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Näher dran am Leben – warum Lokaljournalismus mehr ist als nur Nachrichten

21. Mai 2025

Meine journalistische Laufbahn bei einer Tageszeitung begann beim Fürstenfeldbrucker Tagblatt/Münchner Merkur mit Stationen in Fürstenfeldbruck, München und Bonn. Und als unlängst mein alter Arbeitgeber den Tag des Lokaljournalismus zusammen mit der hauseigenen Boulevardzeitung tz ausrief, wollte ich dabei sein. Also auf nach München .

Im ehrwürdigen Pressehaus an der Bayerstraße in München gab es für die Leserinnen und Leser einen Blick hinter die Kulissen. Neben einer kurzen Führung gab es in der Eventarena, der ehemaligen Rotation, drei Podiumsdiskussionen.

Lokaljournalismus und Meinungsvielfalt – Ein Blick hinter die Kulissen beim Münchner Merkur
Dirk Ippen, Verleger und Herausgeber, zeigte sich stolz und dankbar gegenüber der Redaktion, die diesen Tag der offenen Tür organisiert hatte – mit dem Ziel, Leser, Werbekunden und Mitarbeitende miteinander in den Austausch zu bringen. „Sie sind unsere wichtigsten Menschen“, sagte Ippen, „und ich finde es großartig, dass Sie heute erleben können, wie eine Zeitung wirklich funktioniert.“

Im Zentrum seiner Ausführungen stand der Lokaljournalismus – die Herzkammer des Münchner Merkur und seiner angeschlossenen Heimatzeitungen. Viele dieser Titel wie das Tölzer Kurier, das Freisinger Tagblatt oder die Schongauer Nachrichten existieren seit dem 19. Jahrhundert. Ihr Fortbestehen sei einzig und allein der Arbeit engagierter Lokaljournalistinnen und -journalisten zu verdanken. „Guter Lokaljournalismus lebt von Neugier“, so Ippen. Die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und ihre Geschichten sichtbar zu machen, sei dabei wichtiger als jeder Zugang zu Bundespolitikern. „Jeder Mensch hat etwas Interessantes zu erzählen – und unsere Aufgabe ist es, das herauszufinden.“

Chefredakteur Georg Anastasiadis, ebenso wie seine Stellvertreter, blickte ebenfalls auf seine Anfänge im Lokalen zurück. Er erinnerte sich an das Jahr 1995, als durch eine vermeintliche Meteoritenexplosion in Andechs plötzlich Redaktionen weltweit – vom Wall Street Journal bis zur New York Times – anriefen. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine illegale Sprengung handelte. Ein Beispiel dafür, wie Lokaljournalismus manchmal unverhofft ins Zentrum des Weltgeschehens rückt.

Auch Sebastian Arbinger, tz-Chefredakteur, berichtete von seinen Anfängen in der Lokalredaktion der Passauer Neuen Presse. Dort lernte er das journalistische Handwerk von Grund auf – etwa, wie man aus zwei handgeschriebenen A4-Seiten eines Vogelzuchtvereins einen spannenden Artikel macht.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war der Unterschied zwischen Münchner Merkur und tz. Während der Merkur als überregionale Zeitung stärker auf Politik und umfassende Hintergrundberichterstattung setzt, versteht sich die tz als schnelle Stadtzeitung mit starkem Bezug zur Münchner Lebensrealität. Über 2.000 Zeitungskästen im Stadtgebiet unterstreichen diese Präsenz. Titelzeilen müssen pointiert und aktuell sein – manchmal auch provokant –, um im Alltag der Leser sichtbar zu bleiben.

Eine kritische Leserfrage griff die Rolle von Verleger Dirk Ippen als Kommentator auf. Ob es angemessen sei, dass sich ein Verleger so regelmäßig mit Meinungsbeiträgen zu Wort melde, wo dies bei anderen Häusern wie der Süddeutschen Zeitung unüblich sei? Ippen begegnete der Frage mit Offenheit: „Ich schreibe als Privatperson. Es ist meine Meinung – nicht die der Redaktion.“ Weder gebe es Druck noch Einflussnahme auf die Chefredaktion. Im Gegenteil: Die Redaktion verfüge über völlige Unabhängigkeit. Auch Georg Anastasiadis bestätigte: „Wir diskutieren durchaus leidenschaftlich. Unsere Zeitung ist nicht gleichgeschaltet.“

Anastasiadis ging auch auf die Kritik ein, die Kommentierung der Ampelregierung sei zu harsch. Rückblickend habe er die Koalition zum Start wohlwollend begleitet, doch zentrale politische Entscheidungen – etwa der Atomausstieg nach dem Ukraine-Krieg – hätten bei ihm Zweifel geweckt. „Da fehlte mir die ideologiefreie, pragmatische Herangehensweise“, so der Chefredakteur. Er betonte jedoch: „Wir wollen nicht belehren, sondern informieren. Unsere Leser sollen sich eine eigene Meinung bilden.“

Rolle der Leserbriefe
Der Diskurs zeigte, wie stark Lesermeinungen geschätzt und eingebunden werden. Leserbriefe und Hinweise spielen eine wichtige Rolle in der redaktionellen Arbeit. So wurde etwa die Enthüllung über mutmaßlich korrupte Vorgänge in der Münchner KVR der Ausländerbehörde durch einen anonymen Leserhinweis ausgelöst – innerhalb weniger Stunden konnte die Redaktion mit offiziellen Stellen sprechen und am nächsten Tag berichten.

Auch die Digitalisierung war Thema: Die gedruckten Ausgaben bleiben vorerst erhalten, werden aber technisch angepasst (kleineres Format), während parallel das ePaper und Online-Angebot weiter ausgebaut werden. So können Leser Inhalte auch unterwegs oder auf Reisen aktuell verfolgen – ein Service, den auch Ippen persönlich regelmäßig nutzt.

Zwischen Gemeinderat und Kanzleramt – Einblicke in den Politikjournalismus
Zwei erfahrene stellvertretende Chefredakteure Christian Deutschländer und Mike Schier erzählten offen über ihren Werdegang, den Alltag im politischen Journalismus und die Herausforderungen, die sich in Zeiten von Social Media und Künstlicher Intelligenz stellen.

