Wichtigstes Vorhaben am Freitag: Wertstoffe abgeben beim Maisacher Wertstoffhof in der Corona-Krise. Um 14 Uhr hat der heilige Platz am Ortseingang unseres Dorfes geöffnet und heute soll die Glocke werden. Die angesammelten Wertstoffe einer vierköpfigen Familie nach 34 Tagen Ausgangsbeschränkung sollen entsorgt werden.
Dieses Mal werden die Säcke mit Plastik aus der Garage verschwinden. Es ist schon eindrucksvoll, wie viel Plastikmüll, Verzeihung Plastikwertstoffe sich angesammelt haben – deutlich mehr als sonst.
Aber bevor es losgeht, muss das Plastik sortiert werden. Die Bitte der AWB ist eindeutig: Wertstoffe vorsortieren, damit es schneller geht und es sich nicht unnötig staut. Gesagt, getan. Unsere Familie sammelt Plastik in großen Plastiksäcken. Die werden jetzt wieder aufgemacht und ausgeschüttet. Plastik, Becher, Plastikflaschen, Alu-Verbundstoffe, Mischkunststoff liegt alles auf einen Haufen. Beherzt wird sortiert. Wer im Landkreis Fürstenfeldbruck lebt, der ist zwangsläufig Wertstoffexperte. Das Dorf traf sich früher am Wertstoffhof zum Ratsch. Der Ratsch fällt weg, aber der Treffpunkt ist geblieben.
Also die verschiedenen Plastikfraktionen getrennt, die Uhr aber immer Blick. Um 14 Uhr öffnet der Große Wertstoffhof.
Alles in das Automobil verpackt und los gehts. Maske und Handschuhe nicht vergessen. Ab Montag ist sowieso überall Maskenpflicht.
Um 14:22 Uhr stehen wir mit dem Auto in der Schlange. Sie reicht fast bis zum Rewe vor. Stoßstange an Stoßstange. Während des Wartens werden die anderen Autofahrer beobachtet. Warum kommt eigentlich dieses Auto mit Kennzeichen aus Starnberg? Warum wird jetzt gerade der Keller entrumpelt? Hat der wirklich ein Fitnessgerät auf dem Anhänger? Wieviel Grünabfälle passen in den Anhänger überhaupt hinein? Viele Autofahrer haben die Scheiben heruntergelassen und man hört die musikalischen Vorlieben der Insassen – bei mir läuft übrigens Country von 1958 das Gunfighter-Album von Marty Robbins.
Fußgänger und Radfahrer werden vorgelassen. Autos müssen sich einreihen. Es gilt den Wendehammer zu umrunden und dann erfolgt die Einfahrt in den Großen Wertstoffhof. Das Warten hat genau 22 Minuten gedauert. In Corona-Zeiten wird man demütig, gelassener. Während es früher nicht schnell genug gehen konnte, so bringt man heute einfach mehr Zeit mit. Vielleicht ist das ein positiver Punkt der ganzen Krise – wir gehen heute gelassener miteinander um. Schnell die Masken aufgesetzt und die freundliche AWB-Mitarbeiterin in orangener Weste fragt auch schon, was wir geladen haben? Grünabfälle bitte rechts, Plastik und Co bitte links. Beim Grünzeug staut es sich und da wir nur ein Auto voller Plastik haben, können wir prima durchstarten.
Es herrscht reger Betrieb am Wertstoffhof. Dabei ist die große Welle der Entsorger schon vergangene Woche aufgeschlagen. Die Mehrzahl der Besucher tragen Masken. Mein Eindruck: Abstandhalten funktioniert.
Auch in der Halle für Plastikmüll klappt das Abstandhalten erstaunlich gut. Einer betritt die Halle, wirft seinen Kunststoff in die vorbereiteten Säcke, die an der Wand hängen. In genügend sicheren Abstand überwacht eine Mitarbeiterin den ganzen Entsorgungs- und Sortierprozess. Notfalls greift sie ein und gibt mit freundlichen Worten deutliche Hinweise.
Bei den großen Container trifft sich die Sperrmüllfraktion und entsorgt ihre Keller. Ich sehe das Fitnessgerät wieder. Pflichtgemäß schau ich bei den Elektrogeräten vorbei nach der Suche nach einer bestimmten Spielkonsole. Das mach ich seit Jahren umsonst. Irgendwann finde ich das Ding.
