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Olympia 1972: Sonderheft mit unveröffentlichten Fotos

23. August 2022

Natürlich ist es eine Ehrensache, dass ein Münchner Verlag wie der Münchner Merkur ein Sonderheft zum Thema Olympia 1972 in München veröffentlicht. Da ich einstmals bei dieser damals auflagenstarken Tageszeitung gearbeitet habe und mich mein Kollege Dirk Walter auf sein Olympia-Heft des Verlags aufmerksam gemacht hat – und es mir gleich zuschickte, interessiere ich mich sehr, wie mein ehemaliger Arbeitgeber an das Thema herangegangen ist.

Lesenswertes Sonderheft vom MM.

Ich habe einstmals für das Fürstenfeldbrucker Tagblatt, die Lokalausgabe des Merkurs in Fürstenfeldbruck gearbeitet. Es waren tolle Zeiten, vor dem Internet. Am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck kam es ja 1972 zu Katastrophe. Der Fotograf des Tagblatts war damals Franz Schmotz und ich habe bei meiner jahrelangen Zeit beim Merkur viel mit Franz Schmotz gearbeitet, viel von ihm gelernt und viel mit ihm gesprochen. Es waren die analogen Zeiten der Fotografie.

Täglich war ich mit Franz auf Tour. Er erzählte mir immer wieder, dass es noch unveröffentlichte Bilder von ihm vom Olympia-Attentat gibt. Und was soll ich sagen? Dirk Walter und sein Kollege Thomas Steinhardt aus Fürstenfeldbruck haben die bisher unbekannten Terrorbilder von Franz Schmotz gesichtet und veröffentlicht. Schmotz ist vor Jahren verstorben und hat diese Veröffentlichung leider nicht mehr miterlebt.

Nun sehe ich die Bilder in der Veröffentlichung des Olympia-Heftes zum allerersten Mal und mein journalistisches Herz schlägt höher. Es sind eindrucksvolle Bilder eines Pressefotografen, der das richtige Auge für den richtigen Moment hatte. Die Schwazweißbilder, schön in sepia eingefärbt, erzählen die Geschichte der gescheiterten Befreiungsaktion durch die bayerische Politik. Ein Artikel in dem Heft schildert auch nachvollziehbar, was damals schief gelaufen ist.

Die unbekannten Bilder des Fotografen Franz Schmotz – grandios.

Natürlich sehen wir als Leser den Tower vom Fliegerhorst Fursty und einen ausgebrannten Hubschrauber. Wir sehen Einschusslöcher und den Abtransport des Holzsarges von David Mark Berger. Schon alleine wegen dieser Fotogeschichte lohnt es sich das Heft zu kaufen.

Wie gesagt, ich habe früher mit Dirk Walter zusammenarbeitet und er war neben der Berufung als Journalist auch ein promovierter Historiker. Und so begab er sich ins Augsburger Staatsarchiv, um eine Geschichte auszugraben, was mit den überlebenden Terroristen geschehen ist. Sie wurden acht Wochen nach dem Attentat freigepresst. Die solide recherchierte Geschichte gibt es in dem Heft zu lesen.

Eine weitere Lesegeschichte, die mir gefallen hat, war ein Feature über Gerhard Joksch. Der Starnberger war im Designteam des großen Otl Aicher und gilt als Erfinder der Piktogramme. Die Balkenmännchen wurde von dem 2020 verstorbenen Joksch gezeichnet. Dirk Walter sprach mit dessen Witwe Eva und grub eine tolle Geschichte aus, die selbst Grafikdesigner nicht bekannt war. So muss guter Journalismus sein.

Lesegeschichten pur – Journalismus pur.

Da ich mich nie sonderlich für Sportjournalismus interessierte, kann ich die verschiedenen Artikel über die Stars von Olympia nicht beurteilen. Ich kenne auch die wenigsten Sportler nicht, was aber meinem Desinteresse zu zuschreiben ist.

Geschichten, die mir fehlen? Nun ich hätte gerne ein Interview mit unserer Silvia gehabt. Silvia Renate Sommerlath war Olympia-Hostess und lernte 1972 den schwedischen König Carl XVI. Gustaf von Schweden kennen und wurde später 1975 Königin Silvia von Schweden. Sie war vor zwei Monaten in München und es wäre ein Gespräch im Bayerischen Hof schön gewesen. Ich mag so Adelsgeschichten – mehr als Sportberichterstattung.

