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Der Januskopf Telegram

21. März 2022

So schnell kann es gehen. Mal wird Telegram verflucht, dann wieder als Retter gepriesen. Es ist interessant, welche wechselvolle Rolle der undurchsichtige Messengerdienst Telegram im Moment spielt.

Erinnern wir uns: In der Corona-Phase (die ja noch nicht vorbei ist), wird der Messengerdienst von Wirrköpfen, Schwurbler und Corona-Leugner genutzt, um gegen Impfungen aufzuwiegeln oder Spaziergänge zu organisieren. Der antisemitische Hetzer Attila Hildmann, die Schwurbler Xavier Naidoo oder Michael Wendler und viele andere nutzen Telegram für ihre gefährlichen Botschaften. Zudem wird gegen gewählte Vertreter des Rechtsstaates gehetzt, so dass über ein Verbot von Telegram in Deutschland nachgedacht wurde. Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) drohte den Dienst in Deutschland zu blockieren. Brasilien, nicht gerade eine Vorzeigedemokratie unter dem Populisten Jair Bolsonaro, hat es gerade vorgemacht. Mit dem brasilianischen Rechtsstaat sei der Messengerdienst Telegram nicht vereinbar und daher haben die Behörden den umstrittenen Dienst kurzerhand vom Netz genommen. Telegram weigerte sich wiederholt, Urteile und Anfragen der Polizei, der Landeswahlleitung und des Obersten Gerichtshofs zu befolgen.

Schon 2015 nutze der IS den Dienst zur Kommunikation und Rekrutierung für verwirrte Kämpfer. Auch der unmenschliche Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt war 2016 in Telegram aktiv und auch beim Sturm aufs as Kapitol spielte der Dienst eine Rolle.

In Deutschland wollte man Strafanträge die Telegram-Besitzern Nikolai und Pawel Durow zustellen, scheiterte aber an einer ladungsfähigen Adresse von Pawel Durow in Dubai. Telegram weist keine Adresse im Impressum aus, was in Deutschland aber vorgeschrieben ist. Da half wohl Apple aus und verriet den bundesdeutschen Behörden eben diese Adresse.

Und die Welt ändert sich
Und dann änderte sich am 24. Februar 2022 die Welt. Putin ließ seine Truppen völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschieren. Und nun kommunizieren der ukrainische Präsident und seine Regierungsmitglieder nun über Telegram und koordinieren die Verteidigung des überfallenen Landes. In der Ukraine sendet Präsident Selenskyj täglich Updates in seine Gruppe, die 1,5 Millionen Menschen umfasst. Auch in Russland ist Telegram ein beliebter Dienst, um nichtstaatliche Informationen zu erhalten. Terminator Arnold Schwarzenegger schickte sein gut gemachtes Video auch über Telegram als Teil seiner hybriden Kriegsführung und Aufklärung.

Rund 500 Millionen Nutzer soll Telegram inzwischen haben mit steigender Tendenz. Mit dem Dienst lassen sich per kostenlosen Abo Informationen schnell verbreiten. Zahlreiche Medienhäuser wie die New York Times oder die Washington Post veröffentlichen Berichte ihrer Journalisten aus dem Kriegsgebiet und aus den Newsrooms direkt auf dem Messengerdienst Telegram. Telegram-User sollen in dem Propaganda-Krieg journalistische Marken finden, bei denen sie sich verlässlich informieren können. Jetzt ist auch die BILD mit einem Angebot dabei, die noch vor kurzem massiv gegen Telegram gewettert hat.

So schnell ändern sich die Zeiten. Ich weiß nicht, ob die Bundesregierung ihre Ladungen bereits nach Dubai zugestellt hat. Im Moment ist Ruhe angesagt, wenn es um Telegram als antidemokratischen und intransparenten Dienst geht.

