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Ein leiser Abschied: Das Kunsthaus Lübeck schließt nach fünf Jahrzehnten

14. September 2025

Ein Verlust, ein wirklicher Verlust für die Kunst die angedrohte Schließung des Kunsthauses Lübeck zum Jahresende 2025. Immer wenn ich die stolze Stadt besucht habe, schaute ich beim Kunsthaus Lübeck in der Königsstraße 20 vorbei und nicht selten ging ich mit dem einen oder anderen Kunstwerk nach Hause. Damit ist zum Jahresende 2025, genau am 20. Dezember 2025 am vierten Advent Schluss.

Bei meinem jüngsten Besuch bekam ich nach dem Kauf eines Horst Janssen eine Karte in die Hand gedrückt. Dort stand „Fünf Jahrzehnte haben wir, Klaus Oestmann und Frank-Thomas Gaulin, die Galerie und den Verlag gemeinsam geführt. Wir danken allen, die uns z.T über viele Jahrzehnte begleitet haben für die geleistete Treue. Nunmehr in unserem 82. bzw. 88. Lebensjahr haben wir beschlossen, zum Jahresende in den „beruflichen Ruhestand“ zu gehen und das Kunsthaus Lübeck zu schließen.“

Was für ein Verlust. Das Kunsthaus Lübeck befindet sich in der Königstraße 20 in der Hansestadt Lübeck und ist eine renommierte Adresse für Originalgraphiken der klassischen Moderne sowie zeitgenössischer Kunst. Es ist für mich ein herausragender kultureller Anlaufpunkt in der traditionsreichen Hansestadt Lübeck, der sowohl die Freunde der klassischen Moderne als auch der zeitgenössischen Kunst begeistert. Das Haus präsentiert eine faszinierende Bandbreite von Originalgraphiken bedeutender Künstler: Zu den Hauptwerken zählen Stücke von Ernst Barlach, Marc Chagall, Max Beckmann, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, Juan Miro, Edvard Munch, Emil Nolde und Max Pechstein. Ebenso würdigt das Kunsthaus das bildkünstlerische Werk von herausragenden Persönlichkeiten wie Günter Grass und Armin Mueller-Stahl, deren graphische Arbeiten und Editionen exklusiv hier vertreten werden. Ich habe mir selbst ein paar Armin Mueller-Stahl geleistet.

Die Rolle des Kunsthauses Lübeck geht deutlich über die reine Ausstellungstätigkeit hinaus. Es versteht sich für mich als lebendiges Zentrum für das Sammeln, Vermitteln und Erleben von Kunst auf höchstem Niveau. Das Kunsthaus Lübeck ist bis heute nicht nur ein Hort der Schönheit und künstlerischen Reflexion, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber für neue Entwicklungen auf dem Kunstmarkt und der Vermittlung künstlerischer Bildung. Es bereichert das kulturelle Leben der Stadt Lübeck spürbar und inspiriert Menschen, sich mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten der Kunst von der klassischen Moderne bis zur Avantgarde auseinanderzusetzen. Damit ist bald Schluss. Ich sollte wohl noch einmal nach Lübeck. Mich reizt eine Hahnenzeichnung von Günter Grass.

Wer in Lübeck ist, sollte unbedingt hinschauen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag. Einen Nachfolger gibt es wohl nicht.

Mit dem Kopf in den Wolken – König Ludwigs Traum vom Fliegen

19. Juni 2025

Was macht König Ludwig II mit Gold überzogen mit einem Flugzeug in der Hand am Münchner Flughafen? Der Kini hatte doch nichts mit Fliegerei zu tun. Diese Frage stellte ich mir beim Warten auf meinen Flieger nach Brüssel.

König Ludwig II. von Bayern, bekannt als „Märchenkönig“, hat zu Lebzeiten keine direkte Verbindung zur Fliegerei gehabt, da er von 1845 bis 1886 lebte – also in einer Zeit, in der die Luftfahrt noch in den Kinderschuhen steckte. Dennoch wird er heute symbolisch mit dem Thema Fliegen in Verbindung gebracht, insbesondere durch seine visionäre Vorstellungskraft, seine Begeisterung für technische Innovationen und seine Neigung, der Realität durch phantasievolle Bauprojekte wie Neuschwanstein oder Linderhof zu entfliehen. Diese Bauwerke galten schon seinen Zeitgenossen als „Luftschlösser“ – ein Begriff, der später in der Ausstellung Luftschlösser – König Ludwig II und die Fantasie des Fliegens am Flughafen München aufgegriffen wurde.

Im Zuge dieser Ausstellung wurde auch eben diese auffällige Statue am Münchner Flughafen aufgestellt: eine überlebensgroße, goldüberzogene Figur König Ludwigs II., die ein Flugzeug in der Hand hält. Die Statue symbolisiert die Verbindung von Ludwigs visionärem Geist mit der Idee des Fliegens – als Sinnbild für Träume, Fortschritt und grenzenlose Vorstellungskraft. Der Standort am Flughafen unterstreicht diesen symbolischen Brückenschlag zwischen historischen Visionen und moderner Mobilität.

Verlassene Orte, lebendige Geschichten – Agnes und ihre Faszination für Lost Places

15. Mai 2025

Im idyllischen Kreuzgang des Augsburger Doms treffe ich auf Agnes Hörter, eine passionierte Fotografin und Autorin, die sich auf eine besondere Nische spezialisiert hat: Lost Places – vergessene, verlassene Orte, die sie mit ihrer Kamera dokumentiert und in ihren Büchern lebendig werden lässt. Mit ihrem dritten Werk Lost Places in Bayern widmet sich Agnes erneut dieser Thematik, die für sie weit mehr als bloße Fotografie ist: Es ist eine Reise in vergangene Zeiten, in verfallene Gebäude, die Geschichten erzählen, ohne ein einziges Wort zu sagen.

