So schnell kann es gehen. Mal wird Telegram verflucht, dann wieder als Retter gepriesen. Es ist interessant, welche wechselvolle Rolle der undurchsichtige Messengerdienst Telegram im Moment spielt.
Erinnern wir uns: In der Corona-Phase (die ja noch nicht vorbei ist), wird der Messengerdienst von Wirrköpfen, Schwurbler und Corona-Leugner genutzt, um gegen Impfungen aufzuwiegeln oder Spaziergänge zu organisieren. Der antisemitische Hetzer Attila Hildmann, die Schwurbler Xavier Naidoo oder Michael Wendler und viele andere nutzen Telegram für ihre gefährlichen Botschaften. Zudem wird gegen gewählte Vertreter des Rechtsstaates gehetzt, so dass über ein Verbot von Telegram in Deutschland nachgedacht wurde. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) drohte den Dienst in Deutschland zu blockieren. Brasilien, nicht gerade eine Vorzeigedemokratie unter dem Populisten Jair Bolsonaro, hat es gerade vorgemacht. Mit dem brasilianischen Rechtsstaat sei der Messengerdienst Telegram nicht vereinbar und daher haben die Behörden den umstrittenen Dienst kurzerhand vom Netz genommen. Telegram weigerte sich wiederholt, Urteile und Anfragen der Polizei, der Landeswahlleitung und des Obersten Gerichtshofs zu befolgen.
Schon 2015 nutze der IS den Dienst zur Kommunikation und Rekrutierung für verwirrte Kämpfer. Auch der unmenschliche Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt war 2016 in Telegram aktiv und auch beim Sturm aufs as Kapitol spielte der Dienst eine Rolle.
In Deutschland wollte man Strafanträge die Telegram-Besitzern Nikolai und Pawel Durow zustellen, scheiterte aber an einer ladungsfähigen Adresse von Pawel Durow in Dubai. Telegram weist keine Adresse im Impressum aus, was in Deutschland aber vorgeschrieben ist. Da half wohl Apple aus und verriet den bundesdeutschen Behörden eben diese Adresse.
Und die Welt ändert sich Und dann änderte sich am 24. Februar 2022 die Welt. Putin ließ seine Truppen völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschieren. Und nun kommunizieren der ukrainische Präsident und seine Regierungsmitglieder nun über Telegram und koordinieren die Verteidigung des überfallenen Landes. In der Ukraine sendet Präsident Selenskyj täglich Updates in seine Gruppe, die 1,5 Millionen Menschen umfasst. Auch in Russland ist Telegram ein beliebter Dienst, um nichtstaatliche Informationen zu erhalten. Terminator Arnold Schwarzenegger schickte sein gut gemachtes Video auch über Telegram als Teil seiner hybriden Kriegsführung und Aufklärung.
I love the Russian people. That is why I have to tell you the truth. Please watch and share. pic.twitter.com/6gyVRhgpFV
Rund 500 Millionen Nutzer soll Telegram inzwischen haben mit steigender Tendenz. Mit dem Dienst lassen sich per kostenlosen Abo Informationen schnell verbreiten. Zahlreiche Medienhäuser wie die New York Times oder die Washington Post veröffentlichen Berichte ihrer Journalisten aus dem Kriegsgebiet und aus den Newsrooms direkt auf dem Messengerdienst Telegram. Telegram-User sollen in dem Propaganda-Krieg journalistische Marken finden, bei denen sie sich verlässlich informieren können. Jetzt ist auch die BILD mit einem Angebot dabei, die noch vor kurzem massiv gegen Telegram gewettert hat.
So schnell ändern sich die Zeiten. Ich weiß nicht, ob die Bundesregierung ihre Ladungen bereits nach Dubai zugestellt hat. Im Moment ist Ruhe angesagt, wenn es um Telegram als antidemokratischen und intransparenten Dienst geht.
Zusammen mit Erich Kornberger von der HSS führte ich ein Streaming-Seminar zur US-Wahl durch.
