45 Minuten hatte ich auf der Hair & Beauty in Frankfurt Zeit, die Besucher davon zu überzeugen, dass Friseure auch auf Social Media in ihrer Kommunikation setzen sollten. Auf Einladung der Messe Frankfurt durfte ich auf der wichtigen Friseurmesse mit angeschlossener Deutscher Meisterschaft für Friseure referieren. Es war ein großes Stück Arbeit, die aber Spaß gemacht hat. Wer Friseurmessen kennt, weiß welcher Krach und hohe Lautstärke dort herrschen.
Social Media ist keine Einbahnstraße.
Tenor meines Kurzvortrages: Social Media stärkt die Marke und kann verschiedene Probleme des Friseursalons lösen. Viele Friseure haben aber noch nicht begriffen, worin die Macht von Social Media besteht: Emotionalisierung und direkter Dialog mit den Kunden. Kein innovativer Friseur kann sich dem Social Web mehr entziehen. In meiner visuellen Präsentation erhielten die Teilnehmer einen Eindruck über die Macht und Wirkung von Social Media wie Facebook, Twitter und Co und wie sich der Einsatz von Social Media Marketing auf mehr Umsatz auswirkt.
Facebook steht bei Friseuren ganz oben auf der Liste.
Die Kommunikation hat sich von einer Einbahnstraße in einen wirklichen Dialog durch Social Media verändert. Facebook, Google Plus, Twitter & Co sind nur nicht weitere Kanäle, sondern haben die Art der bisherigen Kommunikation in Massenmedien auf den Kopf gestellt. Empfehlungsmarketing ist heute wichtiger denn je. Wenn meine Freunde oder Bekannten etwas empfehlen, ist es glaubwürdiger für mich als wenn eine klassische Anzeige oder ein klassischer Artikel erscheint. Diese neue Art der Kommunikation muss daher glaubwürdig und authentisch sein. Zudem muss ich bereit sein, einen wirklichen Dialog zu führen. Das Ergebnis ist Akzeptanz bei meinen Zielgruppen. Der Friseur kann durch Social Media neue Trends, neue Produkte, neue Mitarbeiter gewinnen und sich eine teure Marktforschung sparen. Und außerdem macht diese neue Art der Kommunikation einfach Spaß. Wichtig ist aber dabei Medienkompetenz. Denn es muss klar sein, diese Kommunikation ist öffentlich und nachvollziehbar.
Natürlich nutzte ich die Chance und wies auf mein Buch „Social Media für Friseure“ hin. Und scheinbar überzeugten meine Ausführungen. Zahlreiche Buchverkäufe und Einladungen zu weiteren Präsentationen zeugen von dem Erfolg. Aber richtig ungewohnt war für mich einige Bitten einiger Messebesucher, eine Widmung in das Buch zu schreiben. Leute, so müssen sich Stars fühlen – vielen Dank.
Empfehlungsmarketing ist das Zauberwort in Social Media. Wenn mein Freund sagt, das Produkt sei gut, dann glaube ich ihm. 2009 hatte Nielsen öffentliche Bewertungen auf Plattformen mehr Wirkung zugestanden als die Berichterstattung in klassischen Massenmedien wie Radio, Zeitung oder Fernsehen.
Und wir wissen auch, dass mobile Kommunikation der Markt der Gegenwart und der Zukunft ist. Die Kombination von Empfehlungsmarketing und mobiler Kommunikation nutzen findige Unternehmer für ihre Kommunikation. Ein wunderbares Beispiel dafür habe ich vor kurzem im Allgäu angetroffen. Ich war auf Einladung der Kurverwaltung Bad Hindelang zu einer Veranstaltung „Philosophie am Pass“ eingeladen, um über Social Media zu referieren. Untergebracht war ich im Hotel Prinz-Luitpold-Bad. Bereits 1864 erbaut, liegt das Hotel an einem Südhang mit großartigem Blick auf den Allgäuer Teil der bayerischen Alpen. Deutschlands höchst gelegene Schwefelquelle bildet zusammen mit alpinen Hochmoor den Schwerpunkt des Bäderangebotes, das ich genoss. Die Quelle war auch der Grund für die Verleihung des Namens „Prinz-Luitpold Schwefel Mineralbad“ im Jahr 1888 durch den bayerischen Prinzregent Luitpold.