Aber um den Stellplatz nicht zu blockieren, geht es ab zum Auto und zur Heimatfahrt. Die ganze Aktion hat knapp 45 Minuten gedauert – eigentlich ok. Die Garage ist wieder leer. Die Ausgangsbeschränkung geht weiter – das Sammeln von Wertstoffen auch. Das Abenteuer Wertstoffhof Maisach kommt in vier Wochen wieder.
„Mein Tagesablauf ist massiv durch Corona geprägt“, erklärt der Landrat des Landkreises Fürstenfeldbruck Thomas Karmasin auf meine Anfrage. Ich wollte wissen, wie sich das Leben des wiedergewählten Landrats durch Corona und Ausgangsbeschränkung verändert hat. Maisach ist die flächengrößte Gemeinde im Landkreis und da interessiert es mich, wie die Arbeit koordiniert wird.
Eingang zum Landratsamt.
Das politische Leben habe sich völlig verändert, so Karmasin, der 1996 als jüngster Landrat Bayerns gewählt wurde. Abendtermine und politische Wochenendtermine seien quasi weggefallen. Die ganze Konzentration liege im Moment auf Corona. In der Regel fährt der Landrat von Germering ins Büro nach Fürstenfeldbruck. Ich erwische ihn an einem seltenen HomeOffice-Tag zu Hause am Telefon. „Mein erster wichtiger Termin ist um 11 Uhr die Lagemeldung durch die Führungsgruppe Katastrophenschutz“, so der Landrat. Hier laufen alle neuen Informationen zusammen und werden bewertet. Dazu zählen unter anderem die Zahl der Infizierten, der Genesenen, die Bettenbelegung in der Kreisklinik, aber auch die Zahl der Verstorbenen. „Persönlich haben mich die Vorkommnisse in den Alten- und Seniorenheimen belastet“, gibt Karmasin zu.
Im Gespräch mit dem OB von FFB.
Ein Thema, was auch immer wieder behandelt wird, sei die Logistik von Hilfsgütern. Masken und Desinfektionsmittel seien in ausreichender Zahl im Landkreis eingetroffen. Auch die Stoffballen, im Verwaltungsjargon humorvoll Aiwangerballen genannt, seien eingetroffen und die Stoffe könnten zu Masken verarbeitet werden. Vorsicht sei vor der Scheinsicherheit geboten. Diese Baumwollmasken schützen nicht vor Ansteckung, aber sorgen dafür, dass andere nicht angesteckt werden, sagt Karmasin.
Eingangsbereich der Kreisklinik.
„Engpässe gibt es noch bei der speziellen Schutzkleidung für Krankenhäuser“, gesteht der Landrat ein. Daher freut er sich über die Initiative der Landkreisbürger Baumwollanzüge für das Krankenhauspersonal zu schneidern. Diese sind natürlich keine Schutzkleidung, aber sie schützen die kostbare Schutzkleidung für das medizinische Personal, weil sie über die Kleidung angezogen werden können.
Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist der dichtbesiedeldste Landkreis Bayerns und die Verwaltung sei enorm eingespielt. „Das ist enorm wichtig und ich bin meiner Mannschaft enorm dankbar“, sagt er. Auch die Kommunikation mit der Regierungspräsidentin von Oberbayern, Maria Els laufe problemlos. Telefonkonferenzen seien an der Tagesordnung. „Mein Lob geht auch an den Ministerpräsidenten, der auch mal schnell per SMS kommuniziert und ein offenes Ohr hat.“ Mit den Bürgermeistern im Landkreis werde durch Michael Schanderl als Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags Kontakt gehalten. Nachdem das Gesundheitsamt nicht die Kontaktpersonenermittlung bewältigen kann, sind die Mitarbeiter der Städte und Gemeinden hier miteingesprungen. „Das ist eine enorme Entlastung“, so Karmasin, der die Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern ausdrücklich lobt. „Dabei spielt die Parteiangehörigkeit bei der Zusammenarbeit überhaupt keine Rolle“, so Karmasin, der als Landrat für die CSU antrat und gewann. Der Bund habe die Urlauber aus der Welt wieder heim geholt und die Aufgabe der Gesundheitsämter sei es nun, eine 14tägige Quarantäne zu überwachen. „Das bindet zusätzliches Personal.“
Durch Corona habe sich aber auch die Kommunikation des Landrats mit der Bevölkerung verschoben. Thomas Karmasin setzt in der Krise nicht nur auf klassische Massenmedien zur Kommunikation, sondern wird selbst Sender. Immer wieder wendet er sich durch Videostatements über Soziale Netzwerke direkt an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises. „Das ist ein Quantensprung in Sachen Bürgernähe“, so Karmasin. Ihm ist aber auch bewusst, dass Facebook und Co kein reiner Sender, sondern ein Dialogmedium ist. „Viele Leute wenden sich nun direkt an mich und ich versuche den Dialog aufrecht zu erhalten.“ Aber eine große Bitte hat er: „Ist die Anfrage wirklich wichtig, bitte eine Mail oder Nachricht an mein Büro. In Sozialen Netzwerken kann ich nicht alles überblicken.“
Das Landratsamt wird in die soziale Kommunikation auch einsteigen. Entsprechende Stellen seien geschaffen. Der Start verzögere sich durch Krankheit etwas nach hinten.