Die Magie des Verfalls
Was fasziniert Agnes an Lost Places? Es sind die einzigartigen Atmosphären, die jeder dieser Orte ausstrahlt – kein verlassener Ort gleicht dem anderen. Ob alte Industrieruinen, verlassene Bauernhöfe oder ehemalige Gaststätten: Sie alle erzählen stille Geschichten. Besonders beeindruckt ist Agnes von großen Industrieanlagen wie der Maxhütte oder der Völklinger Hütte. Die imposante Architektur, alte Maschinen, Rohre und rostige Schornsteine – das ist für sie eine ganz eigene Welt voller Ästhetik und Geschichte. Doch auch kleine, private Orte wie ein verlassener Märchenhof mit zurückgelassener Brille, Zeitung und Wasserflasche berühren sie tief – dort spürt man noch das Leben, das einst dort stattfand.

Dokumentation trifft Emotion
Agnes’ Zugang zu den Lost Places ist geprägt von Respekt und Neugier. Sie dokumentiert die Orte, wie sie sind, ohne große Inszenierungen. Nur selten räumt sie störenden Müll weg oder rückt ein Objekt leicht zur Seite. Ihre Aufnahmen entstehen mit einfachen, aber verlässlichen Kamera – eine Sony Alpha 6000 mit Weitwinkelobjektiv und Stativ für größere Anlagen. Eine Drohne ergänzt ihr Equipment, um beeindruckende Luftaufnahmen zu machen.

Zwischen rechtlicher Grauzone und Abenteuerlust
Der Zugang zu Lost Places ist nicht immer legal. Agnes betritt nur Orte, die offen zugänglich sind, und achtet darauf, nichts zu beschädigen. Dennoch bewegt sie sich in einer rechtlichen Grauzone, da viele Gebäude keine klaren Eigentümer mehr haben. „Zu ist zu“, ist ihr Grundsatz – abgeschlossen bedeutet: Kein Zutritt. Einmal geriet sie dennoch in eine brenzlige Situation, als sie in einem leerstehenden Krankenhaus unversehens in eine verdeckte Ermittlung der Kriminalpolizei platzte – man hielt sie irrtümlich für eine Kabeldiebin.

Verlust durch Vandalismus
Ein großes Problem der Szene ist Vandalismus. Immer häufiger werden Lost Places verwüstet oder gar geplündert. Für Agnes, die mit viel Gefühl und Respekt an die Orte herangeht, ist das besonders schmerzlich. Ein Hotel im Schwarzwald, das bei ihrem ersten Besuch noch vollständig eingerichtet war, wurde kurze Zeit später völlig zerstört. Besonders tragisch ist der Fall des „Rosenhofs“, den sie noch vollständig dokumentieren konnte, bevor er von Dieben ausgeräumt wurde – samt schwerem Mobiliar.

Vernetzte Szene, aber mit Kodex
In der Lost-Place-Community gibt es einen unausgesprochenen Ehrenkodex. Adressen werden nur vertrauensvoll weitergegeben, oft mit dem Hinweis, diese nicht weiterzuleiten. Der Schutz der Orte steht im Vordergrund. Dennoch hat sich durch Social Media die Szene stark gewandelt – aus einem einst stillen Hobby ist ein öffentlicher Trend geworden. YouTube-Videos mit reißerischen Titeln sorgen für eine Massenbewegung, die Orte schnell zerstört. Seiten, auf denen Koordinaten verkauft werden, tun ihr Übriges.

Vom Buch zur Ausstellung
Agnes plant nicht nur weitere Bücher, sondern auch eine Ausstellung: Im Frühjahr 2026 wird im Kulturhaus Abraxas in Augsburg ihre Ausstellung „Vergessene Welten“ zu sehen sein. Neben klassischen Fotografien wird sie auch Kunstobjekte zeigen – etwa Fotos, die auf Fundstücke wie Ziegel oder alte Teller aufgebracht sind. Ein kreativer Weg, um die Seele der Orte greifbar zu machen.

Technik als Mittel zum Zweck
Obwohl sie sich selbst nicht als technikaffin bezeichnet, weiß Agnes ihre Ausrüstung effektiv zu nutzen. RAW-Dateien bearbeitet sie nicht – ihre ältere Software lässt es nicht zu. Stattdessen konzentriert sie sich auf eine natürliche, aber stimmungsvolle Bearbeitung. Ihr Ziel: Die Atmosphäre, die sie selbst vor Ort gespürt hat, im Bild transportieren.

Keine Inszenierung, sondern Bewahrung
Agnes versteht sich nicht als Künstlerin, die inszeniert – vielmehr als Dokumentarin, die bewahrt. Ihre Bücher sollen keine Emotionen vorschreiben, sondern Raum lassen für eigene Gedanken. Die Bilder sprechen für sich. Ihre Texte enthalten oft historische Details oder Gedanken, die während der Recherche entstanden sind – manchmal auch mit einem humorvollen Augenzwinkern.

Zukunftsprojekte und Träume
Mit dem vierten Buch ist sie bereits gedanklich beschäftigt. Es trägt den Titel „Bunte Ruinen“ und widmet sich der Verbindung von Lost Places und Street Art. Ein spannender Themenkomplex, der erneut aufzeigt, wie kreativ sich verlassene Orte weiterentwickeln können. Und ein Traum bleibt: Lost Places unter Wasser – etwa Wracks oder überflutete Städte. Aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen bleibt es aktuell nur ein Wunschtraum, aber: „Man muss ja noch was zum Träumen haben“, sagt Agnes.