Eigentlich hätte es ein ganz normales Seminar über die US-Wahl werden sollen, doch Corona machte mir einen Strich durch die Rechnung. Das Präsenzseminar fiel aus, dafür zogen wir eine zweitägige Streaming-Veranstaltung auf. Und was soll ich sagen: Das war ein voller Erfolg.
Die Schicksalswahl in den USA, so hieß der Seminartitel und zusammen mit einem Kollegen stellte ich ein Seminarprogramm für meinen Kunden Hanns-Seidel-Stiftung auf die Beine, das sich sehen lassen konnte. Mehrere Referenten wurden aus den USA, Berlin, Nürnberg und Garmisch zugeschaltet. Als Konferenzsoftware wählten wir Zoom. Am Wahltag waren von 15 bis 0 Uhr rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, am darauffolgenden Tag waren es noch 35, die den Vorträgen, Interviews, Analysen und Gesprächen lauschten und sich via Chat aktiv beteiligten.
Doris Ortlieb betreute im Hintergrund den Chat. Blickkontakt war wichtig, um sofort auf Fragen zu reagieren.
Aus Platzgründen baute ich mein Streaming-Studio im Wohnzimmer auf, nachdem es in meinem Arbeitszimmer zu beengt gewesen war. Greenscreen, zwei Softboxen und ein Ringlicht baute ich ebenso auf, wie eine 4K-Kamera Logitech Brio sowie aufgrund von Corona mehrere Stehpulte wegen des Abstands. Regelmäßiges Lüften war immer gewährleistet. Hier ein Zeitraffervideo vom Aufbau:
Mein Auftraggeber Erich Kornberger von der HSS kam in mein improvisiertes Heimstudio und überzeugte sich von der digitalen Seminaridee.
Zusammen mit meinem Co-Referenten und der Moderatorin Doris Ortlieb entwickelten wir im Vorfeld ein abwechslungsreiches Seminarprogramm. Es war didaktisch aufgebaut und wechselte zwischen klassischen Vorträgen, Interviews und lockeren Talks. Dazwischen gab es in regelmäßigen Abständen Newsflash-Einschübe, wo wir direkt auf die dpa und US-Medien wie die Analysen hinter der Paywall der New York Times und Washington Post sowie Politico, C-Span und CNN zugriffen und sie den Zuschauerinnen und Zuschauern erläuterten. Wir hatten einen festen Zeitplan aufgebaut, den es strikt einzuhalten galt. Die Studiouhr Divoom Pixoo immer im Blick war ich Moderator, Referent, Talkmaster, Anchorman und Producer zugleich. Es war ein bisschen wie Fernsehen.
Engagiert: Politikwissenschaftler Dr. Charles Weston
Nach der Vorstellung der Kandidatenteams Trump/Pence und Biden/Harris kam die erste Schalte zum Politikwissenschaftler Dr. Charles Weston. Der US-Amerikaner lebt seit langem in Deutschland und beschrieb das für Deutsche ungewohnte US-Wahlsystem mit seinen Wahlmännern. Nicht derjenige Kandidat, der die meisten Stimmen hat, ist der Gewinner, sondern derjenige, der die meisten Wahlmänner hinter sich vereinigt. Mit deutlichen Worten ging Dr. Josef Braml, renommierter Politikwissenschaftler und US-Experte aus Potsdam, auf die politische Bilanz der vier Jahre Trump-Präsidentschaft ein. Deutschland müsse sich entscheiden, ob man bei den USA oder bei China stehe, egal wie die Wahl ausgeht.
US-Experte Dr. Josef Braml – wie immer provokant und engagiert.
Über das Phänomen Briefwahl referierte ich und schalteten wir in die USA zu Christian Forstner, dem Büroleiter Washington der HSS. Er war gegenüber dem Washington Monument und berichtete live von seinen Eindrücken aus dem US-Wahlkampf. Sehr authentisch und lebhaft stellte er die Arbeit der politischen Stiftung in den USA vor. Ich überbrückte eine halbe Stunde mit politischen Karikaturen über Trump bis Christian Forstner zum Weißen Haus gefahren war. Vor dem abgesicherten Regierungssitz ging er live für uns wieder auf Sendung und schilderte uns seine Eindrücke.