Mülltrennung im Landratsamt.
Karmasin ist Vater zweier erwachsener Töchter und dennoch berührt ihn das Thema Schule weiterhin. Der Landkreis ist ja Träger zahlreicher Schulen im Landkreis. „Ich hoffe, dass das Kultusministerium die Abschlussprüfungen an die Umstände der Corona-Krise anpasst. Im Moment werden verschiedene praktische Möglichkeiten der bevorstehenden Schulöffnung diskutiert.
Als erfahrener Politiker weiß Thomas Karmasin auch um den Wert von Symbolen. „Ich unterstütze die Hilfskräfte wie ich nur kann, aber ich werde mich in der angespannten Situation nicht aufdrängen und Besuche abstatten. Aber ich weiß, was die Menschen im Landkreis leisten und bin ihnen dankbar.“
Dieser Dank gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wertstoffhöfe. „Ich war vollkommen überrascht, was Bürgerinnen und Bürger hier am meisten bewegt.“ Er selbst habe lange Autoschlangen an seinem Wohnort Germering beobachtet. Karmasin appelliert an die Vernunft. „Es muss nicht gerade in dieser Zeit der Keller geräumt und der Sperrmüll entsorgt werden“, so Karmasin, der seine Garage auch voller Wertstoffe hat. Wer den Platz hat, sollte ihn nutzen und sich ein wenig zurücknehmen.
Klopapier, Nudeln, Mehl, Hefe – das waren die Renner in der Corona-Krise bei uns in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Aber es kommt noch was hinzu: Der neue heiße Scheiß ist Warten am Wertstoffhof.
Nachdem die Bitten der Bevölkerung im Landkreis so groß waren, entschloss sich die Abfallwirtschaftsberatung AWB die Tore der Großen Wertstoffhöfe im Landkreis unter Auflagen vor Ostern wieder zu öffnen. Jubel, Trubel, Heiterheit bei der Bevölkerung – und dann setzte Hektik ein.
Und der Run ging los. Am Dienstag morgen wachte ich durch Rasenmähen und Heckenschneiden auf, rieb mir verwundert die Augen und fragte in der Nachbarschaft nach, was in die Leute gefahren ist. Grünabfälle können wieder abgegeben werden und wenn schon nicht die Haare geschnitten werden dürfen, müssen Rasen und Hecken geschnitten werden – und zwar was das Zeug hält. Und das Grünzeug muss natürlich gleich entsorgt werden. Rumliegen zu Hause geht ja gar nicht.
Man hat Zeit: Für den einen sind Osterferien, für den anderen HomeOffice, das später beginnen kann, für wieder einen anderen hat sich die berufliche Existenz durch Corona in Luft aufgelöst und es gibt eine Fraktion von Rentnern, die nach einer Aufgabe suchen. Die Zeit wurde und wird für den Garten genutzt. Der grüne Daumen hatte Vorrang. Also wurde Grünzeug, Äste und mehr in Säcke gestopft, auf Anhänger gepackt oder in den Kofferraum verfrachtet. Wer als erster beim Wertstoffhof ist, der ist der Sieger und bekommt die Anerkennung seiner Nachbarn.
Zudem hat sich allerhand Plastik, Alu, Tetrapack, Verbundstoffe, Folien über die Zeit der Ausgangsbeschränkung angesammelt, was natürlich auch weg muss. Also, es gibt Millionen von Gründen, zum Wertstoff zu pilgern. Wir alle hörten die Ermahnungen der politisch Verantwortlichen, sich ein wenig zurückzuhalten und die Ausgangsbeschränkung. „Ja, ja, sollen die reden,“ sagt sich der Egoist. „Die anderen können sich ja daran halten, Zurückhaltung galt beim Hamstern nicht, warum jetzt beim Wertstoffhof? Und außerdem sitz ich ja im Auto, vielleicht sogar mit Maske.“
Meinen ersten Eindruck bekam ich vom der Große Wertstoffhof der Hasenheide im benachbarten Fürstenfeldbruck, als ich mit dem Fahrrad vorbeifuhr. Eine lange Schlange Blech wartete vor den Toren und wurde Zug um Zug eingelassen. Diskussionen entstanden, wer nun als erster da war und wer Vorfahrt hat. Die Wartezeit war sicher 45 Minuten und mehr. Aber Zeit haben die Menschen ja in der Corona-Ausgangsbeschränkung.
