Posts Tagged ‘Liebeserklärung’

Leimtopf, Honigtopf oder Chips – von kitschigen und kuriosen Kosenamen

12. Februar 2022

Der Valentinstag am 14. Februar steht vor der Tür und viele Paare werden diesen Tag wieder zum Anlass nehmen, um ihrem Schatz zum Beispiel etwas zu schenken. Oder ihrem Schnucki, ihrem Mausebär, ihrem Pupsi …

Zum Valentinstag gibt es bei der Bäckerei Martin Reicherzer in FFB schöne Herzen. Foto: Reicherzerer

Die Sprachlernplattform Babbel hat den kommenden Tag der Liebenden genutzt, um sich mit den gängigen, zumeist eher kitschigen, aber auch den etwas kuriosen Kosenamen in verschiedenen Sprachen zu beschäftigen. So gelingt ein kleiner Blick in die (verliebten) Köpfe der jeweiligen Kultur.

Französisch
Wie wohl überall sind die Klassiker unter den Kosenamen auch im französischsprachigen Raum weit verbreitet:„Chéri(e)“ (Liebling, Schatz), „mon amour“ (meine Liebe) oder „mon cœur“ (mein Herz). Wer seinen Liebsten oder seine Liebste aber auch mal ein wenig triezen möchte, verwendet in solchen Fällen gerne Namen wie „mon paresseux / ma paresseuse“ (Faulchen, Fauli), wenn jemand zu Faulheit oder Trägheit neigt; „ma guidoune“ (Aufmerkamkeitssuchende:r), wenn jemand sehr viel Aufmerksamkeit einfordert oder auch „mon pot de colle“ (mein Leimtopf) für jemanden, der sehr anhänglich ist und nicht die Finger von dem oder der Liebsten lassen kann. Von der Kulinarik abgeleitet sind auch „mon petit chou“ (mein kleiner Kohl) und „mon saucisson“ (mein Würstchen).

Spanisch
Der allgegenwärtige Liebling heißt im Spanischen „cariño“, wird jedoch auch häufig abgekürzt („cari“) oder verniedlicht („cariñito“). Ähnlich abgewandelt wird auch „amor“ (Liebe), nämlich in „amore“ oder „amorcito“. Besonders ausgefallen wird es wieder bei diesem „leckeren“ Kosenamen: „media naranja“. Die Liebeserklärung bedeutet so viel wie „eine halbe Orange“ und drückt aus, dass der oder die Liebste die andere Hälfte von einem selbst ist.

Schwedisch
Unter die Kategorie liebevolle aber auch leicht triezende Kosenamen fallen im Schwedischen „tjockis“ (Dickerchen) und „gullegris“ (goldenes Schwein), die den nicht ganz so subtilen Hinweis geben, dass der oder die Betitelte etwas träge und weniger fit ist. Der Kosename „sötnos“ auf der anderen Seite bedeutet wortwörtlich „Süßer Nase” oder vielmehr „Süße Schnauze.” Tierisch lieb.

Italienisch
Italienischsprachige Herzensbrecher:innen betonen mit dem Namen „cucciolo“ (wörtlich: Jungtier/Welpe) mit Vorliebe die Niedlichkeit des Partners oder der Partnerin. Frauen werden im Italienischen auch als „rimba“ angesprochen – auf liebevolle Art und Weise wird so ausgedrückt, dass diejenige gerade ein wenig zerstreut ist. Unter dem aktuellen, wenig erfreulichen Pandemie-Umstand sticht ein italienischer Kosename besonders hervor: „microbino mio“ (wortwörtlich: mein Mikröbchen). Mit anderen Worten: eine Verniedlichung im Extremfall.

Niederländisch
Was für eine geschmackvolle Liebeserklärung: Auch im Niederländischen geht Liebe durch den Magen, weshalb der oder die Liebste schon mal als „patatje“, also als Chip bzw. Pommes frites betitelt wird – ein Snack, der wahres Comfort-Food ist.
Ein Kosename, der nur in stabilen und humorvollen Beziehungen und am besten auch nicht in Anwesenheit Anderer verwendet werden sollte, ist „poepie“ (Pups) oder auch „scheetje“ (kleiner Furz).

