Posts Tagged ‘Rainer Erler’

Rainer Erlers Meisterwerk Fleisch (1979) optisch überarbeitet

31. Dezember 2022

Es gibt Filme, die muss ich mir einfach alle paar Jahre ansehen. Und da ich mir eine neu abgetastete Version von Rainer Erlers Meisterwerk Fleisch auf Bluray zugelegt habe, stand dieser Klassiker von 1979 auf meinen Filmprogramm.

Fleisch ist die deutsche Version von Michael Crichtons Film Coma aus dem Jahr 1978. Der US-Film basiert auf dem Roman von Robin Cook und greift das Thema Organhandel in der Version eines Hollywood-Films auf. Fleisch von Rainer Erler erschien 1979, basierend auf seinem Roman, der damals bei Goldmann erschienen ist. Das ZDF hat den Film ausgestrahlt und meine Eltern diskutieren damals beim Abendessen, ob so etwas wie kommerzieller Organhandel möglich sei. Ich war zu jung, um den Film damals zu sehen, geschweige denn die Tragweite zu verstehen. Aber das holte ich später nach, als ich die Filme des genialen Regisseurs Rainer Erler verschlang und auch seine Bücher in den verschiedenen Ausgaben aufkaufte.

Die neue Bluray von Fleisch ist remastered in 2K und optisch eine deutliche Verbesserung meiner DVD von Eurovision, aber natürlich optisch nicht mit heutigen Produktionen vergleichbar. Ich werde meine DVD trotz Bluray behalten, denn ich habe darauf ein Autogramm der damaligen Hauptdarstellerin Jutta Speidel. Ich habe die Schauspielerin mal auf einer Veranstaltung in München getroffen und bat sie um ein Autogramm. Sie war wohl besorgt, dass ich sie wegen der Nacktszenen im Film mit ihrem damaligen Ehegatten Herbert Herrmann ansprechen werde, aber ich wollte nur etwas über die Regiearbeit von Rainer Erler erfahren. Mit den Worten „Ach der Rainer“ unterschrieb sie und verschwand. Nun hab ich die Bluray und vielleicht ergibt sich nochmal eine Autogrammgelegenheit mit dieser tollen Schauspielerin und ein paar Worte mehr zu Rainer Erler.

Und die Bluray beinhaltet einen alternativen Start und Ende des Films, aber das Wichtigste sind drei sehr seltene Videointerviews von Erler. Gerne, sehr gerne würde ich mit dieser Regielegende sprechen, wenn er bei sich in Oberbayern und nicht in Perth in Australien weilt. Er wohnt ja nur ne halbe Stunde entfernt. Mailkontakt hatte ich früher schon mal mit ihm, während er in Australien weilte. Es gibt für mich nur zwei wirklich wichtige lebende deutsche Regisseure: Der eine ist Rainer Erler, der andere ist Hans-Jürgen Syberberg.
Beim Genießen von Fleisch ist mir aufgefallen, wie sehr Erler die Totale liebt. Völlig ungewohnt unter heutigen Betrachtungsweisen, aber wunderbar anzusehen. So wird aus Fleisch nicht nur ein packender Thriller, sondern auch ein großartiges Roadmovie. Erler greift Elemente von Sam Peckinpahs Convoy auf und liefert als Deutscher einen wesentlichen Beitrag zur US-Landschaft, wie einstmals auch Wim Wenders.

Es gibt auch eine Neuverfilmung von Fleisch von Regisseur Oliver Schmitz. Statt in den USA spielt er Film in Südafrika. Ist auch interessant, aber kommt für mich lange nicht an das Original heran. Er ist klassische Pro7-Unterhaltung ohne die inhaltliche und intellektuelle Tiefe von Rainer Erlers Meisterwerk.

Film- und Musiktipp: Playgirl (1966)

16. August 2021

Es gibt Filme, die mir völlig unbekannt waren und die mich von den ersten Minuten an total faszinieren. Ein solcher Film ist Playgirl als dem Jahre 1966 von Will Tremper. Hier passt alles zusammen: Regie, Kamera, Darsteller, Musik und Drehort.