Über die Black Lives Matter-Bewegung und das Geschäftsmodell US-Gefängnis referierte mein Kollege aus Nürnberg und brachte immer wieder per Newsflash aktuelle Zahlen aus der Wahl.
Martin Stein aus Seattle zeigte uns den Wahlschein.
Mein ehemaliger Chefredakteurskollege der MACup und heutige Führungskraft beim KI-Dienstleister definedcrowd Martin Stein berichtete aus Seattle über den Wahlprozess. Martin hat seit zwei Jahren auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und konnte 2020 das erste Mal einen US-Präsidenten wählen.
Ein Würzburger in NYC: Oli Grieb von Olidaytours.
Den Abschluss des ersten Seminarabends machte der New Yorker-Tourguide Oli Grieb. Der gebürtige Würzburger arbeitet mit Olidaytours als Touristenführer in der Stadt, die niemals schläft. Er erzählte uns von seinem heutigen Besuch in New York. Dort wurden Nobelgeschäfte mit Spanplatten aus Sorge vor Randale verbarrikadiert. Oli stellte uns einige Fotos zur Verfügung. Vielen Dank.
Um 0 Uhr war dann Schluss mit unserer Zoom-Übertragung des ersten Tages. Die Technik lief reibungslos, das Netz war stabil. Der Abend endete mit einem Umtrunk und die Anspannung löste sich.
Am Mittwochmorgen ging es um 8 Uhr via Zoom gleich wieder weiter. Das Team hinter und vor der Kamera war gleich, allerdings mit starkem Kaffee nach einer kurzen Nacht ausgerüstet. Nach aktuellen Zahlen gab ich ein paar subjektive Buchtipps zu Trump und stellte die Bücher Zu viel und nie genug von Trumps Nichte Mary L. Trump, die Bücher Wut und Furcht von Reporterlegende Bob Woodward und Feuer und Zorn von Westwing-Insider Michael Wolff vor. Wer sich üble schmutzige Tricks antun will, dem empfahl ich das Buch Die Wahl des Präsidenten: von Dreckschleuder Roger Stone. Tags zuvor verwies ich auch auf die Analyse von André Haller aus den politischen Studien der HSS.
Die Vorträge wurden durch Newsflash-Einblendungen ergänzt.
Christian Forstner meldete sich aus seinem Washingtoner Homeoffíce – für ihn war es 2 Uhr nachts. Die Politikwissenschaftler Dr. Charles Weston und Dr. Josef Braml arbeiteten die neuesten Ergebnisse auf. Alle wiesen auf das gute Abschneiden von Trump hin. Die Wahlprognosen im Vorfeld stimmten auch 2020 nicht. Wie immer bleibt das amerikanische Wahlsystem mit dem Electoral College ein großer Unsicherheitsfaktor in den Prognosen. Die Kandidaten Trump und Biden lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen.
HSS-Vorsitzender Dr. Markus Ferber schaltete sich aus Berlin zu.
Eine besondere Ehre wurde dem Seminar zuteil, als sich der HSS-Vorsitzende und Europaabgeordnete Dr. Markus Ferber aus Berlin via Zoom dazuschaltete. Die HSS werde die Digitalisierung der politischen Bildung aktiv gestalten.
Das Streaming-Seminar zur US-Wahl hat prima geklappt. Hier bin ich im Gespräch mit dem Europaparlamentarier und HSS-Chef Markus Ferber.
Dieses digitale Seminar zur US-Wahl, das spontan aus der Not entstanden war, ist ein Beispiel für diesen Weg. Zugegeben, wir waren stolz über das Lob des Vorsitzenden und auch über die Glückwünsche der Seminarteilnehmer im Chat. Das sind neue Wege der politischen Bildung und ich bin dankbar, dass ich diesen Weg als Referent und Ideengeber mitgehen darf.
