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Warum der Film Projekt Brainstorm für mich ein Klassiker geworden ist

8. Mai 2025

Als Filmfan genieße ich die großen Klassiker der Filmgeschichte. Die achtziger Jahre brachten für mich aber persönlich wenig erbauliches in Sachen Film hervor. Vier Filme haben mich u.a. aber immer zum Nachdenken gebracht: Blade Runner und Opfer wegen ihrer Spiritualität, Tron und Projekt Brainstorm wegen der technischen Weitsicht und auch wegen ihrer philosposphischen Gedankenexpertimente.

Vor kurzen erschien Projekt Brainstorm auf Bluray. Ich hatte bisher nur die Laserdisc und eine DVD. Jetzt konnte ich den Film in seiner vollen Pracht genießen zudem noch die Showscan-Version enthalten ist.

Ich habe Projekt Brainstorm damals bei uns im Kino gesehen und bei der mickrigen Projektion konnte der Film seine visuelle Kraft nicht enthalten. Dies holte ich später nach und auch die neue Versionen auf Bluray genoss ich am 4K-Beamer.

Als ich neulich im Apple Store in der Münchner Rosenstraße die Apple Vision Pro ausprobierte, kam mir der Film wieder in den Sinn und ich bestellte die Bluray noch im Hinausgehen. Tim Cook hat bei der Entwicklung der VR/AR-Brille diese Technik auch im Hinterkopf gehabt. Eine Maschine, die Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle aufzeichnet und auf andere überträgt. Was für eine interessante Idee.

Aber Projekt Brainstorm (1983) ist weit mehr als ein technikzentrierter Science-Fiction-Film; er entfaltet eine vielschichtige philosophische Reflexion über Bewusstsein, Tod, Empathie und die ethischen Grenzen technologischen Fortschritts. Das hat mich beschäftigt, seitdem ich Projekt Brainstorm gesehen hatte.

Ich stelle meine Themen zu den Themenkomplexen zusammen und führte sie ansatzweise aus: Bewusstsein, Tod und Transzendenz – Empathie und Kommunikation – Ethische und gesellschaftliche Implikationen – die Rolle des Individuums und der Gesellschaft und nicht zuletzt die Metaphorik des Mediums Film.

Bewusstsein, Tod und Transzendenz
Im Zentrum steht die Frage, was das menschliche Bewusstsein ausmacht und ob es möglich ist, subjektive Erfahrungen – bis hin zum Tod – technisch zu speichern und zu teilen. Die Aufzeichnung des Sterbens von Dr. Reynolds und das spätere Erleben dieser Erfahrung durch Michael konfrontieren die Figuren und das Publikum mit der Grenze zwischen Leben und Tod. Der Film stellt dabei die Frage, ob es eine Form von Existenz nach dem Tod gibt und wie sich diese mit technischen Mitteln erfahrbar machen ließe. Die Visionen von Licht, Engeln und kosmischer Einheit am Ende deuten auf eine philosophische Vorstellung von Transzendenz und einem kollektiven Bewusstseinszustand hin.

Empathie und Kommunikation
Die Technologie im Film ermöglicht es, nicht nur Sinneseindrücke, sondern auch Emotionen und Erinnerungen direkt zu übertragen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit einer radikal neuen Form von Empathie: Menschen können buchstäblich fühlen, was andere fühlen. Der Film fragt, ob eine solche totale Kommunikation zu mehr Verständnis und Verbundenheit führt – oder ob sie auch gefährlich sein kann, wenn sie missbraucht wird.

Ethische und gesellschaftliche Implikationen
Projekt Brainstorm thematisiert die Ambivalenz technologischer Innovationen: Während die Erfindung ursprünglich als Mittel zur Erweiterung menschlicher Erfahrung gedacht ist, wird sie schnell von Militär und Industrie vereinnahmt – etwa zur Gehirnwäsche oder als Folterinstrument. Der Film stellt damit die Frage nach Verantwortung und Ethik im Umgang mit mächtigen Technologien und warnt vor deren Missbrauch.

Die Rolle des Individuums und der Gesellschaft
Die Protagonisten geraten in einen Konflikt zwischen persönlicher Integrität und gesellschaftlichem Druck. Die Technologie wird zum Prüfstein für die Frage, wie weit der Mensch gehen darf, um Wissen zu erlangen und Grenzen zu überschreiten. Der Film reflektiert damit auch über die gesellschaftlichen Folgen von Innovation und die Gefahr, dass individuelle Erfahrungen und Privatsphäre verloren gehen.

Metaphorik des Mediums Film
Schließlich verweist der Film selbstreflexiv auf das Medium Kino: Die Möglichkeit, fremde Erfahrungen zu teilen, spiegelt die Funktion des Films wider, Zuschauer in andere Leben und Welten eintauchen zu lassen. Projekt Brainstorm fragt so auch, ob und wie Medien unser Bewusstsein und unsere Wahrnehmung von Realität beeinflussen.

Für mich ist klar: Projekt Brainstorm unterscheidet sich von anderen Sci-Fi-Filmen vor allem durch seinen realitätsnahen, fast dokumentarischen Ansatz zur Darstellung von Technologie, den Fokus auf Bewusstsein und subjektive Erfahrung sowie die kritische Reflexion über gesellschaftliche und ethische Folgen. Die Technologie steht nicht nur als Plot-Element im Vordergrund, sondern wird als Auslöser tiefgreifender philosophischer und sozialer Fragen inszeniert

Und alle diese Fragen wurden von Regisseur Douglas Trumbull technisch brillant umgesetzt. Trumbull war einst für die Tricks von Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum verantwortlich und lieferte mit Lautlos im Weltraum seinen ersten eignen Film und Flop ab. Auch Projekt Brainstorm floppte grandios, hat aber einen großen Platz in meiner persönlichen Filmgeschichte.
Projekt Brainstorm nutzte innovative Bildformate, visionäre Kameratechnik und experimentelle Spezialeffekte, um das Thema Bewusstsein und virtuelle Realität technisch wie künstlerisch überzeugend umzusetzen. Der Film war damit ein Vorreiter für spätere Entwicklungen im Bereich immersiver Medien und bleibt ein bedeutendes Beispiel für den kreativen Einsatz von Filmtechnik zur Verstärkung inhaltlicher Konzepte. Ich möchte dies begründen:

Innovative Bildgestaltung und Formatwechsel
Der Film wurde in zwei unterschiedlichen Formaten gedreht: Die Realszenen im klassischen 35-mm-Format (1,85:1), die Szenen aus der Perspektive des Gedankenübertragungsgeräts hingegen in Super Panavision 70 mm (2,20:1).