Leidenschaft für Vergänglichkeit
Agnes lebt ihre Leidenschaft für vergessene Orte mit Herz, Verstand und einem unerschütterlichen Sinn für Authentizität. Sie ist keine Abenteurerin im klassischen Sinn, keine Influencerin mit Effekthascherei – sondern eine sensible Beobachterin und Geschichtenerzählerin. Wer ihre Bücher liest, begibt sich auf eine Reise in die stille Magie des Verfalls und entdeckt dabei nicht nur verlassene Gebäude, sondern auch die Geschichten, die sie bewahren. Also unbedingt in ihr Buch Lost Places in Bayern reinschauen.

Lee Millers Sohn Anthony Penrose über die emotionale Kraft von „Die Fotografin“ im Amerika-Haus München

22. April 2025

Die Fotografin ist weit mehr als ein klassisches Biopic. Der Film zeichnet das bewegende Porträt einer außergewöhnlichen Frau – Lee Miller –, die als Kriegsfotografin, Künstlerin und Kämpferin gegen das Vergessen in die Geschichte einging. Im Amerika-Haus München fand vor kurzem eine Vorführung des Films statt. Anthony Penrose, der Sohn der berühmten Kriegsfotografin, wurde live zu einem Filmgespräch zugeschaltet.

Mit großer Sensibilität und visueller Kraft erzählt der Film nicht nur von den historischen Ereignissen, die Miller dokumentierte, sondern auch von den inneren Narben, die sie davontrug. Kate Winslet verkörpert die widersprüchliche, brillante und verletzliche Lee Miller mit beeindruckender Tiefe und Authentizität.

Im Amerika-Haus ist noch bis 31. Juli eine Ausstellung über das Werk von Lee Miller zu sehen ist. Ich habe hier darüber gebloggt. Im Zentrum des Abends stand jedoch für mich nicht nur der Film selbst, sondern das Gespräch zwischen Anthony Penrose und Julia Weigel, Co-Direktorin des Filmfests München. Penrose, der auch Ko-Direktor des Lee Miller Archivs ist, gab Einblicke in die Entstehung des Films, seine persönliche Beziehung zur Mutter – und wie beides auf unerwartete Weise zusammenfand.

Besonders spannend war die Entstehung des Fotobuchs, das die Grundlage für die Ausstellung im Amerikahaus bildet. Penrose erklärte, dass die Auswahl der Bilder bereits vor Fertigstellung des Films erfolgte: „Ich kannte das Drehbuch gut, weil ich eng mit den Autorinnen zusammenarbeitete, aber bei der Auswahl der Fotos war vieles auch einfach ein Ratespiel – und zum Glück lagen wir meistens richtig.“ Zudem sei es wichtig gewesen, gemeinsam mit dem Amerikahaus Motive auszuwählen, die einen Bezug zur Münchner Geschichte und zum lokalen Kontext haben.

Detailtreue als oberstes Prinzip
Der Film selbst basiert auf einem sehr persönlichen Buch Penroses über das Leben seiner Mutter. Er erzählte, wie Kate Winslet, die nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Produzentin des Films ist, durch die Lektüre des Buches auf Lee Miller aufmerksam wurde.

Die Arbeit am Drehbuch sei von einem hohen Maß an historischer Genauigkeit geprägt gewesen. Penrose betonte: „Kate und unsere Drehbuchautorin Marion Hume ließen nichts im Film, was wir nicht auch beweisen konnten. Selbst Details wie: Können zwei Menschen nebeneinander die Treppe in Hitlers Wohnung hochgehen? mussten wir belegen.“

Eine Anekdote zur Datierung der Aufnahmen in Dachau veranschaulichte diese Sorgfalt eindrucksvoll. Da Lee Miller ihre Aufnahmen nicht datierte, halfen ihm die Schneeverhältnisse auf den Fotos sowie Archivmaterial aus Dachau, den exakten Tag – den 30. April 1945 – zu bestimmen.

Die Kraft der Fiktion: Gespräch mit der verstorbenen Mutter
Eine besondere narrative Ebene des Films ist der fiktive Dialog zwischen Lee Miller und ihrem erwachsenen Sohn – dargestellt von Josh O’Connor.

Penrose sagte dazu: „Diese Gespräche hat es so nie gegeben – aber es sind die Fragen, die ich ihr gerne gestellt hätte, nachdem ich ihre Fotos und Manuskripte entdeckt habe. Fragen, die ich leider erst nach ihrem Tod hatte.“ Der Film wurde für ihn zu einem emotionalen Raum, in dem Versäumtes doch noch ausgesprochen werden konnte. „Es war sehr berührend für mich, diese Szenen zu sehen. Denn obwohl es Fiktion ist, spiegelte es meine inneren Prozesse wider.“

Kate Winslet als Lee Miller – mehr als Schauspiel
Mit sichtbarer Bewunderung sprach Penrose über die Zusammenarbeit mit Kate Winslet:
„Sie ist warmherzig, klug, absolut professionell – und sie wollte Lee wirklich verstehen. Dafür verbrachte sie Wochen im Archiv, las Briefe, Manuskripte, betrachtete Fotos. Sie hat sich nicht auf mein Urteil verlassen, sondern ist selbst zur Quelle gegangen.“

Der Moment, als Penrose sie zum ersten Mal als alte Lee Miller auf der Leinwand sah, war für ihn überwältigend: „Es war, als ob meine Mutter plötzlich vor mir stand. Die Stimme, die Mimik, die Gesten – alles stimmte. Ich war völlig verwirrt: Ist das meine Mutter? Nein, es ist Kate. Oder doch nicht?“ Diese Erfahrung beschrieb er als tief emotional – als eine Begegnung mit seiner Mutter, die er so zu Lebzeiten nie hatte.