Es ist ein leiser Film mit leisen Tönen, aber die Sprengkraft der Aussage ist gewaltig. „Wir müssen die Kontrollinstanz für ihre Taten sein!“ Diese Aussage von Ben Bradlee, Chefredakteur der Washington Post, bringt den Film Die Verlegerin auf den Punkt. Der Film von Steven Spielberg ist ein großes amerikanisches Epos, ein Loblied auf den Journalismus der siebziger Jahre, der heute im Zeitalter von Trump und Putin dringender denn je ist.
Im Film ging es um die Veröffentlichung der Pentagon Papiere, die zeigten, wie alle US-Regierungen seit Truman im Krieg in Südostasien verwickelt waren. Die Pentagon Papiere, die von Daniel „Dan“ Ellsberg zusammengetragen und von der New York Times veröffentlicht wurden, waren ein Glanzstück des investigativen Journalismus und schufen die Grundlage des späteren Watergate-Skandals um Richard Nixon. Im Grunde war Dan Ellsberg einer der ersten Whistleblower und dafür hat er meinen Respekt.
Der leise Film Die Verlegerin von Spielberg zeigt die Entwicklung des Provinzblatts Washington Post zu einer der wichtigsten Zeitungen der USA, die später dank der Recherchen von Bob Woodward und Carl Bernstein den Watergate-Skandal aufdeckten. Auch hier griffen sie auf einen Whistleblower zurück: Den stellvertretenden Direktor des FBI.
Das ist die eine Seite des Films. Auf der anderen Seite ist der Film ein Plädoyer für die Emanzipation. Der Film zeigt auch, wie schwer es Frauen in Führungspositionen haben. Katharine „Kay“ Graham führte nach dem Selbstmord ihres Mannes die Zeitung Washington Post in ein neues Zeitalter. Die Millionärserbin ist auf dem gesellschaftlichen Parkett zuhause und muss nun in die Männerdomäne des Verlagsgeschäfts vordringen. Meryl Streep spielt die Verlegerin fantastisch und Tom Hanks als Chefredakteur Ben Bradlee ist nicht minder genial. Kein Wunder, dass US-Präsident Trump die Schauspielerin Streep nicht ausstehen kann.
Als der Film beginnt, im Dschungelkrieg von Vietnam 1968, war ich an Spielbergs Einstieg in Sergant Private Ryan erinnert. Das Abschlachten am D-Day bei der Landung in der Normandie. Aber wir sind bei der Verlegerin nicht in einem Kriegsfilm, sondern in einem Polit-Krimi, der auf wahren Begebenheiten beruht. Der Film beginnt mit einer Lüge. Der Krieg in Vietnam ist nicht zu gewinnen. Die US-Regierung weiß es, schickt die Soldaten aber dennoch in den sinnlosen Krieg. Kein Präsident will die Schmach eines verlorenen Krieges verantworten. Erst Richard Nixon beendete den verlorenen Krieg, hatte außenpolitische Erfolge und musste innenpolitisch 1974 wegen üblen Machenschaften zurücktreten. US-Verteidigungsminister Robert McNamara lässt eine Studie mit 47 Bänden anfertigen, die das Engagement und den Krieg in Vietnam dokumentieren – für spätere wissenschaftliche Zwecke. Diese Studie ist unter Verschluss, wird aber von Ellsberg kopiert und in der New York Times Zug um Zug veröffentlicht. Auch die Post bekommen von den Pentagon Papieren etwas ab und veröffentlichen sie. Als die Times gerichtlich von Nixon und seinem Justizminister Mitchell gestoppt wird, greift die Post ein und zusammen mit anderen Zeitungen verteidigen sie die Pressefreiheit als hohes Gut in der US-Gesellschaft.
