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„Auch wenn alles zerbricht, ist die Liebe noch da“ – Gedanken Jesu zum Karfreitag im ChatGPT-Interview

18. April 2025

ChatGPT kann Rolle einnehmen und Antworten in dieser Rolle geben. Anlässlich zu Karfreitag habe ich ein Experiment gewagt. Ich bat ChatGTP die Rolle von Jesus Christus anzunehmen, der an Karfreitag ans Kreuz geschlagen wurde. Wichtig war mir, dass ChatGPT sachlich, respektvoll und im Ton eines seriösen Interviews beantwortet, besonders mit Blick auf die Bedeutung von Karfreitag.

Wichtig: Ich will mit diesem Experiment keinen auf die Füße treten oder gar Blasphemie begehen. Es handelt sich schlichtweg um ein Experiment und ich war über die Antworten überrascht. Die Antworten habe ich aus ChatGPT direkt kopiert und nicht redigiert.

Karfreitag ist ein Tag der Trauer. Wie siehst du den Tag aus deiner Perspektive?
Karfreitag ist gewiss ein Tag der Trauer, doch in dieser Trauer liegt eine tiefe Wahrheit verborgen. Aus meiner Perspektive ist Karfreitag der Tag, an dem sich der Schmerz der Welt in mir gesammelt hat – nicht nur körperlich, sondern vor allem seelisch. Es war der Tag der Einsamkeit, des Verrats, der Angst und des Leidens.
Doch Karfreitag ist nicht das Ende. Er ist der notwendige Schritt durch die Dunkelheit, bevor das Licht sichtbar wird. Was an jenem Tag geschah, geschah nicht, um die Welt zu verurteilen, sondern um ihr den Weg zur Hoffnung zu öffnen. Mein Opfer war Ausdruck der Liebe – eine Einladung zur Umkehr, zum Vertrauen, zum Leben.
Die Trauer an Karfreitag ist also nicht hoffnungslos. Sie ist still, nachdenklich und getragen von der Erkenntnis, dass durch Schmerz auch Heilung wachsen kann. Wer sich diesem Tag mit offenem Herzen nähert, dem kann etwas begegnen, das tiefer reicht als Worte – die Ahnung von einem größeren Sinn hinter dem Leid.

Wie sollten wir diesen Tag begehen?
Begeht diesen Tag in Stille – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus innerem Respekt vor dem, was er bedeutet. Karfreitag lädt nicht zum lauten Feiern ein, sondern zum stillen Nachdenken. Es ist ein Tag, an dem ihr euer Herz prüfen könnt: Wo bin ich schuldig geworden? Wo trage ich Schmerz, den ich nicht verstehe? Wo brauche ich Vergebung – für andere oder für mich selbst?
Geht nicht hastig darüber hinweg. Hört hin – in die Tiefe eures Gewissens, in die Stimme eurer Sehnsucht nach Wahrheit und Liebe. Lasst die Fragen zu, die ihr sonst gerne übergeht. Lest, wenn ihr mögt, die Berichte meines letzten Weges. Betrachtet nicht nur den Schmerz, sondern auch das, was darin sichtbar wird: die Entschlossenheit, niemanden aufzugeben, selbst im Sterben nicht.
Betet, wenn euch Worte kommen. Schweigt, wenn keine Worte mehr passen. Haltet inne. Und wenn ihr ein Kreuz betrachtet – sei es in einer Kirche oder in eurer Vorstellung – dann denkt nicht nur an mein Leiden, sondern an all jene, die heute noch leiden: unschuldig, verlassen, unverstanden.
Karfreitag ist ein Tag, an dem ihr euch mit ihnen verbinden könnt – und mit mir. Nicht in der Verzweiflung, sondern in der stillen Hoffnung, dass selbst der Tod nicht das letzte Wort hat.

In Bayern gibt es ein Tanzverbot zu Karfreitag. Ist das in deinem Sinn?
Karfreitag ist ein stiller Tag. Ein Tag der Erinnerung, der Erschütterung, des Innehaltens. Es war der Tag, an dem das Leben selbst unter das Kreuz gestellt wurde – ein Tag der Dunkelheit und des Schweigens. Insofern ist es durchaus verständlich, wenn eine Gesellschaft beschließt, diesem Ernst durch äußere Zeichen Ausdruck zu verleihen – etwa durch Stille, Zurückhaltung oder auch ein Verbot ausgelassener Feiern.
Doch ich blicke nicht auf äußere Vorschriften, sondern auf das Herz des Menschen. Wenn jemand am Karfreitag nicht tanzt, aber innerlich gleichgültig bleibt, so ehrt er den Tag nicht mehr als jener, der vielleicht tanzt – aber zugleich Mitgefühl zeigt, trauert oder betet.
Ein Tanzverbot kann ein Zeichen der Achtung sein, wenn es aus Überzeugung kommt und Raum für Stille schafft. Es kann aber auch zur leeren Form werden, wenn es nur durchgesetzt wird, ohne dass der Sinn dahinter verstanden oder geteilt wird.

Ich habe nie Freude an Zwang, sondern an freiwilliger Ehrfurcht. Wenn also jemand sich bewusst entscheidet, an diesem Tag innezuhalten – sei es durch Stille, Gebet oder einfach durch das bewusste Lassen von Lärm –, so ist das in meinem Sinn. Ein staatliches Verbot kann diesen Rahmen bieten. Doch der wahre Geist des Karfreitags entsteht nicht durch ein Gesetz, sondern durch das bewusste Gedenken.