Soweit zur Tourismusgeschichte: Beim Einchecken in das Hotel Prinz-Luitpold-Bad checkte ich selbstverständlich auch bei Foursquare ein. Überrascht war ich, dass das Hotel dort bereits angelegt war. Ebenso überrascht war ich, dass in dem gesamten Hotel WLAN zur Verfügung stand. Den Zugangscode bekam ich sofort an der Rezeption. Mein erster Eindruck des Hotels war als digitaler Mensch sofort positiv. Ja, hier kann ich bleiben, hier fühl ich mich wohl – die Hotelierfamilie Gross hat mitgedacht.
Aber es ging noch weiter als ich nochmals auf Foursquare am iPhone blickte. Ich bekam für mein Einchecken und das Teilen der Information einen Aperol Spritz auf Kosten des Hauses. Ich sollte mich einfach bei der Rezeption melden und erhielt anschließend in der Bar den kostenlosen Modedrink. Hab ich gleich gemacht: Auf Teilen in Facebook und Twitter gedrückt, meine Freunde bekamen mit, in welchem schönen Hotel ich nächtigte und alle waren zufrieden: Der Hotelier bekam kostenlose Imagewerbung, ich bekam einen kostenlosen Drink und meine Freunde bekamen die kostenlose Information über ein Hotel. Gleich darauf kam in Twitter eine DM von einer Twitterfreundschaft, in der ich nach der Adresse des Hotels gefragt wurde. An diesem kleinen Beispiel aus der Hotelbranche sehe ich: Empfehlungsmarketing funktioniert.
Abends beim Bier fragte ich den Hotelier Armin Gross. „Wir machen mit solchen Aktionen unser Hotel zukunftsfähig. Die Mehrheit unserer Gäste bemerken solche Aktionen natürlich nicht, aber wir wissen genau, dass eine neue Generation von Gästen kommt und die erwarten nicht nur perfekten Service, sondern auch Aktivitäten auf verschiedenen Social Media-Plattformen.“ Recht hat er: Armin Gross hat die Website des Hotels Google optimiert und wertet die mit Google Analytics aus. Er arbeitet mit Blogs, hat eine Webcam installiert, das Hotel ist oben bei der Google-Suche gelistet und Armin Gross wirbt mit Google-Anzeigen und ist auch in Facebook und Twitter unter @Luitpoldbad aktiv. Bei HRS und Booking sammelt er haufenweise positive Bewertungen. So stelle ich mir gelungene Markenkommunikation in Zeiten von Social Media vor. Für mich steht fest: Hier komm ich gerne wieder hin zum Abhängen, Entspannen und Auftanken.
Kerstin Lehmann von L’Oreal am Stand von Ich bin Friseur.
Auch wenn das Thema von vielen Handwerksbetrieben immer noch tot geschwiegen wird, steht fest: Das Handwerk hat Nachwuchsprobleme. Die demographische Entwicklung sorgt für weniger Schulabgänger und zahlreiche Firmen können freie Lehrstellen nicht mehr mit qualifizierten Bewerbern besetzen.
Das Friseurhandwerk hat das Problem erkannt und meiner Meinung nach den richtigen Weg eingeschlagen. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks hat sich mit seinen Berufsfachleuten in den Landesverbänden beraten und zusammen mit der kosmetischen Industrie in Form von L‘Oreal eine coole Nachwuchsaktion auf den Weg gebracht. Unter dem Slogan „Ich bin Friseur“ nimmt diese frische Kampagne in den nächsten Wochen Fahrt auf und soll Schülern den Beruf des Friseurs schmackhaft machen. Die Premiere der Nachwuchskampagne fand vor kurzem auf der Hair&Beauty in Frankfurt statt. In meiner Reihe „Matthias fragt nach …“ traf ich mich mit Kerstin Lehmann von L‘Oreal, die federführend für die Aktion zuständig war.
Bei der zweitägigen Friseurmesse in Frankfurt sollte die Aktion auch Obermeistern vorgestellt werden. Diese blieben aber der Veranstaltung als Masse fern, was wahrscheinlich an dem unglücklichen Termin an einem Montagnachmittag lag. Montag ist bei Friseurmessen traditionell der Tag der Lehrlinge. Effektiver hätte die Vorstellung am Sonntag sein können, wenn Obermeister auch bei der Veranstaltung anwesend waren.