Sind die Pentagon Papiere Landesverrat? Steht die nationale Sicherheit der USA auf dem Spiel? Was bedeutet die Veröffentlichung für die Zeitung? Fragen, die die Verlegerin Katharine „Kay“ Graham beantworten muss. Es ist großes Schauspiel, wie sich Merly Sleep windet und mich sich kämpft – und sich von ihrer alten Rolle verabschiedet. Endlich und endlich kommt die die Aussage: „Wir drucken – wir drucken!“
Neben den dramatischen Szenen liebe ich Steven Spielberg vor allem für eine kleine Einstellung, die mir zeigt, wie gut Spielberg auf der Klaviatur der Gefühlen spielen kann. Als die Pentagon Papiere von der Redaktion geordnet werden, verkauft die kleine Tochter von Ben Bradlee selbstgemachte Limo für 25 Cent pro Glas. Dann sind es 50 Cent und am Ende des Tages wenn die Redakteure ihre Geschichte fertig haben, da hat die Tochter ein fettes Bündel Dollarscheine verdient – das hat mir gefallen. Und klarer Tipp für den Film Die Verlegerin.
Bei einem meiner Vorträge in einer Schule über Medienkompetenz diskutierte ich mit Schülern über FakeNews. Eine Frage traf voll ins Schwarze: „Warum belügt uns der US-Präsident? Warum diskutieren wir hier über FakeNews und eine Institution gibt uns alternative Fakten?“ Es ist schwer, eine solche Frage zu beantworten, denn aus meiner Sicht hat der Schüler recht. In meinen Vorträgen setze ich mich für Werte ein und einer der wichtigsten Menschen auf diesen Planeten wirft mit schamlosen Lügen um sich.
100 Tage Donald Trump lassen mich nachdenklich werden. Natürlich muss nicht jeder meiner Meinung sein. Eine Demokratie lebt von dem Austausch, doch Regeln des Anstandes und der Wahrheit gehören einfach dazu. Der alte Kant ist für mich immer noch gültig.
Simpsons nehmen sich 100 Tage Trump an
Die Simpsons haben trotz ihrer Heimat bei Fox einen hervorragenden Spot über die ersten 100 Tage gedreht – ein Spot, der mir Angst macht. Ich flüchte mich in Humor und ich verzweifle. Ich lausche den politischen Kommentatoren in Presse, Funk und Fernsehen und online. Und ich verzweifle noch mehr. Eigentlich oft die gleiche Meinung: Donald Trump hat keinen brillanten Start hingelegt – und das ist höflich ausgedrückt. Er soll selbst gesagt haben, dass er geglaubt habe, die US-Präsidentschaft sei einfacher. Nun ja.
Ich war vor der Amtseinführung von Trump in den USA und ich bin froh darüber. Denn die USA ist ein tolles Land, ich habe so viele positive Eindrücke. Doch die USA verändern sich, so mein Eindruck. Das Land, das uns die Freiheit nach dem Zweiten Weltkrieg gebracht hat, verändert sich – und nicht zu seinem Vorteil. Und Donald Trump beschleunigt diese Veränderung. Persönlich habe ich deshalb beschlossen, auf absehbare Zeit auf Reisen in die USA zu verzichten.
Make America Great Again – das habe ich bei meinem USA-Aufenthalt oft gehört. Nationalismus ist der falsche Weg.
MAD Sonderheft zu 100 Tage Trump
Eine interessante Antwort auf Donald Trump gibt die Satirezeitschaft MAD. In diesem Jahr feiert das MAD-Magazin in Deutschland sein 50. Jubiläum. Das Magazin, das hierzulande unter Herbert Feuerstein als Chefredakeur groß wurde, zu Beginn der 1990er Jahren dann jedoch an Lesern verlor und kurzzeitig sogar vom Markt verschwand, wurde 1998 vom Dino Verlag wiederbelebt. 2003 übernahm Panini die Rechte für die Veröffentlichung in Deutschland und sorgt seitdem für regelmäßigen Satire-Nachschub. Auf jeden Fall hat MAD eine Sonderausgabe zu Donald Trump mit einer 80.000 Auflage herausgebracht.