Beide Journalisten starteten ihre Laufbahn über den Lokaljournalismus. Der eine begann mit 16 als Schülerpraktikant in der Lokalredaktion Wolfratshausen, der andere berichtete zunächst aus Gemeinderäten in kleinen oberbayerischen Gemeinden wie Kirchseeon und Glonn. Beide betonten, dass sie „Kinder des Merkur“ seien – geprägt von einer Redaktion, in der die Nähe zur Leserschaft und der direkte Kontakt zu kommunalen Akteuren von Anfang an eine große Rolle spielen. Diese Anfänge hätten ihnen ein tiefes Verständnis für politische Prozesse vermittelt – ein Wissen, das bis heute ihre Arbeit auf Landes- und Bundesebene prägt.

Interessant war die Reflexion darüber, wie ähnlich sich politische Berichterstattung auf kommunaler und nationaler Ebene tatsächlich gestaltet. Während sich große Politiker oft hinter Pressestäben und Protokoll verstecken, begegnet man auf kommunaler Ebene der unmittelbaren Reaktion: Ein Bürgermeister steht schon mal persönlich in der Redaktion – nicht selten mit scharfer Kritik an einem Artikel. Genau das macht Lokaljournalismus so herausfordernd und wertvoll: Er ist nah dran, spürbar, und oft emotional aufgeladen.

Beziehungsarbeit
Wie aber kommt man an die großen Namen der Politik heran? Hier zählt vor allem eins: langfristige Beziehungsarbeit. Wer früh Kontakte knüpft – etwa zu jungen Abgeordneten nach einer Landtagswahl –, hat später bessere Chancen, wenn diese Karrieren machen. Wer mit einem Ministerpräsidenten seit Jahren spricht, hat dessen Handynummer und kann auf einem Vertrauensverhältnis aufbauen. Diese Nähe ist entscheidend – nicht, um parteilich zu berichten, sondern um besser einordnen zu können, was hinter Entscheidungen steckt.

Braucht es noch Politikjournalismus?
Gerade in Zeiten von Social Media sehen sich viele Menschen täglich mit Informationen, Meinungen und Kommentaren überflutet. Wozu braucht es da noch den klassischen Politikjournalismus? Die Antwort der Merkur-Redakteure: mehr denn je. Ihre Aufgabe sei nicht nur, zu berichten, was gesagt wurde, sondern vor allem zu erklären, warum. Warum äußert sich ein Politiker auf eine bestimmte Weise? Welche Strategie steckt dahinter? Was bedeutet das für die politische Entwicklung? Diese Einordnung wird immer zentraler, während reine Nachrichtenschilderung an Bedeutung verliert.

Natürlich wurden auch strukturelle Fragen besprochen – etwa zur Größe der Redaktion: Die Politikredaktion zählt etwa 14 Personen, der Sportbereich ist ähnlich stark besetzt. Dabei sei die inhaltliche Gewichtung bei TZ und Merkur unterschiedlich – während bei der TZ der Sport eine größere Rolle spielt, ist es beim Merkur eher die Politik.

Ein Hoch auf die Pressefreiheit
Ein weiteres Thema: Pressefreiheit. Die Redakteure betonten, dass in Deutschland niemand vorgibt, was geschrieben wird. Es gebe keine Zensur, keine Vorabgenehmigungen – wohl aber die Pflicht zur Sorgfalt und gegebenenfalls zur juristischen Auseinandersetzung, falls Berichte falsch oder beleidigend seien. Interviews würden aus Transparenzgründen autorisiert, was manchmal zu Konflikten führe, wenn Politiker Aussagen nachträglich ändern wollten. In Extremfällen – wie einst beim SPD-Politiker Olaf Scholz – habe die taz Interviews sogar mit geschwärzten Antworten gedruckt, um den Zensurversuch offenzulegen.

Unabhängigkeit auf Reisen
Einen unterhaltsamen Einblick boten auch die Berichte über Reisen mit Politikern. Wenn Ministerpräsidenten oder Kanzler ins Ausland reisen, wird ein Pool an Journalisten eingeladen – allerdings auf eigene Kosten, was wiederum Unabhängigkeit garantiere. Die Plätze im Regierungsflieger sind hart umkämpft, der Zugang zu Hintergrundgesprächen wichtig. Dabei gebe es – je nach Politiker – sehr unterschiedliche Erfahrungen: Markus Söder etwa sei sehr kommunikativ, komme mit klaren Botschaften und wisse genau, was er in einem Gespräch vermitteln wolle.

Auch über das Verhältnis von Print- und Onlinejournalismus wurde gesprochen. Die Redaktionen arbeiten unabhängig, aber kooperativ. Print sei regional fokussiert, während online Reichweite über Themen mit bundesweitem Interesse erzeugt werde. Beide Seiten profitieren voneinander, agieren jedoch mit unterschiedlichen Zielsetzungen.

KI in der Redaktion
Künstliche Intelligenz spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle im Politikjournalismus der Redaktion. Zwar werde sie vereinzelt zur Recherche genutzt, echte Texte schreibe aber niemand mit Hilfe von KI. Viel zu groß sei das Risiko von Fehlern und ungenauen Informationen.

Die Diskussion offenbarte auch die oft unterschätzte emotionale Komponente des Berufs: die Herausforderung, professionell zu bleiben, auch wenn man selbst eine politische Meinung hat. Viele Journalisten, so ein Redakteur, hätten im Laufe ihrer Karriere gemerkt, dass in allen Parteien kluge Köpfe wie auch Karrieristen zu finden seien – was die politische Einordnung oft komplexer, aber auch interessanter mache. Politikjournalismus ist kein Selbstzweck. Er lebt von Nähe, Vertrauen, Sorgfalt und der Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Situationen und Menschen einzulassen. Die Podiumsdiskussion zeigte, wie engagiert, reflektiert und verantwortungsvoll Journalistinnen und Journalisten beim Münchner Merkur diesem Anspruch gerecht werden.

Sportjournalismus hautnah
Für mich völlig unwichtig, aber für die Leser enorm wichtig ist der Sportjournalismus. Die Diskussionsrunde war hochkarätig besetzt: Mit dabei waren FC-Bayern-Reporterin Hannah Reif, Bayern-Reporter Manuel Bonke sowie 1860-München-Experte Marco Blanco-Ucles.

Ein zentrales Thema: Wie arbeitet eigentlich eine Sportreporterin? Hannah Reif schilderte anschaulich den Redaktionsalltag – vom morgendlichen Austausch im Team über spontane Themenänderungen durch aktuelle Ereignisse bis hin zur Arbeit am Spielfeldrand. Die Herausforderungen bei Champions-League-Spielen kamen ebenso zur Sprache. Bei Abpfiff muss der Text stehen, auch wenn man frierend im Stadion sitzt – „manchmal im Schneesturm mit der Kapuze über dem Kopf“. Fehler sollten trotzdem nicht passieren, doch das Umfeld ist oft alles andere als einfach.