Dänisch
Schatz – den Klassiker unter den Kosenamen gibt es natürlich auch im Dänischen: „elskling“. Er wird abgeleitet vom Verb lieben – at elske. Zwei neckende Kosenamen, die vor allem für Männer verwendet werden, sind das selbsterklärende „bandit“ und „honningprut“, das so viel wie Honigtopf bedeutet und sich auf einen anhänglichen, offenbar aber auch süßen Mann bezieht. Abhängig davon, wie sehr man Lakritze mag, kann man seine Liebsten auch „dropje“ nennen – also kleiner Lakritz-Bonbon.

Und zum Schluss eine ehrenvolle Erwähnung: Die kurze tibetische Liebeserklärung „Nyingdu-la“ übertrumpft alle anderen und wird übersetzt als „hochverehrtes Gift meines Herzens“. Das bedeutet, trunken vor Liebe zu sein.

Ich bleibe bei den Bäcker-Herzen meines Bäckers und hab einen Podcast dazu gemacht:

Film- und Musiktipp: Playgirl (1966)

16. August 2021

Es gibt Filme, die mir völlig unbekannt waren und die mich von den ersten Minuten an total faszinieren. Ein solcher Film ist Playgirl als dem Jahre 1966 von Will Tremper. Hier passt alles zusammen: Regie, Kamera, Darsteller, Musik und Drehort.

Playgirl spielt in Swinging Berlin 1965. Es war die Zeit vor den Studentenprotesten, APO und SDS, die sattsam filmisch verbraten wurden. Es war eine Zeit, in der mir das Berlin des Jahre 1965 unbekannt war. Der Übergang von einer zerstörten Hauptstadt des Dritten Reiches in eine pulsierende Metropole. Beide Themen waren exzellent angerissen und in die Handlung integriert. So eine Stadtatmosphäre eines Nachkriegsberlins habe ich bisher nur beim genialen Billy Wilder in Eins, zwei, drei erlebt.
Nun, Playgirl von Will Tremper ist unter der Oberfläche ein politischer Film, vielmehr ist er eine schön erzählte, rasante Geschichte mit einer Prise Gesellschaftskritik. Neue, moderne Zeiten brechen an. Regisseur Willi Tremper drehte in seiner Karriere vier Filme und war sonst als Journalist und Autor unterwegs. Sein Die endlose Nacht von 1963 erhielt einige Preise beim Deutschen Filmpreis. Ich muss den Film noch sehen und habe ihn auf meine Watchlist gesetzt.

Playgirl erzählt die Geschichte des lebensfrohen Models Alexandra Borowski, dargestellt von Eva Renzi, die ihr Glück in Berlin sucht und Männer und Situationen für ihre Zwecke ausnutzt. Im Grunde eine Art IT-Girl der sechziger Jahre. Uschi Obermeier ohne Politik, wenn man so will.


Als ich die DVD in den Player lag, erschien das Gesicht der wunderschönen Eva Renzi. Ich habe sie gleich erkannt, weil sie ein paar Jahre später in Rainer Erlers ersten Teil des Blauen Palais spielte, der zu meinen Lieblingen gehört.
Warum kam ich jetzt auf Playgirl, der bereits 2006 auf DVD erschien und 2014 wunderschön wieder aufgelegt wurde? Es war die Musik, die mich interessierte. Der Komponist des Films war Peter Thomas. Der Score wurde damals unter dem Namen von Klaus Dollinger vermarktet, weil Polydor wohl meinte, es sei der bekanntere Name. Aber der legendäre Peter Thomas komponierte die meisten Stücke des Scores in seiner typischen Manier und typischen flotten Sound aus Jazz, Beat und Easy Listening. Thomas, über den ich ja bereits zu Raumpatrouille und die Schlangengrube und das Pendel begeistert gebloggt habe, hat hier wieder seine musikalische Magie bewiesen. Thomas bewegt sich mit Charme und Esprit in der Welt Berlins. Film und Musik sind für mich eine wunderbare Liebeserklärung des Berlins des Jahres 1965.
Sowohl Film als auch Score wurden mir von Walter Potganski von moviemax aus München dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

New York Reiseführer – Meine Reiseimpressionen Teil 16

25. Januar 2017

Die Entscheidung nach New York zu fahren lag an K2. Im vergangenen September hatte ich groß getönt, wenn der Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewinnt, dann fährt die Familie Silvester nach New York. Die große Klappe konnte ich mir leisten, da damals Hillary Clinton ganz weit vorne lag. Am Wahltag schaute ich doof aus der Wäsche und K2 erinnerte mich an mein Versprechen. So wurden Flug und Hotel gebucht, denn Versprechen gilt es einzuhalten.