Und eine zweite Geschichte hätte ich gerne gelesen, zugegeben eine sehr voyeuristische. Wie sieht das Appartement im olympischen Dorf aus in der Connollystraße 31 heute aus? Der Ort, in dem das Drama begann. Die Straße wurde 1971 nach James Connolly, dem ersten Olympiasieger der Neuzeit (1896), benannt.
Das Olympia-Heft gibt in den Merkur-Geschäftsstellen im Auflagenmengen der Zeitung, am klassischen Kiosk, wie am Hauptbahnhof München und über http://bavariashop.de

50 Jahre Olympia 1972: Filmtipp: Die 21 Stunden von München

31. Juli 2022

Die filmische Aufarbeitung des Olympia-Attentats von 1972 ließ nicht lange auf sich warten. Schon 1976 erschien die US-amerikanische TV-Produktion „Die 21 Stunden von München“. Dramaturgisch ist der Film eher lahm, den Reiz macht aber das Setdesign aus. Es wurde an den Originalschauplätzen im olympischen Dorf und am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck vom deutsche Kameramann Jost Vacano gedreht, der später mit seinen Aufnahmen von „Das Boot“ berühmt wurde.

Ich wurde auf den Film durch die Facebook-Gruppe Erdbeben 1974 aufmerksam, die sich um den Film der siebziger Jahre kümmert. Regie bei diesem TV-Film führte William A. Graham, ein alter Routinier des Fernsehens, der unter anderem Die Leute von der Shiloh Ranch (1962–1971) oder Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI (1993–1998) drehte.

Der Film selbst ist zäh, wirkt sehr gestelzt, eben wie eine typische TV-Produktion dieser Zeit. Das Drehbuch hat keine Tiefe, die israelischen Geiseln wirken blass und farblos. Es wird sich auf die Stars Franco Nero mit strahlend blauen Auen als Schwarzer Septembers-Chef Issa und William Holden als Polizeichef Manfred Schreiber konzentriert. Richard Basehart als Willy Brandt darf Zigarillo rauchen und Georg Marischka spielt routiniert Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, wirkt aber eher wie Hans-Jürgen Wischnewski. Noel Willman als bayerischer Innenminister Bruno Merk bekommt eine größer Rolle als in der Realität. Ich habe mit Merk vor Jahren über Olympia sprechen wollen, aber er wechselte immer wieder galant das Thema.

Ein wenig wird im Film das Problem der Verantwortlichkeit zwischen Israel und der Bundesrepublik thematisiert. Der Film zeigt auch, wie überfordert die bayerische Polizei mit dieser Art von Terrorismus ist.

Eigentlich könnte man den Film getrost auf Seite legen, zudem ich nur eine Mono-DVD habe, wären da nicht die Originalkulissen des olympischen Dorfes mit den Wohnungen an der Connollystrasse 31 und des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck. Beide Orte kenne ich gut, sehr gut, liegen sie doch vor meiner Haustüre. Und genau das Betrachter dieser Drehorte machen den Reiz des Films für mich persönlich aus. Das Olympische Dorf stand bei den Dreharbeiten noch leer, so dass interessante und vor allem absolut realistische Aufnahmen entstanden.

Und am Ende kommt dann die bittere Erkenntnis, dass bei Olympia 1972 19 Menschen ihr Leben verloren haben: Israelis, Palästinenser, ein deutscher Polizist.

Transall fliegt letztmals über Fursty

19. August 2021

Ein paar Mal bin ich mit ihr als Passagier geflogen. So richtig angefreundet habe ich mich allerdings mit dem dicken Brummer nicht. Gemeint ist die Transall. Als Nichtsoldat, aber zeitweise Militärberichterstatter durfte ich im Rumpf der Maschine auf Einladung der Luftwaffe mitfliegen. Die C-160 war mir zu laut, zu kalt und hatte auch sonst ein paar Einschränkungen, die man als Passagier von Linienmaschinen nicht kennt. Aber die Transall war ein zuverlässiger Lastenesel der Bundeswehr und ein gewohntes Bild in meinem Umfeld.