Ich habe das neue MAD Sonderheft zu Trump vom Verlag erhalten und gelesen. Humor ist die richtige Antwort.
Ich habe ein Besprechungsexemplar vom Verlag angefordert und dankend erhalten. Und wahrscheinlich scheint Humor und Satire die richtige Antwort auf Donald Trump zu sein. Ein ganzes Heft über Donald Trump – eigentlich ja nicht auszuhalten. Wir haben es in der Familie gelesen und ich habe mich köstlich amüsiert. K1 hat dagegen viele Witze nicht verstanden. Eine gewisse politische Bildung muss wohl vorausgesetzt werden, um dieses Sonderheft zu verstehen. Auch MAD hat sich wohl verändert. Unter Herbert Feuerstein hatte ich es damals als pubertierender Jugendlicher verschlungen und über die Witze gelacht. ich stand sogar in Briefkontakt mit Herrn Feuerstein. Ich muss diese Form der Kundenbindung mal aus meinen Archiv heraussuchen und darüber bloggen. Das vorliegende Sonderheft über Trump ist aber nicht so einfach zu verstehen. Natürlich gibt es die klassischen Sparwitze, aber der Humor ist zeitweise schon tiefgehender und erinnert mich an Titanic.
Am Hauptbahnhof in München wird das MAD-Heft angeboten.
Satirisch stellt MAD-Urgestein Ivo Astalos zum Beispiel die Frage, welche Dekrete der unterschriftswütige Präsident noch unterzeichnen wird, Autor Desmond Devlin beäugt mit Zeichner Ward Sutton Trumps Verhältnis zur Bibel und zusammen mit Tom Richmond gibt Devlin Einblicke in das trump’sche Familienunternehmen, während Ward Sutton den Wahlslogan „Make America Great Again“ auf einer Doppelseite um ein paar Facetten erweitert. Matthias Kringe gestaltete ein Trump-An-und-Ausziehpüppchen (inklusive Grapsch-Hand und Twitter Man-Gürtel), damit neben der „ernsten“ Satire auch der Spaß für den Leser nicht zu kurz kommt. Das obligatorische Faltbild schließt das 52-seitige Special ab, das mit einer Cover-Abbildung von Trump und Alfred E. Trump beginnt. Also zahlreiche Ideen, um sich Trump satirisch zu nähern. Ein lesenswertes Presseprodukt, das hier aufgelegt wurde.
Journalismus geht gestärkt hervor
Ach ja Presse. Eines ist Donald Trump zu verdanken. Durch seine alternativen Fakten, Verzeihung Lügen, hat der vierte Stand in den USA wieder an Bedeutung gewonnen. Selten zuvor habe ich soviel Washington Post oder New York Times gelesen oder CNN geschaut wie heute. Die Auflagen der Digitalausgaben der Zeitungen gehen nach oben und unabhängiger Journalismus gewinnt durch Trump. Jetzt war das jährliche Pressedinner im Weißen Haus. Donald Trump nahm daran nicht teil, sondern weilte auf einer Wahlveranstaltung und hetzte die Leute gegen die einige Medien auf. Das ist eines US-Präsidenten unwürdig und eine Schande.
Ab und zu brauche ich als Blogger ein wenig Motivation und Inspiration. Beides hole ich mir von anderen Bloggern aus dem Netz. Ich schaue, was und wie es diese erfolgreichen Kollegen so machen.
Neulich war es wieder soweit. Nachdem ich wochenlang für verschiedene Kunden durchgehend gearbeitet hatte, brauchte ich wieder ein wenig Inspiration. Gefunden habe ich sie bei Brandon Stanton mit seinem Blog Humans of New York. Ich folge dem Tumblr-Blog des US-Kollegen schon seit langem, aber jetzt erst habe ich mir das gleichnamige Buch zu seinem Blog gekauft. Als das Buch 2013 geplant war, gingen 30.000 Vorbestellungen für das Buch Humans of New York ein und es wurde später sogar Nummer 1 bei der Bestseller-Liste der New York Times.