Kommentar: Chapeau Neil Young, aber du hast verloren

28. Januar 2022

Der Kerl war schon immer eigenwillig, hatte seine Kanten und ging auch so manchen Streit nicht aus den Weg. Jetzt zeigt der gebürtige Kanadier und heutige US-Bürger Neil Young wieder Flagge als er seine Songs von der schwedischen Streaming-Plattform Spotify zurückzog. Grund: Er möchte nicht seine Musik neben den Podcast von Comedian/Youtuber Joe Rogan stehen haben, der offensichtliche Falschaussagen gegen Corona verbreitet. Er will nicht dort sein, wo Falschinformationen zu COVID-19 verbreitet wird. Chapeau Neil Young!

Nun, der jüngere, klassischen Spotify-User wird eher den Schwurbler Rogan mit dem Podcast The Joe Rogan Experience kennen, als den 76jährigen Rockbarden Neil Young – und dennoch zeigt Neil Youngs Aktion Herz, Verstand, Rückgrat und Entschlossenheit. Und als langjähriger Fan von Neil Young unterstütze ich seinen Kampf gegen Lügen im Netz. Zur Transparenz: Ich Apple Music-Abonnent bin und habe kein Spotify-Abo.

In einem Brief von Young, der kurzzeitig auf der Website des Musiker zu sehen war, stand geschrieben: „Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide.“ Young zog nun seine Konsequenzen. Er hat dort laut seiner Spotify-Seite sechs Millionen Hörer pro Monat. Rogans Pod­cast wird durchschnittlich von mehr als 11 Millionen Hö­re­r gehört. Der Quacksalber hat dem Musiker gezeigt, wo der Hammer hängt. In seinem Podcast dürfen Figuren der Alt-Right-Szene auftreten, deren bei Facebook und Youtube wegen Hate Speech gesperrt sind.
Zurück bleibt Joe Rogan als Sieger. Er hat mit Spotify eine enorme Reichweite und darf seine Schwurblerideen, zum Teil rechtes Gedankengut und Lügen weiterverbreiten. Spotify ging es offensichtlich ums Geldverdienen. Der rechte Rogan bringt wohl mehr als der linke Young. Bei Spotify hieß es: „Wir bedauern Neils Entscheidung, seine Musik von Spotify zu entfernen, hoffen aber, ihn bald wieder begrüßen zu können.“ Damit ging der klare Sieg an Joe Rogan. Der moralische Sieger für mich heißt Neil Young.

Stimmungsbild in der Tourismusbranche

19. Juli 2021

Eine Branche, die durch Corona massiv getroffen wurde, ist der Tourismus. Das Stimmungsbild ist verheerend. Und ich merke es an mir selbst: Während ich vor Corona vor allem beruflich unterwegs samt, bin ich jetzt kaum auf Reisen, ein bisschen geschäftlich, aber gar nicht privat. Meine BahnCard ist im vergangenen Jahr ausgelaufen und ich werde sie dieses Jahr nicht erneuern, obwohl die Deutsche Bahn mir wunderbare Angebote macht. Ich warte 2021 ab.

In meinem Umfeld ist es anders: Dort wird Reisen wieder großgeschrieben – irgendwie glauben alle, Corona sei vorbei. Nein, ist es nicht. Aufgrund von Abi-Fahrten ist in meiner direkten Umgebung Corona wieder ausgebrochen. Die Abi-Feier an der Schule meiner Kinder wurde gestrichen. Kinder an anderen Schulen haben sich angesteckt – nein, Corona ist noch nicht vorbei, auch wenn es die Tourismusbranche gerne so darstellt und ein Gefühl der Sicherheit vermitteln will. Dabei muss ich genau unterscheiden, wohin und zu wem ich fahren würde, wenn ich urlauben würde.

Eine neue Studie zur Branche gibt ganz gut Anhaltspunkte zum Zustand der Tourismusbranche. Die Reiseindustrie steht nach den langen Monaten des Lockdowns vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen. In einer aktuellen Branchenumfrage des asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. bewerteten zwei Drittel der Befragten die Situation ihres Unternehmens als schlecht oder existenzbedrohend. Ähnlich düster sieht demnach die Lage in Urlaubsdestinationen aus. Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer kämpfen um ihr touristisches Überleben. Die Ergebnisse der Umfrage, die in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg (DHBW) erstellt wurde, belegen auch die große Verunsicherung, die derzeit unter Verbrauchern herrscht. Und meines Erachtens ist die Verunsicherung gerechtfertigt. Die vierte Welle baut sich auf.