Dennoch die Aktion ist gut durchdacht. Die Nachwuchskampagne „Ich bin Friseur“ basiert auf drei Säulen: Klassische Information, digitale Information und persönliche Information. Eine ansprechend gemachte Broschüre stellt emotional Erfolgsgeschichten im Friseurhandwerk vor und zeigt die Vielfalt der Branche. Nicht nur klassisches Haareschneiden gehört hier zum Beruf, sondern u.a. Arbeit als Creative Director, Manager, Artist. Damit die Broschüre auch von den Betrieben angenommen wird, kann der Friseur eine Seite in dem Magazin beisteuern. Das erhöht die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz.
Natürlich gehört heute ein digitaler Auftritt dazu. Neben einer statischen Website setzt „Ich bin Friseur“ auf Facebook als Massenmedium. Dienste wie Twitter oder Pinterest sind bisher noch nicht eingebunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kampagne erst einmal in die Welt getragen werden und schnell Fahrt aufnehmen soll. Zahlreiche Videos sind auch bei YouTube eingebunden und können so einfach viral verbreitet werden.
Als anspruchsvollste Aufgabe und dritte Säule der Kommunikation setzen die Organisatoren auf persönliche Informationen. Hier sollen Botschafter in die Schulen und die Botschaft verbreiten. Dies ist vor allem Aufgabe des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks, der mit seinen Landesverbänden und angeschlossenen Innungen viele Friseure erreicht. Hier muss sich jetzt zeigen, ob die Aktion von den Handwerkern vor Ort angenommen wird. Wenn diese aber weiterhin das Problem der fehlenden Lehrlinge nicht wahrhaben wollen, dann wird die Aktion ins Leere laufen.
Entweder ist es eine wunderbare Idee für Social Media-Marketing oder es ist en simpler Gag, um Verkaufszahlen von Klamotten nach oben zu treiben. In Brasilien geht C&A neue Social Media-Wege: Displays auf Kleiderbügeln zeigt Beliebtheit von Klamotten an.
Die Idee ist einfach und genial. Die Modekette verknüpfte die Facebook-Daten (Gefällt mir) mit den Filialen des Unternehmens. Mit der Aktion „Fashion likes“ zeigen nun Kleiderbügel an, wie viele Kunden auf der brasilianischen Facebook-Firmenseite bei dem gewählten Kleidungsstück „Gefällt mir“ gedrückt haben.
Sobald Like gedrückt wird, werden diese in Echtzeit im Shop auf einen Display angezeigt. So soll den Brasilianern die Wahl eines Kleidungsstücks erleichtert werden, nach der Devise: Wenn es anderen gefällt, dann gefällt es auch dir. Wer schon einmal Klamotten gekauft hat, weiß aber auch, dass auch andere Faktoren, wie Größe, Budget oder Farbe wichtig sind. Dennoch: Facebook zieht weiter in unser Leben ein.
Während die digitale Avantgarde in Berlin auf der 6. re:publica herumtanzt, haben die Daheimgebliebenen die Chance auch ein wenig Blogger- & Social Media-Feeling zu bekommen. Die Hanns-Seidel-Stiftung veranstaltet am Donnerstag , 3. Mai, ihren Kongress „Facebook, Twitter und Co.@Politik“. Bisher haben rund 150 Leute zugesagt, aber es sind noch Restplätze in dem Konferenzzentrum der HSS frei.
Um was geht es? Klar, es geht um Politik in den sozialen Netzwerken. Nach dem Bundeskongress der Piraten ist das Thema heiß. Die CSU hatte ihren Netzkongress und nun ordnet die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung die Diskussionen ein. Aber keine Angst, es kommen nicht nur konservative Meinungen zu Wort, denn die HSS will „demokratische und staatsbürgerliche Bildung des deutschen Volkes auf christlicher Grundlage“ fördern – damit kann ich sehr gut leben und so habe ich es auch immer erlebt.
Renate Dodell, MdL
Das Podium ist wunderbar besetzt und bietet eine hervorragende Gelegenheit zum Diskutieren. Es sind dabei: Renate Dodell, MdL. Renate Dodell ist stv. Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion und sie arbeitet exzellent u.a. mit Facebook. Dabei schafft sie es, private und politische Äußerungen zu kombinieren. So ist Renate Dodell auch eine ambitionierte Hobby-Fotografin. Ihre Fotos, gerade aus dem bayerischen Oberland, sind eine Augenweide und sie kommt auch so in Kontakt zu Leuten, die nicht unbedingt der CSU nahe stehen. Ich bin sehr gespannt auf ihre Ausführungen. Ihr Twitter-Account ist hier.