Mit dem Zeitpunkt begann ich auch, meine New York-Reiseführer aus meinen Archiv herauszuholen. Was wollten wir alles besichtigen? Ich habe rund zehn Bücher über New York, klassische Führer mit so genannten Insider-Tipps. Wenn ich ehrlich bin: Ich habe keinen einzigen angeschaut. Ich habe mich komplett im Internet in der Blogosphäre umgesehen, habe ein paar Freunde vom Bloggerclub gefragt und bei meinen New York-Bekannten angeklopft. Irgendwie hatte ich keine Lust, klassische Reiseführer zu wälzen. Aber zwei Ausnahmen gab es dennoch: Ich habe ausführlich zwei Fotobücher genossen: New York von Jeff Chien-Hsing Liao und New York von Serge Ramelli. Das eine Buch ist in Farbe, das andere Buch in Schwarzweiß – beide Bücher bieten einen aktuellen Blick auf Big Apple, auf die Stadt die niemals schläft.


Ich liebe Fotobücher, sehr zum Leidwesen meiner Frau. Fotobücher sind teuer und nehmen viel Platz weg, aber gute Fotobücher erzählen Geschichten. Sie bilden nicht nur die Wirklichkeit ab, sondern wenn sie gut gemacht sind, dann geben sie Inspiration und Motivation. Sie erzählen Geschichten aus einer fremden Welt, von bekannten und unbekannten Orten. So ging es mir mit diesen beiden New Yorker-Fotobüchern. Wenn ich ehrlich bin, dann schaute ich auch noch in ein drittes Buch: Humans of New York. Über diesen Klassiker der Street-Fotografie habe ich ja früher bereits gebloggt. Aber da ich dieses Mal mit Familie unterwegs war, rutschte das Thema Street-Fotos etwas in den Hintergrund und ich will meinen Focus auf die klassischen Bildbände mit Motiven der Stadt legen. Dennoch klarer Buchtipp für Humans of New York.

Jeff Chien-Hsing Liao: New York
Jeff Chien-Hsing Liao zeigt uns großformatige Bilder und bewegt sich auch abseits der touristischen Routen der Stadt. Freilich, Schmelztigel wie Time Square dürfen nicht fehlen, aber Jeff Chien-Hsing Liao wirft auch einen anderen Blick auf seine Stadt New York. Seine Bilder sind extrem detailliert, aufgenommen mit einer Großformatkamera und anschließend nachbearbeitet.

Als Betrachter hatte ich das Gefühl, in die Szenerie der Fotos einzutauchen und die Atmosphäre aufzusaugen. Es ist anders wie bei klassischen Bildbänden. Ich bin wirklich an den Ort teleportiert und blicke nicht wie ein Betrachter von außen auf das Motiv. Hier zeigt sich das geniale Talent von Jeff Chien-Hsing Liao.

Serge Ramelli: New York
Den Namen Serge Ramelli kannte ich vor allem von Photoshop- und Lightroom-Tutorials aus dem Netz. Er ist ein großer Magier der Adobe-Software. Der Franzose hat ein gewaltiges Fotobuch über seine Heimatstadt Paris auf den Markt gebracht.

Atemberaubende Schwarzweiß-Fotos von der Stadt der Liebe. Nicht ganz so perfekt ist sein Fotobuch über New York geworden, aber dennoch ist es eine Inspiration für mich gewesen. Das ging sogar soweit, dass ich einen kleinen Fotoblog mit Schwarzweiß-Bilder eingerichtet habe, in dem ich unregelmäßig Bilder poste. Ramelli ist der klassische HDR-Fotograf, der am Rechner seine Bilder nachbearbeitet. Ich bin nicht von allen Motiven begeistert, die er von New York geschossen hat. Manche Aufnahmen sind großartig, manche sind langweilig und die Luftbilder aus dem Heli sind etwas unscharf. Er besucht vor allem die touristischen Plätze und zeigt uns ein New York in Schwarzweiß – für mich eine Liebeserklärung an die Stadt wie Woody Allens Manhatten.

Vielen Dank
Mit diesem Beitrag beende ich meine New York-Serie und freue mich über die große Resonanz. Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und Klicks. Mal sehen, wohin mich meine nächsten Reiseimpressionen mich führen. Ich kehre damit wieder zu meinen gewohnten Beiträgen zurück.