Posts Tagged ‘Solaris’

100. Geburtstag von Stanisław Lem – Solaris

12. September 2021

Einer der Science Fiction-Romane, die mich seit frühester Jugend fasziniert haben, war Solaris von Stanisław Lem. Heute feiert der 2006 verstorbene polnische Autor seinen 100. Geburtstag und heute werde ich mich wieder mit Solaris beschäftigen.
Die Idee eines Planeten als intelligentes Leben finde ich gewaltig. Der Planet erzeugt aus Schuldgefühlen der menschlichen Astronauten reale Kopien.
Der Roman Solaris wurde dreimal verfilmt. 1968 für das sowjetische Fernsehen, wobei ich den Film nicht kenne. 1972 Solaris vom großen Andrej Tarkowski und 2002 Solaris von Steven Soderbergh. Meine persönliche Lieblingsversion ist die von Tarkowski.

Und ja, der Film ist schwierige Kost. Tarkowski sagte dazu: „Es geht um den Konflikt zwischen Selbstüberwindung, gefestigter Überzeugung und sittlicher Wandlungsfähigkeit einerseits sowie mit den Bedingtheiten des eigenen Schicksals andererseits.“ Immer wieder wird Solaris mit Kubricks 2001 verglichen. Das sehe ich nicht so: Ich ziehe Vergleiche zum unvergessenen Ingmar Bergman heran. Tarkowskis Filme sind eine Reise in die Seele. Ich kenne von dem Film nur die englische und die DDR-Übersetzung. Leider spreche ich kein Russisch, um das Gefühl der Sprache in Kombination mit den Bildern zu erfassen.
Von den Bildern geht eine Faszination aus: Achten Sie beim Ansehen des Films auf Die Jäger im Schnee von Pieter Bruegel dem Älteren. Es stellt wohl den kalten Dezember und Januar dar. Das Gemälde wird oft als typisches Beispiel für die sogenannte „Kleine Eiszeit“ in Mitteleuropa angeführt, da der Winter 1564/1565 der kälteste Winter seit Menschengedenken war. Das passt gut zum Film. Stanisław Lem war mit den Verfilmungen von 1972 und 2002 nicht einverstanden, weil wohl auch der Schwerpunkt auf Bilder gelegt wurde.
Die Romane von Stanisław Lem lese ich noch immer gerne und kann mich vor allem über die Robotermärchen, Märchen von Roboter für Roboter, erfreuen. Der Mann war schlichtweg ein heller Geist, sprach sich aber gegen Ende seines Lebens gegen das Internet und die Vernetzung aus.

34. Todestag von Andrei Tarkowski

29. Dezember 2020
Ein großer Filmgott

Am 29. Dezember 1986 verstarb in Paris der russische Filmemacher Andrei Arsenjewitsch Tarkowski im Alter von 54. Jahren an Krebs. Ich erinnere an diesen großen Filmemacher mit einem Video. Tarkowski schuf Meisterwerke wie Stalker, Solaris, Opfer und einige mehr. Sein Buch Die versiegelte Zeit ist die Grundlage von Poetik des Filmemachens.

Meine zehn unvergesslichen Bücher

4. August 2018

Immer wieder geistern Aktionen durch soziale Netzwerke wie unlängst, bekannte Kunstwerke aus Toast nachzubilden. Fand ich irre witzig, kam aber zu spät mit meinem Frühstückstoast. Aber vor kurzem sprang ich auf einen solchen Zug auf. Es galt Bücher zu nennen, die einen in seinem Leben beeinflusst haben. Als Büchermensch und Leseratte musste ich einfach an dieser Aktion mitmachen und ich nahm das Angebot von meinem Kollegen Harald Baumer an. 

Ich postete zehn Tage lang Bücher, die mir etwas bedeuten und konnte zahlreiche meiner (virtuellen) Freunde ermutigen, es auch zu tun. Dazu postete in Twitter, Instagram und Facebook ich folgenden Text: „10 unvergessliche Bücher in 10 Tagen. Heute x/10. Kein Kommentar, keine Erklärungen, nur der Titel. Wer hat Interesse, mitzumachen? Würde mich bei vielen meiner Freundinnen und Freunde interessieren, welche Lektüre für sie wichtig war.“

Die Auswahl meiner Lieblingsbücher

Dieser Aktion ging eine Auswahl von Büchern voran und ich sage euch, das wahr echt schwer. Zunächst machte ich ein Brainstorming und sammelte Bücher. Es kamen rund 40 Bücher zusammen, also eindeutig zu viel. So ließ ich die Sache ein paar Tage ruhen und dachte dann nochmals nach und kam dann auf nochmals zehn weitere Bücher. Dann kam in einer Gewaltaktion das Ausmisten. Ich zog mich in mein Kellerarchiv zurück und holte die Bücher hervor. Da ich nichts wegwerfen kann, standen die Bücher geordnet in den zahlreichen Regalen. Bücher, die nicht an ihrem Platz waren, wurden gleich von der Liste gestrichen. So kam es, dass Stanisław Lems Klassiker Solaris gekillt wurde, weil das Buch nicht da war. Hatte ich es verliehen? Wo ist dieses Buch? Also, was nicht da ist, fliegt raus. 