Prof. Dr. Daniel Michelis
Der nächste im Bunde ist Prof. Dr. Daniel Michelis von der Hochschule Anhalt. Sein Schwerpunkt ist Digitale Kommunikation und er ist auch Herausgeber des „Social Media Handbuchs“. Ich bin sehr interessiert, wie sich Social Media aus wissenschaftlicher Sicht präsentiert. Sein Twitter-Account ist hier.
Andreas Jungherr
Ebenso ein Mann der Wissenschaft ist Andreas Jungherr, M.A.. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politische Soziologie mit dem Forschungsprojekt: „Politische Kommunikation in sozialen Netzen“ an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, ein Franke im Netz also. Sein Twitter-Account ist hier.
Andreas Bachmann
Ein alter Kollege ist Andreas Bachmann, der Redaktionsleiter „Kontrovers – Das Politikmagazin“ Bayerischer Rundfunk. Gerade Massenmedien müssen auf die Sozialen Netzwerke reagieren. Das klassische Sender-Empfänger-Modell klappt nicht mehr. Nicht zuletzt gab es bei Phoenix auf dem Parteitag der Piraten die Diskussion, ob Massenmedien wie Fernsehen komplett dabei sein sollen. Die Berichterstattung in den Sozialen Netzwerken ging auch ohne Fernsehen sehr gut weiter. Ich fühlte mich von der Netzberichterstattung gut informiert. Also, es ist spannend, wie Fernsehen auf das Massenmedium Facebook & Co reagiert. Der Twitter-Account von Bachmann ist hier.
Tomás Vio Michaelis
Sehr gut finde ich die Idee des Organisators Karl Heinz Keil auch den Blick über den Tellerrand zu werfen. Mit auf dem Podium ist Tomás Vio Michaelis, ein Rechtsanwalt aus Chile, und Student LL.M. im Deutschen Recht LMU München. Der Altstipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung kann einen Einblick geben, was in Lateinamerika passiert. Facebook ist dort nicht wichtig. Dort ist das Google Netzwerk Orkut die Nummer eins in der Social Media-Szene. Wir erinnern uns noch gut an die Facebook-Revolutionen in Arabien. Kann es zu so etwas auch in Lateinamerika kommen? Sein Twitter-Account ist hier.
Matthias J. Lange
Ach ja, und ich bin auch noch auf dem Podium. Als in meiner Rolle als Berater, Trainer und Buchautor will ich hoffentlich viel Input geben und die Fahne für Blogs und die digitale Welt hochhalten. Und mein Twitter-Account ist hier.
Wer also Interesse hat, sollte bei der Veranstaltung „Facebook, Twitter und Co.@Politik“ unbedingt vorbeischauen. Hier gibt es das Programm zum Download und hier kann man sich online anmelden. Auf Twitter (@HSS0305) gibt es ergänzende Informationen. Sie können auch Fragen stellen, die auf dem Podium diskutiert werden soll. Dazu gibt es den Hashtag #HSS0305
Vielen Dank für die Blumen – so sang einstmals der große Barde Udo Jürgens und ich schließe mich an. Vielen Dank für die hervorragenden Bewertungen meines Buches „Social Media für Friseure“. Das vom Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks in Auftrag gegebene Buch kommt in der Fachpresse der Friseurbranche hervorragend an. Es ist das erste Buch dieser Art und trifft genau den Puls der Zeit. Die Friseure fahren voll auf Social Media ab und mein Buch hat sicherlich dazu beigetragen, Berührungsängste zu verlieren.
Die Reaktionen waren so gut, so dass der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks und die Redaktion der Fachzeitschrift Top Hair das Buch in ihre on- und offline Buchshops aufgenommen haben. Und ich habe eine Einladung nach Frankfurt zur Hair & Beauty bekommen, um über das Thema zu referieren.