Dieser bewusste Wechsel der Bildformate erzeugte beim Kinopublikum einen spürbaren Kontrast zwischen der „realen“ Welt und den aufgezeichneten Sinneswahrnehmungen, was die Immersion und das Erleben der virtuellen Realität verstärkte. Die „Brainstorm“-Sequenzen wirkten dadurch spektakulärer, weiter und intensiver als die Alltagsszenen.

Die technische Umsetzung erforderte, dass 35-mm-Aufnahmen auf 65- bzw. 70-mm-Negative vergrößert wurden, um eine visuelle Konsistenz zu erreichen. Im Kino führte das zu einem Wechsel zwischen „Pillarbox“- und „Scope“-Darstellung, was auf Heimmedien nur eingeschränkt nachvollziehbar ist.

Visionäre Nutzung neuer Technologien
Regisseur Douglas Trumbull, bekannt für seine Pionierarbeit im Bereich visueller Effekte, wollte ursprünglich das von ihm entwickelte Showscan-Verfahren einsetzen, das mit 60 Bildern pro Sekunde ein extrem realistisches, flüssiges Bild erzeugt. Aus Kostengründen wurde dieses Verfahren jedoch nur teilweise und nicht für den gesamten Film genutzt.
Die filmische Umsetzung der Gedanken- und Gefühlserfahrungen mittels Weitwinkeloptik, Ego-Perspektive und dynamischer Kameraführung war ihrer Zeit weit voraus und nimmt spätere Entwicklungen im Bereich Virtual Reality und immersiven Kinos vorweg.

Spezialeffekte und Sounddesign
Die Darstellung der subjektiven Erlebnisse – von Achterbahnfahrten bis hin zu Nahtoderfahrungen – war technisch aufwendig und setzte Maßstäbe für die visuelle Umsetzung innerer Welten im Kino.
Auch das Sounddesign trug wesentlich zur Immersion bei, indem es die Wahrnehmung der Figuren für das Publikum unmittelbar erfahrbar machte.

Soundtrack
Der Soundtrack zu Projekt Brainstorm stammt von James Horner, der später mit Filmmusik zu Titanic und Braveheart Weltruhm erlangte. Horner schuf für den Film eine atmosphärische und vielschichtige Komposition, die elektronische Klänge mit klassischen Orchester-Elementen verbindet. Besonders in den „Brainstorm“-Sequenzen unterstreicht die Musik das Gefühl von Staunen, Gefahr und Transzendenz und verstärkt so die emotionale Wirkung der Bilder. Der Score trägt maßgeblich dazu bei, die Grenzen zwischen Realität und virtueller Erfahrung hörbar zu machen und zählt zu den frühen, innovativen Arbeiten des Komponisten. Ich hatte mir den Score 2006 als CD gekauft und höre immer wieder das „Stück Lilians Heart Attack“, eine sehr eindrucksvolle musikalische Darstellung eines Herzanfalls.
Das Album ist relativ selten und wer es mal genießen will, dann mal zu YouTube greifen.

Smart, stylish, sozial – wenn meine Brille mehr kann als gut aussehen!

26. März 2025

Leider gibt es die Apple Vision Pro nicht in meiner Brillenstärke, aber bei einem Seminar habe ich die Meta-Brille mal ausprobiert. Vielen Dank Ingo. Vor Jahren testete ich die Google Glass, die zwar innovativ war, aber technisch noch nicht so weit war. Die Meta-Brille hat dagegen heute einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht.

Im Moment gibt es neue Ray-Ban Versionen, die eine Kooperation mit Meta eingegangen sind.
Die Ray-Ban Meta Smart Glasses sind eine Kooperation zwischen Meta und Ray-Ban, die klassische Brillen mit smarten Funktionen kombiniert. Diese Brillen richten sich an Social-Media-affine Nutzer und bieten eine funktionale Erweiterung für Smartphones, ohne jedoch Augmented- oder Virtual-Reality-Funktionen zu integrieren.

Ich habe die Zukunft auf der Nase - Google Glass
Ich habe die Zukunft auf der Nase – Google Glass

Design und Varianten
Die Brillen im Meta-Shop sind in den Designs „Wayfarer“ und „Headliner“ erhältlich und bieten insgesamt 21 Variationen, einschließlich Optionen mit Sehstärkekorrektur. Sie wiegen je nach Modell zwischen 48,6 und 50,8 Gramm und sind in verschiedenen Farben wie Schwarz, Blau, Braun und Transparent verfügbar. Das Design bleibt klassisch und elegant, wodurch sie sich optisch kaum von einer regulären Ray-Ban-Brille unterscheiden.

Ich hatte als Ray Ban-Fan die Wayfarer auf, empfand sie aber vom Design als ungewohnt. Im Netz meinte man, ich sähe aus wie Heinz-Rudolf Kunze. Die ist optisch nicht mein Fall. Ich trage seit Jahrzehnten die Clubmaster und solange dieses Modell nicht smart ist, kaufe ich nichts. Allerdings trägt sich die Wayfarer sehr gut.

Technische Ausstattung
Die Ray-Ban Meta Smart Glasses verfügen über eine 12-Megapixel-Ultraweitwinkelkamera, die Fotos mit einer Auflösung von 3024 x 4032 Pixeln sowie Videos in 1440 x 1920 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde aufnimmt. Die Kamera ist mit einer Aufnahme-LED ausgestattet, um die Nutzung sichtbar zu machen. Für Audio sorgen zwei offene Ohrlautsprecher und fünf Mikrofone, die eine immersive Aufnahme ermöglichen. Die Brille bietet außerdem Bluetooth 5.3 und Wi-Fi 6 für kabellose Konnektivität sowie einen internen Speicher von 32 GB, der Platz für bis zu 500 Fotos oder etwa 100 kurze Videos bietet.

Funktionen und Bedienung
Die Bedienung erfolgt über Sprachsteuerung, Touchflächen an den Bügeln oder Tasten. Nutzer können Fotos und Videos aufnehmen, Livestreams auf Plattformen wie Facebook und Instagram starten oder Musik über integrierte Lautsprecher hören. Die Brille ist mit der Meta View App kompatibel und erfordert ein Smartphone mit Android 10 oder iOS 14.4 oder höher.

Akku und Preis
Die Akkulaufzeit beträgt etwa vier Stunden bei aktiver Nutzung, wobei das Ladeetui zusätzliche Energie für bis zu 36 Stunden liefert. Der Einstiegspreis liegt bei 329 Euro, was im Vergleich zu regulären Sonnenbrillen deutlich höher ist, jedoch durch die zusätzlichen Funktionen gerechtfertigt erscheint.

Einschränkungen
Obwohl Meta AI in einigen Ländern als Assistenzsystem verfügbar ist, sind diese Funktionen aufgrund europäischer Datenschutzbestimmungen in Deutschland nicht integriert. Die Brille bleibt somit ein reines Wearable ohne KI-gestützte Features.