Im Maisacher Großen Wertstoffhof war auch einiges los. Die Wartezeit war kürzer und die warteten Autofahrer wurden von einer Mitarbeiterin des Wertstoffhofs informiert. Mein Eindruck war, es ging weniger hektisch und weniger aggressiv zu.
Schön wäre es gewesen, wenn die Plastikentsorger ihre Sachen vorsortiert hätten, dann wäre die Entsorgung schneller gegangen und die Wartezeit wäre verkürzt gewesen. Interessant war zu sehen, dass wohl viele Maisacher bei Lieferdiensten in der Corona-Zeit bestellen, um die heimische Gastronomie zu unterstützen. Die Folge sind Verpackungen für Lebensmittel, die jetzt gehäuft anfallen. Diskussionen um die gelbe Tonne kommen natürlich jetzt wieder auf. Nun, warten wir, bis der Große Wertstoffhof wieder auf hat.
Ab Dienstag, 7. April, ist der Große Wertstoffhof Maisach unter Auflagen geöffnet.
Da kann die Welt untergehen, die Maisacher trennen nach wie vor ihren Müll. Das ist bei uns in der Familie nicht anders. Aber zu Zeiten der Corona-Krise ordnete das Landratsamt Fürstenfeldbruck, sprich die AWB, die Schließung der Großen Wertstoffhöfe an.
Wenn aber eine vierköpfige Familie und mein isoliertes Elternpaar rund zwei Wochen zu Hause sind, dann fällt Müll, Verzeihung Wertstoffe, im großen Stil an. Papier, Flaschen, Weißblech entsorge ich täglich an den Kleinen Wertstoffhöfe, die zeitweise wüst aussahen. Aber der Containerdienst hatte die Sache im Griff. Dennoch türmen sich in der Garage Tüten mit Plastik, Alu und Verbundstoffen, die auf ihre Entsorgung am Großen Wertstoffhof in Maisach warten. Auch ein paar große Stücke Styropor freuen sich, dass sie dem Recyclingsprozess zugeführt werden dürfen.
Eine von mehreren Tüten Wertstoffe warten auf Recycling.
Nun hat das Landratsamt ein Einsehen und öffnet die Großen Wertstoffhöfe am morgigen 7. April. Die AWB stellt unmissverständlich klar: „Die Wertstoffhofbesuche sollen auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden. Um das Infektionsrisiko mit COVID-19 zu minimieren, können bei den großen Wertstoffhöfen geichzeitig maximal zehn Anlieferer zur gleichen Zeit bzw. bei den Kunststoff- und Gartenabfallsammelstellen nur einzelne Besucher eingelassen werden.“
Für mich bedeutet dies: Ich habe eine große Garage und werde weitere Tüten aufstellen, um meine Wertstoffe dort zu sammeln. Ich mache den Irrsinn nicht mit und stelle mich einen Tag in die Schlange, dass ich meinen Müll abgeben darf. Der liegt in der Garage gut. Natürlich ist dies eine Luxuseinstellung, denn nicht jeder verfügt über Stauraum, um Wertstoffe zu horten. Aber wer sich ab 7. April zum großen Wertstoffhof begibt, der sollte viel Zeit mitbringen. Ich fahr übrigens auch mal mit dem Rad vorbei. Nicht zur Entsorgung, aber um ein, zwei schöne Fotos für diesen Blog zu machen.
Und Leute: Seid nett zu den fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Wertstoffhof. Sie machen ihren Job und sind sicher für ein freundliches Lächeln dankbar.
Übrigens gelten geänderte Öffnungszeiten: Um die Situation etwas zu entspannen, gelten in der Woche vor Ostern an einigen Standorten zusätzliche bzw. verlängerte Öffnungszeiten. Der Wertstoffhof Maisach wird zusätzlich am Dienstag, 7. April von 15 bis 18 Uhr sowie am Mittwoch, 8. April von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 20 Uhr geöffnet.
