Posts Tagged ‘Journalist’

Persönlicher Nachruf auf Franz Josef Wagner

8. Oktober 2025

Nein, ich war nie ein Anhänger von ihm, aber er war ein Fels an dem man als Journalist nicht vorbeikam. Seine Kommentare erzeugten Reaktion und manches Mal auch Nachdenken. Nun ist der BILD-Kolumnist Franz Josef Wagner im Alter von 82. Jahre verstorben.

Ich hab mich über viele Kommentare von Wagner geärgert, aber man kam nicht an ihm vorbei. Er hat vielleicht dem Volk aufs Maul geschaut und dies in seine eigene Sprache transferiert. Oft habe ich seine Kolumne „Post von Wagner“ gelesen, mich aufgeregt, manchmal zugestimmt, manchmal einen dicken Hals bekommen. Ignorieren konnte ich Franz Josef Wagner nicht. In seiner letzten Kolumne widmete er sich Putin und endete: „Ein Mörder lacht uns aus.“ Da hatte Wagner recht.

Seine BILD-Kolumne endete immer versöhnlich mit: „Herzlichst. Ihr Franz Josef Wagner“.
Der Werdegang kann überall nachgelesen werden: Volontariat bei der Nürnberger Zeitung, später streitbarer Chefredakteur der Bunten. Ich hörte mal den Ausruf, der ihm wohl zugeschrieben wird, belegen kann ich es allerdings nicht: „Ich recherchiere mir doch meine Geschichte nicht kaputt“. Das ist gefährlich, aber Wagner war eine journalistische Trüffelsau, er roch die Geschichten, denn er war ein hervorragender Geschichtenerzähler. Gerne lese ich noch im Bild-Buch von Taschen.

In meinen Journalismus-Seminaren analysierte ich seine Sprache mit meinen Teilnehmern immer wieder: Franz Josef Wagners journalistische Sprache war unverkennbar und polarisiert bis zuletzt: Sie war geprägt von kurzen, oft abgehackten Sätzen, die eine enorme emotionale Wucht entfalten konnten. Seine Kolumnen waren ein Wechselspiel aus Anklage, Flehen, Dialog und oft ironischem Schmunzeln, immer im direkten, adressierenden Stil.

Wagner wurde häufig als „Gossen-Goethe“ bezeichnet, weil er einerseits gerne große Gefühle und existenzielle Themen behandelte, andererseits aber nie den Tonfall des Boulevardscheues: Einfachheit, Direktheit, sprachliche Provokation und bewusste Zuspitzung prägten seine Texte. Seine Sprache war poetisch wie drastisch zugleich – immer auf der Suche nach dem perfekten, einprägsamen Satz. Er stilisierte das Fragmentarische, verwendete viele rhetorische Fragen, spielte mit Sehnsucht, Melancholie und Nostalgie.

Sein Schreiben war dabei persönlich, subjektiv und stets auf das Lebensgefühl der Leserschaft gezielt. Wagner hatte keine Angst vor Pathos, konfrontierte sich und seine Leser mit den Abgründen des Alltags, war aber auch selbstironisch und stellte seine eigene Position immer wieder in Frage. Häufig wurde sein Stil als „bissig“, „impulsiv“, mitunter „hysterisch“ oder „zynisch“ beschrieben.

Während viele seine Kolumnen als „Gedichte für das Boulevardpublikum“ feierten, warf man ihm oft Übertreibung, gezielte Provokation und grobe Vereinfachungen vor. Er wurde gefeiert wie kritisiert und galt als Stimme des Volkes, als „Volksschriftsteller“ mit großer Leidenschaft für die Sprache, dabei aber immer auch als umstritten.

Persönlicher Nachruf auf Georg Stefan Troller

28. September 2025

Ich bin um Trauer um ein journalistisches Vorbild. Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren in Paris gestorben – und mit ihm verlässt die Welt einen der eindringlichsten, neugierigsten und zugleich sensibelsten Journalisten ihrer Zeit. Ich durfte Troller im hohen Alter in München treffen und verneige mich vor seinem journallistischen Werk. Es hat mich inspiriert.

Trollers Leben war vom Fluch der Geschichte ebenso geprägt wie von einer fast trotzigen Hingabe zur Sprache: Geboren als jüdischer Pelzhändler-Sohn in Wien, vertrieben vom Nationalsozialismus, floh der Jugendliche 1938 mutterseelenallein über die Tschechoslowakei und Frankreich in die USA, bevor er als GI nach Deutschland zurückkehrte, das KZ Dachau miterlebte und Zeugnis ablegte für ein Jahrhundert voller Brüche.

Doch Trollers Antwort auf die Unwirklichkeit der Vertreibung war nie Resignation, sondern das Gespräch, die lebendige Begegnung, das behutsame Öffnen der Biografie des Gegenübers. Seine Fernseharbeit – legendär das „Pariser Journal“ und die „Personenbeschreibung“ im ZDF – wurde zur Schule der Empathie, zur Bühne des Menschlichen jenseits glänzender Oberflächen. Während andere am Sensationshunger der Medien rührten, suchte Troller nach den verborgenen Wunden, nach Absurdität und Wahrheit – immer mit der leisen Hoffnung, dass sich im Erzählen der Schmerz mildern lässt und Herkunft nicht mehr Fluch, sondern eigene Wahrheit sein darf. Dass er dabei strikt seine jüdische Herkunft jahrzehntelang verheimlichte – aus Furcht vor antisemitischer Ablehnung – macht seine Sendungen umso eindringlicher: denn seine Fragen galten nie nur dem Porträtierten, sie leuchteten stets in die Schatten der eigenen Geschichte. Troller starb in einer Zeit, in der der Antisemitismus in unserem Land wieder erwacht. Ich könnte kotzen.