Playgirl spielt in Swinging Berlin 1965. Es war die Zeit vor den Studentenprotesten, APO und SDS, die sattsam filmisch verbraten wurden. Es war eine Zeit, in der mir das Berlin des Jahre 1965 unbekannt war. Der Übergang von einer zerstörten Hauptstadt des Dritten Reiches in eine pulsierende Metropole. Beide Themen waren exzellent angerissen und in die Handlung integriert. So eine Stadtatmosphäre eines Nachkriegsberlins habe ich bisher nur beim genialen Billy Wilder in Eins, zwei, drei erlebt.
Nun, Playgirl von Will Tremper ist unter der Oberfläche ein politischer Film, vielmehr ist er eine schön erzählte, rasante Geschichte mit einer Prise Gesellschaftskritik. Neue, moderne Zeiten brechen an. Regisseur Willi Tremper drehte in seiner Karriere vier Filme und war sonst als Journalist und Autor unterwegs. Sein Die endlose Nacht von 1963 erhielt einige Preise beim Deutschen Filmpreis. Ich muss den Film noch sehen und habe ihn auf meine Watchlist gesetzt.

Playgirl erzählt die Geschichte des lebensfrohen Models Alexandra Borowski, dargestellt von Eva Renzi, die ihr Glück in Berlin sucht und Männer und Situationen für ihre Zwecke ausnutzt. Im Grunde eine Art IT-Girl der sechziger Jahre. Uschi Obermeier ohne Politik, wenn man so will.


Als ich die DVD in den Player lag, erschien das Gesicht der wunderschönen Eva Renzi. Ich habe sie gleich erkannt, weil sie ein paar Jahre später in Rainer Erlers ersten Teil des Blauen Palais spielte, der zu meinen Lieblingen gehört.
Warum kam ich jetzt auf Playgirl, der bereits 2006 auf DVD erschien und 2014 wunderschön wieder aufgelegt wurde? Es war die Musik, die mich interessierte. Der Komponist des Films war Peter Thomas. Der Score wurde damals unter dem Namen von Klaus Dollinger vermarktet, weil Polydor wohl meinte, es sei der bekanntere Name. Aber der legendäre Peter Thomas komponierte die meisten Stücke des Scores in seiner typischen Manier und typischen flotten Sound aus Jazz, Beat und Easy Listening. Thomas, über den ich ja bereits zu Raumpatrouille und die Schlangengrube und das Pendel begeistert gebloggt habe, hat hier wieder seine musikalische Magie bewiesen. Thomas bewegt sich mit Charme und Esprit in der Welt Berlins. Film und Musik sind für mich eine wunderbare Liebeserklärung des Berlins des Jahres 1965.
Sowohl Film als auch Score wurden mir von Walter Potganski von moviemax aus München dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

Meine zehn unvergesslichen Bücher

4. August 2018

Immer wieder geistern Aktionen durch soziale Netzwerke wie unlängst, bekannte Kunstwerke aus Toast nachzubilden. Fand ich irre witzig, kam aber zu spät mit meinem Frühstückstoast. Aber vor kurzem sprang ich auf einen solchen Zug auf. Es galt Bücher zu nennen, die einen in seinem Leben beeinflusst haben. Als Büchermensch und Leseratte musste ich einfach an dieser Aktion mitmachen und ich nahm das Angebot von meinem Kollegen Harald Baumer an. 