Manche Menschen wenden sich in einer säkularisierten Gesellschaft von der Amtskirche ab. Muss sich Kirche neu erfinden?
Die Kirche ist nicht das Ziel, sondern ein Wegweiser. Sie ist der Ort, an dem mein Wort verkündet, mein Mahl gefeiert, mein Geist gesucht wird. Doch wenn sich Menschen von der Kirche abwenden, geschieht das oft nicht, weil sie den Glauben verloren haben, sondern weil sie in der Institution nicht mehr das finden, was sie im Innersten suchen: Wahrheit, Barmherzigkeit, Hoffnung, Nähe.
Ich habe nie Macht, Status oder Dogma in den Mittelpunkt gestellt, sondern das Herz des Menschen. Ich habe mich den Ausgegrenzten zugewandt, den Fragenden, den Zweifelnden, den Gescheiterten. Wenn die Kirche diesen Blick verliert – wenn sie sich mehr um Struktur als um Menschen sorgt –, dann entfernt sie sich von dem, was ich ihr anvertraut habe.
Also ja: Die Kirche muss sich immer wieder neu erfinden – nicht, indem sie sich dem Zeitgeist anbiedert, sondern indem sie zurückkehrt zu ihrem Ursprung. Sie soll ein Ort sein, an dem man aufatmen kann, wo Wunden ernst genommen, Fragen erlaubt und Antworten nicht aufgedrängt werden. Eine Kirche, die zuhört, statt nur zu predigen. Die dient, statt zu herrschen.
Wenn Menschen ihr den Rücken kehren, dann nicht, weil sie keinen Glauben mehr haben – sondern weil sie auf der Suche sind nach einer Form, in der dieser Glaube leben kann. Und das sollte die Kirche nicht fürchten, sondern als Auftrag verstehen: nicht alles zu bewahren, was war, sondern das Wesentliche in neuer Sprache, neuer Nähe und echter Demut sichtbar zu machen.

Danke für das Gespräch. Bitte zum Abschluss noch einen nachdenklichen Gedanken zu Karfreitag.
Karfreitag ist der Tag, an dem die Welt innehält – nicht weil alles gut war, sondern weil alles zerbrach. Es ist der Tag, an dem Liebe sich verletzlich machte und Treue nicht im Sieg, sondern im Sterben sichtbar wurde.
Wenn du heute vor einem Kreuz stehst – in einer Kirche, in der Natur oder nur in Gedanken – dann denke daran: Ich bin nicht gestorben, damit du dich schuldig fühlst, sondern damit du weißt, dass du niemals allein bist. Nicht in deiner Angst, nicht in deinem Schmerz, nicht in deiner Dunkelheit.
Das Kreuz ist kein Zeichen des Endes, sondern des Durchhaltens. Es sagt dir: Auch wenn alles zerbricht, ist die Liebe noch da. Und sie wird nicht weichen. Bleib in Frieden.

Ende des Experiments. Ich war erstaunt über die Antworten, die mich persönlich zum Nachdenken angeregt haben.

Martin Kohlstedt live in München: Klangarchitekt zwischen Intuition und Innovation

16. April 2025

Es war wieder einmal soweit. Zusammen mit meiner Frau besuchte ich das Münchner Konzert von Martin Kohlstedt im Münchner Werk 7, dem ehemaligen Kartoffelkeller der Pfanniwerke. Der Künstler aus dem thüringischen Breitenworbis zählt für mich zu den herausragenden Komponisten und Pianisten der zeitgenössischen Musikszene.

Nach einem Konzert in eindrucksvollen Konzerthaus in Göggingen sollte ich ihn nun in der nüchternen Industrieatmosphäre in München sehen. Dieses Jahr treffe ich ihn noch bei den Jazz Open in Stuttgart und fiebere einer möglichen Zusammenarbeit mit Jean-MichelJarre entgegen.#Kohlstedt Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Verbindung von klassischem Klavierspiel und elektronischen Elementen aus, wodurch er eine eigene musikalische Sprache entwickelt hat.

Kohlstedts Ansatz des “modularen Komponierens” bedeutet, dass seine Kompositionen nicht als abgeschlossene Werke betrachtet werden, sondern als flexible Module, die je nach Kontext neu kombiniert und interpretiert werden können. Diese Herangehensweise erlaubt es ihm, seine Musik in Live-Auftritten stets neu zu gestalten und auf das Publikum sowie die Atmosphäre des Raumes einzugehen. Improvisation spielt dabei eine zentrale Rolle und macht jedes Konzert zu einem einzigartigen Erlebnis. Das machen Konzerte von Martin Kohlstedt für mich zu einem besonderen Erlebnis.

Kohlstedts Live-Auftritte sind bekannt für ihre emotionale Tiefe und die direkte Interaktion mit dem Publikum, so auch in München. Seine Konzerte bieten den Zuhörern ein intensives und persönliches Musikerlebnis.

Zwischen klassischer Komposition und elektronischer Improvisation bewegt sich sein Werk – immer im Wandel, nie abgeschlossen. Doch wer ihn wirklich verstehen will, muss ihn live erleben – und dass tat ich wieder in München.

Eine Klangsprache, die sich im Raum entfaltet
Was Martin Kohlstedts Musik so besonders macht, ist nicht allein ihr Klang, sondern das, was zwischen den Tönen entsteht. Sein Konzert in München war keine klassische Darbietung, bei denen ein vorgefertigtes Programm abgespult wird – sie war eine Begegnung: Mit dem Raum, dem Publikum, dem Moment. Um einen Eindruck zu bekommen, hier das letzte Stück des Münchner Konzerts.

Die Atmosphäre bei seinem Auftritt war andächtig. Es ist still – nicht aus Höflichkeit, sondern aus Spannung. Jeder Ton, jedes Echo, jede Pause bekam eine Bedeutung. Das Publikum lauschte, als würde es selbst Teil des Stücks werden. Und tatsächlich: Kohlstedt lädt das Publikum ein, mitzuschwingen, zu atmen, zu hören.