Seine Interviewtechnik veränderte den deutschen Fernsehjournalismus nachhaltig. Er lehnte jede neutrale Distanz ab, bestand auf Subjektivität, auf der Aufrichtigkeit der eigenen Zweifel und Sehnsüchte. Der poetische Kommentar, die Montage von Bild, Wort und biografischer Erschütterung, machten seine Fernseharbeiten stilbildend – für Generationen von Kulturvermittlern, die ihm nachfolgen sollten. Vielleicht war Troller einer der ersten Blogger. Troller selbst bezeichnete den Journalismus als Mittel der Selbstrettung, der Begegnung mit Menschen als Versuch, Lebensberechtigung zu finden, dort, wo Sprache und Erinnerung ihre Heimat haben. Zu seinem 100. Geburtstag habe ich ein Video für ihn aufgenommen.

Sein Paris wurde ihm als Emigrant zum Symbol einer zweiten Geburt. Im Viertel Saint-Germain-des-Prés, im Herz der Geschichte, fand er Vergangenheit und Zukunft, die Brücken seiner eigenen Existenz. Der Verlust von 19 Angehörigen im Holocaust, die unablässige Fremdheit, wurden nie Schlusspunkt – sondern der Ausgang einer lebenslangen Reise, der Suche nach eigenen Leuten, nach dem, was Mensch-Sein jenseits aller historischen Verheerung bedeutet.

Was bleibt nach Trollers Tod, ist mehr als ein Nachruf. Es ist die Einladung, hinter Fassaden zu schauen, der Welt subtil und mitfühlend Fragen zu stellen. Sein Werk mahnt, die Verletzlichkeit in anderen zu sehen, das Gespräch zu suchen, selbst und immer wieder. Troller, der Zeitzeuge und Menschenfreund, hat mit seinen Fragen das Fernsehmedium in eine Schule der Sensibilität verwandelt und die Hoffnung hinterlassen, dass Verständigung möglich bleibt – solange Sprache, Erinnerung und Menschlichkeit nicht verstummen.

Gerne hätte ich ihn noch einmal getroffen und mit ihm über seinen Deutschland-Film gesprochen. In seinem Leben hat Troller mehr als 1.700 Interviews geführt, drehte rund 200 Filme und schrieb Drehbücher und Bücher, darunter 1988 die Autobiographie „Selbstbeschreibung“. Seine Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit mehreren Adolf-Grimme-Preisen, einer Oscar-Nominierung, Bambis und der Goldenen Kamera.

Die Stimme des Adels – Rolf Seelmann-Eggebert ist verstummt – mein persönlicher Nachruf

23. August 2025

Es gibt Stimmen, die man nicht nur hört, sondern fühlt. Stimmen, die einen in eine andere Welt entführen – in eine Welt voller Geschichte, Tradition und gelebter Kultur. Eine solche Stimme gehörte den großen Journalisten, Peter von Zahn. Eine weitere große Stimme ist gerade gestorben: Rolf Seelmann-Eggebert. Für Generationen von Fernsehzuschauern war er das vertraute Gesicht und die unverwechselbare Stimme, wenn es um Europas Königshäuser geht.

Rolf Seelmann-Eggebert Foto: NDR

Ich hab ihn leider nie kennengelernt, aber seine Stimme bedeutete für mich Seriosität, nicht Yellow-Press, sondern seriöse Adelsberichterstattung. Seelmann-Eggebert hat es geschafft, das Thema Adel aus dem Staub der Klischees zu holen und ihm jene Würde zu verleihen, die es verdient. Mit seinem unvergleichlichen Fachwissen, gepaart mit journalistischer Sorgfalt, öffnete er uns seinen Zuhörern und Zuschauern Türen zu Palästen und Geschichten, die sonst verborgen geblieben wären. Doch was ihn wirklich auszeichnet, ist nicht allein die Tiefe seines Wissens, sondern die Art, wie er es vermittelt.

Seine Stimme trug einen warmen, kultivierten Ton, der Vertrautheit schafft. Er sprach mit jener Mischung aus Respekt und kritischer Distanz, die leider selten geworden ist im Journalismus. Ich will keine Medienschelte betreiben, gehöre ich ja dazu, aber es war eine andere Zeit von Journalisten nach dem Zweiten Weltkrieg. Wenn er von den Windsors, den Grimaldis oder den Hohenzollern erzählt, geschah das nie reißerisch. Stattdessen ließ er die Geschichte atmen, führte sein Publikum mit leiser Eleganz an Intrigen, Tragödien und Triumphen vorbei – immer informativ, nie sensationslüstern. Die Queen durfte er zu Lebzeiten allerdings nie interviewen, vielleicht hat er jetzt die Chance.

Seelmann-Eggebert war kein bloßer Chronist, er war ein Erzähler, ein Geschichtenerzähler im besten Sinne des Wortes. Gute Journalisten erzählen Geschichten und das konnte er. Einer, der die Schicksale der Mächtigen keannte, ohne die Menschen dahinter aus den Augen zu verlieren. In Zeiten von schnellen Schlagzeilen und oberflächlichen Skandalen war er ein Gegenentwurf: ein Wissender, der zuhört, recherchiert und die Faszination am Adel verständlich machte. Gut, er war schon lange nicht mehr journalistisch tätig. Vielleicht wäre ein guter YouTuber aus ihm geworden. Im Jahr 2019 erschien die Biografie „In Hütten und Palästen. Ein Reporterleben“, die Rolf Seelmann-Eggebert gemeinsam mit seiner Tochter Adele Seelmann-Eggebert verfasst hatte. Ein gut geschriebenes Buch, das ich wieder hervorholen werde.