Ich postete zehn Tage lang Bücher, die mir etwas bedeuten und konnte zahlreiche meiner (virtuellen) Freunde ermutigen, es auch zu tun. Dazu postete in Twitter, Instagram und Facebook ich folgenden Text: „10 unvergessliche Bücher in 10 Tagen. Heute x/10. Kein Kommentar, keine Erklärungen, nur der Titel. Wer hat Interesse, mitzumachen? Würde mich bei vielen meiner Freundinnen und Freunde interessieren, welche Lektüre für sie wichtig war.“

Die Auswahl meiner Lieblingsbücher

Dieser Aktion ging eine Auswahl von Büchern voran und ich sage euch, das wahr echt schwer. Zunächst machte ich ein Brainstorming und sammelte Bücher. Es kamen rund 40 Bücher zusammen, also eindeutig zu viel. So ließ ich die Sache ein paar Tage ruhen und dachte dann nochmals nach und kam dann auf nochmals zehn weitere Bücher. Dann kam in einer Gewaltaktion das Ausmisten. Ich zog mich in mein Kellerarchiv zurück und holte die Bücher hervor. Da ich nichts wegwerfen kann, standen die Bücher geordnet in den zahlreichen Regalen. Bücher, die nicht an ihrem Platz waren, wurden gleich von der Liste gestrichen. So kam es, dass Stanisław Lems Klassiker Solaris gekillt wurde, weil das Buch nicht da war. Hatte ich es verliehen? Wo ist dieses Buch? Also, was nicht da ist, fliegt raus. 

Dann strich ich Bücher von Lieblingsautoren, die ich als Autor verehre, aber keine einzelnes Buch hervorheben will. Hier strich ich Edgar Allan Poe, ETA Hoffmann, Heinrich Heine, Philipp K. Dick und Sir Arthur Conan Doyle von der Liste. Dann musste ich mich entscheiden, dass ich von manchen Autor keine zwei Bücher benennen wollte. Hier blieben dann beispielsweise die Robotergeschichten von Asimov auf der Strecke oder Tolkiens Silmarillion. 

Dann wurde es nochmals hart: Ich musste ja auf zehn Bücher kommen und ich strich weitere Autoren und deren Bücher. Dabei waren beispielsweise Arthur C. Clarke, Stephen King (Dead Zone oder Shining), nochmals Lem mit seinen Sterntagebüchern. Goethe kam ebenso wie Shakespeare nicht auf die finale Liste, auch leider nicht Mary Shelly und ihr Frankenstein, ein Buch, das dieses Jahr 200. Geburtstag feiert und ich in einen eigenen Blogpost würdigen werde. Traurig war ich auch über das Streichen von Truman Capote und vor allem Tom Wolfe mit seinem Fegefeuer der Eitelkeiten. Dann entschied das Los und ich kam endlich auf meine zehn Bücher. Ich stelle fest, dass ich die fantastische Literatur bevorzuge. 

Also das sind meine zehn finalen Bücher: 

1 Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

2 Dante: Göttliche Komödie

3 Bret Easton Ellis: American Psycho

4 J.R.R. Tolkien: Herr der Ringe

5 Isaac Asimov: Foundation-Trilogie 

6 Frank Herbert: Der Wüstenplanet

7 Thomas Mann: Die Buddenbrooks

8 Richard Scarry: Mein allererstes Buchstabenbilderbuch  

9 Bram Stoker: Dracula 

10 Rainer Erler: Das blaue Palais  

Wer mitmachen will, ist gerne aufgerufen. Ich habe gesehen, es gibt so eine ähnliche Reihe mit Schallplatten, die einen am meisten bedeuten. Mal sehen, ob ich diese Challenge annehme. Die Bücher waren ein Anfang und wir wissen ja, im Web lieben wir diese Listicle.

Würdigung für Rainer Erler

28. November 2013

Natürlich habe ich meine Regiegötter wie Kubrick, Bergmann, Hitchcock. Aber es gibt auch andere, die immer etwas im Hintergrund standen, aber mein filmisches Leben stark beeinflusst haben. Dazu gehört vor allem auch Rainer Erler.

Seine Filme und Bücher haben mich geprägt und mich für Science Fiction und Science Fact sozialisiert. So freut es mich sehr, dass Erler von der Branche nicht vergessen wurde. Vor kurzem wurde der TV-Filmregisseur mit dem Deutschen Regiepreis Metropolis ausgezeichnet. Was mich massiv ärgert ist, dass ich nicht dabei war. Darüber bin ich echt sauer. Ich hätte Rainer Erler für mein Leben gerne getroffen und mit ihm gesprochen.