Vom Konflikt zur Versöhnung
Penrose schilderte auch die schwierige Beziehung, die er über viele Jahre zu seiner Mutter hatte. Lee Miller litt nach dem Krieg an posttraumatischer Belastungsstörung, Depressionen und Alkoholismus. „Die Frau, mit der ich aufwuchs, war eine ganz andere als die junge, kraftvolle Frau, die wir im Film sehen“, sagte er.

Die Beziehung war über lange Zeit von Konflikten geprägt – aber kurz vor ihrem Tod fanden Mutter und Sohn wieder zueinander. „Wir wurden keine klassische Mutter-Sohn-Beziehung, aber wir wurden Freunde.“ Erst durch das Schreiben ihrer Biografie, das Studium ihrer Werke – und letztlich durch Kate Winslets Darstellung – habe er seine Mutter wirklich verstehen und sogar lieben gelernt: „Ich hatte dieses Gefühl nie zuvor. Aber durch Kate habe ich meine Mutter bekommen. Und darauf bin ich sehr stolz.“

Eine Einladung zur Begegnung
Zum Abschluss wandte sich Penrose direkt an das Publikum und stimmte auf den Film ein:
„Sie werden vielleicht nicht mit einem Lächeln aus dem Film kommen – aber ich hoffe, Sie werden das Gefühl haben, meiner Mutter begegnet zu sein. Und dass sie in Ihrer Vorstellung weiterlebt. Denn sie ist es wert, gekannt zu werden.“

Auftritt als Komparse
Penrose erklärte in dem Interview, dass er im Film als Komparse zu sehen ist. Er spielt einen Dachau-Häftling – in einer kurzen, aber für ihn sehr bedeutungsvollen Szene. Er hatte sich bewusst diese Rolle gewünscht: „Ich bin der erste Gefangene, den man sieht – in gestreifter Kleidung, an ein Fenster gelehnt, mit einem sehr traurigen Blick. Es war emotional überwältigend für mich.“ Diese Szene war für ihn besonders bewegend, da sie mit einem historischen Ort und mit den Fotografien seiner Mutter verbunden ist. Die Kulisse war so detailgetreu rekonstruiert, dass Penrose den Eindruck hatte, die Fotos seiner Mutter seien zum Leben erwacht.

Ausstellung: Lee Miller – Von der Muse zur Meisterin der Kamera

9. Februar 2025

Kurz nachdem ich ein Online-Seminar zu Lee Miller durchgeführt habe, gib es nun im Rahmen der Münchner Veranstaltungsreihe „Stunde Null“ eine faszinierende Ausstellung über die berühmte Fotografin im Amerika Haus. Die Eröffnung machte u.a. ihr Sohn Anthony Penrose, der die Bilder der 1977 verstorbenen Fotografin auf dem Dachboden fand und der Nachwelt erhielt. Bis zum 31. Juli 2025 ist die fantastische Ausstellung im Amerika Haus München am Karolinenplatz zu sehen.

Für mich war Elizabeth „Lee“ Miller (1907–1977) eine der faszinierendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Sie begann ihre Karriere als Model, wurde später eine gefeierte Fotografin und entwickelte sich zu einer der bedeutendsten Kriegsberichterstatterinnen ihrer Zeit. Ihr Leben war geprägt von Kunst, Fotografie, Reisen und einem unermüdlichen Drang, die Welt mit der Kamera festzuhalten. Die Schrecken des Krieges und die Befreiung der Konzentrationslager konnte die Frau nicht verkraften und verfiel nach dem Krieg dem Alkohol. Ihr Sohn Anthony Penrose fand nach dem Tod ihre Bilder auf dem Dachboden und baute das Lee Miller Archiv auf. Hier die Ansprache von Anthony Penrose bei der extrem gutbesuchten Vernissage.

Frühe Jahre und Modelkarriere
Lee Miller wurde am 23. April 1907 in Poughkeepsie, New York, geboren. Schon früh kam sie mit der Fotografie in Berührung, da ihr Vater, ein Amateurfotograf, sie häufig als Modell für seine Porträts nutzte. Nach einer kurzen Zeit an der Kunstschule in New York begann Miller in den 1920er-Jahren eine vielversprechende Karriere als Model. Sie wurde von Condé Nast, dem Herausgeber der Vogue, entdeckt, nachdem sie zufällig auf der Straße beinahe von einem Auto überfahren worden war. Diese Begegnung führte zu einem Engagement als Covergirl für die Vogue, wodurch sie schnell zum gefragten Model in der Modewelt avancierte.

Doch die passive Rolle als Model genügte ihr nicht. Sie wollte hinter die Kamera wechseln, um selbst kreativ zu arbeiten. 1929 zog sie nach Paris – damals das Zentrum der künstlerischen Avantgarde – und suchte den Kontakt zu Künstlern und Fotografen. In der Ausstellung sind frühe Modefotos mit ihr zu sehen.

Paris und die Begegnung mit Man Ray
In Paris wurde Miller Schülerin, Assistentin und Muse des surrealistischen Fotografen Man Ray. Sie lernte nicht nur die technischen Grundlagen der Fotografie, sondern auch künstlerische Ausdrucksformen, insbesondere die experimentelle Dunkelkammertechnik Solarisation, die sie gemeinsam mit Man Ray weiterentwickelte. Neben der Modefotografie schuf Miller eindrucksvolle surrealistische Werke, die bis heute als Meisterwerke dieser Strömung gelten. Ich sah zum ersten Mal diese Bilder im Original in München.

Doch Miller war nicht nur Muse – sie wollte als eigenständige Künstlerin anerkannt werden. 1932 kehrte sie nach New York zurück und eröffnete ihr eigenes Fotostudio. Sie arbeitete als Porträt- und Werbefotografin, etablierte sich in der Kunstszene und fotografierte prominente Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin.