Sein Werk ist mehr als Berichterstattung; es ist gelebte Kulturgeschichte. Wer ihn einmal über das Protokoll am britischen Hof sprechen gehört hat oder seine Analysen zur europäischen Monarchie verfolgte, der versteht, warum er in Deutschland als „Königskenner“ galt, so erzählte es mir vor Jahren ein Verwandter von ihm.

Rolf Seelmann-Eggebert hatte es geschafft, mit Stimme, Stil und Substanz eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Und genau darin liegt sein Verdienst: Er ließ uns die Welt des Adels nicht nur sehen, sondern verstehen.

Nachfolgend die offizielle Pressemeldung des NDR: Rolf Seelmann-Eggebert ist tot. Der Journalist, der einem großen Publikum unter anderem durch seine kenntnisreichen Dokumentationen und Live-Sendungen über Europas Königshäuser bekannt wurde, starb im Alter von 88 Jahren am 22. August in Hamburg.

„NDR Intendant Joachim Knuth: „Rolf Seelmann-Eggebert hat unser Programm entscheidend geprägt – als Adelsexperte, aber auch in vielen anderen Bereichen. Über sechs Jahrzehnte hinweg machte er für den NDR Reportagen und Dokumentationen, war Moderator und Kommentator. Ob er aus Krisengebieten berichtete, die ungleiche Verteilung des globalen Reichtums thematisierte oder royale Großereignisse begleitete – immer überzeugte er die Zuschauerinnen und Zuschauer durch seine profunde Sachkenntnis und seinen taktvollen Umgang mit Themen und Menschen. Rolf Seelmann-Eggebert war ein vorbildlicher Journalist. Der NDR hat ihm viel zu verdanken.“

Rolf Seelmann-Eggebert, geboren in Berlin, absolvierte nach einem Soziologie-Studium 1956 ein Volontariat beim NDR in Hannover. 1964 wurde er dort Leiter der Reportageabteilung. Von 1968 bis 1971 arbeitete Seelmann-Eggebert als ARD-Hörfunk-Korrespondent für Westafrika mit Sitz in Abidjan. Anschließend war er bis 1976 ARD-Fernsehkorrespondent für Afrika mit Sitz in Nairobi. Weitere berufliche Stationen waren die Leitung des ARD-Studios London in den Jahren 1978 bis 1981 und 1994 bis 1996. 1982 wurde er Programmdirektor Fernsehen des NDR. Mit der Initiative „Ein Tag für Afrika“ sammelte Seelmann-Eggebert 1985 rund 100 Millionen Mark für die Menschen, die Äthiopien zu verhungern drohten.

1996 wurde er Chefkorrespondent Fernsehen des NDR. In dieser Funktion baute er u. a. die „One World Group of Broadcasters“ mit auf, einen internationalen Verbund von TV-Sendern für Programminitiativen zu Gunsten der Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas.

Mit Erreichen der Altersgrenze wechselte Seelmann-Eggebert 2002 in den Ruhestand, machte aber weiter Filme und Live-Reportagen für den NDR. Zudem kümmerte er sich bis 2004 als Vorsitzender der NDR Volontärskommission um den journalistischen Nachwuchs.

Große Publikumserfolge waren u. a. seine Fernsehreihen „Europäische Königshäuser“, „Royalty“, „Königskinder“, „Deutsche Fürstenhäuser“ oder „Die Windsors – 100 turbulente Jahre“. Eine weitere Domäne Seelmann-Eggeberts waren Live-Reportagen von großen Ereignissen an Europas Höfen. Unvergesslich bleiben u. a. seine mehrstündigen Live-Kommentierungen der Hochzeiten von Prinz Charles und Lady Diana, Prinz William und Catherine „Kate“ Middleton sowie Prinz Harry und Meghan Markle.

Am Pfingstsonntag 2018 zeigte das Erste die letzte Fernseh-Reportage von Rolf Seelmann-Eggebert, „Ein Wiedersehen mit Kenia“. Dafür bereiste er als 81-Jähriger das ostafrikanische Land, um zu erleben, wie es sich verändert hat, seit er dort Korrespondent war.

Rolf Seelmann-Eggebert erhielt im Lauf seines Berufslebens zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Journalisten-Preis, das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das Bundesverdienstkreuz am Bande, den „Order of the British Empire“, den Journalistenpreis Entwicklungspolitik, den „Goldenen Gong“, die „Goldene Kamera“ und den „Bambi“. 2011 wurde er für seine Royalty-Berichterstattung in der Kategorie „Besondere Leistung Unterhaltung“ mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Seelmann-Eggebert nahm vielfältige Ehrenämter wahr, u. a. als Vorstandsmitglied des Deutschen Komitees für UNICEF und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, als Mitglied des deutschen Kuratoriums der World Childhood Foundation und Ehrenmitglied der Deutsch-Britischen Gesellschaft.

Die Arbeit als Kriegsberichterstatter in der Ukraine

24. Juni 2023

„Das System Putin hat tiefere Risse als viele wahrhaben wollten“, erklärte Ibrahim Naber, Kriegsberichterstatter der Welt in der Ukraine auf einem Vortrag in Kloster Banz.