Bei knappen Spielen müssen zwei Textversionen vorbereitet werden: Plan A bei Sieg, Plan B bei Niederlage – eine zusätzliche Stressquelle, wenn sich Spielverläufe in den letzten Sekunden dramatisch ändern.

Auch das Verhältnis der Reporter untereinander wurde thematisiert. Trotz aller Vereinsrivalität – zwischen Bayern und 1860 – herrscht in der Redaktion ein kollegialer Umgang. Blanco-Ucles berichtete mit einem Augenzwinkern von seiner Rolle als “Löwen-Reporter” in einem Team von Bayern-Journalisten.

Die Frage, ob man als Sportreporter Fan sein dürfe, wurde differenziert beantwortet. Natürlich gäbe es Sympathien – aber auf der Pressetribüne ist professionelle Distanz gefragt. Einblicke gab es auch in die Logistik: Bei Champions-League-Reisen reisen die Reporter gemeinsam mit dem Team – „ganz hinten, kurz vor der Bordtoilette“. Es wird überall gearbeitet: im Flugzeug, am Gate, in der S-Bahn. „Die Texte entstehen unterwegs – aber sie entstehen!“

Besonders interessant war der Blick hinter die Kulissen der sogenannten „Mixed Zone“ nach den Spielen. Dort, wo keine Kameras laufen, seien die Aussagen der Spieler oft offener und gehaltvoller. Thomas Müller, so wurde bedauert, werde der Redaktion mit seinen originellen Zitaten fehlen.

Erinnerung: Der letzte Gang des Gerhard Landgraf

26. Juli 2024

Seit ich als Journalist in der Kommunalpolitik im Landkreis Fürstenfeldbruck tätig war, bin ich immer wieder Gerhard Landgraf, dem damaligen Bürgermeister von Maisach, begegnet. Jetzt wird der energische Franke, der bei uns 36 Jahre Bürgermeister war, zu Grabe getragen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei dem morgigen Gedenkgottesdienst in der örtlichen Kirche St. Vitus und bei der Beisetzung dabei bin.

Das letzte Mal traf ich Landgraf im Frühjahr auf einer Versammlung und wir hielten ein kleines Schwätzchen, scherzen herum und freuten uns. Landgraf war mit seinen 84 Jahren gut drauf. Wir beide sind Mitglied der Aktion PiT Togohilfe, eine Organisation, die Landgraf seit Jahren unterstützte.
Und wenn nun sein Gedenkgottesdienst ist, dann erinnere ich mich an eine andere Beerdigung, wo Landgraf bei mir einen Stein im Brett hatte und ich ihm großen Respekt zolle.

ich damals beim Münchner Merkur/Fürstenfeldbrucker Tagblatt war, verstarb der langjährige Fotograf der Zeitung Franz Schmotz. Er war der typische Vertreter eines rasenden Fotoreporters und war jahrzehntelang Tag und Nacht im Einsatz für seine Zeitung. Ich habe viele Geschichten mit ihm gemacht. Sein Standardsatz beim Gruppenfoto war: „Stellt’s euch zamm. I hob koane Zeit.“ Er lichtete die Bevölkerung, Vereine, Politiker, Promis und alles und jeden ab, was ihm vor die Linse seiner Canon kam. Ich hab viel von ihm gelernt. Dann starb der Franz und wurde am Vormittag auf dem Friedhof seiner Wohnortgemeinde Eichenau zu Grabe getragen. Unter den Trauergästen war allerdings kaum ein Politiker zugegen.

Am Nachmittag des gleichen Tages war Kreistagssitzung im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Als die Sitzung von der damaligen Landrätin Rosemarie Grützner eröffnet wurde, meldete sich der Maisacher Bürgermeister Gerhard Landgraf zu Worte und redete den anwesenden Kreisrätinnen und -räten ins Gewissen. „Wo wart ihr denn bei der Beerdigung vom Franz Schmotz? Jahrelang hat er euch alle fotografiert und ihr habt immer nach ihm gerufen, wenn ihr in die Zeitung kommen wolltet. Zu seiner Beerdigung ist kaum einer von euch gegangen. Schämt euch!“

Das hatte gesessen. Landgraf hatte seinen Kolleginnen und Kollegen die Leviten gelesen und ich muss als unabhängiger Berichterstatter der Tageszeitung im Nachhinein sagen: Gerhard Landgraf hat mir aus der Seele gesprochen. Daher ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei der Beerdigung von Gerhard Landgraf dabei bin und ihn auf seinem letzten Weg begleite.

Wenn mein Foto der Festwoche das Sommerloch stopft

5. September 2022

Heute muss ich mich selbst loben. Ja, ich weiß, Eigenlob stinkt. Aber heute heißt es: Eigenlob stimmt. Ich freue mich über mich selbst, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und richtig geschaltet habe, weil ich die Geschichte erkannte. Und es ist auch ein schönes Beispiel, wie gut Sozial Media heute funktioniert.

Foto: Lange
Foto: Lange

Was ist passiert? Es handelt sich um ein Foto, das ich vom Bürgermeister meines Dorfes auf der Maisacher Festwoche gemacht habe. Es war am Seniorentag, der ausgeufert ist. Aufgrund von Personalengpässen wurden einige Senioren sauer, weil wir zu lange auf Hendl und Bier warten mussten. Der Bürgermeister erkannte die Situation und packte beim Bierausschank mit an und servierte den Senioren das Festbier der Brauerei Maisach. Ich habe über diesen Vorfall gebloggt und ein Foto vom Bürgermeister veröffentlicht, als er die Maßkrüge stemmte. Ich sah den Rathauschef und ich sah vor allem die journalistische Geschichte.

Dieser Blogpost und vor allem das Bild wurde geklickt und in Social Media diskutiert. Kaum war der Blogpost online, klingelte schon das Smartphone. Mein alter Kollege Peter Loder vom Fürstenfeldbrucker Tagblatt/Münchner Merkur war dran. Eigentlich ist er Rentner, aber er hat noch den Schreibvirus und schreibt weiter für die Tageszeitung. Auch er erkannte die Geschichte und bat mich das Foto zur Veröffentlichung in der Lokalzeitung Fürstenfeldbrucker Tagblatt/Münchner Merkur. Und weil er ein Profi ist, gab er seine Geschichte mit meinem Bild gleich weiter an die tz, eine Boulevardzeitung aus dem Hause Ippen, bei dem auch der Merkur erscheint. Die Geschichte erschien in der tz online und in Print.