Nun ging die Ära der Transall zu Ende. Am 18. August 2021 kam es noch einmal zu einer Begegnung. Zwei Transall-Maschinen und ein Eurofighter überflogen auf einer Goodbye-Tour den ehemaligen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck Fursty. Für mich war klar, dass ich da dabei sein wollte, wenn es vor meiner Haustür stattfindet.

Zum Abschied startete eine Transall in der Sonderlackierung als „Retro-Brummel“ eine Goodbye-Tour in Deutschlands Süden. Um 10:45 Uhr sollten die Maschinen über den wolkenverhangenen Himmel über Fürstenfeldbruck erscheinen. Es wurden ein paar Minuten später als das Brummen der Retro-Brummel zu hören war. Die 50 Tonnen schwere Maschine flog langsam dahin, daher der Spitzname Retro-Brummel.

Mit mir waren ein paar interessierte Schaulustige erschienen. Zwei Männer diskutieren über Einsatz der Maschinen, die meisten froren aber leise vor sich hin und wollten den Augenblick des Überflugs erleben. Einige hatten Kameras mit starken Teleobjektiven dabei. Ich war nur mit meinem iPhone bewaffnet – die Nikons hatte ich aus Faulheit zu Hause gelassen. Es gab einige professionelle Planespotter auf deren Bilder ich mich schon freue.
Als im August 2020 israelische und deutsche Kampfjets über Fursty flogen, war mehr Wums und Show geboten. Ich habe damals gebloggt, gefilmt und fotografiert.
Der Überflug des Trios war unspektakulär. Die Maschinen schwebten ein, flogen über den Wolkenverhangenen Flugplatz hinweg und verschwanden wieder in die Wolke – in drei Minuten war alles vorbei und die Transall ist Geschichte.

Von den 110 Transall, die die Luftwaffe seit 1968 in Dienst gestellt hatte, sind nur noch wenige flugtauglich. Bis Ende 2021 werden die verbliebenen Maschinen verschrottet oder an Museen abgegeben. Eine Transall ist bereits in der Flugwerft Oberschleißheim ausgestellt.

Israelische und deutsche Kampfjets über Fursty

18. August 2020

Gleich vorweg: Ich bin mit dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Mein Vater arbeitete dort und ich habe viele Bekannten aus dem militärischen Umfeld. Und ich habe die gescheiterte Befreiungsaktion der israelischen Geiseln auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck Fursty 1972 mir von Kollegen des Fürstenfeldbrucker Tagblatts aus erster Hand von dem damaligen Fotografen Franz Schmotz immer und immer wieder erzählt bekommen. Das zur Vorgeschichte.
Zur Erinnerung an das Olympiaattentat von 1972 hat am Dienstag vormittag eine deutsch-israelische Kampfjet-Formation den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck überflogen. Dort war am 6. September vor 48 Jahren nach dem Attentat arabischer Terroristen auf das israelische Olympiateam ein geplanter Befreiungsversuch der deutschen Polizei mit dem Tod der Geiseln katastrophal gescheitert.
Es war das erste Mal, das israelische Kampfjets im deutschen Luftraum sind und Israels Israeli Air Force und Deutschlands Luftwaffe hier gemeinsam üben. Ich finde diese Aktion hat einen hohem Symbolwert, bei dem ich dabei sein wollte. Für mich war der Überflug ein Zeichen der Ehrerbietung. Es kam ja auch zu einem Überflug der KZ Gedenkstätte Dachau – ebenso von hohem symbolischen Wert.

Zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern fand ich mich an der ehemaligen Startbahn des Flugplatzes ein, die heute eine Umgehungsstraße meines Wohnorts ist. Man unterhielt sich, viele hatten Fotoapparate mit Teleobjektiven dabei, einige schauten durch Feldstecher und einige genossen einfach nur das Treiben. Man wollte einfach bei dem historischen Schauspiel in der Luft dabei sein.

