Da beißt er wieder: Christopher Lee als Dracula in Blut für Dracula.
Als Vampirfan freue ich mich immer wieder, wenn der Chef der Beißer Dracula aufersteht und mir ein Schauern über den Rücken laufen lässt. Der beste Dracula-Darsteller ist für mich Max Schreck, aber vor allem hab ich Christopher Lee in der Rolle des beißenden Grafens liebgewonnen. So war es mal wieder an der Zeit, den Klassiker Blut für Dracula anzusehen.
Es war die erste Fortsetzung der erfolgreichen Hammer-Verfilmung Dracula von 1958. Terence Fisher saß 1965 wieder auf dem Regiestuhl und die Produktionsgesellschaft Hammer kurbelte in Windeseile Dracula- und andere Horrorfilme herunter. Sie wurden vom Publikum geliebt und von Kritikern gehasst. Ich mag die bunten Aufnahmen, das theatralische Gespiele und die seichten Storys. Blut für Dracula hat so eine seichte Story. Es geht die Mär, dass Christopher Lee sich weigerte die schlechten Dialoge zu sprechen und so fauchte der Graf in dieser Verfilmung nur und fletschte die Zähne. Für mich kommt dabei das Diabolische von Dracula sogar noch besser zur Geltung. Im dritten Teil Draculas Rückkehr durfte der Graf dann wieder sprechen – es war wohl das Drehbuch besser.
Dieses Mal spricht Dracula nicht und faucht nur.
Handlung von Blut für Dracula
Die Handlung ist einfach: Dracula wird von seinem treuen Diener wiederbelebt durch das Ausbluten eines Opfers auf der Asche Draculas. Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Dracula stirbt im ersten Teil durch das Sonnenlicht und zerfällt zu Staub – diese Szene sehen wir zu Beginn des Films. Dann beißt der Graf die attraktive Barbara Shelley, die vielleicht weniger für ihre großartige Schauspielkunst als vielmehr aufgrund ihrer zwei überzeugenden Argumente die Rolle des ersten Opfers spielen durfte. Nach ein wenig Blabla über Vampirismus wird Dracula dann nach einer Verfolgungsjagd zur Strecke gebracht in dem er in den Fluten seines Burggrabens versinkt. Wir alte Vampirjäger wissen ja, dass Vampire Gewässer nicht so mögen.
Barbara Shelley ist das erste Opfer.
Blut für Dracula ist Kult
Was schnell heruntergekurbelt wurde, ist heute Kult. Ich mag die Schlosskulissen der Hammer-Studios, die gleich auch für ein den unwichtigen Streifen Rasputin, der wahnsinnige Mönch herangezogen wurden. Natürlich hat das Schloss nichts mit Rumänien zu tun, macht aber dennoch Spaß. Es liegt übrigens im Film bei Karlsbad – also etwas wirre Geografie.
Das Pfählen erinnert an eine Vergewaltigung.
Interessant findet ich aber die Erlösung von Barbara Shelley, die eine Helen Kent spielt. Vier Mönche halten die zum Vampirmutierte Helen auf einem Tisch fest – je ein Mönch an Armen und Beinen. Der Abt nimmt den Pfahl, schlägt mir dem Hammer zu und erlöst die Leidende. Es erinnert doch sehr an Vergewaltigungsszene. Hobbypsychologen werden an diesem Film ihre Freude haben. Da war mir der gute Doktor Van Helsing alias Peter Cushing im Opener des Films dann doch lieber. Und dennoch hat mir Blut für Dracula eineinhalb Stunden Spaß bereitet und ist mir wesentlich lieber als alle Twightlights und Vampir Tagebücher dieser Welt.
Im Großen und Ganzen kommt in diesem Blog wenig Politik vor. Ab und zu schreibe ich etwas zur Netz-, Kultur- und auch Bildungspolitik. Aber heute platzt mir der Kragen. Mir wird ganz anders, wenn ich in den sozialen Netzwerke die bewusste und unbewusste Hetze gegen Flüchtlinge beobachte. Ja, dieses Land hat Probleme. Es sind Probleme des Kopfes.
Vermehrt lese ich in Facebook und anderen Netzwerken dumpfe, ganz dumpfe Sprüche. Es beginnt mit so Kommentaren „ein Deutscher macht das nicht“ und endet mit dem klaren Aufruf zum Rassenhass. In welchem Land lebe ich bloß? Meine Eltern haben mich erzogen, Achtung vor dem Leben zu haben. Was haben diese Leute für eine Kinderstube?
Dann lese ich von Gerüchten über Vergewaltigungen. Es wird eine Geschichte in Holzkirchen publiziert, die sich als Ente herausstellt. Asylbewerber führen sich auf wie Sau. Diese erfundenen Berichte müssen dann von der Polizei dementiert werden. Einfach etwas erfinden und die dumme Meute verbreitet es. Dumpfer Nationalismus im Netz. Und dabei sind es nicht mal anonyme Sites und Profile (wie sonst üblich), sondern es wird offen mit Klarnamen gehetzt. Es wird gezündelt, mal verbal, mal real.