Dann rief die Mutter aller Boulevardzeitung bei mir an: Die BILD München aus dem Hause Springer. Auch sie wollten das Foto des Biertragenden Bürgermeisters und veröffentlichen es sowohl Print als auch online. Und dann kam noch die Süddeutsche Lokales mit der Nachfrage nach dem Foto. Ob sie es allerdings veröffentlichten, weiß ich nicht.

Derweil hat sich die Geschichte verselbstständigt. Das Bayerische Fernsehen mit der Abendschau war in Maisach und drehte mit dem Bürgermeister, der die Personalnot der Festzeltbetrieber sachlich ansprach, der Bayerische Rundfunk und Radio Arabella sendeten Beiträge und unser Bürgermeister durfte Rede und Antwort stehen. Es sprachen mich Leute aus ganz Bayern wegen des Fotos an und die Blogpost ging durch die Decke.
Es tut dem Ego gut, wenn man eine Selbstbestätigung bekommt, dass man seinen Job wirklich gelernt hat und eine journalistische Geschichte erkennt, wenn sie auf der Straße liegt. Und ich hatte Glück, weil wir in der klassischen Sauren Gurken Zeit waren, also Sommerloch. Und es sage noch einer, dass sozial Media keine Wirkung hat.

Der servierende Bürgermeister nahm es mit Humor und wurde auf der Maisacher Festwoche zum Running Gag. An einem Abend brachte er unter Applaus der Festzeltbesucher dem Trio Schleudergang mehrere Maß Bier auf die Bühne. Dazu habe ich ein Video gemacht.

Letzte Eindrücke von der Festwoche

Und gestern nacht ging die 46. Maisacher Festwoche zu Ende. Bürgermeister und Volksfestreferent bedankten sich artig.

Und ich habe noch ein paar letzte Eindrücke von der Festwoche geschossen. Ich hab schon ein paar Ideen für 2023. Mal sehen, ob alle Beteiligten mitspielen.

Olympia 1972: Sonderheft mit unveröffentlichten Fotos

23. August 2022

Natürlich ist es eine Ehrensache, dass ein Münchner Verlag wie der Münchner Merkur ein Sonderheft zum Thema Olympia 1972 in München veröffentlicht. Da ich einstmals bei dieser damals auflagenstarken Tageszeitung gearbeitet habe und mich mein Kollege Dirk Walter auf sein Olympia-Heft des Verlags aufmerksam gemacht hat – und es mir gleich zuschickte, interessiere ich mich sehr, wie mein ehemaliger Arbeitgeber an das Thema herangegangen ist.

Lesenswertes Sonderheft vom MM.

Ich habe einstmals für das Fürstenfeldbrucker Tagblatt, die Lokalausgabe des Merkurs in Fürstenfeldbruck gearbeitet. Es waren tolle Zeiten, vor dem Internet. Am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck kam es ja 1972 zu Katastrophe. Der Fotograf des Tagblatts war damals Franz Schmotz und ich habe bei meiner jahrelangen Zeit beim Merkur viel mit Franz Schmotz gearbeitet, viel von ihm gelernt und viel mit ihm gesprochen. Es waren die analogen Zeiten der Fotografie.

Täglich war ich mit Franz auf Tour. Er erzählte mir immer wieder, dass es noch unveröffentlichte Bilder von ihm vom Olympia-Attentat gibt. Und was soll ich sagen? Dirk Walter und sein Kollege Thomas Steinhardt aus Fürstenfeldbruck haben die bisher unbekannten Terrorbilder von Franz Schmotz gesichtet und veröffentlicht. Schmotz ist vor Jahren verstorben und hat diese Veröffentlichung leider nicht mehr miterlebt.

Nun sehe ich die Bilder in der Veröffentlichung des Olympia-Heftes zum allerersten Mal und mein journalistisches Herz schlägt höher. Es sind eindrucksvolle Bilder eines Pressefotografen, der das richtige Auge für den richtigen Moment hatte. Die Schwazweißbilder, schön in sepia eingefärbt, erzählen die Geschichte der gescheiterten Befreiungsaktion durch die bayerische Politik. Ein Artikel in dem Heft schildert auch nachvollziehbar, was damals schief gelaufen ist.

Die unbekannten Bilder des Fotografen Franz Schmotz – grandios.

Natürlich sehen wir als Leser den Tower vom Fliegerhorst Fursty und einen ausgebrannten Hubschrauber. Wir sehen Einschusslöcher und den Abtransport des Holzsarges von David Mark Berger. Schon alleine wegen dieser Fotogeschichte lohnt es sich das Heft zu kaufen.

Wie gesagt, ich habe früher mit Dirk Walter zusammenarbeitet und er war neben der Berufung als Journalist auch ein promovierter Historiker. Und so begab er sich ins Augsburger Staatsarchiv, um eine Geschichte auszugraben, was mit den überlebenden Terroristen geschehen ist. Sie wurden acht Wochen nach dem Attentat freigepresst. Die solide recherchierte Geschichte gibt es in dem Heft zu lesen.

Eine weitere Lesegeschichte, die mir gefallen hat, war ein Feature über Gerhard Joksch. Der Starnberger war im Designteam des großen Otl Aicher und gilt als Erfinder der Piktogramme. Die Balkenmännchen wurde von dem 2020 verstorbenen Joksch gezeichnet. Dirk Walter sprach mit dessen Witwe Eva und grub eine tolle Geschichte aus, die selbst Grafikdesigner nicht bekannt war. So muss guter Journalismus sein.

Lesegeschichten pur – Journalismus pur.

Da ich mich nie sonderlich für Sportjournalismus interessierte, kann ich die verschiedenen Artikel über die Stars von Olympia nicht beurteilen. Ich kenne auch die wenigsten Sportler nicht, was aber meinem Desinteresse zu zuschreiben ist.

Geschichten, die mir fehlen? Nun ich hätte gerne ein Interview mit unserer Silvia gehabt. Silvia Renate Sommerlath war Olympia-Hostess und lernte 1972 den schwedischen König Carl XVI. Gustaf von Schweden kennen und wurde später 1975 Königin Silvia von Schweden. Sie war vor zwei Monaten in München und es wäre ein Gespräch im Bayerischen Hof schön gewesen. Ich mag so Adelsgeschichten – mehr als Sportberichterstattung.