Insgesamt bieten die Ray-Ban Meta Smart Glasses eine stilvolle Kombination aus klassischem Design und moderner Technologie, die sich besonders für Social-Media-Enthusiasten eignet. Ich warte noch ab – vor allem auf die Clubmaster und vielleicht überlege ich mir auch Kontaktlinsen. Mal sehen, was die Familie dazu sagt.

Apple Vision Pro mit Knowhow aus Deutschland

8. Februar 2024

Die Apple Vision Pro ist in den USA gestartet und die erste Charge ist ausverkauft. Apple wagt sich mit der 3500 US-Dollar teueren Brille in den Bereich AR und VR vor – und scheinbar erfolgreich. Jetzt gilt es Erfahrungen zusammen. Ich habe die Brille (noch) nicht aufgehabt und kann nur auf Berichte aus dem Netz und auf ein paar persönliche Gespräche zurückgreifen. Das Thema fasziniert mich und ich bin als Apple Fan Boy davon überzeugt, das Apple Vision Pro die Zukunft des Computings sein wird.

Ich kann mir viele Szenarien als digitaler Nomade vorstellen, wie ich die Apple Vision Pro in meinem Leben einsetzen könnte. Arbeiten und Unterhaltung werden sich massiv ändern und ich freu mich darauf. Hier ein schöner Test von Heise.

Als ich mir die Videos in YouTube ansehe, erinnerte mich an meine Vorhersagen aus dem Jahr 2015, die sich Zug um Zug erfüllt haben. Im Kern der Apple Vision Pro steckt für mich deutsches Know-how. Warum? 2015 kaufte Apple ein Unternehmen, was sich Tür an Tür bei meiner damaligen Reaktion in München befand: Metaio. Hier ein Text von 2015 von mir.

Metaio war einer der wichtigsten Firmen weltweit im Bereich augmented reality zu deutsch etwa erweiterter Realität. Die Software-Schmiede aus München entwickelte für zahlreiche Kunden höchst innovative Projekte, veranstaltete eine Top-Konferenz mit inside AR in München und war leuchtendes Beispiel für den High-Tech-Standort Bayern. Die Nutzung dieser innovativen Softwarepakete des Unternehmens erlaubte eine Integration von 3D-Animationen in live-Videostreams oder Kamerabilder der Nutzerumgebung. Metaio hatte damals über 500 Projekte erfolgreich abgeschlossen bei mehr als 450 renommierten Kunden wie BMW, Daimler, Siemens, Toyota, Peugeot, EADS, Bertelsmann, KUKA, LEGO, MINI, Popular Science, Focus Features und Volkswagen. Hier ein Video, was ich vor acht Jahren gedreht habe.

Im Februar 2002 gegründet und 2015 war dann Schluss als Apple den Laden aufkaufte. Die Übernahme von Metaio durch Apple markierte einen wichtigen Schritt in Apples Bemühungen, seine Präsenz im Bereich der erweiterten Realität zu stärken. Seit der Übernahme hat Apple die AR-Technologie von Metaio in verschiedene Produkte und Dienstleistungen integriert, darunter die ARKit-Plattform für Entwickler, die es ermöglicht, AR-Erlebnisse in iOS-Apps zu erstellen. Die Entwickler zogen nach Cupertino, der Metaio-Standort München wurde aufgegeben. Heute ist es so, dass Apple die Apple Vision Pro auch in seinen Büros in München entwickelt, im Kern ist dabei wohl das Knowhow Metaio

Revolution statt Evolution: Apple kommt mit Vision Pro

6. Juni 2023

Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Vision Pro lautet die Weiterentwicklung des Computers. Vorgestellt durch Apple auf der Entwicklerkonferenz WWDC. Es ist nicht nur eine AR/VR-Brille, sondern es ist die konsequente Weiterentwicklung eines neuen, eigenen Ökosystems mit Rechner inside.

Die technischen Daten von Prozessor, Linsen, Kameras lassen sich von der Apple-Website abrufen. Mir geht es hier mehr um die Vision hinter der Vision Pro. Ich kenne nur die Präsentation von der WWDC und ein paar Stimmen von Kollegen, die vor Ort in Cupertino waren. Ich habe das Headset noch nicht live gesehen, es soll ja 2024 in den US-Verkauf gehen. Preis 3500 US-Dollar – das ist ne Stange Geld, aber kein Vergleich was mich Macs in früherer Zeit gekostet haben.

Im Web lese ich von Taucher- oder Skibrille und was das für ein seltsames Design wäre. Erinnern wir uns an die Häme als die AirPods vorgestellt wurden und die Kritiker lachten, die würden niemals durch Wattestäbchen Musik hören? Und heute?
Vision Pro ist mehr als nur eine Brille. Es ist laut Tim Cook eine „neue Art von Computer, der die Realität erweitert, indem er das Reale und das Digitale naht­los miteinander vermischt.“ Große Worte, aber so muss es wohl sein. Wenn das wirklich klappt, dann ist es eine wirkliche Neuerung: Revolution statt Evolution – und ich bin mir sicher, Apple zeigt als Technologieführer wo der Hammer hängt. Apple erfindet sich wieder neu.

Und diese Aussage von Tim Cook zeigt, wie sehr er mit Steve Jobs verbunden war und ihn verstanden hat. Steve Jobs meinte einst: „Einige Leute wissen nicht, was sie wollen, bis man es ihnen zeigt.“ Dieses Zitat wird oft als Ausdruck von Jobs‘ Ansatz zur Produktentwicklung bei Apple verwendet, bei dem das Unternehmen bestrebt war, revolutionäre Produkte zu schaffen, die die Bedürfnisse der Kunden erfüllen, noch bevor sie sich selbst dieser Bedürfnisse bewusst waren. Jobs glaubte daran, dass es nicht ausreicht, Kunden nur nach ihren Wünschen zu fragen, sondern dass wahre Innovation darin besteht, Produkte zu schaffen, von denen die Menschen nicht einmal wussten, dass sie sie brauchen würden. Und natürlich lese im im Netz, die ewigen Nörgler. Aber genau so ein Produkt wird Vision Pro werden, da bin ich mir sicher. Ein Produkt von dem ich noch gar nicht weiß, wie sehr ich es brauchen werde.

Vision Pro wird Folgen haben. Wenn ich höre, dass Disney einer der ersten Content-Partner ist, wird die Luft für Kinos und Beamerhersteller dünner. Auf Disney werden Netflix und Co folgen. Wenn Vision Pro Medieninhalte in hoher Auflösung und Größe vor meinen Augen abspielt, dass wird sich die Unterhaltungsindustrie verändern. Schon jetzt bin ich begeistert, vom Gaming im 360 Grad Raum durch meine Sony VR2 – wie aufregend kann das erst durch Vision Pro werden? Ach ja, die 3D-Wiedergabe brauche ich als Sehbehinderter persönlich nicht, hoffe aber, dass Brillenträger mit der Vision Pro gut zurecht kommen. Tim Cook und der Leiter der Apple-Design-Abteilung Richard Howarth sind ja auch Brillenträger. In kleinen Räumen oder Bienenwaben-Appartements wird auf einmal alles viel, viel größer. Die Brille öffnet größere Räume, vielleicht auch größere Räume der Fantasie?