In meine Timeline bei Facebook werden Kommentare gespült, die ich nicht unkommentiert lassen will, die ich nicht unkommentiert lassen darf. Den Anfang machten Irrläufer von Pegida und Co. Nachplappern, was braune Hintermänner ersinnen. Immer wieder führe ich Diskussionen im Netz und stelle erschrocken fest, dass Alexander v. Humboldt recht hatte: „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche sich die Welt nie angeschaut haben.“ Das widert mich an.
Unsicherheit spüre ich. Unsicherheit vor Veränderung, vor dem Neuen. Krampfhaft bewahren statt die Zukunft zu gestalten – dies haben sich viele Leute auf ihre Fahnen geschrieben und folgen einfachen Parolen. Leute, was glaubt ihr? Die Welt ist nicht einfach. Kein Führer löst ein Problem auf die einfache Art. Ich erinnere mich an den Woody Allens Film Manhattan und muss lachen, wenn es nicht so traurig wäre:
Die Welt ist in Bewegung. Auf diese Veränderungen mit Angst zu reagieren, ist falsch. Angst war nie ein guter Ratgeber, egal bei welchen Entscheidungen. Ich habe neulich wieder das Buch A Tale of Two Cities von Charles Dickens gelesen, in dem er die Zeiten der französischen Revolution beschreibt. Der Text beginnt treffend: „Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit; es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit; es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens; es war die Zeit des Lichtes, es war die Zeit der Finsternis; es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung.“
Ich höre von rechten Schreihälsen, dass die Kultur des Abendlandes den Bach runter geht. Meine Frage: Was habt ihr mit Kultur zu tun? Was habt ihr mit Werten zu tun? Was haben euch eure Eltern vermittelt?
Zuhören und Konsens finden, das haben mich meine Eltern gelehrt. Das haben mich meine Lehrer in der Schule gelehrt. Toleranz war wichtig. Wir stehen in der Tradition von Kant und dessen kategorischen Imperativ: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ Wir hatten doch das finstere Mittelalter abgelegt. Und doch habe ich das Gefühl, dass der Malleus Maleficarum für viele noch gilt, eben ein Hexenhammer in abgewandelter Form. Einfache Rezepte gegen eine sich ändernde Welt.
Da tut ein Kommentar von Anja Reschkes vom NDR gut, auch wenn ich ihre Art der Moderation in der TV-Sendung Panorama sonst nicht so mag.
Bei uns in Bayern habe ich die Libertas Bavariae schätzen gelernt. Leben und leben lassen – und für die Preußen gilt der Spruch von Friedrich II.: „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“ Aber was zu weit geht, geht zu weit. Hetze hat nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun.
In Facebook muss ich schlucken, wenn ich diesen Hass lese. Ob ich will oder nicht, muss ich mich bei den Posts in Facebook mit dem amerikanischen Kulturbegriff auseinandersetzen. Das tut mir manches Mal weh. Hin und wieder melde ich bei Facebook Personen, die mir als Demokrat gegen den Strich gehen. Aber oftmals vergeblich. Das US-Unternehmen Facebook stuft die freie Meinungsäußerung des Einzelnen höher ein als demokratische Spielregeln. So ist das mit Facebook. Nackte Tatsachen werden geblockt, brutale Hetze ist Meinungsäußerung und bleibt im Netz. Aber dennoch: Viele Kommentare auf Anti-Asyl-Seiten im Netz erfüllen Straftatbestände. Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz stuft inzwischen 53 Facebook-Seiten als rechtsextremistisch ein.
Mit Genugtuung, ich kann es nicht anders sagen, stelle ich fest, dass unsere Staatsanwälte aktiv werden. Ich lese, dass Hetzer im Internet vor deutsche Gerichte gestellt und verurteilt werden. Ein paar Ortschaften weiter zum Beispiel 4500 Euro Strafe für Ausländerhetze in Facebook.
Neulich habe ich von einer Aktion gelesen. Ein User schrieb: „Nazikommentare und anderer Scheiß werden von mir zuerst gescreenshootet und dann gelöscht. Danach werde ich daraus einen eigenen Beitrag machen, mit einem Bild mit all diesen Kommentaren und euch darauf wieder markieren. Und eure Arbeitgeber und Schulen. Und dann könnt ihr das ja mal gern im richtigen Leben ausdiskutieren, was ihr im Netz so absondert.“ Ich denke, dass die Aktion wohl eine Urheberrechtsklage wegen der verwendeten Fotografien einbringt, aber dieser Post zeigt gut, wie sehr die Auseinandersetzungen im Netz skalieren.
Auf klassischen friedlichen Protest setzt meine Bekannte Anett Gläsel-Maslov. Sie ruft via Facebook zur Unterstützung der Aktion #1000malwillkommen auf. Es sollen dabei 1000 Fotos zusammenkommen, die den Schriftzug Willkommen in die Kameralinse halten. Hier wird in Facebook ein eindrucksvolles visuelles Zeichen gesetzt.