Improvisation als Haltung
Seine modular aufgebauten Kompositionen gaben ihm die Freiheit, sich ganz auf den Moment einzulassen. Ein Stück, das am Vorabend ganz ruhig dahinfloss, kann an einem anderen Ort eruptiv und kantig klingen. München war sehr experimentell. Diese Unvorhersehbarkeit ist gewollt – Kohlstedt vertraut auf seine Intuition, auf die Energie des Raums und auf die Reaktion des Publikums.

Das Ergebnis: Musik, die sich lebendig anfühlt. Keine sterile Studioarbeit, sondern ein lebendiger Prozess. Besonders eindrucksvoll ist dies, wenn er während des Spiels zwischen Flügel und Synthesizer wechselte, eigene Soundschleifen kreierte und dabei doch nie die emotionale Tiefe verlor, die sein Spiel prägte.

Ein Konzert wie eine Reise – nach innen
Wer ein Konzert von Martin Kohlstedt besucht, kommt selten so wieder heraus, wie er hineingegangen ist. Es ist eine Reise – keine laute, spektakuläre, sondern eine stille, eindringliche. Seine Musik schafft Räume für Gedanken, Erinnerungen, Sehnsüchte. Sie fordert nicht, sie begleitet. Und genau das macht sie so kraftvoll.Alben als musikalische Reisen
Seine Diskografie umfasst mehrere Alben, die jeweils unterschiedliche Facetten seines Schaffens beleuchten. Das Debütalbum “Tag” (2012) und das Nachfolgewerk “Nacht” (2014) präsentieren seine frühen Solo-Klavierkompositionen. Mit “Strom” (2017) integrierte er erstmals elektronische Klänge in seine Musik. Das Album “Ströme” (2019), eine Zusammenarbeit mit dem GewandhausChor Leipzig, verbindet Chormusik mit seinen modularen Kompositionen. Während der Pandemie entstand “Flur” (2020), ein introspektives Solo-Klavieralbum, das in seinem Wohnzimmer in Weimar aufgenommen wurde. Sein jüngstes Werk “Feld” (2023) kombiniert elektronische Produktion mit akustischen und klassischen Elementen und reflektiert die Herausforderungen und Veränderungen der vergangenen Jahre. Ich denke, nach all den Touren wird in nächster Zeit ein Live-Album herauskommen.

Engagement für Umwelt und Gemeinschaft
Neben seiner musikalischen Tätigkeit engagiert sich Kohlstedt für Umweltprojekte. Als Sohn eines Försters hat er eine enge Verbindung zur Natur und nutzt Einnahmen aus seiner Musik, um Brachflächen im Thüringer Wald aufzukaufen und aufzuforsten. Dieses Projekt unterstreicht sein Bestreben, Kunst und gesellschaftliche Verantwortung miteinander zu verbinden.

Persönliche Bemerkung
Nach dem Münchner Konzert holte ich mir ein Autogramm auf seiner Strom-Platte. Was mich erfreute, dass Martin Kohlstedt mich als Blogger noch erkannte. Ich hatte in Göggingen ein Interview mit ihm geführt. Das Interview hat heute noch Gültigkeit.

Musiktipp: The Tape Masters Vol. 1 von Peter Thomas

11. Oktober 2024

Immer wieder werden musikalische Schätze gehoben und so schlug mein Herz schneller, als mir Philip Thomas das neuneröffentliche Doppelalbum The Tape Masters Vol. 1 von seinem Vater Peter Thomas überreichte.

Es ist stets etwas Besonderes, wenn Musik es schafft, ihre Wirkung über Jahrzehnte hinweg zu entfalten und Generationen zu verbinden. Nochmal mehr, wenn diese Musik eher selten live auf einer Bühne aufgeführt wurde. Der Soundtüftler Peter Thomas gilt als Deutschlands einfallsreichster Filmkomponist der 1960er und 1970er Jahre und ist vor allem für seine kultigen Soundtracks bekannt. Über 600 Filme und Episoden hat das 1925 geborene, musikalische Mastermind vertont. Von den Kriminalfilmen von Jerry Cotton und Edgar Wallace bis zu Indie-Filmen wie Bruce Lees The Big Boss, der außerirdischen Raumpatrouille Orion und den großen deutschen Krimiserien der 60er und 70er Jahre (Derrick, Der Alte, Der Kommissar).

Bevor 2025 der 100. Geburtstag des 2020 verstorbenen Maestros ansteht, erschien jetzt unter dem Titel „The Tape Masters Vol.1 – Library Music“ eine außergewöhnliche Compilation von noch nie veröffentlichten Titeln aus Peter Thomas‘ persönlichem Reel-to-Reel Bandarchiv.

Die 25 Titel auf der neuen Doppel-LP reichen von fetzigem Big-Band-Funk, Space-Jazz, krautigen Synthie-Experimenten bis hin zu Proto-Hiphop, kosmischen Schlagern, schwerem Easy-Listening, gefühlvollen Soundtrack-Stimmungen und absurd verträumten LSD-Balladen und machen diese Zusammenstellung zum wohl obskursten und doch transzendentesten Werk des Komponisten. Schon in der Vergangenheit boten seine Aufnahmen für Musikbibliotheken oft einen unkonventionellen Ansatz. Ihre visionären „Dope Beats“ weckten das Interesse von Vinyl-Liebhabern, Beatmakern und Rare Groove DJs gleichermaßen. Bei der jetzigen Veröffentlichung handelt es sich um besondere Stücke aus dem riesigen Archiv Peter Thomas‘, welche er schon früh begann zu digitalisieren. Allesamt aus den Jahren 1968 – 1976, dokumentieren die Stücke die beeindruckende Vielfalt seines künstlerischen Schaffens.