Der ausgebildete Journalist war sechsmal in der Ukraine und berichtete aus erster Hand von seinen Erfahrungen von der Front.
Der Vortrag überschnitt sich mit den aktuellen Ereignissen, die dazu führten, dass Naber seinen Vortrag über Nacht aktualisierte. „Wir wissen noch relativ wenig“, so Naber, der als Berichterstatter nicht spekulierte, sondern versuchte die Fakten einzuordnen. „Gegebenenfalls wird das System Putin neu aufgestellt“, aber die Ereignisse überschlagen sich. Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Prigoschin, hat sich offen gegen die russische Militärführung und Verteidigungsminister Schoigu gestellt. Seine Einheiten griffen Einrichtungen des offiziellen Militärs im Süden des Landes an. Zunächst erlangten sie die Kontrolle über Stellungen in Rostow am Don, gegen Mittag laut BBC wohl auch über solche in der Region Woronesch, rund 500 Kilometer weiter nördlich. Die Stadt liegt auf halbem Weg zwischen Rostow und Moskau. In der Hauptstadt wurde der Anti-Terror-Notstand verhängt. Schon seit der Nacht sind Militärfahrzeuge auf den Moskauer Straßen unterwegs. Präsident Putin sprach im Fernsehen von einer tödlichen Bedrohung und kündigte an, die Aufständischen würden als Verräter bestraft.

Der Welt-Journalist wollte nicht von einem Putsch sprechen. Er hörte allerdings von Memes aus der Ukraine, die besagen: „Das Popkorn ist ausverkauft“. Dennoch mahnte er, alle Informationen mit Vorsicht zu genießen. Er geht davon aus, dass die Aktion von Wagner-Chef Prigoschin keine spontane Aktion gewesen sei. Putin stehe hinter seinem Verteidigungsminister und habe sich klar positioniert.

Mit eindrucksvollen Bilder berichtete Ibrahim Naber von seinen Erlebnissen als Kriegsreporter, zeigte Live-Schaltungen aus einem Rettungsboot nach der Sprengung des Staudamms in Cherson. Nach Recherchen der New York Times hätten wohl die Russen den Staudamm gesprengt und das Land überflutet. Für Ibrahim Naber war klar: „Wir stehen vor entscheidenen Monaten – es wird ein Sommer der Entscheidung.“

Naber positionierte sich in einem Kommentar: „Trotz allem rechne ich persönlich fest damit, dass das ukrainische Militär die russischen Verteidigungslinien an bestimmten Frontabschnitten durchbrechen wird. Ich halte es für realistisch, dass wir wie im Herbst 2022 erneut eine Art „Charkiw-Moment“ erleben, also eine Situation, in der russische Truppen an bestimmten Abschnitten plötzlich blank dastehen.

Hoffnungen auf einen überwältigenden ukrainischen Vorstoß, der in wenigen Monaten zur Rückeroberung weiter Teile der bislang besetzten Gebiete führt, halte ich derzeit für unwahrscheinlich. Eigentlich gibt es nur ein Szenario, in dem dies denkbar wäre: Wenn unter russischen Soldaten auf breiter Front Panik ausbricht und die Ordnung verloren geht.“
Und eindeutig: „Deutschland, Europa und die USA müssen grundsätzlich klären, was aus ihrer Sicht das Ziel dieser Gegenoffensive ist. Soll die Ukraine am Ende aller Kämpfe irgendwie überleben – oder soll sie wirklich gewinnen, also weite Teile der derzeit besetzten Gebiete zurückerobern? Für Letzteres liefern wir zu langsam und zu wenig.“ Die Luftüberlegenheit der Russen sei enorm. Die möglichen F16 würde punktuell eine Hilfe bringen. „Wenn wir es ernst meinen, müssen wir diese Dinge liefern.“ Und der Journalist meinte auch: „Ich sehe keine Bereitschaft bei den Ukrainern Land für Frieden einzutauschen.“

Anschließend habe ich mit Ibrahim Naber ein Interview über die Arbeit eines Kriegsberichterstatters geführt, das mehr über die Arbeitsweise als über die tagesaktuellen Ereignisse geht.

Wie arbeitet der Journalist Tim Pröse?

21. Oktober 2022

Wann hat man denn schon mal die Chance einen Spiegel Bestsellerautoren zu interviewen? Ich hatte sie: Nicht auf der leeren Buchmesse in Frankfurt, sondern bei uns im Dorf als ich mit Tim Pröse in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck bei seiner Lesung über Sophie Scholl traf.

Jede Lesung von Tim Pröse ist ein Genuss und auch diese war es wieder. Sein Vortragsstil ist eindringlich, er weiß die Pause und Betonungen richtig zu setzen, so dass aus einer einfachen Lesung eine Inszenierung wird. Die Amerikaner sagen dazu den positiven Begriff Show dazu, was in Deutschland eher den Beigeschmack der leichten Unterhaltung hat. Nein, das war es auf keinen Fall und dennoch passt für mich der Begriff Show perfekt. Rund vierzig Zuhörer wollten sich diese Chance in der örtlichen Gemeindebücherei nicht entgehen lassen.

Ich kenne Tim Pröse schon ein paar Tage, durfte mit ihm auch schon Veranstaltungen durchführen und habe sein neuestes Buch Der Tag, der mein Leben veränderte verschlungen. Ich liebe als ehemaliger Textchef den Stil des Autoren.

Aber Tim Pröse ist auch Kollege. Er ist gelernter Journalist, arbeitete unter anderem für die Münchner Abendzeitung und den Focus. Und so wollte ich in einem Videointerview mehr wissen, wie der Journalist Tim Pröse an ein Thema herangeht. Wie recherchiert er? Wie haben sich die Bedingungen gegenüber seinem prominenten Publikum mit all ihren Managern und Medienberater verändert? Ist Pröse ein Einzelgänger oder hat er ein Rechercheteam? Wer sind seine Vorbilder? Und natürlich, was sind seine nächsten Projekte? All diese Fragen und noch mehr habe ich in diesem Videointerview gestellt:

Virtuelle Autorenlesung von Tim Pröse zu Sophie Scholl

3. Februar 2021

Die Digitalisierung erfordert es neue Wege zu gehen und das konsequent. Dieses Jahr begehen wir den 100. Geburtstag von Sophie Scholl. Und zu diesem Ereignis darf ich zusammen mit meinem Kollegen Thomas Gerlach meine erste Autorenlesung im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung moderieren.