Bürgermeister Hans Seidl zur Situation in der Gemeinde Maisach.
Als ich mich am Dienstag, dem vierten Tag der Ausgangsbeschränkung, auf den Weg zum Maisacher Rathaus machte, musste ich erst einmal kräftig über mich selbst lachen. Die Straßen unseres Dorfes waren menschenleer. Kein Fußgänger, kein Radler, kein Auto waren auf der sonst vielbefahrenen Kreuzung Bahnhofstraße/Aufkirchner Straße unterwegs, aber ich wartete brav an der roten Ampel.
Den Kindern ein Vorbild drückte ich automatisch den Knopf der Ampel und wartete auf mein grünes Lichtzeichen für Fußgänger. Während ich wartete, kam kein Auto. Die Ampel sprang auf Grün um und ich ging über die Straße. Ja, ich kann aus meiner Haut nicht raus. Ich weiß, es ist einfach lächerlich.
Vor dem Maisacher Rathaus hatte ich mich mit Bürgermeister Hans Seidel zum Interview verabredet. Wir trafen uns vor dem Rathaus, nicht im Amtszimmer des vor kurzem wiedergewählten Rathauschefs. Grund: Corona. Die Begrüßung erfolgte ohne den üblichen Handschlag mit einem Abstand von mindestens zwei Meter.
Im Netz sehe ich Bundes- und Landespolitiker, aber ich wollte von dem gewählten Gemeindeoberhaupt meiner Gemeinde Maisach wissen, wie die Situation sich vor Ort darstellt.
Hier das komplette Videointerview. Der eiskalte Wind auf dem Vorplatz war ziemlich heftig, daher Ohren auf und Ton hochdrehen.
Wichtigste Aussage für mich: Nur im Zusammenhalt könne Maisach die Krise überstehen. Als Bürgermeister nehme er die Probleme der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst, wie die Diskussion um das Schließen der großen Wertstoffhöfe. Hier werde an einer Lösung gearbeitet. Wie die Lösung aussehen kann, erklärte Seidl nicht.
In Bezug auf Corona gebe es keine Zahlen aus der Gemeinde. Allerdings rechnet der Bürgermeister mit einer Dunkelziffer. Im Moment sei die Lage noch entspannt. Der Kontakt der Bürgermeister und der Verwaltungen im Landkreis funktioniere und man stehe auch im intensiven Kontakt mit dem Landratsamt. Wichtig für Hans Seidl: „In der Krise muss man Nähe zeigen“ – daher auch mein Dank an den Maisacher Bürgermeister für dieses Interview.
Mit der rollenden Bürgerinformation geht Maisach neue Wege der Öffentlichkeitsarbeit in der Kommune.
Neue Wege der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern geht derzeit meine Wohnortgemeinde Maisach, im bayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck westlich der Landeshauptstadt München. Es gibt weiterhin das örtliche Mitteilungsblatt in Papier und Online, es gibt weiterhin die klassischen Bürgerversammlungen in den Ortsteilen. Aber es gibt auch die Bürgerinformationstour mit dem Fahrrad im Frühjahr und jetzt im Herbst die rollende Bürgerinformation per Bus. An solch einer Bustouristik nahm ich teil, um die Herausforderungen einer Kommune im Speckgürtel von München besser kennenzulernen.
Zielgruppe waren eigentlich Senioren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, aber da überraschenderweise ein Platz frei wurde, konnte ich die über zweistündige Bustour mitfahren. Start- und Endpunkt war das Rathaus der Gemeinde. Unsere „Reiseleiter“ waren der erste Bürgermeister Hans Seidl und der Kulturreferent Stefan Pfannes, der den geschichtlichen Part mit netten Episoden abdeckte. Die dritte Bürgermeisterin Waltraut Wellenstein war auch an Bord und stand für Fragen zur Verfügung.
Die Gemeinde steht finanziell im Moment sehr gut da. Das ist wichtig, denn die finanziellen Herausforderungen sind enorm. Die Investitionen sind gewaltig: Neue Südumgehung der Gemeinde, Mittagsbetreuung der Grundschüler und zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen. Ich habe ein Videointerview mit Bürgermeister Hans Seidl gemacht:
Geschichte von Maisach
Die Tour ging von Maisach in die Gemeindeteile Malching, Ober- und Unterlappach, Germerswang, Rottbach, Gernlinden und Südumgehung. Sie endete wieder am Rathausplatz. Kulturreferent Stefan Pfannes hatte zu Beginn eine launige Geschichte über das Maisacher Rathaus.