Zwischen 9:30 Uhr und 10 Uhr sollte die Formation über Fursty fliegen, also radelte ich mich rechtzeitig hin. Die Zeit bis zum Formationsflug beobachtete ich die Polizei, die auf einem Übungsplatz ein Fahrertraining absolvierte. 1972 war die bayerische Polizei vom arabischen Terror überfordert. Jetzt üben die Polizeibeamten für einen Ernstfall. Kurz nach 10 Uhr war es soweit. Aus Westen näherte sich die Formation von Eurofightern und F-16. In der Mitte eine Gulfstream mit Prominenz an Bord. Ein Planespotter erzählte, dass die gemeinsame Übung von Deutschen und Israeli durch Generalleutnant Ingo Gerhartz zustande kam. Dieser hatte bei Besuchen in Israel 2018 und 2019 eine Einladung ausgesprochen.
Der Luftraum wurde kurzfristig gesperrt, was man an den Kondenzstreifen am Himmel sah – nein, es waren keine Chemtrails. Viermal flogen die Flugzeuge über Fursty hinweg. Der Vorbeiflug nennt sich „Memory for the Future“ und wurde angeführt von einer IAF Gulfstream G550 mit F-16-Kampfflugzeugen und zwei deutschen Eurofighter-Jets. Der Kommandant der IAF, Generalmajor Amikam Norkin, leitete den Vorbeiflug in der Gulfstream G550 an der Seite des Inspekteurs der Deutschen Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, und der ersten weiblichen IAF-Staffelkommandantin.

Ich veröffentliche hier die Original-Pressemeldung der israelischen Luftwaffe vom 15. August 2020. Ist ist auchhier zu finden.
Starting from Monday, August 17th, 2020, the first joint exercise of the Israeli Air Force (IAF) and the German Air Force will take place in Germany. This exercise is the only international exercise that the IAF is conducting abroad this year, due to the spread of Corona virus.
The exercise is being held in order to continue enhancing the IAF’s capabilities to undertake missions in unfamiliar terrain, as part of its mission to maintain the IAF’s readiness, its ability to deal with various scenarios, and to continue strengthening the bonds and cooperation between the IAF and allied air forces. As part of the exercise, Israel’s six F-16 „Barak“ fighter jets, two Boeing 707 „Re’em“ transport jets, and two Gulfstream G-550 „Eitam“ control jets will land in the „Nörvenich“ Airbase in Germany.
Over the course of the two-week exercise, the IAF alongside NATO members will practice different aerial maneuvers as part of the „MAG Days“ exercise, an international event that takes place four times per year. During the exercise the air forces will perform dozens of flyovers that will simulate scenarios of air-to-air battles and air-to-ground battles, dealing with advanced ground-to-air missile threats and combat maneuvers over enemy terrain.
On Tuesday, August 18th 2020, a „Memory for the Future“ flyby will take place – a joint flyby, led by an IAF Gulfstream G550 jet with F-16 fighter jets and two German „Eurofighter“ jets, will fly by Dachau concentration camp, in memory of the Holocaust victims and above the “Fürstenfeldbruck” Airport close to Munich, in the memory of the 11 athletes that were murdered in Munich, members of the 1972 Olympic delegation. The flyby will be led by the Commanding Officer of the IAF, Maj. Gen. Amikam Norkin, who will fly the Gulfstream G550 jet alongside the Commanding Officer of the German Air Force, Lt. Gen. Ingo Gerhartz, and the first female Commanding Officer of the 122nd Squadron, Lt. Col. G‘.
After the flyby, an official memorial ceremony at the Dachau concentration camp will be held. The ceremony will be attended by the German Federal Minister of Defense, Mrs. Annegret Kramp Karrenbauer, the Israeli Ambassador to Germany, Mr. Jeremy Issacharoff, the Commanding Officers of both air forces and other dignitaries. The Deputy Commanding Officer of the 109th Squadron, Maj. Y, a grandson of a Holocaust survivor of the Dachau concentration camp, will speak at the ceremony. In addition, an „Yizkor“ reading will be heard from Rabbi Mendel Moraity. The ceremony will be broadcast live on IAF and IDF digital platforms.
In addition, the Commanding Officers of both air forces will visit the memorial monument of the 11 murdered athletes in Munich. The exercise holds top strategic importance and has substantial influence on the IAF, the IDF and the State of Israel. The Israeli-German cooperation and the arrival of IAF jets on German soil is a historic event. The IAF is and will continue exercising with foreign air forces to maintain the force’s capability and readiness, to enhance connections and interest and to encourage and strengthen the mutual learning between the air forces.