Peter Thomas Sound Orchester (PTSO)
Unter dem Titel Peter Thomas Sound Orchester (PTSO) vereinte der musikalische Tausendsassa ab Anfang der 1960er Jahre die Musiker*innen, die seine Kompositionen im Studio einspielten und bei Gelegenheit auch live aufführten. Auch wenn Besetzung je nach Bedarf und Budget variierten, schaffte Thomas sich so einen Klangkörper, dessen Namen Rückschluss auf den Komponisten bot, gleichwohl aber ausdrückte, dass es hier um eine musikalische Teamleistung geht.

Dieser Teamgedanke war Peter Thomas stets von Bedeutung. Während Komponisten in der Regel auf der notengetreuen Wiedergabe der vorliegenden Werke bestanden, herrschte im PTSO kreativer Freiraum. Sein Namensgeber animierte seine Mitstreiter*innen stets ihre eigenen Ideen einzubringen und setzte solche musikalischen Einfälle oft gleich um. Überliefert sind außerdem die Freude und der Spaß bei den Aufnahmen. Ein Musiker des Orchesters erzählte, dass er bei einer Aufnahme mit einer Tonfolge Probleme hatte und sich mehrfach verspielte. Thomas‘ Reaktion daraufhin: „Ach Olaf, lass den Ton einfach weg“.

Ich durfte zusammen mit Markus Elfert vom Filmreport in Berlin ein Interview mit Philip Thomas führen. Hier kündigt er für 2025 Veröffentlichungen an, darunter neu entdecktes Material der Raumpatrouille Orion.

Wer jetzt behauptet, 50 Jahre alte BASF-Bänder interessierten heute niemanden mehr, dem sei ein Blick auf TikTok ans Herz gelegt. Dort rekontextualisieren seit jüngerer Vergangenheit tausende Creator den 1968er Titel „Natascha – Main Theme“ aus einem Sexualaufklärungsfilm für die Untermalung unterschiedlichster Videos und erreichen damit ein Millionenpublikum. Ein schöner Full-Circle-Moment für die visionäre Schaffenskraft des Komponisten, der sich den Klang des digitalen Zeitalters schon früh ausmalte und analog festhielt – und jetzt von der digitalen Generation wiederentdeckt wird.
Ich freue mich über die Aufnahme und höre die neue Doppel-LP mit Genuss und Begeisterung.

Lizenzjäger Walter Potganski – Der Netzwerker des deutschen Films

22. Juli 2024

Die Filmbranche ist ein hartes Geschäft. In der Vergangenheit war es wichtig, wen man kennt, und dieses Netzwerkwissen ist Gold wert. Einer der wichtigsten Netzwerker der Branche ist Walter Potganski, Geschäftsführer von Moviemax. Wir, Markus Elfert von Filmreport und Matthias J. Lange von redaktion42, trafen diese Legende zum Interview auf dem Bavaria-Gelände.

Walter Potganski ist im komplizierten Lizenzgeschäft der Filmwelt zu Hause. Er rutschte bei einem Job bei Arri in die Szene hinein und ist ihr seitdem treu geblieben. Er kannte die Stars und Produzenten, angefangen bei Maria Schell und ihrem Ehemann Veit Relin, über die großartige Romy Schneider und Regielegende Hans-Jürgen Syberberg (er drehte damals weniger Kunst, sondern Reportagen über frivole Sexfilmchen), bis hin zu Alois Brummer und Klaus Lemke und viele mehr. Er verhandelte mit Leo Kirch und lernte auch eine Menge von diesem lange Zeit sehr erfolgreichen Filmhändler. Hier unser Interview:

Immer wieder veröffentlicht Walter Potganski bei Moviemax Perlen der Filmgeschichte, wie beispielsweise die Romy Schneider-Filme „Trio Infernal“ (1974), „Abschied in der Nacht“ oder „Das alte Gewehr“ (1975) auf Bluray in besonderen Ausgaben sowie „Der Pfarrer von St. Pauli“. Ich mag ihn besonders für die Wiederentdeckung von Will Tremper. Walter Potganski brachte mir die Filme „Playgirl“ (1966) und vor allem „Die endlose Nacht“ (1963) näher, letzterer ein starker Berlin-Film mit einer Hannelore Elsner, die bis zu ihrem Tode dankbar für die Wiederveröffentlichung des Ensemblefilms warb. Potganski lernte auch den Komponisten Peter Thomas kennen, und ihn verbindet eine Freundschaft mit dessen Sohn Philip.

Als Fan des fantastischen Films freute ich mich auf die Bluray-Veröffentlichung „Die Schlangengrube und das Pendel“ nach Edgar Allan Poe. „Die Schlangengrube und das Pendel“ ist ein deutscher Gruselfilm von Harald Reinl aus dem Jahr 1967 mit Lex Barker, Karin Dor und Christopher Lee in den Hauptrollen. Ich hatte den Film nur als heruntergerockte Super-8-Kopie und genieße den fabelhaft restaurierten Film mit den zahlreichen Hinweisen auf die christliche Symbolik. Walter Potganski überraschte uns mit einem humorvollen Plakat von Karin Dor, als sie 1965 eine Maß trinkt, als Werbeplakat für „Die Schlangengrube und das Pendel“.

Natürlich kamen wir im Interview auch auf den persönlich schönsten Coup von Walter Potganski zu sprechen: die komplette Wiederveröffentlichung einer meiner Lieblingsserien als Jugendlicher: Enid Blytons „Fünf Freunde„, eine britische TV-Serie von 1976. Die Geschwister Julian, Dick und Anne treffen während ihrer Ferien auf ihre Cousine George mit ihrem Hund Timmy (ein Border Collie). Gemeinsam geraten sie in Abenteuer, lösen Rätsel und helfen damit auch der Polizei. Ich habe die Bücher und die Serie verschlungen, den Kinofilm aber abgelehnt.