Tim Pröse
Tim Pröse

Der Erfolgsautor Tim Pröse liest eine „Hommage an Sophie Scholl“. Bisher haben sich 200 Leute zu der kostenlosen Lesung angemeldet, darunter auch ein absoluter A-Promi – Name verrate ich (noch) nicht, erst wenn er wirklich virtuell auf meinem Bildschirm auftaucht.

Ich bin mit Tim Pröse bekannt und bat ihn freundschaftlich im Auftrag von Erich Kornberger von der HSS um eine virtuelle Lesung. Sie basiert auf einem Kapitel seines Buchs »Jahrhundertzeugen. Die Botschaft der letzten Helden gegen Hitler. 18 Begegnungen«. Ein Longseller in der 5. Auflage. Tim Pröse hat von Sophie Scholls Schwester besondere Dokumente vermacht bekommen, von denen er an diesem Abend erzählen und lesen.
Pröse war von der Idee begeistert und stimmte sofort zu. Ich mag als ehemaliger Textchef verschiedener Zeitschriften seinen Stil, den Aufbau seiner Geschichte. Pröse ist für mich einer der großen Geschichtenerzähler und eine konsequente Weiterentwicklung eines Reporters, der jetzt berühmter Autor ist.

Ich schätze Tim Pröse sehr. Tim Pröse, geboren 1970 in Essen, ist Autor und freier Journalist in München. Sein 2020 erschienenes Buch Jan Fedder – Unsterblich schaffte es aus dem Stand heraus auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Tim Pröse studierte Kommunikationswissenschaften, Politik und Psychologie, war Chefreporter der Münchner Abendzeitung und Redakteur des Focus in den Ressorts »Menschen« und »Reportage«. In dieser Funktion bin ich Pröse das erste Mal begegnet. Dann viel später habe ich ihn wieder getroffen bei einer Lesung (vor Corona) in der Bücherei meines Wohnorts. Hier der Link und ein paar Videos, um den Stil von Tm Pröse kennenzulernen.
Eines seiner einfühlsamen zeitgeschichtlichen Porträts wurde mit dem »Katholischen Medienpreis« ausgezeichnet. 2016 erschien sein Longseller »Jahrhundertzeugen. Die Botschaft der letzten Helden gegen Hitler. 18 Begegnungen« (FAZ: »Eines der berührendsten Bücher des Jahres«), 2017 dann »Hallervorden. Ein Komiker macht Ernst«. 2018 folgte »Samstagabendhelden. Persönliche Begegnungen mit den legendärsten Stars aus Film, Funk und Fernsehen« und 2019 Mario Adorf. Zugabe!.

Die Lesung findet am 4. Februar 2021 von 18 bis 20 Uhr statt. Um daran teilzunehmen, wird eine Anmeldung unter diesem Link benötigt. Sie erhalten dann den Zoom-Zugang.

Begegnung mit dem großen Georg Stefan Troller – ein Erlebnis

14. November 2019

Vielen Dank Georg Stefan Troller

Vielen Dank Georg Stefan Troller

Ab und zu treffe ich Menschen, die mich absolut flashen. Sie beeindrucken mich von ihrer Persönlichkeit oder ihrer schöpferischen Kraft. Und so war es auch dieses Mal als ich auf Georg Stefan Troller traf. Troller ist einer der Männer, die mich bewogen, den Beruf des Journalisten zu ergreifen. Jahrelang wollte ich den großen Erzähler Georg Stefan Troller kennenlernen und jetzt ergab sich die Möglichkeit.
Auf Vermittlung von meiner Twitter-Kollegin Catharina Wilhelm besuchte ich eine Lesung des 97jährigen Trollers im jüdischen Gemeindezentrum in München. Er stellte sein neues Buch Liebe, Lust und Abenteuer: 97 Begegnungen meines Lebens vor. 97 Begegnungen weil 97 Jahre. Ich nutzte die Gelegenheit und sprach einfach mein journalistisches Vorbild an. Ein Interview war nicht möglich.

Georg Stefan Troller ist ein Journalist der alten Schule. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war ein hervorragender Fernsehjournalist, Dokumentarfilmer und ein Vorläufer eines Talkmoderators. Er erzählte perfekte Geschichten. Der Österreicher Troller ist Jude und entkam nur knapp den Nationalsozialisten, emigrierte in die USA und berichtete nach dem Krieg aus Paris. 1962 begann er Sendungen seines Pariser Journals. Er porträtierte damalige Prominente in seinen Sendungen. Ich habe noch eine Erstausgabe des Pariser Journals und ließ es mir von Troller signieren. Mir wurde das Buch von Walther von La Roche, dem großen Mann der Ausbildungsredaktion des BR, empfohlen und ich habe das Buch verschlungen. Es sind auf der einen Seite Interviews zu lesen, aber es ist vor allem zu lesen, wie Troller seine Interviews vorbereitete, wie er sie führte und wie er arbeitete.