Otl Eicher: Vom Waldi über Dirndl bis hin zu Piktogrammen

29. Oktober 2019

Olympia 1972 im Haus der Bayerischen Geschichte

Olympia 1972 im Haus der Bayerischen Geschichte

Farbenfroh sollten die Olympischen Spiele von München im Jahre 1972 sein, doch sie endeten im Terror. Auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck starben israelische Sportler und arabische Terroristen. Meine Ausbildung als Redakteur absolvierte ich in Fürstenfeldbruck und die älteren Kollegen berichteten mir von dem Tod in Fürstenfeldbruck. Mein alter Tagblatt-Kollege Franz Schmotz machte damals Fotos von den ausgebrannten Hubschraubern.
Diese Erinnerungen kamen wieder hoch als ich auf der Herbstreise des PresseClubs München in der Dauerausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg auf Exponate von Olympia 1972 stieß. Aber es waren die schönen Seiten von Olympia, die ich sah. Ich stieß vor allem auf das Werk von Otl Aicher. Er war mit Sicherheit einer der wichtigsten Designer, die dieses Land hervorgebracht hat. In meinen Schülerzeitungsseminaren gehe ich auf den Stil des großen Otl Aichers ein. In Regensburg wurde Teile seiner Olympia-Arbeit ausgestellt und sein Grafikdesign fasziniert bis heute.

Waldi von Olympia 1972
Ich sah in einer Vitrine den berühmten Olympia-Waldi von 1972. Meine Eltern hatten ihn als Schlüsselanhänger, leider ist er im Laufe der Jahre verloren gegangen. In Regensburg war ein gut erhaltener Waldi zu betrachten. Er war das erste Maskottchen einer Olympiade und geht auf eine Idee von Willi Daume, dem Präsidenten des Organisationskomitees, zurück. Der Dackel soll neben Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit auch das beliebte Haustier der Münchner repräsentieren. Wer von euch hat einen solchen Dackel von Otl Aicher noch zu Hause?

Wer kennt den Waldi noch?

Wer kennt den Waldi noch?

Aicher und das Olympia-Dirndl
Otl Aicher war so sicherlich kein großer Spaßvogel. Die Videoaufnahmen, die ich über ihn gefunden habe, zeigen ihn als ernsten, zielstrebigen aber humorlosen Mann. So stellt man sich einen deutschen Grafikdesigner vor – nicht so dagegen amerikanische Ikonen wie David Carson mit seinem The End of Print, die locker, flockig durch die Welt gehen.
Aber das Werk von Aicher war humorvoll. Beispielsweise die Olympia-Mode von 1972. Die Hostessen der Olympischen Spiele wurden in einem weiß-blauen Dirndl-Look eingekleidet. Darunter war auch „unsere Silvia“, wie meine Mutter sie nannte. Silvia Sommerlath war eine der 1500 Hostessen, die internationale Gäste betreuten. Darunter war auch der spätere schwedische König Carl XVI. Gustav und es funkte zwischen den beiden. So wurde „unsere Silvia“ bald Königin von Schweden – ein Herzensgeschichte von 1972. Welche Rolle das Dirndl von Otl Aicher dabei gespielt hat, ist nicht überliefert.
Die Basis für das Dirndl war Bayern. Als Grundfarbe wählte Aicher Hellblau für den Münchner Himmel, die Alpensilhouette, Oberbayern mit seinen Seen.

"Unser Silvia" trug so eins.

„Unser Silvia“ trug so eins.

Piktogramme für die Olympische Spiele
Waldi und Dirndl sind prima, aber wirklich stilprägend waren die Piktogramme von Otl Aicher. Sie waren der Hinweis auf die verschiedenen Sportstätten und Sportarten. Für diese Idee wurde Aicher in den Olymp des Grafikdesigns gehoben und es hatte Auswirkungen weltweit – keine Haltestelle, kein Flughafen, kein Stadion ohne Otl Aicher.