Und eine zweite Geschichte hätte ich gerne gelesen, zugegeben eine sehr voyeuristische. Wie sieht das Appartement im olympischen Dorf aus in der Connollystraße 31 heute aus? Der Ort, in dem das Drama begann. Die Straße wurde 1971 nach James Connolly, dem ersten Olympiasieger der Neuzeit (1896), benannt.
Das Olympia-Heft gibt in den Merkur-Geschäftsstellen im Auflagenmengen der Zeitung, am klassischen Kiosk, wie am Hauptbahnhof München und über http://bavariashop.de

Israelische und deutsche Kampfjets über Fursty

18. August 2020

Gleich vorweg: Ich bin mit dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Mein Vater arbeitete dort und ich habe viele Bekannten aus dem militärischen Umfeld. Und ich habe die gescheiterte Befreiungsaktion der israelischen Geiseln auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck Fursty 1972 mir von Kollegen des Fürstenfeldbrucker Tagblatts aus erster Hand von dem damaligen Fotografen Franz Schmotz immer und immer wieder erzählt bekommen. Das zur Vorgeschichte.
Zur Erinnerung an das Olympiaattentat von 1972 hat am Dienstag vormittag eine deutsch-israelische Kampfjet-Formation den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck überflogen. Dort war am 6. September vor 48 Jahren nach dem Attentat arabischer Terroristen auf das israelische Olympiateam ein geplanter Befreiungsversuch der deutschen Polizei mit dem Tod der Geiseln katastrophal gescheitert.
Es war das erste Mal, das israelische Kampfjets im deutschen Luftraum sind und Israels Israeli Air Force und Deutschlands Luftwaffe hier gemeinsam üben. Ich finde diese Aktion hat einen hohem Symbolwert, bei dem ich dabei sein wollte. Für mich war der Überflug ein Zeichen der Ehrerbietung. Es kam ja auch zu einem Überflug der KZ Gedenkstätte Dachau – ebenso von hohem symbolischen Wert.

Zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern fand ich mich an der ehemaligen Startbahn des Flugplatzes ein, die heute eine Umgehungsstraße meines Wohnorts ist. Man unterhielt sich, viele hatten Fotoapparate mit Teleobjektiven dabei, einige schauten durch Feldstecher und einige genossen einfach nur das Treiben. Man wollte einfach bei dem historischen Schauspiel in der Luft dabei sein.

Zwischen 9:30 Uhr und 10 Uhr sollte die Formation über Fursty fliegen, also radelte ich mich rechtzeitig hin. Die Zeit bis zum Formationsflug beobachtete ich die Polizei, die auf einem Übungsplatz ein Fahrertraining absolvierte. 1972 war die bayerische Polizei vom arabischen Terror überfordert. Jetzt üben die Polizeibeamten für einen Ernstfall. Kurz nach 10 Uhr war es soweit. Aus Westen näherte sich die Formation von Eurofightern und F-16. In der Mitte eine Gulfstream mit Prominenz an Bord. Ein Planespotter erzählte, dass die gemeinsame Übung von Deutschen und Israeli durch Generalleutnant Ingo Gerhartz zustande kam. Dieser hatte bei Besuchen in Israel 2018 und 2019 eine Einladung ausgesprochen.
Der Luftraum wurde kurzfristig gesperrt, was man an den Kondenzstreifen am Himmel sah – nein, es waren keine Chemtrails. Viermal flogen die Flugzeuge über Fursty hinweg. Der Vorbeiflug nennt sich „Memory for the Future“ und wurde angeführt von einer IAF Gulfstream G550 mit F-16-Kampfflugzeugen und zwei deutschen Eurofighter-Jets. Der Kommandant der IAF, Generalmajor Amikam Norkin, leitete den Vorbeiflug in der Gulfstream G550 an der Seite des Inspekteurs der Deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, und der ersten weiblichen IAF-Staffelkommandantin.

Ich veröffentliche hier die Original-Pressemeldung der israelischen Luftwaffe vom 15. August 2020. Ist ist auchhier zu finden.
Starting from Monday, August 17th, 2020, the first joint exercise of the Israeli Air Force (IAF) and the German Air Force will take place in Germany. This exercise is the only international exercise that the IAF is conducting abroad this year, due to the spread of Corona virus.
The exercise is being held in order to continue enhancing the IAF’s capabilities to undertake missions in unfamiliar terrain, as part of its mission to maintain the IAF’s readiness, its ability to deal with various scenarios, and to continue strengthening the bonds and cooperation between the IAF and allied air forces. As part of the exercise, Israel’s six F-16 „Barak“ fighter jets, two Boeing 707 „Re’em“ transport jets, and two Gulfstream G-550 „Eitam“ control jets will land in the „Nörvenich“ Airbase in Germany.
Over the course of the two-week exercise, the IAF alongside NATO members will practice different aerial maneuvers as part of the „MAG Days“ exercise, an international event that takes place four times per year. During the exercise the air forces will perform dozens of flyovers that will simulate scenarios of air-to-air battles and air-to-ground battles, dealing with advanced ground-to-air missile threats and combat maneuvers over enemy terrain.
On Tuesday, August 18th 2020, a „Memory for the Future“ flyby will take place – a joint flyby, led by an IAF Gulfstream G550 jet with F-16 fighter jets and two German „Eurofighter“ jets, will fly by Dachau concentration camp, in memory of the Holocaust victims and above the “Fürstenfeldbruck” Airport close to Munich, in the memory of the 11 athletes that were murdered in Munich, members of the 1972 Olympic delegation. The flyby will be led by the Commanding Officer of the IAF, Maj. Gen. Amikam Norkin, who will fly the Gulfstream G550 jet alongside the Commanding Officer of the German Air Force, Lt. Gen. Ingo Gerhartz, and the first female Commanding Officer of the 122nd Squadron, Lt. Col. G‘.
After the flyby, an official memorial ceremony at the Dachau concentration camp will be held. The ceremony will be attended by the German Federal Minister of Defense, Mrs. Annegret Kramp Karrenbauer, the Israeli Ambassador to Germany, Mr. Jeremy Issacharoff, the Commanding Officers of both air forces and other dignitaries. The Deputy Commanding Officer of the 109th Squadron, Maj. Y, a grandson of a Holocaust survivor of the Dachau concentration camp, will speak at the ceremony. In addition, an „Yizkor“ reading will be heard from Rabbi Mendel Moraity. The ceremony will be broadcast live on IAF and IDF digital platforms.
In addition, the Commanding Officers of both air forces will visit the memorial monument of the 11 murdered athletes in Munich. The exercise holds top strategic importance and has substantial influence on the IAF, the IDF and the State of Israel. The Israeli-German cooperation and the arrival of IAF jets on German soil is a historic event. The IAF is and will continue exercising with foreign air forces to maintain the force’s capability and readiness, to enhance connections and interest and to encourage and strengthen the mutual learning between the air forces.