Jedes Jahr bringt Troller Bücher auf den Markt. Sein neuestes Buch ist Liebe, Lust und Abenteuer: 97 Begegnungen meines Lebens. Entstanden ist eine Mischung aus intimen Interviews, Aphorismen, Anekdoten, Bonmots, Fotografien und Geschichten, die in vielfältiger Form das Kernthema der menschlichen Existenz umkreisen: den Eros, unsere Trieb- und Antriebskraft. Die Liebe in ihrer körperlichen und geistigen Gestalt, der Sprung vom petite mort zu dessen großem Bruder, die latente Gefahr des Lebens und der Liebe selbst: Dies ist der Stoff des ewig alten aber ständig neuen Abenteuers mit seinen 97 Jahren, unwiderstehlich dargeboten von prominenten Protagonisten.
Ich habe mir auf der Veranstaltung neben dem Pariser Journal noch ein anders Buch signieren lassen. Es war Paris geheim – hier beschreibt Troller interessante Orte in Paris abseits der Touristenströme. Im Grunde ist der Pionier Troller ein moderner Reiseblogger. Gerne hätte ich mit ihm ein Interview zum Thema Blogs gemacht, doch leider hat der Verlag das Interview abgelehnt. Schade, denn ich hätte gerne eine Einschätzung von ihm gehabt. Vielen Dank an Ellen Presser vom Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde, die sich redlich bemüht hatte.
Interessant war seine Meinung über die Vergänglichkeit von Büchern. Der Buchautor, der daran zweifelt, ob Buch als Darstellungsform eine Zukunft hat. Damit haben viele Besucher der Lesung sicherlich nicht gerechnet. Schließlich ist das Schlitzohr Georg Stefan Troller ja auch langjähriger Dokumentarfilmer.

Ich habe viele seiner Werke und seiner Interviews in YouTube gefunden und sie wenden sich an eine ganz andere Generation. Es gibt ein tolles Interview mit ihm, dass ich jedem empfehlen möchte.

Troller ist ein genialer Storyteller. Ich hänge an den Lippen bei seinen Erzählungen. Und auch wenn diese Erzählungen schockierend sind. Er berichtete von der Befreiung des KZ Dachau als US-amerikanischer GI und von den Verhören der Bevölkerung.

Er erzählt noch der Nachkriegszeit und von seiner Anfangszeit als Journalist. Er machte seine ersten journalistischen Schritte in München. Berichtete von dem Vorwurf: „Ihr Juden seid am Krieg Schuld“ und wie er die Frauenkirche gerettet hat.

Meine Gedanken zum Tag der Pressefreiheit

3. Mai 2017

Heute ist der Tag der Pressefreiheit und ich werde im Zeitalter der Falschmeldungen, FakeNews und alternativen Fakten die Fahne des Qualitätsjournalismus hochhalten. Mir fällt bei meinen Vorträgen zur Medienkompetenz auf: Die Leute rufen nach Qualitätsjournalismus, aber keiner will ihn bezahlen. Wie sich die Geschäftsmodelle für Journalismus entwickeln, wird sich zeigen. Heute ist der Tag, die enorme Wichtigkeit der Pressefreiheit zu betonen. Ich will keinen Journalismus der Parteienpresse wie in Weimar oder gar eine gleichgeschaltete Presse wie unter den Faschisten. Aber ich will, dass der Journalismus sich verbessert und mit der Zeit geht. Und das geht nur mit Pressefreiheit.
„Es ist unser Job, die beste verfügbare Version der Wahrheit zu berichten. Besonders jetzt“, sagte Watergate-Enthüller Carl Bernstein beim White House Correspondents‘ Dinner zu Aufgaben der Kollegen in Zeiten der Trump-Regierung, so berichtete es der Mediendienst turi2. Das ist vollkommen korrekt: Die beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein waren der Grund, weshalb ich den Beruf des Journalisten ergriffen habe und noch heute lese ich ihr Buch gerne. Viele weitere Bücher und Veröffentlichungen von anderen Journalisten und Reporter sind hinzu gekommen, die zur Verteidigung der Pressefreiheit beigetragen haben.
Und bevor jetzt wieder die Schreierei über die Lügenpresse kommt – ein Begriff, der von Joseph Goebbels geprägt wurde – natürlich machen Journalisten als Menschen auch Fehler. Es gibt gute und schlechte Journalisten, so wie es auch gute und schlechte Lehrer, gute und schlechte Friseure oder gute und schlechte Politiker gibt.
Wenn staatliche Institutionen wie der US-Präsident, der russische Präsident, der ungarische oder türkische Ministerpräsident oder der Irre in Nordkorea uns anlügen, dann ist Journalismus enorm wichtig. Als Journalist und heutiger Blogger kann ich immer nur betonen, wie wichtig die Pressefreiheit in unserem Land ist und ich lebe gerne in unserem Land. Wenn Kolleginnen und Kollegen für die Pressefreiheit gefangen genommen, geschlagen, gefoltert, getötet werden, dann muss ein Aufstand der Anständigen erfolgen.

Statement des PresseClubs München
Als Mitglied des Internationalen PresseClubs München möchte ich ein Statement meines Clubs verbreiten. Zum Tag der Pressefreit haben deshalb der Bayerische Journalisten-Verband, der Verein Journalisten helfen Journalisten, der nach dem Tod von Egon Scotland gegründet wurde, und der PresseClub München vereinbart, einen gemeinsamen Offenen Brief an den türkischen Generalkonsul in München zu schrieben. „Uns war es besonders wichtig, auch auf die unerträgliche Lage unseres Kollegen Deniz Yücel hinzuweisen und seine Entlassung aus der Haft zu verlangen“, so der PresseClub-Vorsitzende Peter Schmalz.
In dem Brief heißt es unter anderem: „Wir protestieren entschieden und im Namen aller von uns vertretenen Journalistinnen und Journalisten gegen die Behinderung der Berichterstattung und gegen die Verfolgung unserer Kolleginnen und Kollegen, die nichts anderes tun, als ihrer journalistischen Arbeit nachzugehen. Diese Arbeit schließt auch die kritische Beurteilung staatlichen Handelns ein. Mit großer Sorge beobachten wir auch, dass türkische Kolleginnen und Kollegen wegen der aktuellen politischen Lage in ihrem Heimatland bei uns im Exil leben müssen und bei ihrer Rückkehr in die Türkei von Verfolgung und Haft bedroht sind.“ Ich unterstütze ausdrücklich dieses Statement.