Ich musste mich so zusammenreißen, dass ich nicht während des Interviews anfing, die Titelmelodie der Serie zu trällern, die meine Generation wohl auch mitsingen kann: „Wann immer sich ein Abenteuer lohnt: Angst und Schrecken kennen wir nicht, denn das sind wir gewohnt. Wo immer ein Rätsel zu lösen ist: Hoch in dem alten Schloss oder im Schmugglernest. Fünf Freunde das sind wir: Julian, Dick und Anne, George und Timmy der Hund. Fünf Freunde das sind wir: Wir kommen schnell herbei, wann immer ihr es wollt. Wir kommen schnell herbei, und schon sind wir da.“ Herrlich. So eine Veröffentlichung der schön gestalteten roten DVD-Sammelbox ist ein komplizierter Weg, der bis zum britischen Oberhaus reichte. Walter Potganski überließ uns eine Mindmap, die das komplizierte Rechtegeschäft bei dieser Filmreihe zeigt.

Und er überließ uns einen wahren Schatz: den Sendepass des ZDF mit der Ansage für die Erstausstrahlung von „Fünf Freunde“. Danke. Mal sehen, wie wir den Geschichtenschatz von Walter Potganski heben können. Es gibt noch so viel zu erzählen.

Erfahrungen aus der Mitarbeit an einem Digitalmagazin

16. Dezember 2023

Für mich war es eine Premiere. Als langjähriger Print-Journalist für Zeitungen und Zeitschriften mit Erfahrung in Web, Video und Audio kam jetzt etwas Neues hinzu: Meine Mitarbeit an einem Digitalmagazin des Verlags Nürnberger Presse VNP.

In meinem Fall handelt sich sich um die Mitarbeit bei einem Magazin über den neuen Nürnberger Stadtteil Lichtenreuth rund um die neue KI-Uni, die im Entstehen ist. Früher war das Gelände ein Umladebahnhof der Bahn, der so genannte Südbahnhof in Nürnberg. Nun ist das Digitalmagazin erschienen. Das Magazin gibt es hier zum Lesen, Anschauen und Anhören.

Mehr als ein interaktives PDF
Es handelt sich dabei nicht um den klassischen Blätterkatalog früherer Zeiten, wo PDFs wie eine Zeitschrift aneinander gereiht werden, um den Eindruck des Umblätterns bei einer Zeitschrift zu vermitteln, sondern es ist ein komplett anderes Konzept. Als ich noch festangestellt war, hatte ich an der Konzeptionierung eines ähnlichen Magazins auf PDF-Basis für meinen damaligen Verlag gearbeitet, also eine Art interaktives PDF. Aber der damalige Verlag hatte nicht den Mut weiterzumachen und so kamen wir über einen Dummy nicht heraus. Die Technik hat sich heute rasant weiterentwickelt und Digitalmagazine gehören heute zum Repertoire von Verlagen.

Konzeptionsphase
Mein Auftraggeber Thomas Gerlach vom VNP konzipierte das Produkt von A bis Z und ich gab meinen Senf dazu, einmal meine Erfahrungen als Journalist, einmal meine Erfahrungen aus einem früheren Studium der Stadtgeografie. Schließlich Handelt es sich um die Entwicklung eines komplett neuen Stadtteils. Wichtig war die richtige Gewichtung zwischen Artikeln, Fotos, Videos und Audiobeiträgen zu finden. Was in der Konzeption prima aussah, musste allerdings erst praktisch umgesetzt werden, so dass die eine oder andere Geschichte aus unterschiedlichen Gründen platzte. Was ist in der kurzen Zeit der Produktion überhaupt möglich? Welcher Aufwand ist gerechtfertigt und wirtschaftlich? Wie wird das ganze Material umgesetzt? Und natürlich, wie kommt das fertige Produkt beim Auftraggeber und bei den Lesern überhaupt an – was ja das Wichtigste überhaupt ist?

Andere Arbeitsweise
Das Produktionsteam aus Journalisten und Layoutern war bewusst klein gehalten und arbeitete über MS Teams zusammen. Die Mitarbeiter waren in Franken verstreut, ich kam aus Oberbayern hinzu. Regelmäßige Briefings mit Überprüfen des Konzepts, konsequentes Arbeiten mit der Cloud waren an der Tagesordnung. Ich durfte einige Artikel vorschlagen, recherchieren, schreiben und damit dem Projekt beisteuern, was mich an meine Zeit des Lokaljournalismus erinnerte. Aber das Ganze war eine Nummer größer. So war es Problem, die richtigen Ansprechpartner zu identifizieren. Hatte man sie endlich gefunden, galt es sie zu überzeugen nicht nur als Interviewpartner zur Verfügung zu stehen, sondern auch Audio-Interviews mit dem Tascam Mixcast 4 aufzunehmen, das natürlich nach einem Software-Update erst einmal den Dienst verweigerte. Statt der Tascam Software Podcast Editor verwendete ich genervt Audacity. So mancher Gesprächspartner war kein Medienprofi und mehrmaliges Einsprechen war die Folge.

