Ich hatte in meinem persönlichen Archiv einen Wasserschaden. Ein Kaltwasserventil war undicht und es tropfte in einen meiner Archivräume im Keller. Es muss schon eine ganze Weile getropft haben, denn der Schaden war enorm. Es erwischte einen Teil meiner Sammlung, die komplett aufweichte. Um die paar Holzregale war es mir nicht schade, aber um viele Inhalte tut es mir weh, persönlich und materiell.
Was wurde alles getroffen? Zunächst zahlreiche Bücher. Sie sogen das Wasser auf und sind komplett unbrauchbar. Es handelte sich in der Regel um Fotobücher. Darunter waren Erstausgaben von Büchern über den 11. September von Magnum, Fotobände von Annie Leibovitz, die BILD-Sonderausgabe und Wirtschaftswunder-Ausgabe von Taschen in der Erstauflage, ein paar Bücher von Helmut Newton, ein Sammelband von Tween-Ausgaben und eine Originalausgabe von The end of Print von David Carson. Zudem erwischte es den schweren Ausstellungskatalog zur Documenta aus Kassel und einen Gutenberg-Katalog aus Mainz.
Ein Opfer des Wassers wurden zahlreiche Seminarunterlagen, die ich für meine Arbeit benötige, wie verschiedene Zeitschriften seit den sechziger Jahren, an denen ich die Layoutentwicklung zeige. Sehr ärgerlich, denn ich hatte die Layouts nicht gescannt, weil ich in den Seminaren immer gerne die Originale gezeigt hatte. Außerdem waren einige Bücher über die Geschichte der Fotografie und erste Experimentalbücher über digitale Fotografie darunter. Signierte Ausgaben von Sonderveröffentlichungen sind für den Müll.
Es erwischte auch einen Teil meiner Schallplattensammlung. Ich habe, nein ich hatte, eine große Sammlung von Vinyl-Schallplatten der sechziger und siebziger Jahre. Viele Erstveröffentlichungen von Pink Floyd (noch mit Poster), Emerson, Lake & Palmer als sie noch bei Atlantic unter Vertrag waren, Klaus Schulze Unikate versanken in den Fluten. Mehrere kostbare Dylan-Bootlegs, viele seltene Schallplatten von den Doors, Fats Domino, Buddy Holly und viele mehr wie eine Who Leeds-Ausgabe mit Fotos und Vertragstexten kann ich wegwerfen. Ich habe in den vergangenen Tagen eine Auflistung für die Versicherung gemacht. Mir blutet das Herz als ich die Original-Elvis Scheiben im Wasser sah. Die Covers waren aufgelöst und sogar die Labels von den LPs hatten sich bei einigen Platten gelöst. Der Sammlerwert ist heute nach dem Wasserschaden gleich null.
Einen tiefen Stich gab es im Herzen, als ich sah, dass es auch meine Postersammlung erwischt hatte. Als passionierter Apple Fanboy litten einige Think different-Plakate und 20 Plakate von der MacWorld Expo aus San Francisco mit dem iMac G4 2002 sind unwiderruflich verloren. Sie waren nur noch ein Klumpen. Einige teuere Plakate der ersten iPhone-Kampagne waren auch darunter. Ich bin also in Trauer.
Es wurden die Sachen Zug um Zug fotografiert und eine Liste für die Versicherung geschrieben. Ich hoffe, der Münchener Verein kann den materiellen Schaden ausgleichen. Meine Frau hat sofort unseren Ansprechpartner bei MV informiert. Der immaterielle Schaden ist enorm. Der Schadensregulierer vom Münchener Verein war schon vor Ort und wir haben den Schaden aufgelistet.
Aber bei all den Schattenseiten gibt es auch positives. Ich gehe jetzt daran, mein Archiv neu zu ordnen und zu strukturieren. Zudem haben meine Frau und ich viele Altkleider, Schuhe zu Kleidersammlungen gebracht. Auch Kuscheltiere der Kinder wurden an syrische Kinder gespendet, ich habe darüber gebloggt. Wir haben viele Regalmeter an durchweichten Bretter zum örtlichen Wertstoffhof gefahren und Teile des Kellers und der Garage aufgeräumt. Das hätte ich nicht in Angriff genommen ohne Wasserschaden. Aber ehrlich: Auf dieses Dreckwasser hätte ich verzichten können.