Kriegsfotografin und Berichterstatterin
Der entscheidende Wendepunkt in Millers Karriere kam während des Zweiten Weltkriegs. Sie wurde Kriegsfotografin für die Vogue und berichtete über die dramatischen Ereignisse in Europa. Anfangs dokumentierte sie das Kriegsgeschehen aus London, wo sie während der deutschen Luftangriffe das Leben der Bevölkerung und die Zerstörung durch die Bombenangriffe festhielt.

1944 begleitete sie die Alliierten nach Frankreich und fotografierte die Befreiung von Paris. Sie dokumentierte eindrucksvoll das Leiden der Zivilbevölkerung, das Elend der Kriegsgefangenen und das Grauen der Konzentrationslager. Ihre Bilder aus Dachau und Buchenwald zählen zu den erschütterndsten Fotografien dieser Zeit. Eine der bekanntesten Aufnahmen zeigt sie selbst in der Badewanne von Adolf Hitlers Münchner Wohnung, kurz nach der Befreiung der Stadt durch die Alliierten. Dieses Bild steht symbolisch für das Ende des Nationalsozialismus und Millers mutige Präsenz an den Brennpunkten der Geschichte. Das Bild ist natürlich zu sehen.

Ihre Kriegsfotografien waren bahnbrechend und schockierend zugleich. Sie zeigte die Realität des Krieges ungeschönt, ihre Bilder von befreiten Konzentrationslagern wurden weltweit veröffentlicht und dokumentierten die Schrecken des Holocausts in einer Weise, die nicht ignoriert werden konnte.

Nachkriegszeit und Rückzug aus der Fotografie
Nach dem Krieg zog Miller mit ihrem zweiten Ehemann, dem britischen Künstler Roland Penrose, nach England. Sie litt unter den psychischen Folgen ihrer Erlebnisse im Krieg, heute würde man es als Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bezeichnen. Die Verarbeitung der Kriegsgräuel fiel ihr schwer, und sie zog sich zunehmend aus der Fotografie zurück. Stattdessen widmete sie sich der Kunst, kochte leidenschaftlich gerne und wurde eine bekannte Gastgeberin für die britische Bohème.

Erst in den 1970er-Jahren wurde ihr fotografisches Werk wiederentdeckt. Ihr Sohn Antony Penrose spielte eine entscheidende Rolle dabei, ihre Arbeiten zu archivieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich konnte ein kurzes Gespräch mit diesem Mann führen.

Vermächtnis und Bedeutung
Lee Millers Einfluss auf die Fotografie ist enorm. Sie war nicht nur eine herausragende Mode- und Porträtfotografin, sondern auch eine der ersten Frauen, die als Kriegsberichterstatterinnen an vorderster Front arbeiteten. Ihr Mut, ihre künstlerische Vision und ihr unbestechlicher Blick auf die Realität machten sie zu einer Pionierin der Fotojournalistik.

Heute gilt sie als eine der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeiten sind in renommierten Museen und Sammlungen weltweit zu sehen, und ihre Kriegsfotografien haben sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Lee Miller hat sich von einer Muse zur Meisterin der Fotografie entwickelt – und ihr Vermächtnis lebt weiter.

Pardon – ein Klassiker des deutschen Satire-Journalismus

2. Juni 2024

Ich hab mich geärgert, dass ich die Ausstellung in Regensburg zur Satire-Zeitschrift „Pardon“ verpasst habe. Ein lieber Kollege brachte mir den Flyer mit und ich bestellte daraufhin den Katalog. Interessant war, so berichtete er, dass junge Menschen mit den Zeichnungen nichts anfangen konnten, weil ihnen wohl der politische Hintergrund fehlte, von der Zeit in der die satirischen Zeichnungen entstanden sind.

Die Satire-Zeitschrift „Pardon“ war eine bedeutende deutsche Publikation, die von 1962 bis 1982 erschien und in dieser Zeit großen Einfluss auf die deutschsprachige Medienlandschaft hatte. Gegründet von Hans A. Nikel, Erich Bärmeier und Gerhard Kromschröder, positionierte sich „Pardon“ als humoristisches und zugleich kritisches Magazin, das politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen aufgriff. Das erste Titelbild schuf übrigens kein Geringerer als Loriot.

Gerne hätte ich die Ausstellung gesehen. So bleibt mir nur das Lesen im begleitenden Ausstellungskatalog Teuflische Jahre: Pardon: Die deutsche satirische Monatsschrift 1962–1982. Für mich ist „Pardon“ ein Beispiel dafür, wie Satire als Mittel zur Reflexion und Kritik gesellschaftlicher Zustände genutzt werden kann. Die Zeitschrift zeigte, dass Humor und Ernsthaftigkeit keine Gegensätze sein müssen, sondern sich ergänzen können, um wichtige Botschaften zu vermitteln und Veränderungen anzustoßen. Bis heute erinnert man sich an „Pardon“ als eine Pionierin des deutschen Satirejournalismus und als eine Zeitschrift, die den Mut hatte, unbequem zu sein und Tabus zu brechen.

Kein Blatt vor den Mund
„Pardon“ war bekannt für seinen bissigen Humor und seine scharfsinnigen Karikaturen, die oft kontroverse Themen behandelten. Die Zeitschrift nahm kein Blatt vor den Mund und kritisierte sowohl politische Entscheidungsträger als auch gesellschaftliche Missstände. Besonders in den 1960er und 1970er Jahren, einer Zeit großer politischer und sozialer Umbrüche in Deutschland, spielte „Pardon“ eine wichtige Rolle. Die Zeitschrift diente als Sprachrohr für eine Generation, die sich gegen das Establishment stellte und Reformen forderte.