Ich bin als digitaler Nomade gewohnt, irgendwo zu arbeiten, wo es einen Netzempfang gibt. Da wird das System auch in meiner mobilen Arbeitsumgebung interessant. Vision Pro ist schließlich ein leistungsfähiger Computer und nicht nur eine VR/AR-Brille. Apple liefert durch einen eigenen App-Store die entsprechenden Apps fürs autonome Arbeiten (an denen Apple freilich gut verdienen wird). Und ich kann, so zumindest in der Präsentation meine bestehende Hardware wie MacBook Pro ins Headsystem einbinden. In der Präsentation wurde Apple eigene Software-Programme wie Keynote oder Mail gezeigt, aber auch Microsoft Word und andere Office-Teile.

Reizvoll finde ich die Konferenzen mit eigenem Avatar, die nicht so Nintendomäßig aussehen wie die Meta-Variante on Horizont World. Netter Sidekick: Das Wort Metaverse fiel bei Apple nicht ein einziges Mal, aber ich bin sicher, Mark Zuckerberg hat die Präsentation genau verfolgt und bohrt die Quest x sicher schon auf. Etwas nervös werde ich allerdings, dass Cook auch das Wort AI/KI nicht einmal gesagt hat. Der Einsatz von Präsentationssoftware wie Webex, Teams oder Zoom wurden angekündigt und das wird Arbeiten in virtuellen Räumen verändern.

Die Keynote der WWDC muss sich erst einmal setzen lassen. Neben neuen Macs, neuen OS für iPhone, iPad, Mac und Watch nun noch Vision Pro. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir uns mit der veränderten Welt beschäftigen. Ich fang an zu sparen und freue mich als Fan-Boy auf weitere Innovationen. Alles wird gut.

Tasten in VR und AR

8. März 2023

Kennen Sie noch das Muppet-Labor von Professor Bunsenbrenner, dort wo die Zukunft schon heute gemacht wird. Daran erinnert mich eine Meldung der Universität des Saarlandes über Tastsinn im virtuellen Welten. Das Vorhaben von Jürgen Steimle, Informatik-Professor der Universität des Saarlandes, klingt fantastisch.

Der Wissenschaftler will einen Tastsinn in VR mit hauchdünnen elektronischer Folien erreichen, die wie Abzieh-Tattoos auf den Körper aufgetragen werden können. Um die Technologie, die er mit seiner Forschungsgruppe im Rahmen des EU-geförderten Projektes „InteractiveSkin“ entwickelt hat, näher zur Marktreife zu bringen, wird Steimle nun erneut durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem so genannten „Proof-of-Concept-Grant“ unterstützt.

Virtual- und Augmented-Reality (VR und AR) bewegen sich immer mehr hinaus aus dem Nischen-Markt hin zum Massenprodukt. Die meisten Anwendungen der erweiterten Realität haben eines gemeinsam: Sie sprechen nur oder hauptsächlich den Sehsinn an. „Der Tastsinn bleibt in der Regel außen vor, obwohl er ein ganz entscheidender Faktor dabei ist, wie wir unsere Welt wahrnehmen“, erklärt der Informatik-Professor Jürgen Steimle, der die Forschungsgruppe zu Mensch-Computer-Interaktion an der Universität des Saarlandes am Saarland Informatics Campus leitet. Den Tastsinn zentral in virtuelle Welten zu integrieren, würde erheblich dazu beitragen, dass Nutzer diese immersiv erleben, so der Professor.

Bedingt geht das nämlich schon heute: Eine verbreitete Möglichkeit sind in den Händen gehaltene Controller, die durch bewegliche Teile wie Motoren haptische Eindrücke erzeugen, oder auch Handschuhe, in die ebenfalls vibrierende und anderweitig bewegliche Elemente eingebaut sind. Hier bessere Ansätze zu entwickeln, hat sich Professor Jürgen Steimle zur Aufgabe gemacht.

Herausgekommen ist dabei das Projekt „Tacttoo“: Der Name ist ein Kofferwort aus „taktil“, also den Tastsinn betreffend, und „Tattoo“ und beschreibt somit prägnant, was in dem Projekt entwickelt wurde: Eine hauchdünne, nur 35 Mikrometer (tausendstel Millimeter) dicke elektronische Folie, die wie ein Abzieh-Tattoo auf die Haut aufgetragen werden kann und dort nur durch elektrische Reize, ganz ohne bewegliche Teile, den Tastsinn stimulieren kann. Weil die Folie so dünn ist, können Gegenstände noch wie zuvor wahrgenommen und ertastet werden. Das eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten: Wie auch mit anderen Methoden können durch Tacttoo völlig neue haptische Erfahrungen für rein digitale Objekte erzeugt werden (wenngleich auch wesentlich realistischer dank höherer Auflösung), zusätzlich können aber auch reale Objekte um andere Sinneseindrücke erweitert werden. Ich finde die Idee grandios.

So könnte die Technik nach Angaben der Uni beispielweise beim Produktdesign zum Einsatz kommen: Mithilfe von Augmented Reality und eines physischen Prototyps könnte die Haptik verschiedener Materialien ausprobiert werden, bevor es in die Produktion geht. Oder im Falle eines elektrischen Gerätes könnten verschiedene Positionierungen von Knöpfen und anderen physischen Bedienelementen erprobt werden, indem man diese als künstliche haptische Sinneseindrücke simuliert. Auch in der Ausbildung, beispielsweise von Chirurgen, wäre die Technik denkbar. Denn bereits heute werden hier Virtual-Reality-Umgebungen eingesetzt. Diese könnten mithilfe von Steimles Methode um realistisches haptisches Feedback erweitert werden, ohne die nötige Feinmotorik der auszubildenden Mediziner einzuschränken.

Buchtipp: Chefsache Metaverse – ein Praxisbuch für Unternehmen von Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler

23. Januar 2023

Ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit – so lässt sich das gemeinsame Buch der beiden Professoren Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler beschreiben: Chefsache Metaverse – ein Praxisbuch für Unternehmen. Das Buch aus dem Campus Verlag will eine Hilfestellung für Einsteiger aus der Wirtschaft geben. Zielgruppe sind also weniger Techies, als vielmehr Geschäftsleute auf der Suche nach dem 21. Jahrhundert. Daher bleibt es im Buch nicht nur bei virtuellen Welten von AR und VR, sondern NFT und Blockchain werden in diesem Rundumschlag unter dem Schlagwort Web3 angesprochen.

