
Mit großer Freude sehe ich, dass es endlich die zehnte Version der DTP-Software QuarkXPress offiziell zu kaufen gibt. Quark ist der einzige Hersteller, der den Softwareriesen Adobe im Publishingbereich noch die Stirn bietet. Aber durch die aggressive Preispolitik und guten Support von Adobe und die hervorragende Workflow-Integration der Adobe-Produkte ineinander ist die Luft für Quark dünn geworden. Aber Quark hält sich wacker und wird im Zeiten des eBooks interessanter.

In meinen DTP-Seminaren erkläre ich die Situation wie folgt: Einstmals gab es einen großen König im DTP-Bereich. Sein Name war QuarkXPress. Da gab es einen kleinen Prinzen mit Namen PageMaker, der immer wieder am Thron sägte. Irgendwann gab der kleine Prinz auf und holte seinen größeren Bruder zur Hilfe: InDesign. Anfangs lachte der König, doch dann ging es ihn an den Kragen. InDesign stürzte den König und setzte sich selbst auf dem Thron. Hier eine Version von XPress 2:
Leider war Quark für seinen Sturz selbst verantwortlich. Ein katastrophaler Service war scheinbar das Geschäftsmodell von Quark Chef Fred Ebrahimi. Wir User waren für Fred Ebrahimi wohl nur Melkkühe. Support musste teuer bezahlt werden. Da war es kein Wunder, dass sich viele User von Quark abwandten und zur Adobe wechselten. Aber dies gehört der Vergangenheit an. Aus Quark wurde ein neues Unternehmen. Fred Ebrahimi ging Gott sei Dank von Bord. Neue Leute und frisches Geld wurden in das Unternehmen geholt. Neue Chance, neues Glück.
Ich arbeite mit QuarkXPress seit Version 3 und habe alle Versionen bis dato ausprobiert und ausführlich getestet. Ich erinnere mich noch an die Einführung der Version 3.31 in meinem alten Verlag. Es war mitten in der DTP-Revolution. An meinem ersten Arbeitstag als fest angestellter Mitarbeiter des Verlages ging ich in die Druckvorstufe, um mich als Redakteur bei meinem Technik-Kollegen vorzustellen. Ich fand eine schlechte Stimmung vor. Viele Mitarbeiter wurden am Tag meiner Einstellung gekündigt. Der Grund war die Einführung von XPress. Das bisherige Satzsystem Linotype wurde durch DTP abgelöst. Der Redakteur machte seinen Umbruch am Monitor selbst. Ganzseitenumbruch nannte sich das Zauberwort. Es vernichtete Arbeitsplätze in der Druckvorstufe und sorgte für veränderte Produktionsprozesse in der Redaktion.
Als junger Mitarbeiter fiel mir der Umgang mit dem Rahmenorientierten XPress sehr einfach. Ich fand mich sehr schnell zurecht. Und begann mich mir und mir in die Tiefen der Software einzuarbeiten. Allerdings machte Quark auch bei unserem Verlag den Fehler, die gute Leistung der Software durch einen katastrophalen Support kaputtzumachen. Der Verlag setzte daher mittelfristig auf preisgünstigere Systeme. Ich zog weiter, arbeitet und schrieb Jahrelang als Chefredakteur der MACup über die Software und arbeitete bei verschiedenen anderen Verlagen noch mit XPress. Gleichzeitig arbeite ich mich natürlich auch in die Adobe-Produkte ein. Heute als Trainer muss ich in allen Welten zu Hause sein. Hier Fotos von 2006 bei der Launch-Veranstaltung von XPress 7:
Ich bin daher sehr gespannt, was die zehnte Version von XPress kann. Die neuen Produkt-Features klingen sehr viel versprechend. Jetzt müssen Sie sich in der Praxis beweisen. QuarkXPress 10 wurde komplett überarbeitet. „Die Software ist für Designer, die Print lieben und digital leben“, so der Spruch von Quark. Anwender profitieren von folgenden Vorteilen:
Moderne Architektur: QuarkXPress 10 ist eine native Cocoa-App. Die Konzeption als Cocoa-App bringt QuarkXPress 10 eine Reihe von Vorteilen, einschließlich der Fähigkeit, die neuesten Funktionen von OS X vollständig auszuschöpfen, die Leistung zu maximieren und neue Releases von OS X schnell zu unterstützen.
Neue Quark Xenon Graphics Engine: Die Xenon Graphics Engine ist auf dem neuesten Stand der Technik. Sie rendert PDF-, Photoshop- und TIFF-Dateien in Echtzeit und bietet durch adaptive Auflösung maximale Leistung bei bestmöglicher Darstellungsqualität.
Unterstützung von HiDPI- und Retina-Displays: Mit einer so hohen Pixeldichte, dass das menschliche Auge die einzelnen Pixel nicht mehr unterscheiden kann, wurde jedes Element von QuarkXPress 10 so optimiert, dass die hochauflösenden Retina-Displays optimal ausgenutzt werden.
Verbesserte Digital Publishing Funktionen: QuarkXPress 10 unterstützt sowohl das Erstellen und Ausgeben von eBooks im ePub und Kindle Format, als auch das direkte HTML5-Authoring für App Studio, die Cloud-basierte Digital Publishing Lösung, um professionelle iOS, Android und Web Apps zu erstellen.
QR Code Creator: Erstellen und gestalten von vektorbasierten Quick-Response-Codes direkt in QuarkXPress.
Typografiefunktionen für ostasiatische Sprachen in allen Editionen: Ab jetzt unterstützt jede Version von QuarkXPress 10 Funktionen für ostasiatischen Sprachen einschließlich vertikalem Textfluss, phonetischen Text-Zeichensätzen (Rubi) und Zeichenraster.
Mehr als fünfzig weitere Verbesserungen: Durchgängige Transparenz für PDF-Dateien, Druckvorschau, Optimierung der Béziér-Pfad-Werkzeuge, Verbesserung der Ebenen-Funktionen und vieles mehr.
Hier Screenshots von der neuen Version:
Die komplette Liste der Features gibt es hier. Ich bin, wie gesagt, sehr, sehr gespannt.