Ein Markenzeichen von „Pardon“ war die enge Zusammenarbeit mit bekannten Künstlern und Schriftstellern. Zu den regelmäßigen Beiträgern gehörten prominente Persönlichkeiten wie Robert Gernhardt, F.W. Bernstein und F.K. Waechter. Diese Autoren und Illustratoren prägten den Stil und das Erscheinungsbild der Zeitschrift maßgeblich. Ihre Werke waren nicht nur humorvoll, sondern regten auch zum Nachdenken an und forderten die Leser heraus, bestehende Normen und Werte zu hinterfragen.

Kunst der Karikatur
Ein bemerkenswertes Element von „Pardon“ war die Kunst der Karikatur. Die Zeitschrift setzte diese Form der Illustration meisterhaft ein, um komplexe politische und soziale Themen auf eine leicht verständliche und zugängliche Weise darzustellen. Karikaturen von namhaften Künstlern wie Chlodwig Poth und Hans Traxler wurden zu einem integralen Bestandteil des Magazins und trugen erheblich zu dessen Popularität bei.

Das Ende
Trotz ihres Erfolgs und ihrer Bedeutung geriet „Pardon“ im Laufe der Zeit in finanzielle Schwierigkeiten. Der Wandel in der Medienlandschaft und das Aufkommen neuer Satireformate führten schließlich zur Einstellung der Zeitschrift im Jahr 1982. Dennoch bleibt „Pardon“ ein wichtiger Teil der deutschen Mediengeschichte. Ihre Rolle als kritisches und humorvolles Sprachrohr einer ganzen Generation hat nachhaltigen Einfluss auf nachfolgende Satiremagazine und die deutschsprachige Satirekultur insgesamt.

The Fans Strike Back – Ausstellung von Star Wars Fans für Star Wars Fans

4. Mai 2024

Die Community feiert heute den Star Wars Tag am 4. Mai mit May the Fourth with you und als Fan der ersten Stunde will ich nicht abseits stehen. Star Wars-Fans sind treue Seelen, leidgeprüfte Seelen, denn George Lucas und der Ohren-Konzern machen es einem Fan nicht leicht, für Luke, Leia, Han, Darth und wie unsere Helden heißen, zu schwärmen.

Es gibt Freunde von mir, die widmen sich in ihrer Freizeit dem Cosplay, andere verfilmen ihre Star Wars Leidenschaft mit Lego und wiederum andere bauen Modelle. Und solche Ergebnisse dieser faszinierenden Fanleidenschaft ist bis 7. Juli im Berliner Napoleon-Komplex in der Ausstellung „The Fans Strike Back Exhibition“ gezeigt. Ich war zur Presseeröffnung eingeladen und konnte die über 700 einzigartige, nostalgische Sammelstücke, darunter lebensgroße Figuren, über 50 Skulpturen, Fotos, Poster und Kostüme bewundern. Hier Eindrücke von der Veranstaltung als Video.

Nach Stationen in internationalen Metropolen wie New York, Las Vegas, London und Wien, hat es „The Fans Strike Back“, die weltweit größte STAR WARS Ausstellung ihrer Art, nun nach Deutschland geschafft. Rouven Bönisch, Geschäftsführer der POA Events GmbH, äußerte sich zum Event: „Die Begeisterung und die positive Resonanz, die wir heute erlebt haben, bestärken uns in unserer Mission, einzigartige Erlebnisse zu schaffen, die die Herzen der Fans höher schlagen lassen.“ Hier die offizielle Eröffnungsansprache.

Es gab viel zu sehen und der Fan sollte ein paar Stunden einplanen, um wirklich alles zu sehen und zu lesen. Und man sollte Respekt vor der Leistung der Fans mitbringen, die sich mit ihren Modellen wirklich Mühe gegeben haben. Tipp: Unbedingt Kopfhörer aufsetzen und John Williams hören – ich hatte leider meine AirPods im Hotel vergessen, um das Geschrei der mitgebrachten Kinder wenigstens etwas ausblenden zu können. Für mich persönlich die Concept Art Interpretation von Ralph McQuarrie hervorragend mit der soviel im Star Wars-Universum begann. Der Visionär hatte damals Vader noch anders gezeichnet.

Hier ein paar Highlights für klassische Besucher. So gibt es einen umgebauten Ford Escort zu sehen, der nun ein lebensgroßer Podracer wurde. Extrem eindrucksvoll ist ein ein lebensgroßer Nachbau eines X-Wing-Fighter am Ende der Ausstellung. Und eine schöne Atmosphäre vermittelt die detaillierte Nachbildung einer Kommandorücke eines Sternzerstörers. Für mich auch faszinierend die Nachbildung eines Schneegleiters aus Imperium. Hier die komplette Ausstellung als VR 360 Rundgang.

Star Wars (und auch Star Trek) hat eine einzigartige Fähigkeit, Menschen zu begeistern und eine treue Fangemeinde zu schaffen. Diese Anziehungskraft beruht auf verschiedenen Faktoren. Zum einen bietet Star Wars eine umfassende Welt, die voller verschiedener Welten, Charaktere, Kreaturen und Kulturen ist. Diese Vielfalt und Tiefe ziehen viele Menschen an, die sich in diese faszinierende Galaxie vertiefen und Teil davon werden wollen. Darüber hinaus sind die Geschichten in Star Wars ergreifend. Die Saga erzählt von epischen Konflikten zwischen Gut und Böse, von Liebe, Freundschaft, Familie und persönlicher Entwicklung. Diese Themen sprechen viele Menschen auf einer emotionalen Ebene an und schaffen eine Verbindung zu den Charakteren und ihrer Reise.