Müde Wahlparty im Landratsamt – Europa zündet nicht

26. Mai 2019

Wenig Besucher im Foyer des Landratsamtes Fürstenfeldbruck zur Wahlparty.

Wenig Besucher im Foyer des Landratsamtes Fürstenfeldbruck zur Wahlparty.

Von der Europa-Begeisterung, die im Vorfeld der Europawahl zu verspüren war, kam nichts bei der Wahlparty im Landratsamt Fürstenfeldbruck an. Es kam so gut wie überhaupt keine Stimmung auf. 

Ich will mich an meine alte Zeiten des Tageszeitungsjournalismus erinnern und verfolge den wichtigen Wahlabend im Landratsamt. Hier kommen zum einen die Wahlergebnisse aus den Gemeinden des bayerischen Landkreises zusammen, zum anderen treffen Kommunal- und Bundespolitiker ein. Hier haben Bürger durchaus die Chance mit ihren Mandatsträgern ins Gespräch zu kommen. Diese Chance wird nicht wahrgenommen.

Als ich gegen 17:45 Uhr im Foyer des Landratsamtes Fürstenfeldbruck eintreffe, stoße ich auf die üblichen Verdächtigen. Ich treffe auf meine ehemaligen Kollegen der lokalen Tageszeitungen, Fürstenfeldbrucker Tagblatt/Münchner Merkur und Fürstenfeldbrucker Neueste Nachrichten/Süddeutsche Zeitung. Ich selbst war vor der Jahrtausendwende lange Zeit Tageszeitungsjournalist und habe etliche Wahlen begleitet. Zudem sind einige Fotografen angerückt, um die Europaeuphorie bildlich festzuhalten. Aber es gibt kaum etwas zu fotografieren, denn der Bürger fehlt größtenteils. 

Das geschmückte Foyer des Landratsamtes bietet alles für eine Party, aber wenn die Gäste ausbleiben, dann hilft auch die beste Deko nichts. Es gibt eine kleine Ausstellung mit Stelltafeln über Europa, darüber ein paar Europa-Luftballons. Auf einer großen Leinwand werden die einzelnen Ergebnisse aus den Landkreiskommunen per Beamer geworfen. Blöd, dass man dabei in die untergehende Sonne schauen muss. An grauen Stellwänden werden die Ergebnisse nochmals in Papierform aufgehängt. Ein paar Stehtische mit Salzstangen, die relativ schnell von allen verspeist wurden. 

Landrat Karmasin informiert sich.

Landrat Karmasin informiert sich.

In der Kinderspielecke des Landratsamtes haben Mitarbeiter drei Stuhlreihen zu je sechs Stühlen aufgestellt. Hier kann man Platz nehmen und die Wahlergebnisse aus Deutschland und Bremen anschauen. Bremen interessiert nur am Rande, wenn überhaupt. Auf dem TV läuft die ARD. Die Plätze davor sind kaum belegt. Landrat Thomas Karmasin (CSU) hat in der vorderen rechten Reihe Platz genommen und wartet auf die erste Prognose und dann die Hochrechnungen. Als er das Ergebnis für die CSU feststellt, nickt er anerkennend und wendet sich der Lokalpresse zu. Michael Schrodi, SPD-Mitglied des Deutschen Bundestages, ist eher nicht so gut gelaunt. Seine Partei ist massiv im Stinkflug. „Schlechte Zahlen, keine Frage“, sagt er. 

Europäische Schinkensemmel.

Europäische Schinkensemmel.

Ich hole mir derweil eine Schinkensemmel. Hier kommt ein wenig Europa-Feeling auf. In die Semmel ist eine kleine Europa-Fahne gesteckt, die ich herausnehme als ich in die Semmel hineinbeiße. Das Fähnchen hänge ich ins Knopfloch. Ja zu Europa. Derweil fotografiert ein Pressefotograf einen Bürger, der herzhaft in seine Europasemmel beißt. Seine Fahne steckt noch in der Backware. Wenn man sonst keine Motive hat, dann macht man sich eben welche.

Die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler ist derweil gut drauf, keine Frage bei dem Ergebnis ihrer Partei. Sie gibt den Vertretern der Lokalpresse ihre Statements und Einschätzungen ab. Und der Reporterin der Süddeutschen erzählt sie, wo sie ihren Manfred Weber-Pappaufsteller stehen hat. Ich will es nicht verraten, denn die nette Geschichte gehört der Kollegin von der Süddeutschen. Ich bin mir sicher, dass sie die Story für die Zeitung aufgreift.

MdB Katrin Staffler ist gut drauf und spricht mit der Presse.

MdB Katrin Staffler ist gut drauf und spricht mit der Presse.

Die erste Gemeinde des Landkreises ist ausgezählt. Es ist 18:42 Uhr und die Zahlen von Oberschweinbach kommen herein. 43,06 Prozent CSU, 5,58 Prozent SPD, 17,51 Grüne, 10,71 AfD. 

18:48 Uhr der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Erich Raff schaut herein, schüttelt Hände und orientiert sich. Derweil meint Landrat Karmasin: „Solange sie antreten, habe ich Mitleid.“ Gemeint hat er wohl die SPD. 

Drei Schwarze im Gespräch.

Drei Schwarze im Gespräch.

Gegen 20 Uhr verlasse ich den Wahlabend. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt. Zu meiner aktiven Zeit als Lokalreporter war irgendwie mehr los. Europa zündet wohl nicht so recht bei den Leuten. Aber im Jahr 2020 ist Kommunalwahl, dann geht die Party richtig los. 

Als die Bayern Revoluzzer wurden – journalistisches Storytelling

1. April 2019

Vor kurzem hatte der Freistaat Bayern seinen 100. Geburtstag und ich habe dieses wichtige Ereignis mit einem Blogbeitrag gewürdigt. Jetzt ist mir bei einem Besuch des Münchner Merkurs ein Magazin zum Thema in die Hände gefallen, dass ich gerne gelesen habe.

Als die Bayern Revoluzzer wurden - schönes Magazin vom Münchner Merkur.

Als die Bayern Revoluzzer wurden – schönes Magazin vom Münchner Merkur.