Köhler kommt vom IT-Journalismus – Metaverse ist sein 16. Buch – und Finkeissen aus der Startup-Szene im Medizinbereich sowie Kunst. Sie beleuchten bei ihrer Buchvorstellung im Münchner PresseClub das Thema Metaverse aus unterschiedlichen Business-Bereichen: Es gibt noch zu wenig anschauliche Beispiele aus der Praxis über die es sich zu berichten lohnt. Daher ist das Buch vielmehr eine Inspiration in dem Bereich endlich loszulegen, sonst verschlafen deutsche Unternehmen diese das Web3 ebenso wie sie Web 2.0 verschlafen haben. Die Einsatzbereiche vom Metaversum seien enorm, man müsse nur mal genau hinsehen und sein Geschäft hinterfragen. Am World Economic Forum in Davos referierte Meta-Produktchef Chris Cox zu den Erwartungen des Konzerns. Auch wenn der Hype bislang auf sich warten lässt – zu einer von der EU-Kommission organisierten Metaverse-Party tauchten gerade einmal fünf Gäste auf. Das Metaverse werde aber als Plattform eines Tages „so wichtig wie Smartphones“ sein.

Die gesamte Branche sei in Bewegung. Meta positioniert sich, gleichzeitig schließt Microsoft die Plattform AltspaceVR, Sony kommt Ende Februar mit seiner VR-Gamingplattform und alle Welt wartet darauf, was Apple als one more thing in Sachen VR-Brille vorstellen wird.

Aber dass etwas passiert, hiervon sind Julia Finkeissen und Thomas R. Köhler überzeugt. In ihrer sympathischen Buchvorstellung ohne technischen Ballast im Münchner PresseClub erklärten sie: „Wir stehen an einer technologischen Schwelle.“ Es gibt einen guten Grund über das Metaverse zu sprechen, denn es passiere eine ganze Menge. „Was kommt nach der Zoom-Konferenz oder was bedeutet es für den Endverbraucher oder Unternehmer, die intern das Metaverse einsetzen?“ fragt Thomas R. Köhler. Das Autorenduo nennt Beispiele aus den Mode- oder Lifestyle-Bereichen wie Handtaschen und Sneakers. Dort schärfen Unternehmen ihre Marken für eine neue digitale Generation, um diese auch im virtuellen Raum an sich zu binden. In der Industrie sind so genannte digitale Zwillinge keine Neuheit mehr. Bevor an einer Fertigungssstrecke in der Realität Veränderungen vorgenommen werden, lassen sich an einer virtuellen Fertigungsanlage mögliche Folgen abschätzen und entsprechende unternehmerische Entscheidungen treffen. Solche Modelle gibt es schon seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, aber heute sind diese Umgebungen in Echtzeit betretbar.

Jetzt ist das Metaverse nicht nur etwas für eine nachwachsende junge, digitale Generation, wie Julia Finkeissen betont. Die Mutter betont: „Die nächste Generation ist schon da. Aber Ethik muss auch in diesen Welten stattfinden. Dafür braucht es uns Erwachsene, um den richtigen Rahmen für junge Menschen zu bereiten.“ Finkeissen, die sich auch stark mit digitaler Kunst und Kunsthandel beschäftigt, sieht im Metaverse eine große Chance für Galerien und Künstler selbst, um Ausstellungen zu kuratieren.

Das Metaversum kann auch im Gesundheitsbereich Fuß fassen. Es herrsche ein Ärztemangel und gleichzeitig sei der Beratungsbedarf bei der Pandemiegeneration mit psychischen Problemen enorm. Hier könne eine Beratung wie mentales Coaching in der virtuellen Welt einsetzen, um die Kostenexplosion in den Griff zu bekommen. „Es gibt unheimlich tolle Erfolgserlebnisse,“ so Julia Finkeissen, aber es gebe auch viel Skepsis. Daher ihr Aufruf: „Wir müssen uns da alle einbringen und mitgestalten.“

Bei der Buchvorstellung hatten die zahlreich anwesenden Journalisten im PresseClub die Möglichkeit die Quest 2 Brille von Meta auszuprobieren. Dabei war es für manche der erste Schritt in die virtuelle Welt.

Diskussion um Meta
Bei der Präsentation anwesend war auch Tino Krause, Regional Director Central Europe bei Meta. Aus Sicht des Unternehmens nahm er zum Metaverse Stellung. Die Reise dauere locker 15 Jahre. Alle 15 Jahre gebe es eine neue Computingplattform. Auch er sieht große Potenziale in den Bereichen Gesundheit und Bildung. „Wir behalten Bilder besser als Text und bewegte Bilder bleiben besser in Erinnerung als Fotos.“ Auch im handwerklichen Bereich „glauben wir an ein großes Potenzial“. Krause mahnte: Welche Rolle könne Europa spielen? Beim Web 2.0 habe Europa und Deutschland geschlafen. „Beim Web 3.0 haben wir neue Möglichkeiten. Diese Chancen dürfen wir nicht wieder vorbeiziehen lassen.“

Facebook goes VR: Dazu mein Buchtipp Jaron Lanier Anbruch einer neuen Zeit

21. Oktober 2021

Facebook plant seinen Namen zu ändern und in den Online-Gazetten waren Metaverse und Meta als mögliche neue Firmenbezeichnungen zu lesen. Entschieden ist noch nichts, warten wir einfach ab.
Aber klar ist, wohin die Reise der US-amerikanischen Tech-Riesen geht: Klar in Richtung VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality). Mark Zuckerberg ist ein Fan dieser Zukunft und hat 10.000 neue Mitarbeiter für den Bereich in Europa angekündigt. Apple arbeitet mit Hochdruck an einer AR-Brille. Google hatte mit Google Glass zu früh ein Produkt auf den Markt geworfen, ist aber noch immer im Rennen. Microsoft überzeugt mit der Hololens.

Der Begriff Metaverse ist mir 1992 das erste Mal unter gekommen. Damals las ich den Roman Snow Crash von Neal Stephenson, die literarische Grundlage von VR. Neuromancer von William Gibson ging Richtung Cyberspace. Immer die Frage im Mittelpunkt: Was kommt nach dem Internet?

Ob technisch möglich oder noch reine Zukunftsmusik ist mir im Moment egal. Die Vision nach virtuellen Welten treibt die Unternehmen voran – auch Zuckerberg mit seiner Oculus-Brille und Horizont als Plattform geht diesen Weg in virtuelle Welten konsequent. Vor Jahren bin ich in Second-Life herumspaziert und war von der Idee angetan. Horizont von Zuckerberg geht diesen Second-Life-Weg konsequent.