Kinderbetreuung und S-Bahn-Anschluss im südlichen Dorf
In der Frauenstraße wurde über das Ansiedeln eines neuen Kindergartens, -betreuung und -hort auf einem aufgelassenen Gewerbegrundstück spekuliert. Im Moment gibt es im südlichen Dorf keine Betreuung, dafür aber viele Arbeitsplätze. Gleichzeitig gibt es dadurch die Möglichkeit eine Anbindung des Süddorfes an die S-Bahn. Die Verhandlungen mit einem Grundstückseigentümer laufen. Hoffentlich wird dann auch die Frauenstraße als Raserstrecke reduziert.
An dem Grundstück an der Maisacher Frauenstraße kann ein neuer Kindergarten und ein S-Bahn-Zugang entstehen.
Teure Investitionen in Infrastruktur
Die Fahrt durch Malching, das an der S-Bahn liegt, zeigt, dass der Siedlungsdruck auf diesen dörflichen Ort starkt zunimmt. Landwirte lösen ihre Höfe auf und Bauträger investieren in Wohnbebauung. Die Gemeinde muss dann die notwendige Infrastruktur schaffen und die sei teuer, so Bürgermeister Seidl. Ähnlich seien die Verhältnisse in Oberlappach.
Dörfliche Struktur erhalten
In Rottbach mit Kirche und Wirtshaus will die Gemeinde die dörfliche Struktur erhalten. Der Ortsteil dürfe sich nicht zum anonymen Schlafdorf verändern.
Aldi neben Rewe
Beim Großen Wertstoffhof der Gemeinde soll neben dem bestehenden Rewe ein Aldi errichtet werden. Persönlich halte ich diese Entwicklung für falsch, denn als Mittelständler bevorzuge ich inhabergeführte Geschäfte wie den Edeka im Ortsmittelpunkt. Zudem habe ich Probleme mit der Preispolitik des Discounters, der auf Geiz ist geil setzt.
Übrigens, wer nicht weiß, wie es in die Tiefgarage vom Edeka geht, dem sei dieses Video empfohlen. Auch in einer Tiefgarage kann man wunderbar parken:
Brückensanierung über die S-Bahn
In Gernlinden mit seinen höheren Grundstückspreisen im Vergleich zu Maisach aufgrund des höheren Baumbestands in den Grundstücken wird im Bereich des Sportplatzes gebaut. Die finanzielle Herausforderung seien die beiden Brücken über die Eisenbahn. Beide Brücken müssen in den nächsten drei Jahren saniert werden, dafür muss die Bahnstrecke München-Ausgburg für diese Sanierungsarbeiten gesperrt werden.
Die Brücken über die S-Bahn-Gleise in Gernlinden müssen saniert werden.
Verzögerung bei der Südumgehung von Maisach
Die Südumgehung von Maisach ist im Plan und verzögert sich dennoch. Das Bauunternehmen arbeitet mit Hochdruck, doch es fehlen die Arbeitskräfte und es fehlt Teer/Bitumen durch das Raffinerie-Unglück in Vohburg. Der Unterbau der Straße sei fertig. Ab 22. Oktober 2018 werde die Strecke komplett asphaltiert. Dann müsse die Straße nur noch angeschlossen werden. Über den Fertigstellungstermin konnte sich der Bürgermeister nicht äußern, erst müssten die Arbeiten in den kommenden Tagen abgewartet werden.
Die Finanzen von Maisach
„Wir sind im Moment gut aufgestellt“, so Bürgermeister Hans Seidl zu den Finanzen. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde liege bei 45 Euro pro Bürger, der Landesdurchschnitt liegt bei knapp 1000 Euro. Aber das Geld von 19 Millionen Euro Rücklagen auf der hohen Kante werde für die Investitionen benötigt.
Ich hatte in meinem persönlichen Archiv einen Wasserschaden. Ein Kaltwasserventil war undicht und es tropfte in einen meiner Archivräume im Keller. Es muss schon eine ganze Weile getropft haben, denn der Schaden war enorm. Es erwischte einen Teil meiner Sammlung, die komplett aufweichte. Um die paar Holzregale war es mir nicht schade, aber um viele Inhalte tut es mir weh, persönlich und materiell.