Wer sich für Otl Aicher interessiert und nicht unbedingt Grafikdesign in der Theorie studierte, sollte sich sich das Buch Otl Aicher von Markus Rathgeb besorgen. Es gibt einen Überblick über das geniale Werk des Designers mit zahlreichen großartigen Abbildungen und Erklärungen. Das Buch zeigt neben den Olympia-Arbeiten auch die Designs Aichers vom ZDF, ERCO Leuchten, Flughafen Frankfurt, Dresdner Bank, Westdeutsche Landesbank, Sparkasse, Raiffeisenbank, Bulthaup Küchen, Bayerische Rück, FSB, Durst Phototechnik, Schulz Bürozentrum sowie vom Verlag Severin & Siedler.

Autofreier Sonntag auf der Südumgehung von Maisach

17. Dezember 2018

Fußgänger und Radfahrer haben Vorfahrt auf der Südumgehung von Maisach - zumindest zwei Tage lang.

Fußgänger und Radfahrer haben Vorfahrt auf der Südumgehung von Maisach – zumindest zwei Tage lang.

Bevor die Autos rollen, hatten Fußgänger und Radfahrer die Gelegenheit die Südumgehung der Gemeinde Maisach zu testen. Am Wochenende hatte die Gemeinde die neue Straße für Interessierte freigegeben. Wer sich dick in Winterklamotten einpackte, konnte die Straße ablaufen. Am 18. Dezember 2018 wird die Südumgehung Maisach für den Autoverkehr freigegeben.

Ich habe immer wieder in meinem Blog über die Umgehung berichtet. Die Gemeinde betrieb eine offene Informationspolitik und zeigte Transparenz. Das gefällt mir und in der Facebook-Gruppe der Gemeinde und auf vielen anderen Wegen wurde informiert und diskutiert. Ich habe mehrere Besichtigungen bei schlechten und guten Wetter mitgemacht. Die Südumgehung geht über die Rollbahn des ehemaligen Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck und bietet so eine Erweiterung der Gemeinde Maisach nach Süden. Ich bin gespannt, wie sich der Verkehrsfluss nun entwickelt. Die direkten Anwohner sind freilich künftig von mehr Verkehr betroffen.

Aber zurück zur Begehung der Südumgehung. Die Witterung hat Mitte November 2018 die Asphaltierung der Südumfahrung von Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck zugelassen. So konnte am Samstag, 15. und Sonntag, 16. Dezember die neue Südumfahrung für Fußgänger und Radfahrer von 10 bis 15 Uhr zur Besichtigung freigegeben werden. Autos waren nicht zugelassen. Die Straße wurde mit Autos blockiert, so dass nicht irgendein Depp in die Fußgänger rast. Meine Frau und ich erinnerten uns an die Autofreien Sonntage unserer Jugend. Damals spazierten wir auf den Autostraßen entlang, als uns die Ölländer den Ölhahn zudrehten und die Preise erhöhten. Die Bundesregierung führte damals autofreie Sonntage ein und die Republik spazierte auf den Straßen. Im Nachhinein fand ich es nicht schlecht, kann mich aber nur schemenhaft erinnern, dass ich auf der Bundesstraße 471 mit meinen Eltern spazieren ging.

Der Zugang zur Südumgehung Maisach war ausschließlich über die Anschlussstelle Alte Brucker Straße (Sportplatz) möglich. Dort hatte das Bräustüberl Maisach einen Imbiss und mit der Witterung angepasste Getränke aufgebaut. Ich schaute auf eine Grillwurst vorbei und die Gattin trank einen Glühwein. Es waren ein paar Stehtische aufgebaut und die beiden freundlichen Mitarbeiter des Bräustüberls hatten eine Feuerschale angeschmissen. Die beiden Mitarbeiter berichteten, dass ein bisschen Publikumsverkehr anzutreffen war. Ich finde es prima, dass das Bräustüberl hier Flagge zeigt. Es waren sicherlich keine umsatzreichen Tage, aber ein gutes Zeichen für die kleine Gemeinde in der ich wohne.
Am Sonntag begann es zu schneien und zusammen mit meiner Frau schritt ich die Umgehungsstraße ab und bog dann nach Fürstenfeldbruck ab. Die neue Fußgängerunterführung wurde neu gebaut und schon mit schrecklichen Graffiti überzogen. Die Tags verweisen auf den Schmierer MGZ. Lieber MGZ: Das ist keine Kunst. Street-Art kann toll und inspirierend sein, das ist es für mich nicht.