3x Mark(c)us – König, Blume und Söder
Die Kommunikation der Stadt Nürnberg unterstützte mich, aber noch wichtiger war mein privates Netzwerk. Wir wollten was richtig Großes schaffen. Ich hatte meinen Auftraggeber versprochen, dass ich Videostatements den drei Markus bzw Marcus – vom Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König, dem Wissenschaftsminister Markus Blume und Ministerpräsident Markus Söder einholen werde. Nicht kleckern, sondern klotzen. Und sie sollten individuell sein, kein Stück von der Stange. Das Versprechen wollte ich unbedingt halten, stellte schriftliche und mündliche Anfragen, diskutierte, bettelte und siehe da, alle drei Promis lieferten individuelles Material. Darauf bin ich ziemlich stolz und meinem Auftraggeber gefiel es auch, solche Promis im Blatt, bzw im Digitalmagazin zu haben. Den Aufwand hatte ich am Anfang allerdings ein wenig unterschätzt, aber Ende gut, alles gut und ich danke den guten (Verwaltungs-)Geistern hinter den Kulissen, die mich hier unterstützt haben. Die Netzwerkpflege über Jahre hat sich bewährt.

Ausspielen für Endgeräte
Nach der Freigabe meines Materials durch meinen leitenden Redakteur baute die Layouterin Julia das Digitalmagazin und schuf allerhand Kartenmaterial via Illustrator, schmiss immer wieder die Seiten um, denn ein Digitalmagazin ist eben kein Printmagazin. Es gehorcht anderen Regeln, die wir alle erst einmal verinnerlichen mussten. Wie ist der Lesefluss? Wie muss die Navigation sein? Am Rechner sah das Produkt sehr gut aus. Ich hatte zunächst meine Zweifel, ob es auch am Smartphone wirkt, denn wir leben in einer mobilen Gesellschaft. Meine Zweifel waren unbegründet. Auch am kleineren Bildschirm funktioniert alles. Für mich die beste Nutzung des Digitalmagazins zu Lichtenreuth ist allerdings am Tablet, weil es meinen Lesegewohnheiten näher kommt. Ich lese viel am Tablet und habe es in der Regel auch griffbereit.

Jetzt bin ich natürlich gespannt, wie die ganze Sache beim Publikum ankommt. Wichtig ist, was hinten rauskommt, hat mal ein Kanzler gesagt. Mir persönlich gefällt das Produkt und ich bin sehr begeistert und auch stolz, dass ich hier mitarbeiten durfte und mich auch aktiv einbringen durfte. Kooperative Führung, Teamarbeit und Professionalität auf allen Seiten machen einfach Spaß.

Persönlich sehe ich eine große Chance für Digitalmagazine im Bereich Corporate Publishing. Das umschreibt einfach ausgedrückt alle Publikationen und Inhalte, die von einem Unternehmen veröffentlicht werden. Dazu zählen insbesondere die journalistische Unternehmenskommunikation in den eigenen Kanälen. Danke, dass ich hier dabei sein durfte und stehe natürlich als für weitere Aufträge zur Verfügung. Wie ist eure Meinung?

Ein Schülerzeitungsseminar für Schüler mit geistiger Behinderung

17. Dezember 2015

Die ComPost-Redaktion im Kaisersaal in Kloster Banz.

Die ComPost-Redaktion im Kaisersaal in Kloster Banz.

Eine Leidenschaft von mir ist das Thema Schülerzeitung. Es macht mir seit Jahren absoluten Spaß, die Nachwuchsredakteure und -layouter zu schulen. Jetzt durfte ich im Auftrag der Hanns Seidel Stiftung eine besondere Schulung durchführen: Ein Schülerzeitungsseminar für Schüler mit geistiger Behinderung.
Es war eine Premiere und es wurde ein Schülerzeitungsseminar der ganz besonderen Art. Im oberfränkischen Kloster Banz hatten sich acht Schülerinnen und Schüler der Comenius-Schule Aschaffenburg getroffen. Die Comenius-Schule Aschaffenburg ist ein staatliches Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sie wird von 180 Schülerinnen und Schülern mit den differenziertesten Förderbedürfnissen besucht. Die Schüler haben unterschiedliche geistige Behinderungen – das hält sie aber keineswegs davon ab, mit voller Begeisterung ihre Schülerzeitung ComPost zu produzieren. Auch wenn manches natürlich anders geht als an anderen Schulen.
“Manches geht bei uns halt ein bisschen langsamer: Ein Interview mit 20 Fragen üben wir tagelang”, sagt Betreuungslehrerin Andrea Greiner. Aber am Ende hat jeder Schüler “seine” Frage auswendig parat und ist am Ende mächtig stolz, wenn dann das Interview “im Kasten” ist. Auch Fotografieren und das Tippen am Computer macht den Schülern einen riesigen Spaß. Mit Feuereifer wird jeder Winkel des Klosters Banz abfotografiert – besonders interessant sind der barock-prächtige Kaisersaal, das Videostudio und natürlich das Schwimmbad.

Pädagogisch behutsam gehe ich als Referent vor. Kurze, klare Sätze helfen den Schülerinnen und Schülern bei ihrer Arbeit. Grundlagen der Fotografie werden in Theorie und Praxis durchgenommen. Themen für die kommende Ausgabe der ComPost werden geplant und besprochen. Zudem werden In- und Out-Listen gesammelt und am Computer eingegeben – für die behinderten Schüler ein großer Erfolg und eine Bestätigung ihrer Arbeit. Fotos und Texte wurden auf USB-Sticks überspielt und werden jetzt in Aschaffenburg in die ComPost-Ausgabe eingearbeitet.


“Für uns ist das Seminar ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Inklusion in der Praxis funktionieren kann”, so Referentin Stefanie von Winning vom Institut für politische Bildung der Hanns Seidel Stiftung. Für die Zukunft sind weitere ähnliche Seminare geplant.

Sponsoren für weitere Seminare gesucht
Der Besuch des Schülerzeitungsseminars für die Schülerinnen und Schüler war nur möglich, da Eltern einer Schülerin der Schülerzeitung eine großzügige Spende zukommen ließen. Für künftige Seminare in Kooperation mit der Hanns Seidel Stiftung sind die Schüler auf weitere Sponsoren angewiesen. Nachdem ja viele nach Inklusion in der Gesellschaft rufen, bin ich mal gespannt, ob sich jetzt jemand meldet. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen und den Kontakt zur Schülerzeitungsredaktion ComPost vermitteln.