Ein weiterer Grund für die Treue der Fans liegt in der innovativen Technologie und dem Design von Star Wars. Von den ikonischen Lichtschwertern bis zu den beeindruckenden Raumschiffen und den vielfältigen Kreaturen – die visuelle Ästhetik von Star Wars hat die Popkultur nachhaltig beeinflusst und eine starke visuelle Identität geschaffen. Zeitlose Botschaften sind ein weiteres Merkmal von Star Wars. Die Saga behandelt Themen wie Freiheit, Mut, Opferbereitschaft und das Gute im Kampf gegen das Böse. Diese Botschaften sind universell und sprechen Menschen jeden Alters und Hintergrunds an.
Dazu kommt der kontinuierliche Ausbau des Star Wars-Universums. Seit den ersten Filmen in den 1970er Jahren hat sich das Universum stetig weiterentwickelt und expandiert. Neue Filme, TV-Serien, Bücher, Comics und Videospiele halten die Fans engagiert und bieten kontinuierlich neuen Stoff für Diskussionen, Spekulationen und Begeisterung.

Nicht zuletzt schafft Star Wars eine Gemeinschaft und Identifikation unter den Fans. Die leidenschaftliche und engagierte Fangemeinde unterstützt sich gegenseitig, trifft sich und verbindet sich über ihre gemeinsame Liebe zum Star Wars-Universum. Ich hab die Ausstellung The Fans Strike Back genossen und kann sie jedem Fan ans Herz legen.

Skulptur in München: Henk Visch: Present Continuous

25. Januar 2024

Wenn ich ein wenig Zeit habe, interessiere ich mich für Kunst in meiner Geburtsstadt München. Jetzt habe ich mir vor der Hochschule für Fernsehen und Film die Skulptur Present Continuous des Bildhauers Henk Visch angesehen.

Die Haltung der Figur; die ihren Blick zur Erde richtet, suggeriert ein stilles Suchen, versinnbildlicht durch den roten Seh- oder Gedankenstrahl. Dieser setzt sich im Inneren des Gebäudes fort. Als ein poetischer Welt-Erforscher verkörpert das Werk ein Staunen über die Rätselhaftigkeit der Existenz, aber auch den Wunsch nach Selbstvergewisserung in den unfassbaren Dimensionen Raum und Zeit. Das Kunstwerk entstand von 2007 bis 2011 aus Aluminium und Kunststoff.

Henk Visch, geboren am 27. Dezember 1950 in Eindhoven, Niederlande, ist ein renommierter Bildhauer, dessen Werke durch ihre Vielseitigkeit, Tiefe und künstlerische Ausdruckskraft beeindrucken. Visch hat im Laufe seiner Karriere eine beeindruckende Bandbreite von Skulpturen geschaffen, die in verschiedenen Materialien und Stilen ausgeführt sind.

Der Künstler begann seine kreative Reise an der Kunstakademie in ’s-Hertogenbosch, wo er Bildhauerei studierte. Sein Interesse an der Formgebung und seinen unkonventionellen Ideen entwickelte er weiter an der Kunstakademie in Arnheim, wo er von 1973 bis 1977 studierte. Vischs Arbeiten zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit und ihre Fähigkeit aus, eine emotionale Verbindung zum Betrachter herzustellen. Egal, ob er mit Holz, Stein oder Metall arbeitet, seine Skulpturen scheinen ein Eigenleben zu führen und erzählen oft Geschichten von Menschlichkeit und Existenz.

Ein Schlüsselelement in Vischs Werk ist die Betonung der menschlichen Figur. Seine Skulpturen sind oft abstrakt und doch in ihrer Form menschenähnlich. Der Künstler nutzt diese menschliche Präsenz, um tiefe emotionale Resonanzen zu erzeugen und den Betrachter zum Nachdenken über die menschliche Natur anzuregen. Visch hat in zahlreichen Solo- und Gruppenausstellungen in Europa und darüber hinaus teilgenommen. Seine Werke sind in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen zu finden, was seinen Einfluss und seine Anerkennung in der Kunstwelt unterstreicht.

Die Skulpturen von Henk Visch sind oft von philosophischen und poetischen Konzepten durchdrungen. Der Künstler selbst hat in Interviews betont, dass er die Idee der Offenheit in seiner Kunst schätzt, und dass er es bevorzugt, den Betrachter Raum für eigene Interpretationen zu lassen. Dies spiegelt sich in der subtilen, aber dennoch kraftvollen Sprache seiner Skulpturen wider.

Vischs Beitrag zur zeitgenössischen Bildhauerei ist bedeutend und bleibt sowohl für Kunstliebhaber als auch für Fachleute inspirierend. Seine Kunstwerke verbinden handwerkliche Meisterschaft mit einer tiefen Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck in der Welt der bildenden Kunst.

Ausstellung Phantome der Nacht 100 Jahre Nosferatu

4. Juli 2023

Ich besuche gerne Ausstellungen und die wichtigste Ausstellung im ersten Halbjahr war für mich Phantome der Nacht 100 Jahre Nosferatu, die in der Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin zu sehen war.

Der Film Nosferatu – eine Symphonie des Grauens (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau ist für mich eine Ikone des deutschen Stummfilms und für mich einer der besten fantastischen Filme überhaupt. Ich habe so viel über den Film gelesen, ihn mehrmals gesehen zuletzt in der wunderbar restaurierten Version der Murnau-Stiftung, ich habe einige Seminare zu diesem Meisterwerk des Grauens gehalten – nun wollte ich ein paar neue Hintergründe entdecken.

Nosferatu ist nicht ohne kunsthistorische Vorbilder zu denken. In den Entwürfen für die Ausstattung befinden sich Motive, die an die Radierungen Francisco de Goyas erinnern, an die deutsche Romantik oder an die phantastische Kunst und Literatur des frühen 20. Jahrhunderts. Anleihen bei Caspar David Friedrich sind ebenso zu erkennen wie bei Alfred Kubin, Stefan Eggeler oder Franz Sedlacek. Darüber hinaus warf die Ausstellung einen Blick auf die Auswirkungen „Nosferatus“ im Bereich der zeitgenössischen Kunst, Alltagskultur und Populärkultur. Nosferatu wirkt noch immer, trotz seiner über 100 Jahre. Werner Herzog drehte eine Neuverfilmung, Shadow of the Vampire erzählt von den Dreharbeiten und im Moment ist die Produktion für einen neuen Nosferatu-Film abgeschlossen.