Wer sich mit VR beschäftigt, der muss seinen Jaron Lanier gelesen haben.

Neben den Pinonierromanen von Neal Stephenson und William Gibson hat mich das Buch Anbruch einer neuen Zeit: Wie Virtual Reality unser Leben und unsere Gesellschaft verändert von einem meiner Lieblingsautoren Jaron Lanier immer wieder zum Nachdenken gemacht. Der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels hatte 2017 ein Buch geschrieben, wie VR unser Leben und unsere Gesellschaft verändert. Ich denke, Mark Zuckerberg hat dieses Buch auch gelesen.
Jaron Lanier, 1960 in New York geboren, ist Internetpionier der ersten Stunde und prägte Begriffe wie Virtual Reality oder Avatar. Laut Encyclopaedia Britannica ist er einer der 300 wichtigsten Erfinder der Geschichte. Er lehrte u.a. an der Columbia, in Yale und Berkeley. Heute arbeitet er für Microsoft Research.

Das Buch Anbruch einer neuen Zeit: Wie Virtual Reality unser Leben und unsere Gesellschaft verändert ist eine visionäre Liebeserklärung an eine Technologie, die ungeahnte Chancen bietet und gleichzeitig ein immenses Missbrauchspotential birgt. Dabei wirft er einen unvergleichlichen Blick darauf, was es im Angesicht unbegrenzter Möglichkeiten heißt, heute Mensch zu sein.

Es ist ein sehr persönliches Buch. Es geht um die Familiengeschichte. Ein Teil seiner Familie wurde im Holocaust von den Nazis getötet, seine Mutter starb bei einem Autounfall und Jaron wuchs als Außenseiter auf. Er sehnte sich nach anderen Welten. Das war sicher eine der Motivationen, als ins Valley kam und sich mit VR auseinandersetzte. Er betrieb von 1984 bis 1990 mit VPL Research ein Unternehmen zur Entwicklung und Vermarktung von Virtual-Reality-Anwendungen. Einige Geräte von VPL konnte man 1992 im Film Der Rasenmäher-Mann sehen, ein schlechter Film, aber ungemein visionär für den VR-Bereich.

Lanier diskutiert in seinem Buch Anbruch einer neuen Zeit: Wie Virtual Reality unser Leben und unsere Gesellschaft verändert sehr leidenschaftlich und verständlich über 50 verschiedene Definitionen von VR und setzt sich in unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweisen mit der Vision VR auseinander. Es steht für mich der Satz im Mittelpunkt: Virtuelle Realität braucht den Menschen, denn immer geht es um die Erweiterung der inneren Wahrnehmung mithilfe technischer Mittel.

Bei meiner Lektüre bin ich auf einen alten Spiegelartikel aus dem Jahre 2014 gestoßen. Hier äußert sich Lanier über Mark Zuckerberg: „Mark Zuckerberg ist definitiv nicht Stalin. Er ist nicht mal Lenin. Er hat eine gewisse Arroganz, aber er ist kein schlechter Mensch. Was all diese Pioniere letztlich antreibt, ist im Grunde der Versuch, den Tod zu verleugnen.“

Ich bin gespannt, wie der neue Name von Facebook aussehen wird und welchen Weg Mark Zuckerberg gehen wird. Vielleicht trifft er sich hinter den Kulissen mit Jaron Lanier und beide diskutieren die Zukunft des Internets. Spannend bleibt es allemal.

Corona: Investition in Apple muss warten

19. März 2020

Faszinierend: Das neue iPad Pro, aber im Moment nichts für mich.

Faszinierend: Das neue iPad Pro, aber im Moment nichts für mich.

Als Apple Fan-Boy der ersten Stunde hab ich mich über das neue Apple iPad Pro 12 Zoll sehr gefreut. Gestern ging Apple damit an die Öffentlichkeit. Die technischen Daten sehen hervorragend aus und ab 25. März ist das Tablet lieferbar. Und dennoch: Ich werde mir das Hammerteil vorerst nicht kaufen.
Corona ist Schuld. Das Virus hat meine Geschäftsgrundlage als Selbstständiger zerstört. Als Vortragsreisender und mobiler Nomade war ich täglich an Schulen und Bildungseinrichtungen mit Vorträgen zur Medienkompetenz unterwegs. Mein bisheriges iPad Pro ist immer im Einsatz und ist ein zuverlässiges Gerät an meiner Seite. Durch die tägliche und intensive Nutzung macht der Akku allerdings schnell schlapp.

Meine Aufträge als Referent sind komplett weggebrochen.

Meine Aufträge als Referent sind komplett weggebrochen.

Durch Corona sind diese Vortragsaufträge komplett weggebrochen. Alle Aufträge wurden von den Kunden storniert, manche komplett gestrichen, manche auf eine Zeit nach der Krise verschoben. Das ist absolut verständlich, hilft mir im Moment aber nicht weiter. Es gilt die einfache Regel: Wenn kein Geld reinkommt, dann geht auch kein Geld raus und ich investiere nicht. So einfach ist das. Eine Investition in Apple muss warten.
Wie viele Kollegen überprüfe ich gerade mein Geschäft und widme mich neuen Ideen. Die Krise als Chance steht im Moment auf der Agenda.

Aber kommen wir zurück zum iPad Pro und schauen wir uns die Sache näher an. Schnellerer Prozessor für Machine Learning zeigt, wohin der Weg geht. Zudem hat Apple ein neues Kamerasystem eingeführt. Zusätzlich zu normalen Kameras gibt es noch einen LiDAR-Scanner zur Tiefenerfassung. Das ist für das Zukunftsthema AR absolut wichtig. Denn AR-basierten Apps erhalten damit die nun exakte Informationen zur Distanz der Objekte. Das mag heute noch nicht jedem bewusst sein, aber ich denke, dass AR die Welt der Kommunikation verändern wird. Das hätte ich gerne in meinen Seminaren gezeigt, aber das muss eben jetzt warten.
Was mich auch brennend interessiert, wie sich die neuen Mikrofone im iPad machen. Apple spricht von Studioqualität. Das ist beim Thema Podcasting entscheidend, denn ich möchte künftig auch Podcasts anbieten. Da muss der Ton passen und die USB-C-Schnittstelle vom bisherigen iPad ist keine große Erleichterung in Sachen Audio.
Ach ja, und wenn jemand einen Auftrag für mich hat, dann bitte ich als redaktion42 doch um einen Hinweis.

Ausstellungtipp Moebius – jetzt virtuell

14. März 2020

Die Moebius Ausstellung in Brühl war der Hammer.

Die Moebius Ausstellung in Brühl war der Hammer.