Qualität sichern in Blogs durch richtigen Umgang mit Quellen

9. November 2016

Jeder Journalist muss die sieben W-Fragen kennen. Ich bin in der Ausbildung von Journalisten tätig und freue mich, mit den jungen Kollegen zu arbeiten und sie zu schulen. Die sieben W-Fragen gehören für mich zur Grundlage eines Qualitätsjournalismus.

Was sind jetzt die sieben W-Fragen?
Die ersten sechs der sieben W-Fragen sind relativ einfach: Wer, was, wann, wo, wie, warum und was ist nun das siebte W? Es ist die Quelle. Von welcher Quelle habe ich die Information? Das ist wichtig, damit der Leser weiß, wie er die Information einzuordnen hat. Ein Beispiel: Berichterstattung von einer Demonstration. Der Veranstalter schätzt die Teilnehmer auf 1000 Leute, die Polizei dagegen auf 500 Leute. Die Quelle ist also wichtig, um die Information einzuordnen.

Informationen bewerten
Oft bin ich an Schulen unterwegs und den Schülern wird immer noch beigebracht, wie sie an Informationen rankommen. Freunde, das ist zu meiner Schulzeit wichtig gewesen, denn Informationen waren damals Mangelware. Ich saugte Infos auf wie ein Schwamm. Die Welt hat sich aber geändert. Heute ist es meiner Meinung nach viel wichtiger geworden, Informationen zu bewerten. Woher und vom wem stammt die Information. Leider wird in Facebook oft nicht nach der Quelle gefragt, sondern wahllos geteilt. Die Folgen sind so Ausprägungen von Lügenpresse und Aluhut tragen. Also die Nennung der Quelle ist heute wichtiger denn je.

Ob in Blogs oder im klassischen Journalismus - der Umgang mit Quellen muss gelernt sein.

Ob in Blogs oder im klassischen Journalismus – der Umgang mit Quellen muss gelernt sein.

Bekenntnis zum Bloggerkodex
Nach dem Medienwandel schreibe ich immer weniger für Print. Es lohnt sich einfach nicht mehr. Heute veröffentliche ich mehr und mehr im Internet. Und ich blogge. Dieser Artikel erscheint in meinem Hauptblog. Die sieben W-Fragen sind auch hier wichtig. Aber wir Blogger sollten uns bekennen. Und als Mitglied des Bloggerclubs bekenne ich mich ausdrücklich zu unserem Bloggerkodex. Der Bloggerkodex ist die gemeinsame Basis aller Mitglieder des Bloggerclub. Mit der Mitgliedschaft verpflichten sich die Mitglieder zur Einhaltung des Kodex.
Der Kodex dient einer transparenten Kommunikation gegenüber den Besuchern eines Blogs. Auch definiert der Bloggerkodex die notwendigen Regelungen für Kooperationen mit Unternehmen. Wörtlich heißt es: „Dieser Kodex beschreibt unser Selbstverständnis als Blogger in diesem Spannungsfeld und hat ebenso das Nutzerinteresse im Blick wie eine professionelle und transparente Zusammenarbeit zwischen Bloggern, Unternehmen und Organisationen. Diese Regeln gelten äquivalent auch für Social-Media-Kanäle.“
Der Kodex regelt Transparenz („Transparenz ist unser oberstes Gebot.“), Werbung („Wir kennzeichnen Werbung transparent und deutlich.“), Unterstützung („Wir informieren unsere Leser, wenn Inhalte mit einer Unterstützung entstanden sind.“), Verlosungen, Datenschutz und Sponsoring („Wir informieren unsere Nutzer transparent über Art und Umfang des Sponsorings, etwa den Namen des Sponsors und der Produkte oder konkrete Leistungen wie beispielsweise Hostingkosten oder Fahrzeugbereitstellung.)
Den genauen Wortlaut des Bloggerkodex gibt es hier.

Hier bei der Arbeit als Blogger mit Foodblogger Thomas Gerlach. Wir sind im Gespräch mit Sushi-Expertin Jasmin Voit in der Goldenen Traube in Coburg.

Hier bei der Arbeit als Blogger mit Foodblogger Thomas Gerlach. Wir sind im Gespräch mit Sushi-Expertin Jasmin Voit in der Goldenen Traube in Coburg.

Unter ein, zwei und drei
Mit Erschrecken stelle ich fest, dass Kollegen die Aussprüche unter eins, unter zwei, unter drei nicht mehr kennen. Dabei ist es ganz wichtig, die Quellen im Journalismus zu kennzeichnen.
Unter eins bedeutet: Die Information darf bei direkter Nennung des Urhebers wörtlich wiedergegeben werden: „Ministerpräsident Horst Seehofer sagte: ‚Im Hinblick auf die Verschuldung des Freistaates …‘“ Ich darf als Journalist oder Blogger den Seehofer als Quelle direkt nennen.
Unter zwei bedeutet: Die Information und das Umfeld der Quelle dürfen zwar wiedergegeben, aber nicht direkt zitiert werden: „Wie aus Kreisen der CSU zu erfahren war, hat der Finanzminister angesichts der aktuellen Entwicklungen …“
Unter drei bedeutet: Die Information darf nicht öffentlich verwertet werden. Der Journalist/Blogger hat sie ausschließlich für seinen eigenen Hintergrund erhalten.
Übrigens: Eine rechtliche Möglichkeit zur Durchsetzung dieser ungeschriebenen Regel gibt es nicht.