Für mich sehr interessant waren die Ideen von Albin Grau, dem Produzenten des Films, der sich später ganz den Okkultismus verschrieben hat. In Nosferatu flossen viele seiner okkulten Gedanken ein und es waren viele seiner Zeichnungen zu bestaunen.

Während Murnaus Biografie weitgehend geschrieben ist, weiß man von Albin Grau bislang nur wenig. Dass er Anfang der 1920er Jahre in Berlin einer der führenden Köpfe der esoterischen, der okkulten Szene war, dass er 1924 während der in der satanischen Szene höchst wichtigen Weida-Konferenz auf Aleister Crowley traf und ihm, nach anfänglicher Faszination, die Stirn bot und mit seinem LIBER I einen Alternativ-Entwurf zu Crowleys grundlegendem LIBER AL veröffentlichte, dass er im Dritten Reich eine entscheidende Rolle in Sachen Wehrmacht-Kraftfahrtwesen einnahm, dass er seinen Lebensabend im bayrischen Luftkurort Bayrischzell verbrachte und sich mit Landschaftsmalerei bis zu seinem Tod über Wasser hielt, dass er kurz vor seinem Tod dem O.T.O. beitrat und mit dem Weltbund der Illuminaten in Kontakt stand, all dies wird in einer neuen Biografie erzählt, die irgendwann erscheint und die ich sehnsüchtig erwartete. Bis es soweit ist, lese ich den Katalog zur Ausstellung wieder und immer wieder. Auch wenn man in Berlin nicht vor Ort war und die Exponate live sehen konnte, gibt es einen sehr guten Eindruck und die Gedanken zum Film müssen sowieso mehrmals gelesen werden, um sie komplett zu erfassen.

Wenig zu sehen gab es allerdings über den großen Max Schreck, der den Vampir darstellt. Das kam mir bei der Ausstellung ein wenig zu kurz, wobei die Ausstellung wohl einen anderen Schwerpunkt gelegt hat.

Ich habe zwei VR 360 Grad Filme über die Ausstellung gedreht, damit man einen Eindruck bekommt.

Schatzkammer von Nosferatu – Werner Herzog Ausstellung Berlin

13. April 2023

Wir haben einige berühmte Regisseure in unserem Land hervorgebracht – und ich meine die lebenden. Dazu zählen Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Hans-Jürgen Syberberg, Roland Emmerich und natürlich Werner Herzog. Herzogs Filme sind extreme Filme. Für mich ist die Zusammenarbeit mit dem Oberirren Klaus Kinski maßgeblich, aber ich mag auch Herzogs störrische Schauspielkunst wie in Mandalorian. Die Diskussion über seine gecastete Dokumentationen kann ich nachvollziehen.

Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, die Herzog-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek in Berlin anzusehen. Dazu ist ein kleiner, viersprachiger Katalog erschienen, der einen netten Überblick gibt, aber den es an wirklicher Tiefe fehlt. Dennoch habe ich das Buch pflichtbewusst gekauft.

Vor allem bin ich ein Fan von Werner Herzogs Nosferatu. In Berlin wollte ich erkunden, ob ich persönlich neues zu meinem Lieblingsfilm von Werner Herzog finden konnte. Und ich wurde fündig. Zunächst gab es die bekannten Aushangfotos von Nosferatu und die filmische Interpretation der Vampir-Figur von Max Schreck und von Klaus Kinski. Das ist für das klassische Ausstellungspublikum fein, bring den Vampirfan in mir aber nicht wirklich weiter.

Es gibt ein schönes Werksfoto von Herzog als er die Sonnenaufgangsszene probte und sich zur aufgehenden Sonne umdreht. Das Foto kannte ich nicht und es war der Grund, weshalb den Ausstellungskatalog für wertvoll finde. Hier werden die Filme des Regisseurs vorgestellt. Nosferatu – Phantom der Nacht von 1979 bekommt eine Doppelseite.

ber in einem kleinen Nebenraum öffnet sich die Schatztruhe, Wunderkammer in der Ausstellung genannt. Dort verharrte ich über eineinhalb Stunden und studierte die ausgestellten Objekte so gut es ging. Es handelte sich um Requisiten aus Filmen von Werner Herzog. Leider gibt es davon keine Bilder im Ausstellungskatalog, so dass ich selbst Fotos von diesen Schätzen gemacht habe. Für Nosferatu-Fans interessant waren u.a. für mich eine von 3000 Ratten, gerochene Fingernägel als Fundstücke im Schloss in den Karpaten, herausgebrochene Beißzähne aus der Sammlung von Dr. van Helsing, Sargerde mit Medaillon von Lucy Harker, Teile der Schublade von Harpers Bett im Schloss, Sargerde, Fasanenflügel vom Festschmaus im Schloss, ein Brief von Renfield, das Nachthemd von Lucy Harker, Totenschädel vom Schreibtisch Draculas, eine Buchlektüre aus dem Wohnzimmerschrank der Harkers, eine Kutschenlaterne aus den Karpaten, Holzpfahl (blutig) sowie eine Wanduhr.

Das ist der Grund für mich diese Ausstellung zu besuchen. Ich habe hier einen Rundgang in VR 360 durch die Ausstellung gemacht, damit man einen besseren Eindruck bekommt.

Und dann noch einige Bilder, damit man einen weiteren Eindruck über das Schaffen von Herzog gewinnt.