Nachdem die Schule ausfällt, wollte ich euch eigentlich den Tipp geben, sich die absolut geniale Moebius Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl des LVR anzusehen. Doch nix da. Das Museum wurde gestern aufgrund Corona geschlossen. Ich wollte die sehenswerte Ausstellung jedem Comic- und Kunstinteressierten ans Herz legen. Was nun bleibt, ist ein virtueller Streifzug durch diese Ausstellung.
Der französische Comiczeichners und Szenaristen Jean Giraud (1938–2012) ist unter dem Namen Moebius international bekannt geworden. In Brühl war die bisher umfangreichste Ausstellung zum Werk dieses Multitalents zu sehen. Moebius erforschte die Sphären der Träume und der Science-Fiction und inspirierte zahlreiche Filme etwa von George Lucas, Ridley Scott oder Hayao Miyazaki. In der Ausstellung hingen beispielsweise verschiedene Entwürfe von Abyss, die aber aus rechtlichen Gründen leider nicht fotografiert werden durften.

Bei Moebius verschwimmen die Grenzen zwischen Comicstrip und bildender Kunst. In seinen Geschichten treffen utopische Architekturen und futuristische Megametropolen auf Wüstenlandschaften und schamanistische Reisen durch Raum und Zeit.
Die Ausstellung widmete sich dem umfangreichen Werk von Moebius in thematisch gegliederten Bereichen: Ausgehend von grundlegenden Ideen in seinen Notizbüchern („Carnets“) über kolorierte Zeichnungen, Comicfolgen, abstrakte Gemälde bis hin zu populären Druckgrafiken und Objekten wird das Spektrum seiner Zeichenkunst ausgebreitet.

Moebius erfand und entwickelte über Jahre hinweg ikonische Figuren wie den stummen Krieger Arzak, Major Grubert, John Difool aus L’Incal (zusammen mit Alejandro Jodorowsky) oder die Raumfahrer Stell und Atan. Mit ihnen zusammen lässt er auch die Betrachtenden in die unendlichen Welten seiner Imagination reisen. Außerdem malte Moebius abstrakte Kompositionen, die aufgrund ihres ungewöhnlichen Formenrepertoires und der zeichnerischen Dichte eine eigenständige Werkgruppe bilden.
Die Ausstellung widmete sich Jean Girauds umfangreichem Schaffen. Sie versammelte rund 450 Arbeiten aus dessen zumeist unter der Signatur „Moebius“ entstandenen Bildgeschichten und ordnet sie verschiedenen Themenbereichen zu (wie »Natur und Metamorphose«, »Der Traum vom Fliegen und Fallen«, »Die innere Wüste und ihre Darstellung«, »Wanderer zwischen den Welten« oder »Die Utopie kolorierte Zeichnungen, szenisch gegliederte Comicfolgen, Skizzen, abstrakte Gemälde bis hin zu populären Druckgrafiken und Objekten wird das Spektrum seiner Zeichenkunst ausgebreitet.

Begleitend zur Ausstellung erschien ein Katalog mit 272 Seiten, über 260 Abbildungen und Beiträgen von Patrick Blümel, Isabelle Giraud, Jean Giraud, Achim Sommer, Friederike Voßkamp und Jürgen Wilhelm. Er ist als gebundene, zweisprachige Museumsausgabe (Deutsch/Englisch) zum Preis von 49,90 € erhältlich. Ich kann diesen Katalog ausdrücklich empfehlen.

Zu den acht Themenbereichen in der Ausstellung gibt es je ein großformatiges Foto an den Wänden, das sich mit dem Smartphone und der Augmented Reality App Artivive digital animieren lässt. Die interaktive App lässt sich kostenlos im Google Playstore und im Apple iTunes Store downloaden.

Natur und Metamorphose
„Wir wandeln uns kontinuierlich, meist in Reaktion auf verschiedenste Reize, sichtbare wie unsichtbare, innere wie äußere, die zu einer Bewegung des Lebens, einer physischen und psychischen Metamorphose in uns führen. Für mich ist das Prinzip der plastischen Metamorphose, das meine Zeichnungen prägt, kein Fetisch oder zeichnerischer Einfall, sondern ein Sinnbild für den Wandel, der sich in unserem Inneren fortwährend vollzieht.“

Spiritualität und Alchemie
„Man sollte sein ganzes Leben damit verbringen, alle Facetten des eigenen Seins und Wesens zu entdecken und alles, was es darstellt: Feuer, Luft, Erde und Wasser, die Grundelemente, aber auch die animalischen und gefühlsmäßigen Archetypen, sowie insbesondere den physiologischen Funktionstypus. Gleichermaßen die mehr engelhaften Strukturen.“

Der Traum vom Fliegen und Fallen
„Die eigentliche Geburtsstunde von Moebius als einem etablierten Phänomen schlug mit Arzach. Als Junge hat mich im Alter von etwa 14 oder 15 Jahren die Entdeckung der Science-Fiction ungeheuer beeindruckt. Inzwischen ist sie Teil meiner Bildsprache und meines geistigen Gemeinguts, und das ganz spontan. So ähnlich verhielt es sich mit dem Western auch. Western und Science-Fiction kamen dann zusammen: Das in Arzach beschriebene Universum ähnelt in starkem Ausmaß einer Art imaginärem Wilden Westen, versetzt auf einen nicht weniger imaginären Planeten. Mit der Figur des Gestalt mit hoher phrygischer Mütze in Kegelform, versehen mit Ohrlaschen und Mützenschirm. Ihr wurde Tribut gezollt, indem es verschiedene Versionen, Wiederholungen, subtile Veränderungen gab, die hinzukamen und für eine Weiterentwicklung des Charakters sorgten: Mal war er richtiggehend bösartig und beängstigend, extraterrestrisch und reptilienhaft. Dann wieder gab er sich engelsgleich. Oder er warf sich in symbolisch aufgeladene Posituren, entlehnt von den Präraffaeliten oder dem Darstellungskanon klassischer griechischer Statuen. Er wurde ein Mann, androgyn, eine Frau. So hat sich die Persönlichkeit von Arzac im Laufe der Jahre leicht gewandelt. Es gab eine Zeit, da wurde er sogar zum Starwatcher.“

Die innere Wüste und ihre Darstellung
„Ich hatte wirklich ein inniges Verhältnis, eine ganz starke Neigung zur Wüste, vor allem zur nordamerikanischen, die sehr eigentümlich ist, ab und an getupft mit in regelmäßigen Abständen wachsenden Grasbüscheln, mit Kakteen, die wie reglose Wesen dastehen, und Felsblocken in unwirklichen, fast schon organischen Formen.“