Zehn Jahre Twitter und ich gratuliere #Twitter #lovetwitter

21. März 2016

Heute feiert Twitter seinen 10. Geburtstag.

Heute feiert Twitter seinen 10. Geburtstag.

Heute feiert Twitter seinen zehnten Geburtstag und ich will ganz artig gratulieren. Zehn Jahre Twitter bedeutet für mich zehn Jahre ein Massenmedium in der Hosentasche. Gut, ich bin erst seit dem 24. Oktober 2008 um 21:12 Uhr dabei, aber seit meinem Beitritt bin ich dabei und zwar heftig. Über 70.000 Tweeds habe ich als @redaktion42 versendet.

Ich bin seit dem 24. Oktober 2008 um 21:12 Uhr bei Twitter dabei.

Ich bin seit dem 24. Oktober 2008 um 21:12 Uhr bei Twitter dabei.

Ich möchte den Microblogging-Dienst für mein privates und berufliches Leben nicht missen. Wir haben soviel miteinander erlebt. Twitter hat mir neue Bekannte gebracht, hat mir andere Sichtweisen gebracht, hat mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht – Twitter hat mir soviele Geschichten gebracht und dafür bin ich dankbar. Als Geschichtenerzähler ist Twitter eine unendliche Quelle an neuen Geschichten.
Durch Hashtags konnte ich an Weltereignissen und lokalen Ereignissen teilnehmen. Spektakuläre Beispiele waren die Attentate in Paris oder der Boston Marathon. Für mich war die Notlandung des US-Airways-Flug 1549 im Hudson der Durchbruch. Eine Notwasserung am 15. Januar 2009 war notwendig infolge von doppeltem Vogelschlag. Noch bevor Nachrichtenagenturen das Foto von der Notlandung verbreiteten, ging das Bild durch Twitter. Twitter wurde hier für mich zum Massenmedium.

Eine Notwasserung am 15. Januar 2009 war notwendig infolge von doppeltem Vogelschlag. Das Bild ging durch Twitter in die Welt. Foto: Wikipedia

Eine Notwasserung am 15. Januar 2009 war notwendig infolge von doppeltem Vogelschlag. Das Bild ging durch Twitter in die Welt. Foto: Wikipedia

Als Twitter sorgte dafür, dass ich wusste, was läuft und wie die Meinung dazu ist. Für mich als Journalist ist Twitter ein geniales Recherche- und Stimmungsmedium – 24 Stunden rund um die Uhr, 365 Tage. Dieser virtuelle Stammtisch, wie ich Twitter in meinen Seminaren bezeichne, bietet Abwechslung im Sekundentakt.
Und obwohl sich Twitter in Deutschland nur bei einer gewissen Kommuikationselite (doofes Wort) durchgesetzt hat und nur bedingt die breite Masse erreicht, ist es für mich ein unverzichtbares Tool geworden. Die deutschen Wörter sind für Twitter einfach zu lang, dies scheint das Hauptproblem zu sein, warum sich Twitter bei uns nicht voll durchsetzt. Twitter hat in Deutschland mehr als 12 Mio Nutzer pro Monat, sagt Deutschland-Chef Thomas de Buhr im Interview mit „Wired“. In meinen Social Media-Seminaren zeige ich gerne Twitter und die Reaktionen sind entweder: Volle Begeisterung oder volle Ablehnung – dazwischen gibt es scheinbar nichts. Auf den ersten Blick mutet die Sprache der Twitter seltsam an: #mimi #flausch #hach #ausgründen und mein Leitspruch: Irgendwas ist immer. Wer den Humor in Twitter versteht, der wird das Netzwerk lieben.
Nachdem auch Instagram sich der Filterblase von Facebook anschließt, ist Twitter für mich das einzige relavante Realtime-Medium, das mir alles zeigt, was mich interessiert. Das liebe ich an Twitter. Ich entscheide, was ich sehen will und nicht ein Algorithmus. Das ist eben Twitter.
Aber wir hatten auch unsere Sorgen mit Twitter. Zuletzt wurden uns unsere geliebten Faves durch doofe Herzchen ersetzt. Bäh. Gut, dass der Twitter-Häuptling auf uns gehört hat und das Alleinstellungsmerkmal von 140 Zeichen belassen hat. Wer mehr braucht, der soll doch zu Facebook rüber gehen und dort herumblubbern. Mit den Zukäufen von Vine habe ich ein bisschen herumgespielt, aber den richtig großen Wurf hat Twitter mit Periscope gemacht. Den Übertragungswagen in der Hosentasche. Überall wo ich bin, kann ich senden. Das mache ich für mich und meine Kunden wie hier. Dieses Tool halte ich für wegweisend, noch dazu als Meerkat die Grätsche gemacht hat. Die bayerische Regelwut der BLM kommt da nicht hinterher und so macht Twitter auch gleich mal nebenbei Rundfunkpolitik – gut so. Ich bin ein Live-Fernsehsender durch Periscope. Wie Sascha Welters von Twitter in München beim Trend Day Corporate Video 2016 verriet, wird Periscope voll in Twitter integriert. Hier das Video dazu.

Wie Sascha Welters von Twitter in München beim Trend Day Corporate Video 2016 verriet, wird Periscope voll in Twitter integriert.

Wie Sascha Welters von Twitter in München beim Trend Day Corporate Video 2016 verriet, wird Periscope voll in Twitter integriert.

Also Twitter: Alles alles Gute zum Geburtstag – auf die nächsten zehn Jahre.