Brandon Stanton ist ein typischer Street Photographer. Er sucht sich seine Motive in den Straßen von New York. Und dann erzählt er Geschichten. Und das inspiriert mich enorm, schließlich bin ich als Journalist auch ein Geschichtenerzähler. Brandon Stanton macht es uns Geschichtenerzählern vor, wie man heute Geschichten erzählt. Er selbst bezeichnet sich als Street Photographer.
Diese Kunstform wird bei uns aufgrund der Persönlichkeitsrechte und der deutschen Mentalität nicht möglich sein. Wer in Deutschland so etwas machen will, der sollte juristisch gewappnet sein und seine Modelle auf der Straße für die Veröffentlichung unterschreiben lassen. Es ist ein völlig unrealistischer Gedanke fremde Leute auf der Straße anzusprechen, sie zu fotografieren und dann schriftlich eine Veröffentlichung von ihnen zu bekommen. Da bin ich auf die US-Kollegen schon sehr neidisch.
Der Blog begann als reiner Fotoblog. Inzwischen wurde Hony, wie er auch von Brandon Stanton genannt wird, um Artikel bereichert. Es sind einfühlsame Portraits über die fotografierten Personen. Das ist natürlich keine klassische Berichterstattung im deutschen Sinne, aber sehr lesenswert.
Ich empfehle allen visuellen Menschen und New York-Fans den Blog von Brandon Stanton und natürlich auch das Buch Humans of New York. Diese Veröffentlichungen haben mich inspiriert. Vielleicht gelingt das auch bei euch.
Mit großer Mühe und viel Liebe zum Detail hat sich Attac einer Urheberrechtsverletzung der besonderen Art zu Schulden kommen lassen. Vergangene Woche verbreitete die Aktivisten eine Sonderausgabe im Layout und Design der Wochenzeitung „die Zeit“.
In 100 Städten verteilten Attac-Anhänger eine gefälschte Ausgabe der Zeit, die mit dem Jahr 2010 datiert ist. Inhalt: Krisenfolgen, wie sie sich Attac wünscht. Insgesamt wurden 150.000 Exemplare an dem Wochenende auf Plätzen, in Straßen, Kneipen und sonstigen öffentlichen Orten verteilt oder ausgelegt. Dank einer Kooperation mit der Tageszeitung taz wird das Plagiat außerdem deren heutigen Montagsausgabe vom 23. März beiliegen. Gleichzeitig gibt es eine gefälschte Website, auf denen die 8 Seiten Fälschung als PDF geladen werden können.
Damit kopiert Attac eine Fälschung der New York Times vom November 2008 in der, datiert zum 4. Juli 2009, das Ende des Irak-Kriegs verkündet wurde. Auflage war damals stattliche 1,2 Millionen Exemplare. Die Zeit-Parodie ist etwas kleiner, aber genauso wirksam. „Die Zeit, wie sie sein sollte“ lautet der Slogan. Die Inhalte sind Attac-typisch: Verstaatlichung der Banken, Besser leben mit weniger Wachstum, Klagewelle gegen Klimasünder und vieles mehr. Außerdem wird für die Großdemos in Frankfurt und Berlin am 28. März geworben, die unter dem Motto stehen „wir zahlen nicht für eure Krise“.
Die Chefredaktionen und Geschäftsführungen der echten Zeit wussten nichts von der Aktion. Auf ihrem Blog waren die Profi-Journalisten beeindruckt von der Qualität der Kopien:Schönheist-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo „Fälschungen der Zeit können wir natürlich nicht gutheißen, zumal nicht in dieser hohen Qualität. Am meisten staune ich aber über den großen Aufwand, den man sich hier geleistet hat.“ Rechtliche Schritte will die Zeit nicht einleiten. Also es lohnt sich, Urheberrechtsverletzungen im großen Stil zu tätigen.