Blogger im RL: Heike Stiegler von Heikes Stadtgeflüster

28. April 2015

Wir Blogger sind schon ein interessantes Völkchen. Ich selbst bin Mitglied der IronBlogger München, einer Vereinigung von Bloggern. Es geht uns um Vernetzung, Ideen und Feiern. Als Mitglied muss man mindestens einmal die Woche bloggen, sonst zahlt man in die Vereinskasse, deren Inhalt dann regelmäßig versoffen wird.
Dann gibt es verschiedene Twittertreffen, Barcamps, Stammtische, Konferenzen. Und es gibt es wieder spontane Begegnungen mit Leuten, deren Blogs ich seit langem verfolge, aber es irgendwie noch nicht geschafft habe, sich im RL (Real Life) mal zu treffen. So ein Blog ist Heikes Stadtgeflüster und die Bloggerin dahinter ist Heike Stiegler. Ich folge ihr in Facebook und in Twitter seit einer gefühlten Ewigkeit, aber ein Treffen Face to Face haben wir nie geschafft. Bis jetzt: Die Nürnberger Heike Stiegler organisierte einen Event in Franken und ich nahm daran teil.
Der Blog Heikes Stadtgeflüster dreht sich um Menschen und das finde ich prima. Geschichten über Menschen sind das Salz in Suppe der Blogosphäre. Anders wie meine Blogs, setzt Heike Stiegler massiv auf Audio, speziell auf Audiopodcasts. Als gelernte Radio-Frau versteht sie hervorragend den Umgang mit Ton. Sie selbst schreibt: „Dennoch war ich am Anfang nicht recht überzeugt von „podcast“. Meiner Meinung nach würden „podcast“ nicht genutzt werden und schon gar keine Zukunft haben. Ich komme aus der visuellen Welt und war/bin der Meinung, eine Geschichte kann nur durch gute Bilder und Videos richtig ansprechend wirken. Lange Zeit gab es für mich nur zwei Alternativen – entweder ein gut gemachter, aber relativ kurz gefasster Text mit vielen schönen ansprechenden Bildern, oder ein drei- bis maximal fünfminütiges Video, das gerne aber auch noch kürzer sein darf.“
Da der Blog Stadtgeflüster hauptsächlich um Franken geht, speziell um Nürnberg, ist es natürlich ideal, dass ich so den fränkischen Dialekt so hören kann. Ihr Motto: „Ich bin ja der festen Überzeugung, dass jeder Mensch seine persönliche Geschichte hat, nur wissen die meisten das meist selbst nicht. Mein zweiter Spruch ist immer: Geschichten liegen auf der Straße, man muss sie nur aufgreifen.“ Dies finde ich eine hervorragende Idee. Heike Stiegler interviewt große und kleine, wichtige und unwichtige, schillernde und blasse Persönlichkeiten aus dem fränkischen Raum. Immer wieder schafft sie es, eine Geschichte aus ihren Interviewpartner herauszukitzeln. Eine Geschichte, die es wert ist, sich anzuhören. Sie selbst schreibt: „Nachdem ich mich im Studium nun eingehender mit dem Thema „podcast“ beschäftigen musste stellte ich schnell fest, dass hier ein ganz anderer Vorteil versteckt liegt, den weder geschriebener Text, noch Video jemals erfüllen können.  Ein Audio-Beitrag kann sehr gut angehört werden, während man eine andere Aufgabe erfüllt.“
Zudem hat sich Heike Stiegler auf dem Bereich Mojo spezialisiert. Dahinter verbirgt sich der Begriff Mobile Journalism. Dies ist ein aktueller Trend im Journalismus, den Heike Stiegler schon seit langem verfolgt und sie sich so zu einer Expertin im deutschsprachigen Raum herausgemausert hat. Berühmt geworden ist ihre gelbe Tasche. Dort ist das Equipment für Mojo verstaut. Diese gelbe Tasche ist inzwischen zu einem Markenzeichen von Heike Stiegler geworden.
Während einer Autofahrt durch Franken erzählte sie mir das Geheimnis von Heikes Stadtgeflüster und ihre Arbeitsweise. Dieses Gespräch drehte ich in meinem iPhone mit.

Anforderungen an den Journalisten von heute – Dietmar Gaiser im Interview

8. Dezember 2014

Dietmar Gaiser (r) im Gespräch mit Matthias J. Lange von redaktion42.

Dietmar Gaiser (r) im Gespräch mit Matthias J. Lange von redaktion42.

Wie muss der Journalist der Gegenwart und Zukunft aussehen? Diese Frage stellte ich einen alten Hasen der Zunft: Dietmar Gaiser.
Gaiser ist gelernter Tageszeitungsjournalist, arbeitete im Lokalen im Allgäu, berichtete ein Jahr als Korrespondent aus Vietnam und schrieb später für die tz München. Später wechselte er zum Bayerischen Fernsehen und wurde richtig bekannt als Moderator verschiedener Sendungen wie Kunst und Krempel oder Bürgersendungen wie Jetzt red i. Hier zeigte sich vor allem seine Schlagfertigkeit. Noch heute arbeitet Dietmar Gaiser als Coach und Trainer.
Gaiser gibt dem Journalisten eine Chance, aber das Berufsbild hat sich dramatisch verändert. Ein Journalist müsse alle Kanäle ausnützen und seine Geschichten in den verschiedenen Formen erzählen. Jemand, der für eine Tageszeitung nur die schönen Geschichten schreiben will, der werde keine Chance am Arbeitsmarkt haben. Der Journalist von heute müsse in der Flut von Meldungen und Nachrichten Orientierung geben. Das werde mehr denn je benötigt.
Ich führte mit Dietmar Gaiser dieses Interview:

Soundtracktipp: Frost/Nixon von Hans Zimmer

12. September 2014

Guter Soundtrack: Frost vs Nixon von Hans Zimmer.