Was wurde alles getroffen? Zunächst zahlreiche Bücher. Sie sogen das Wasser auf und sind komplett unbrauchbar. Es handelte sich in der Regel um Fotobücher. Darunter waren Erstausgaben von Büchern über den 11. September von Magnum, Fotobände von Annie Leibovitz, die BILD-Sonderausgabe und Wirtschaftswunder-Ausgabe von Taschen in der Erstauflage, ein paar Bücher von Helmut Newton, ein Sammelband von Tween-Ausgaben und eine Originalausgabe von The end of Print von David Carson. Zudem erwischte es den schweren Ausstellungskatalog zur Documenta aus Kassel und einen Gutenberg-Katalog aus Mainz.
Ein Opfer des Wassers wurden zahlreiche Seminarunterlagen, die ich für meine Arbeit benötige, wie verschiedene Zeitschriften seit den sechziger Jahren, an denen ich die Layoutentwicklung zeige. Sehr ärgerlich, denn ich hatte die Layouts nicht gescannt, weil ich in den Seminaren immer gerne die Originale gezeigt hatte. Außerdem waren einige Bücher über die Geschichte der Fotografie und erste Experimentalbücher über digitale Fotografie darunter. Signierte Ausgaben von Sonderveröffentlichungen sind für den Müll.
Es erwischte auch einen Teil meiner Schallplattensammlung. Ich habe, nein ich hatte, eine große Sammlung von Vinyl-Schallplatten der sechziger und siebziger Jahre. Viele Erstveröffentlichungen von Pink Floyd (noch mit Poster), Emerson, Lake & Palmer als sie noch bei Atlantic unter Vertrag waren, Klaus Schulze Unikate versanken in den Fluten. Mehrere kostbare Dylan-Bootlegs, viele seltene Schallplatten von den Doors, Fats Domino, Buddy Holly und viele mehr wie eine Who Leeds-Ausgabe mit Fotos und Vertragstexten kann ich wegwerfen. Ich habe in den vergangenen Tagen eine Auflistung für die Versicherung gemacht. Mir blutet das Herz als ich die Original-Elvis Scheiben im Wasser sah. Die Covers waren aufgelöst und sogar die Labels von den LPs hatten sich bei einigen Platten gelöst. Der Sammlerwert ist heute nach dem Wasserschaden gleich null.
Einen tiefen Stich gab es im Herzen, als ich sah, dass es auch meine Postersammlung erwischt hatte. Als passionierter Apple Fanboy litten einige Think different-Plakate und 20 Plakate von der MacWorld Expo aus San Francisco mit dem iMac G4 2002 sind unwiderruflich verloren. Sie waren nur noch ein Klumpen. Einige teuere Plakate der ersten iPhone-Kampagne waren auch darunter. Ich bin also in Trauer.
Es wurden die Sachen Zug um Zug fotografiert und eine Liste für die Versicherung geschrieben. Ich hoffe, der Münchener Verein kann den materiellen Schaden ausgleichen. Meine Frau hat sofort unseren Ansprechpartner bei MV informiert. Der immaterielle Schaden ist enorm. Der Schadensregulierer vom Münchener Verein war schon vor Ort und wir haben den Schaden aufgelistet.
Aber bei all den Schattenseiten gibt es auch positives. Ich gehe jetzt daran, mein Archiv neu zu ordnen und zu strukturieren. Zudem haben meine Frau und ich viele Altkleider, Schuhe zu Kleidersammlungen gebracht. Auch Kuscheltiere der Kinder wurden an syrische Kinder gespendet, ich habe darüber gebloggt. Wir haben viele Regalmeter an durchweichten Bretter zum örtlichen Wertstoffhof gefahren und Teile des Kellers und der Garage aufgeräumt. Das hätte ich nicht in Angriff genommen ohne Wasserschaden. Aber ehrlich: Auf dieses Dreckwasser hätte ich verzichten können.
Nach Silvester sammeln sich naturgemäß leere Flaschen im Haushalt ein, die der pflichtbewusste Haushaltsvorstand natürlich zum Altglascontainer bringt. Bei uns im Dorf werden drei Glasfraktionen gesammelt: Weiß, Braun und Grün. Jetzt habe ich aber eine Sammlung von Prosecco-Flaschen, die dummerweise blau sind. Wohin also mit den blauen Flaschen? In welchen Container kommen sie, damit meine Umweltseele ihre Ruhe findet?
Ganz eindeutig: Blaue Flaschen kommen in den grünen Altglascontainer. Grund: Grünglas lässt beim Schmelzen und der Produktion von Neuglas hohe Toleranzen an Fehlfarben zu. Bei braunem Glas hingegen darf nur ein geringer und bei Weißglas kein Fremdanteil vorhanden sein.