Ich habe einen kleinen Pressespiegel angelegt und freu mich wirklich über die Resonanz. So schreibt die Top Hair „Das Buch Social Media für Friseure führt all jene, die bislang noch abstinent waren, an soziale Netzwerke heran.“ Und weiter heißt es: „Außerdem verrät Lange, was Sie tun müssen, damit Ihre Homepage von Suchmaschinen wie Google besser gefunden wird – und somit mehr Kunden den Weg zu Ihnen finden.“
Das Fachmagazin Friseurwelt urteilt: „Auf 164 farbigen Seiten mit anschaulichen Fotos werden dem Leser Chancen und Risiken der sozialen Netzwerke im Friseurhandwerk verständlich erklärt.“ Der Newsdienst Friseur News schreibt: „Das Buch … hat scheinbar den Nerv der Beauty-Branche getroffen. Das Thema Facebook, Twitter & Co ist ein wichtiger Wegweiser in Richtung Zukunft.“
Die Clips Chef-Info meint: „Er (Lange) erklärt dem Leser geduldig und verständlich nachvollziehbar, was sich hinter einem QR-Code oder einen Flashmob verbirgt. Und ganz wichtig: Er hat eine prototypische Fassung für Social Media Guidelines entworfen, die für alle Mitarbeiter eines Salons gelten soll.“ Und sehr schön: „Wer eine profunde handwerkliche Anleitung braucht, um in die Online-Welt einzutauchen, hat hier für 24,80 Euro definitiv alles, was er braucht.“
Lust bekommen? Hier gibt es das Inhaltsverzeichnis und eine kostenlose Leseprobe und natürlich kann man das Buch auch bestellen. Der Preis ist 24,80 (zzgl. Porto und Verpackung).
Der BigBrotherAwards 2012 wird Wasser auf die Mühlen der Gegner des Cloud Computings sein. Ich bereite gerade ein Seminar zum Thema Cloud vor und sammle Argumente für und gegen die digitale Wolke. Und mit dem BigBrotherAwards 2012, der am 15. April 2012 verliehen wurde, haben die Wolkengegner sicherlich ein paar Argumente mehr.
Seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die BigBrotherAwards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Die deutschen Jury besteht aus Vertretern der Organisationen FoeBuD e.V., Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD), Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF), Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (Fitug), Chaos Computer Club (CCC), Humanistische Union (HU) und die Internationale Liga für Menschenrechte (ILMR) an.
Der BigBrotherAward in der Kategorie Kommunikation geht an die Cloud als Trend, Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zu entziehen. Wer Adressbücher und Fotos – und damit die Daten anderer Menschen – oder Archive, Vertriebsinfos und Firmeninterna unverschlüsselt in die Cloud verlagert, handelt mindestens fahrlässig, so die Laudatoren des BigBrotherAwards. Fast alle Cloud-Anbieter sind amerikanische Firmen – und die sind laut Foreign Intelligence Surveillance Act verpflichtet, US-Behörden Zugriff auf alle Daten in der Cloud zu geben, auch wenn sich die Rechnerparks auf europäischem Boden befinden. Das 2008 vom Bundesverfassungsgericht postulierte Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme wird damit eklatant verletzt, so die Begründung des BigBrotherAwards. Die ausführliche Begründung gibt es hier zu lesen.
Beim Thema Cloud schlagen die Emotionen hoch. Der Cloud-Anbieter Dropbox zum Beispiel spart schlicht Speicherplatz, indem er die Hashwerte der Dateien der Nutzer vergleicht – und wenn der gleich ist, die Datei nur einmal abspeichert, auch wenn sie vielen Nutzerinnen „gehört“. Dropbox versprach Nutzern eine sichere Verschlüsselung, doch tatsächlich hat Dropbox den Generalschlüssel. Auch meine Lieblingsfirma Apple kann verschlüsselte iCloud-Daten einsehen und behält sich in den Nutzungsbedingungen vor, die Daten zu entschlüsseln und weiterzugeben, wenn sie es für „angemessen“ halten.
Google, Amazon, Facebook etc. haben noch einen anderen wichtigen Grund: Ihre Dienste sind „gratis“ und finanzieren sich durch Werbung. Und um die Werbung auf die Nutzer kontextabhängig abzustimmen, müssen die Firmen deren Inhalte lesen können. Facbook kaufte vor kurzem Instragram wegen der Cloud-Fotos und den Daten möglicher Neukunden.
Warum aber lassen sich so viele Menschen und Firmen auf das Cloud-Computing ein? Wahrscheinlich weil es gratis und furchtbar praktisch ist. „Bei der Wahl zwischen kurzfristigem ökonomischen Vorteil und einem langfristigen abstrakten Wert wie der Privatsphäre zieht der abstrakte Wert fast immer den Kürzeren“ urteilt der BigBrotherAward.
Übrigens, dieser Beitrag wurde mithilfe des Cloud-Dienstes WordPress und der Cloud-Textverarbeitung Google docs geschrieben.