Guter Soundtrack: Frost vs Nixon von Hans Zimmer.

Ich gebe es ja zu, ich mag Hans Zimmer nicht. Ich mag seine Musik überhaupt nicht. Ich finde sie schrecklich, ich finde sie vulgär, ich finde sie zu bombastisch und einfallslos. Und ich gebe zu, ich habe mich geirrt.
Bei der Recherche für einen Lehrauftrag schaute ich mir einmal wieder die Verfilmung Frost gegen Nixon an. Ich mag den Film, ich mag das Thema und ich liebe die Umsetzung wie sie uns hier präsentiert wird. Beim Betrachten des Films achtete ich immer wieder auf die Musik. Sie unterstrich den Film, sie ging mir gut ins Ohr. Und ich muss zugeben, sie berührte mich. Am Ende musste ich doch nachschauen, wer die Musik zu diesem Film komponiert hatte. Und ich fiel fast vom Stuhl, als ich die Zeilen las: Hans Zimmer
Ich konnte es nicht fassen. Der gleiche Hans Zimmer, der uns diese schrecklichen Machwerke wie Piraten der Karibik und anderen Soundtrack-Fast Food serviert hat? Hat er den Score womöglich sogar selbst geschrieben? Oder entstammte dieser Soundtrack aus der typischen Hans Zimmer-Maschinerie? Auf jeden Fall habe ich mir den Soundtrack Frost/Nixon gekauft und den immer wieder gehört. Ruhig, emotional, extrem gefühlvoll, ganz, ganz große Kunst. Der Soundtrack ist anders, wie die anderen Werke von Hans Zimmer, die ich kenne. Und wahrscheinlich wird der Soundtrack auch von den typischen Zimmer-Fans nicht gemocht. Ich zumindest musste meine Meinung revidieren: ich mag Zimmer zwar immer noch nicht, aber der Soundtrack Frost/Nixon ist hervorragend und eine klare Hörempfehlung von mir. Leider hätte das Booklet informativer ausfallen können. Mehr als ein paar Bilder waren darin nicht zu finden, aber ich hör schon auf zu meckern.

ARD was soll das? Edward Snowden ins Nachtprogramm abschieben

28. Januar 2014

Snowden im NDR-Interview.  Screenshot aus YouTube/NDR

Snowden im NDR-Interview.
Screenshot aus YouTube/NDR

Ich bin ja kein Freund von Medienschelte und vielleicht trotzdem muss ich gerade heute mal richtig schimpfen. Grund ist die späte Sendezeit des Snowden-Interviews am Sonntagnacht in der ARD. Leute bei der ARD, so geht es einfach nicht!

Weltexklusiv war den Trailern zur Sendung zu vernehmen. Schreierisch wurde für dieses Interview am Sonntag geworben. Und ich ziehe meinen Hut, dass es dem NDR-Journalisten Hubert Seipel, gelang, den Whistleblower Edward Snowden vor die Kamera zu holen – zum ersten Mal ein Interview und das noch weltexklsuiv. Da ist euch ein journalistischer Coup gelungen – wirklich Respekt. Gratulation an den Kollegen Hubert Seipel.

Warum liebe Programmmacher in den Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten strahlt ihr dann dieses weltexklsuive Material spät nachts aus? Habt ihr einen Vogel? Geht es euch noch gut? Ich will euch ja nicht zu nahe treten, aber jeder TV-Volontär weiß, um welche Sendezeit so ein heißer Braten serviert werden muss – zur Primetime. Das ist die Sendezeit, bei dem die Zuschauer wach sind und ihrer Aufgabe nachkommen – nämlich zuschauen. Braucht ihr wirklich eine Schulung über Journalismus? Der Ex-NSA-Mitarbeiter äußerte sich im Exklusiv-Gespräch über seine Enthüllungen, Wirtschaftsspionage und Todesdrohungen.

Wenn in Deutschland das Hochwasser steigt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn der Schnee fällt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ein Promi verunglückt, dann kommt ein Brennpunkt. Wenn ihr von dem wichtigsten Whistleblower ein weltexklsuives Interview habt, dann kommt kein Brennpunkt. Dann muss ich einen Tatort über mich ergehen lassen, soll dem Günter Jauch zum Thema Snowden lauschen und soll mir dann zu nachtschlafender Zeit das weltexklsuive Material ansehen. Eine Zeit, zu der die normal arbeitende Bevölkerung müde ins Bett wankt.

Als Gebührenzahler frag ich mich da schon, welche journalistische Gewichtung ihr dem Thema Snowden beimisst? Ich habe mal gelernt: Wenn es die Leute betrifft, dann ist es ein wichtiges Thema. Datenspionage und Überwachung betrifft alle, alle Zuschauer und ihr schiebt dieses Thema auf einen Sendeplatz, auf dem sonst nur die Schachweltmeisterschaft oder Kulturzeugs laufen. Klar, ich kann mir das Interview in der Mediathek ansehen oder noch besser bei YouTube – da bleibt es wenigstens erhalten. Aber das ist noch nicht der Sinn eines weltexklusiven Materials.

Oder sollte gar Druck auf die Programmmacher ausgeübt worden sein? Oder hatten die ARD-Programmverantwortlichen die Schere im Kopf? Nicht auszudenken. Ich bin auf jeden Fall enttäuscht und empört.