Immer wieder hört man den Blödsinn, dass es ja egal sei, in welchen Container man welche Farbe werfe. Schließlich werden das Altglas von einem Lkw abtransportiert. In Internet-Foren lese ich so Sprüche wie: „Hier fliegt sowieso alles in den gleichen Container.“
Das ist natürlich absoluter Schwachsinn. Bei uns im Verlag gibt es die Spezialisten, wenn es um Recycling geht. Meine Kollegen vom Recycling Magazin bestätigten mir: Der Laderaum der Altglas-Lkw ist in drei Kammern eingeteilt, die separat befüllt werden. So bleibt das sortierte Glas nach Farben getrennt. Ich habe mich persönlich davon überzeugt, also ist das Trennen der Flaschen nach Farben absolut sinnvoll.
Spezielle Entsorgungsfahrzeuge mit drei Kammern für die verschiedenen Glasfarben bringen das Altglas in die Aufbereitungsanlagen. Und hier geht es ums Geld, denn Altglas ist ein Wertstoff und Wirtschaftsgut. Dort wird es zerkleinert, von Störstoffen befreit und nochmals nach Farben durch spezielle Lichtschranken feinsortiert. Bei über 1.200 Grad Celsius wird das Altglas geschmolzen. Unter Zumischung von Zuschlagstoffen wird das geschmolzene Altglas mit speziellen Maschinen in die neue Form gebracht.
Die Urlaubszeit nutze ich auch um mich selbst zu reinigen. Nein, nein, ich meine damit nicht, dass ich mich mal wasche. Zum einen gehe ich verstärkt in die Sauna, um ein wenig innere Ausgeglichenheit zu erhalten. In der Sauna bei uns im Dach kann ich prima nachdenken. Es kommt ein bisschen Musik von außen herein und das war es auch schon. Zu Weihnachten habe ich von meiner Frau eine wunderbare Saunaausrüstung bekommen. Flauschige Handtücher, Riechzeugs, Salz, Bürsten – alles was der Saunagänger so braucht.
Zum andere reinige ich mich, in dem ich viel Zeug einfach wegschmeiße. Ein Kollege bei mir im Büro hat es vorgemacht und schmeißt alles weg, was er nicht sofort braucht. Das kann ich als Jäger und Sammler nicht, aber zumindest lernen kann ich etwas. Mein Kollege Thomas Gerlach steht auf Werner Tiki Küstenmacher. Er hat den Besteller „Simplify your life“ geschrieben. Als ich Textchef der PC Professionell war, durfte ich Tiki betreuen. Er hatte damals eine Kolumne für die letzte Seite für uns gemacht. Sehr witzig und sehr deftig – die Zusammenarbeit mit dem Herrn Pfarrer war sehr professionell.
Ich habe meine Papierstapel entsorgt. Sie kennen das: Da gibt es Artikel, die müssen sie unbedingt mal lesen. Oder sie wollen mal eine Story daraus machen, die Infos in einem Seminar verwenden oder einfach nur aufheben. Und was machen Sie? Der Artikel wird herausgerissen und auf einen großen Stapel gelegt. Papier ist geduldig und das Haus bietet viel Platz dafür.
Na gut, ich gestehe. Ganz so einfach konnte ich mich von den Papierstapeln dann doch nicht trennen. Die für mich wichtigen Unterlagen scannte ich mir mit einem Dokumentenscanner ein. So hab ich wenigstens ein hochauflösendes PDF von den wichtigsten Artikeln. Aber es tut gut, die ganzen Stapel ins Auto zu packen und zum Wertstoffhof ins Altpapier zu bringen.
Im Keller ging es weiter: Wir haben Hunderte von Kistchen und Kästchen und Kartons. Alles raus. Ich habe noch ein paar Verpackungen für unsere eBay-Aktivitäten aufgehoben, sonst ist alles raus geflogen. Meine Frau hat sich sogar von ihrem Studentengeschirr getrennt, dass jetzt 100 Jahre in einer Plastikkiste stand und eingestaubt ist.
Ich muss sagen, so ein Großputz reinigt innerlich gewaltig und ich mach weiter. Ein paar Tage Urlaub habe ich noch und wegzuwerfen gibt es noch viel. Vielleicht ist heute ein Stapel mit alten Handwerksbüchern dran, oder mehrere Jahresarchive der Page und MACup? Ich habe beide auf PDF und was soll ich dann mit dem Papier?