Medienkompetenz ist mir ein wichtiges Anliegen in meinen Vorträgen und meinen Seminaren. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass ich zusammen mit meinen Kollegen den zweiten bayerischen Verbrauchertag organisieren und moderieren darf. Das Motto des Tages lautet „Auf Wolken gebettet – im Netz gefangen?“ Clouds, Crowds & Communities – wo bleibt der Verbraucher?“
Der Tag findet am 24. April in München statt und die Anmeldung geht über diesen hinterlegten StMJV_Flyer Einladung Verbrauchertag. Neben zahlreichen Vorträgen geht es vor allem um den Austausch miteinander. Diskussionen stehen im Vordergrund und daher hat Justizministerin Beate Merk zahlreiche Organisationen eingeladen. Aber es sind natürlich noch einige Plätze frei und wer Lust hat zu kommen, sollte sich bitte umgehend anmelden. Die Ministerin sagte mir, dass sie mit diesem Tag die „dialogorientierte, kooperative Verbraucherpolitik“ stärken will. Da helfe ich doch gerne mit. Der Verbrauchertag ist schließlich eine Plattform für gegenseitige Information, Meinungsaustausch und kontroverse Diskussion. Damit das nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, wird die Ministerin Beate Merk auch anwesend sein und sich der Diskussion stellen.
Ich habe zudem die Ministerin vorab in einem Videointerview zum Thema Verbraucherschutz und Social Media gefragt. Beate Merk ist als Landtagsabgeordnete in Twitter und Facebook vertreten und sammelte erste Erfahrungen. Das Interview ging auch über Erfahrungen mit den sozialen Netzwerken. Und wer glaubt, Beate Merk ist eine absolute Hardlinerin in Sachen Social Media, der wird enttäuscht sein.
Als hochkarätige Referenten treten u.a. auf Dr. Thomas Stögmüller, LL.M. (Berkeley), Christoph Wenk-Fischer (Hauptgeschäftsführer Bundesverband des deutschen Versandhandels) Thomas Eisenbarth (Gründer und Geschäftsführer von SmartAppFinder/byteplant), Prof. Dr. Arnd Florack (Leiter des Arbeitsbereichs für Angewandte Sozialpsychologie und Konsumentenverhaltensforschung Universität Wien), Philipp Walz (Geschäftsführer uShine), Sebastian Dosch (Gründer und Geschäftsführer von Dosch Design Kommunikationsagentur), Doris Ortlieb (Geschäftsführerin Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks) und Roland Appel (Vorsitzender Gütesiegelboard der Initiative D21).
Die Themen sind vielfältig. Es geht neben den klassischen Datenschutzthemen auch im Empfehlungsmarketing, Verhalten beim Kauf von Android-Apps, wie sich Kreative im Dosch Creative Guide vernetzen, wie die Kommunikation in einer modernen Landesinnungsverband durch Social Media verändert und vieles mehr.
Also nochmal: Herzliche Einladung und ich freu mich auf zahlreiches Erscheinen. Aber wichtig: Eine Anmeldung ist dringend erforderlich. Anmeldung hier mit StMJV_Flyer Einladung Verbrauchertag
Live Streaming vom politischen Aschermittwoch von CSU und SPD.
Als Journalist bin ich interessiert, was am politischen Aschermittwoch in Bayern gesagt wird. Nächstes Jahr ist bei uns Landtagswahl und es wird spannend. Herausforderer Christian Ude tritt gegen Amtsinhaber Horst Seehofer als bayerischer Ministerpräsident an. Als Unterhaltung, nicht als Information, dienen dabei die Auftritte der Spitzenpolitiker bei den jeweiligen politischen Aschermittwochsveranstaltungen in Passau (CSU) und Vilshofen (SPD). Es sind Stammtischreden, nichts weiter.
Dieses Jahr musste ich mir nicht überlegen, welche Rede ich live vor Ort verfolgen sollte. Den angriffslustigen Ude oder den wortgewaltigen Stoiber? Nix da, ich blieb einfach zu Hause. Ich saß beim Frühstück und verfolgte die Reden via Livestream am iPad und am MacBook Air. Ich checke die Meinungen, Stimmungen via Facebook und Twitter. Die Twitter-Hashtags waren #spdam12 und #csuam12. Ich sah mir die geposteten Schnappschüsse und Clips an. Ich diskutierte beim Live-Chat in Facebook. Dank Technik war ich live an meinen Devices dabei. So stelle ich mir den Einsatz von Social Media vor.