Knapp 250 Expertenaussagen unter Reisebüros, Reiseveranstaltern und weiteren touristischen Leistungsträgern in Deutschland hat der asr zusammen mit dem DHBW ausgewertet. Deutlich wird dabei, dass das Vertrauen in politische Institutionen und Medien als sehr gering eingeschätzt wird.
Warum? Weil nicht alles freigegeben wird? Weil die Menschen keine Lust mehr auf Corona haben? Die jüngsten Corona-Ansteckungen geben Politik und Medien recht und den Lobbyverbänden eben nicht. Ich bin kein Virologe, aber ich sehe, dass die Impfmüdigkeit und gar die Impfverweigerung nicht dafür sorgen, dass wir so etwas wie einen Normalzustand erreichen. Auch wenn der Wuschelkopf von der Insel Johnson erklärt, alles sei wieder gut.

Zudem haben wir ein massives Problem. Nicht wegen des Tourismus, sondern wegen des Aufkommens von Verschwörungsmythen und Schwurblern, die unsere Demokratie destabilisieren, schwindet das Vertrauen „in die da oben“. Die Politik hatte es noch nicht mit einer solchen Krise zu tun gehabt. Eine weltweite Pandemie verändert die Welt und bedroht Existenzen und sorgt für Furcht. Die Lobbyverbände und Interessenvertretungen heizen die Stimmung an, sähen Zweifel und vertreten die Interessen ihrer Mitglieder.
Und so heißt es in der Studie auch: „Touristische Verbände genießen dagegen bei rund 40 Prozent ein hohes Vertrauen.“ Zeigt sich ja an den steigenden Ansteckungen – ok, das war jetzt böse.

Zahlreiche Maßnahmen zur Bekämpfung des Covid-19 sind laut Aussagen der Umfrageteilnehmer nicht nachvollziehbar. So bewerten knapp 35 Prozent Ausgangssperren und 29 Prozent Reiseverbote für Freizeitreisen als gar nicht verständlich, während sich rund die Hälfte für einen sogenannten „Grünen Pass“ und etwa 48 Prozent für Testmöglichkeiten für Reisende aussprechen.

Fehlende Ausgaben in Milliarden-Höhe
In Destinationen weltweit hat sich die Lage nach Kenntnis der Reiseexperten dramatisch verschlechtert. Für das südliche Afrika prognostizieren etwa 63 Prozent eine existenzbedrohende Situation. Moment, drehen in Südafrika nicht alle gerade am Rad – bürgerkriegsähnliche Zustände in Teilen des Landes, weil der Verbrecher Zuma in den Knast wandert. Da muss ich echt nicht mach Südafrika zum Urlauben. Aber as hat mit Corona nichts zu tun, sondern weil sich ethnische Gruppen die Köpfe einhauen.

Auch für Mittel- und Südamerika sowie die Türkei und Nordafrika stimmen rund die Hälfte der Befragten dieser Aussage zu. Vielleicht setzt sich bei dem einen oder anderen aber auch die Erkenntnis durch, dass ich Despoten wie den türkischen Machthaber nicht mit meinen Reiseetat unterstützen will.

Mit Blick auf die touristischen Anbieter halten die Umfrageteilnehmer vor allem Nationalparks für gefährdet, denn der Stellenwert von Naturschutz sinkt in Zeiten der wirtschaftlichen Krise rapide. „In Entwicklungs- und Schwellenländern fehlen derzeit touristische Ausgaben in Höhe von 19 Milliarden US-Dollar“, warnt Prof. Dr. Alexander Dingeldey, Studiengangsleiter an der DHBW für Reiseverkehr und Reisevertrieb. „Die Einkommenssituation der im Tourismus beschäftigten Bevölkerung ist katastrophal und gefährdet akut das Gleichgewicht aus Ökologie, Sozialem und Ökonomie.“ Das glaube ich gerne.