Ein alter Kollege von mir, Dr. Dirk Walter, der mit mir beim Merkur vor Jahren begonnen hatte, schrieb die viele Beiträge in diesem Magazin. Dr. Walter, oder Dirk für mich, ist studierter Historiker und arbeitet die deutsche Geschichte vorbildlich in seinen Veröffentlichungen auf. Und zum 100. Geburtstag veröffentlichte der Merkur das Magazin „Als die Bayern Revoluzzer wurden“ Bei einem Besuch des altehrwürdigen Zeitungshauses in München drückte Dirk mir das Magazin in die Hand und bei der Heimfahrt begann ich es gleich zu lesen. Zu Hause habe ich es sofort auf der Terrasse mit einem Kaffee in der Hand fertiggelesen. 

Besuch bei meinem alten Arbeitgeber.

Besuch bei meinem alten Arbeitgeber.

Die Gründung des Freistaats, die deutsche Revolution – all das kann ich bei Wikipedia und Co nachlesen. Dieses Magazin bringt selbstverständlich auch die Fakten, bereitet sie aber journalistisch auf – und das gefällt mir. Nicht Zahlen und nackte Infos, sondern Storytelling in seiner besten Form. Es kommen Menschen mit ihren Meinungen und Einschätzungen zu Wort. Das Thema wird aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und unterhaltsam mir als Leser näher gebracht. So muss Journalismus heute sein. 

Ist das die richtige Würdigung für Kurt Eisner als Ministerpräsident?

Ist das die richtige Würdigung für Kurt Eisner als Ministerpräsident?

Als ich dann abends ins Kino ging hatte ich einen Beitrag von Hans Well im Kopf. Der ehemalige Chef der Biermösl Blosn schrieb in dem Merkur-Magazin einen Betrag über Kurt Eisner, dem ersten Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern. Er beklagte, dass Eisner bis heute kein Denkmal im Bayerischen Landtag bekommen hat. Im Kino Mathäser schaute ich mir einen Film an und entdeckte beim Herausgehen eine Stehle mit der Erinnerung an Eisner inmitten des Kinobetriebs. Ist das die richtige Würdigung an den ersten Ministerpräsidenten? 

Das Magazin gibt es in den  Merkur-Geschäftsstellen sowie für uns Onliner hierhier

Meine 5 Minuten Ruhm zur Wiesn dank Ritter Sport

25. September 2018

Es lässt sich nicht gerade behaupten, dass ich ein großer Wiesn-Fan bin. Als Pendler bin ich von den Auswirkungen des Oktoberfestes in München betroffen: Gedränge, Lautstärke, Trunkenheit und Ausscheidungen. Frohsinn sieht für mich anders aus. Ich habe persönlich auch nicht nur gute Erinnerungen an das große Volksfest, die mich betroffen gemacht haben. 

Fehler von Ritter Sport und ich habs mal fotografiert.

Fehler von Ritter Sport und ich habs mal fotografiert.

Und dennoch sorgte die Wiesn für meine 5 Minuten Ruhm in den Medien. Auf einer Reise zu meinen Vorträgen muss ich am Münchner Hauptbahnhof von der S-Bahn in den ICE umsteigen. In der auf Oktoberfest gestalteten Bahnhofshalle platzieren Firmen ihre großflächige Werbung. Die Werbetafel des Schoki-Herstellers Ritter Sport machte mich beim Gang zu meinen ICE stutzig: „Wies‘n Tipp: nach jeder Maß eine Kleinigkeit essen“. Gleich zwei Fehler in einer Werbezeile: Der Deppenapostroph und Maß statt Mass. 

Und gleich mal das Foti getwittert.

Und gleich mal das Foti getwittert.

Ich fotografierte die Werbung und twitterte meinen Post: „Oh  #Rittersport – gerne kann ich als ehemaliger Textchef unterstützen #Schoko“. Ich war einstmals Textchef der PC Professionell und von redtec publishing, ein IT-Verlag der Süddeutschen. Gleichzeitig informierte mich meine Frau, dass der Münchner Merkur via Facebook ein Foto mit er falschen Schreibweise für seine Online-Berichterstattung suchte. Sie hatten in einer Facebook-Gruppe einen Aufruf gestartet. Ich schickte vom ICE aus das Bild an die ehemaligen Kollegen der Tageszeitung, die es den Onlinern weiterreichten. 

Derweil nahm meine Twitter-Meldung Fahrt auf. Sie wurde geteilt, geliked, kommentiert, geklaut. Den Netzwerkeffekt in sozialen Medien lässt sich an diesem Beispiel ideal bemerken. Viral verbreitete sich mein Tweet samt Foto in Twitter weiter und weiter. 

Inzwischen griffen klassische Massenmedien mein Foto auf. Der Münchner Merkur und die tz, zwei Medien des Ippen-Konzerns, brachten mein Foto. Ich wurde auch als Leserreporter bezeichnet. Aus meinem Foto war eine Meldung geworden. Schließlich geht es um die Wiesn und damit um Auflage und Reichweite. Ich machte einen Screenshot und verbreitete diesen Screenshot gleich mal wieder weiter. 

Auch die w&v griff meinen Tweet auf.

Auch die w&v griff meinen Tweet auf.

Als dann die w&v, ein Magazin für Werber und Marketingmenschen, meinen Tweet aufgriff und betonte: „Wenn es um die Wiesn geht, dann wird es ernst“ bekam ich haufenweise neue Follower – ein netter Nebeneffekt. 

Die Berichterstattung hat inzwischen wohl auch die Agentur von Rittersport erreicht Und der zuständige Mitarbeiter der Agentur von Ritter Sport hat wohl von seinem Auftraggeber einen unfreundlichen, aber eindeutigen Hinweis bekommen. Wenn Preußen Werbung in Bayern machen kann das wohl passieren. Ritter Sport ließ verlauten, dass man den Fehler umgehend korrigieren werde. Und sie siehe da: Am nächsten Tag, als ich wieder in den Hauptbahnhof mit dem ICE einfuhr, war das Deppenapostroph überpinselt. Der Rechtschreibfehler Maß statt Mass wurde allerdings belassen – soviel Nähe zur bayerischen Sprache war dann doch nicht möglich. 

Ende gut, alles gut - ein Fehler wurde korrigiert. Die Maß statt Mass bleibt.

Ende gut, alles gut – ein Fehler wurde korrigiert. Die Maß statt Mass bleibt.

Natürlich musste ich neuerlich ein Foto von der korrigierten machen. Auch die Massenmedien stellten die korrigierte Fassung online – Schadenfreude eben, die nicht böse gemeint ist.