Beim Abschreiten der Umgehungsstraße hatte ich das Gefühl, dass die Autos dort künftig sehr schnell fahren werden. Die lange ehemalige Rollbahn des Flughafens verführt die Autofahrer zum Gas geben, bevor sie in eine langgelegen Linkskurve und später in einen der zahlreichen Kreisverkehre der Gemeinde einmünden. Vielleicht könnten sich die Verantwortlichen entschließen hier gleich einen automatischen Blitzer zu installieren, um die Situation zu entschärfen.
Zudem bin ich gespannt, wie sich die Situation an der Kreuzung Alte Brucker-, Feld-, Frauenstraße entwickelt. Wird der Zubringer zur Umgehungsstraße angenommen, vermute ich hier eine Unfallmöglichkeit. Außerdem dürften die Linksabbieger des Zubringers Alte Brucker Straße auf die Umgehungsstraße zum Warten verdammt sein und bei hohen Verkehrsaufkommen leichtsinnig werden. Aber das sind alles Vermutungen, die nur den gemeindlichen Lesers dieses Blogs interessieren dürften. Allgemein möchte ich die Transparenz der Gemeinde loben und es als Kommunikationsvorbild für andere Gemeinden sehen. Und morgen wird es spannend, wenn der Autoverkehr fließt.

Maisach – So geht Transparenz in der gemeindlichen Informationspolitik

24. Mai 2018

Trotz Straßenbau gibt es strenge Auflagen in Sachen Naturschutz bei meiner Wohnortgemeinde Maisach.

Trotz Straßenbau gibt es strenge Auflagen in Sachen Naturschutz bei meiner Wohnortgemeinde Maisach.

Auf Transparenz setzt meine Wohnortgemeinde Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck, wenn es um den Bau einer Südumgehung der Gemeinde geht. Die Straße geht durch das Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck.
Landschaftsarchitekt Dr. Hans-Michael Schober aus Freising hat für interessierte Gemeindebürger eine Führung durch das Gelände durchgeführt und das Vorgehen ins Sachen Naturschutz erklärt. So sieht Transparenz auf kommunaler Ebene aus. Das Gelände befindet sich auf der Münchner Schotterebene und ist ein Relikt aus der jüngsten Eiszeit. Es ist ein sehr trockener Boden und diente als Weidefläche für Vieh. Nach Abzug der Bundeswehr von dem ehemaligen Fliegerhorst ergriff die Gemeinde Maisach die Chance und plante die Südumgehung auf dem ehemaligen Taxiway des Flugplatzes. „Wir haben jetzt drei Kilometer freie Sicht ohne Bebauung, das ist einzigartig für die Münchner Schotterebene“, so Hans-Michael Schober. „So eine Sicht war vor einem halben Jahr nicht möglich.“ Durch die militärische und landwirtschaftliche Nutzung auf dem Gelände kam es zu einer Verarmung der Arten.
Das Gelände der Südumgehung befindet sich in einem sogenannten FFH-Gebiet, Flora-Fauna-Habitat. Es darf zu keiner weitere Versiegelung von neuen Flächen kommen. Auf dem Gelände gibt es Wiesen mit Bodenbrütern wie der Feldlerche. „Wir haben hier einen restriktiven Schutzstatus auf den Flächen“, so Schober weiter. „Der Status darf sich nicht verschlechtern.“
Aus diesem Grunde wurden ehemalige Flugzeugshelter der Bundeswehr für Vögel und Fledermäuse umgewidmet. Fledermauskästen wurden aufgestellt. Zudem wurden 15 Kiesflächen für Zauneidechsen angelegt als Kompensationsmaßnahmen für die Südumgehnung.
Das Video zeigt den Vortrag von Hans-Michael Schober.

Meine Meinung: So geht Transparenz in einer Gemeinde. Um die Thematik in die Bevölkerung zu tragen, sollten alle Kinder der Grundschulen einmal im Jahr auf das Gelände geführt werden, damit die Kinder ihre Heimat und Artenvielfalt kennenlernen. Das FFH-Gelände ist sonst für die Öffentlichkeit gesperrt.