Reisebüros als wichtiger Anker für Urlauber
Die Sehnsucht nach Urlaub und einer Auszeit ist bei Gästen spürbar, gaben 92 Prozent der Befragten an. Trotz der gegenwärtigen Öffnungen sind viele Menschen noch stark verunsichert und sehen von Buchungen ab, so 86 Prozent der Experten. Wertvolle Hilfestellung leisten hier die Reisebüros, die aufgrund des gestiegenen Informationsbedürfnisses der Kunden durchschnittlich 31 Minuten länger für ein Beratungsgespräch aufwenden müssen als vor der Pandemie. Kann ich mir auch vorstellen, aber Zeit ist ja vorhanden, wenn kaum Kunden den Laden betreten.
Interessante Frage an mich: Wann habe ich das letzte Mal ein Reisebüro genutzt? Bei einem Besuch in einem Reisebüro in meiner direkten Umgebung war ich entsetzt, wie wenig Wissen bei den Mitarbeitern vorhanden ist. Ins Internet blicken, das kann ich auch. Eine gute Freundin meiner Frau betreibt dagegen ein gut geführtes Reisebüro und wir hatten über sie einst ein Hotel in London gebucht und waren zufrieden. Da fühlte ich mich im Reisebüro gut aufgehoben. Es wird sich die Spreu vom Weizen trennen.
In meinem geschäftlichen Umfeld stelle ich fest: Die größeren Firmen verzichten oft auf Geschäftsreisen. Der Mittelstand will dagegen wieder auf Geschäftsreisen gehen. Allerdings: Für 20 PowerPoint-Folien eignen sich ideal virtuelle Treffen. Auch auf Messeteilnahme wird verzichtet – warum soll ich eigentlich noch eine Messe besuchen? Ein wichtiger Grund kann vielleicht das Netzwerken sein – und hier entstehen gerade interessante digitale Alternative.

„Durch ihre kompetente Beratung vermitteln Reisebüros ihren Kunden eine enorme Sicherheit“, erklärt Anke Budde, Geschäftsstellenleiterin asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. „Pauschalreise-Urlauber können sich auf ihren Reiseveranstalter verlassen, der sich bei Problemen um sie kümmert und im Notfall auch in die Heimat zurückholt.“ Für einen gelungenen Neustart wünschen sich mit etwa 98 Prozent der befragten Touristiker klare Regeln in Bezug auf Risikogebiete und Quarantäne sowie 95 Prozent langfristige Planungssicherheit. „Die Branche ist auf den Neustart bestens vorbereitet. Hygiene und Sicherheit waren bereits vor Corona unverzichtbar für ein gelungenes Urlaubserlebnis“, erläutert Jochen Szech, Präsident asr Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. „Reiseveranstalter haben sich in der Krise immer wieder als wichtige Stützpfeiler erwiesen, die ihrer Verantwortung nachkommen und ihre Kunden nie allein gelassen haben.“ War da nicht 2019 die Pleite von Thomas Cook? Im ersten Halbjahr 2020 war es bereits zu einer Verdoppelung der Insolvenzen kleiner Reiseveranstalter gekommen, weiß die R+V Versicherung. Und die große Welle werde erst noch erwartet.

Preiskampf bedroht Qualität der Urlaubsreisen
Für die Zukunft rechnen rund 88 Prozent der Umfrageteilnehmer mit höheren Preisen für Urlaubsreisen. Beratung und Sicherheit sprechen dabei etwa 91 Prozent einen höheren Stellenwert zu. „Auch wenn der Preiskampf härter wird, dürfen touristische Produkte auch in Zukunft nicht unter Wert verkauft werden“, fordert Prof. Dr. Alexander Dingeldey. „Geschäftsmodelle, die nur auf Schnäppchen aufgebaut sind, erhöhen den Druck auf Anbieter und Mitarbeiter massiv und führen zu einer gefährlichen Preisdumping-Spirale. Letztlich leidet darunter vor allem die Qualität der Reiseangebote.“ Urlauber tragen eine wichtige Mitverantwortung und unterstützen mit ihrer Buchungsentscheidung die faire Bezahlung der Leistungsträger im Tourismus. Geiz ist geil.