Dann strich ich Bücher von Lieblingsautoren, die ich als Autor verehre, aber keine einzelnes Buch hervorheben will. Hier strich ich Edgar Allan Poe, ETA Hoffmann, Heinrich Heine, Philipp K. Dick und Sir Arthur Conan Doyle von der Liste. Dann musste ich mich entscheiden, dass ich von manchen Autor keine zwei Bücher benennen wollte. Hier blieben dann beispielsweise die Robotergeschichten von Asimov auf der Strecke oder Tolkiens Silmarillion. 

Dann wurde es nochmals hart: Ich musste ja auf zehn Bücher kommen und ich strich weitere Autoren und deren Bücher. Dabei waren beispielsweise Arthur C. Clarke, Stephen King (Dead Zone oder Shining), nochmals Lem mit seinen Sterntagebüchern. Goethe kam ebenso wie Shakespeare nicht auf die finale Liste, auch leider nicht Mary Shelly und ihr Frankenstein, ein Buch, das dieses Jahr 200. Geburtstag feiert und ich in einen eigenen Blogpost würdigen werde. Traurig war ich auch über das Streichen von Truman Capote und vor allem Tom Wolfe mit seinem Fegefeuer der Eitelkeiten. Dann entschied das Los und ich kam endlich auf meine zehn Bücher. Ich stelle fest, dass ich die fantastische Literatur bevorzuge. 

Also das sind meine zehn finalen Bücher: 

1 Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis

2 Dante: Göttliche Komödie

3 Bret Easton Ellis: American Psycho

4 J.R.R. Tolkien: Herr der Ringe

5 Isaac Asimov: Foundation-Trilogie 

6 Frank Herbert: Der Wüstenplanet

7 Thomas Mann: Die Buddenbrooks

8 Richard Scarry: Mein allererstes Buchstabenbilderbuch  

9 Bram Stoker: Dracula 

10 Rainer Erler: Das blaue Palais  

Wer mitmachen will, ist gerne aufgerufen. Ich habe gesehen, es gibt so eine ähnliche Reihe mit Schallplatten, die einen am meisten bedeuten. Mal sehen, ob ich diese Challenge annehme. Die Bücher waren ein Anfang und wir wissen ja, im Web lieben wir diese Listicle.

Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

20. April 2017

Armin Gross ist stolzer Hobbywinzer.

Armin Gross ist stolzer Hobbywinzer.

Bei einer Fahrt ins sonnige Südtirol dachte sich der Allgäuer Hotelier Armin Gross einstmals: Warum keltern wir eigentlich nicht unseren eigenen Wein? Der Allgäuer Boden ist perfekt für einen Weinanbau, am Klima muss gegebenenfalls noch gearbeitet werden. Also packte der findige Hotelier vom Hotel Prinz Luitpold Bad aus Bad Hindelang einen mutigen Entschluss: Ein Wein aus dem Allgäu sollte angebaut werden.
Im Jahre 2007 wurden elf Rebstöcke der Sorte Solaris gepflanzt, denn mehr als erfrieren kann der Wein ja nicht. Solaris ist für harte Klima ideal, er reift früh und passt ideal ins Allgäu. Pro Rebstock kommt ein halber Liter Weißwein am Ende bei der Ernte heraus. 2010 kam es zur ersten Ernte, 860 Meter über dem Meeresspiegel. Hobbywinzer Armin Gross war begeistert vom der Süße seiner Trauben.
„Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang“ hatte Armin Gross damals der Presse erzählt. Der Freistaat Bayern hat sofort reagiert und 9. Januar 2011 gab es ein Einschreiben aus Veitshöchheim von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Es wurde mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren gedroht, wenn er einen Wein aus einem nichtgenehmigten Anbau in den Umlauf bringt. Daraus machte PR-Mann Armin Gross eine riesige PR-Aktion und spielte die Meldung mit Erfolg im ganzen Bundesgebiet. Die Massenmedien und Blogs berichteten über den Hotelier aus dem Allgäu.

So sieht sein Wein aus - Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

So sieht sein Wein aus – Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

Dann machte Armin Gross alles nach Vorschrift. Mit der Gründung der Winzergemeinschaft Oberallgäu 2011 legte Armin Gross den Grundstein für das langfristige Ziel: eine eigene Regionbezeichnung und die Neugründung des Weinanbaugebiets Allgäu. Die insgesamt 200 Quadratmeter des jüngsten und kleinsten Anbaugebietes in Deutschland tragen die Titel höchster und zweihöchster Weinberg. Der Wein wurde angemeldet. Und für den Hobbygebrauch darf der Wein produziert und an gute Freunde ausgeschenkt werden. Da ich ein Gläschen bekam, danke ich für diesen Freundschaftsbeweis.