Nun es ist, wie es ist. Mit der Ehrung würdigte der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure Erlers Lebenswerk. Der 80-Jährige gilt als der bedeutendste Autor und Regisseur deutscher Fernsehfilme, begründete die Jury ihre Entscheidung. Eine ausführliche Würdigung gibt es auf der Website des Bundesverbandes.

Viele Bücher und Filme hat Erler produziert und endlich gibt es auch das erste eBook beim hockebooks Verlag. Es ist von der hervorragenden Reihe Das blaue Palais. Erschienen ist Das Blaue Palais 1: Das Genie Die Filme wurde ein paar Kilometer von meinem Wohnort entfernt gedreht und immer wieder schaue ich mir die Sachen auf DVD an. Ich habe darüber geschrieben. Ich kann jedem die Filme und die Bücher empfehlen. Sie machen Spaß und regen zum Nachdenken an. Gerade das Thema Ethik in der Wissenschaft wurde in in dem Blauen Palais hervorragend aufgearbeitet. Chapeau Herr Erler.

Mein Autogramm von Rainer Erler.

Mein Autogramm von Rainer Erler.

In meinem Arbeitszimmer hängt ein Autogramm von Erler vom Dezember 1976. Es zeigt Erler mit Mütze bei Dreharbeiten vor einem Van. Auf dem Wagen ist eine Kamera installiert. Tja, so liefen früher Dreharbeiten ab. Ich habe einmal Jutta Speidel bei einem Event getroffen und mich kurz über ihre Erfahrungen mit Erler unterhalten. Sie spielte damals die Hauptrolle in dem Film Fleisch, ein dramatischer Film von 1979 über den Organhandel. Jutta Speidel meinte nur: „Ach der Rainer, ja, das waren noch andere Zeiten. Es hat Spaß gemacht, aber er hat uns ganz schön gefordert.“ Vielleicht lag es daran, dass die männliche Hauptrolle mit Herbert Herrmann besetzt war. Speidel lebte mit Hermann von 1977 bis 1982 zusammen. Auch das Buch Fleisch gibt es als eBook.

Filmtipp Rainer Erler

21. November 2011

Im Moment liebe ich die Filme von Rainer Erler. Ich entdeckte ihn wieder beim Aufräumen im Keller, als ich die Bücher zu seiner Blauen Palais-Reihe in die Finger bekam. Das war Science-Fiction mit Niveau und es war völlig neu für mich. Keine Weltraumkämpfe oder böse Monster, auf die ich als Kind und Jugendlicher stand, sondern Science Fact. Wissenschaftsthriller mit einem Hauch von Science Fiction.

Als Jugendlicher entdeckte ich durch Rainer Erler eine neue Welt: Science Fiction mit Anspruch und das alles im deutschen Fernsehen. Zug um Zug kaufte ich mir bei Amazon ein Teil seines Werkes auf DVD zusammen. Leider hab ich die Reihe Blaue Palais (1974–1976) noch nicht gefunden, sie ist noch nicht einmal veröffentlicht. In YouTube gibt es alle fünf Folgen in VHS-Qualität. Was mich sehr freut, dass Blaue Palais wurde in Schloss Weyern im Landkreis gedreht und ich war ich als Kind oft im Biergarten. Im Schloss sind heute Eigentumswohnungen. Ich hab stattdessen ein Autogramm von Rainer Erler an der Wand in meinem Arbeitszimmer hängen.

Die Filme hatten Ethik, Wissenschaft, Kernenergie, Organhandel zum Inhalt – Themen, die noch Jahre später aktuell sind. Natürlich ist das Erzähltempo der Filme im Vergleich zu heute langatmig, doch die Filme waren faszinierend und das sind sie noch immer. Schaut mal rein und lernt einen deutschen Filmvisionär kennen. Hier eine Auswahl: Rainer Erler Kultfilme (6 DVDs)