Auch wenn Urlaub in Deutschland seit Beginn der Pandemie einen Boom erlebt hat und die aktuellen Öffnungen den Tourismus in der Heimat ankurbeln: Die fehlende Planungssicherheit wirkt sich weiter negativ auf das Buchungsverhalten aus. Rund 42 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Deutschlandurlaub lediglich aufgrund der fehlenden Alternativen beliebt war und die Nachfrage wieder nachlassen werde, sobald Reisen in andere Länder wieder möglich sind. Um nachhaltig vom Urlaub in Deutschland profitieren zu können, benötigt der Reisevertrieb passgenauere Informationen und einfach buchbare Angebote zu marktfähigen Konditionen.

Kein Musiktipp: Latest Record Project von Van Morrison

12. Mai 2021

Ich war schon lange ein Fan von Van Morrison. Ich glaube mein erstes Album auf Schallplatte war Common One, die ich mir 1980 gekauft habe. Seitdem war ich ein glühender Fan des einzigen weißen Bluessänger aus Irland.

Musikalisch mag ich Van the Man, aber dieses Mal ist er ein Schwurbler – schäm dich Van Morrison

Meine Begeisterung für Van Morrison hat sich geändert seit ich sein neues Album Latest Record Project Vol.1 mehrmals durchgehört habe. Musikalisch gefällt es mir, aber textlich ist es eine absolute Frechheit, eine Provokation.

Wenn ich einen Brief/Mail an Van the man schreiben sollte, dann würde ich es wohl so machen: „Van sind dir eine 75 Jahre auf die Birne geschlagen? Du reihst dich in die Schar der Schwurbler, Masken- Coronaverweigerer ein. Und ich schreib es mit allen Respekt vor deinem Lebenswerk: Van, du bist ein Depp.
Was ist mit dir passiert? Ein bisschen Gegenkultur, ein bisschen Revolution bei deinem enormen musikalischen Talent, das muss so dann und wann sein. Ich habe viele deine musikalischen Wendungen mitgemacht, mal die Erleuchtung, mal die Folklore, mal Jazz, mal Country und immer viel Blues. Zuletzt hast du immer eine Kombination aus allem abgeliefert und ich habe brav deine Alben gekauft. So auch mit dem Latest Record Project mit dem Untertitel Volume 1. Soll vielleicht von der textlichen Querdenkerei noch mehr folgen? Bitte nicht, bitte verschone uns mit deinem verquerten Gedanken.“

Das 36. Album Latest Record Project Vol.1 kündigte sich bereits 2020 an, als Van Morrison „No More Lockdown“ trällerte. Und jetzt: Von den 28 Songs sind vielleicht vier, fünf unpolitische Liebeslieder. Aber über den Rest lässt sich treffend streiten. Van Morrison lehnt die Corona-Politik ab, ich dagegen kann mit vielen leben, denn ich will leben – trotzdem füge ich mich aus Vernunftsgründen den Corona-Maßnahmen. Und da haben wir – Van und ich – einen Konflikt. Van steigt in die Verschwörungsblase ein und heizt die Diskussion mit Songs wie „They Own the Media“ und Zitat „They control the story we are told“ an. Meinungsfreiheit bedeutet, dass du diesen Mist singen darfst. Meinungsfreiheit bedeutet aber auch, dass ich diese gefährliche Meinung ablehne.

Also nochmal zum Mitschreiben: Musikalisch mag ich den alten Sturschädel, aber was er mit seinem jüngsten Doppelalbum abgeliefert hat, geht auf keine Kuhhaut. Ich habe mir den Teaser seines Konzerts für Streaming angeschaut und musikalisch genossen. Aber ein Ticket kaufe ich für den Schwurbler sicherlich nicht mehr. Und auf absehbare Zeit kein Album. Van Morrison, schäm dich.