Natürlich ist das Ganze ein Sturm im Wasserglas und bringt die Welt nicht weiter. Ich fand die Sache aber dennoch sehr nett und irgendwie was meine persönliche Rache an der Wiesn.  Ach ja, Ritter Sport: Gerne könnt ihr für die kostenlose Werbung ein paar Tafeln Vollmich und Alpenmilch rüberwachsen lassen 🙂

Persönlicher Nachruf auf Gunter Gabriel

23. Juni 2017

Als ich vom Tode von Gunter Gabriel gestern erfuhr, musste ich unwillkürlich an ein Jahresgespräch in einem Verlag denken, bei dem ich mal beschäftigt war. Der Verlagsleiter war ein fairer Chef und Mensch von dem ich viel gelernt habe. Ich eröffnete das Gespräch mit dem Klassiker: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“ Der Verlagsleiter, gut bewandert in der Musik, antwortete mit einem Gunter Gabriel Zitat: „Wenn Du denkst, Du denkst, dann denkst Du nur, Du denkst.“ Insider wissen: Gabriel produzierte und komponierte für Juliane Werding. Nun, mehr Geld habe ich nicht bekommen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.
Wenn ich an Gunter Gabriel denke, fällt mir auch mein Onkel ein, der mich musikalisch sozialisiert hat. Er liebte Elvis und Johnny Cash – und irgendwie war Gunter Gabriel auch als deutscher Johnny Cash dabei. Deutscher Country war nicht unbedingt mein Fall, obwohl ich einige Alben habe. Meine Eltern besaßen von Gunter Gabriel ein paar Singles und ich habe Das Tennessee Projekt noch als CD in Langfassung.

Später erschien die CD in gekürzter Form. Beim Tennessee-Projekt nahm Gabriel Songs von Johnny Cash auf Deutsch auf und Cash sang sogar mit.
Einmal habe ich Gunter Gabriel bei einem Trucker- und Countryfest in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck live gesehen. Ich war beim Münchner Merkur als Mitarbeiter tätig und erzählte in der Redaktionskonferenz, dass ich den Gunter Gabriel nicht unbedingt schlecht fände und durch diese unvorsichtige Bemerkung war ich schlagartig der Country-Berichterstatter und durfte über Country, Square Dance und Trucker berichten. Was macht man nicht alles in seiner Zeit als Lokalreporter? Gabriel lieferte einen soliden Auftritt ab, aber ein Interview habe ich mit ihm nicht gemacht. Im Nachhinein schade, denn Gunter Gabriel hatte sicherlich viel erzählen können. Wenn ich die Nachrufe heute in den Massenmedien lese, tut es mir leid, mich so wenig mit dem deutschen Johnny Cash beschäftigt zu haben.

Persönlicher Nachruf auf John Wetton

1. Februar 2017

John Wetton - live in Olching, LK Fürstenfeldbruck 1997. Foto: Lange

John Wetton – live in Olching, LK Fürstenfeldbruck 1997. Foto: Lange

Schon wieder Krebs, schon wieder dieser schreckliche Krebs. Gestern verstarb wieder ein musikalisches Idol. John Wetton ist tot. Für mich hat eine große Stimme des Prog Rock die Bühne für immer verlassen.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass John Wetton immer dabei war, wenn es um diese Art von Musik ging. Wenn mir eine Band aus der Prog Rock Ära gefallen hat, dann war der Name John Wetton direkt oder indirekt damit verbunden. Meine Lieblingsbands mit ihm waren eindeutig King Crimson, Asia und auch UK.
John Wetton hatte einen gewissen Hang zum Kommerz, aber so eine Art von Kommerz, die mir wirklich gefallen hat. Die eingängigste Phase von Wetton bei King Crimson, war sicherlich die Red-Phase. Wetton rang Robert Fripp eingängige Melodien ab und mit Wetton schlug KC eine kommerziellere Richtung ein ohne je kommerziell zu sein. Die Box The Road to Red zeigt die Entstehung des legendären Red-Albums anhand verschiedener Konzerte. Ich liebe diese Aufnahmen.

Bei der Hitze des Augenblicks schmolz ich hinweg
Ich erinnere mich noch an den Beginn der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ich besuchte meinen örtlichen Schallplattenladen in Fürstenfeldbruck – den Sound in der Ledererstraße. Der Chef Rudi „Sound“ Hasmiller kannte meinen Geschmack und zeigte mir ein Album mit einer aggressiven Wasserschlange darauf. Die Band und das Album hießen schlicht Asia. Die Musik war der Hammer: The Heat of The Moment war der erste Hit von Asia und John Wetton war mit von der Partie. Jahr um Jahr kaufte ich mir die Asia-Platten, die allerdings ab dem dritten Album immer schwächer wurden.
Ich gebe Asia noch eine Chance. Im Februar 2017 erscheint ein Konzert von 2013, das zusammen mit einem bulgarischen Orchester aufgenommen wurde. Live in Bulgaria – Mein Gott, früher kamen Aufnahmen aus Budōkan, Madison Square Garden oder Royal Albert Hall – nun kommen eben Aufnahmen aus Bulgarien.

Keiner kannte UK
Und dann war noch UK. In einem Schallplattenladen in London fand ich Vinyl-Platten der Band, die ich nicht kannte. Dabei waren die Mitglieder von UK in der Szene berühmt: Wetton, Terry Buzzio (Zappa) und Eddie Jobson (Roxy Music). Ich kaufte die Alben und bereute es nicht. UK war allerdings bei uns nicht so bekannt, zumindest kannte ich kaum Leute, die die Band mochten. Meine Freunde standen zu der Zeit eher auf Punk und Electronic.

Mein gescheitertes Interview mit John Wetton
Einstmals hatte ich die Ehre, John Wetton in Person zu erleben und zu sprechen. Ich war damals Redakteur beim Münchner Merkur/Fürstenfeldbrucker Tagblatt und zusammen mit meinem Kollegen und absoluten Musikexperten Jörg Laumann besuchten wir das „Absolut-Festival“ in Olching im Landkreis Fürstenfeldbruck. Es war am 14. Juni 1997 und der Headliner des Tages waren BAP und die Spider Murphy Gang. John Wetton war auch mit von der Partie, spielte im Unterhemd seinen Bass und akustische Gitarre und widmete sich im Künstlerzelt einer jungen Dame und dem Alkohol. Für unsere Lokalzeitung hatte der britische Rocker kein großes Interesse und außer ein paar belanglosen Sätzen kam kein großes Interview heraus. Die junge, gut ausehende Dame habe ich übrigens Tage später am Geldautomat der örtlichen Sparkasse wieder getroffen. Sie erkannte mich und wir haben uns über John Wetton unterhalten. Die Infos sind privat. Ich staunte und schwieg. Ein Artikel über John Wetton im Merkur ist von mir nie erschienen.