Wanderer zwischen den Welten
„Mein Ausgangspunkt liegt in der Science Fiction der 1960er Jahre und ihren vorherrschenden Theorien rund um die Zeit: Alle kreisen um die Idee, dass Zeit in verschiedene Ströme unterteilt werden kann, dass jeder Moment zu jedem Zeitpunkt zahlreiche Möglichkeiten birgt. Diese Zeitströme trocknen aus oder laufen weiter, sie finden allerdings immer gleichzeitig statt. Ich habe das aber immer in einem sehr literarischen, traumähnlichen Licht betrachtet: So als ob wir im Traum dazu in der Lage sind, Tangenten zwischen diesen verschiedenen Zeiten und Räumen zu betreten.“

Abstraktionen
„Eines der Abenteuer der zeitgenössischen Kunst besteht darin, in den Teil seiner selbst abzutauchen, der nicht vollständig belegt ist von sozialer Domestizierung, Höflichkeitsformen und der Notwendigkeit, in einer komplex strukturierten Gesellschaft zu überleben. Beim Betrachten lösen die kleinformatigen Werke ungeheuer starke Gefühle in mir aus, weil ich unmöglich erkennen kann, was sie darstellen.
[Es gibt] Momente, da denkt man, das ist organisch, könnte aber auch mineralisch sein, vielleicht ja Basaltablagerungen oder halbtransparente Steine, in Lehmkrusten eingeschlossene Schmucksteine, mit Luftblasen, zwiebelförmigen Einschlüssen, teils auch Schlangen, allerdings mit keinen echten, denn sie besitzen keine Schuppen, bilden vielmehr röhrenartige Formen, so genau lässt sich das nicht sagen. Vielleicht sind es auch Organe.“
„Das ist nichts weiter als eine chaotische Anordnung völlig beliebiger Formen. Und dann, im Bestreben, Elemente auszumachen, manövriert man sich allmählich in eine ausweglose Situation und stellt sich die Frage: Was mag das wohl sein? Also beginnt man, Formen zusammenzuführen, sie zu schließen, manche von ihnen auch zu erweitern, aber nicht so sehr aus einem Abenteuergeist heraus als vielmehr im Bemühen um Strukturierung, um Einordnung, um Sinnstiftung, um einen ästhetischen Sinn, der natürlich meinem eigenen Geschmack entsprechen soll, denn ich möchte mich nach keiner Schule richten.

Da bin ich dann in der Blase meiner vollständigen persönlichen Zufriedenheit, egoistisch, dem Egoismus verfallen, total. Aber stets mit der Fähigkeit, diese seltsame Ursuppe in etwas durchaus Lebendiges für diejenigen zu verwandeln, die sie betrachten und sich sagen: ›Eigenartig ist das schon, aber da steckt etwas dahinter, denn es ist gut gemacht. Man sieht, das ist in sich stimmig, das passt.
Das ist genauso, wie es sein soll.‹ Was aber dort dargestellt ist, weiß man nicht. Etwas nicht Erkennbares, dafür aber wiedergegeben in vollendeter Weise. Das finde ich wunderbar. Vergleichbares findet sich etwa auch in der Arbeit der Surrealisten, im Bereich der Literatur und bei Texten. Die großen Dichterinnen und Dichter dieser Zeit experimentierten in diese Richtung. Den Automatismus erhoben sie zu ihrem Ausgangspunkt und schauten dann, in welchem Abenteuer sie gelandet waren. Sie kamen aus der Taucherglocke hervor und ließen – schwupp – den Schmetterling fliegen. Das gefällt mir.“

Die Utopie des Wunderbaren
„Ich denke, dass meine Kunst mein Leben widerspiegelt, und nicht umgekehrt, so wie das bei anderen Künstlern der Fall ist. Deren Leben spiegelt ihre Kunst wider. Aber das ist nichts für mich, obwohl es sehr verlockend sein kann. Es war eine bewusste Entscheidung, und für mich eine sehr große Ent- scheidung, da mein Leben in gewisser Weise zu einer Reflektion meiner Kunst wurde.“

Der doppelte Mensch
„Ich bin ein Anhänger der kontrollierten Schizophrenie. Die Schizophrenie ist ein vollkommen positiver menschlicher Zustand. Man beginnt, sie Schizophrenie zu nennen, wenn es entgleist, wenn man es nicht mehr kontrolliert. Dann wird es zu etwas, was man behandeln muss. […] Die Schizophrenie, das heißt, die Fähigkeit, getrennte, unterschiedliche Register in sich zu haben und sie zu nutzen, nicht um zu manipulieren, sondern um das zu tun, was man zu tun hat, um in der Welt zu überleben, das ist essentiell.“

AR erweitert Moebius-Ausstellung #moebius

25. September 2019

Wer Zeit hat, sollte sich die geniale Moebius-Ausstelling im Max Ernst-Museum in Brühl ansehen. Ich hab von München die 4,5 stündige einfache Bahnfahrt auf mich genommen, um mir das Werk des französischen Comic-Künstler anzusehen – und es hat sich gelohnt. In den nächsten Tagen werde ich über die Ausstellung und meine Eindrücke bloggen.


Das Max Ernst Museum Brühl des LVR zeigt bis zum 16. Februar 2020 die in Deutschland bislang umfangreichste Ausstellung mit visionären Bildwelten des französischen Comiczeichners und Szenaristen Jean Giraud (1938–2012), der unter dem Namen „Mœbius“ international bekannt geworden ist. Die Retrospektive „Mœbius“ mit rund 450 Werken ist in enger Zusammenarbeit mit Mœbius Production entstanden.
Mœbius durchbrach Grenzen. Und die Ausstellung setzt auch auf neue innovative Konzepte. Da das gesamte Max Ernst Museum mit kostenlosem WLAN versorgt ist, kamen die Ausstellungsmacher auf die Idee augmented reality in die Museumskonzeption einzusetzen.

AR oder augmented reality bedeutet erweiterter Realität. Per Smartphone-App können Zusatzinhalte in die Realität eingespielt werden. Am Eingang zur Ausstellung steht ein Banner mit dem Ausspruch „Mit augmented reality Moebius entdecken“. Der Besucher wird aufgefordert, die kostenlose AR-App Artivive für iOS und Android zu laden.

An den Kunstwerken in der Ausstellung und im Katalog gibt es ein AR-Zeichen. Wer mit dem Smartphone die acht Großfotos der Ausstellung scannt, der erweckt so die Bilder zum Leben. So lässt sich die Sache in sozialen Netzwerken teilen den Hasttags #moebiusandme #moebius #maxernstmuseum oder  #mobius_production. Die AR-App sorgt dafür, dass Bewegung in die Bilder kommt. Das macht unglaublich Spaß und öffnet eine neue Dimension für Kunst.
Und AR funktioniert nicht nur in der Ausstellung in Brühl, sondern auch zu Hause. Für rund 50 Euro gibt es einen ausgezeichneten Katalog zur Moebius-Ausstellung mit AR-Inhalten. Das ist für mich eine moderne, innovative Museumskonzeption.