In klassischen Massenmedien wie Fernsehen schaute ich auch kurz rein. Aber nur kurz, denn ich musste das Gequatsche der Kollegen anhören. Der Phoenix-Kommentator beim Aschermittwoch der CSU: „Es ist ja nicht ungewöhnlich in Bayern, morgens oder vormittags ein Bier zu trinken. Dementsprechend ist die Stimmung.“ Danke für diesen Beitrag in Sachen Qualitätsjournalismus.
Upps, Ministerpräsident Seehofer spricht aus einer rosa (Boxen-)Sau.
Langsam, ganz langsam verstehen die politischen Parteien CSU und SPD die Macht von Social Media. Hier können Parteien selbst senden. Sie brauchen keine Journalisten als Filter, sondern sind selbst Sender. Sie nutzen durch Social Media ein neues Massenmedium. Aber noch haben es die Parteimitglieder und Mandatsträger in der Masse nicht verstanden. Funktionen wie Retweet bei Twitter oder Teilen bei Facebook werden nicht intensiv genutzt, um Botschaften zu verbreiten. Beim Fußvolk klappt es in Ansätzen. Aber ich hätte eigentlich erwartet, dass mehr Abgeordnete aus Land, Bund oder Europa die Chancen nutzen, um ein digitales Profil zu gewinnen. Es reicht nicht nur aus, in Passau oder in Vilshofen beim Stammtisch dem Nachbarn zu zuprosten. Bitte auch virtuell die digitalen Nachbarn daran teilhaben lassen. Aber wir haben ja noch den politischen Aschermittwoch 2013.
Es hätte so ein guter Beitrag werden können, aber die ARD hat die Chance vertan, etwas Sinnvolles zum Thema Medienkompetenz zu bringen, als der NDR die Dokumentation „Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft“ ausstrahlte. Die wahnsinnige Erkenntnis: Facebook verdient Geld mit unseren Daten. Überraschung, das ist aber neu und das wusste noch keiner. Mich beschleicht das Gefühl: Die NDR-Kolleginnen Svea Eckert und Anika Giese finden Geld verdienen durch Werbung eine ganz üble Sache – logisch, wenn ich von GEZ-Gebühren lebe.
Die Beispiele des Beitrages waren so wie man es von klassischen Massenmedien gewohnt ist, jedes Klischee wurde bedient. Doch was sollte der Beitrag? Es war kein Wirtschaftsjournalismus, denn es waren zu wenig Finanzfakten genannt. Es war kein Enthüllungsjournalismus, denn dass Facebook an unseren Daten interessiert ist, ist auch nicht gerade neu. Vielleicht war es einfach der Versuch von alten Massenmedien die neuen Massenmedien in eine böse Ecke zu stellen. Was waren es noch für Zeiten, als nur (öffentlich-rechtliche) Journalisten Massenmedien bedienen durften.
Es hätte ein Beitrag über Medienkompetenz werden können, aber dafür waren die Herrschaften beim NDR wohl nicht in der Lage. Qualitätsjournalismus sieht anders aus. Der Beitrag bedient die Vorurteile, die Lieschen Müller hat, die schon immer wusste, dass Facebook was Böses ist. Es fehlten nur noch die Facebook-Parties, um das Maß voll zu machen.
In einem Interview geben sich die Autorinnen geheimnisvoll: „Doch je weiter wir vorgedrungen sind, desto mehr haben wir auch von der dunklen Seite des Geschäftsmodells gesehen.“
Ich verfolgte während der Ausstrahlung Twitter und Facebook und stelle fest: Die Nutzer der Netzwerke hatten nicht viel Verständnis für die Art des Beitrags. Die große Story war es nicht, neue Infos kamen auch nicht zu Tage. Auch aus dem Exklusiv-Interview mit Mark Zuckerberg kam mir zu wenig rüber. Die Erkenntnis, dass Facebook kostenlos ist, aber dennoch etwas kostet ist nicht gerade neu. Das Ganze war für mich ein hilfsloser Versuch die neuen Medien zu erklären, aber aus der Sicht der alten Medien. Zumindest Datenschützer Thilo Weichert hatte wieder einen guten Auftritt.
Netter Nebeneffekt: Schön, war es zu sehen, das die Freunde der Polizei Hannover anstiegen, als bekannt wurde, dass die Polizei über Facebook Bösewichter sucht.