Der Luitpolder Ochsenberg.

Der Luitpolder Ochsenberg.

Mit der Krönung der ersten Allgäuer Weinkönigin im September 2011 begann die Erfolgsgeschichte für den Allgäuer Wein. Die bayerische Staatsregierung konnte bisher keine gewerbliche Anbaugenehmigung erteilen. Allerdings soll der Anbauschutz fallen – und damit gibt es vielleicht noch eine Chance für einen Allgäuer Wein.


Ich trank also den Solaris 2015, als der bisher beste Wein. 60 Kilogramm wurden gelesen und verarbeitet. Zunächst wurde der Wein in einer mickrigen Tischpresse verarbeitet, dann aber schon mit einer professionellen Presse aus Italien. Dann stellte sich heraus, dass auch damit die harten Trauben aus dem Allgäu nicht zu pressen waren und es wurde auf Handarbeit gesetzt. Jede Traube wurde mit der Hand ausgedrückt – zwei Tage Handarbeit für die ganze Familie. Es wurden zwei Kunststofffässer mit 36 Litern angesetzt. Heraus kam der Luitpolder Ochsenberg. Die Qualität des Weins ist nicht zu unterschätzen. Im Jahr 2015 brachten es die Trauben dank Ertragsreduzierung bei der Lese über 90 Grad Oechsle. Daraus entstand ein durchaus angenehmer spitziger Weißwein mit rund 12 Prozent Alkohol. Ausgeschenkt werden darf der Wein an Gäste nicht, aber „zugegeben, bei 36 Litern Ertrag schaffen wir das auch selbst“, so Armin Gross.

Buchkritik: Andrej Tarkovskij: Schriften, Filme, Stills

18. Januar 2013

Chance vertan - das Buch über Tarkovskij ist eine Frechheit.

Chance vertan – das Buch über Tarkovskij ist eine Frechheit.

Es gibt ein paar Regisseure, die ich wirklich verehre. Dazu gehört mit Abstand Stanley Kubrick, dicht gefolgt von Alfred Hitchcock und der dem Massenpublikum meist verborgene Russe Andrej Tarkovski. Seine Filme wie Stalker, der Spiegel, Solaris oder das Opfer (um nur einige zu nennen) gehören zu den schönsten und eindringlichsten Werken, die je auf Film gebannt wurden. Dazu kommt eine poetische und persönliche Auseinandersetzung mit Kunst. Dieser großartige Künstler verstarb mit 54 Jahren in Paris. Einen guten Überblick auf DVD liefert diese DVD Collection.

Ich kann mich nicht sehr gut, an seinen letzten Film 1985 das Opfer erinnern. In einem vollbesetzten Studentenkino in München sah ich das Meisterwerk. Vor mir saß ein Paar: Sie eine intellektuelle Studentin, die sich für den Film interessierte. Er war mehr an ihr interessiert und ging ihr zuliebe wohl in den Film mit – ohne zu wissen, auf was er sich da einließ. Als seine Hand immer wieder zu seiner Freundin wanderte und sie seine Hand mit den Worten „Ich will den Film sehen!“ wegstieß. Das ging einige Zeit so und irgendwann platze ihm der Kragen. Sie gerieten in Streit. Er: „Du immer mit diesen komischen Filmen“. Sie: „Ich will nicht immer das Actionzeug von dir sehen!“ Schreierei im Kino und dann Trennung unter Applaus des gesamten Kinopublikums. Endlich konnten wir das Opfer wieder in Ruhe genießen.

Inzwischen hab ich viel Material über Tarkovski gelesen und gesehen. Immer wieder tauchen Bücher zu diesem visionären Genie auf. So auch das Buch Andrej Tarkovskij: Schriften, Filme, Stills beim renommierten Schirmer/Mosel-Verlag. Ich freute mich wirklich darauf und war sauer, als ich das Buch in den Händen hielt. Auf 319 Seiten werden zwar sehr interessante Familienfotos und Texte angeboten, aber die abgebildeten Filmbilder sind eine Frechheit. Das Buch ist mit 68 Euro nicht gerade ein Billigprodukt und wird sowieso nur von Tarkovski-Sammlern gekauft. Die kann ich über die Bildqualität nur warnen. Es sind kaum bessere Screenshots von DVD und das seitenweise. Unscharf, Farbverschiebungen – lächerlich. Bei der Produktion wurde nicht das 35 Millimeter Material verwendet. Die Auflösung der DVD-Prints reicht nicht für den hochwertigen Druck, den ich bei Schirmer/Mosel gewohnt bin und leider macht der Bildteil einen Großteil des Buches aus. Das ist schlampig und einem Andrej Tarkovski nicht würdig.

Szene aus Stalker - wunderbares Set, wunderbarer Film.

Szene aus Stalker – wunderbares Set, wunderbarer Film.