Buch Ralph Lauren zeigt er wunderbare Bilder seiner Mode durch die Jahre. Diese Kleidung inspiriert mich, motiviert mich. Und Ralph Lauren öffnet für dieses Buch auch sein Privatarchiv und zeigt unbekannte Privataufnahmen. Und dies sind nicht nur Familienfotos, sondern auch Fotos von seiner Privatsammlung an Oldtimer. 17 davon wurden unter anderem 2011 in Paris ausgestellt.
Für mich ist Ralph Lauren Klischee und Abbild des amerikanischen Traums. Er hat für die Mode vieles erreicht und obwohl mir nicht alles an seinen Kreationen gefällt, muss ich zugeben: Die Welt wäre ärmer ohne Ralph Lauren.
Die Sache mit den Briefmarkenalben hat bei mir nie geklappt. Briefmarken sind für mich, wie Woody Allen es einmal ausdrückte, nichts anderes als bedrucktes Papier. Zwei Mal in meinem Leben bin extra zur Post, damals noch zur Bundespost marschiert, und habe bewusst nach Marken verlangt. Es handelte sich einmal um Sondermarken zu Elvis Presley, Jim Morrison und Buddy Holly und ein anderes Mal um Marken zum Deutschen Film mit Metropolis als Motiv.
Jetzt bin ich ein drittes Mal bewusst zu unserer Dorfpost gelaufen, die mittlerweile in einem Getränkemarkt gastiert. Grund: Es gibt seit 1. Januar vier Wohlfahrtsmarken meines Lieblingshumoristen Loriot: Es handel sich um die bekannten Motive: „Herren im Bad“, „Auf der Rennbahn“, „Der sprechende Hund“ und „Das Frühstücksei“.
Die Dialoge sind bekannt und in den allgemeinen Wortschatz meiner Generation übergegangen: „Wo laufen sie denn?“ oder „Nehmen Sie die Ente aus meiner Wanne!“ gehören heute zu jeder gepflegten Konversation. Herrlich.
Völlig absurd ist dagegen der sprechende Hund. Ich kann mich noch heute kugeln über die Szene. Und seit dem ich verheiratet bin, weiß ich, welche Kämpfe sich beim „Frühstücksei“ abspielen. „Irgendwann bring ich sie um!“
Also Leute, kauft die Wohlfahrtsmarken bei eurem örtlichen Briefmarkendealer. Parallel zu den Briefmarken mit dem Thema „Motive von Loriot“ aus der Serie „Für die Wohlfahrtspflege“ erscheint auch dieses Mal ein Markenset mit zehn selbstklebenden Postwertzeichen (geiles Wort) zu je 55 ct + 25 ct Zuschlag. Aus dem Verkaufserlös dieses Markensets fließen 2,50 € in soziale Projekte der Wohlfahrtsverbände: Vom Kindergarten und Jugendclub über die Betreuung alter, kranker und behinderter Menschen bis hin zu Hilfen für Opfer von Krieg und Naturkatastrophen.
Und immer daran denken: Mein Hund kann sprechen – Prust.
Woody Allen wird am 1. Dezember 75 Jahre alt. Und jedes Jahr kommen immer neue Verfilmungen des Altmeisters in die Kinos. Die Filme spielen keine Unsummen mehr ein, aber die Produktionskosten sind gering – also scheint es ein Geschäft zu sein.
Einen Tag nach seinem Geburtstag kommt in Deutschland sein 41. Film in die Kinos „Ich sehe den Mann deiner Träume“, sicher wieder eine leichte Komödie voller Tiefgang. Und Stars wie Anthony Hopkins, Naomi Watts, Antonio Banderas, Freida Pinto und Josh Brolin sind dabei. Mir stellt sich die Frage: Wie bekommt so ein Außenseiter wie Allen solche Stars und – vor allem – wie kann er sie bezahlen? Aber egal.
Woody Allen bedeutete mir in meiner Jugend viel. Es ging um Klamauk, um Slapstick, es ging um die Marx Brothers. Ich habe die Filme geliebt und sie mir auf Video wieder und wieder reingezogen. Bis ich irgendwann „Innenleben“ sah. Seitdem war Schluss mit lustig. Woody Allen hieß für mich Woody Bergmann und ich erkannte – sicherlich gereift durch die Jahre – die Ausweglosigkeit. Woody nannte Bergmann immer als Vorbild. Mit Innenleben verstand ich ihn. Wo war mein Gaudi-Allen geblieben, der jüdischen Humor so hervorragend vertrat? Ich traf den Schweden Woody Allen und ich war tief erschüttert.
Doch die besten Filme kamen noch: Manhattan und Stadtneurotiker. Beide Filme das Beste was je über New York gemacht wurde. Diese Filme sagten viel über das Leben. Es imponierte mir, dass Allen den Big Apple nie verließ und muszierte. Heute drehte er mit „Ich sehe den Mann deiner Träume“ seinen vierten Film in London. Woody Allen gehört nicht nach London, sondern nach NYC und zwar in Schwarzweiß – basta.
Mag sein, dass Woody Allen sich weiterentwickelt hat. Ich schau mir hin und wieder einen seiner neueren Filme an und noch immer mag ich die Jazz-Musik in seinen Filmen. Aber so leid es mir tut: Woody Allen ist entweder der jüdische Sohn von Bergmann oder er ist der Stadtneurotiker in Manhattan.